CH644397A5 - Verfahren zur nassbehandlung von haeuten, fellen, bloessen oder leder. - Google Patents
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Description
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PATENTANSPRÜCHE
1. Verfahren zur Nassbehandlung von Häuten, Fellen, Blossen oder Leder, dadurch gekennzeichnet, dass man der Behandlungsflotte in mindestens einem Verfahrensschritt mindestens ein Verdickungsmittel zusetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man der Flotte 0,01-2 Gew.-%, vorzugsweise 0,03-1,2 Gew.-%, insbesondere 0,03-0,35 Gew.-% Verdickungsmittel zusetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass man der Flotte als Verdickungsmittel Cellulo-seäther, vorzugsweise Methyl-, Hydroxyäthyl-, Hydroxypro-pylmethyl-, Hydroxybutylmethylcellulose, oder ein Gemisch solcher Cellulosederivate, zusetzt.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass man der Flotte als Verdik-kungsmittel eine polyanionische Verbindung, vorzugsweise ein Polymerisat auf Basis von Acryl- oder Methacrylsäure, oder ein Gemisch solcher Polymerisate, zusetzt.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass man bei der Herstellung von gerbfertigen Blossen aus Fellen und Häuten in der Wasserwerkstatt unter Ablauf der Weiche, der Enthaarung, des Hautaufschlusses und der Beize als Verfahrensschritte in Flotte der Behandlungsflotte in mindestens einem Verfahrensschritt mindestens ein Verdickungsmittel zusetzt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, dass man bei der Herstellung von gerbfertigen Blossen aus Fellen und Häuten in der Wasserwerkstatt unter Ablauf der Weiche, der Enthaarung, des Hautaufschlusses und der Beize nach enzymatischem Verfahren in Flotte in einem Arbeitsgang der Behandlungsflotte mindestens ein Verdickungsmittel zusetzt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche I -4, dadurch gekennzeichnet, dass man bei der Herstellung von Leder aus gerbfertigen Blossen durch Gerbung in Flotte der Gerbflotte mindestens ein Verdickungsmittel zusetzt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, dass man zum Fetten von Leder in Flotte der Fettungsflotte mindestens ein Verdickungsmittel zusetzt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, dass man zum Färben von Leder in Flotte der Färbeflotte mindestens ein Verdickungsmittel zusetzt.
Bei der Lederherstellung arbeitet man überwiegend in wässrigem Milieu. Die Vorbereitung der Haut zur Gerbung erfolgt in der sogenannten Wasserwerkstatt. Haare, Oberhaut und Unterhautbindegewebe müssen entfernt werden, da nur die eigentliche Lederhaut mit Papillarschicht (Narben) und Reticularschicht (Stützschicht) zur Lederherstellung verwendet werden können.
Die Bearbeitung der Häute in der Wasserwerkstatt umfasst als Verfahrensschritte in der Regel die Weiche, die Haarlockerung, den Hautaufschluss und die Beize. Daran schliesst sich die eigentliche Gerbung der Häute an. All diese Schritte wurden in langer, handwerklicher Tradition entwik-kelt und haben bis heute zahlreiche Verbesserungen und Anpassungen an die moderne Technologie erfahren (vgl. F. Stather «Gerbereichemie und Gerbereitechnologie», Akade-mie-Verlag, Berlin 1967). Mit immer steigender Dringlichkeit schieben sich indessen ökologische Probleme in den Vordergrund. Der Umfang dieser Probleme ist z.B. daran zu ermessen, dass etwa 50% der angelieferten Rohhautmenge bei der Lederherstellung als ungegerbte oder gegerbte Abfälle sowie mit dem Abwasser verlorengeht. Ferner belasten auch die bei den einzelnen Teilprozessen zugesetzten und z.T. nicht verbrauchten Chemikalien das Abwasser. (Vgl. Ullmann's Ency-clopädie der techn. Chemie, 4. Auflage, Band 16, Verlag Chemie, 1978, Seiten 126-127).
Der Wasserverbrauch bei der Lederherstellung konnte zunächst durch die Umstellung der Produktion vom ruhenden ins bewegte Medium deutlich gesenkt werden. Beim Arbeiten mit rotierenden geschlossenen Fässern rechnet man noch mit etwa 25 m3 Abwasser pro Tonne Rohhautgewicht, gegenüber etwa 75-125 m3/t beim Einhängen der Häute in Gruben und allmählichem Auszehren der Brühen im Gegenstromprinzip.
Bei der traditionellen Technologie fallen die Abwasser der Weiche mit dem aus der Haut herausgelösten Konservierungssalz, daneben Schmutzschwebstoffen und löslichem Eiweiss, die Äscher-Restbrühen, die etwa 80% der anfallenden giftigen Verunreinigungen (Sulfid) führen, die Restflotten von Entkälkung und Beize mit gelösten Kalk- und Ammoniumsalzen, die Pickelflotten und als zweitwichtigster Anteil die Restflotte der Chromgerbung mit nicht ausgezehrtem Chromgerbstoff, Neutralsalzen und daneben noch die Restbrühen der Neutralisation, Nachgerbung, Färbung und Fettung an. Die Technik steht der Forderung gegenüber, den Wasserverbrauch und damit die Abwassermenge auf ein Minimum zu senken. Die Tendenz geht dahin, in möglichst kurzer Flotte zu arbeiten. Weiter wurden moderne Maschinenaggregate (z.B. Gerbtrommeln oder Mischer) entwickelt, die ein Aufheizen und Recycling der Flotten während des Prozessablaufs ermöglichen. Eine weitere Entlastung brachte neue Verfahrensentwicklungen.
In der US-PS 3 986 926 wird ein enzymatisches Verfahren zur Herstellung gerbfertiger Blossen empfohlen, bei dem Weiche, Enthaarung, Hautaufschluss und Beize in einem Arbeitsgang durchgeführt wird (Einstufenverfahren). Dennoch bleibt auch gegenüber diesen modernen Entwicklungen die Forderung nach einer noch rationelleren Ausnutzung der Wasserreserve bestehen. Andererseits durfte die Qualität der hergestellten Produkte unter keinen Umständen leiden.
Es wurde nun gefunden, dass die oben dargestellten Verfahren zur Herstellung von Leder aus Häuten und Fellen in extrem kurzer Flotte durchgeführt werden können, wenn man innerhalb der an sich bekannten Verfahrensabläufe Verdik-kungsmittel, d.h. organische hochmolekulare Stoffe, die Wasser aufnehmen und bei genügender Wasseraufnahme in homogene, zähflüssige Lösungen übergehen zusetzt. (Vgl. Römpp's Chemielexikon, 7. Auflage, 1978 und Ullmann's Encyclopädie der techn. Chemie 3. Auflage, Band 17, Seiten 107 und 192,1966). Als Verdickungsmittel im Sinne der vorliegenden Erfindung kommen in erster Linie natürliche organische Verdickungsmittel wie Agar-Agar, Carrageen, Tra-ganth, Gummi arabicum, Alginate, Pektine, Guarmehl, Kernmehl, Stärke, Dextrine, Leime, Gelatine, Casein, weiter organisch abgewandelte Naturstoffe, modifizierte Stärken und Stärkederivate sowie -abbauprodukte, Cellulosederivate, beispielsweise Carboxyalkylcellulose bzw. Celluloseäther, Hydroxyäthyl- und Propyl(methyl)cellulose und dergleichen Kernmehläther sowie organische vollsynthetische Polymere wie Polyacrylverbindungen, Polycarbonsäuren bzw. ihre Salze, Vinylpolymere, Polyäther, Polyamide, schliesslich anorganische Verdickungsmittel wie Polykieselsäuren, Tonmineralien wie Montmorillonite, Zeolithe u.a. in Frage. Bis zu einem gewissen Grad können die Erfahrungen mit Verdik-kungsmitteln aus anderen technischen Bereichen z.B. dem des Textildrucks [Vgl. Melliand Textilberichte 5, 580 (1972) sowie Bayer Farben Revue 15, 64 (1968), 16, 53 (1968)] eingebracht werden.
Besondere Bedeutung kommt den Celluloseätherproduk-ten, insbesondere der Methylcellulose, Äthylcellulose,
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Hydroxyäthylcellulose, Hydroxypropyl-methylcellulose und der Hydroxybutylmethylcellulose zu. Diese letzteren können z.B. durch Einwirkung von Äthylenoxid, von Propylenoxid und Methylchlorid bzw. von Butylenoxid und Methylchlorid auf Cellulose unter basischen Bedingungen hergestellt werden, zu. Sie sind z.B. unter der Bezeichnung METHOCEL® (Dow Chemical Company) oder NATROSOR® (Hercules) im Handel erhältlich.
Ferner sind von besonderer Bedeutung anionische Poly-elektrolyte, insbesondere Polymerisate auf der Basis von Acryl- bzw. Methacrylsäure, sowie der Maleinsäure bzw.
ihres Anhydrids und in geringerem Masse der Crotonsäure, Itaconsäure u.ä., gegebenenfalls unter Zusatz anderer geeigneter Monomerer wie z.B. (Meth)acrylsäureamid und Estern der (Meth)acrylsäure, beispielsweise der Ester von Ci-C4-Alkoholen wie Methylmethacrylat, Äthyl- und Butyl-acrylat, sowie anderer polymerisierbarer Vinylverbindungen wie Styrol, heterocyclischer Vinylverbindungen wie N-Vinyl-pyrrolidon, Vinylcaprolactam usw. bevorzugt in Form ihrer Alkali- und Ammoniumsalze wie z.B. des Natriumsalzes von Polyacrylsäuren. Es versteht sich, dass die Wahl des Verdik-kungsmittels die übrigen Parameter der Flotte berücksichtigt. So liegt der Gebrauch der anionischen Polymerisate vom Acrylattyp vorwiegend im alkalischen bis Neutralbereich. Es kommen sowohl die Verwendung löslicher Festprodukte als auch von Dispersionen in Frage. Die Verdickungsmittel können auch in geeigneter Weise kombiniert zur Anwendung kommen.
Geeignete Vertreter dieser Klasse von Acrylverbindungen sind z.B. unter der Typenbezeichnung ROHAGIT® im Handel erhältlich. Einen Überblick über handelsübliche Verdik-kungsmittel gibt H. Dahm in Bayer Farben Revue «Verdik-kungsmittel und Kleber für den Textildruck und verwandte Arbeitsgebiete», Sonderdruck, 4. Auflage (1974). Das technische Handeln gemäss der vorliegenden Erfindung kann
A. auf die Verfahren der Wasserwerkstatt mit den Verfahrensschritten a) Weichen b) Haarlockerung und Hautaufschluss (Äscher bzw. Schwöde)
c) Entkälken und Beize d) Pickeln d.h. zur Herstellung von gerbfertigen Blossen aus Fellen und Häuten und
B. auf die eigentliche Gerbung, insbesondere die Verfahrensweisen oc) Chromgerbung bzw.
ß) synthetisch-vegetabilische Schnellgerbung und y) Kombinationsgerbung und
C. auf die Nassvorgänge zur Zurichtung des Leders i) Neutralisation von Chromleder ii) Nachgerbung von Chromleder iii) Färbung und Fettung von Chromleder gerichtet sein.
Die genannten Verfahrensschritte können nach dem erfin-
dungsgemässen Verfahren in extrem kurzer Flotte durchgeführt werden. Der Gehalt an den erfindungsgemäss zu verwendenden Verdickungsmitteln kann - in Abhängikeit von individuellen Verdickungsmitteln und ihrer relativen Wirkung - innerhalb gewisser Grenzen schwanken ; er ist im allgemeinen ziemlich gering. Als Richtwerte können 0,01 bis 2 Gew.-%, vorzugsweise 0,03 bis 1,2 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,03 bis 0,35, bezogen auf die Gesamtflotte, an Verdik-kungsmittel betrachtet werden.
Im übrigen kann das erfindungsgemässe Verfahren wie an den einzelnen Verfahrensschritten gezeigt werden soll, unmittelbar an die Verfahren des Standes der Technik anschliessen. So kann z.B. vorteilhaft bereits von vorneherein der Weiche Verdickungsmittel der vorstehend definierten Art zugesetzt werden, der Zusatz des Verdickungsmittels kann aber auch in jedem anderen Stadium der Wasserwerkstatt, also auch bei der Haarlockerung bzw. dem Hautaufschluss oder bei Entkälken und Beizen oder beim Pickeln erfolgen. Einer der Vorteile des erfindungsgemässen Verfahrens liegt in der Möglichkeit mit der eingestellten, kurzen Flotte weiterzufahren. Dieser Vorteil kommt besonders bei dem «Einstufenverfahren» gemäss US-PS 3 986 926 zum Tragen. Dabei wird auf die von Konservierungssalz befreite Rohware (Häute und Felle) eine wässrige Flotte mit pH-Wert zwischen 9 und 12 zur Anwendung gebracht, die neben Pilzproteasen mit einem Wirkungsoptimum bei einem pH-Wert >7,0 Bakterienproteasen mit einem Wirkungsoptimum vom pH-Wert >9,0, einem Amin oder einem Amindonor und einer reduzierend wirkenden organischen Schwefelverbindung noch Verdickungsmittel der angegebenen Art innerhalb des angegebenen Konzentrationsbereichs enthält.
Die Arbeitsgänge des Weichens, Äscherns usw. können dabei mit einer Flottenlänge von 30 bis 50% Wasser durchgeführt werden.
Als besonders vorteilhaft hat sich bei dieser Ausführungsart der Zusatz von ca. 0,5 Gew.-% des Natriumsalzes einer Polycarbonsäure, insbesondere einer Polyacrylsäure und/ oder von Methylcellulose erwiesen. Es muss als besonders vorteilhaft angesehen werden, dass nach dem Verfahren gemäss der Erfindung kein Äscher-Abwasser mit hoher Proteinbelastung mehr anfällt. Durch die geringe Flottenmenge ist die Möglichkeit gegeben, den Haarschlamm vom Abwasser abzutrennen.
Die Vorteile des erfindungsgemässen Verfahrens kommen auch im nachfolgenden Verfahrensabschnitt b) der Wasserwerkstatt zum Ausdruck. Während man bislang bei der Fass-schwöde zur Erzielung eines Hautaufschlusses eine Erhöhung der Flottenlänge auf 100-120% nach dem Einwalken der Haare vornehmen musste, ist dies bei Anwendung des vorliegenden Verfahrens nicht mehr erforderlich. Die Verfahrensschritte der Haarlockerung und des Hautaufschlusses können z.B. in der Weichflotte durchgeführt werden. Durch die Anwendung von Verdickungsmittel wird die Haarlockerung bzw. Haarversulzung beschleunigt und erfolgt gleichmässiger. Die Penetration der Äscherchemikalien erfolgt insgesamt schneller. Man erhält eine weich geschwellte, nicht pralle Blosse frei von Narbenzug. Durch den «gesteuerten» Hautaufschluss wird ein günstiges Flächenrendement erhalten. Ein velourisierter Narben oder Narbenschäden durch Reibung bei der Bewegung wurden überraschenderweise trotz Anwendung der kurzen Flotte nicht beobachtet.
Man erhält nach Durchführung des «Einstufenverfahrens» grundreine zugfreie Blossen von hoher Qualität. Weiter tritt durch die Versulzung der Haare und die beim Hautaufschluss eintretende Schwellung eine derartige Verdickung der Flotte ein, dass sie hochviskose bis breiartige Konsistenz annimmt. Diese kann vorteilhaft weiterverarbeitet, beispielsweise in Anlehnung an die Lehre der DE-OS 27 05 669 z.B. auf wasserlösliche Hydrolyseprodukte hin aufgearbeitet werden.
Bei den Verfahrensabschnitten C) Entkälkung und Beize wird bei den bisher üblichen Technologien empfohlen, nach kurzen Laufzeiten die Flottenlänge zu vergrössern, um Narbenschäden durch Reibeffekte zu vermeiden. Beim erfindungsgemässen Einsatz von Verdickungsmitteln ist dies nicht erforderlich, da durch diese Narbenschädigungen vermieden werden. Überraschend war hierbei die Erfahrung, dass Ent-kälkungswirkung und Beizeffekt nach wesentlich kürzeren Laufzeiten als bisher erreicht werden. Abgesehen von der Verkürzung der Verfahrensdauer schliesst sich das erfindungsgemässe Vorgehen an die Verfahren des Standes der Technik an.
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Pickel und Chromgerbung können bei erfindungsgemäs-sem Vorgehen mit Flottenlängen von 20-40% (verglichen mit herkömmlichen Verfahren) durchgeführt werden. Dadurch wird sowohl die Salzbelastung des Abwassers verringert als auch die Gerbstoffaufnahme verbessert. Zur Erzielung der Kochfestigkeit kommt man mit kürzeren Laufzeiten als nach der konventionellen Arbeitsweise aus.
Im Schnitt beobachtet man eine gleichmässigere Chromverteilung. Es wird auch bei schwereren Hautprovenienzen ein erstaunlich feinkörniges Narbenbild erreicht. Auch der Verfahrensschritt des Pickels und der Chromgerbung schliesst sich erfindungsgemäss an die Verfahren des Standes der Technik an.
Bei erfindungsgemässem Vorgehen beobachtet man nicht die üblichen Schwierigkeiten wie sie bei synthetisch-vegetabi-lischen Schnellgerbverfahren auftreten. In diesem Zusammenhang sind besonders Narbenschäden durch Reibeffekte beim Walken in kurzer Flotte sowie Probleme in Bezug auf die Durchgerbung und Gerbstoffverteilung bei kräftigem Hautmaterial zu erwähnen. Sie werden sonst vor allem bei der Herstellung von Bodenleder (Waschleder) bei einer Stärke von über 5 mm beobachtet.
Bei der Neutralisation und der Nachgerbung von Chromleder wird eine besonders rasche Gerbstoffaufnahme sowie bei der Prüfung des Schnittes mit Bromkresolgrünlösung einheitliche Färbung (als Ausdruck einheitlicher pH-Verhältnisse) in der ganzen Stärke des Leders gefunden. Bei erfindungsgemässem Vorgehen in der Färbung werden egale, brillante Farbtöne erreicht. Eine Aufhellung des Farbtons, wie häufig bei Anwendung synthetischer Gerbstoffe, tritt nicht ein.
Bei der Fettung wird ein gutes Aufziehen sowie ein hoher Auszehrungsgrad der Flotte festgestellt. Auch für die Verfahrensschritte der Neutralisation, der Nachgerbung von Chromleder, der Färbung und der Fettung kann bei dem erfindungsgemässen Vorgehen auf die entsprechenden Verfahrensschritte des Standes der Technik zurückgegriffen werden.
Die nachfolgenden Beispiele dienen zur Erläuterung des erfindungsgemässen Verfahrens.
Bei den enzymatischen Verfahrensschritten gemäss der vorliegenden Erfindung können an sich bekannte Zusätze zu der enzymatischen Reaktion, wie Aktivatoren, Stabilisatoren u.ä., verwendet werden. Die proteolytische Wirksamkeit von Enzymen wird gebräuchlicherweise nach der Anson-Hämo-globin-Methode (M.L. Anson J. Gen. Physiol. 22, 79 (1939) bzw. nach der Löhlein-Volhard-Methode (die Löhlein-Vol-hard'sche Methode zur Bestimmung der proteolytischen Aktivität, Gerbereichem. Taschenbuch, Dresden-Leipzig 1955) als «LVE» (Löhlein-Volhard-Einheit) bestimmt. Unter einer Löhlein-Volhard-Einheit ist diejenige Enzymmenge zu verstehen, die unter den spezifischen Bedingungen der Methode 1,725 mg Casein verdaut.
Beispiel 1 : Weiche
150 gesalzene, schwarzbunte Bullenhäute mit 5000 kg Salzgewicht werden im Fass mit 150% Wasser, 30 °C Einlauftemperatur unter zeitweiliger Bewegung 2 Stunden lang gewaschen. Danach wird die Flotte verworfen.
Die Weiche erfolgt mit
30,0% Wasser, 25 °C
0,02% Methylcellulose
0,01 % anionischem Polyelektrolyt auf Basis Acrylsäure
0,6% Natronlauge 30%ig («Rohagit» SL 147®)
Weichdauer 6 Stunden. Es wird jede Stunde bei 3A Upm 15 Minuten lang bewegt.
Nach 6 Stunden sind die Häute über die ganze Fläche einwandfrei geweicht und können in der gleichen Flotte geäschert werden. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht des eingearbeiteten Hautmaterials (Salzgewicht).
Beispiel 2: Weiche, Haarlockerung und Hautaufschluss
150 gesalzene, rotbunte Kuhhäute mit 5000 kg Salzgewicht werden im Mischer zur Beseitigung von Kot, Dung und Konservierungssalz mit 80% Waser, 30 °C Einlauftemperatur 2 Stunden lang unter zeitweiliger Bewegung gewaschen. Danach wird die Brühe verworfen. Zur Weiche wird ein neues Bad bestehend aus
40,0% Wasser, 25 °C
0,05% wässrige Dispersion eines Acrylharzes («Rohagit»
SL 147® oder «Rohagit» SD 15®) 0,01% alkalische Bakterienproteinase mit 125000 LVE 0,01% Pilzproteinase mit 150000 LVE 0,6% Natronlauge 30%ig angesetzt. Weichdauer 4 Stunden. Jede volle Stunde wird 20 Minuten lang bewegt. Der pH-Wert der Weichbrühe beträgt bei Beginn 10,5 und am Ende der Weiche 9,5. Nach 4 Stunden sind die Häute einwandfrei geweicht.
Zur Haarlockerung und zum Hautaufschluss werden dem
Weichbad
3,0%
Kalkhydrat
1,0%
Natriumsulfid konz.
0,5%
Natriumhydrogensulfid 95%ig
0,2%
Natrium-2-mercaptoäthanol
0,2%
Thioglykolsäure 85%ig
0,4%
Harnstoff
0,5%
Ätznatron (Blättchen)
zugesetzt. Alle Komponenten werden zu Beginn des Äschers zugegeben. Ätznatron ist vor der Zugabe 1:5 mit Wasser zu lösen. Die Lösung darf bei der Zugabe 30 °C nicht überschreiten, um Verätzungen am Hautmaterial zu vermeiden. Zu Beginn des Äschers wird 2 Stunden lang bewegt. Die Äscherdauer beträgt 15-16 Stunden. Während der Nacht wird mehrmals 5 Minuten lang bewegt. Vor dem Leeren des Mischers wird nochmals 20 Minuten lang bewegt.
Die erhaltenen Blossen sind völlig haarfrei und grundrein und weisen eine wässrige Schwellung auf. Während beim Arbeiten ohne Verdickungsmittel bei dieser Gefässbeladung und Flottenlänge an den Blossen Narbenzug sowie Narbenschäden in Form von velourisierten und/oder abgeschliffenen Stellen beobachtet werden, konnte dieses Phänomen bei Verwendung von Verdickungsmitteln nicht festgestellt werden. Da durch die beim Hautaufschluss eintretende Quellung 50% der Flotte verbraucht wird, ist für die verbleibende Rest-flotte, die den Haarschlamm in Form einer viskosen, jedoch noch giessbaren Lösung enthält, die Möglichkeit gegeben, diesen vom Abwasser zu separieren. Der Zusatz von Verdik-kungsmittel im Äscher führt ferner zu einer Blosse, die nicht glatt ist und deshalb bei den im Anschluss an den Äscher folgenden mechanischen Arbeiten des Entfleischens und Spaltens nicht zum Rutschen neigt. Die Prozentangaben für die Weich- und Äscherchemikalien beziehen sich auf das Gewicht des eingesetzten Rohmaterials.
Beispiel 3 : Entkälkung und Beize
15,0% Wasser, 30 °C
0,1 % Hydroxypropylmethyl cellulose
0,02% Johannisbrotkernmehl
0,8% Ammonchlorid
0,4% Natriumhydrogensulfit
Laufzeit 20 Minuten. Zur Beize wird danach
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0,03% Trypsin mit 250000 LVE 0,9% Ammonsulfat zugesetzt. Man lässt 40 Minuten lang weiterlaufen. End-pH-Wert in der Flotte 8,2; Prüfung der Entkälkungswirkung am Blössenschnitt mit Phenolphthaleinlösung: äusseres Drittel farblos, inneres Drittel rot gefärbt.
Die Blossen sind am Ende der Beize grund-, gneist- und grundhaarfrei. Sie sind luftdurchlässig und haben ein sehr feines Narbenbild, bei dem auch bei der Überprüfung mit der Lupe keine Walkschäden trotz der kurzen Flotte zu erkennen sind. Die Diffusion der Chemikalien erfolgt schnell und gleichmässig. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht des eingearbeiteten Materials (Blossen). -
Beispiel 4: Chromgerbung
1000 kg entkälkte und gebeizte Ziegenblössen werden im Fass zunächst mit 150% Wasser bei 25 °C 20 Minuten lang gewaschen. Danach wird die Flotte verworfen.
Pickel :
20,0% Wasser, 20 °C
0,10% Hydroxyäthyl cellulose, 20 Minuten lang bewegen
3,0% Kochsalz, 10 Minuten lang bewegen
0,4% Schwefelsäure techn. 98%ig, 1:10, verdünnt 30
Minuten lang bewegen, pH-Wert der Flotte 3,4-3,6
Chromgerbung: Erfolgt in der Pickelflotte mit
6,0% eines organisch maskierten Chromgerbstoffes mit einem CnCh-Gehalt von 30% und einer Basizität von 50%. Laufzeit: 6 Stunden. End-pH-Wert der Flotte: 3,7.
Durch das Kurzflottenverfahren mit Hydroxyäthylcellu-lose wird die Penetration der Chemikalien im Pickel und in der Chromgerbung erheblich beschleunigt. So wurde im Pik-kel bereits nach einer Laufzeit von 30 Minuten ein einheitlich hellgrün gefärbter Blössenschnitt beobachtet. Die Leder waren nach einer Laufzeit von 6 Stunden kochgar. Sie wiesen keine Narbenbeschädigungen auf. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht des eingearbeiteten Hautmaterials (Blossen).
Beispiel 5 : Synthetisch vegetabilische Schnellgerbung
3000 kg gewaschene, entkälkte und gebeizte Rindsblössen werden in der im Fass verbliebenen Restflotte mit
10,0% eines synthetischen Gerbstoffes auf Basis eines
Phenol-Formaldehyd-Kondensationsproduktes mit einem Gerbstoffgehalt von ca. 40% 0,05% Hydroxybutylmethylcellulose 0,2% sulfatierter Tran, 1:5 emulgiert, 1 Stunde lang bewegen,
0,8% Ameisensäure techn..85%ig, 1:5 verdünnt, zugeben, 1 Stunde lang weiterlaufen lassen, pH-Wert der Flotte: 4,3
Prüfung des Lederschnittes mit Bromkresolgrünlösung: einheitlich grün gefärbt, angegerbt und sauer gestellt. Die Ausgerbung erfolgt mit
10,0% Quebrachoextrakt (Pulver) 1 Stunde lang weiterlaufen lassen 10,0% Mimosaextrakt (Pulver)
1,0% eines synthetischen Dispergiergerbstoffes auf Basis eines Kondensationsproduktes aus aromatischen Sulfonsäuren und Formaldehyd 0,2% sulfatierter Tran, 1:5 emulgiert
10,0% Wasser, 20 °C, 1 Stunde lang weiterlaufen lassen 10,0% Mimosaextrakt (Pulver)
20,0% Wasser, 20 °C, 7 Stunden lang weiterlaufen lassen
Die Endtemperatur der Brühe sollte 35 °C betragen. Die Leder verbleiben über Nacht im Gerbbad. Es ist vorteilhaft mehrmals 5-10 Minuten lang zu bewegen. Vor dem Herausnehmen der Leder empfiehlt es sich, diese 1-2 Stunden lang mit 200% Wasser von 25 0 C zu waschen.
Durch die Anwendung von Hydroxybutylmethylcellulose wird die Verteilung und gleichmässige Diffusion der Gerbstoffe im Schnitt wesentlich beschleunigt. Dies zeigt sich an den kurzen Laufzeiten zwischen den einzelnen Zugaben. Während normalerweise die Durchgerbung von kräftigerem Material ohne den Zusatz von Verdickungsmitteln zu Schwierigkeiten führt und oft auch mit langen Laufzeiten nicht zu erreichen ist, konnten solche Probleme bei Einsatz von Cellu-loseäthern nicht beobachtet werden. .
Nach Fertigstellung hatten die Leder eine gleichmässige, helle Farbe, einen weichen Griff und wiesen keine Narbenschäden auf. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht des eingearbeiteten Hautmaterials im Blössenzu-stand (Blössengewicht). Bei den angeführten Gerbstoffmengen handelt es sich um Ware und nicht um Reingerbstoff.
Beispiel 6: Neutralisation, Nachgerbung, Färbung und Fettung für Oberleder aus Grossviehhäuten
3000 kg gefalzte Chromleder in Hälften werden in der Gerbmaschine zunächst gewaschen mit
50,0% Wasser, 25 °C 0,5% Natriumformiat
Laufzeit 20 Minuten. Anschliessend Flotte ablassen.
Neutralisation:
15,0% Wasser, 25 °C
1,0% Neutralisationsgerbstoff
0,06% Hydroxypropylmethylcellulose, 20 Minuten lang bewegen, pH-Wert der Flotte; 4,8
Färbung:
1,0% anionischer Lederfarbstoff, 20 Minuten lang bewegen
Fettung:
7,0% anionische, emulgierbare Lederfettungsmittel auf Basis synthetischer oder tierischer Fettrohstoffe. Die Fettungsmittel werden vor der Zugabe 1:5 mit Wasser von 60 °C emulgiert. Laufzeit 20 Minuten.
Die Hilfsmittel werden schneller und einheitlicher vom Leder aufgenommen. Das anfallende Abwasser ist minimal. Die fertiggestellten Leder haben einen weichen Griff, sind sehr egal gefärbt und haben ein ausserordentlich feines Narbenbild. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht des Leders (Falzgewicht).
Beispiel 7: Fass-Färbung
1000 kg gefalzte, chromgegerbte Kalbleder werden in betriebsüblicher Weise neutralisiert. Die Färbung erfolgt im frischen Bad mit
20,0% Wasser, 50° C
0,2% Methylcellulose, 10 Minuten bewegen 0,5% 1:1 Metallkomplexe-Farbstoff, 20 Minuten lang bewegen
Die Fettung kann im gleichen Bad vorgenommen werden. Das Aufziehen des Farbstoffes auf das Leder erfolgt schneller als gewohnt. Vor dem Herausnehmen der Leder sollte ein
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Waschvorgang eingeschaltet werden.
Die fertiggestellten Lederzeigen eine brilliante egale Färbung. Auch das Waschwasser ist praktisch frei von Farbstoffanteilen. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht des verarbeiteten Leders (Falzgewicht).
Beispiel 8 : Fettung von Bekleidungsledern
Ausgangsmaterial: Schafpickelblössen. Die Pickelblössen werden zunächst in üblicher Weise chromgegerbt. Es folgen Nachgerbung, Neutralisation und Färbung.
Die Fettung wird im frischen Bad mit
50,0% Wasser, 60 °C 4,0% sulfatiertes Wollfett 2,0% sulfatiertes Spermöl
4,0% anionisches synthetisches Lederfettungsmittel, 10
Minuten lang bewegen 0,04% Hydroxyäthylcellulose, 10 Minuten lang bewegen
Nach dieser Laufzeit ist das Fettungsmittel vollständig aufgenommen. Nach kurzem Waschen können die Leder aus dem Fass genommen werden. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Abwelkgewicht.
Statt der genannten «ROHAGIT®»-Typen können mit gleichbleibend gutem Erfolg auch die Acrylat-Dispersionen «ROHAGIT» SD 15®
«ROHAGIT» S-ENV®
«ROHAGIT» S-NV®
• «ROHAGIT» MV®
«ROHAGIT» S-HV® eingesetzt werden.
Beispiel 9: Entfettung
Zur Entfettung werden 1000 kg Schafsblössen gebeizt und gepickelt, zunächst gut entwässert. Das Entwässern kann auch durch Abtropfen oder Abpressen erfolgen.
Entfettung (Fass):
3,0% äthoxiliertes Nonylphenol 0,2% Hydroxymethylcellulose 0,2% geruchloses Petrol. Es wird 60 Minuten lang gewalkt.
500% Wasser, 35 °C, 30 Minuten. Der Waschprozess ist zweimal zu wiederholen, danach ist die Fettemulsion vollständig entfernt. Nach der Gerbung werden Leder mit sauberem, gut färbbarem Narben sowie weichem Griff erzielt.
Die Prozentangaben beziehen sich auf das Materialgewicht, in diesem Falle = gleich Blössengewicht.
Beispiel 10: Entkälkung von Ziegenfellen Material:
2000 kg Ziegenblössen Entkälkung:
30% Wasser, 30 °C 2,0% Ammonchlorid
0,05% Methylhydroxyäthyläther der Zellulose. Bewegung: 20 Minuten. Bereits nach dieser kurzen Laufzeit sind die Blossen völlig durchentkälkt. Sie zeigen keine Rotfärbung mehr bei Prüfung mit Phenolphthaleinlösung. Die nachfolgende Beize kann im gleichen Bad durchgeführt werden.
Die Prozentangaben der Chemikalien beziehen sich auf das Materialgewicht = gleich Blössengewicht.
Beispiel 11 : Nachgerbung von Schafbekleidungsleder Material :
2000 kg Falzgewicht Nachgerbung (Fass):
30% Flotte, 50 °C 0,2% Hydroxypropylmethylzellulose 6,0% emulgiertes Fett, 30 Minuten lang bewegen 4,0% Glutardialdehyd 25%ig, 1:5 verdünnt, 30 Minuten lang bewegen
Spülen:
10 Minuten lang mit fliessendem Wasser von 30 °C. Nach dem Lagern über Nacht werden die Felle abgewelkt. Es werden sehr weiche, schweissechte Leder erhalten, die sich gut färben lassen.
Die Prozentangaben beziehen sich auf das Materialgewicht = gleich Falzgewicht.
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