DE2930342C2 - - Google Patents

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DE2930342C2 DE2930342A DE2930342A DE2930342C2 DE 2930342 C2 DE2930342 C2 DE 2930342C2 DE 2930342 A DE2930342 A DE 2930342A DE 2930342 A DE2930342 A DE 2930342A DE 2930342 C2 DE2930342 C2 DE 2930342C2
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Rolf Dr. Monsheimer
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    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C14SKINS; HIDES; PELTS; LEATHER
    • C14CCHEMICAL TREATMENT OF HIDES, SKINS OR LEATHER, e.g. TANNING, IMPREGNATING, FINISHING; APPARATUS THEREFOR; COMPOSITIONS FOR TANNING
    • C14C3/00Tanning; Compositions for tanning
    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C14SKINS; HIDES; PELTS; LEATHER
    • C14CCHEMICAL TREATMENT OF HIDES, SKINS OR LEATHER, e.g. TANNING, IMPREGNATING, FINISHING; APPARATUS THEREFOR; COMPOSITIONS FOR TANNING
    • C14C1/00Chemical treatment prior to tanning

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  • Treatment And Processing Of Natural Fur Or Leather (AREA)

Description

Bei der Lederherstellung arbeitet man überwiegend in wäßrigem Milieu. Die Vorbereitung der Haut zu Gerbung erfolgt in der sogenannten Wasserwerkstatt. Haare, Oberhaut und Unterhautbindegewebe müssen entfernt werden, da nur die eigentliche Lederhaut mit Papillarschicht (Narben) und Reticularschicht (Stützschicht) zur Lederherstellung verwendet werden können.
Die Bearbeitung der Häute in der Wasserwerkstatt umfaßt als Verfahrensschritte in der Regel die Weiche, die Haarlockerung, den Hautaufschluß und die Beize. Daran schließt sich die eigentliche Gerbung der Häute an. All diese Schritte wurden in langer handwerklicher Tradition entwickelt und haben bis heute zahlreiche Verbesserungen und Anpassungen an die moderen Technologie erfahren (vgl. F. Stather "Gerbereichemie und Gerbereitechnologie", Akademie-Verlag, Berlin 1967). Mit immer steigender Dringlichkeit schieben sich indessen ökologische Probleme in den Vordergrund. Der Umfang dieser Probleme ist z. B. daran zu ermessen, daß etwa 50% der angelieferten Rohhautmenge bei der Lederherstellung als ungegerbte oder gegerbte Abfälle sowie mit dem Abwasser verlorengeht. Ferner belasten auch die bei den einzelnen Teilprozessen zugesetzten und z. T. nicht verbrauchten Chemikalien das Abwasser. (Vgl. Ullmann′s Encyclopädie der techn. Chemie, 4. Auflage, Band 16, Verlag Chemie, 1978, Seiten 126-127).
Der Wasserverbrauch bei der Lederherstellung konnte zunächst durch die Umstellung der Produktion vom ruhenden ins bewegte Medium deutlich gesenkt werden. Beim Arbeiten mit rotierenden geschlossenen Fässern rechnet man noch mit etwa 25 m³ Abwasser pro Tonne Rohhautgewicht, gegenüber etwa 75-125 m³/t beim Einhängen der Häute in Gruben und allmählichem Auszehren der Brühen im Gegenstromprinzip.
Bei der tradionellen Technologie fallen die Abwasser der Weiche mit dem aus der Haut herausgelösten Konservierungssalz, daneben Schmutzschwebstoffen und löslichem Eiweiß, die Äscher-Restbrühen, die etwa 80% der anfallenden giftigen Verunreinigungen (Sulfid) führen, die Restflotten von Entkälkung und Beize mit gelösten Kalk- und Ammoniumsalzen, die Pickelflotten und als zweitwichtigster Anteil die Restflotte der Chromgerbung mit nicht ausgezehrtem Chromgerbstoff, Neutralsalzen und daneben noch die Restbrühen der Neutralisation, Nachgerbung, Färbung und Fettung an. Die Technik steht der Forderung gegenüber, den Wasserverbrauch und damit die Abwassermenge auf ein Minimum zu senken. Die Tendenz geht dahin, in möglichst kurzer Flotte zu arbeiten. Weiter wurden moderne Maschinenaggregate (z. B. Gerbtrommeln oder Mischer) entwickelt, die in Aufheizen und Recycling der Flotten während des Prozeßablaufs ermöglichen.
Eine weitere Entlastung brachten neue Verfahrensentwicklungen.
Die Entwicklung der Lederherstellung in den letzten Jahrzehnten bietet zahlreiche Beispiele für Zusätze von polymeren Stoffen zu einzelnen Schritten der Wasserwerkstatt und der Gerbung.
Viele dieser Zusätze sollen mehr oder weniger gezielt auf die Häute und Felle einwirken, insbesondere im Sinne einer Gerbung bzw. Nachgerbung (vgl. DE-OS 27 55 087; SU-PS 3 89 136; DE-AS 14 94 858; DE-AS 12 14 354; FR-PS 15 49 717; PR-PS 14 15 763; US-PS 29 42 930). Andere polymere Stoffe dienen zur Imprägnierung bzw. zur Unterstützung der Fettung; sie verbleiben also im Leder (Vgl. DE-OS 21 27 959; DE-OS 26 29 748; DE-PS 20 33 973; DE-PS 18 00 244, US-PS 27 68 056). Andere polymere Zusatzstoffe dienen zur Unterstützung der Färbung (GB-PS 10 92 965). Auch bei dem traditionellen Verfahrensschritt der Schwöde, bei dem die Haut einseitig der Wirkung von Äscherchemikalien im Schwödebrei ausgesetzt wird, und zur Verdickung von Weichbrüchen kommen polymere Stoffe als Träger zur Anwendung (vgl. US-PS 30 97 912; DE-PS 6 37 649; DE-PS 6 62 355; GB-PS 4 74 991). Spezielle modifizierte Eiweißabbauprodukte werden als Äscherhilfsmittel empfohlen (DE-PS 7 01 873). Weiter finden kovalent an polymere Träger gebundene Enzyme Anwendung in der Wasserwerkstatt (GB-PS 14 07 488). Als Gleitmittel für alle möglichen Anwendungsgebiete z. B. zur Fettung und für Kosmetika werden wasserlösliche carboxylgruppenhaltige Polymerisate besonders aus der Acrylatreihe empfohlen (FR-PS 8 82 051). Die meisten dieser verschiedenartigen Polymeranwendungen dienen unmittelbar der qualitativen Veränderung der Häute und Felle bzw. der Leder oder es werden Verdickungswirkungen bis hin zur breiartigen Kosistenz der Flotten angestrebt.
Das erklärte Ziel der gegenwärtigen Ledertechnologie ist jedoch, mit einer möglichst geringen Belastung der Flotten durch Zusatzstoffe auszukommen.
In der US-PS 39 86 926 wird ein enzymatisches Verfahren zur Herstellung gerbfertiger Blößen empfohlen, bei dem Weiche, Enthaarung, Hautaufschluß und Beize in einem Arbeitsgang durchgeführt wird (Einstufenverfahren). Dennoch bleibt auch gegenüber diesen modernen Entwicklungen die Forderung nach einer noch rationelleren Ausnutzung der Wasserreserve bestehen. Andererseits durfte die Qualität der hergestellten Produkte unter keinen Umständen leiden. Es bestand somit die Aufgabe, den veränderten ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen angepaßte Verfahren zur Herstellung von Leder aus Häuten und Fellen zur Verfügung zu stellen, die wenn möglich unter Beibehaltung der bewährten Technologie die Durchführung der Einzelschritte unter möglichst geringem Wasserverbrauch, jedoch ohne Abstriche hinsichtlich der qualitativen und quantitativen Ausbeute gestattet.
Es wurde nun gefunden, daß die oben dargetellten Verfahren zur Herstellung von Leder aus Häuten und Fellen in extrem kurzer Flotte durchgeführt werden können, wenn man innerhalb der an sich bekannten Verfahrensabläufe Verdickungsmittel, d. h. organische hochmolekulare Stoffe, die Wasser aufnehmen und bei genügender Wasseraufnahme in homogene, zähflüssige Lösungen übergehen zusetzt. (Vgl. Römpp′s Chemielexikon, 7. Auflage, 1978 und Ullmann′s Encyclopädie der techn. Chemie 3. Auflage, Band 17, Seiten 107 und 192, 1966). Als Verdickungsmittel im Sinne der vorliegenden Erfindung kommen in erster Linie natürliche, organische Verdickungsmittel aus der Gruppe Agar-Agar, Carrageen, Traganth, Gummi arabicum, Alginate, Pektine, Guarmehl, Kernmehl, Stärke, Dextrine, Leim, Gelatine, Casein, weiter organisch abgewandelte Naturstoffe aus der Gruppe modifizierte Stärken und Stärkederivate sowie -abbauprodukte, Cellulosederivate, Kernmehlether sowie organische vollsynthetische Polymere aus der Gruppe Polyacrylverbindungen, Polycarbonsäuren bzw. ihrer Salze, Vinylpolymere, Poläther, Polyamide, anorganische Verdickungsmittel aus der Gruppe Polykieselsäuren, Tonmineralien und Zeolithe u. a. in Frage.
Besondere Bedeutung kommt den Celluloseätherprodukten, insbesondere der Methylcellulose, Äthylcellulose, Hydroxyäthylcellulose, Hydroxypropyl-methylcellulose und der Hydroxybutylmethylcellulose zu. Diese letzteren können z. B. durch Einwirkung von Ethylenoxid, von Propylenoxid und Methylchlorid bzw. von Butylenoxid und Methylchlorid auf Cellulose unter basischen Bedingungen hergestellt werden.
Eine Reihe von Cellulosederivaten wie Methylcellulose sowie gemischte Celluloseether wie Hydroxypropyl- und Hydroxybutylmethylcellulsoe sind übliche Handelsprodukte. Ferner sind von besonderer Bedeutung anionische Polyelektrolyte, insbesondere Polymerisate auf der Basis von Acryl- bzw. Methacrylsäure, sowie der Maleinsäure bzw. ihres Anhydrids und in geringerem Maße der Crotonsäure, Itaconsäure u. ä., gegebenenfalls unter Zusatz anderer geeigneter Monomer wie z. B. (Meth)acrylsäureamid und Estern der (Meth)acrylsäure, beispielsweise der Ester von C₁-C₄-Alkoholen wie Methylmethacrylat, Äthyl- und Butylacrylat, sowie anderer polymerisierbarer Vinylverbindungen wie Styrol, heterocyclischer Vinylverbindungen wie N-Vinylpyrrolidon, Vinylcaprolactam usw. bevorzugt in Form ihrer Alkali- und Ammoniumsalze wie z. B. des Natriumsalzes von Polyacrylsäuren. Es versteht sich, daß die Wahl des Verdickungsmittels die übrigen Parameter der Flotte berücksichtigt. So liegt der Gebrauch der anionischen Polymerisate vom Acrylattyp vorwiegend im alkalischen bis Neutralbereich. Es kommen sowohl die Verwendung löslicher Festprodukte als auch von Dispersionen infrage. Die Verdickungsmittel können auch in geeigneter Weise kombiniert zur Anwendung kommen.
Geeignete Vertreter dieser Klasse von Acrylverbindungen sind im Handel erhätlich.
Genannt seien die Verfahrensschritte:
  • a) Weichen,
  • b) Haarlockerung und Hautaufschluß (Äscher bzw. Schwöde),
  • c) Entkalken und Beize,
  • d) Pickeln.
Die genannten Verfahrensschritte können bei erfindungsgemäßer Anwendung in extrem kurzer Flotte durchgeführt werden. Der Gehalt an den erfindungsgemäß zu verwendenden Verdickungsmitteln kann - in Abhängigkeit von individuellen Verdickungsmitteln und ihrer relativen Wirkung - innerhalb gewisser Grenzen schwanken; er ist im allgemeinen ziemlich gering. Als Richtwerte können 0,1 bis 2 Gew.-%, vorzugsweise 0,3 bis 1,2 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtflotte, an Verdickungsmittel betrachtet werden.
Im übrigen kann das erfindungsgemäße Verfahren wie an den einzelnen Verfahrensschritten gezeigt werden soll, unmittelbar an die Verfahren des Standes der Technik anschließen. So kann z. B. vorteilhaft bereits von vorneherein der Weiche Verdickungsmittel der vorstehend definierten Art zugesetzt werden, der Zusatz des Verdickungsmittels kann aber auch in jedem anderen Stadium der Wasserwerkstatt, also auch bei der Haarlockerung bzw. dem Hautaufschluß oder beim Entkalken und Beizen oder beim Pickeln erfolgen. Einer der Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt in der Möglichkeit mit der eingestellten, kurzen Flotte weiterzufahren. Dieser Vorteil kommt besonders bei dem "Einstufenverfahren" gemäß US-PS 39 86 926 zum Tragen. Dabei wird auf die vom Konservierungssalz befreite Rohware (Häute & Felle)eine wäßrige Flotte mit pH zwischen 9 und 12 zur Anwendung gebracht, die neben Pilzproteasen mit einem Wirkungsoptimum bei einem pH<7,0 Bakterienproteasen mit einem Wirkungsoptimum von pH<9,0, einem Amin oder einem Amindonor und einer reduzierend wirkenden organischen Schwefelverbindung noch Verdickungsmittel der angegebenen Art innerhalb des angegebenen Konzentrationsbereichs enthält.
Die Arbeitsgänge des Weichens, Äscherns usw. werden mit einer Flottenlänge von 30 bis 50% Wasser durchgeführt.
Als besonders vorteilhaft hat sich bei dieser Ausführungsart der Zusatz von ca. 0,5 Gew.-% des Natriumsalzes einer Polycarbonsäure, insbesondere einer Polyacrylsäure und/oder von Methylcellulose erwiesen. Es muß als besonderes vorteilhaft angesehen werden, daß nach dem Verfahren gemäß der Erfindung kein Äscher-Abwasser mit hoher Proteinbelastung mehr anfällt. Durch die geringe Flottenmenge ist die Möglichkeit gegeben, den Haarschlamm vom Abwasser abzutrennen.
Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens kommen auch im nachfolgenden Verfahrensabschnitt b) der Wasserwerkstatt zum Ausdruck. Während man bislang bei der Faßschwöde zur Erzielung eines Hautaufschlusses eine Erhöhung der Flottenlänge auf 100-120% nach dem Einwalken der Haare vornehmen mußte, ist dies bei Anwendung des vorliegenden Verfahrens nicht mehr erforderlich. Die Verfahrensschritte der Haarlockung und des Hautaufschlusses können z. B. in der Weichflotte durchgeführt werden. Durch die Anwendung von Verdickungsmittel wird die Haarlockerung bzw. Haarversulzung beschleunigt und erfolgt gleichmäßiger. Die Penetration der Äschermaterialien erfolgt insgesamt schneller. Man erhält eine weich geschwellte, nicht pralle Blöße frei von Narbenzug. Durch den "gesteuerten" Hautaufschluß wird ein günstiges Flächenrendement erhalten. Ein velourisiertes Narben oder Narbenschäden durch Reibung bei der Bewegung wurden überraschenderweise trotz Anwendung der kurzen Flotte nicht beobachtet.
Man erhält nach Durchführung des "Einstufenverfahrens" grundreine zugfreie Blößen von hoher Qualität. Weiter tritt durch die Versulzung der Haare und die beinm Hautaufschluß eintretende Schwellung eine derartige Verdickung der Flotte ein, daß sie hochviskose bis breiartige Konsistenz annimmt. Diese kann vorteilhaft weiterverarbeitet, beispielsweise in Anlehnung an die Lehre der DE-OS 27 05 669 z. B. auf wasserlösliche Hydrolyseprodukte hin aufgearbeitet werden.
Bei den Verfahrensabschnitten c) Entkälkung und Beize wird bei den bisher üblichen Technologien empfohlen, nach kurzen Laufzeiten die Flottenlänge zu vergrößern um Narbenschäden durch Reibeffekte zu vermeiden. Beim erfindungsgemäßen Einsatz von Verdickungsmitteln ist dies nicht erforderlich, da durch diese Narbenschädigungen vermieden werden. Überraschend war hierbei die Erfahrung, daß Entkälkungswirkung und Beizeffekt nach wesentlich kürzeren Laufzeiten als bisher erreicht werden. Abgesehen von der Verkürzung der Verfahrensdauer schließt sich das erfindungsgemäße Vorgehen an die Verfahren des Standes der Technik an.
Pickel und Chromgerbung werden bei dem erfindungsgemäßen Vorgehen mit Flottenlängen von 20-40% (verglichen mit herkömmlichen Verfahren) durchgeführt. Dadurch wird sowohl die Salzbelastung des Abwassers verringert als auch die Gerbstoffaufnahme verbessert. Zur Erzielung der Kochfestigkeit kommt man mit kürzeren Laufzeiten als nach der konventionellen Arbeitsweise aus.
Im Schnitt beobachtet man eine gleichmäßigere Chromverteilung. Es wird auch bei schwereren Hauptprovenienzen ein erstaunlich feinkörniges Narbenbild erreicht. Auch der Verfahrensschritt des Pickels und der Chromgerbung schließt sich erfindungsgemäß an die Verfahren des Standes der Technik an.
Bei erfindungsgemäßem Vorgehen beobachtet man nicht die üblichen Schwierigkeiten wie sie bei synthetisch-vegetabilischen Schnellgerbverfahren auftreten. In diesem Zusammenhang sind besonders Narbenschäden durch Reibeffekte beim Walken in kurzer Flotte sowie Probleme in Bezug auf die Durchgerbung und Gerbstoffverteilung bei kräftigem Hautmaterial zu erwähnen. Sie werden sonst vor allem bei der Herstellung von Bodenleder (Waschleder) bei einer Stärke von über 5 mm beobachtet.
Die nachfolgenden Beispiele dienen zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens, sollen aber den nachgesuchten Schutz in keiner Weise einschränken.
Bei den enzymatischen Verfahrensschritten gemäß der vorliegenden Erfindung können an sich bekannte Zusätze zu der enzymatischen Reaktion, wie Aktivatoren, Stabilisatoren u. ä., verwendet werden. Die proteolytische Wirksamkeit von Enzymen wird gebräuchlicherweise nach der Anson-Hämoglobin-Methode (M. L. Anson J. Gen. Physiol. 22, 79 (1939) bzw. nach der Löhlein-Volhard- Methode (die Löhlein-Volhard′sche Methode zur Bestimmung der proteolytischen Aktivität, Gerbereichem. Taschenbuch, Dresden- Leipzig 1955) als "LVE" (Löhlein-Volhard-Einheit) bestimmt. Unter einer Löhlein-Volhard-Einheit ist diejenige Enzymmenge zu verstehen, die unter den spezifischen Bedingungen der Methode 1,725 mg Casein verdaut.
Beispiel 1 Weiche
150 gesalzene, schwarzbunte Bullenhäute mit 5000 kg Salzgewicht werden im Faß mit 150% Wasser, 30°C Einlauftemperatur unter zeitweiliger Bewegung 2 Stunden gewaschen. Danach wird die Flotte verworfen. Die Weiche erfolgt mit
30,0% Wasser, 25°C
0,2% Methylcellulose,
0,1% anionischer Polyelektrolyt auf Basis Acrylsäure (Verseifungsprodukt aus Polyacrylnitril, rund 60% verseift (=®ROHAGIT SL 147)),
0,6% Natronlauge 30%ig,
Weichdauer 6 Stunden. Es wird jede Stunde bei 3/4 Upm 15 Minuten bewegt.
Nach 6 Stunden sind die Häute über die ganze Fläche einwandfrei geweicht und können in der gleichen Fotte geäschert werden. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht des eingearbeiteten Hautmaterials (Salzgewicht).
Beispiel 2 Weiche, Haarlockerung und Hautaufschluß
150 gesalzene, rotbunte Kuhhäute mit 5000 kg Salzgewicht werden im Mischer zur Beseitigung von Kot, Dung und Konservierungssalz mit 80% Wasser, 30°C Einlauftemperatur 2 Stunden unter zeitweiliger Bewegung gewaschen. Danach wird die Brühe verworfen.
Zur Weiche wird ein neues Bad bestehend aus
40,0% Wasser, 25°C,
0,5% wäßrige Dispersion eines Acrylharzes bestehend aus einem hochmolekularen Copolymerisat aus Ethylenacrylat und Methacrylsäure (70 :- 30)=®ROHAGIT SAD 15),
0,01% alkalische Bakterienproteinase mit 12 000 LVE,
0,01% Pilzproteinase mit 150 000 LVE,
0,6% Natronlaufe 30%ig;
angesetzt. Weichdauer 4 Stunden. Jede volle Stunde wird 20 Minuten bewegt. Der pH-Wert der Weichbrühe beträgt bei Beginn 10,5 und am Ende der Weiche 9,5. Nach 4 Stunden sind die Häute einwandfrei geweicht.
Zur Haarlockerung und zum Hautaufschluß werden dem Weichbad
3,0% Kalkhydrat,
1,0% Natriumsulfid konz.,
05,% Natriumhydrogensulfid 95%ig,
0,2% Natrium-2-mercaptoäthanol,
0,2% Thioglykolsäure 85%ig,
0,4% Harnstoff,
0,5% Ätznatron (Blättchen),
zugesetzt. Alle Komponenten werden zu Beginn des Äschers zugegeben. Ätznatron ist vor der Zugabe 1 : 5 mit Wasser zu lösen. Die Lösung darf bei der Zugabe 30%C nicht überschreiten, um Verätzungen am Hautmaterial zu vermeiden. Zu Beginn des Äschers wird 2 Stunden bewegt. Die Äscherdauer beträgt 15-16 Stunden. Während der Nacht wird mehrmals 5 Minuten bewegt. Vor dem Leeren des Mischers wird nochmals 20 Minuten bewegt.
Die erhaltenen Blößen sind völlig haarfrei und grundrein und weisen eine wäßrige Schwellung auf. Während beim Arbeiten ohne Verdickungsmittel bei dieser Gefäßbeladung und Flottenlänge an den Blößen Narbenzug sowie Narbenschäden in Form von velourisierten und/oder abgeschliffenen Stellen beobachtet werden, konnte dieses Phänomen bei Verwendung von Verdickungsmitteln nicht festgestellt werden. Da durch die beim Hautaufschluß eintretende Quellung 50% der Flotte verbraucht wird, ist für die verbleibende Restflotte, die den Haarschlamm in Form einer viskosen, jedoch noch gießbaren Lösung enthält, die Möglichkeit gegeben, diesen vom Abwasser zu separieren. Der Zusatz von Verdickungsmittel im Äscher führt ferner zu einer Blöße, die nicht glatt ist und deshalb bei den im Anschluß an den Äscher folgenden mechanischen Arbeiten des Entfleischens und Spaltens nicht zum Rutschen neigt. Die Prozentangaben für die Weich- und Äscherchemikalien beziehen sich auf das Gewichtdes eingesetzten Rohmaterials.
Beispiel 3 Entkälkung und Beize
15,0% Wasser, 30°C,
0,1% Hydroxypropylmethylcellulose,
0,2% Johannisbrotkernmehl,
0,8% Ammonchlorid,
0,4% Natriumhydrogensulfit,
Laufzeit 20 Minuten. Zur Reize wird danach
0,03% Trypsin mit 250 000 LVE,
0,9% Ammonsulfat,
zugesetzt. Man läßt 40 Minuten weiterlaufen. End-pH-Wert in der Flotte 8,2; Prüfung der Entkälkungswirkung am Blößenschnitt mit Phenolphthaleinlösung: äußeres Drittel farblos, inneres Drittel rot gefärbt.
Die Blößen sind am Ende der Beize grund-, gneist- und grundhaarfrei. Sie sind luftdurchlässig und haben ein sehr feines Narbenbild, bei dem auch bei der Überprüfung mit der Lupe keine Walkschäden trotz der kurzen Flotte zu erkennen sind. Die Diffusion der Chemikalien erfolgt schnell und gleichmäßig. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Gewicht des eingearbeiteten Materials (Blößen).
Beispiel 4 Chromgerbung
1000 kg entkälkte und gebeizte Ziegenblößen werden im Faß zunächst mit 150% Wasser, 25°C 20 Minuten gewaschen. Danach wird die Flote verworfen.
Pickel:
20,0% Wasser, 20°C,
1,0% Hydroxyäthylcellulose, 20 Minuten bewegen,
3,0% Kochsalz, 10 Minuten bewegen,
0,4% Schwefelsäure techn. 98%ig, 1 : 10 verdünnt 30 Minuten bewegen, pH-Wert der Fotte 3,4-3,6
Chromgerbung: Erfolgt in der Pickelflotte mit 6,
6,0% eines organisch maskierten Chromgerbstoffes mit einem Cr₂O₃-Gehalt von 30% und einer Basizität von 50%. Laufzeit: 6 Stunden. End-pH-Wert der Flotte: 3,7.
Durch das Kurzflottenverfahren mit Hydroxyäthylcellulose wird die Penetration der Chemikalien mit Pickel und in der Chromgerbung erheblich beschleunigt. So wurde im Pickel bereits nach einer Laufzeit von 30 Minuten ein einheitlich hellgrün gefärbter Blößenschnitt beobachtet. Die Leder waren nach einer Laufzeit von 6 Stunden kochgar. Sie wiesen keine Narbenbeschädigungen auf. Die Prozentangaben beziehen sich auf die Menge des eingearbeiteten Hautmaterials (Blößen).
Statt der genannten ROHAGIT®-Typen können mit gleichbleibend gutem Erfolg auch eine Acrylat-Dispersion [30%ige Dispersion eines hochmolekularen Ethylacrylat-Methacrylsäure-Copolymeren (70 : 30)](=ROHAGIT SD®) oder alkalilösliche Copolymerisate aus 67 Gew.-% Methacrylsäure und 33 Gew.-% Methylmethacrylat mit verschiedenen Molekulargewichten (Molekulargewicht ca. 500 000= ROHAGIT S-EN®, Molekulargewicht ca. 2 Mio=ROHAGIT S-NV®, ROHAGIT S-HV®, Molekulargewicht ca. 1,5 Mio=ROHAGIT MV®) eingesetzt werden.

Claims (6)

1. Verfahren zur Herstellung von Leder aus Häuten und Fellen unter Zusatz von Verdickungsmitteln aus der Gruppe der natürlichen organischen Verdickungsmittel aus der Gruppe Agar- Agar, Carrageen, Traganth, Gummi arabicum, Alginate, Pektine, Guarmehl, Kernmehl, Stärke, Dextrine, Leime, Gelatine, Casein der organischen abgewandelten Naturstoffe aus der Gruppe modifizierte Stärken und Stärkederivate, Stärkeabbauprodukte, Cellulosederivate, Kernmehläther, der organischen vollsynthetischen Polymere aus der Gruppe der Polyacrylverbindungen, Polycarbonsäuren bzw. ihrer Salze, Vinylpolymere, Polyether, Polyamide, der anorganischen Verdickungsmittel aus der Gruppe Polykieselsäuren Tonmineralien und Zeolithe umfassend als Verfahrensschritte die Herstellung von gerbfertigen Blößen in der Wasserwerkstatt mit den Verfahrensschritten
  • a) Weichen,
  • b) Haarlockerung und Hautaufschluß (Äscher bzw. Schwöde),
  • c) Entkälken und Beize,
  • d) Pickeln,
und anschließende Chromgerbung derselben in Flotte dadurch gekennzeichnet, daß die Verdickungsmittel in geringen Mengen bis 2 Gew.-% bezogen auf die Flotte eingesetzt werden mit der Maßgabe, daß beim Weichen und Äschern eine Flottenlänge bezogen auf das Hautmaterial von 30-50% Wasser und im Pickel und bei der Chromgerbung von 20-40% Wasser eingehalten wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der Flotte 0,1 bis 2 Gew.-%, vorzugsweise 0,3 bis 1,2 Gew.-% an Verdickungsmittel eingesetzt werden.
3. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß in der Flotte als Verdickungsmittel Celluloseäther, vorzugsweise Methylcellulose, Hydroxyethylcellulose und/oder Hydroxypropylmethylcellulose und/oder Hydroxybutylmethylcellulose eingesetzt werden.
4. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß in der Flotte als Verdickungsmittel polyanionische Verbindungen, vorzugsweise Polymerisate auf der Basis der Acryl- und/oder Methacrylsäure eingesetzt werden.
5. Verfahren zur Herstellung nach Anspruch 1, von gerbfertigen Blößen aus Häuten und Fellen in der Wasserwerkstatt im sogenannten Einstufenverfahren unter Durchführung der Haarlockerung und des Hautaufschlusses (Äscher bzw. Schwöde) und der Beize in einem Arbeitsgang.
DE19792930342 1979-07-26 1979-07-26 Verbessertes verfahren zur herstellung von leder Granted DE2930342A1 (de)

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