-
1 EINFÜHRUNG
-
Diese
Erfindung betrifft rekombinante Minusstrang-Influenzavirus-RNA-Matrizen ("templates"), die sich zur Expression
von heterologen Genprodukten in geeigneten Wirtszeil-Systemen und/oder
zur Herstellung von rekombinanten Influenzaviren, die dieses heterologe
Genprodukt exprimieren, verpacken und/oder darstellen, verwenden
lassen. Die Expressionsprodukte und chimärischen Viren lassen sich vorteilhafterweise in
Impfstoffzubereitungen verwenden.
-
Die
Erfindung wird anhand der Konstruktion von rekombinanten Influenzavirus-RNA-Matrizen
aufgezeigt, die ein heterologes Gen enthalten, welches für die Sequenz
mit negativer Polarität
codiert. Diese rekombinanten Matrizen, wenn mit gereinigter viraler
RNA- anhängiger
RNA-Polymerase kombiniert, waren infektiös, replizierten in geeigneten
Wirtszellen und exprimierten das heterologe Genprodukt in hohen
Graden. Außerdem
wurde das heterologe Gen durch die resultierenden rekombinanten
Influenzaviren exprimiert und verpackt.
-
2 HINTERGRUND DER ERFINDUNG
-
Es
sind eine Reihe von DNA-Viren gentechnisch hergestellt worden, um
die Expression von heterologen Proteinen in Wirtszeil-Systemen (z.B.
Vacciniavirus, Baculovirus, usw.) zu steuern. Vor kurzem sind ähnliche
Schritte mit Plusstrang-RNA-Viren
(z.B. Poliovirus) unternommen worden. Die Expressionsprodukte dieser
Konstruktionen, d.h. das heterologe Genprodukt oder das das heterologe
Genprodukt ausdrückende
chimärische
Virus, werden für
außerordentlich
nützlich
in Impfstoffzubereitungen erachtet (sowohl für Untereinheiten als auch ganze
Viren enthaltende Impfstoffe). Ein Nachteil bei der Verwendung von
Viren wie z.B. Vaccinia-Virus zur Herstellung von rekombinanten
oder chimärischen
Viren zur Verwendung in Impfstoffen ist der Variationsmangel in
deren wichtigsten Epitopen. Durch diese mangelnde Variabilität in den
Virusstämmen
werden der wiederholten Verwendung von chimärischen Vacciniaviren strenge
Grenzen auferlegt, und dies insoweit, als durch Mehrfachimpfungen
eine Wirtsresistenz gegenüber
dem Stamm erzeugt wird, so daß das
geimpfte Virus den Wirt nicht infizieren kann. Die Impfung einer
resistenten Person mit chimärischem
Vacciniavirus wird daher keine Immunstimulation induzieren.
-
Im
Gegensatz dazu zeigt das Influenzavirus, ein Minusstrang-RNA-Virus,
eine breite Variabilität
seiner wichtigsten Epitope. Tatsächlich
konnten schon Tausende von Influenzavarianten identifiziert werden,
wobei sich jeder Stamm durch Antigendrift entwickelt. Die Minusstrang-Viren
wie z.B. Influenza wären
attraktive Kandidaten für
die Herstellung von chimärischen
Viren zur Verwendung in Impfstoffen, da ihre genetische Variabilität die Herstellung
eines breiten Spektrums an Impfstoffzubereitungen gestattet, die
die Immunität
ohne das Risiko, daß sich
eine Toleranz entwickelt, stimulieren. Das Erreichen dieses Ziels
war jedoch von Anfang an durch die Tatsache ausgeschlossen, daß es bis
heute nicht möglich
ist, rekombinante oder chimärische
Influenza-Minusstrang-RNA-Partikel herzustellen, die infektiös sind.
-
2.1 DAS INFLUENZAVIRUS
-
Virusfamilien,
die eingehüllte
Einzelstrang-RNA des Genoms mit negativer Polarität enthalten,
werden eingeteilt in solche mit nichtsegmentierten Genomen (Paramyxoviridae,
Rhabdoviridae) und solche mit segmentierten Genomen (Orthomyxoviridae,
Bunyaviridae und Arenaviridae). Die Familie der Orthomyxoviridae, auf
die im folgenden näher
eingegangen wird und die in den angeführten Beispielen eingesetzt
wird, umfaßt nur
die Influenzaviren Typ A, B und C.
-
Die
Influenza-Virionen bestehen aus einem inneren, das Einzelstrang-RNA-Genom enthaltenden
Ribonukleoproteinkern (einem helixförmigen Nukleokapsid) und einer äußeren Lipoproteinhülle, die
innen mit einem Matrixprotein (M) ausgekleidet ist. Das segmentierte
Genom von Influenza A besteht aus acht (sieben im Falle von Influenza
C) linearen einzelsträngigen
RNA-Molekülen
mit negativer Polarität,
die für
zehn Polypeptide codieren, nämlich:
die RNA-abhängigen
RNA-Polymeraseproteine (PB2, PB1 und PA) und Nukleoprotein (NP),
die das Nukleokapsid bilden; die Matrixproteine (M1, M2); zwei aus
der Lipoproteinhülle
herausragende Oberflächen-Glycoproteine (Protrusionen):
Hämagglutinin
(HA) und Neuraminidase (NA); und Nicht-Strukturproteine, deren Funktion
unbekannt ist (NS1 und NS2). Die Transkription und Replikation des
Genoms erfolgt in dem Kern, der Zusammenbau ("Assembly") erfolgt durch Knospung ("Budding") an der Plasmamembran. Die
Viren können
im Verlauf von Mischinfektionen Gene austauschen ("Reassortment").
-
Influenzavirus
lagert sich über
HA an Sialyloligosaccharide in Zellmembran-Glycoproteinen und -Glycolipiden an
("Adsorption"). Nach Endozytose
des Virions kommt es zu einer Konformationsänderung in dem HA-Molekül innerhalb
des zellulären
Endosoms, das die Membranfusion erleichtert, was zum Abbau der Hülle ("Uncoating") führt. Das
Nukleokapsid wandert zum Kern, wo virale mRNA als wichtigstes Initiationsmoment des
Infektionsprozesses transkribiert wird. Virale mRNA wird durch einen
einzigartigen Mechanismus transkribiert, bei dem virale Endonuklease
das cap-tragende 5'-Ende
von zellulären
heterologen mRNAs abspaltet, die dann als Startermolekül ("Primer") für die Transkription
von viralen RNA-Matrizen
durch die virale Transkriptase dienen. Transkripte enden an der
15. bis 22. Basenstelle ab den Enden ihrer Matrizen, wo Oligo(U)-Sequenzen
als Signale für
die matrizenunabhängige
Addition von Poly(A)-Strängen
("tracts") agieren. Von den
so hergestellten acht viralen mRNA-Abschnitten sind sechs monocistronische,
d.h. die Information eines Gens enthaltende Abschnitte, die direkt
in die HA, NA und NP repräsentierenden
Proteine sowie in die viralen Polymeraseproteine PB2, PB1 und PA übersetzt
werden. Die beiden anderen Transkripte werden geschnitten ("Splicing"), wobei jedes zwei
mRNAs ergibt, die in verschiedene Leserahmen übersetzt werden, um M1, M2,
NS1 und NS2 hervorzubringen. Mit anderen Worten, die acht viralen
mRNA-Abschnitte codieren für zehn
Proteine: acht Struktur- und zwei Nicht-Strukturproteine. Eine Übersicht über die
Gene des Influenzavirus und deren Proteinprodukte findet sich in
nachstehender Tabelle I. TABELLE
I Influenzavirus-Genom-RNA-Segmente
und Codier-Zuordnung
a - a In Anlehnung an R.A. Lamb und P. W. Choppin
(1983); Quelle: Annual Review of Biochemistry, Volume 52,467-506
- b Für
Stamm A/PR/8/34
- c Bestimmt durch biochemische und genetische
Ansätze
- d Bestimmt durch Nukleotidsequenzanalyse
und Proteinsequenzanalyse
-
Nach
der Transkription ist die Virusgenom-Replikation das zweite wichtige
Ereignis bei einer Infektion durch Minusstrang-RNA-Viren. Wie auch
bei anderen Minusstrang-RNA-Viren wird die Virusgenom-Replikation
im Falle des Influenzavirus durch virusspezifizierte Proteine vermittelt.
Es wird vermutet, daß die
meisten oder alle der viralen Proteine, die Influenzavirus-mRNA-Segmente
transkribieren, auch deren Replikation tragen. Alle viralen RNA-Segmente
haben gleiche 3'-
und 5'-Enden, vermutlich,
um den RNA-Syntheseapparat zu befähigen, jedes Segment mit gleicher
Effizienz zu erkennen. Der Mechanismus, der die alternativen Verwendungen
(d.h. Transkription oder Replikation) desselben Proteinkomplements
(PB2, PB1, PA und NP) steuert, ist noch nicht eindeutig identifiziert
worden, scheint jedoch den Überfluß an freien
Formen von einem oder mehreren der Nukleokapsidproteine, insbesondere
des NP, zu implizieren. Der Kern scheint der Ort der Virus-RNA-Replikation
zu sein, so wie er auch der Ort für die Transkription ist.
-
Die
ersten Produkte replikativer RNA-Synthese sind komplementäre Kopien
(d.h. mit positiver Polarität)
sämtlicher
Influenzavirus-Genom-RNA-Segmente (cRNA). Diese Plusstrang-Kopien
(Anti-Genome) unterscheiden sich von den Plustrang-mRNA-Transkripten
in dem Aufbau ihrer Enden. Die antigenomischen cRNAs, verglichen
mit den mRNA-Transkripten, besitzen kein cap, werden an dem 5'-Ende nicht methyliert und werden an
dem 3'-Ende nicht
gekürzt
und nicht polyadenyliert. Die cRNAs sind coterminal mit ihren Minusstrang-Matrizen
und enthalten alle genetischen Informationen in jedem genomischen
RNA-Segment in komplementärer
Form. Die cRNAs dienen als Matrizen für die Synthese von genomischen
Minusstrang-vRNAs.
-
Die
Minusstrang-Genome (vRNAs) und Anti-Genome (cRNAs) des Influenzavirus
werden immer von Nukleokapsid-Proteinen eingebaut ("Enkapsidation"); die einzigen nicht
eingebauten RNA-Spezies sind Virus-mRNAs. Im Gegensatz zu den anderen
umhüllten
RNA-Viren scheint der Nukleokapsid-Zusammenbau ("Assembly") eher im Kern als im Zytoplasma stattzufinden.
Das Virus reift heran, die Freisetzung erfolgt durch Knospung ("Budding") durch die apikale
Oberfläche
der Zelle, die das M-Protein auf der zytoplasmischen Seite oder
Innenseite der Knospungshülle
trägt.
HA und NA werden glycosyliert und in die Lipidhülle eingebaut. In permissiven
Zellen wird HA schließlich
gespaltet, jedoch bleiben die beiden resultierenden Ketten durch
Disulfid-Bindungen verbunden.
-
Es
ist nicht bekannt, durch welchen Mechanismus eine Kopie einer jeden
der acht genomischen viralen RNAs für den Einbau in jedes neue
Virion ausgewählt
wird. DI-("defective
interfering"-)Partikel
werden häufig
produziert, insbesondere nach mehrfacher Infektion.
-
2.2 RNA-ABHÄNGIGE RNA-POLYMERASE
-
Die
RNA-abhängige
RNA-Polymerasen von Viren vom Tier sind im Hinblick auf viele Aspekte
der Proteinstruktur und der Reaktionsbedingungen eingehend untersucht
worden. Jedoch konnten die Elemente der Matrizen-RNA, die die optimale
Expression durch die Polymerase fördern, nur durch logische Schlußfolgerung ausgehend
von vorhandenen viralen RNA-Sequenzen untersucht werden. Diese Promotor-Analyse
ist interessant, weil nicht bekannt ist, wie eine virale Polymerase
spezifische virale RNAs unter den vielen in einer infizierten Zelle
zu findenden wirtscodierten RNAs erkennt.
-
Viren
vom Tier, die Genom-RNA mit positiver Polarität enthalten, lassen sich replizieren,
wenn plasmid-abgeleitete RNA durch Transfektion in Zellen eingebracht
wird (z.B. Racaniello u.a., 1981, Science 214: 916-919; Levis u.a.,
1986, Cell 44:137-145).
Im Falle von Poliovirus repliziert die gereinigte Polymerase eine Genom-RNA
unter In-vitro-Reaktionsbedingungen, und wenn dieses Präparat in
Zellen transfiziert wird, ist sie infektiös (Kaplan u.a., 1985, Proc.
Natl. Acad. Sei. USA 82:8424-8428). Die Matrizenelemente jedoch,
die als Transkriptionspromotor für
die polioviruscodierte Polymerase dienen, sind unbekannt, da sogar
RNA-Homopolymere kopiert werden können (Ward u.a., 1988. J. Virol.
62:558-562). Auch SP6-Transkripte sind zur Herstellung von Muster-DI-RNAs
für das
Sindbisvirus-Genom eingesetzt worden. Wird die RNA in infizierte
Zellen eingebracht, so wird sie repliziert und eingepackt. Die RNA-Sequenzen,
die sowohl für
die Erkennung durch die virale Sindbis-Polymerase und als auch für die Packung
des Genoms in Viruspartikel verantwortlich waren, lagen festgestelltermaßen zwischen
162 Nukleotiden (nt) des 5'-Endes
und 19 nt des 3'-Endes
des Genoms (Levis u.a., 1986, Cell 44:137-145). Im Falle des Brom-Mosaik-Virus
(BMV), einem planzlichen Plusstrang-RNA-Virus, wurden SP6-Transkripte zur Identifizierung
des Promotors als ein 134 nt langes tRNA-artiges 3'-Ende verwendet (Dreher und Hall, 1988,
J. Mol Biol. 201: 31-40). Es wurde gezeigt, daß Polymerase-Erkennung und
-Synthese sowohl von der Sequenz als auch von sekundären Strukturmerkmalen
abhängen
(Dreher u.a., 1984, Nature 311:171-175).
-
Die
Minusstrang-RNA-Viren waren für
die Untersuchung der Sequenz-Anforderungen
der Replicase schwer aufschließbar.
Die gereinigte Polymerase des vesikulären Stomatitisvirus (VSV) ist
in der Transkription nur aktiv, wenn virusabgeleitete Ribonukleoprotein-Komplexe
(RNPs) als Matrize enthalten sind (De und Banerjee, 1985, Biochem.
Biophys. Res. Commun. 126: 40-49; Emerson und Yu, 1975, J. Virol.
15:1348:1356; Naito und Ishihama, 1976, J. Biol. Chem. 251: 4307-4314). RNPs sind
aus nackter RNA von DI-Partikeln des VSV neu gebildet worden unter
Verwendung von infizierten Zellextrakten als Proteinquelle. Diese
RNPs wurden sodann repliziert bei der Rückführung in die infizierten Zellen
(Mirakhur und Peluso, 1988, Proc. Natl. Acad. Sei. USA 85: 7511-7515).
In Bezug auf Influenzavirus wurde neulich gemeldet, daß nackte
vom Virus gereinigte RNA zur Neubildung von RNPs verwendet worden
sei. Die viralen Nukleokapsid- und Polymeraseproteine wurden gelgereinigt
und auf der viralen RNA unter Verwendung von Thioredoxin renaturiert
(Szewczyk u.a., 1988, Proc. Natl. Acad. Sei. USA, 85: 7907-7911).
Die Verfasser jedoch zeigten nicht, daß die Aktivität des Präparats speziell
auf influenzavirale RNA gerichtet war, und sie analysierten auch
nicht die Signale, die die Transkription fördern.
-
Im
Verlauf der Influenzavirus-Infektion katalysiert die Polymerase
drei verschiedene Transkriptions-Aktivitäten. Diese sind u.a. die Synthese
von (a) subgenomischer mRNA, die einen cap-Komplex am 5'-Ende und ein Poly-A-Schwanzstück am 3'-Ende besitzt; (b)
eines Plusstrangs oder Anti-Genoms (cRNA) voller Länge, kopiert
von der Genom-RNA; und (c) Genom-vRNA, synthetisiert aus der cRNA
voller Länge
(rezensiert in Ishihama und Nagata, 1988, CRC Crit. Rev. Biochem.
23: 27-76; und Krug, "Transcription
and replication of influenza viruses", in: Genetics of influenza viruses,
Palese, P., und Kingsbury, D.W. (Hrsg.), New York, Springer-Verlag
1983, S. 70-98). Die viralen Proteine PB2, PB1 und PA, so wird vermutet,
katalysieren alle influenzavirus-spezifischen RNA-Synthesevorgänge, wenn überschüssiges Nukleokapsid-Protein
vorliegt (NP; siehe oben angeführte
Abhandlungen). Diese Polymerasefunktionen wurden anhand von RNP-Kernen, gewonnen
aus durch Detergenzien zerstörtem
Virus, sowie von RNPs, gewonnen aus den Kernextrakten infizierter
Zellen, untersucht. Zur Transkription von aus dem zerstörten Virus
gewonnenen RNPs kommt es, wenn dieser Vorgang entweder mit Dinukleotid-adenylyH3'-5')-guanosin (ApG)
oder mit cap-tragenden mRNAs in Gang gesetzt wird. Die mRNA-Produkte
mit positiver Polarität
beendeten die Synthese 17-20
Nukleotide nach dem 5'-Ende
der RNA-Matrize und wurden durch Hinzufügen von Poly-A-Schwanzstücken bearbeitet.
Diese Produkte können
nicht als Matrize für
das virusorientierte Genom dienen, da ihnen Endsequenzen fehlen
(Hay u.a., 1977, Virology 83: 337-355). Aus Kernextrakten infizierter
Zellen gewonnene RNPs synthetisieren außerdem polyadenylierte mRNA
in Gegenwart von als Startermolekül ("Primer") agierender RNA mit cap-Komplex. Wird
jedoch ApG unter diesen Bedingungen verwendet, so lassen sich beide
RNAs, polyadenylierte cRNA und cRNA voller Länge, gewinnen (Beaton und Krug,
1986, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83: 6282-6286; Takeuchi u.a., 1987,
J. Biochem. 101: 837-845). Vor kurzem wurde gezeigt, daß eine replikative
Synthese von cRNA in Abwesenheit von exogenem Primer möglich wäre, wenn
das Kernextrakt zu bestimmten Zeiten nach Infizierung aufgefangen
und gesammelt würde.
In denselben Präparaten
wurde auch die Synthese von vRNA negativer Polarität ausgehend
von einer cRNA-Matrize beobachtet (Shapiro und Krug, 1988, J. Virol.
62: 2285-2290). Die Synthese von cRNA voller Länge hing, wie aufgezeigt wurde,
von der Gegenwart von Nukleokapsidprotein (NP) ab, das sich frei
in Lösung
befand (Beaton und Krug, 1986, Proc. Natl. Acad. Sei. USA 83: 6282-6286; Shapiro und
Krug, 1988, J. Virol. 62: 2285-2290). Diese Erkenntnisse führten zu
der Vermutung, daß der
regulatorischen Steuerung zwischen mRNA- und cRNA-Synthese durch den
RNP-Komplex die Notwendigkeit zugrunde liegt, daß lösliches NP im Überschuß vorliegt
(Beaton und Krug, 1986, Proc, Natl. Acad. Sci. USA 83: 6282-6286).
-
Eine
andere Untersuchungsreihe konzentrierte sich auf die Bereitung von
Polymerase-RNA-Komplexen aus RNPs von durch Detergenzien zerstörtem Virus.
Wird der RNP-Komplex durch einen CsCl-Glycerol-Gradienten zentrifugiert,
kann man feststellen, daß die
RNA mit den drei Polymerase-(P-)Proteinen am untersten Niveau des
Gradienten assoziiert ist. In der Nähe der Gradienten-Spitze läßt sich
freies NP-Protein finden (Honda u.a., 1988, J. Biochem. 104:1021-1026;
Kato u.a., 1985, Virus Research 3, 115-127). Der gereinigte Polymerase-RNA-Komplex
(unterstes Niveau des Gradienten) zeigt Aktivität bei der Initiation der RNA-Synthese
mit ApG als Primer, wächst
jedoch nicht auf mehr als 12-19 Nukleotide an. Wenn NP-Protein enthaltende
Fraktionen aus dem oberen Bereich des Gradienten dem Polymerase-RNA-Komplex wieder
hinzugefügt
werden, kann dies eine Elongation zur Folge haben (Honda u.a., 1987,
J. Biochem. 102: 41-49). Diese Daten lassen vermuten, daß das Protein
NP für
die Elongation benötigt
wird, daß eine
Initiation jedoch in Abwesenheit von NP eintreten kann.
-
Es
wurde gezeigt, daß die
genomische RNA von Influenzaviren eine kreisförmige Konformation aufweist
durch Basenpaarbildung der Enden zur Bildung eines Pfannenstiels
von 15-16 nt (Honda u.a., 1988. J. Biochem. 104: 1021-1026; Hsu
u.a., 1987, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 84: 8140-8144). Die virale
Polymerase war, wie man festgestellt hat, an den Pfannenstiel gekoppelt,
was Grund zu der Annahme gab, daß eine Pfannenstiel-Struktur
für die
Erkennung durch die virale Polymerase erforderlich war (Honda u.a.,
1988, J. Biochem. 104: 1021-1026). Es wurde daher in diesen zwei
Abhandlungen vermutet, daß der
Promotor für
die virale RNA-Polymerase
die Doppelstrang-RNA in Pfannenstiel-Konformation sei.
-
3 ZUSAMMENFASSUNG DER
ERFINDUNG
-
Es
werden rekombinante virale Influenza-RNA-Matrizen gemäß Anspruch
1 beschrieben, die zusammen mit gereinigtem RNA-abhängigen RNA-Polymerase-Komplex verwendet
werden können,
um heterologe Genprodukte in geeigneten Wirtszellen auszudrücken und/oder
um das heterologe Gen in Viruspartikeln zu sichern. Die RNA-Matrizen
werden durch Transkription geeigneter DNA-Sequenzen mit einer DNA-abhängigen RNA-Polymerase
hergestellt. Die resultierenden RNA-Matrizen sind negativer Polarität und enthalten
geeignete terminale Sequenzen, die es dem viralen RNA-Syntheseapparat
gestatten, die Matrize zu erkennen.
-
Wie
anhand der hier beschriebenen Beispiele aufgezeigt, können rekombinante
Influenza-RNA-Matrizen negativer Polarität mit gereinigten viralen Polymeraseproteinen
und Nukleoprotein gemischt werden (d.h. dem gereinigten viralen
Polymerasekomplex), um infektiöse
rekombinante RNPs zu bilden. Diese lassen sich einsetzen zur Exprimierung
von heterologen Genprodukten in Wirtszellen oder zur Sicherung des
heterologen Gens in Viruspartikeln durch Kotransfektion der Wirtszellen
mit rekombinanten RNPs und Virus. Alternativ können die rekombinanten RNA-Matrizen
oder rekombinanten RNPs eingesetzt werden, um transformierte Zellinien,
die die RNA-abhängige
DNA-Polymerase exprimieren und die Komplementierung gestatten, zu
transfizieren. Außerdem
wird ein nichtvirusabhängiges
Replikationssystem für
Influenzavirus beschrieben. Influenzavirus-Polypeptide ausdrückende Vaccinia-Vektoren wurden
als Quelle für
Proteine verwendet, die in der Lage waren, synthetisch gewonnene
RNPs zu replizieren und zu transkribieren. Die für die spezifische Replikation
und Expression der viralen RNP erforderliche Mindestuntermenge von
Influenzavirusprotein umfaßt,
wie man feststellte, die drei Polymeraseproteine (PB2, PB1 und PA)
und das Nukleoprotein (NP). Dies läßt vermuten, daß die Nicht-Strukturproteine,
NS1 und NS2, für
die Replikation und Expression von viralem RNP nicht absolut erforderlich
sind.
-
Die
gewonnenen Expressionsprodukte und/oder chimärischen Virionen können vorteilhafterweise
in Impfstoffzusammensetzungen verwendet werden. Der Einsatz von
rekombinantem Influenzavirus zu diesem Zweck ist besonders attraktiv,
da Influenza eine enorme Stammvariabilität zeigt, was die Herstellung
eines breiten Spektrums von Impfstoffpräparaten gestattet. Die Möglichkeit,
aus Tausenden von Influenzavarianten wählen zu können, um chimärische Viren
herzustellen, läßt das Problem
der Wirtsresistenz in Vergessenheit geraten, das sich bei Verwendung
anderer Viren wie z.B. dem Vacciniavirus stellt. Hinzu kommt, daß, da Influenza
eine kräftige
sekretorische und zytotoxische T-Zellen-Response auslöst, die
Präsentation
von fremden Epitopen in dem Influenzavirus-Hintergrund auch für die Induktion
von sekretorischer Immunität
und zellvermittelter Immunität
sorgen kann.
-
3.1 DEFINITIONEN
-
In
dieser Unterlage haben die folgenden Begriffe die nachgenannte Bedeutung:
- cRNA
- antigenomische RNA
- HA
- Hämagglutinin(Hüllenglykoprotein)
- M
- Matrixprotein (kleidet
Hülleninnenseite
aus)
- MDCK
- Madin Darby canine
kidney-Zellen (Madin-Darby-Hundenieren-Zellen)
- MDBK
- Madin Darby bovine
kidney-Zellen (Madin-Darby-Rindernieren-Zellen)
- Moi
- Multiplizität ('Mehrfachheit') der Infektion
- NA
- Neuraminidase (Hüllenglykoprotein)
- NP
- Nukleoprotein (assoziiert
mit RNA und erforderlich für
Polymerase-Aktivität)
- NS
- Nicht-Strukturprotein
(Funktion unbekannt)
- nt
- Nukleotid
- PA, PB1, PB2
- RNA-abhängigeRNA-Polymerase-Komponenten
- RNP
- Ribonukleoprotein
(RNA, PB2, PB1, PA und NP)
- rRNP
- rekombinantes RNP
- vRNA
- genomische Virus-RNA
- viraler Polymerasekomplex
- PA, PB1, PB2 und NP
- WSN
- Influenza-A/WSN/33-Virus
- WSN-HK-Virus:
- reassortiertes Virus,
das sieben Gene vom WSN-Virus und das NA-Gen vom Influenza-A/HK/8/68-Virus
enthält
-
4 BESCHREIBUNG DER ABBILDUNGEN
-
1. Reinigung ("Purification") des Polymerasepräparats. RNP-Kerne wurden von
kompletten Viren gereinigt und dann in einer CsCl-Glycerol-Gradientenzentrifuge
zentrifugiert. Die Polymerase wurde von Fraktionen mit 1,5 bis 2,0
M CsCl abgetrennt. Sodann wurden Proben mittels Polyacrylamidgel-Elektrophorese über einem
7- bis 14%igem Linear- Gradientengel in Gegenwart von 0,1 % Natriumdodecylsulfat
untersucht mit anschließendem
Anfärben
mit Silber. Die Proteinproben enthielten 1,4 (μg koplettes Virus (Streifen
.1), 0,3 μg
komplettes Virus (Streifen 2), 5 μl
RNP-Kerne (Streifen 3) und 25 μl
RNA-Polymerase (Streifen 4). Bekannte Zuordnungen der Proteine sind
auf der linken Seite angegeben.
-
2. Verwendung von Plasmid-Konstruktionen
zur Herstellung von RNA-Matrizen. Die Plasmid-Konstruktion ist durch
das dunkle Kästchen
dargestellt, das die pUC-19-Sequenzen zeigt; das schraffierte Kästchen zeigt
den gekürzten
Promotor, der speziell von Bakteriophage-T7-RNA-Polymerase erkannt
wird; die durchgezogene Linie zeigt die DNA, die von Plasmiden,
die mit MboII geschnitten worden
sind, transkribiert wurde. Das weiße Kästchen zeigt Sequenzen, die
für die
Erkennungsstellen für MboII, EcoRI und PstI,
und zwar in dieser Reihenfolge, codieren. Spaltstellen für Restriktionsendonukleasen
sind angegeben. Unter dem Diagramm sind die kompletten Sequenzen
der RNAs angegeben, die aus der Synthese durch T7-RNA-Polymerase
aus MboII-geschnittenem Plasmid
resultieren. Das 5'-Ende
und das 3'-Ende
von V-wt-RNA sind identisch mit den in Segment 8 von Influenza-A-Virus-RNA vorgefundenen
Enden, getrennt durch 16 "Platzhalter"-Nukleotide ("Spacers"). Die RNA, M-wt,
repräsentiert
genau die entgegengesetzte Position oder "Informationsrichtung" ("message-sense") von V-wt. Restriktionsendonuklease-Stellen
für DraI, EcoRI, PstI
und SmaI sind angegeben. T7-Transkripte
von Plasmiden, die durch diese Enzyme geschnitten werden, ergeben
jeweils 32, 58, 66 bzw. 91 Nukleotide lange RNAs. Die Sequenzen
von V-d5'-RNA sind
angegeben. Die Plasmid-Konstruktion
ist bis auf geringfügige Änderungen
in der "Platzhalter"-Sequenz im wesentlichen
dieselbe wie die, die für
die V-wt-RNA verwendet wurde. Die Punktmutanten der untersuchten
V-d5'-RNAs sind
in Tabelle I angegeben.
-
3. Analyse von Influenzavirus-Polymerase-Produkten. 3A: Polymerasereaktionsgemische, die 0,4
mM Apg (Streifen 2) oder keinen Starter ("Primer") (Streifen 3) enthielten, wurden mittels
Elektrophorese auf 8 % Polyacrylamidgelen, denen 7,7 M Harnstoff
zugesetzt war, analysiert. 3B: Die
naszierende RNA ist gegenüber
einzelsträngiger
spezifischer Nuklease S1 resistent. Nach der standardmäßigen Polymerasereaktion
wurden die Lösungen
in Nuklease-S1-Puffer
(Streifen 1) verdünnt
und es wurde Enzym hinzugegeben (Streifen 2). Zur Überwachung
der S1-Spaltbedingungen wurde radioaktiv markierte einzelsträngige V-wt-RNA mit Nuklease
S1 (Streifen 3) oder nur mit Puffer (Streifen 4) behandelt. 3C: Ribonuklease-T1-Analyse von gelgereinigten
Reaktionsprodukten. Die Reaktionsprodukte der viralen Polymerase
bei Verwendung der V-wt-RNA-Matrize wurden elektrophoretisch auf
8 % Polyacrylamidgel getrennt. Das 53-nt-Band und das kleinere Transkript
wurden excidiert und aus der Gelmatrix eluiert. Diese RNAs wurden mit
RNAse T1 aufgespalten und mittels Elektrophorese auf 20 % Polyacrylamidgel,
dem 7,7 M Harnstoff zugesetzt war, analysiert. Zum Vergleich wurden
außerdem
T7-Transkripte von M-wt- und V-wt-RNAs, die in Gegenwart eines α-32P-UTP synthetisiert worden waren, mit RNAse
T1 analysiert. Die vorgenannten radioaktiv markierten Oligonukleotide
der Kontroll-RNAs sind angegeben. Streifen 1,53 Nukleotide FL-Produkt
(FL: full length – volle
Länge);
Streifen 2,40-45 Nukleotide Sm-RNA-Produkt (Sm: smaller – kleiner);
Streifen 3, M-wt-RNA markiert durch Einbau von 32P-UMP;
und Streifen 4, V-wt-RNA markiert wie in Streifen 3.
-
4. Optimale Reaktionsbedingungen für die virale
Polymerase. 4A: Reaktionen mit V-wt-Matrize
wurden auf Eis zusammengestellt und dann unter den angegebenen Temperaturen
90 Minuten lang inkubiert. 4B: Reaktionen
mit der V-wt-Matrize wurden parallel mit den angegebenen NaCl- oder
KCl-Konzentrationen durchgeführt
und bei 30 °C
90 Minuten lang inkubiert. 4C: Eine
einzelne Reaktion mit der V-wt-Matrize wurde bei 30 °C inkubiert,
und es wurden zu den angegebenen Zeitpunkten Proben entnommen und
sofort durch Phenol-Chloroform- Extraktion verarbeitet. Alle Gele
enthielten 8 % Polyacrylamid mit 7,7 M Harnstoff-Zusatz.
-
5. Matrizenspezifität der viralen Polymerase. 5A: Die virale Polymerasereaktion erfordert 3'-terminale Promotorsequenzen.
Verschiedene Matrizen-RNAs wurden in Reaktionen unter Standardbedingungen
eingesetzt. Streifen 1, die V-Pst-RNA, die bis auf eine 13-nt-Verlängerung
am 3'-Ende mit V-wt
identisch ist; Streifen 2, V-Sma-RNA, die eine 38-nt-Verlängerung
am 3'-Ende aufweist;
Streifen 3, V-wt-RNA; Streifen 4, ein DNA-Polynukleotid mit identischer
Sequenz wie die V-wt-RNA; Streifen 5, eine 80-nt-RNA, generiert durch
Bakteriophage-T3-RNA-Polymerase-Transkription
eines pIBI-31-Plasmids, aufgespalten mit HindIII. Die autoradio- graphische Aufnahme
wurde überbelichtet,
um das Fehlen spezifischer Reaktionsprodukte bei Verwendung dieser
anderen Matrizen hervorzuheben. 5B:
10 ng einer jeden Matrizen-RNA wurden mit der viralen Polymerase
inkubiert und die Produkte wurden dann elektrophoretisch in 8 %
Polyacrylamidgelen, denen 7,7 M Harnstoff zugesetzt war, aufgespalten.
Gezeigt werden: Streifen 1, V-wt-RNA;
Streifen 2, V-Dra-RNA; Streifen 3, V-Eco-RNA; Streifen 4, M-wt-RNA;
und Streifen 5, ein 53-nt-Marker-Oligonukleotid. Siehe 2 und Absatz 6.1 ff für die genauen Sequenzunterschiede.
-
6. Der RNA-Promotor erfordert keinen terminalen "Pfannenstil". Polymerasereaktionen
bei Einsatz von zwei Matrizen-RNAs. Jede Reaktion enthielt 5 ng
V-wt-RNA. Als eine zweite Matrize enthielten die Reaktionen 0 ng
(Streifen 1), 0,6 ng (Streifen 2) und 3,0 ng (Streifen 3) V-d5-RNA.
Die resultierenden Molarverhältnisse
entsprechen den Angaben in der Abbildung. Die Reaktionsprodukte
wurden auf 8 % Polyacrylamidgel in Gegenwart von 7,7 M Harnstoff
analysiert. Nach einer densitometrischen Untersuchung der autoradiographischen
Aufnahmen wurde die relative Intensität einer jeden Spitze ("Peak") um den Betrag der
in jedem Produkt inkorporierten radioaktiven UMP korrigiert.
-
7. Spezifität von Promotorsequenzen. RNAs,
denen das 5'-Ende
fehlte und die Punktmutationen (Tabelle II) aufwiesen, wurden mit
V-d5'-RNA in Standard-Polymerasereaktionen
verglichen. Die rechte Tafel stammt von einem separaten Reaktionssatz.
Eine quantitative vergleichende Gegenüberstellung ist in Tabelle II
zusammengefaßt.
-
8. Hochkonzentrierte Polymerasepräparate sind
aktiv in durch cap-Endonuklease
gestartete RNA-Synthesereaktionen und in RNA-Synthesereaktionen
ohne Startermolekül
("Primer"). 8A:
Primer-Spezifität
des hochkonzentrierten Enzyms. Radioaktiv synthetisierte 30-nt-Matrize
ist in Streifen 1. Reaktionen, die 20 ng V-d5'-RNA und 5 jxl virale Polymerase einsetzten,
enthielten als Startermolekül:
keinen Starter (Streifen 2); 100 ng BMV RNA (De und Banerjee, 1985,
Biochem. Biophys. Res. Commun. 6:40-49), eine cap-0-Struktur enthaltend
(Streifen 3); 100 ng Kaninchen-Globin-mRNA, eine cap-1-Struktur
enthaltend (Streifen 4); und 0,4 mM ApG (Streifen 5), Eine geringer
belichtete Aufnahme von Streifen 5 ist als Streifen 6 gezeigt. 8B: Nuklease-S1-Analyse von gelgereinigten
RNAs. Produkte aus Reaktionen, die ApG als Primer (Streifen 1 und
2), keinen Primer (Streifen 3 und 4) bzw. Globin-mRNA als Primer
verwendeten (Streifen 5 und 6), wurden elektrophoretisch ohne Harnstoff-Zusatz
aufgetrennt, und das geeignete Gelstück wurde excidiert und die
RNA wurde eluiert. Diese RNA wurde sodann mit Nuklease S1 gespalten
(Streifen 2, 4 und 6), und die Produkte wurden denaturiert und auf
8 % Polyacrylamidgel, dem 7,7 M Harnstoff zugesetzt war, analysiert.
-
9. Synthese von RNAs genomischer Lange
ausgehend von neu gebildeten RNPs. Produkte aus Reaktionen, bei
denen 10 μl
Polymerase und als Matrize ein 890 nt langes RNA-Fragment, identisch
mit der Sequenz von Segment 8 von Virus A/WSN/33, sowie aus Virus
A/PR/8/34 extrahierte RNA eingesetzt wurden, wurden anhand von 4
% Polyacrylamidgel, dem 7,7 M Harnstoff zugesetzt war, analysiert.
In Streifen 1 wird die durch T7-RNA-Polymerase radioaktiv synthetisierte
890 nt lange Matrize gezeigt. Die 890 nt lange, plasmid-abgeleitete
RNA wurde in den Streifen 2, 3, 8 und 9 als Matrize verwendet. Virus-extrahierte
RNA wurde in den Streifen 4, 5, 10 und 11 als Matrize verwendet.
In den Streifen 6 und 7 wurde keine Matrize eingesetzt. In den Streifen
2 bis 5 wurde kein Primer eingesetzt, während in den Streifen 6 bis
11 ApG als Primer eingesetzt wurde. In den Streifen 3, 5, 7, 9 und
11 wurden die Reaktionsprodukte mit Nuklease S1 behandelt.
-
10. Schematische Darstellung eines PCR-(Polymerase-Kettenreaktion-)abhängigen Mutageneseverfahrens,
das sich zum Austausch von viralen Codierungssequenzen innerhalb
von viralen Gensegmenten anwenden läßt.
-
11. (A) Schematische Darstellung der relevanten
Abschnitte von pIVCAT1. Die verschiedenen Domainen sind bezeichnet
und sind, von links nach rechts: ein gekürzter T7-Promotor; das nichtübertragene 5'-Ende von Segment
8 des Influenza-A/PR/8/34-Virus (22 Nukleotide); eine 8 Nukleotide
umfassende Linker-Sequenz;
die vollständige
Codierungsregion des Gens der Chloramphenicol-Acetyltransferase (CAT) (660 Nukleotide);
das vollständige
nichtübertragene
3'-Ende von Segment
8 des Influenza-A/PR/8/34-Virus (22 Nukleotide); und die HgaI-Restriktionsenzym-Stelle
enthaltende Linker-Sequenz. Relevante Restriktionsenzym-Stellen und Start-
und Stop-Stellen für
das CAT-Gen sind angegeben. (B) Das durch HgaI-Aufspaltung und Transkription von
pIVACAT1 durch T7-RNA-Polymerase gewonnene 716-Basen-RNA-Produkt.
Influenzavirus-Sequenzen sind durch Fettdruck, CAT-Gen-Sequenzen
durch Normaldruck und Linker-Sequenzen durch Kursivdruck angegeben.
Die Tripletts – in
gegensinniger Ausrichtung – die
die Initiations- und Terminationscodons des CAT-Gens darstellen,
sind durch Pfeil bzw. Unterstreichung angegeben.
-
12. RNA-Produkte von 77-Polymerase-Transkription
und In-vitro-Influenzavirus-Polymerase-Transkription.
Streifen 1-4: Polyacrylamidgel-Analyse von radioaktiv markierten
T7-Polymerase-Transkripten von pIVACAT1 und pHgaNS. Streifen 5 und
6: Polyacrylamidgel-Analyse der radioaktiv markierten Produkte von
Invitro-Transkription durch gereinigtes Influenza-A-Polymerase-Protein
unter Verwendung von unmarkierten IVACAT1-RNA- und HgaNS-RNA-Matrizen.
Streifen 1:80 nt umfassende HgaNS-RNA. Streifen 2-4: verschiedene
Präparate
von IVACAT1-RNA.
Streifen 5: virales Polymerase-Transkript von IVACAT1-RNA. Streifen
6: virales Polymerase-Transkript von HgaNS-RNA.
-
13. Schematische Darstellung der RNP-Transfektion
und der während
des Prozesses durchgeführten
Experimente ("passaging
experiments").
-
14. CAT-Analysen von mit IVACAT1-RNA RNP-transfizierten
Zellen. (A) Zeitverlauf der RNP-Transfektion in 293-Zellen. Die
Zellen wurden zum Zeitpunkt –1
mit der rekombinanten RNP transfiziert und zum Zeitpunkt 0 mit Virus
infiziert. Die Zellen wurden zu den angegebenen Zeiten geerntet
und auf CAT-Aktivität hin untersucht.
(B) Anforderungen für
RNP-Transfektion von 293-Zellen; Parameter der Reaktionsgemische
wie angegeben. (C) RNP-Transfektion von MDCK-Zellen. MDCK-Zellen
wurden entweder zum Zeitpunkt –1
oder zum Zeitpunkt +2 bezogen auf den Zeitpunkt der Virusinfektion
mit IVACAT1-RNA-Polymerase transfiziert. Die Zellen wurden zu den
angegebenen Zeiten geerntet und auf CAT-Aktivität hin untersucht. Reaktionsteilnehmer/-bedingungen
wie angegeben. "Zeit" gibt den Zeitpunkt
an, an dem die Zellen geerntet wurden. T = 0 markiert die Zeit der
Zugabe von Helfervirus. "RNA" entspricht der IVACAT1-RNA. "Pol" steht für den gereinigten
Influenza-A/PR/8/34-Polymerase-Protein-Komplex. "WSN" steht
für das
Influenza-A/PR/8/34-Helfervirus. "Preink." steht für 30-minütige Preinkubation von RNA
und Polymerase in Transkriptionspuffer bei 30 °C. "RNP-Transfektion" steht für den Zeitpunkt der RNP-Transfektion
bezogen auf den Zeitpunkt der Virusinfektion. "+/–" zeigt das Vorhandensein
bzw. das Fehlen des bestimmten Bestandteils/Merkmals an. "C" steht für Kontrolluntersuchungen unter
Verwendung von im Handel erhältlichem
CAT-Enzym (Boehringer-Mannheim).
-
15. CAT-Aktivität in mit rekombinantem Virus
infizierten MDCK-Zellen. Überstand
von RNP-transfizierten und mit Helfervirus infizierten MDCK-Zellen wurde zur
Infizierung von frischen MDCK-Zellen verwendet. Der Impfstoff wurde
1 Stunde nach Infektion entfernt, 11 Stunden später wurden Zellen geerntet und
auf CAT-Aktivität
hin untersucht. Streifen 1: Extrakt von nur mit Helfervirus infizierten
Zellen. Streifen 2: Extrakt von mit 100 μl Überstand von RNP-transfizierten
und helfervirus-infizierten MDCK-Zellen infizierten Zellen. Streifen
3: Überstand
(80 μl)
von Zellen aus Streifen 2. Streifen 4: Wie in Streifen 2, nur daß dem Inokulum
Helfervirus (MOI4) zugesetzt war. Im Gegensatz zu den in 4 gezeigten Versuchen enthielten die Proben
20 μl 14C-Chloramphenicol.
-
16. Diagramm der relevanten Abschnitte
des in für
Transfektionsversuche verwendeten Plasmiden enthaltenen Neuraminidase-
(NA-)Gens. Das pUC19-abgeleitete Plasmid pT3NAv enthält das Influenza-A/WSN/33-Virus-NA-Gen
sowie einen gekürzten
Promotor, der speziell von Bakteriophage-T3-RNA-Polymerase erkannt
wird. Der verwendete T3-Promotor ist so gekürzt, daß das zuerst transkribierte
Nukleotid (ein Adenin) dem 5'-Adenin
des WSN-NA-Gens entspricht. Am 3'-Ende
der cDNA-Kopie des NA-Gens wurde eine Ksp632I-Restriktionsenzymstelle
so eingefügt,
daß sich
die Spaltstelle direkt nach dem 3'-Ende der NA-Gensequenz befindet. Die
Ksp632I-Spaltung und Transkription von PT3NAv durch T3-RNA-Polymerase
(wie in Abschnitt 8.1 beschrieben) brachte ein 1409 Nukleotide langes
Transkript hervor. Die 15 5'-terminalen
Nukleotide, die 52 dem Abschnitt zwischen den Restriktions-Endonukleasestellen NcoI und PstI entsprechenden Nukleotide und die
12 3'-terminalen Nukleotide
sind angegeben. Das Transkript von pT3NAv mut 1 ist mit dem von pT3NAv
bis auf eine einzige Deletion, 11 Nukleotide hinter dem 5'-Ende der Wildtyp-RNA,
identisch. Das Transkript von pT3NAv mut 2 ist bis auf 5 Mutationen,
die sich in der mittleren Region (durch Unterstreichung hervorgehoben)
befinden, mit dem von pT3NAv identisch. Diese 5 Mutationen ändern nicht
die Aminosäuresequenz
in dem offenen Leserahmen des Gens. Das Serin-Kodon UCC an Position
887-889 (RNA mit positiver Polarität) wurde durch das Serin-Kodon
AGU in demselben Rahmen ersetzt. Die Numerierung der Nukleotide entspricht
Hiti u.a., 1982, J. Virol. 41: 730-734.
-
17. Polyacrylamidgel-Elektrophorese von
aus sichergestellten Influenzaviren gereinigten RNAs. RNA-Transkripte
von pT3NAs (16) von phenol-extrahierter
RNA, abgeleitet von Influenza-A/WSN/33-Virus, wurde mit gereinigten
Polymerasepräparaten
entsprechend dem in Absatz 6.1.1 beschriebenen Protokoll gemischt.
Diese neu gebildeten RNPs wurden dann in MDBK-Zellen transfiziert,
die eine Stunde zuvor mit WSN-HK-Helfervirus infiziert worden waren.
Das Medium, das 28 μg/ml
Plasminogen enthielt, wurde nach 16 Stunden geerntet, und Virus
wurde zur Amplifikation und Plaquesbildung in Abwesenheit von Protease
in MDBK-Zellen eingebracht. Aus diesen Plaques gewonnenes Virus
wurde dann weiter in MDBK-Zellen vermehrt, und RNA wurde aus gereinigten
Viruspräparaten
wie in den Absätzen
6.1 ff und 7.1 ff beschrieben phenol-extrahiert. Die RNAs wurden
auf 2,8 -Polyacrylamid-0,075 %-Bisacrylamid-Gelen, die 7,7 M Harnstoff
in TBE-Puffer enthielten, aufgetrennt und durch Silbereinfärbung wie
in Absatz 6.1 ff beschrieben sichtbar gemacht. Streifen 1 und 6:
WSN-HK-Virus-RNA. Streifen 2: RNA eines Virus, das aus MDBK-Zellen
nach RNP-Transfektion mit von pT3NAv abgeleiteter NA-RNA und Infektion
mit WSN-HK-Helfervirus sichergestellt wurde. Streifen 3: NA-RNA,
transkribiert in vitro aus pT3NAv. Streifen 4: RNA von Kontroll-WSN-Virus. Streifen 5:
RNA eines Virus, das aus MDBK-Zellen nach RNP-Transfektion mit phenol-extrahierter
WSN-Virus-RNA und Infektion mit WSN-HK-Helfervirus sichergestellt
wurde.
-
18. Sequenzanalyse von RNA, gewonnen aus
gesichertem, fünf
ortsspezifische Mutationen enthaltendem Influenzavirus. Nach Infektion
mit dem WSN-HK-Helfervirus wurden MDBK-Zellen mit T3NAv mut 2-RNA,
gewonnen durch Transkription aus pT3NAv mut 2, RNP-transfiziert.
Nach Inkubation über
Nacht in Gegenwart von 28 μg/ml
Plasminogen wurde Medium zur Vermehrung und Plaquesbildung in MDBK-Zellen
in Abwesenheit von Protease verwendet. Dann wurde Virus aus Plaques
amplifiziert, und RNA wurde nach Phenol-Extraktion von gereinigtem
Virus gewonnen. Die Sicherung des Mutanten-NA-Gens in Viruspartikeln
wurde überprüft durch
direkte RNA-Sequenzanalyse unter Einsatz von 5'-TACGAGGAAATGTTCCTGTTA-3' als Primer (entspricht
Position 800-819; Hiti u.a.,}. Virol. 41: 730-734) und Reverser
Transcriptase (Yamashita u.a., 1988, Virol. 163:112-122) überprüft. Die
gezeigten Sequenzen entsprechen Position 878-930 in dem NA-Gen (Hiti
u.a., J. Virol. 41: 730-734). Die Pfeile und die unterstrichenen
Nukleotide zeigen die Änderungen
in der Mutanten-RNA im Vergleich zu der Wildtyp-RNA. Links: Kontroll-RNA, gewonnen aus
Influenza-A/WSN/33-Virus. Rechts: RNA von mutiertem Virus, sichergestellt
aus MDBK-Zellen, die mit T3NAv mut 2-RNA RNP-transfiziert und mit
WSN-HK-Helfervirus infiziert worden waren.
-
19. CAT-Expression in mit Vacciniavirus
infizierten/IVACAT-1-RNP
transfizierten Zellen. Ungefähr
106 C127-Zellen von der Maus in 35-mm-Schalen
wurden mit Gemischen aus rekombinanten Vacciniaviren (Smith u.a.,
1986) mit einer MOI von ungefähr
10 je Vektor infiziert. Nach 1,5 Stunden wurde synthetisches IVACAT-1-RNP
in die virusinfizierten Zellen wie beschrieben transfiziert (Lutjyes
u.a., 1989). Die Zellen wurden über
Nacht inkubiert, sodann geerntet und auf CAT-Aktivität hin gemäß Standardverfahren analysiert
(Gorman u.a., 1982). Die Proben enthielten 0,05 uCL [14C]
Chloramphenicol, 20 μl
40 mM Acetyl-CoA (Boehringer) und 50 μl Zellextrakte in 0,25 Tris-Puffer
(pH 7,5). Die Inkubationszeiten betrugen ungefähr 4 Stunden. Die Bezeichnungen
unter den Streifennummern geben die Behandlung der Zellen an. Streifen
1 – Kontrolle;
Streifen 2 – Transfektion
von nackter RNA (ohne Zugabe von Polymerase), keine Helfervirus-Infektion;
Streifen 3 – RNP-Transfektion, kein
Helfervirus; Streifen 4 – RNP-Transfektion,
Influenzavirus als Helfer; Streifen 5-11 – RNP-Transfektion, Vacciniavirus-Vektoren
als Helferviren exprimieren die angegebenen Influenzavirus-Proteine.
-
20. Tests mit verschiedenen Zellinien.
A) Zellen wurden mit Vaccinia-Vektoren, die die Proteine PB2, PB1
und PA (Streifen 1, 3, 5, 7) oder die Proteine PB2, PB1, PA und
NP (Streifen 2, 4, 6, 8) exprimieren, infiziert, mit IVACAT-1-RNP
transfiziert und auf CAT-Aktivität
hin untersucht wie beschrieben. Streifen 1, 2: Madin-Darby-Hundenieren-(MDCK-)Zellen;
Streifen 3, 4: HeLa-Zellen; Streifen 5, 6: 293-Zellen (Graham u.a., 1977,
J. gen. Virol 36: 59-72); Streifen 7, 8: L-Zellen. B) Zellinie 3-PNP-4 wurde als
Wirtszelle verwendet. Unter jedem Streifen sind die Influenzavirus-Proteine
angegeben, die in jeder Probe exprimiert werden. C) 293-Zellen wurden
mit den vier erforderlichen Vaccinia infiziert und mit synthetischer
RNP, hergestellt unter Verwendung von IVA-CAT-1-RNA (Streifen 1)
oder IVA-CAT-2-RNA (Streifen 2), transfiziert. Nach Inkubation über Nacht
wurden Zellen geerntet und CAT-Analysen durchgeführt.
-
5 BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
-
Diese
Erfindung betrifft die Herstellung und Verwendung von rekombinanten
Influenzavirus-RNA-Matrizen gemäß Anspruch
1, die zusammen mit viraler RNA-abhängiger RNA-Polymerase
zur Exprimierung heterologer Genprodukte in geeigneten Wirtszellen
und/oder zur Sicherstellung des heterologen Gens in Influenza-Viruspartikeln eingesetzt
werden können.
Die RNA-Matrizen können
durch Transkription geeigneter DNA-Sequenzen unter Verwendung einer
DNA-abhängigen
RNA-Polymerase wie z.B. Bakteriophage T7, T3 oder der SP6-Polymerase
hergestellt werden. Bei Verwendung von Influenza. wird die DNA so
aufgebaut, daß sie
für die
Informationsrichtung der heterologen Gensequenz codiert, flankiert
vor dem ATG von dem Komplement der viralen Polymerasebindungsstelle/Promotor
von Influenza, d.h. dem Komplement des 3'-Endes eines Genomsegments von Influenza.
Zur Sicherstellung in Viruspartikeln kann es unter Umständen günstig sein, die
heterologe Gen-Codierungssequenz mit dem Komplement sowohl des 3'-Endes als auch des
5'-Endes eines Genomsegments
von Influenza zu flankieren. Nach Transkription mit einer DNA-abhängigen RNA-Polymerase
wird die resultierende RNA-Matrize für die negative Polarität der heterologen
Gensequenz codieren und die vRNA-terminalen Sequenzen enthalten,
die die virale RNA-abhängige
RNA-Polymerase befähigen, die
Matrize zu erkennen.
-
Die
rekombinanten RNA-Matrizen gemäß Anspruch
1 mit negativer Polarität
können
gemischt werden mit gereinigtem viralem Polymerase-Komplex, der
virale RNA-abhängige
RNA-Polymeraseproteine (die P-Proteine) und Nukleoprotein (NP) umfaßt, das
von aus komplettem Virus dargestellten RNP-Kernen isoliert werden
kann, um "rekombinante
RNPs" (rRNPs) zu
bilden. Diese RNPs sind infektiös
und können
dazu verwenden werden, das heterologe Genprodukt in geeigneten Wirtszellen
auszudrücken
und das heterologe Gen in Viruspartikeln sicherzustellen durch Co-Transfektion von
Wirtszellen mit den rRNPs und Virus. Wahlweise können die rekombinanten RNA-Matrizen
gemäß Anspruch
1 zur Transfektion von transformierten Zellinien eingesetzt werden,
die die RNA-abhängigen
RNA-Polymerase-Proteine,
die eine Komplementierung gestatten, exprimieren.
-
Diese
Erfindung wird anhand von Arbeitsbeispielen veranschaulicht, in
denen RNA-Transkripte von klonierter, die Codierungsregion – in negativer
Polarität – des Chloramphenicol-Acetyltransferase-(CAT-)Gens enthaltenden
DNA, eingerahmt von den 22 5'terminalen
und den 26 3'-terminalen
Nukleotiden der Influenza-A/PR/8/34-Virus-NS-RNA, mit isolierten Influenza-A-Virus-Polymeraseproteinen
gemischt wurden. Dieser neu gebildete Ribonukleinprotein/RNP-Komplex
wurde in MDCK-(oder
293-)Zellen transfiziert, die mit Influenzavirus infiziert waren.
Die CAT-Aktivität war vor
und kurz nach der Virusinfektion vernachlässigbar, jedoch bis sieben
Stunden nach der Virusinfektion nachweisbar. Als Zellüberstand,
der "geknospeten" Virus aus diesem "Sicherstellungsexperiment" enthielt, zum Zwecke
der Infektion einer neuen "Monolayer" aus MDCK-Zellen verwendet
wurde, konnte ebenso CAT-Aktivität nachgewiesen
werden, was vermuten läßt, daß die das
rekombinante CAT-Gen
enthaltende RNA in Viruspartikel gepackt worden war. Diese Ergebnisse
zeigen die erfolgreiche Verwendung von rekombinanten Influenzavirus-RNA-Matrizen
und gereinigter RNA-abhängiger RNA-Polymerase
zur Neubildung von rekombinantem Influenzavirus-RNP. Desweiteren
lassen die Daten vermuten, daß die
22 5'-terminalen
und die 26 3'-terminalen
Sequenzen der Influenza-A-Virus-RNA ausreichen, um die Signale für die RNA-Transkription,
RNA-Replikation und Packung der RNA in Influenzaviruspartikeln zu
liefern.
-
Ebenso
demonstrierten wir anhand dieser Methodik die Sicherstellung von
synthetischen, von geeigneten rekombinanten Plasmid-DNAs abgeleiteten
RNAs, in stabilen und infektiösen
Influenzaviren. Insbesondere wurde dem Neuraminidase-(NA-)Gen von Influenza-A/WSN/33-Virus
(WSN) entsprechende RNA in vitro aus Plasmid-DNA transkribiert und
nach Addition von gereinigtem Influenzavirus-Polymerasekomplex in MDBK-Zellen transfiziert.
Eine Reinfektion mit Helfervirus, dem das WSN-NA-Gen fehlte, führte zur
Freisetzung von Virus, das das WSN-NA-Gen enthielt. Sodann brachten wir fünf Punktmutationen
in das WSN-NA-Gen ein durch Kassettenmutagenese der Plasmid-DNA.
Eine Sequenzanalyse des sichergestellten Virus enthüllte, daß das Genom
alle fünf
in dem mutierten Plasmid vorkommenden Mutationen enthielt. Diese
Technik kann eingesetzt werden zur Schaffung von Viren mit ortsspezifischen
Mutationen, so daß sich
Influenzaviren mit definierten biologischen Eigenschaften konstruieren
lassen.
-
Die
Möglichkeit
der Neubildung von RNPs in vitro erlaubt die Konstruktion von neuen
chimärischen Influenzaviren,
die Fremd-Gene exprimieren. Ein Weg, um dieses Ziel zu erreichen,
impliziert die Modifizierung von vorhandenen Influenzavirus-Genen. Beispielsweise
kann das HA-Gen so modifiziert werden, daß es fremde Sequenzen in seinen äußeren Domänen enthält. Wo die
heterologe Sequenz Epitopen oder Antigenen von Pathogenen entspricht,
können
diese chimärischen
Viren benutzt werden, um eine schützende Immunantwort auf den
Krankheitserreger, von dem diese Determinanten abgeleitet sind,
zu induzieren. Neben der Änderung von
Genen, die für
Oberflächenproteine
codieren, können
auch Gene geändert
werden, die für
Nichtoberflächenproteine
codieren. Letztgenannte Gene stehen nachweislich mit den wichtigsten
zellulären
Immunantworten in dem Influenzavirussystem in Zusammenhang (Townsend
u.a., 1985, Cell 42:475-482). D.h., der Einschluß einer fremden Determinanten
in das NP- oder das NS-Gen eines Influenzavirus kann – nach Infektion – eine wirksame
zelluläre
Immunantwort auf diese Determinante induzieren. Ein solcher Ansatz
kann besonders hilfreich sein in Situationen, in denen schützende Immunität in starkem
Maße von
der Induktion zellulärer Immunantworten
abhängt
(z.B. Malaria usw.).
-
Ein
anderer Ansatz, der die Expression von fremden Proteinen (oder Domänen solcher
Proteine) über chimärische Influenzaviren
gestatten würde,
betrifft die Einbringung kompletter heterologer Gene in das Virus. Influenzaviruspräparate mit
mehr als acht RNA-Segmenten sind früher bereits beschrieben worden
(Nayak, D., u.a. in Genetics of Influenza Virus, P. Palese und D.
W. Kingsbury, Hrsg., Springer-Verlag, Wien, S. 255-279). Entsprechend
können
Influenzaviren mit neun oder mehr RNA-Segmenten lebensfähig sein, und die korrekte
Verpackung solcher chimärischer
Viren kann leicht erfolgen.
-
Diese
Erfindung läßt sich – rein zum
Zwecke der Beschreibung – in
die nachgenannten Abschnitte untergliedern: (a) Herstellung von
rekombinanten RNA-Matrizen;
(b) Expression von heterologen Genprodukten unter Verwendung von rekombinanten
RNA-Matrizen; und (c) Sicherstellung des heterologen Gens in rekombinanten
Viruspartikeln. Aus Gründen
der Klarheit der Erörterung
wird diese Erfindung im folgenden am Beispiel von Influenza beschrieben.
Es kann jeder beliebige Influenzavirusstamm (A, B oder C) verwendet
werden.
-
5.1 KONSTRUKTION DER REKOMBINANTEN
RNA-MATRIZEN
-
Heterologe
Gen-Codierungssequenzen, flankiert von dem Komplement der viralen
Influenza-Polymerasebindungsstelle/Promotor, z.B. dem Komplement
des 3'-Influenzavirus-Terminus
oder den Komplementen von sowohl dem 3'-Influenzavirus-Terminus als auch dem 5'-Influenzavirus-Terminus,
können
unter Anwendung von Verfahren, die auf diesem Gebiet bekannt sind,
hergestellt werden. Rekombinante DNA-Moleküle, die diese Hybridsequenzen
enthalten, können
kloniert werden und durch eine DNA-abhängige RNA-Polymerase wie z.B.
Bakteriophage T7, T3 oder die SP6-Polymerase u.a. transkribiert
werden, um die rekombinanten RNA-Matrizen hervorzubringen, die die
entsprechenden viralen Sequenzen beinhalten, welche die virale Polymeraseerkennung
und -aktivität
ermöglichen.
-
Ein
Ansatz für
die Herstellung dieser Hybridmoleküle besteht in der Einfügung ("Insertion") der heterologen
Codierungssequenz in ein DNA-Komplement eines Influenzavirus-Genomsegments,
so daß die
heterologe Sequenz flankiert wird von den viralen Sequenzen, die
für virale
Polymeraseaktivität
erforderlich sind; d.h. viralen Polymerasebindungsstellen/Promotor,
im folgenden die virale Polymerasebindungsstelle genannt. In einem
alternativen Ansatz lassen sich Oligonucleotide, die für die influenzavirale
Polymerasebindungsstelle codieren, z.B. das Komplement des 3'-Terminus oder beider
Termini der Virus-Genomsegmente, an die heterologe Codierungssequenz
binden, um das Hybridmolekül
herzustellen. Die Plazierung eines Fremd-Gens oder Segments eines
Fremd-Gens innerhalb einer Zielsequenz wurde früher von der Gegenwart geeigneter Restriktionsenzymstellen
innerhalb der Zielsequenz bestimmt. Jüngste Fortschritte in der Molekularbiologie
jedoch haben dieses Problem weitgehend abgebaut. Restriktionsenzymstellen
lassen sich problemlos überall
innerhalb einer Zielsequenz plazieren durch die Anwendung von ortsabhängiger Mutagenese
(siehe z.B. die von Kunkel, 1985, Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 82:488
beschriebenen Verfahren). Änderungen
der weiter unten beschriebenen Polymerase-Kettenreaktions-(PCR-)Technik
gestatten ebenso die spezifische Einfügung von Sequenzen (d.h. Restriktionsenzymstellen)
und erlauben die problemlose Herstellung von Hybridmolekülen. Wahlweise
könnten
PCR-Reaktionen zur Herstellung von rekombinanten Matrizen ohne Notwendigkeit
des Klonierens eingesetzt werden. PCR-Reaktionen könnten z.B.
eingesetzt werden zur Herstellung von einen DNA-abhängigen RNA-Polymerase-Promotor
(z.B. Bakteriophagen T3, T7 oder Sp6) enthaltenden, doppelsträngigen DNA-Molekülen und
der das heterologe Gen und die Influenzavirus-Polymerase-Bindungsstelle enthaltenden
Hybridsequenz. RNA-Matrizen
könnten
dann direkt von dieser rekombinanten DNA aus transkribiert werden.
In einer anderen Verkörperung
können
die rekombinanten RNA-Matrizen hergestellt werden durch Ligation
von die negative Polarität
des heterologen Gens und die influenzavirale Polymerase-Bindungsstelle
spezifizierenden RNAs durch Einsatz einer RNA-Ligase. Erforderliche
Sequenzen für
virale Polymerase- Aktivität
und Konstruktionen, die gemäß dieser
Erfindung verwendet werden können,
werden in den folgenden Abschnitten beschrieben.
-
5.1.1 DER VIRALE 3'-TERMINUS IST FÜR POLYMERASE-AKTIVITÄT ERFORDERLICH
-
Bei
den in Abschnitt 6 ff beschriebenen Experimenten handelt es sich
um die ersten Versuche einer Definition von Promotorsequenzen für eine Polymerase
eines RNA-Virus negativer Polarität, und es wurde festgestellt,
daß die
Spezifizität
in den 15 3'-terminalen
Nukleotiden liegt. Diese influenzaviralen Polymerase-Bindungsstellen-Sequenzen sowie funktional äquivalente
Influenzasequenzen können
gemäß dieser
Erfindung verwendet werden. So können
beispielsweise funktional äquivalente
Influenzasequenzen, die Substitutionen, Insertionen, Deletionen,
Additionen oder Inversionen enthalten, die vergleichbare Aktivität zeigen,
verwendet werden. Die im folgenden beschriebene RNA-Synthese durch
die virale Polymerase ist ein Muster für spezifische Erkennung und
Elongation durch die Influenzavirus-Polymerase aus den folgenden
Gründen:
(a) die Polymerase besitzt hohe Aktivität, wenn ApG als Primer verwendet
wird, eine Eigenschaft, die auf Influenzavirus- Polymerase beschränkt ist;
(b) sie besitzt optimale Aktivität
unter Temperatur- und Ionenbedingungen, die bereits als wirksam
für die
viralen RNPs aufgezeigt worden sind; (c) die Polymerase besitzt
Spezifität
für Influenzavirus-Sequenzen
auf den Muster-RNA-Matrizen; (d) die Polymerase ist aktiv in der
durch cap-Endonuklease ausgelösten
RNA-Synthese, was als Kennzeichen für influenza-virale Polymerase
gilt; (e) die Erkennung von cap-Donor-RNA
ist kennzeichnend für
cap-1-Strukturen; und (f) genomische RNA-Segmente werden speziell kopiert.
-
5.1.2 EIN TERMINALER "PFANNENSTIL" IST FÜR OPTIMALE
ERKENNUNG UND SYNTHESE DURCH DIE VIRALE POLYMERASE NICHT ERFORDERLICH
-
Wie
zuvor gezeigt wurde, bilden die Influenzavirussegment-RNAs Basenpaare
an ihren Enden, so daß pfannenstilförmige Strukturen
entstehen. Dieses wurde auf zweierlei Art und Weise erreicht. Ein
quervernetzendes Reagenzderivat von Psoralen verknüpfte kovalent
die Enden eines jeden Segments in intaktem Virus oder in RNPs von
infizierten Zellen (Hsu u.a., 1987, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 84:
8140-8144). Die behandelte RNA war, wie die elektronenmikroskopische
Untersuchung ergab, dank der quervernetzten Enden kreisförmig. Ebenso
wurde festgestellt, daß die
RNA-Enden in RNPs empfindlich gegenüber Ribonuklease VI sind, die
doppelsträngige
RNA erkennt und spaltet, und daß die
virale Polymerase mit beiden Enden in der Pfannenstil-Konformation verbunden
ist (Honda u.a., 1988, J. Biochem. 104: 1021-1026), Im Rahmen dieser
Untersuchungen wurde die Existenz der pfannenstilförmigen Struktur
der genomischen RNA nachgewiesen und es wurde rückgeschlossen, daß sie bei
der Polymeraseerkennung eine Rolle spielt. Wenngleich auch die in
den angeführten Beispielen
eingesetzten Matrizen-RNAs ursprünglich
dargestellt worden waren, um pfannenstil-spezifische Proteinbindung
aufzeigen, zeigte sich, daß der
terminale Pfannenstil offensichtlich keine Rolle in den hier untersuchten
Polymerasereaktionen spielte.
-
5.1.3 DAS RNA-POLYMERASEPRÄPARAT KOPIERT
SPEZIELL MATRIZEN MIT NEGATIVER POLARITÄT
-
Die
virale Polymerase synthetisiert festgestelltermaßen RNA mit optimaler Effizienz,
wenn die Matrize den 3'-Terminus
des Wildtyps mit negativer Polarität aufweist. Es wurde nachgewiesen,
daß RNAs
von unzusammenhängender
Sequenz nicht kopiert wurden, und daß solche mit zusätzlichen
Polylinker-Sequenzen an dem 3'-Ende mit weitaus
geringerer Effizienz kopiert wurden. Eine DNA mit der richtigen
Sequenz war ebenso als Matrize ungeeignet. Die Reaktion war hochspezifisch,
da die M-wt-Matrize nur in sehr geringem Umfang repliziert wurde.
Auch wenn unsere Polymerasequelle ein intaktes Virus war, überraschte
dieser Feststellung doch sehr, da niemals vermutet worden war, daß die Polymerase,
die die RNA mit viraler Polarität
erkennt, den Strang mit positiver Polarität nicht effizient kopieren
würde.
Untersuchungen sind im Gange, um die Spezifität der von infizierten Zellen
gereinigten Polymerase zu Zeitpunkten nach der Infektion erforschen,
wenn die komplementäre
RNA in genomische Matrizen kopiert wird. Die aktuellen Daten unterstützen ein
Modell, wonach sich die virale Polymerase, die vRNA kopiert, funktional
von der Polymerase unterscheidet, die die vRNA aus cRNA synthetisiert,
und zwar dank ihrer Promotor-Erkennung. Es ist möglich, daß sie durch kontrollierte Änderung
der Polymerase in infizierten Zellen in die Lage versetzt wird,
das 3'-Ende von
RNA mit positiver Polarität
zu erkennen. Durch Analyse von Promotor-Mutanten untersuchten wir
die Feinspezifität
der Reaktion und stellten fest, daß die einzige Einfachmutation,
die einen erheblich geringeren Synthesegrad zeigte, die der V-A3-RNA war. Desweiteren
reduzierten Kombinationen aus zwei oder mehr Punktmutationen an
den Positionen 3,5,8 und 10 erheblich die Synthesegrade.
-
5.1.4 INSERTION DER HETEROLOGEN
GENSEQUENZ IN DIE PB2-, PB1-, PA- ODER NP-GENSEGMENTE
-
Die
Gensegmente, die für
die PB2-, PB1-, PA- und NP-Proteine codieren, enthalten einen einzigen
offenen Leserahmen mit 24-45 unübersetzten
Nukleotiden an ihrem 5'-Ende
und 22-57 unübersetzten
Nukleotiden an ihrem 3'-Ende.
Das Einfügen
einer Fremd-Gensequenz in eines dieser Segmente könnte entweder durch
einen vollständigen
Austausch der viralen Codierungsregion durch das Fremd-Gen oder
durch einen teilweisen Austausch vorgenommen werden. Ein vollständiger Austausch
ließe
sich wahrscheinlich am besten bewerkstelligen durch die Anwendung
der PCR-gesteuerten
Mutagenese. Das Prinzip dieses Mutagenese-Verfahrens wird in 10 veranschaulicht. Kurz gesagt, PCR-Primer
A würde
enthalten, von 5' bis
3': eine einzige
Restriktionsenzymstelle, wie z.B. eine Restriktionsenzymstelle der
Klasse HS (d.h. ein "Schaltenzym" ("shifter enzyme"); dieses erkennt
eine spezifische Sequenz, schneidet die DNA jedoch entweder vor
oder nach dieser Sequenz); die komplette unübersetzte 3'-Region dieses Influenza-Gensegments;
und eine dem carboxy-terminalen Codierungsabschnitt des Fremd-Genprodukts
komplementäre
Reihe von Nukleotiden. PCR-Primer B würde enthalten, vom 5'-Ende bis zum 3'-Ende: eine einzige
Restriktionsenzymstelle; eine gekürzte jedoch aktive Phagen-Polymerasesequenz;
das Komplement der vollständigen
unübersetzten
5'-Region des Influenzagensegments
(hinsichtlich der vRNA mit negativer Polarität) und eine Reihe von dem 5'-Codierungsabschnitt
des Fremd-Gens entsprechenden Nukleotiden. Nach einer PCR-Reaktion
unter Einsatz dieser Primer mit einer klonierten Kopie des Fremd-Gens kann das Produkt
unter Verwendung der einzigartigen Restriktionsstellen herausgeschnitten
und kloniert werden. Aufschluß mit
dem Enzym der Klasse IIS und Transkription mit der gereinigten Phagenpolymerase
würden
ein RNA-Molekül hervorbringen,
das die exakten unübersetzten
Enden des Influenzavirus-Gensegments mit einem Fremd-Geneinschluß enthielte.
Solch eine Konstruktion wird für
das Gen der Chloramphenicol-Acetyltransferase (CAT) beschrieben,
das in den in Abschnitt 7 angeführten
Beispielen eingesetzt wird. In einer alternativen Verkörperung
könnten
PCR-eingeleitete Reaktionen genutzt werden, um doppelsträngige DNA
herzustellen, die die Bakteriophagen-Promotorsequenz enthält, sowie
die Hybridgensequenz, so daß RNA-Matrizen
direkt ohne Klonieren transkribiert werden könnten.
-
In
Abhängigkeit
von der Unversehrtheit des Fremd-Genprodukts und dem Zweck der Konstruktion kann
es wünschenswert
sein, Hybridsequenzen aufzubauen, die die Expression von Fusionsproteinen
steuern. Beispielsweise sind die vier Influenzavirus-Proteine PB2,
PB1, PA und NP Polymeraseproteine, die zu dem Kern der infizierten
Zelle durch spezifische in dem Protein vorkommende Sequenzen gelenkt
werden. Für das
NP wurde die folgende Aminosäuresequenz
festgestellt (Einzelbuchstabencode):
QLVWMACNSAAFEDLRVLS (Davey
u.a., 1985, Cell 40: 667-675). D.h., soll das Fremd-Genprodukt zu
dem Kern dirigiert werden (wenn es dies von sich aus normalerweise
nicht tun würde),
dann sollte das Hybridprotein so konstruiert werden, daß es eine
Domaine beinhaltet, die es dorthin lenkt. Diese Domäne könnte von
dem Influenzavirus abstammen, muß jedoch nicht. Hybridproteine
können
auch aus nichtviralen Quellen hergestellt werden, solange sie die
notwendigen Sequenzen für
die Replikation durch Influenzavirus enthalten (unübersetzte
3'-Region, usw.).
-
Ebenso
könnten,
um ein anderes Beispiel zu nennen, bestimmte Antigen-Regionen der viralen
Genprodukte durch fremde Sequenzen ersetzen werden. Townsend u.a.
(1985, Cell 42: 475-482) identifizierten ein Epitop innerhalb des
NP-Moleküls, das
in der Lage ist, eine kräftige
CTL-Antwort ("cytotoxic
T-cell" – zytotoxische
T-Zelle) auszulösen.
Dieses Epitop erstreckt sich über
die Reste 147-161 des NP-Proteins und besteht aus den Aminosäuren TYQRTRQLVRLTGMDP.
Durch Setzen eines kurzen fremden Epitops anstelle dieser NP-Sequenz
kann eine starke Zellimmunantwort auf das intakte fremde Antigen
entlockt werden. Umgekehrt kann die Expression eines Fremd-Genprodukts,
das diese 15 Aminosäuren
umfassende Region enthält,
auch dazu beitragen, eine starke Zellimmunantwort gegenüber dem
fremden Protein zu induzieren.
-
5.1.5 INSERTION DER HETEROLOGEN
GENSEQUENZ IN DIE HA- ODER
NA-GENSEGMBNTE
-
Die
Proteine HA und NA, für
die separate Gensegmente codieren, sind die wichtigsten Oberflächen-Glycoproteine
des Virus. Folglich sind diese Proteine die Hauptziele für die humorale
Immunantwort nach Infektion. Sie sind unter allen Influenzavirus-Proteinen
die bisher am weitesten erforschten, da die dreidimensionalen Strukturen
dieser beiden Proteine aufgedeckt sind.
-
Die
dreidimensionale Struktur des H3-Hämagglutinin zusammen mit Sequenzinformationen über eine große Anzahl
von Varianten hat es gestattet, die Antigen-Stellen auf dem HA-Molekül aufzudecken
(Webster u.a., 1983, in: Genetics of Influenza Virus, P. Palese
und D. W. Kingsbury, Hrsg., Springer-Verlag, Wien, S. 127-160). Diese Stellen
lassen sich in vier gesonderte nichtüberlappende Regionen auf der
Oberfläche
des HA gliedern. Diese Regionen sind äußerst variabel und gestatten,
wie gezeigt werden konnte, sowohl Insertionen als auch Deletionen.
Daher kann die Substitution dieser Stellen innerhalb von HA (z.B.
Stelle A; Aminosäuren
122-147 des A/HK/68-HA) durch einen Abschnitt eines fremden Proteins
für eine
kräftige
humorale Antwort auf dieses fremde Peptid sorgen. In einem anderen
Ansatz kann die fremde Peptidsequenz in die Antigenstelle ohne Deletion
von viralen Sequenzen inseriert werden. Expressionsprodukte solcher
Konstruktionen können
in Impfstoffen gegen das fremde Antigen nützlich sein und können tatsächlich ein
zuvor bereits angesprochenes Problem umgehen, nämlich das der Verbreitung des
rekombinanten Virus in dem geimpften Wirt. Ein intaktes HA-Molekül mit einer
Substitution nur in Antigenstellen kann eine HA-Funktion gestatten
und kann somit den Aufbau eines lebensfähigen Virus ermöglichen.
Dieses Virus kann daher ohne Bedarf an zusätzlichen Helferfunktionen gezüchtet werden.
Natürlich
sollte dieses Virus auf andere Weisen attenuiert werden, um jeder
Gefahr eines unbeabsichtigten Entweichens vorzubeugen.
-
Andere
Hybridkonstruktionen gemäß den beigefügten Ansprüchen lassen
sich herstellen, um Proteine auf der Zelloberfläche zu exprimieren oder um
diese in die Lage zu versetzen, aus der Zelle freigesetzt zu werden.
Als ein Oberflächen-Glycoprotein umfaßt das HA
eine amino-terminale spaltbare Signalsequenz, die für den Transport
zur Zelloberfläche
erforderlich ist, sowie eine carboxy-terminale Sequenz, die für die Verankerung
an der Membran erforderlich ist. Zur Expression eines intakten Fremd-Proteins
auf der Zelloberfläche
bedarf es unter Umständen
der Verwendung dieser HA-Signale zur Bildung eines Hybridproteins.
Alternativ kann, wenn nur die Transportsignalsequenz vorhanden ist,
die Membranverankerungsdomäne
jedoch fehlt, das Protein aus der Zelle ausgeschieden werden.
-
Im
Falle des NA-Proteins ist die dreidimensionale Struktur zwar bekannt,
jedoch verteilen sich die Antigenstellen über die Oberfläche des
Moleküls
und überlappen
sich. Dies weist darauf hin, daß wenn
eine Sequenz in das NA-Molekül
eingefügt
und auf der äußeren Oberfläche von
NA exprimiert wird, es immunogen sein wird. Außerdem zeigt NA als ein Oberflächen-Glycoprotein
zwei auffallende Unterschiede gegenüber dem Protein HA auf. Zum
einen beinhaltet NA keine spaltbare Signalsequenz; tatsächlich agiert
die amino-terminale Signalsequenz als eine Membranverankerungsdomäne. Die
Folge daraus, und zugleich der zweite Unterschied zwischen der NA
und dem HA, ist, daß die
NA mit dem Amino-Ende in der Membran ausgerichtet ist, während das
HA mit dem Carboxy-Ende in der Membran ausgerichtet ist. Es kann
daher in einigen Fällen
vorteilhaft sein, ein Hybrid-NA-Protein herzustellen, da das Fusions-Protein
die entgegengesetzte Ausrichtung von ein HA-Fusionshybrid haben wird.
-
5.1.6 INSERTION DES HETEROLOGEN
GENS IN DIE NS- UND M-GENSEGMENTE
-
Die
kennzeichnende Eigenschaft des NS-Segments und des M-Segments im
Vergleich zu den anderen sechs Gensegmenten des Influenzavirus besteht
darin, daß diese
Segmente für
mindestens zwei Proteinprodukte codieren. In beiden Fällen codiert
eine mRNA, die co-linear mit Genom-RNA ist, für ein Protein, und codiert
eine gespleißte
Information für
das andere Protein. Da die Spleiß-Donor-Stelle innerhalb der
Codierungsregion für
das co-lineare Transkript liegt, weisen die Proteine NS1 und NS2
ein identisches 10 Aminosäuren
umfassendes Amino-Ende auf, während
M1 und M2 ein identisches 14 Aminosäuren umfassendes Amino-Ende
aufweisen.
-
Als
ein Ergebnis dieser einmaligen Struktur können rekombinante Influenzaviren
gemäß den beigefügten Ansprüchen hergestellt
werden, um ein Gen-Produkt innerhalb des Segments zu ersetzen bei
gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Unversehrtheit des zweiten
Produkts. Beispielsweise könnte
der Austausch der gesamten NS2- oder M2-Codierungs-region gegen ein Fremd-Genprodukt
(unter Beibehaltung der Spleiß-Akzeptor-Stelle)
zur Expression eines intakten NS1- oder M1-Proteins und eines Fusionsproteins
anstelle von NS2 oder M2 führen.
Alternativ kann ein Fremd-Gen in das NS-Gensegment eingefügt werden,
ohne die NS1-Expression oder die NS2-Expression zu berühren. Wenngleich auch die meisten
NS-Gene eine erhebliche Überlappung
der NS1- und NS2-Leserahmen aufweisen, so ist dies bei einigen natürlichen
NS-Genen nicht der Fall. Wir haben das NS-Gensegment des A/Ty/Or/71-Virus analysiert
(Norton u.a., 1987, Virology 156: 204-213) und festgestellt, daß in diesem
speziellen Gen das NS1-Protein an Nukleotidposition 409 des NS-Gensegments
endet, während
die Spleiß-Akzeptor-Stelle
für das
NS2 an Nukleotidposition 528 liegt. Somit könnte ein Fremd-Gen zwischen
das Terminations-Kodon der NS1-Codierungsregion
und die Spleiß-Akzeptor-Stelle
der NS2-Codierungsregion ohne Auswirkungen auf das eine oder das
andere Protein eingebaut werden. Es kann sich als notwendig erweisen,
eine mögliche
Spleißstelle
am 5'-Ende der Fremd-Gensequenz
einzufügen,
um die Proteinproduktion sicherzustellen (dies würde für ein Hybridprotein codieren,
das das Amino-Ende des NS1 aufweist). So gesehen sollte das rekombinante
Virus nicht fehlerhaft sein und sollte zur Fortpflanzung in der
Lage sein, ohne hierzu Helfer-Funktionen zu bedürfen.
-
Wenngleich
man auch weiß,
daß das
Influenzavirus-Genom acht funktionale Gen-Segmente umfaßt, so ist
nicht bekannt, wieviele Segmente tatsächlich in einem Virus gepackt
sind. Es gibt Vermutungen dahingehend, daß das Influenzavirus mehr als
acht Segmente packen kann, möglicherweise
bis zu 12 (Lamb und Choppin, 1983, Ann. Rev. Biochem. 52:467:506).
Dies würde
eine leichtere Verbreitung des rekombinanten Virus ermöglichen,
indem dieses "neunte" Gensegment so konzipiert
werden könnte,
daß es
das Fremd-Genprodukt ausdrückt.
Wenn dieses "neunte" Segment auch in
einige Viren eingebaut werden könnte,
so ginge es doch im Zuge der Virusausbreitung bald verloren, wenn
nicht eine gewisse Selektion erfolgen würde. Dies läßt sich durch "Abkoppeln" ("Uncoupling") des NS- oder M-Gensegments
erzielen. Die NS2-Codierungsregion könnte von dem NS-Gensegment
entfernt und auf dem Gensegment plaziert werden, das für das fremde
Protein codiert (zusammen mit entsprechenden Spleiß-("Splicing"-)Signalen. Wahlweise
könnte
eine bicistronische mRNA hergestellt werden, um die interne Initiaton
zum "Unsplicen" dieser viralen Sequenzen
zu gestatten; z.B. durch Verwendung der von Pelletier u.a. (1988,
Nature 334: 320-325) beschriebenen Sequenzen.
-
Das
resultierende rekombinante Virus mit dem "abgekoppelten" NS- oder M-Gen wäre in der Lage, sich selbst
fortzupflanzen, und würde
außerdem
notwendigerweise das "neunte" Gensegment einpacken
müssen
und würde
so die Expression des Fremd-Gens sicherstellen.
-
5.2 EXPRESSION VON HETEROLOGEN
GENPRODUKTEN MITTELS REKOMBINANTER RNA-MATRIZE
-
Die
rekombinanten Matrizen, die wie oben beschrieben hergestellt worden
sind, lassen sich auf vielerlei Weisen zur Exprimierung von heterologen
Gen-Produkten in geeigneten Wirtszellen oder zur Herstellung von
chimärischen
Viren gemäß den beigefügten Ansprüchen, die
die heterologen Gen-Produkte exprimieren, verwenden. In einer Verkörperung
kann die rekombinante Matrize gemäß Anspruch 1 mit viralem Polymerasekomplex,
gereinigt wie in Abschnitt 6 beschrieben, kombiniert werden, um
rRNPs herzustellen, die infektiös sind.
Alternativ kann die rekombinante Matrize mit viralem Polymerasekomplex
unter Anwendung von rekombinanten DNA-Verfahren mischen (siehe z.B.
Kingsbury u.a., 1987, Virology 156:396-403). Solche rRNPs, wenn
zur Transfektion geeigneter Wirtszellen verwendet, können die
Expression des heterologen Gen-Produkts auf hohem Niveau steuern.
Wirtszellsysteme, die für
einen hohen Expressionsgrad sorgen, sind u.a. Zellinien, die virale
Funktionen liefern, so z.B. Zellinien, die mit Influenza reinfiziert
sind, Zellinien, die konstruiert wurden, um Influenzavirus- Funktionen
zu ergänzen,
usw.
-
In
einer anderen Verkörperung
dieser Erfindung können
die rekombinanten Matrizen oder die rRNPs gemäß den beigefügten Ansprüchen verwendet
werden, um Zellinien, die die viralen Polymeraseproteine exprimieren,
zu dem Zweck zu transfizieren, eine Expression des heterologen Genprodukts
zu bewirken. Hierzu können
transformierte Zellinien, die alle drei Polymeraseproteine exprimieren,
wie z.B. 3P-38 und 3P-133 (Krystal u.a., 1986, Proc. Natl. Acad.
Sci. U.S.A. 83: 2709-2713), als geeignete Wirtszellen verwendet
werden. Ebenso können
Wirtszellen so konstruiert werden, daß sie andere virale Funktionen
oder zusätzliche
Funktionen wie z.B. NP liefern.
-
5.2.1 REINIGUNG DER VIRALEN
POLYMERASE
-
Die
zur Herstellung der rRNPs verwendeten viralen Polymerase-Proteine
können
von aus kompletten Influenzaviren isolierten, dissoziierten RNP-Kernen
gereinigt werden. Generell können
RNP-Kerne anhand von Standardverfahren hergestellt werden (Plotch
u.a., 1981, Cell 23: 847-858); Rochavansky, 1976, Virology 73:327-338). Die gesammelten
RNP-Kerne können
dann über
einem zweiten Gradienten von CsCl (1,5-3,0 M) und Glycerol (30 %-45
%) zentrifugiert werden, wie von Honda u.a. (1988, J Biochem. 104:1021-1026)
beschrieben. Die aktiven viralen Polymerase- Fraktionen können im oberen Bereich des
Gradienten isoliert werden, d.h. in der Region des Gradienten, der
mit 1,5 bis 2,0 M CsCl korreliert und der Fraktion entspricht, die Honda
u.a. als "NP" identifizierten. Überraschenderweise
enthält
diese Fraktion all die viralen Polymerase-Proteine, die für den aktiven
Komplex erforderlich sind. Darüber
hinaus werden die P-Proteine, die aus dem unteren Bereich des Gradienten
gewonnen werden können,
nicht benötigt,
und sie sorgen nicht für
die Transkription viraler RNA voller Länge. Es scheint also, daß die sogenannte "NP"-Fraktion neben dem NP die aktiven Formen
der Proteine PB2, PB1 und PA enthält.
-
5.2.2 HOHE POLYMERASE-KONZENTRATIONEN
SIND FÜR
DIE DURCH CAP GESTARTETE RNA-SYNTHESE ERFORDERLICH
-
Hohe
Konzentrationen des viralen Polymerase-Komplexes vermögen es,
diese durch virusspezifische cap-Endonuklease gestartete Transkription
zu katalysieren. Unter den in Abschnitt 6 spezifizierten Bedingungen
zeigte sich, daß ca.
50 ng NP mit 200 pg der drei P-Proteinen optimal mit 5 bis 10 ng
RNA-Reaktion reagieren. Es konnte festgestellt werden, daß wenngleich
das NP Influenza-vRNA oder -cRNA in vivo selektiv eingebaut ("Enkapsidation"), das NP sich in
vitro nichtspezifisch an RNA bindet (Kingsbury u.a., 1987, Virology 156:396-403;
Scholtissek und Becht, 1971, J. Gen. Virol. 10:11-16). Damit die
virale Polymerase die viralen Matrizen-RNAs in unseren In-vitro-Reaktionen
erkennt, müssen
sie von dem NP wahrscheinlich eingebaut worden sein. Die Addition
eines cap-tragenden mRNA-Primers würde daher im wesentlichen mit
der Matrizen-RNA um die NP-Bindung konkurrieren. Da eine NP-Bindung des Dinukleotids
ApG nicht zu erwarten ist, wäre
die niedrigkonzentrierte Polymerase in der Lage, nur die kurzen
Matrizen mit ApG als Startermolekül zu verwenden. Diese Hypothese
wird auch von der Feststellung gestützt, daß das höher konzentrierte Polymerasepräparat durch
die Addition von allmählich
wachsenden Mengen von entweder Matrizen-RNA oder irgendeiner nichtspezifischen
RNA gehemmt wird. Es sollte ebenso festgehalten werden, daß die zuvor
in Verbindung mit viralen RNPs gezeigte ungewöhnliche Spezifität für die cap
1-Struktur m7GpppXm ebenso bei den rekonstituierten RNPs festgestellt
wurde.
-
5.2.3 RNA-MATRIZEN MIT
GENOM-LÄNGE
WERDEN EFFIZIENT KOPIERT
-
Plasmid-abgeleitete,
mit Segment 8 des A/WSN/33-Virus identische RNA wurde durch die
Polymerase genau kopiert (unter Anwendung des in 10 beschriebenen
PCR-Verfahrens). In Reaktionen, bei denen aus Virus extrahierte
RNA eingesetzt wurde, wurden alle acht Segmente kopiert, wenngleich
auch das HA-Gen in geringerem Umfang kopiert wurde. Der Hintergrund
dieser Reaktionen wurde gegenüber
den Matrizen mit 30 bis 53 nt reduziert, wahrscheinlich weil es
sich bei den verschmutzenden RNAs in dem Polymerasepräparat um überwiegend
defekte RNAs geringerer Größe handelte.
Rekombinante Matrizen, die in dieses System transkribierte Fremd-Gene
codieren, können
eingesetzt werden, um das konstruierte Gen in einem Viruspartikel sicherzustellen.
-
5.3 HERSTELLUNG VON CHIMÄRISCHEM
INFLUENZA-VIRUS
-
Um
ein chimärisches
Influenzavirus herzustellen, können
rekonstituierte RNPs, die modifizierte Influenzavirus-RNAs oder
für Fremdproteine
codierende RNA enthalten, zur Transfektion von Zellen eingesetzt werden,
die ebenso mit einem "elterlichen" Influenzavirus infiziert
sind.
-
Alternativ
können
die rekonstituierten RNP-Präparate
mit den RNPs vom elterlichen Wildtyp-Influenzavirus gemischt werden
und direkt zur Transfektion verwendet werden. Nach Neuordnung ("Reassortment") können die
neuartigen Influenzaviren isoliert und können ihre Genome durch Hybridisierungsanalyse
identifiziert werden. In weiteren hier beschriebenen Ansätzen zur
Herstellung von infektiösen
chimärischen
Viren gemäß den beigefügten Ansprüchen können rRNPs
in Wirtszeil-Systemen repliziert werden, die die Influenzavirus-Polymeraseproteine
exprimieren (z.B. in Virus/Wirtszell-Expressionssystemen; transformierten
Zellinien, die speziell mit Blick auf Expression des Polymeraseproteine
konstruiert wurden, usw.), so daß infektiöse chimärische Viren gewonnen werden;
in diesem Falle brauchen keine Helferviren eingesetzt werden, da
diese Funktion von den exprimierten viralen Polymeraseproteinen übernommen
wird. In einem besonders wünschenswerten
Ansatz können
mit für
alle acht Influenzavirus-Segmente konstruierten rRNPs infizierte
Zellen zur Produktion von infektiösem chimärischem Virus führen, der
den gewünschten
Genotyp aufweist; somit entfällt
der Bedarf an einem Selektionssystem.
-
Rein
theoretisch kann man jedes beliebige der acht Gensegmente oder irgendeinen
Teil eines solchen Segments durch die fremde Sequenz ersetzen. Eine
Bedingung dieser Gleichung ist jedoch die Fähigkeit zur Fortpflanzung des
defekten Virus (defekt, weil ein normales virales Genprodukt fehlt
oder verändert
ist). Es gibt eine Reihe möglicher
Ansätze
zur Umgehung dieses Problems. Wir haben aufgezeigt, daß Mutanten
des Influenzavirus, die in bezug auf die Proteine PB2 und N''P defekt sind, in Zellinien, die konstruiert
worden waren, um die Polymerase- und NP-Proteine richtungsgebend
zu exprimieren, zu wesentlich höheren
Titern gezüchtet werden
können
(Krystal u.a., 1986, Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 83: 2709-2813). Ähnliche
Verfahren können angewandt
werden, um transformierte Zellinien zu konstruieren, die irgendeines
der Influenzavirus-Gene richtungsgebend exprimieren. Alternativ
können
bestimmte natürliche
Wirtsbereich-Systeme verfügbar
sein, um rekombinante Viren zu vermehren. Ein Beispiel für diesen
Ansatz betrifft das natürliche
Influenza-Isolat CR43-3. Dieses Virus wächst normal, wenn in primäre PCK-Zellen
("chick kidney cells" – Hühnernierenzellen) eingeschleust,
es wächst
jedoch nicht in MDCK-Zellen ("Madin-Darby
canine kidney cells" – Madin-Darby-Hundenierenzellen),
einem natürlichen
Wirt für
Influenza (Maassab & DeBorde,
1983, Virology 130: 342-350). Bei der Analyse dieses Virus stellten
wir fest, daß es
für ein
defektes NS1-Protein codiert, daß das Ergebnis einer Deletion
von 12 Aminosäuren
war. Die PCK-Zellen weisen eine gewisse Aktivität auf, die entweder das defekte
NS1-Protein komplementiert oder die das defekte Protein komplett
ersetzen kann.
-
Ein
dritter Ansatz, das rekombinante Influenzavirus gemäß den beigefügten Ansprüchen zu
vermehren, kann die gleichzeitige Kultivierung mit Wildtyp-Virus
implizieren. Dies ließe
sich bewerkstelligen, indem man einfach das rekombinante Virus nimmt
und gleichzeitig Zellen mit diesem Virus und einem anderen Wildtyp-Virus (vorzugsweise
einem Impfstoff-Stamm) infiziert. Das Wildtyp-Virus sollte das Genprodukt
des defekten Virus komplementieren und das Wachstum sowohl des Wildtyp-Virus
als auch des rekombinanten Virus ermöglichen. Dies wäre analog
zu der Situation der Vermehrung von DI-("defective interfering"-) Partikeln des Influenzavirus
(Nayak u.av 1983, in: Genetics of Influenza
Viruses, P. Palese und D. W. Kingsbury, Hrsg., Springer-Verlag,
Wien, S. 255-279). Im Falle von DI-Viren können die Bedingungen so geändert werden,
daß der größte Teil
des vermehrten Virus eher dem defekten Partikel als dem Wildtyp-Virus
entspricht. Dieser Ansatz kann daher brauchbar sein zur Erzeugung
von Vorräten
an rekombinantem Virus mit hohem Titer. Diese Vorräte jedoch
würden
zwangsläufig
einen gewissen Anteil an Wildtyp-Virus enthalten.
-
Alternativ
können
synthetische Ribonukleoproteine (RNPs) in Zellen vermehrt ("repliziert") werden, die gleichzeitig
mit rekombinanten Viren infiziert worden sind, die die Influenzavirus-Polymeraseproteine
exprimieren. Dieses Verfahren läßt sich
in der Tat dazu anwenden, rekombinantes infektiöses Virus entsprechend dieser
Erfindung zu retten. Zu diesem Zweck können die Influenzavirus-Polymeraseproteine
in irgendeinem Expressionsvektor/Wirtszellen-System exprimiert werden, einschließlich – jedoch
nicht ausschließlich – viraler Expressionsvektoren
(z.B. Vacciniavirus, Adenovirus, Baculovirus, usw.) oder Zellinien,
die die Polymeraseproteine exprimieren (z.B. siehe Krystal u.a.,
1986, Proc. Natl. Acad. Sei. USA 83: 2709-2713). Überdies
kann die Infizierung von Wirtszellen mit rRNPs, die für alle acht
Influenzavirus-Proteine codieren, zur Produktion von infektiösen chimärischen
Viruspartikeln führen.
Mit diesem System würde
die Notwendigkeit eines Selektionssystems wegfallen, da alle hergestellten
rekombinanten Viren von dem gewünschten
Genotyp wären.
In den hier angeführten
Beispielen wird ein vollständig
synthetisches Replikationssystem beschrieben, bei dem statt der
Infizierung von Zellen mit Influenzavirus synthetische RNPs in repliziert
werden durch die Wirkung von Influenzavirus-Proteinen, die von rekombinanten
Vacciniavektoren exprimiert werden. Wir zeigen so auf, daß die einzigen
für die
Transkription und Replikation von RNP wesentlichen Influenzavirus-Proteine
die drei Polymeraseproteine und das Nucleoprotein sind.
-
Es
sollte festgehalten werden, daß die
Möglichkeit
besteht, ein rekombinantes Influenzavirus zu konstruieren, ohne
dadurch die Lebensfähigkeit
des Virus zu verändern.
Diese geänderten
Viren würden
sich zur Kultivierung eignen und würden keine Helferfunktionen
zu ihrer Replikation erfordern. Beispielsweise könnten Änderungen in dem bereits erörterten
Hämagglutinin-Gensegment
und dem NS-Gensegment
gemäß den beigefügten Ansprüchen genutzt
werden, um solche lebensfähigen
chimärischen
Viren zu konstruieren.
-
In
den nachgenannten Beispielen wird die Herstellung eines rekombinanten
Plasmids beschrieben, welches nach Transkription durch T7-Polymerase
eine RNA-Matrize
hervorbrachte, die von der Influenzavirus- Polymerase in vitro erkannt
und transkribiert wurde. Diese RNA-Matrize entspricht der NS-RNA
eines Influenzavirus bis auf die Tatsache, daß die viralen Codierungssequenzen
durch solche eines CAT-Gens
ersetzt sind. Diese rekombinante Minusstrang-Virus-RNA-Matrize wurde
sodann mit gereinigter Influenzavirus-Polymerase gemischt, um wieder
einen RNP-Komplex zu bilden. Der rekombinante RNA-Komplex wurde
in Zellen eingeschleust (Transfektion), die dann mit Influenzavirus
infiziert wurden, was zur Expression der CAT-Aktivität führte.
-
Eine
Reihe von- Faktoren zeigt, daß dieses
System einen biologisch aktiven rekombinanten RNP-Komplex darstellt,
der unter strenger Kontrolle der Signale für Transkription, Replikation
und Verpackung ("Packaging") von Influenzavirus-RNAs
steht. Erstens weist das CAT-Gen negative Polarität in der
zur RNP-Transfektion verwendeten rekombinanten Virus-RNA auf. D.h.
die eingehende RNA kann nicht direkt in der Zelle übersetzt
("Translation") werden, sondern
muß zunächst durch
die Influenzavirus-Polymerase umgeschrieben werden ("Transkription")/um die Translation
und Expression des CAT-Gens zu gestatten. Zweitens ist weder transfizierte
nackte rekombinante RNA alleine in der Gegenwart von infizierendem
Helfervirus noch rekombinanter RNP-Komplex in Abwesenheit von infizierendem
Helfervirus erfolgreich bei der Induzierung von CAT-Aktivität. Dies
läßt vermuten,
daß von
dem eingehenden RNP – sowie
von dem infizierenden Helfervirus – gelieferte Influenzavirus-Proteine
zur Amplifikation der rekombinanten RNA-Matrize erforderlich sind.
Drittens und letztlich tauchen nach RNP-Transfektion und Infektion
durch Helfervirus Viruspartikel auf, die offensichtlich die rekombinante
RNA enthalten, da diese Partikel wiederum CAT-Aktivität in frisch
infizierten Zellen induzieren. Diese Ergebnisse lassen vermuten,
daß die
26 3'-terminalen
und die 22 5'-terminalen Nukleotide, die
den terminalen Nukleotiden in der Influenza-A-Virus-NS-RNA entsprechen,
ausreichen, um die Signale zur Polymerase-Transkription und -Replikation
sowie zur Packung ("Packaging") der RNA in Partikeln
zu liefern.
-
Die
vorgenannten Ergebnisse die die für die Transkription, Replikation
und Verpackung von Influenzavirus-RNAs erforderlichen cis-agierenden
Sequenzen definierten, wurden ergänzt durch zusätzliche
Arbeitsbeispiele, die im folgenden beschrieben werden und die aufzeigen,
daß rekombinante
DNA-Techniken eingesetzt werden können, um punktspezifische Mutationen
in die Genome infektiöser
Influenzaviren einzuführen.
-
Synthetische
RNAs, gewonnen durch In-vitro-Transkription von Plasmid-RNA, wurden
in RNP-Transfektions-Experimenten zur Sicherstellung von infektiösem Influenzavirus
eingesetzt. Um die Selektion dieses Virus zu ermöglichen, wählen wie ein System, daß die Präsenz eines
WSN-ähnlichen
Neuraminidase-Gens in dem geretteten Virus erfordert. Viren, die
dieses Gen enthalten, können
sich in MDBK-Zellen
in Abwesenheit von Protease in dem Medium vermehren (Schulman u.a.,
1977, J. Virol. 24:170-176). Das Helfervirus WSN-HK vermehrt sich
unter solchen Bedingungen nicht. Natürlich gibt es alternative Selektionssysteme.
Beispielsweise könnten
Antikörper-Raster
("antibody screens") oder mit Vorbehalt
letale Mutanten eingesetzt werden, um sichergestellte Viren, die
von Plasmid-DNAs abgeleitete RNAs enthalten, zu isolieren. In den
nachstehend beschriebenen Experimenten wurden Viren gewonnen, die
den WSN-Viren ähnlich
waren. Das WSN-NA-Gen wurde von Plasmid-DNAs oder von gereinigter WSN-Virionen-RNA
abgeleitet (17, Streifen 2 und 5).
Im letztgenannten Fall, bei dem komplette Virionen-RNA zur RNP-Transfektion verwendet
wurde, wissen wir nicht, ob andere Gene ebenso auf das gerettete
Virus transferiert worden sind, da das Helfervirus die verbleibenden
sieben Gene mit dem WSN-Virus gemein hat. Die sichergestellten Viren
wiesen die erwarteten RNA-Muster auf (17)
und vermehrten sich in MDBK- oder MDCK-Zellen derart, daß die erreichten
Titer von denen des Wildtyp-WSN-Virus nicht zu unterscheiden waren.
Es ist festzuhalten, daß die
Sicherstellung einer die Deletion eines einzigen Nukleotids in der
nicht-übersetzten
5'-Region aufweisenden
NA-RNA nicht möglich
war. Dies wiederum zeigt die Bedeutung von in den nichtübersetzten
Regionen von Influenzavirus-RNAs vorkommenden Regulatorsequenzen
auf. Daneben stellten wir Virus sicher unter Verwendung von RNA,
die so konstruiert war, daß sie
5 Nukleotidänderungen
in einer 39 Nukleotide umfassenden Region aufwies (16).
Wir vergewisserten uns der Präsenz
dieser Mutationen in dem sichergestellten mutierten Virus durch
direkte Sequenzanalyse ("Sequenzierung") der RNA (18). Diese Mutationen bewirkten keine
Aminosäureänderung
in dem Protein Neuraminidase, so daß Auswirkungen auf die biologischen
Eigenschaften des Virus nicht erwartet wurden. Wenngleich dieses
Virus auch nicht eingehend untersucht wurde, waren sein Plaques-Bildungsverhalten
und seine Wachstumseigenschaften nicht von denen des Wildtyp-WSN-Virus
zu unterscheiden. Anhand derartiger Techniken lassen sich Mutationen
herbeiführen,
die die biologischen Eigenschaften der Influenzaviren verändern. Diese
Untersuchungen werden dabei helfen, die genauen Funktionen aller
viralen Proteine voneinander zu unterscheiden, die der Nicht-Strukturproteine
eingeschlossen. Außerdem können die
nichtübersetzten
Regionen der Genome durch Mutagenese untersucht werden, was zu einem
besseren Verständnis
der regulativen Signale führen
sollte, die in viralen RNAs vorkommen. Ein weiteres sehr interessantes
Gebiet ist die Entwicklung des Influenzavirus-Systems als ein Impfstoff-Vektor.
-
5.4 IMPFSTOFFZUSAMMENSETZUNGEN,
DIE DIE CHIMÄRISCHEN
INFLUENZAVIREN EINSETZEN
-
Es
läßt sich
praktisch jede heterologe Gensequenz in die chimärischen Influenzaviren gemäß den beigefügten Ansprüchen zur
Verwendung in Impfstoffen einbauen. Vorzugsweise können Epitope,
die eine schützende
Immunantwort auf eine Vielzahl von Pathogenen induzieren, oder Antigene,
die neutralisierende Antikörper
binden, durch die oder als Teil der chimärischen Viren exprimiert werden.
Zu den heterologen Gensequenzen, beispielsweise, die sich in die
chimärischen
Viren gemäß den beigefügten Ansprüchen zum
Zwecke der Verwendung in Impfstoffen einbauen lassen, gehören u.a.
Epitope des HIV-Virus (humanen Immundefizienzvirus) wie gp120; Oberflächenantigen
des Hepatitis-B-Virus (HBsAg); die Glycoproteine des Herpesvirus (z.B.
gD, gE); VP1 des Poliovirus; Antigendeterminanten nichtviraler Pathogene
wie z.B. Bakterien und Parasiten, um nur einige wenige zu nennen.
In einer anderen Verkörperung
können
alle oder Teile der Immunglobulingene exprimiert werden. So können beispielsweise
variable Regionen von antiidiotypischen Immunglobulinen, die solche
Epitope imitieren, in die chimärischen
Viren gemäß den beigefügten Ansprüchen eingebaut werden.
-
Es
kann entweder ein Impfstoff aus lebenden rekombinanten Viren oder
ein Impfstoff aus inaktivierten rekombinanten Viren formuliert werden.
Ein Lebendvirusimpfstoff wird unter Umständen bevorzugt, weil eine Vermehrung
in dem Wirt zu einem verlängerten
Stimulus derselben Art und Stärke
wie der führt,
der bei natürlichen
Infektionen auftritt, und daher wesentliche, langanhaltende Immunität verleiht.
Die Produktion solcher Impfstoffpräparate aus lebenden rekombinanten
Viren läßt sich
anhand von herkömmlichen
Verfahren bewerkstelligen, was die Vermehrung des Virus in einer
Zellkultur oder im Harnsack des Hühnerembryos mit anschließender Reinigung
impliziert.
-
In
dieser Hinsicht kann die Verwendung von gentechnisch hergestelltem
Influenzavirus (Vektoren) zu Impfstoffzwecken das Vorhandensein
von Attenuierungsmerkmalen in diesen Stämmen bedingen. Derzeitige Lebendvirusvakzine-Kandidaten
für die
Verwendung beim Menschen sind entweder kälteadaptiert, temperaturempfindlich
oder so verarbeitet, daß sie
verschiedene (sechs) Gene von Avianviren ableiten, was eine Abschwächung ("Attenuation") zur Folge hat.
Die Einbringung geeigneter Mutationen (z.B. Deletionen) in die zur Transfektion
verwendeten Matrizen kann die neuartigen Viren mit Abschwächungsmerkmalen
ausstatten. Beispielsweise können
spezielle "falschsinnige" ("missense") Mutationen, die
mit Temperaturempfindlichkeit oder Kälteadaption einhergehen, in
Deletionsmutationen geändert
werden. Diese Mutationen sollten stabiler als die mit den kälte- oder
temperaturempfindlichen Mutanten assoziierten Punktmutationen sein,
und die Umkehrhäufigkeit
sollte extrem gering sein.
-
Alternativ
können
chimärische
Influenzaviren mit "Selbstmord"-Eigenschaften konstruiert
werden. Solche Viren würden
nur eine oder einige wenige Replikationszyklen in dem Wirt durchlaufen.
Beispielsweise ist die Spaltung des HA notwendig, um die Reinitiierung
der Replikation zu gestatten. Somit können Änderungen in der HA-Spaltstelle
ein Virus hervorbringen, das sich in einem geeigneten Zellsystem,
nicht jedoch in dem menschlichen Wirt vermehrt. Bei einer Verwendung
als Impfstoff würde
das rekombinante Virus einen einzigen Replikationszyklus durchlaufen
und eine Immunantwort ausreichender Stärke induzieren, es würde sich
jedoch in dem menschlichen Wirt nicht weiterentwickeln und krank
machen. Rekombinante Viren, denen ein oder mehrere der wesentlichen
Influenzavirusgene fehlen, wären
nicht in der Lage, mehrere Replikationszyklen hintereinander zu
durchlaufen. Solche defekten Viren lassen sich durch gleichzeitiges
Einschleusen (Transfektion) von rekonstituierten RNPs, denen ein
spezifisches Gen oder mehrere spezifische Gene fehlen, in Zellinien
herstellen, die dieses Gen bzw. diese Gene ständig exprimieren. Viren, denen
ein oder mehrere wesentliche Gene fehlen, werden in diesen Zellinien
zwar vermehrt, jedoch sind sie nach Verabreichung an den menschlichen
Wirt nicht in der Lage, einen Replikationszyklus zu durchlaufen.
Solche Präparate
können – in diesem
abbrechenden Zyklus – eine
ausreichende Zahl von Genen transkribieren und übersetzen, um eine Immunantwort
zu bewirken. Alternativ könnten
größere Mengen
dieser Stämme
verabreicht werden, so daß diese
Präparate
als Impfstoffe aus inaktivierten (abgetöteten) Viren dienen. Bei Vakzinen
aus inaktivierten Viren wird bevorzugt, daß das heterologe Genprodukt
als eine Viruskomponente exprimiert wird, so daß das Genprodukt mit dem Virion
assoziiert ist. Der Vorteil solcher Präparate besteht darin, daß sie native
Proteine enthalten und keine Inaktivierung durch Behandlung mit
Formalin oder anderen Mitteln erfahren, die bei der Herstellung
von Vakzinen aus abgetöteten
Viren eingesetzt werden.
-
In
einer anderen Verkörperung
dieses Aspekts der hier beschriebenen Erfindung können Impfstoffpräparate aus
inaktivierten Viren anhand von herkömmlichen Verfahren zur "Abtötung" der chimärischen
Influenzaviren gemäß den beigefügten Ansprüchen hergestellt
werden. Impfstoffe aus inaktivierten Viren sind "tot" in dem
Sinne, daß ihre
Infektiosität
zerstört
worden ist. Idealerweise wird die Infektiosität des Virus ohne Beeinträchtigung
seiner Immunogenität
zerstört.
Zum Zwecke der Herstellung von Impfstoffen aus inaktivierten Viren kann
das chimärische
Virus in Zellkultur oder im Harnsack des Hühnerembryos gezüchtet, durch
zonale Ultrazentrifugation gereinigt, mittels Formaldehyd oder β-Propiolacton
inaktiviert und gesammelt werden. Der resultierende Impfstoff wird üblicherweise
intramuskulär
injiziert.
-
Inaktivierte
Viren können
mit einem geeigneten Adjuvans kombiniert werden, um die immunologische Antwort
zu verstärken.
Solche Adjuvantien können
u.a. sein: mineralische Gele wie z.B. Aluminiumhydroxid; oberflächenaktive
Substanzen wie z.B. Lysplecithin, pluronische Polyole, Polyanione;
Peptide; Ölemulsionen; und potentiell
nützliche
humane Adjuvantien wie z.B. BCG (Bacillus Calmette-Guerin) und Corynebacterium parvum.
-
Die
Verabreichung der oben beschriebenen Impfstoffpräparate kann auf viele Arten
erfolgen, so u.a. auf dem oralen, intradermalen, intramuskulären intraperitonalen,
intravenösen,
subkutanen und intranasalen Wege. Es ist unter Umständen vorzuziehen,
das Impfstoffpräparat
aus chimärischem
Influenzavirus auf dem natürlichen
Infektionswege des Pathogens, für
das der Impfstoff konzipiert ist, zuzuführen. Bei Verwendung eines
Impfstoffes aus lebenden chimärischen
Viren kann es günstig
sein, das Präparat
auf dem natürlichen Infektionswege
von Influenzavirus zuzuführen.
Die Fähigkeit
des Influenzavirus, eine starke sekretorische und zelluläre Immunantwort
zu induzieren, kann hier vorteilhaft genutzt werden. Eine Infektion
des Respirationstraktes durch chimärische Influenzaviren, beispielsweise,
kann eine starke sekretorische Immunantwort z.B. im Urogenitalsystem
induzieren mit einhergehendem Schutz vor einem bestimmten krankheitsverursachenden Mittel.
-
6 BEISPIEL: PROMOTORANALYSE
DER INFLUENZA-VIRALEN RNA-POLYMERASE
-
In
den im folgenden beschriebenen Beispielen wurde eine an genomischer
RNA verarmte Polymerase aus den oberen Fraktionen der CsCl-Glycerol-Gradientenzentrifugation
dargestellt. Diese Polymerase ist in der Lage, kurze Modellmatrizen
zu kopieren, die auf dem Wege der Transkription geeigneter Plasmid-DNA mit Bacteriophage-T7-RNA-Polymerase
auf sequenzspezifische Weise gewonnen werden. Die Termini dieser
Modell-RNA sind mit den 15 3'-terminalen
Nukleotiden und den 22 5'-terminalen
Nukleotiden identisch, die in Segment 8 von allen Influenza-A-viralen
RNAs konserviert sind. Durch Manipulation des Plasmids zum Zwecke der
Darstellung verschiedener für
den Einsatz als Matrize vorgesehener RNAs haben wir gezeigt, daß die Erkennung
sowie die Synthese ausgehend von dieser Modell-RNA für den Promotor
an der 3'-terminalen
Sequenz spezifisch war und den Pfannenstil ("panhandle") nicht erforderte. Zusätzlich identifizierte
punktspezifische Mutagenese Nukleotidpositionen, die dafür verantwortlich
sind, daß die
virale Polymerase eine Synthese ausgehend von genom-orientierten
Matrizen vor komplementärorientierter
RNA favorisiert. Es wurden ferner Bedingungen festgestellt, unter
denen eine cap-endonuclease-initiierte RNA-Synthese mit Hilfe von
Modell-RNAs beobachtet
werden konnte. Überdies
erlaubte das rekonstituierte System eine virusspezifische Synthese
ausgehend von RNAs mit Genomlänge,
abgeleitet entweder von Plasmiden oder von durch Phenolextraktion
vom Virus gereinigter RNA.
-
6.1 MATERIALIEN UND VERFAHREN
-
6.1.1 REINIGUNG DER VIRALEN
RNA-POLYMERASE
-
RNP-Kerne
wurden aus komplettem Influenzavirus anhand von Standardverfahren
präpariert
(Plotch u.a., 1981, Cell 23: 847-858; Rochavansky, 1976, Virology
73: 327-338). Zwei bis drei Milligramm Virus wurden zerstört durch
Inkubation in 1,5 % Triton N-101, 10 mg/ml Lysolecithin, 100 mM
Tris-HCL, pH 8,0, 100 mM KCl, 5mM MgCl2,
5 % Glycerol und 1,5 mM Dithiothreitol. Die Probe wurde einem Gradienten
von 30 %-70 % Glycerol (M/V) in Gegenwart von 50 mM Tris-HCl, pH
7,8 und 150 mM NaCl überschichtet
und durch Gradientenzentrifugation fraktioniert. Das Kern-Präparat wurde
in einem SW50.1-Rotor 4 Stunden lang bei 4°C mit 45.000 U/min zentrifugiert.
An RNP angereicherte Fraktionen wurden durch SDS-Polyacrylamidgel-Elektrophorese der
Proteinproben aus jeder Fraktion und Färbung mit Silber identifiziert.
Die Kemfraktionen wurden sodann einer zweiten Gradientenzentrifugation
unterzogen, wie von Honda u.a., 1988, J. Biochem. 104:1021-1026
beschrieben. Dieser zweite Gradient bestand aus Stufen aus 0,5 ml
3,0 M CsCl und 45 % (M/V) Glycerol, 1,75 ml 2,5 M CsCl und 40 %
Glycerol, 1,25 ml 2,0 M CsCl und 35 % Glycerol sowie 1,0 ml 1,5
M CsCl und 30 % Glycerol. Alle Stufen wurden mit 50 mM Tris-HCl,
pH 7,6, und 100 mM NaCl gepuffert. Der Gradient wurde mit 0,5 ml
RNP-Kernen überschichtet,
und die Probe wurde in einem SW50.1-Rotor 25 Stunden lang bei 4°C mit 45.000
U/min zentrifugiert. Polymerasefraktionen wurden wiederum mittels
SDS-Polyacrylamid-Elektrophorese der Proteinproben und Färbung mit
Silber identifiziert. Aktive Polymerasefraktionen wurden allgemein
in der Zone des Gradienten gefunden, die 1,5 bis 2,0 M CsCl entsprach.
Diese Fraktionen wurden gesammelt, gegen 50 mM Tris-HCl, pH 7,6,
100 mM NaCl und 10 mM MgCl2 dialysiert und
in Centricon-10-Röhrchen
(Amicon) konzentriert, oder die Fraktionen wurden in Beuteln gegen
50 mM Tris-HCl, pH 7,6, 100 mM NaCl, 10 mM MgCl2,
2 mM Dithiothreitol und 50 % Glycerol dialysiert.
-
6.1.2 PLASMIDPRÄPARATION
-
Der
Aufbau des Plasmids ist in
2 dargestellt.
Insertions-DNA für
das Plasmid pV-wt wurde mit Hilfe eines DNA-Synthesegeräts (DNA-Syntheziser)
von Allied Biosystems konstruiert. Der "obere" Strang lautete
-
Der "untere" Strang wurde durch
Starter-Verlängerung
mit 5'-CCTGCAGAAGAA TGA-3' als Starter ("Primer") synthetisiert.
Die 95 pb lange DNA wurde mit HindIII und
PstI aufgespalten und anschließend gereinigt
mittels Phenol/Chloroform-Extraktion, Ethanolausfällung und
Ionenaustauschchromatographie unter Einsatz einer NACS-Prepack-Ionenaustauschsäule (Bethesda
Research Laboratories). Diese DNA wurde in das Plasmid pUC-19 ligiert,
welches mit
HindHI und
PstI aufgespalten worden war,
und wurde dann genutzt, um den E. coli-Stamm DHS-α zu transformieren,
der zuvor anhand von Standardprotokollen kompetent gemacht worden
war. Bakterien wurden auf Agar-Platten, die X-gal und IPTG enthielten,
aufgebracht, und es wurde festgestellt, daß blaue Kolonien das die zuvor
erwähnte
Einfügung
("Insert") enthaltende Plasmid
enthielten, da das kurze Insert den lacZ-Leserahmen konserviert
hatte und keinen Terminationscodon enthielt. Das Plasmid pM-wt wurde
auf ähnliche
Weise präpariert,
abgesehen davon, daß beide
Stränge
chemisch synthetisiert wurden, wobei der obere Strang die Sequenz
hatte.
-
Das
Plasmid pV-d5' (
2) wurde präpariert unter Verwendung der
Oligonucleotide
-
Die
DNAs wurden zu einem Doppelstrang verschmolzen ("Annealing") und in das mittels HindIII/PstI aufgespaltene
Plasmid pUC-19 ligiert, und es wurde festgestellt, daß weiße Kolonien
das korrekte Plasmid enthielten, da dieses Insert eine Rahmenverschiebung
("Frameshift") in dem lacZ-Gen
bewirkte. Die Punktmutanten wurden isoliert nach Aufspaltung des
Plasmids pV-d5' mit BgIII und PstI und Ligation des linearisierten Plasmids
mit einem einzelsträngigen
Oligonucleotid gemischter Zusammensetzung. Da die Aufspaltung mit BgIII eine 5'-Verlängerung
und mit PstI eine 3'-Verlängerung
zurückläßt, war
nur ein einziges Oligonucleotid zur Ligation des Insertionsabschnitts
erforderlich. Die Wirtszelle war anschließend in der Lage, durch das
Fehlen eines komplementären
Oligonucleotids hervorgerufene Lücken
zu schließen.
Es wurden Oligonucleotide konstruiert, die die Rahmenverschiebung
in dem lacZ-Gen so korrigierten, daß Bakterien, die Mutanten-Plasmide
enthielten, aufgrund ihrer blauen Farbe ausgewählt wurden.
-
Das
Plasmid pHgaNS, das zur Präparierung
einer mit Segment 8 von A/WSN/33 identischen RNA verwendet wurde,
wurde mit Hilfe der Starter
in einer
Polymerasekettenreaktion ausgehend von einem cDNA-Klon konstruiert.
Das Produkt wurde anschließend
in dem
XbaI/
EcoRI-Fenster von pUC19 kloniert.
-
6.1.3 HERSTELLUNG VON
RNA-MATRIZEN
-
Plasmid-DNAs
wurden mit Hilfe von MboII
oder anderen geeigneten Endonukleasen (siehe 2) aufgespalten,
und die linearisierte DNA wurde unter Verwendung der Bacteriophage-T7-RNA-Polymerase transkribiert.
Abfließende
RNA-Transkripte
wurden mit RNAse-freier DNAse 1 behandelt; anschließend wurde die
RNA mittels Ionenaustauschsäulen
vom Typ Qiagen tip-5 (Qiagen, Inc.) von den Proteinen und freien
Nucleotiden gereinigt und isoliert. Nach Ausfällung in Ethanol wurden gereinigte
RNAs in Wasser resuspendiert, und eine Probe wurde mittels Elektrophorese
analysiert, gefolgt von einer Silbereinfärbung des Polyacrylamidgels
zum Zwecke einer quantitativen Bestimmung der RNA-Ausbeute.
-
6.1.4 INFLUENZAVIRALE
POLYMERASEREAKTIONEN
-
In
einem Gesamtvolumen von 25 μl
wurden ca. 30 μl
Nucleoprotein und insgesamt 200 pg der drei Polymeraseproteine mit
10 ng Matrizen-RNA gemischt, und die Lösung wurde aufgefüllt bis
zu einer Endkonzentration von: 50 mM Hepes, pH 7,9, 50 mM NaCl,
5 mM MgCl2, 1 mM Dithiothreitol, 0,05 %
NP-40,0,4 mM Adenylyl-(3'-5')-guanosyl-(APG)-dinucleotide (Pharmacia),
0,5 mM ATP, 0,5 mM GTP, 0,5 mM CTP und ca. 0,6 μM α-32P-UTP
(40 μCi
bei 3000 Ci/mmol, New England Nuclear). Die Reaktionen wurden auf
Eis zusammengestellt und anschließend für 90 Minuten in ein 30°C warmes
Wasserbad verlegt. Die Reaktionen wurden durch Zugabe von 0,18 ml
eiskaltem 0,3 M Natriumacetat/10 mM EDTA beendet und anschließend mit
Phenol/Chloroform (Volumenverhältnis
1:1) extrahiert. Nach der ersten Extraktion wurden 15 μg polyI-polyC-RNA als
Träger
("Carrier") hinzugegeben, und
die Probe wurde erneut mit Phenol/Chloroform extrahiert. Anschließend wurden
die Proben mit Äther
extrahiert und in Ethanol aufgefällt.
Nach Zentrifugation wurde das RNA-Pellet zweimal mit 70%igem Ethanol
gewaschen und anschließend
vakuumgetrocknet.
-
Die
Reaktionen, bei denen die hochkonzentrierte Polymerase verwendet
wurde, erfolgten unter identischen Bedingungen wie oben angegeben,
nur wurden hier 20 ng Matrizen-RNA hinzugegeben. Bei den Reaktionen,
in denen RNAs mit Genom-Lange zum Einsatz kamen, wurden die eingesetzte
Polymerasemenge verdoppelt, 50 ng Matrizen-RNA verwendet und die
UTP-Konzentration auf 2,6 μM
angehoben.
-
Die
RNA wurde resuspendiert in einem Farbgemisch aus 78 % Formamid,
10 mM ETDA, 0,1 % Xylen-cyanol und 0,05 % Bromphenolblau. Typischerweise
wurde eine Probe dieser RNA mittels Elektrophorese unter Verwendung
von 8%igem Polyacrylamidgel ohne Harnstoff-Zusatz analysiert; der
Rest wurde durch 1,5-minütiges Erhitzen
auf 100°C
denaturiert, und eine Aliquote wurde auf ein 8%iges Polyacrylamidgel,
dem 7,7 M Harnstoff zugesetzt waren, aufgebracht. Die Gele wurden
durch ein zweistufiges Verfahren fixiert, zunächst in 10%iger Essigsäure, anschließend in
25 % Methanol/8 % Essigsäure.
Die Gele wurden auf Filterpapier getrocknet, sodann wurden ein Röntgenfilm
aufgelegt und das Ganze exponiert.
-
Wenn
verschiedene RNAs für
eine Verwendung als Matrizen getestet wurden, dann wurden die verschiedenen
RNA-Präparate
immer auf Polyacrylamidgelen analysiert und mit Silber angefärbt, damit
gleiche Mengen einer jeden Matrize zur Verwendung kamen. Zum Zwecke
der quantitativen Bestimmung der Produktmenge wurden die Gele mit
einem Röntgenfilm
belegt und exponiert, und zwar ohne einen verstärkenden Filter, um die Linearität der Densitometer-Ablesungen
zu verbessern. Autoradiographische Aufnahmen wurden mit Hilfe eines
Rasterdensitometers vom Typ FB910 (Fisher Biotech) analysiert, und
Peaks wurden mittels Computer unter Einsatz entsprechender Programme
von Fisher Biotech ausgewertet.
-
6.1.5 NUKLEASEANALYSE
VON REAKTIONSPRODUKTEN
-
Zum
Zwecke einer Ribonuklease-T1-Analyse der beiden grundlegenden RNA-Produkte wurden Reaktionsprodukte
mittels Elektrophorese unter Verwendung von 8%igem Polyacrylamidgel
(ohne Harnstoff-Zusatz) analysiert, wobei das Gel nicht mit Fixiermittel
behandelt wurde. Das nasse Gel wurde mit einem Röntgenfilm bedeckt und exponiert,
und die entsprechenden Gelstücke
wurden lokalisiert und herausgetrennt. Das Gelstück wurde in 0,3 ml [Lösung] aus
10 mM Tris (pH 7,5), 1 mM EDTA, 0,1 % Natriumdodecylsulfat und 1 μg tRNA als
Träger
zerlegt. Die RNA diffundierte 3 Stunden lang in diese Lösung; anschließend wurde
das Gel pelletiert und wurde der Überstand 0,3 M in Natriumacetat
gegeben. Sodann wurde der Überstand
zweimal in Phenol/Chloroform und einmal in Äther extrahiert und anschließend in
Ethanol ausgefällt.
Das RNA-Pellet wurde in 5 μl
Formamid resuspendiert, 1,5 Minuten lang in kochendem Wasser denaturiert
und sodann durch Zugabe von 0,1 ml 10 mM Tris-HCl (pH 7,5) und 1
mM EDTA verdünnt.
Es wurde Ribonuclease T1 (50 Einheiten, Boehringer Mannheim Biochemicals)
hinzugegeben, und die Proben wurden 60 Minuten lang bei 37°C inkubiert.
Synthetisch mit T7-RNA-Polymerase in Gegenwart von α-32P-UTP hergestellte V-wt- und M-wt-RNAs wurden
ebenso mit RNAse T1 aufgespalten. Die Reaktionsprodukte wurden in
Phenol/Chloroform extrahiert, sodann in Ethanol ausgefällt und
schließlich
mittels Elektrophorese unter Verwendung von 20%igen Polyacrylamidgelen,
denen 7,7 M Harnstoff zugesetzt waren, analysiert.
-
Nuklease-S1-Analyse
von Reaktionsprodukten erfolgte an transkribierter RNA, indem zunächst die Standard-Polymerasereaktion
durch die Ergänzung
von S1-Puffer bis zu einem Volumen von 0,2 ml mit 0,26 M NaCl, 0,05
M Natriumacetat (pH 4,6) und 4,5 mM Zinksulfat. Die Probe wurde
in zwei Teile mit je 0,1 ml geteilt, und einem Röhrchen wurden 100 Einheiten
der Nuklease S1 (Sigma Chemical Company) hinzugegeben. Die Proben
wurden 60 Minuten lang bei 37°C
inkubiert. Nach der Inkubation wurden EDTA (10 mM Endkonzentration)
und 15 μg
polyl-polyC-RNA hinzugefügt;
die Probe wurde mit Phenol/Chloroform extrahiert und in Ethanol ausgefällt. Anschließend wurden
die Proben einer Polyacrylamidgel-Elektrophorese unterzogen.
-
6.2 ERGEBNISSE
-
6.2.1 DARSTELLUNG VON
INFLUENZAVIRALER RNA-FOLYMERASE
UND VON MATRIZEN-RNA
-
RNP-Kerne
von Influenzavirus A/Puerto Rico/8/34 wurden präpariert durch Zerstörung des
Virus in Lysolecithin und Triton N-101 und anschließender Glycerol-Gradientenzentrifugation
(Rochavansky, 1976, Virology 73: 327-338). Sodann wurden Fraktionen,
die Kerne enthielten, einer zweiten Zentrifugation unter Einsatz eines
CsCl-Glycerol-Stufengradienten unterzogen (Honda u.a., 1988, J.
Biochem. 104:1021-1026). Die Fraktionen, die die Polymerase enthielten,
wurden mittels Gelelektrophorese der Proben und anschließender Silbereinfärbung identifiziert.
Die 1 zeigt das Polymerasepräparat nach
CsCl-Gradientenzentrifugation. Zum Schutz vor einem Proteinverlust
wurde während
der Dialyse Rinderserumalbumin zugesetzt. Eine densitometrische
Abtastung von Streifen 4 mit anschließendem Vergleich mit bekannten
Mengen des kompletten Virus in den Streifen 1 und 2 ließ uns vermuten,
daß es
sich bei den Proteinen in Streifen 4 um 150 ng NP und ca. 1 ng der
drei Polymeraseproteine zusammen handelte. Ein Fünftel des für dieses Gel eingesetzten Präparats wurde
pro Reaktion verbraucht.
-
Der
allgemeine Aufbau der in dieser Studie zur Herstellung von Matrizen-RNAs
verwendeten Plasmide ist in 2 dargestellt.
Das komplette Insert wurde ausgehend von aus einem DNA-Synthesegerät stammenden
Oligonucleotiden hergestellt, die in dem Polylinker des Plasmids
pUC19 kloniert wurden. Das Insert wies eine stumpfendige Promotorsequenz
auf, die von der RNA-Polymerase der Bacteriophage T7 (Studier and Dünn, 1983,
Cold Spring Harbor Symposia on Quantitative Biology, XL VII, 999-1007)
erkannt wurde, so daß die
ersten synthetisierten Nucleotide die terminalen 22 Nucleotide (nt)
der konservierten Sequenz des 5'-Endes
der genomischen RNA waren. Nachdem das Plasmid durch Restriktionsendonuklease MboII geschnitten worden war
(welche 7 Basen in 5'-Richtung ("upstream") von ihrer Erkennungsstelle
schneidet), endete die aus der T7-RNA-Polymerase-Transkription resultierende
RNA mit den terminalen 3'-Nukleotiden
der influenzaviralen Sequenz. In dieser Sequenz enthalten war der
Poly-U-Abschnitt, der an das 5'-Ende
des konservierten Endes grenzt, bei dem man davon ausgeht, daß er zumindest
einen Teil des Terminations-Polyadenylierungssignals umfaßt (Robertson u.a.,
1981, J. Virol. 38,157-163). Die Gesamtlänge dieser Modell-Genom-RNA
betrug 53 nt, da ein 16 nt langer Abstandshalter ("Spacer") die konservierten
Endsequenzen trennte. Die Modell-RNA, deren beide Enden mit denen
der vRNA identisch waren, wurde V-wt genannt. Die RNA M-wt codierte
für den genau
komplementären
Strang von V-wt, so daß die
Enden denen der komplementären
RNA (cRNA) entsprechen. V-wt und M-wt wurden konstruiert, um jeweils
als Muster für
influenzavirusspezifische vRNA bzw. cRNA zu dienen.
-
6.2.2 VIRALE POLYMERASE
KATALYSIERT DIE SYNTHESE EINER VOLLSTÄNDIGEN KOPIE DER MATRIZE
-
Aus
der Reaktion, bei der die influenzavirale Polymerase, die V-wt-Matrize
und der Starter ApG zum Einsatz kamen, ging ein Produkt hervor,
das gleichzeitig mit einem 53 nt langen RNA-Fragment auf Denaturierungsgelen
wanderte. Ebenso erkennbar war ein RNA-Fragment, das an einer Position
von ca. 40 bis 45 Nucleotiden als ein Doublet wanderte (3A, Streifen 2). Bei diesem kürzeren Produkt
handelt es sich, wie im folgenden gezeigt, um ein RNA-Fragment,
das an einem Abschnitt aus Adenosinen endete, der sich zwischen
den Nukleotiden 43-48 in der virionorientierten Matrize befindet.
Neben den matrizenspezifischen Transkripten war ein allgemeiner
Hintergrund aus schwachen Banden zu sehen, die gestutzten RNA-Produkten entsprachen,
die das Ergebnis der Transkription viraler genomischer RNA waren,
welche während
der CsCl-Gradientenzentrifugation nicht entfernt worden war. Dort,
wo kein Starter eingesetzt worden ist, war kein spezifisches Transkriptionsprodukt
zu erkennen (3A, Streifen 3). Weitere
Experimente zeigten, daß Globin-mRNA,
die eine terminale cap-1-Struktur aufweist, als Starter inaktiv
war bei Verwendung von primären
Polymerase-Präparaten.
-
Nach
Beendigung der Polymerasereaktion durch Zugabe von die Nuklease-S1-Aufschließung begünstigenden
Puffer im Überschuß und nach
Zugabe von Nuklease war das radioaktiv markierte Produkt resistent
gegen Aufspaltung (3B, Streifen 2).
Im Gegensatz dazu bewirkten diese Bedingungen eine sehr effiziente
Aufspaltung der V-wt-Einzelstrang-RNA, radioaktiv synthetisiert
mit T7-RNA-Polymerase 3B, Streifen 3
und 4). Diese Nuklease-S1-Daten bestätigten, daß der gegenüberliegende Strang tatsächlich im
Zuge dieser Reaktionen synthetisiert worden war. Das Produkt dieser
Reaktion könnte
eine doppelsträngige
RNA sein, jedoch konnte nicht ausgeschlossen werden, daß das Produkt
nicht eigentlich doch einzelsträngig
war und erst später
in der Gegenwart von in der Nuklease-Reaktion verwendetem starkem
Salz mit der Matrizen-RNA zu einem Doppelstrang verschmolzen ist.
-
Die
RNA-Produkte wurden elektrophoretisch unter Einsatz eines 8%igen
Gels gereinigt, herausgeschnitten, aus dem Gel eluiert und anschließend mittels
Ribonuklease T1 aufgeschlossen. Die Produkte wurden mittels Elektrophorese
analysiert und mit den Mustern verglichen, die durch RNase-T1-Aufschließung von intern
markierten M-wt- und V-wt-Kontrollproben erzeugt worden waren. Wie
die 3C zeigt, weist die RNA voller
Länge (Streifen
1) ein identisches Muster auf wie die RNA mit Plus-Polarität, M-wt
(Streifen 3), und nicht das Muster der V-wt-RNA (Streifen 4). Die festgestellten
Muster waren im wesentlichen mit dem Muster identisch, das ausgehend
von der Sequenz der RNA vorhergesagt worden war, und sie zeigten
somit, daß die
Polymerase die V-wt-Matrize genau kopiert hatte. Das kleinere RNA-Produkt,
ein Doublet zu den meisten Matrizen, wurde ebenso mit RNAse T1 aufgespalten.
Sein Muster ähnelte
dem des RNA-Produkts voller Länge (3C, Streifen 2) bis auf die Tatsache,
daß das
14 Basen-Oligonukleotid nicht vorhanden war. Statt dessen war ein
schwaches 13 Basen-Oligonukleotid zu erkennen, was die Termination
der kurzen RNA auf Position 44 abbildete, einem Ort, an dem zwei
Uridine eingebaut würden.
Da die Menge des kleineren RNA-Produkts mit steigenden UTP-Konzentrationen
abnahm und schließlich
verschwand, nachdem CTP als Marker verwendet wurde, schienen diese
Streifen eine durch niedrige UTP-Konzentrationen in der Polymerase-Reaktion
hervorgerufene Struktur ("Artefact") zu sein.
-
6.2.3 BEDINGUNGEN FÜR DIE POLYMERASE-REAKTIONEN
BEI EINSATZ VON MUSTER-RNA-MATRIZEN
-
Wie
man festgestellt hat, reagieren Proteinproben, die ca. 30 ng NP-Protein
und ca. 200 pg der drei P-Proteine zusammengenommen enthalten, optimal
mit 5 bis 10 ng RNA reagieren. Bei Verwendung von gleichgültiger Konkurrenz-RNA,
polyl-polyC, zeigte sich, daß überschüssige RNA
eine Transkription nichtspezifisch verhinderte, möglicherweise
durch nichtspezifische Bindung des NP-Proteins (Kingsbury u.a.,
1987, Virology 156: 396-403; Scholtissek and Becht, 1971, J. Gen.
Virol. 10:11-16). In Abwesenheit eines nichtspezifischen Konkurrenten
bewirkten Schwankungen in der Matrizen-Menge zwischen 1 ng und 10
ng geringfügige Änderungen
in bezug auf den Wirkungsgrad der RNA-Synthese. Das NP-Protein und
RNA lagen in ungefähr gleichen
molaren Konzentrationen vor, und diese lagen jeweils ungefähr ein Tausendfaches über den
Molwerten des aus den drei P-Proteinen in der typischen Reaktion
gebildeten Komplexes (dessen Verhältnis mit 1:1:1 angenommen
wurde).
-
Da
diese rekonstituierten RNPs in der Lage waren, ApG, nicht jedoch
Globin-mRNA, als
Starter zu nutzen, prüften
wir diese Muster-RNPs auf andere Variablen der Transkriptionsreaktion.
Bei allen anderen untersuchten Möglichkeiten
verhielten sich die rekonstituierten RNPs in Lösung ähnlich wie die aus durch Detergentien
zerstörtem
Virus gereinigten RNPs. Die optimale Temperatur für die RNA-Synthese
betrug 30°C
(4A, Streifen 2), wie wiederholt für die virale
Polymerase festgestellt (Bishop u.a., 1971, J. Virol. 8: 66-73;
Takeuchi u.a., 1987, J. Biochem. 101: 837-845; Ulmanen u.a., 1983,
J. Virol. 45: 27-35). Daneben erwies sich als aktivste Salzbedingung
60 mM NaCl (4B, Streifen 2), was wiederum
mit den Bedingungen übereinstimmte,
die von verschiedenen Teams angesetzt wurden (Bishop u.a., 1971,}.
Virol. 8: 66-73; Honda u.a., 1988, J. Biochem. 104:1021-1026; Shapiro
and Krug, 1988, J. Virol. 62:2285-2290). Die 4C zeigt
ein Zeit-Verlaufs-Experiment. Hierbei zeigte sich ein annähernd linearer
Anstieg des Umfangs der RNA-Synthese während der ersten 90 Minuten,
wie auch für
virale RNPs beobachtet (Takeguchi u.a., 1987, J. Biochem. 101: 837-845).
-
6.2.4 SPEZIFITÄT DER ELONGATIONSREAKTION
-
Verschiedene
RNAs wurden auf ihre Eignung als Matrizen für die RNA-Polymerase des Influenzavirus hin getestet.
Der pV-wt-Plasmid-Klon wurde entweder mit EcoRI, PstI oder SmaI
aufgespalten, und T7-Polymerase wurde zur RNA-Transkription eingesetzt. Dies brachte
RNAs hervor, die bis auf den Zusatz von 5,13 und 38 nt am 3'-Ende mit V-wt identisch
waren. Die 5A zeigt eine überbelichtete
autoradiographische Aufnahme, um aufzuzeigen, daß keine Transkripte vor einem
Hintergrund in Reaktionen festzustellen waren, die als Matrize enthielten:
zwei der mit V-wt bis auf eine zusätzliche Sequenz von 13 bzw.
38 nt an dem 3-Ende (Streifen 1 und 2) identische RNAs; eine einzelsträngige DNA
mit identischer Sequenz wie V-wt (Streifen 4); und eine nicht in
Beziehung stehende 80 nt lange RNA, generiert durch Transkription
des Polylinkers von pIBI-31 mit T3-RNA-Polymerase (Streifen 5).
Die V-Eco-Matrize jedoch, mit fünf
zusätzlichen
Nukleotiden an dem 3-Ende, konnte erkannt und verläßlich transkribiert
werden, wenngleich auch nur mit ca. einem Drittel des Wirkungsgrades
der Wildtyp-V-wt-RNA (5B, Streifen
3). Eine interessante Feststellung ist, daß im Falle der V-Eco-RNA die
Initiation durch die influenzavirale Polymerase an der korrekten
Base zu erfolgen schien, da die transkribierte RNA dieselbe Länge aufwies
wie das Produkt bei Verwendung der V-wt-Matrize.
-
6.2.5 ANALYSE DER PROMOTORREGION
FÜR DIE
VIRALE RNA-POLYMERASE
-
Die
ursprüngliche
für diese
Untersuchungen verwendete Konstruktion enthielt die Sequenzen beider RNA-Enden
genomischer RNAs, die zur Basenpaarbildung und somit zur Ausbildung
eines Pfannenstils ("panhandle") in der Lage waren.
Dies geschah, da aufgezeigt worden war, daß die vRNA in Virionen und
in RNPs in infizierten Zellen eine kreisrunde Konformation über dem
15 nt bis 16 nt langen Pfannenstil aufwies (Honda u.a. 1988, J.
Biochem. 104:1021-1026; HSU u.a., 1987, Proc. Natl. Acad. Sci. USA
84: 8140-8144). Es war desweiteren gezeigt worden, daß die virale
Polymerase an die doppelsträngige
Struktur gekoppelt war (Honda u.a., 1988, J. Biochem. 104: 1021-1026),
was Anlaß zu
der Vermutung gab, daß der
Promotor für
die RNA-Synthese der Pfannenstil war. Zur Prüfung, ob der Pfannenstil eine
unbedingte Voraussetzung für
die Erkennung war, wurden die nachgenannten Matrizen verwendet:
das Plasmid pV-wt wurde vor der Transkription durch die T7-Polymerase mit DraI aufgespalten (2). Dies sollte ein 32 nt langes RNA-Molekül hervorbringen,
das nur virusspezifische Sequenzen von dem 5'-Ende der RNA enthielt. Die Verwendung
dieser RNA als Matrize brachte kein sichtbares Produkt hervor (5B, Streifen 2). D.h., das 3'-Ende der Virion-
RNA war für
diese Reaktion erforderlich. Diese Feststellung deckte sich mit
der Tatsache, daß die
Initiationsstelle an dem 3'-Ende von V-wt in
V-Dra nicht vorkam. Ein zweiter Plasmid-Klon wurde hergestellt,
der die 5-terminalen Sequenzen auslöschte, jedoch das 3'-Ende intakt hielt.
Dieser Klon, pV-d5' bezeichnet,
brachte bei Aufschluß mit MboII und Verwendung zur Transkription
durch T7-Polymerase ein bedeutendes Transkript mit einer Länge von
30 nt sowie zwei weniger bedeutende Ausgaben von 29 nt bzw. 31 nt
Länge hervor. Überraschenderweise wurde
diese Matrize von der influenzaviralen Polymerase erkannt und kopiert.
Die 7, Streifen 1, zeigt, daß das Produkt
der viralen RNA-Polymerase-Reaktion
mit V-d5' zahlreiche
Banden enthält,
die die Eingangs-RNA widerspiegeln. Nach Elution der in 7, Streifen 1, gezeigten Produkte aus
Gelen und RNase-T1-Analyse wurde das für das Transkriptionsprodukt
von V-d5' erwartete
Muster festgestellt. Da die V-d5'-RNA-Matrize
kopiert worden war, war der Pfannenstil für die Bindung und Synthese
durch virale Polymerase nicht erforderlich.
-
Wenngleich
auch das 5'-Ende
für eine
Synthese durch die Polymerase nicht erforderlich war, bestand eindeutig
die Möglichkeit,
daß die
V-wt-RNA im Vergleich zur V-d5' eine
bevorzugte Matrize sein könnte.
Um dies zu untersuchen, wurden Reaktionen durchgeführt, bei
denen die Matrizen gemischt wurden. Die V-wt-RNA lag in jeder Reaktion
in einer Menge von 5 ng vor. V-d5' fehlte (6,
Streifen 1) oder lag in einem molaren Verhältnis von 1/5 (6,
Streifen 2) oder 1/1 (6, Streifen
3) vor. Die relativen Intensitäten
der Streifen einer jeden RNA wurden densitometrisch ausgehend von
der autoradiographischen Aufnahme ermittelt. Die Werte wurden um
die Menge des radioaktiven Nucleotids, UTP, das in jedem Produkt
eingebaut sein konnte, korrigiert, und der Wert wurden so normalisiert,
daß der
Synthesegrad in jedem Streifen gleich 1 war. Der Grad des Kopierens
von V-wt nahm mit steigendem Anteil an V-d5' ab. Bei Vorliegen von V-d5' in einem molaren
Verhältnis
von einem Fünftel
betrug sein korrigierter Synthesegrad ungefähr ein Viertel des Synthesegrades
von V-wt (6, Streifen 2). Bei Vorliegen der beiden
Matrizen in äquimolekularen
Mengen belief sich der Grad der Synthese ausgehend von V-wt auf
ungefähr
60 % des Gesamtumfangs (6, Streifen
3), was in dem erwarteten Rahmen experimenteller Fehler für äquivalente
Synthesegrade liegen könnte. Ähnliche Ergebnisse
wurden erzielt in dem Falle, wo der V-d5'-RNA-Anteil konstant gehalten und der
V-wt-RNA-Anteil verändert wurde.
Die Schlußfolgerung
lautete daher, daß der
die Pfannenstilstruktur aufweisenden V-wt-KNA kein wesentlicher
Vorzug gegenüber
der Matrizen-RNA eingeräumt
wurde, die nur das richtige 3'-Ende
enthielt.
-
6.2.6 DIE VIRALE POLYMERASE
KOPIERT KEINE RNA-MATRIZEN, DIE ENDEN MIT PLUS-POLARITÄT ENTHALTEN
-
Wie
bereits beschrieben übt
die Influenza-RNA-Polymerase drei unterschiedliche Aktivitäten im Verlauf
einer Infektion aus. Zwei Aktivitäten implizieren die Transkription
der RNA mit Genom-Polarität,
die dritte Aktivität
impliziert das Kopieren der RNA mit komplementärer Polarität in vRNA. Wir konstruierten
daher eine RNA-Matrize, die das 5'-Ende sowie das 3'-Ende der RNA komplementärer Polarität von Segment
8 enthielt (M-wt; 2).
-
Bei
Verwendung der M-wt-RNA als Matrize wurde eine Synthese in nur geringem
Umfang festgestellt (5B, Streifen
4). In zwei zum Zwecke einer Quantitierung durchgeführten Experimenten
belief sich der durchschnittliche Grad der Synthese ausgehend von
M-wt-RNA auf 4 % des Synthesegrades von V-wt. Eine vergleichende
Gegenüberstellung
der V-wt-RNA- und M-wt-RNA-Promotoren ergab, daß das M-wt nur drei Übergangsänderungen
und eine Punktinsertion innerhalb der 3'-terminalen
15 Nukleotide aufwies. Nämlich eine
G-in-A-Änderung
an Position 3, eine U-in-C-Änderung
an Position 5, eine C-in-U-Änderung
an Position 8 und ein inseriertes U zwischen dem neunten und dem
zehnten Nucleotid (Siehe Tabelle II unten). Um herauszufinden, welche
der vier punktuellen Unterschiede in den 3'-Enden für die Spezifität maßgeblich
waren, wurden viele Kombinationen derselben dargestellt und auf
ihre Effizienz als eine Matrize hin analysiert (7). Bei
diesen Matrizen handelte es sich um Abkömmlinge von V-d5', da ihnen das 5'-Ende fehlte. Die
Ergebnisse densitometrischer Abtastungen verschiedener Experimente
sind in Tabelle II zusammengefaßt.
-
TABELLE
II QUANTITATIVER
VERGLEICH DER WIRKUNG VON PUNKTMUTATIONEN IN DER PRQMOTORSEOUENZ*
-
Wie
in Tabelle II gezeigt, wurden einzelne punktuelle Änderungen
in V-d5' genauso
gut kopiert wie V-d5' als
solches, abgesehen von der V-A3-RNA, die
mit einem Wirkungsgrad von 40 % kopiert worden war (7,
Streifen 10; Tabelle II). Bei der Prüfung von RNAs mit zwei Änderungen
fiel die Aktivität
generell auf sehr niedrige Grade ab (7,
Streifen 3, 4 und 5). Diese Experimente bestätigten somit, daß die Spezifität der Reaktionen
für V-wt über M-wt
das Ergebnis der Kombination der an dem 3'-Ende von M-wt vorliegenden Nukleotidänderungen
war.
-
6.2.7 CAP-ENDONUCLEASE-INITIIERTERNA-SYNTHESE
-
Das
Verfahren der Reinigung der viralen Polymerase wurde abgeändert, um
den Proteinverlust während
der Dialyse zu verringern. Statt mit Hilfe des Dialysesystems vom
Typ Amicon centricon-10 wurde das Enzym in Standardmembranen dialysiert,
was zu höheren
Konzentrationen von allen vier viralen Kernproteinen führte. Das
Muster des Proteingels dieses Präparats
war, wenn man davon absieht, daß es
keine BSA-abgeleitete Band gibt, mit dem gezeigten Muster in 1, Streifen 4, identisch. Es wurde festgestellt,
daß 5 μl dieses
Präparats,
das 150 ng NP und insgesamt 5 ng der drei Polymeraseproteine zusammen
enthielt, mit 10 bis 40 ng Modell-RNA-Matrize optimal reagierte.
Der Einsatz höherer
Proteinmengen jedoch bewirkte eine Verstärkung des Hintergrundes, möglicherweise
infolge höherer
Mengen von verunreinigenden RNAs (Virion-RNAs, die durch CsCl-Zentrifugation
nicht entfernt worden waren), die Produkte der Größenklasse
von ca. 50-75 nt hervorbrachten, was die Analyse von RNA-Matrizen
mit einer Länge
von 50 nt komplizierte.
-
Dieses
hochkonzentrierte Polymerase-Präparat
zeigte nun Aktivität
in der mit cap-Endonuklease gestarteten RNA-Synthese (8A, Streifen 4) sowie auch bei der starterunabhängigen Replikation
der Matrizen-RNA (8A, Streifen 2).
Wurde Globin-mRNA als Starter für
die Transkription ausgehend von der 30 nt langen V-d5'-Matrize verwendet, so zeigte sich eine
Dreiergruppe von Banden der Größe von ca.
42 bis 44 nt als Produkt (8A, Streifen
4), in Übereinstimmung
mit dem Schneiden ("Cleavage") der Cap-Struktur
ungefähr
12 nt entfernt von dem 5'-Ende
der mRNA und Verwendung dieses Oligonukleotids zur Initiierung der Synthese
ausgehend von der 30 nt langen Modellmatrize. Da das überschüssige RNA
die RNA-Synthese hemmt, wahrscheinlich über nichtspezifische Bindung
von NP in vitro wie oben erörtert,
wurde als optimale Menge der zu jeder Reaktion hinzugegebenen cap-Donor-RNA
100 ng ermittelt, was weit weniger ist, als normalerweise mit vorgeformten
RNP-Strukturen verwendet wird (z.B. Bouloy u.a., 1980, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 77: 3952-3956). Der wirkungsvollste Starter war ApG
(8A, Streifen 5, und geringere Belichtung
in Streifen 6). Das Produkt wandert langsamer als das der Eingangs-Matrize
(8A, Streifen 1) oder das Produkt
bei Nichtvorhandensein eines Starters (8A,
Streifen 2), und dies wahrscheinlich, weil das 5'-Ende des ApG-Produkts unphosphoryliert
ist. Die Intensität
des bei Verwendung von ApG als Starter erzielten Produkts lag ungefähr ein Zehnfaches über der
des mit cap als Starter erzielten Produkts, bei 0,4 mM jedoch lag ApG
in einem 60.000fachen molaren Überschuß im Verhältnis zur
Konzentration der cap-Spender ("Donors") vor. D.h., obgleich
die Intensität
des Produktstreifens bei Einsatz von cap als Starter ungefähr um ein
Zehnfaches kleiner war als die Intensität bei Verwendung von ApG als
Starter, war die Reaktion, bei der cap als Starter eingesetzt worden
war, um ungefähr
ein 6000faches effizienter auf molarer Basis. Dieser Wert entspricht
ungefähr
der 4000fachen Überschuß-Effizienz,
die zuvor für
die virale Polymerase festgestellt worden war (Bouloy u.a., 1980,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77: 3952-3956). Wie bereits gezeigt,
sind cap-Donor-RNAs, die eine cap-0-Struktur enthalten, wie in BMV-RNA,
ungefähr
ein Zehnfaches weniger aktiv bei der Initiierung der influenzaviralen
Polymerase (Bouloy u.a., 1980, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77: 3952-3956).
Diese ungewöhnliche cap-Spezifität war den
hier untersuchten rekonstituierten RNAs gemein bei starkem Rückgang des
spezifischen Produkts von Modell-RNA in Reaktionen, die BMV-RNA
als cap-Donor enthielten. Ein 30 nt langes Produkt wurde in den
Streifen 2 bis 4 festgestellt, was wahrscheinlich auf eine starterlose
Replikation der Modellmatrize zurückzuführen ist. Daß die Produkt-RNAs
die entgegengesetzte Polarität
wie die Eingangsmatrize V-d5' aufwiesen,
wurde anhand der Nuklease-S1-Analyse gezeigt. Die RNA-Produkte der
mit ApG gestarteten (8B, Streifen
1 und 2) und die der starterlosen Reaktion (8B,
Streifen 3 und 4) waren in hohem Maße nukleaseresistent. Das Produkt
der mit cap-gestarteten Reaktion (8B,
Streifen 5 und 6) war zum Teil empfindlich gegenüber Nuclease, da ca. 12 nt
von dem Produkt abgebaut wurden. Diese Ergebnisse deckten sich in
hohem Maße
damit, daß die
5'-terminalen 12
nt von mRNA abstammen, wie mehrfach für influenzavirus-spezifische
mRNA-Synthese aufgezeigt.
-
Die
Promotor-Spezifität
dieses Polymerase-Präparats
in mit cap initiierten Reaktionen erwies sich als im wesentlichen
identisch mit der für
das geringer konzentrierte Enzym, wie bereits gezeigt. Bisherige
Versuche, ähnliche
Untersuchungen der Promotor-Spezifität mit Hilfe der primer-losen
Reaktionen und der cap-initiierten Reaktionen durchzuführen, waren
durch die vergleichsweise starken Hintergrundgrade frustrierend, was
eine quantitative Bestimmung erschwerte.
-
6.2.8 REPLIKATION VON
RNA-MATRIZEN GENOMISCHER LÄNGE
-
Eine
vollständige,
890 nt lange RNA mit einer identischen Sequenz wie die von A/WSN/33
Segment 8 wurde durch T7-RNA-Polymerase-Transkription von Plasmid-DNA, pHgaNS, die
mit Restriktionsendonuklease HgaI
aufgeschlossen worden war, präpariert.
Diese RNA wurde in Reaktionen mit ApG als Starter, die 10 fil der
hochkonzentrierten Polymerase enthielten, kopiert (9,
Streifen 8). Daß es
sich bei der RNA eigentlich um eine Kopie der Matrize handelte,
zeigte sich an ihrer Resistenz gegenüber der Nuklease S1 (9, Streifen 9). Ein ähnliches Produkt wurde bei Nichtvorhandensein
eines Startermoleküls
festgestellt (9, Streifen 2 und 3).
Eine Bestätigung
dessen, daß es
sich bei diesen Produkt-RNAs um vollständige Kopien der Matrize handelte,
brachte die RNase-T1-Analyse. Ebenso wurde von phenol-extrahiertem A/PR/8/34-Virus
gereinigte Virionen-RNA in ApG-initiierten Reaktionen (9, Streifen 10 und 11) sowie in Reaktionen
ohne Gegenwart eines Starters kopiert (9,
Streifen 4 und 5). Interessanterweise lag das Produkt aus der Replikation
des HA-Gens in stark reduzierten Graden vor. Das 3'-Ende dieser RNA
unterscheidet sich von der von Segment 8 nur in den Nukleotiden
14 und 15, was vermuten läßt, daß diese
Nukleotide in dem Promotor für die
RNA-Synthese von Bedeutung sind. Außerdem stellten wir fest, daß bei Verwendung
von kompletter viraler RNA in den rekonstituierten RNPs die Höhe der säure-ausfällbaren
Zählungen
ungefähr
70 % des mit nativen RNPs festgestellten Umfangs betrug. Die virale
Polymerase war überdies
imstande, diese vollständigen
RNAs bei Einsatz von Globin-mRNA
in cap-initiierten Reaktionen zu kopieren.
-
7 BEISPIEL: EXPRESSION
UND VERPACKUNG EINES FREMD-GENS DURCH REKOMBINANTEN INFLUENZA-VIRUS
-
Es
wird die Expression des Chloramphenicol-Transferase-(CAT-)Gens bei
Verwendung von rRNPs beschrieben. Die rRNPs wurden anhand von pIVACAT
(ursprünglich
mit pCATcNS bezeichnet) hergestellt. Das Plasmid pIVACAT ist ein
pUC19-Plasmid, das folgende Sequenz aufweist: den T7-Promotor; die
5'-(virusorientierte-)nichtcodierende
Nachbarsequenz der Influenza-A/PR8/34-RNA Segment 8 (codiert für die NS-Proteine);
eine BgIII-Klonierungsstelle;
die vollständige
Codierungssequenz des Chloramphenicol-Transferase-(CAT-)Gens in
der umgekehrten und komplementierten Reihenfolge; die 3'-(virusorientierte-)
nichtcodierende NS-RNA-Sequenz; und verschiedene Restriktionsstellen,
die eine fortlaufende Transkription ("runoff transcription") der Matrize gestatten. Das pIVACAT
kann mit Hilfe von T7-Polymerase transkribiert werden, um eine RNA
mit Influenza-A-Virus-orientierten Nachbarsequenzen um ein CAT-Gen
in umgekehrter Orientierung herzustellen.
-
Bei
den in den nachfolgenden Abschnitten beschriebenen In-vivo-Experimenten
wurde das beschriebene rekombinante RNA-Molekül eingesetzt, das Sequenzen
enthält,
die den unübersetzten
3'- und 5'-terminalen Sequenzen
der NS-RNA von Influenza-A/PR/8/34 entsprechen, das den in Gegenrichtung
orientierten Leserahmen des CAT-Gens flankiert. Diese RNA wurde
mit gereinigtem Influenzavirus- Polymerase-Komplex gemischt
und in MDCK-(oder 293-)Zellen transfiziert. Nach erfolgter Infektion
mit dem Influenza-A/WSN/33-Virus wurde CAT-Aktivität in den
RNP-transfizierten Zellen gemessen, und es zeigte sich eine Amplifikation
des Gens. Darüber
hinaus war das rekombinante Influenzavirus-Gen in Viruspartikel
verpackt, da CAT-Aktivität
in Zellen nach Infektion mit dem rekombinanten Viruspräparat aufgezeigt
wurde.
-
7.1 MATERIAL UND VERFAHREN
-
Um
eine Fusion der Nachbarsequenzen der NS-RNA mit der Codierungssequenz
des CAT-Gens zu bewirken, wurde nach der nachgenannten Strategie
verfahren. Zwei geeignete interne Restriktionsstellen in der Nähe des Start-
und des Stop-Codons des CAT-Gens wurden ausgewählt, die den Austausch der
das CAT-Gen in dem Plasmid pCM7 flankierenden Sequenzen gegen die
3'- und 5'-NS-RNA-Sequenzen
gestatten würden.
An dem 5-Ende wurde eine SfaNI-Stelle
gewählt
(die einen Schnitt 57 nt von dem ATG entfernt erzeugt), und an dem
3'-Ende wurde eine ScaI-Stelle gewählt, die
einen Schnitt 28 nt von dem Ende des Gens (einschließlich Stop-Codon)
entfernt erzeugt. Anschließend
wurden vier synthetische Oligonucleotide mit Hilfe eines DNA-Synthesegeräts von Applied
Biosystems, um zwei doppelstrangige DNA-Fragmente mit korrekten Überständen für das Klonieren
zu erzeugen. Um das Start-Codon herum bildeten diese Oligonucleotide
ein Stück
DNA, das einen XbaI-Überstand
gefolgt von einer HgaI-Stelle
und einer PstI-Stelle enthielt,
wobei unmittelbar auf die 3-(virusorientierte-)NS-Sequenz
die CAT-Sequenz von dem Start-Codon bis zu dem SfaNI-Überstand
folgte (unterstrichen). Außerdem
wurde eine stumme Mutation eingefügt, um eine AccI-Stelle in größerer Nähe zu dem Start-Codon zu generieren,
um zukünftige
Modifikationen zu ermöglichen.
-
-
Um
das Stop-Codon herum generierten zwei andere Oligonucleotide ein
Sück DNA
wie folgt: eine stumpf endende ScaI-Stelle,
die CAT-Sequenz ab dieser Stelle bis zum Stop-Codon (einschließlich) (unterstrichen)
gefolgt von einer BglII-Stelle
und einem Xba I-Überstand.
-
-
Durch
Nutzung einer einzigen internen EcoRI-Stelle
in der CAT-Sequenz wurden das SfaNI/EcoRI- sowie das EcoRI/ScaI-Fragment
von pCM7 unabhängig
voneinander herausgeschnitten und von Acrylamidgelen gereinigt.
Das SfaNI/EcoRI-Fragment
wurde sodann mit dem durch Verschmelzen ("Annealing") der Oligonucleotide 1 und 2 gewonnenen
synthetischen DNA-Fragment in ein pUC19-Plasmid ligiert, das mit XbaI und EcoRI
geschnitten worden war. Das EcoRI/Seal-Fragment wurde auf
gleiche Weise in ein XbaI-
und EcoRI-aufgeschlossenes
pUC19-Plasmid unter
Verwendung der Oligonucleotide 3 und 4 kloniert. Die ligierte DNA wurde
in kompetente DH5a- Bakterien transformiert, amplifiziert, isoliert
und mittels Restriktionsanalyse unter Anwendung von Standardverfahren
sortiert.
-
Die
Rekombinanten mit dem SfaNI-haltigen
Insertionsabschnitt wurden mit XbaI
und EcoRI geschnitten, und
die Plasmide mit dem Scal-Insert wurden mit EcoRI und BglII
geschnitten. Die Fragmente wurden von Acrylamidgel gereinigt und
zusammen in dem Vektor pPHV kloniert, der mit XbaI und BglII
geschnitten worden war. Nach erfolger Transformation wurden weiße Kolonien
gezüchtet,
durch Endonuclease-Aufschließung analysiert,
und wurden die Sequenzen ausgewählter
Klone analysiert. Der endgültige
Klon, pCATcNS2, wurde in großen
Mengen gezüchtet,
und die Sequenz ab den flankierenden pUC-Sequenzen bis zu 300 nt
in das CAT-Gen hinein wurde analysiert, wobei keine Unstimmigkeiten
mit der gewünschten
Sequenz festgestellt werden konnten, abgesehen von einer stummen
G/A-Austauschmutation in dem CAT-Gen.
-
7.1.1 VIREN UND ZELLEN
-
Influenza-A/P/8/34-
und -A/WSN/33-Viren wurden in embryonierten Eiern bzw. in MDCK-Zellen
(Ritchey u.a., 1976, J. Virol. 18: 736-744; Sugiura u.a., 1972,
J. Virol. 10: 639-647) gezüchtet.
Eine RNP-Transfektion wurde an 293-Zellen vom Menschen (Graham u.a.,
1977, J. Gen. Virol. 36: 59-72) sowie an Madin-Darby-Hundenierenzellen
(MDCK-Zellen) (Sugiura u.a., 1972, Ref. wie oben) durchgeführt.
-
7.1.2 KONSTRUIEREN VON
PLASMIDEN
-
Das
von pUC19 abgeleitete Plasmid pIVACAT1 enthält den Codierungsbereich des
Chloramphenicol-Acetyltransferase-(CAT-)Gens, flankiert von den
nichtcodierenden Sequenzen von Influenza-A/PR/8/34-RNA-Segment 8.
Dieses Gebilde wird unter der Steuerung des T7-Polymerase-Promotors
so plaziert, daß das
RNA-Transkript IVACAT1 folgendes beinhaltet – gelesen von 5' nach 3': 22 Nukleotide,
abgeleitet von dem 5'-Ende
der Influenzavirus-NS-RNA, eine 8 nt lange Linker-Sequenz einschließlich einer BglII-Restriktionsstelle,
das CAT-Gen in Minus-Polarität und 26
nt, abgeleitet von dem 3'-Ende
der Influenzavirus-NS-RNA (11).
-
Das
Plasmid pIVACAT1 wurde folgendermaßen hergestellt: Um das korrekte
5'-Ende in pIVCAT1 zu erhalten,
wurde das von Plasmid pCM7 (Pharmacia) gewonnene
EcoRI-Scal-Fragment an ein aus zwei synthetischen
Oligonucleotiden gebildetes DNA-Fragment
ligiert. Die Sequenz dieser Oligonukleotide lautet:
-
Für das 3'-Ende des Insertionsabschnitts
in pIVACAT1 wurde das
SfaNI-
EcoRI-Fragment des CAT-Gens an ein DNA-Fragment
bestehend aus den nachgenannten synthetischen Oligonukleotiden ligiert:
-
Die
Oligonukleotide waren in einem DNA-Synthesegerät von Applied Biosystems synthetisiert
worden. Diese 5'-
und 3'-Konstruktionen
wurden in pUC19-Schaukelvektoren
("shuttle vectors"), die mit XbaI und EcoRI aufgespalten worden waren, ligiert,
aufgezogen, mit EcoRI/BglII (5'-Bereich) und XbaI/EcoRI
(3'-Bereich) herausgeschnitten
und in das mit BglII/XbaI geschnittene Plasmid
pPHV ligiert. Letztgenanntes Plasmid entspricht dem in Abschnitt
6 beschriebenen pV-WT bis auf die Tatsache, daß es eine BglII-Stelle beinhaltet, die die nichtcodierenden
terminalen Sequenzen des NS-RNA-Segments des Influenza-A-Virus trennt.
Der fertige Klon pIVACAT1 (1) wurde
gezüchtet,
und die DNA-Sequenz wurde teilweise analysiert, beginnend bei den flankierenden
pUC-Sequenzen und bis in das CAT-Gen hinein. Es wurden abgesehen
von einer stummen G/A-Austauschmutation an Position 106 bezogen
auf den Anfang der IVACATT1-RNA in dem CAT-Gen gegenüber den
erwarteten Sequenzen keine Änderungen
festgestellt.
-
7.1.3 T7-RNA-TRANSKRIPTION
-
Das
Plasmid pIVACAT1 wurde mit HgaI
(Abb. II) aufgespalten, um eine ablaufende ("run-off'-)Transkription zu ermöglichen.
Der durch dieses Enzym erzeugte 5 nt lange Überstand wurde mit Klenow-Enzym (BRL)
aufgefüllt,
und die DNA wurde über
einer Spin-Säule
(Boehringer) gereinigt. Die T7-Polymerase-Reaktion erfolgte anhand von Standardverfahren
in Gegenwart von Rnasin (Promega). Matrizen-DNA wurde von Rnase-freier
Dnase I (Promega) entfernt. Die RNA wurde über "Qiagen tip-5"-Säulen
(Qiagen, Inc.) gereinigt und mit Hilfe von 4 % Polyacrylamidgelen,
die Silber eingefärbt
waren, quantitativ bestimmt. In gleicher Weise wurde NS-RNA aus
dem Plasmid pHgaNS präpariert.
-
7.1.4 REINIGUNG VON INFLUENZA-A-VIRUS-POLYMERASE
UND IN-VITRO-TRANSKRIPTION
-
Der
RNA-Polymerase-Komplex wurde von Influenza A/PR/8/34 wie in Abschnitt
6 beschrieben gereinigt. In-vitro-Transkriptionen von kalter IVACAT1-
oder HgaNS-RNA-Matrize wurden unter Anwendung der in Abschnitt 6
beschriebenen Bedingungen durchgeführt. Radioaktiv markierte Transkripte
wurden auf 4 % Acrylamidgelen analysiert.
-
7.1.5 RNP-TRANSFEKTION
VON MDCK- und 293-ZELLEN
-
35-mm-Schalen,
die ca. 106 Zellen enthielten, wurden 30
Minuten lang bei Raumtemperatur mit 1 ml einer Lösung aus 300 μg/ml DAEA-Dextrin,
0,5 % DMSO in PBS/Gelatine (0,1 mg/ml Gelatine) behandelt. Nach
Entfernung dieser Lösung
wurden 200 μg
von μl PBS/Gelatine,
die 1 μg
IVACAT1-RNA (1-2 ml) enthielt, 20 μl des gereinigten Polymerase-Zubereitung
und 4 μl
Rnasin zu den Zellen hinzugegeben und 1 Stunde lang bei 37°C inkubiert.
Anschließend
wurde gradienten-gereinigtes Influenza A/WSN/33-Virus (MOI 2-10)
hinzugefügt.
Nach einstündiger
Inkubation bei 37°C
wurden 2,5 ml von entweder "DMEM
+ 10 % FCS"-Medium (293-Zellen)
oder MEM-Medium (MDCK-Zellen) hinzugegeben. In einigen Experimenten
wurden MDCK-Zellen zuerst infiziert und anschließend RNP-transfiziert. Die
Zellernte erfolgte in NET-Puffer oder in Medium unter Verwendung
einer Gummifahne ("rubber
policemen") (MDCK-Zellen)
oder durch leichte Suspension (293-Zellen). Die Zellen wurden nach
unten geschleudert, und die Pellets wurden in 100 μl 0,25 M
Tris-Puffer, pH-Wert 7,5, erneut suspendiert. Die Proben wurden
anschließend
drei Frost/Tau-Zyklen
unterzogen, und die Zelltrümmer
wurden pelletiert. Der Überstand
wurde für
CAT-Untersuchungen verwendet.
-
7.1.6 ÜBERTRAGUNG VON VIRUS AUS RNP-
TRANSFIZIERTEN ZELLEN
-
MDCK-Zellen
wurden mit Helfervirus infiziert und zwei Stunden später wie
oben beschrieben RNP-transfiziert. Nach 1 Stunde wurden Zellen und
Medien gesammelt, und die Zellen wurden nach unten geschleudert.
Es wurden 100 μl
der überstehenden
virushaltigen Medien zu den 35 mm Schalen mit MDCK-Zellen gegeben.
Nach 12 Stunden wurden diese Zellen und Medien gesammelt und auf
CAT-Aktivität
hin analysiert. In diesen überstehenden
Medien enthaltenes Virus wurde für
anschließende
Runden der MDCK-Zell-Infizierung in 35 mm Schalen verwendet.
-
7.1.7 CAT-ANALYSEN
-
CAT-Analysen
wurden entsprechend den Standardverfahren durchgeführt, adaptiert
von Gorman u.a., 1982, Mol. Cell. Biol. 2: 1044-1051. Das zu untersuchende
Material enthielt 10 μl 14C Chloramphenicol (0,5 μCi; 8.3 nM; NEN), 20 μl 40 mM Acetyl-CoA
(Boehringer) und 50 μl
Zellextrakte in 0,25 M Tris-Puffer (pH 7,5). Die Inkubationszeiten
betrugen 16 bis 18 Stunden.
-
7.2 ERGEBNISSE
-
Es
wurden rRNA-Matrizen aus mit HgaI
aufgeschlossenem, endenaufgefülltem/linearisiertem pCATcNS
unter Verwendung von Bakteriophage-T7-RNA-Polymerase wie in Abschnitt
6 beschrieben hergestellt. Die rRNA-Matrizen wurden mit dem gemäß der Beschreibung
in Abschnitt 6.1.1 hergestellten viralen RNA-Polymerase-Komplex kombiniert,
und die resultierenden rRNPs wurden verwendet, um MDCK- und 293-Zellinien,
die mit Influenza A/WSN/33 reinfiziert waren, zu transfizieren.
In jeder mit den rRNPs transfizierten Zellinie wurden 6 Stunden
nach Infizierung hohe CAT-Expressionsgrade erzielt. Außerdem erzeugten
in 24 Stunden nach erfolgter Infektion erzielte Virus-Vorräte große Mengen
an CAT-Enzym nach anschließender Übertragung
in MDCK-Zellen. Das CAT-RNP wurde in Viruspartikel verpackt.
-
7.2.1 SYNTHESE VON IVACAT1-MATRIZEN-RNA
-
Zum
Zwecke der Untersuchung der Transkriptions- und Replikationssignale
von Influenza A-Virus-RNAs in vitro konstruierten wir das Plasmid
pIVACAT1 (H), das die Synthese eines
NS-RNA-ähnlichen
Transkripts steuert. Diese RNA teilt sich die 22 5'-terminalen- und
die 26 3'-terminalen
Nucleotide mit der NS-RNA des Influenza-A/PR/8/34-Virus und enthält statt
der codierenden Sequenzen für
die NS1- und NS2-Proteine
diese für
ein CAT-Protein voller Länge.
Für Klonierungszwecken
enthält
es ferner acht zusätzliche
Nucleotide einschließlich
einer BglII-Stelle zwischen
dem Stop-Codon des CAT-Gens und der Reihe von U's in dem nichtcodierenden 5'-Bereich. Der an die nichtcodierenden
5'-Sequenzen angrenzende
T7-Promotor sowie die HgaI-Stelle
hinter dem 3'-Ende
erlauben einen Zuschnitt des 5'-
und des 3'-Endes
auf Maß.
Eine ablaufende Transkription unter Hinzuziehung von T7-Polymerase
generiert eine 716 nt lange RNA: die Streifen 2-4 in 12 zeigen, daß diese RNA von bestimmter
Länge und
kürzer
ist als die 890 nt lange Marker-NS-RNA, die durch T7-Transkription
von pHgaNS (Streifen 1) hergestellt worden ist.
-
7.2.2 Die IVACAT1-RNA
WIRD IN VITRO DURCH DIE INFLUENZA A-VIRUS-RNA-POLYMERASE TRANSKRIBIERT
-
In
den in Abschnitt 6 beschriebenen Beispielen wurde aufgezeigt, daß synthetisch
hergestellte RNAs, die an dem 3-Ende die 15 3'-terminalen Nucleotide von Segment 8
von Influenzavirus-RNA enthalten, in vitro anhand von gereinigter Influenza-A-Virus-RNA-Polymerase
transkribiert werden können.
Wir testeten, ob sich unmarkierte 3VACAT1-RNA auf ähnliche
Weise transkribieren lassen würde. 12 Streifen 5 zeigt, daß die In-vitro-Transkriptionsreaktion
eine RNA diskreter Länge
und vergleichbarer Größe wie das
Produkt der T7-Transkriptionsreaktion hervorbringt, was die Synthese
eines die volle Länge
aufweisenden Produkts vermuten läßt.
-
7.2.3 RNA-TRANSKRIPTION
UND CAT-AKTIVITÄT
-
Da
sich die rekombinante CAT-RNA in vitro herstellen läßt, wurde
ein System konstruiert, um zu testen, ob diese RNA in vitro erkannt
und repliziert werden kann (13). Rekombinante
RNA wurde mit gereinigter Polymerase gemischt, um die Bildung von
viralen RNP-ähnlichen
Partikeln zu ermöglichen.
Um den Zusammenschluß zu
erleichtern, wurde das RNA/Polymerase-Gemisch vor der RNP-Transfektion 30 Minuten lang
bei 30°C
in Transkriptionspuffer inkubiert. In einigen Experimenten wurde
dieser Preinkubationsschritt ausgelassen. Vor oder nach den RNP-Transfektionen
erfolgte die Infektion mit Influenza-A/WSN/33-Virus, da die Produktion
von viralem Polymeraseprotein als erforderlich für eine effiziente Amplifikation
des Gens vermutet wurde. Bei den eingesetzten Zellen handelte es
sich entweder um MDCK-Zellen, die für eine Infektion mit Influenza-A/WSN/33-Virus
leicht empfänglich
sind, oder um 293-Zellen vom Menschen, die die Infektion mit geringerer
Geschwindigkeit unterstützen.
-
Um
herauszufinden, ob die IVACAT1-RNA mit Minus-Polarität in vivo
amplifiziert und transkribiert werden könnte, wurde ein Experiment
in 293-Zellen durchgeführt.
Die Zellen wurden mit RNP transfiziert, eine Stunde später mit
Virus infiziert und zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Infektion
geerntet. Die 14A zeigt, daß sich zu
frühen
Zeitpunkten nach der Infektion nur Hintergrundgrade von CAT-Aktivität feststellen
lassen (Streifen 5, 7 und 9). Sieben Stunden nach der Virusinfektion
jedoch zeigten sich bedeutende Grade an CAT-Aktivität (Streifen
11). Ein ähnliches
Ausmaß an
CAT-Aktivität
wurde zwei Stunden später
festgestellt (Streifen 13). Hintergrundgrade an CAT-Aktivität zeigte
sich zu jedem Zeitpunkt in den schein-transfizierten Zellen (Streifen
6, 8, 10, 12 und 14) und in nicht mit A/WSN/33-Virus infizierten
Kontrollzellen (Streifen 1 bis 4).
-
Eine
vorausgehende Inkubation des RNA/Polymerase-Komplexes war für eine erfolgreiche RNP-Transfektion
nicht erforderlich. Wie in 14B, Streifen
2 und 3, ersichtlich, könnte
eine Preinkubation tatsächlich
eine Abnahme der CAT-Aktivität bewirken,
vermutlich wegen eines RNA-Abbaus ("Degradation") während
der Preinkubation. In einem anderen Kontrollexperiment wurde der
Schritt der Infektion von RNP-transfizierten Zellen durch Helfervirus
ausgelassen. (14B, Streifen 4 und
5). Da diese Streifen keine CAT-Aktivität zeigen, folgern wir, daß die IVACATT1-RNA
speziell durch die von dem Helfervirus beigesteuerte Protein-Mechanismus amplifiziert
wird. In einem zusätzlichen
Kontrollexperiment wurde nackte RNA in Zellen transfiziert, die
anschließend
mit Helfervirus infiziert oder schein-infiziert wurden. Wieder wurde
keine CAT-Aktivität
in diesen Proben festgestellt (14B,
Streifen 6 bis 9). Und schließlich
zeigten virusinfizierte Zellen, die nicht mit rekombinanter CAT-RNP
transfiziert waren, auch keine endogene Acetylierungsaktivität (14B, Streifen 10). Es scheint somit, daß das Hinzufügen der
gereinigten Polymerase zu der rekombinanten RNA sowie die Infizierung
von Zellen mit Helfervirus für
die erfolgreiche Expression des CAT-Enzyms von Bedeutung ist.
-
Es
wurden ebenso Experimente unter Hinzuziehung von MDCK-Zellen durchgeführt, der üblichen
Gewebekultur-Wirtszelle für
Influenzavirus (14C). Bei einer Transfektion
des rekonstituierten rekombinanten CAT-RNP-Komplexes eine Stunde
vor der Virusinfektion zeigte sich 7 Stunden nach der Virusinfektion
nur eine geringe CAT-Aktivität
(14C, Streifen 1). Bei einer RNP-Transfektion
2 Stunden nach der Virusinfektion war die CAT-Expression 7 Stunden
nach der Virusinfektion stark erhöht (14C,
Streifen 3). Daher sind MDCK-Zellen auch lebensfähige Wirtszellen für diese
Experimente.
-
7.2.4 DIE CAT-RNP WIRD
IN VIRUSPARTIKEL VERPACKT
-
Da
die rekombinante CAT-RNA über
Helfervirus-Funktionen in vivo repliziert werden kann, untersuchten
wir, ob in RNP-transfizierten und mit Helfervirus infizierten Zellen
produziertes Virus das CAT-Gen enthielten. In diesem Experiment
wurden MDCK-Zellen eingesetzt, da sie höhere Titer von infektösem Virus
liefern als 293-Zellen. MDCK-Zellen wurden mit A/WSN/33-Virus infiziert,
2 Stunden später
RNP-transfiziert und über Nacht
inkubiert. 14 Stunden nach der Infizierung wurden Medien geerntet
und Zellen pelletiert. Virus-Überstand
wurde dann zur Infizierung neuer MDCK-Zell-Monolayers verwendet.
Das Inokulum wurde nach einer Stunde entfernt, und Zellen wurden
12 Stunden nach Infizierung geerntet und auf CAT-Aktivität hin analysiert. Die 15 zeigt, daß das Viruspräparat einen
CAT- Aktivitätsgrad induziert
(Streifen 2 und 3), der erheblich über dem des Kontrollexperiments
liegt (Streifen 1). In diesem Fall bewirkte die Addition von Helfervirus
zu dem Inokulum keine Erhöhung
der CAT-Aktivität
(Streifen 4). Eine weitere Impfung von frischen MDCK-Zellen mit
Virus aus dem Überstand
führte
nicht zu einer meßbaren
Induktion von CAT-Aktivität.
Dies überrascht
nicht, da es keinen selektiven Druck gibt, das CAT-Gen in diesen
Viruspräparaten
festzuhalten. Wir schlossen die Möglichkeit einer Übertragung
des Original-RNA/Polymerase-Komplexes
durch Vorbehandlung des Inokulums mit RNAse aus. Diese Behandlung
zerstört
virale RNPs von Influenzavirus (Pons u.a., 1969, Virology 39: 250-259;
Scholtissek und Becht, 1971, J. Gen. Virol. 10:11-16.
-
8 SICHERSTELLUNG VON INFEKTIÖSEN INFLUENZAVIREN
MITTELS RNA ABGELEITET VON SPEZIELLEN REKOMBINANTEN DNAS
-
Die
in den nachfolgenden Unterabschnitten beschriebenen Experimente
zeigen die Sicherstellung von infektiösen Influenzaviren mittels
RNA auf, die von speziellen rekombinanten DNAs abgeleitet ist. RNAs,
die dem Neuraminidase-(NA-)Gen von Influenza-A/WSN/33-Virus (WSN-Virus)
entsprechen, wurden in vitro ausgehend von den geeigneten Plasmid-DNAs
transkribiert und – nach
Hinzufügen
von gereinigtem Influenzavirus-Polymerase-Komplex (wie in Abschnitt
6.1.1 beschrieben) – in
MDBK-Zellen transfiziert,
wie in Abschnitt 7 beschrieben. Eine Reinfektion mit Helfervirus,
dem das WSN-NA-Gen fehlte, führte
zur Freisetzung von Viren, die das WSN-NA-Gen enthielten. D.h., diese Technologie
ermöglicht
die Konstruktion von infektiösen
Influenzaviren anhand von cDNA-Klonen und ortsspezifischer Mutagenese
ihrer Genome. Desweiteren kann diese Technologie die Konstruktion
von chimärischen
Influenzaviren gestatten, die als wirksame Vektoren zur Genexpression
in Gewebekulturen vom Menschen oder vom Tier eingesetzt werden können.
-
Die
in den Abschnitten 6 und 7 beschriebenen Experimente zeigen, daß die 15
3'-terminalen Nucleotide
von Minusstrang-Influenzavirus-RNAs ausreichen, um die Transkription
in vitro anhand von gereinigten Influenzavirus-Polymeraseproteinen
zu ermöglichen.
Außerdem
zeigen die Untersuchungen, bei denen die Reportergen-Chloramphenicolacetyltransferase
(CAT) eingesetzt wird, daß die
22 5'-terminalen
und die 26 3'-terminalen
Nucleotide der viralen RNAs all die Signale enthalten, die für die Transkription,
Replikation und Verpackung von Influenzavirus-RNAs erforderlich
sind. Als ein Zusatz zu diesen Ergebnissen wurde ein Plasmid, pT3NAv
konstruiert, das das komplette NA-Gen von Influenza-A/WSN/33-Virus
nach einem gestutzten T3- Promotor
enthielt (16). Daher bringt die fortlaufende
("runoff'-)Transkription dieses
an der Ksp632I-Stelle geschnittenen
Plasmids eine RNA hervor, die mit dem echten genomischen NA-Gen
des WSN-Virus identisch ist (17, Streifen
3). Diese RNA wurde sodann mit gereinigter Polymerase (gereinigt
wie in Abschnitt 6.1.1 beschrieben) inkubiert und in einem Ribonucleoprotein-(RNP-)Transfektions-Experiment eingesetzt,
um die Sicherstellung von infektiösem Virus mittels Helfervirus,
das die WSN-Virus-NA nicht enthielt, zu gestatten. Die Auswahl des
WSN-HK-Helfervirus basierte auf dem Bedarf an einem strengen Selektionssystem,
mit dessen Hilfe ein sichergestelltes Virus isoliert werden kann.
An früherer
Stelle ist aufgezeigt worden, daß das WSN-HK-Virus in MDCK-Zellen
nur dann Plaques bilden kann, wenn dem Medium Protease hinzugefügt wird. Dies
steht in markantem Kontrast zu dem (mit WSN-HK-Virus bis auf das
Neuraminidase-Gen isogenen) WSN-Virus, das in Abwesenheit von Protease
sofort in MDBK-Zellen repliziert und große, leicht sichtbare Plaques
bildet (Schulmann u.a., 1977, J. Virol. 24:170-176).
-
8.1 MATERIAL UND VERFAHREN
-
8.1.1. VIREN UND ZELLEN
-
Influenza-A/WSN/33-Virus
und -A/WSN-HK-Virus wurden in Madin-Darby-Hundenierenzellen (MDCK-Zellen) bzw.
embryonierten Eiern gezüchtet
(Sugiura u.a., 1972, J. Virol. 10: 639-647; Schulman u.a., 1977,
J. Virol. 24:170-176). Ebenso wurde Influenza-A/PR/8-Virus in embryonierten
Eiern gezüchtet.
Madin-Darby-Rindernierenzellen
(MDBK-Zellen) wurden für
die Transfektionsexperimente sowie für die Selektion von sichergestelltem
Virus eingesetzt (Sugiura u.a., 1972, J. Virol. 10: 639-647).
-
8.1.2 KONSTRUIEREN VON
PLASMIDEN
-
Die
Plasmide pT3NAv, pT3NAv mut 1 und pT3NAv mut 2 wurden durch Polymerase-Kettenreaktion-(PCR-)gesteuerte
Mutagenese unter Verwendung einer klonierten Kopie des WSN NA-Gens,
das gemäß Standardverfahren
gewonnen wurde, hergestellt (Buonagurio u.a., 1986, Science 232:
980-982). Zur Herstellung von pT3NAv wurden die nachgenannten Primer
eingesetzt:
-
Nach
35 Zyklen in einer Temperaturwechselbeanspruchungseinrichtung (Coy
Lab Products, MI) wurde das Produkt der Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) mit
EcoRI und
HindIII aufgeschlossen und in pUC 19 kloniert.
Das Plasmid pT3NAv mut 1 wurde auf gleiche Weise konstruiert, abgesehen
davon, daß die
Primer-Sequenz verändert
war (
16). Das Plasmid pT3NAv mut 2
wurde durch Kassetten-Mutagenese konstruiert durch Aufschluß von pT3NAv
mit
PstI und
NcoI und Religation in Gegenwart der synthetischen
Oligonucleotide
-
Die
Oligonucleotide wurden in einem DNA-Synthetisiergerät von Applied
Biosystems hergestellt. Die fertigen Klone pT3NAv, pT3NAv mut 1
und pT3NAv mut 2 wurden gezüchtet,
und die DNAs wurden teilweise sequenziert, beginnend mit den flankierenden
pUC19-Sequenzen und bis in die codierenden Sequenzen des NA-Gens hinein. Die
Mutationen in pT3NAv mut 2 wurden ebenso durch Sequenzanalyse bestätigt.
-
8.1.3 REINIGUNG VON INFLUENZA-A-VIRUS-POLYMERASE
UND RNP-TRANSFEKTION
IN MDBK-ZELLEN
-
Der
RNA-Polymerase-Komplex wurde von Influenza-A/PR/8/34-Virus gereinigt
wie in Abschnitt 6.1.1 beschrieben und wurde anschließend zur
RNP-Transfektion in MDBK-Zellen eingesetzt unter Anwendung des in
Abschnitt 7 beschriebenen Protokolls, wobei jedoch in Abweichung
dazu WSN-HK-Virus als Helfervirus mit einer Infektionsmultiplizität (MOI)
von 1 eingesetzt wurde. Für
die RNP-Transfektion verwendeten RNAs wurden durch Phenolextraktion
des gereinigten Virus oder durch Transkription (unter Einsatz von
T3-Polymerase) von pT3NAv, pT3NAv mut 1 und p3NAv mut 2 gewonnen.
Alle Plasmide wurden mit Ksp632I
aufgeschlossen, endengefüllt
mit Klenow-Enzym (BRL) und anschließend in einer fortlaufenden
("runoff'-)Reaktion wie in
Abschnitt 7 beschrieben transkribiert.
-
8.2 ERGEBNISSE
-
8.2.1 SICHERSTELLUNG VON
INFEKTIÖSEM
INFLUENZAVIRUS IN MDBK-ZELLEN MITTELS VON REKOMBINANTER PLASMID-DNA
ABGELEITETER RNA
-
Es
wurde ein Plasmid, pT3NAv, so konstruiert, daß es das vollständige NA-Gen
des Influenza-A-Virus hinter (in 3'-Richtung) einem gestutzten T3-Promotor
enthält
(16). Eine fortlaufende ("runoff'-)Transkription des
an der Ksp632I-Stelle geschnittenen
Plasmids bringt eine RNA hervor, die in der Länge mit dem echten genomischen
NA-Gen des WSN-Virus identisch ist (17,
Streifen 3). Diese RNA wurde sodann mit gereinigter Polymerase inkubiert
und in einem Ribonucleoprotein(RNP-)Transfektionsexperiment eingesetzt,
um die Sicherstellung von infektiösem Virus anhand von Helfervirus
zu ermöglichen.
Die Auswahl des WSN-HK-Virus als Helfervirus basierte auf dem Bedarf
an einem starken Selektionssystem zur Isolierung eines sichergestellten
Virus. An anderer Stelle wurde bereits gezeigt, daß das WSN-N-Virus nur Plaques
in MDBK-Zellen bilden kann, wenn dem Medium Protease hinzugefügt wird
(Schulman u.a., 1977, J. Virol. 24:170-176). Dies steht in markantem
Kontrast zu dem (bis auf das Neuraminidasegen mit WSN-HK-Helfervirus
isogenen) WSN-Virus, das sich in Gegenwart von Protease problemlos
in MDBK-Zellen repliziert und große, leicht sichtbare Plaques
bildet (Sugiura u.a., 1972, J. Virol. 10: 639-647). MDBK-Zellen
wurden zunächst mit
dem WSN-HK-Helfervirus infiziert und dann eine Stunde nach der Virusinfektion
RNP-transfiziert. Nach Inkubation über Nacht in Gegenwart von
20 μg/ml
Plasminogen wurde Überstand
von diesen Zellen in MDBK-Zellen in Abwesenheit von Protease in
dem Medium zur Amplifikation und Plaques-Bildung eingebracht. Das
Auftauchen von Plaques in MDBK-Zellen (Schulman u.a., 1972, J. Virol.
10:639-647) zeigte die Gegenwart von das WSN-Virus-NA-Gen enthaltendem
Virus an, da in Kontrollexperimenten der Überstand von nur mit dem WSN-HK-Virus
infizierten Zellen keine Plaques bildete. In einem typischen Experiment,
das die Verwendung einer 35-mm-Schale für die RNP-Transfektion impliziert,
wurden 2,5 × 102 Plaques festgestellt.
-
In
einem anderen Kontrollexperiment wurde synthetische NA-RNA eingesetzt,
die von dem Plasmid pT3NAv mut 1 (16)
abgeleitet worden war. Diese RNA unterscheidet sich von der von
pT3NAv durch eine einzige Nucleotid-Deletion in der nichtübersetzten
Region des 5'-Endes
gewonnenen Wildtyp-NA-RNA (16). Eine
RNP-Transfektion von MDBK-Zellen mit dieser RNA sowie eine Reinfektion
mit WSN-HK-Virus führte
nicht zur Bildung von sichergestelltem Virus. Dieses negative Ergebnis
läßt sich
leicht dadurch erklären, daß, wie wir
in den Abschnitten 6 und 7 erklärt
haben, die wesentlichen Sequenzen für die Erkennung von viraler
RNA durch virale Polymerase sowie die Verpackungssignale innerhalb
der 3'- und 5'-terminalen Sequenzen
der viralen RNAs angesiedelt sind. Wir können jedoch nicht die Möglichkeit
ausschließen,
daß die
Sicherstellung von Virus unter Einsatz dieser mutierten RNA auftritt,
obgleich in einer nichterfaßten
Häufigkeit.
-
8.2.2 RNA-ANALYSE VON
SICHERGESTELLTEM VIRUS
-
In
dem Sicherstellungsexperiment ("rescue
experiment") gewonnenes
Virus wurde plaques-gereinigt, in MDBK-Zellen amplifiziert, und
RNA wurde aus diesem Präparat
extrahiert. Die RNA wurde sodann mittels Gelelektrophorese unter
Verwendung von Polyacrylamidgel analysiert. Die 17 zeigt
die RNA des Helfervirus WSN-HK (Streifen 1) und die synthetische
NA-RNA (Streifen 3), die durch T3-Polymerase vom Plasmid pT3NAv
transkribiert worden war. Das Migrationsmuster der RNAs des sichergestellten
Virus (Streifen 2) ist mit dem des Kontroll-WSN-Virus identisch
(Streifen 4). Auch die NA-RNAs in den Streifen 2 und 4 wandern an derselben
Stelle wie die von cDNA abgeleitete NA RNA (Streifen 3) und schneller
als die HK-Virus-NA-Streifen in dem Helfer-WSN-HK-Virus (Streifen
1), Diese Versuche unterstützten
die Schlußfolgerung,
daß als
Ergebnis der RNP-Transfektion
infektiöses
Virus gebildet wurde, das von cDNA abgeleitete WSN-Virus-NA-RNA enthält.
-
8.2.3 SICHERSTELLUNG VON
INFEKTIÖSEM
INFLUENZAVIRUS UNTER VERWENDUNG VON VIRION-RNA
-
In
einem anderen Transfektionsexperiment wurde aus gereinigtem WSN-Virus
extrahierte RNA eingesetzt. Wird diese nackte RNA zusammen mit den
Polymeraseproteinen in mit Helfervirus infizierte Zellen transfiziert,
so läßt sich
die Sicherstellung von zur Replikation in MDBK-Zellen fähigem WSN-Virus
feststellen. Die in diesem Experiment aus einem amplifizierten Plaque
isolierte RNA wird in 17, Streifen
5 analysiert und zeigt ein Muster, das von dem des Kontroll-WSN-Virus in Streifen
4 nicht unterscheidbar ist.
-
8.2.4 EINBRINGUNG VON
ORTSSPEZIFISCHEN MUTATIONEN IN DAS VIRUSGENOM
-
Die
bislang beschriebenen Experimente implizieren die Gewinnung von
Influenza-WSN-Virus. Da die in diesen Experimenten eingesetzte synthetische
RNA mit dem echten WSN-NA-Gen identisch ist, konnte die unwahrscheinliche
Möglichkeit
der Verunreinigung mit Wildtyp-WSN-Virus nicht vollständig ausgeschlossen werden.
Wir brachten daher fünf
stumme Punktmutationen in dem Codierungsbereich des NA-Gens in dem Plasmid
pT3NAv ein. Diese Mutationen wurden durch Kassetten-Mutagenese durch
den Austausch des kurzen NcoI/PstI-Fragments in der Gegenwart
des NA-Gens eingebracht. Die fünf
Mutationen in der cDNA umfaßten
eine C-in-T-Änderung
an Stelle 901 und eine C-in-A-Änderung
an Position 925, was die Schaffung einer neuen XbaI-Stelle bzw. die Zerstörung der
ursprünglichen PstI-Stelle beinhaltete. Außerdem wurde
der vollständige
Serin-Codon an Position 887-889 des cDNA-Klons gegen ein Ersatz-Serin-Triplett
ausgewechselt (17). Eine RNP-Transfektion
dieser mutagenisierten RNA (pT3NAv mut 2) und eine Infizierung von
MDBK-Zellen mit Helfervirus führte
wiederum zur Sicherstellung eines WSN-ähnlichen Virus, das in MDBK-Zellen in
Abwesenheit von zugesetzter Protease wuchs. Bei der Untersuchung
der RNA dieses Virus durch Sequenzanalyse wurden alle fünf in der
Plasmid-DNA (16) vorliegenden Punktmutationen
in der viralen RNA (18) festgestellt.
Da es äußerst unwahrscheinlich
ist, daß sich
diese Mutationen in dem Wildtyp-Influenza-WSN-Virus entwickelt haben, folgerten
wir, daß die
erfolgreiche Sicherstellung von fünf ortsspezifische Mutationen
enthaltendem, infektiösem
Influenzavirus durch RNP-Transfektion
von gentechnisch hergestellter RNA erreicht wurde.
-
9 BEISPIEL: SYNTHETISCHES
REPLIKATIONSSYSTEM
-
In
den im folgenden beschriebenen Experimenten wurde ein cDNA-Klon,
der ein influenzavirus-ähnliches
vRNA-Molekül
produzieren kann, das für
ein Reporter-Gen codiert, eingesetzt. Bei dieser resultierenden RNA
handelt es sich um eine vRNA, die die Gegenrichtung der codierenden
Region des Chloramphenicolacetyltransferase(CAT-)Gens anstelle der
Gegenrichtung der codierenden Regionen für die Nicht-Strukturproteine NS1 und NS2 enthält (Lutjyes μ.a.,1989,
Cell, 59:1107-1113). Diese rekombinante RNA (IVACAT-1) wurde mit gereinigten
Influenzavirus-RNP-Proteinen inkubiert und in dem Versuch eingesetzt,
ein nicht-influenzavirusabhängiges
Replikationssystem zu entwickeln. Mäuse-Bindegewebs-C127-Zellen
wurden mit Gemischen aus rekombinanten Vacciniaviren (Smith u.a.,
1987, Virology, 160: 336- 345)
infiziert und eine Stunde später
mit der IVACAT-1-RNP transfiziert. Es wurden Gemische aus Vektoren
eingesetzt, die die drei Polymerasen (PB2, PB1 und PA) sowie das
Nucleoprotein exprimieren. Replikation und Transkription des synthetischen
RNP wurden durch Überprüfen der
Zellen auf CAT-Aktivität
nach Inkubation über
Nacht untersucht. Die 19 untersucht
Zellen, die anfänglich
mit vielen der möglichen
Gemische aus den vier rekombinanten Vacciniaviren infiziert worden
sind, auf die vorhandende CAT-Aktivität. 19,
Streifen 4, ist eine positive Kontrolle, bei der das Influenza A/WSN/33-Virus
anstelle der rekombinanten Vacciniaviren verwendet worden ist. CAT-Aktivität liegt
sowohl in dieser Probe als auch in Zellen vor, die mit allen vier
Vacciniavektoren Infiziert worden sind (19,
Streifen 8 und 10). Zellen, die irgendwelche der Untersätze dieser
vier Proteine exprimieren, produzierten kein nachweisbares CAT-Protein
(19, Streifen 5-7, 9, 11, unveröffentlicht).
Außerdem
war auch transfizierte RNA, die nicht mit der gereinigten Polymerase
inkubiert worden war, negativ in bezug auf CAT-Expression (Lutjyes
u.w., 1989). Somit ist allein die Gegenwart der Proteine PB2, PB1,
PA und NP erforderlich und ausreichend für RNP- Expression und Replikation
in diesem System. Die erzielten CAT-Aktivitätsgrade in mit Vacciniavires
infizierten Zellen sind reproduzierbar höher als die in Zellen, die
mit Influenzavirus als Helfervirus infiziert worden sind. Die wahrscheinlichste
Erklärung
hierfür
ist die, daß in
mit Influenzavirus infizierten Zellen das CAT-RNP mit den endogenen
viralen RNPs um aktive Polymerase konkurriert, während in dem von Vacciniavirus
getragenen System das CAT-RNP das einzige vorhandene virusähnliche
Molekül
ist.
-
Eine
Reihe von anderen Zellinien wurden sodann als Wirtszellen für dieses
von Vacciniavirus getragene System getestet. Die 20A zeigt
die Ergebnisse der Verwendung von MDBK-, HeLa-, 293- und L-Zellen.
In keinem Fall wurde CAT-Aktivität festgestellt,
wenn die Zellen mit Vektoren infiziert waren, die nur die 3 Polymeraseproteine
exprimieren, während
eine starke CAT-Aktivität
erreicht wurde, wenn der zusätzliche, NP-Expression
induzierende Vaccinia-Vektor noch hinzugefügt wurde.
-
An
früherer
Stelle wurde bereits eine Zellinie (bezeichnet mit 3PNP-4) konstruiert,
die grundlegend geringe Grade der Proteine PB2, PB1 und PA und hohe
Grade des Proteins NP exprimiert. Diese Zellen können das Wachstum von ts-Mutanten komplementieren,
die entweder auf das PB2- oder das NP-Gensegment abbilden (Krystal
u.a., 1986; Li u. a., 1989). Da die Replikation durch rekombinante
Vacciniavirus-Vektoren nur von diesen Proteinen abhängt, war
es denkbar, daß diese
Zellinie in der Lage sein könnte,
das synthetische CAT-RNP bei Nichtvorliegen irgendeiner Virusinfektion
zu amplifizieren und zu exprimieren. Als dieses Experiment jedoch
durchgeführt
wurde, wurde keine nachweisbare CAT-Aktivität festgestellt (Daten nicht
gezeigt). Um die Gründe
zu erforschen, warum diese Zellinie eine Replikation nicht unterstützte, wurden
Gemische aus rekombinanten Vacciniaviren eingesetzt, um 3PNP-4-ellen
zu infizieren. Wie erwartet förderte
das Hinzufügen der
vier Polymerase-Proteine die Expression von CAT (20B,
Streifen 2). Die 20B, Streifen 3,
zeigt, daß das
erforderliche Mindestgemisch an Vektoren zur Induzierung von CAT-Aktivität in 3PNP-4-Zellen
die Vektoren beinhalten muß,
die nur die Proteine PB1 und PA exprimieren. Die stabilen Grade
von PB2- und NP-Protein
in 3PNP-4-Zellen sind ausreichend, doch dieGrade von PB1 und PA
liegen unter dem Schwellenwert für
CAT-Expression bei Nichtvorhandensein von Helfervirus. Dies korreliert
mit dem Komplementierungsphänotypus,
der von diesen Zellen aufgezeigt wird, da nur das Wachstum von PB2-
und NP-Mutanten und nicht von PB1- und PA- Mutanten bei nicht-permissiven
Temperaturen abgefangen werden kann (Desselberger u.a., 1980).
-
Da
die synthetische IVACAT-1-RNA negative Polarität aufweist, kann CAT nur über die
Transkription ausgehend von dem RNP-Molekül synthetisiert werden. Theoretisch
lassen sich nachweisbare Grade von CAT entweder durch Transkription
ausgehend von der transfizierten Eingangs-RNP (äquivalent mit primärer Transkription)
oder zuerst durch Amplifikation von RNP und anschließende Transkription
(was die RNP-Replikation erforderlich macht) oder eine Kombination
aus beidem erzielen. Frühere
Arbeiten jedoch, die eine Infektion mit Influenzavirus einsetzten,
um die Expression des CAT-Proteins zu fördern, zeigten, daß eine nachweisbare
Expression nur dann auftrat, wenn die Eingangs-CAT-RNP repliziert
wurde (Lutjyes u.a., 1989). Dies wurde durch die Verwendung einer
zweiten CAT-RNA,
IVACAT-2, gezeigt, die 3 Mutationen innerhalb der 12 Basen an dem 5'-Ende der viralen
RNA enthält
(Lutjyes u.a., 1989). Diese 12 Basen umfassende Region unter allen
acht Gensegmenten wird in allen Influenza-A-Viren beibehalten (Lutjyes
u.a., 1980). Diese synthetische IVACAT-2-RNP ist zur Transkription
durch die Influenzavirus-Polymerase in der Lage, jedoch repliziert
sie sich nicht, und die CAT-Aktivität blieb
bei Transfektion in mit Influenzaviren infizierten Zellen unerkannt
(Lutjyes u.a., 1989). Daher produziert die primäre Transkription ab der Eingangs-RNA
nicht nachweisbare Proteingrade in virusinfizierten Zellen. Entsprechend
verwendeten wir diese Mutanten-RNA zur Untersuchung der Frage, ob
die von Vaccinia-Vektor exprimierten Influenzaproteine CAT-Aktivität nur durch
primäre
Transkription einer Eingangs-RNP induzieren oder eine Amplifikation
durch Replikation und anschließende
Transkription ermöglichen.
C127-Zellen wurden mit den rekombinanten Vacciniaviren infiziert
und anschließend
entweder mit IVACAT-1- oder IVACAT-2-erzeugten RNPs transfiziert. Die 20C zeigt, daß sich geringe CAT-Aktivitätsgrade
in mit IVACAT-2-RNP transfizierten Zellen nachweisen lassen (Streifen
2). Eine quantitative Bestimmung ergibt, daß 0,5-1 % des Chloramphenicols
in eine acetylierte Form umgewandelt wird gegenüber 0,2 bis 0,4 % in scheintransfizierten
Banden (nicht gezeigt). Weitaus höhere Aktivitätsgrade
sind jedoch in Zellen gegeben, die mit CAT-1-RNP transfiziert sind
(Streifen 1; routinemäßige 15-
bis 50%ige Umwandlung von Chloramphenicol), was darauf hinweist,
daß in
diesen Zellen eine Amplifikation stattfindet. Daher ist dieses durch
das rekombinante Vacciniavirus getragene System sequenzspezifisch
und erfahren die RNPs eine Replikation.
-
In
den beschriebenen Experimenten war weder das Protein NS1 noch das
Protein NS2 für
die RN-Replikation erforderlich. Zwar ist die Funktion dieser Proteine
nicht bekannt, doch es wurde vermutet, daß sie eine wichtige Rolle bei
der Replikation spielen könnten,
da beide Proteine in großen
Mengen synthetisiert wurden und in dem Zellkern vorliegen (Krug
u.a., 1989; Young u.a., 1983; Greenspan u.a., 1985; Lamb u.a., 1984). Ausgehend
von den präsentierten
Daten sind diese Proteine für
die Genom-Replikation
nicht unbedingt erforderlich. Es ist anzunehmen, daß diese
Proteine in bezug auf die Replikation von RNP in Wirklichkeit eine
Nebenrolle spielen, wie z.B. Wechselwirkung mit Wirtsfaktoren, Regulation
der Expression von viralen Genen oder irgendeine Funktion in Verbindung
mit der Verpackung der RNP in infektiösen Virionen. Es kann jedoch nicht
ausgeschlossen werden, daß eine
Funktion dieser NS-Proteine
durch ein Vacciniavirus-Protein komplementiert sein kann, wenngleich
bei einer Überprüfung keine
erkennbaren Ähnlichkeiten
zwischen dem Protein NS1 bzw. NS2 und bekannten Vacciniavirus-Proteinen
festgestellt werden konnten. Die gegensätzlichen Eigenschaften dieser
beiden Viren widersprechen auch einem komplementierenden Vacciniavirus-Protein,
da Vaccinia ein großes
doppelsträngiges
DNA-Virus ist, das sich ausschließlich im Cytoplasma repliziert,
während das
Influenzavirus ein RNA-Virus mit negativer Polarität ist, das
sich ausschließlich
im Zellkern repliziert. Außerdem
kam es sogar in Gegenwart von Cytosin-arabinoside (ara-C, Daten
nicht gezeigt), einem Inhibitor später Genexpression in Vacciniavirus
(Oda u.a., 1967; Kaverin u.a., 1975; Cooper u.a.), 1979), zur Replikation der
synthetischen RNPs.
-
Dieses
vom rekombinanten Vacciniavektor abhängige System besitzt eine Reihe
von Vorteilen gegenüber
dem Ansatz, der die Infektion mit Influenzavirus zur Auslösung der
Replikation von synthetischer RNA vorsieht. Zum einen wird es – weil die
Expression von viralen Proteinen vollständig künstlich ist – eine präzise Aufschlüsselung
der in der Replikation implizierten Prozesse ermöglichen. Die Replikation impliziert
zunächst die
Synthese einer Matrize mit Plus-Polarität aus der genomischen RNA mit
Minus-Polarität.
Diese cRNA mit Plus-Polarität
wird sodann kopiert, um genomisch polarisierte RNP zu amplifizieren,
die dann zur Proteinexpression und Verpackung verwendet wird (Krug
u.a., 1989). Das hier beschriebene System zeigt, daß nur die influenzaviralen
Proteine PB2, PB1, PA und NP für
den Nachweis von exprimiertem Protein und für die Replikation von RNP erforderlich
sind. Ein weiterer Vorteil dieses von Vaccinia-Vektor getragenen
Replikationssystems ist der, daß weil
die Influenza-Polymerase-Proteine von in das Vacciniavirus eingebauter
cDNA exprimiert werden, die Mutagenese der Polymeraseproteine zu
einem machbaren und leistungsfähigen
Verfahren zur weiteren Analyse der Beziehungen zwischen Struktur
und Funktion der viralen Polymeraseproteine wird. Derzeit versuchen
wir außerdem,
infektiöses
Influenzavirus durch die Transfektion von Gemischen aus rekonstituierten
viralen RNPs sicherzustellen. Diese Technik, sofern erfolgreich,
sollte die problemlose Herstellung von definierten rekombinanten
Viren durch das Hinzufügen
von entweder auf natürliche
Weise oder auf synthetische Weise gewonnene, definierte RNPs gestatten.
-
10 HINTERLEGUNG VON MIKROORGANISMEN
-
Eine
das Plasmid pIVACAT enthaltende E. coli-Zellinie ist bei der Agricultural
Research Culture Collection (NRRL), Peoria, IL, hinterlegt unter
der nachgenannten Nummer:
-
Funktionsäquivalente
Enzyme gehören
zum Umfang dieser Erfindung. Dem Fachmann werden sich neben den
hier aufgezeigten und beschriebenen Modifikationen zahlreiche weitere
Modifikationen der Erfindung aus der vorangehenden Beschreibung
und den sie begleitenden Abbildungen erschließen. Derartige Änderungen
gehören,
so die Absicht, ebenso in den Umfang der als Anhang beigefügten Ansprüche.