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1. Einleitung
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Die
vorliegende Erfindung umfasst rekombinante Template für Negativstrang-RNA-Viren, die verwendet
werden können,
um heterologe Genprodukte in geeigneten Systemen von Wirtszellen
zu exprimieren und/oder um rekombinante Viren herzustellen, welche
die heterologen Genprodukte exprimieren, verpacken und/oder darstellen.
Die Expressionsprodukte und die chimären Viren können vorteilhaft für Impfstoff-Formulierungen
verwendet werden. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung
Verfahren zum Herstellen von rekombinanten respiratorischen Syncytialviren
und die Verwendung dieser rekombinanten Viren als Expressionsvektoren
und Impfstoffe. Die Erfindung wird anhand von Beispielen beschrieben,
bei welchen rekombinante respiratorische Syncytialvirus-Genome zur
Erzeugung von infektiösen
Viruspartikeln verwendet werden.
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2. Hintergrund der Erfindung
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Etliche
DNA-Viren wurden genetisch verändert,
um die Expression von heterologen Proteinen in Wirtzellsystemen
zu steuern bzw. leiten (z.B. Vacciniavirus, Baculovirus usw.). Kürzlich wurden ähnliche
Fortschritte mit Positivstrang-RNA-Viren
(z.B. Poliovirus) gemacht. Es wird nachgedacht, ob die Expressionsprodukte dieser
Konstrukte, d.h. die heterologen Genprodukte oder die chimären Viren,
welche das heterologe Genprodukt exprimieren, möglicherweise in Impfstoff-Formulierungen nützlich sind
(entweder eine Untereinheit oder Gesamtvirus-Impfstoffe). Ein Nachteil bei der Verwendung
von Viren, wie etwa Vacciniavirus, bei der Herstellung von rekombinanten
oder chimären
Viren für
die Verwendung in Impfstoffen ist die fehlende Variation in deren
Hauptepitopen. Diese fehlende Variabilität in den Virusstämmen setzt
bei der wiederholten Verwendung von chimärem Vacciniavirus dahingehend
strenge Grenzen, dass mehrere Impfungen eine Resistenz des Wirts
gegenüber
dem Stamm erzeugen, sodass der geimpfte Virus den Wirt nicht infizieren
kann. Die Impfung eines resistenten Individuums mit chimären Vacciniavirus
wird folglich keine Immunstimulation induzieren.
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Im
Gegensatz dazu zeigen Negativstrang-RNA-Viren, wie etwa das Influenzavirus
und das respiratorische Syncytialvirus, hinsichtlich ihrer Hauptepitope
eine breite Variabilität.
In der Tat sind Tausende von Influenzavarianten identifiziert worden,
wobei sich jeder Stamm durch Antigenverschiebung entwickelt hat.
Die Negativstrang-Viren, wie etwa das Influenzavirus und das respiratorische
Syncytialvirus (RS-Virus) wären
bei der Herstellung von chimären
Viren für
die Verwendung in Impfstoffen attraktive Kandidaten, da ihre genetische Variabilität die Herstellung
eines riesigen Repertoires von Impfstoff-Formulierungen ermöglicht,
welche die Immunität
stimulieren, ohne das Risiko, dass eine Toleranz entwickelt wird.
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2.1. Respiratorisches Syncytialvirus (RS-Virus)
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Virusfamilien
mit einer umhüllten
Einzelstrang-RNA des Negativstranggenoms werden in Gruppen klassifiziert
mit nicht segmentierten bzw. kontinuierlichen Genomen (Paramyxoviridae,
Rhabdoviridae) oder in diejenigen mit segmentierten Genomen (Orthomyxoviridae,
Bunyaviridae und Arenaviridae). Die Paramyoxviridae wurden in drei
Gattungen klassifiziert: Paramyxovirus (Sendaivirus, Parainfluenzaviren
Typ 1-4, Mumps, Newcastle-Disease-Virus), Morbillivirus (Masernvirus,
Hundestaupevirus und Rinderpestvirus) und Pneumovirus (respiratorisches
Syncytialvirus und respiratorisches Syncytialvirus des Rindes).
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Das
humane respiratorische Syncytialvirus (RSV) ist die Hauptursache
von schweren Erkrankungen der unteren Atemwege bei Säuglingen
und Kleinkindern und ist für
eine beträchtliche
Morbidität
und Mortalität verantwortlich.
In humanen Populationen sind zwei bezüglich der Antigene unterschiedliche
RSV-Subtypen A und B vorhanden. Es wurde auch erkannt, dass das
RSV bei abwehrgeschwächten
Erwachsenen und bei Älteren
ein bedeutender Krankheitserreger ist. Aufgrund der durch eine natürliche Infektion
induzierten unvollständigen
Resistenz gegenüber
einer erneuten RSV-Infektion kann man sich während Kindheit und Lebens mehrere
Male mit dem RSV infizieren. Das Ziel einer RSV-Immunprophylaxe
ist die Induktion einer Resistenz, die ausreicht, um die schwere
Erkrankung zu verhindern, die mit einer RSV-Infektion zusammenhängen kann. Die
gegenwärtigen
Strategien zur Entwicklung von RSV-Impfstoffen drehen sich im Allgemeinen
um die Verabreichung eines gereinigten viralen Antigens oder die
Entwicklung eines lebendattenuierten RSV für eine intranasale Verabreichung.
Jedoch gibt es für
das RSV bislang keine zugelassenen Impfstoffe oder eine hochwirksame
antivirale Therapie.
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Eine
RSV-Infektion kann von einer nicht wahrnehmbaren Infektion bis zu
einer schweren Pneumonie und zum Tod reichen. RSV besitzt ein einzelsträngiges,
nicht segmentiertes Negativstrang-RNA-Genom mit 15 221 Nukleotiden
(Collins, 1991, In: "The
paramyxoviruses",
S. 103-162, D.W. Kingsbury (Editor), Plenum Press New York). Das
Genom des RSV codiert 10 mRNAs (Collins et al., 1984, J. Virol.
49: 572-578). Das Genom enthält
an den 3'-Enden
eine Leader-Sequenz mit 44 Nukleotiden, gefolgt von NS1-NS2-N-P-M-SH-G-F-M2-L und
einer Trailer-Sequenz mit 155 Nukleotiden an den 5'-Enden (Collins,
1991, siehe oben). Jede Gentranskriptionseinheit enthält ein kurzes
Stück einer
konservierten Genstart (GS)-Sequenz
und von Genend (GE)-Sequenz.
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Als
nackte RNA ist die virale genomische RNA nicht infektiös. Das RNA-Genom des RSV ist
mit dem hauptsächlichen
Nukleocapsid (N)-Protein eng verkapselt und es hängt mit dem Phosphoprotein
(P) und der großen
Untereinheit (L) der Polymerase zusammen. Diese Proteine bilden
den Nukleoproteinkern, welcher als kleinste infektiöse Einheit
erkannt wurde (Brown et al., 1967, J. Virol. 1: 368-272). Die RSV-Proteine
N, P und L bilden die virale RNA-abhängige RNA-Transkriptase für die Transkription und Replikation
des RSV-Genoms (Yu et al., 1995, J. Virol. 69: 2412-2419; Grosfeld
et al., 1995, J. Virol. 69: 5677-86). Neuere Untersuchungen deuten
darauf hin, dass die M2-Genprodukte (M2-1 und M2-2) an der Transkription
beteiligt und für
die Transkription erforderlich sind (Collins et al., 1996, Proc.
Natl. Acad. Sci. 93:81-5).
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Das
M-Protein wird als peripheres Membranprotein exprimiert, wohingegen
das F- und G-Protein als integrale Membranproteine exprimiert werden
und mit der Anheftung des Virus und den Eintritt des Virus in Zellen
verbunden sind. Die G- und F-Proteine sind die Hauptantigene, die
in vivo neutralisierende Antikörper auslösen (wie
von Mclntosh und Chanock, 1990 In: "Respiratory Syncytial Virus", 2. Auflage, Virology
(D.M. Knipe et al., Editor) Raven Press, Ltd, N.Y. im Überblick
dargestellt). Der Antigen-Dimorphismus des RSV zwischen den Subtypen
A und B ist hauptsächlich
mit dem G-Glykoprotein verbunden, wohingegen das F-Glykoprotein
zwischen den Subtypen enger verwandt ist.
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Trotz
Jahrzehnten der Forschung wurde kein sicherer und wirksamer RSV-Impfstoff für die Prävention der
schweren Morbidität
und Mortalität
entwickelt, die mit einer RSV-Infektion in Zusammenhang stehen.
Ein mit Formalin inaktivierter Virusimpfstoff konnte gegenüber einer
RSV-Infektion und den verschlimmerten Symptomen während einer
nachfolgenden Infektion mit dem Wildtypvirus bei Säuglingen
keinen Schutz bereitstellen (Kapikian et al., 1969, Am. J. Epidemiol.
89: 405-21, Chin et al., 1969, Am. J. Epidemiol. 89: 449-63). Seitdem
haben sich die Anstrengungen auf die Entwicklung von lebend-attenuierten
temperatursensitiven Mutanten durch chemische Mutagenese oder kalte
Passage von Wildtyp-RSV konzentriert (Gharpure et al., 1969, J. Virol.
3: 414-21; Crowe et al., 1994, Vaccine 12: 691-9). Jedoch ergaben
frühere
Untersuchungen mit diesen lebend-attenuierten temperatursensitiven
Mutanten entmutigende Ergebnisse. Die Viruskandidaten waren entweder
zu wenig oder zu stark attenuiert (Kim et al., 1973, Pediatrics
52: 56-63; Wright et al., 1978, J. Pediatrics 88: 931-6) und einige
der Impfstoffkandidaten waren genetisch instabil, was einen Verlust
des attenuierten Phänotyps
ergab (Rodes et al., 1974, Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 145: 1158-64).
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Es
wurden auch Versuche gemacht, um rekombinante Vaccinia-Vektoren
zu konstruieren, die F- oder G-Hüllglykoproteine
des RSV exprimieren. Jedoch hat die Verwendung dieser Vektoren als
Impfstoffe zum Schutz gegen eine RSV-Infektion in Tierversuchen
widersprüchliche
Ergebnisse gezeigt (Olmsted et al. 1986, Proc. Natl. Acad. Sci.
83: 7462-7466; Collins et al., 1990, Vaccine 8: 164-168).
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Somit
haben sich die Anstrengungen auf die Konstruktion eines rekombinanten
RSV zur Erzeugung von Impfstoffen gerichtet. Für eine lange Zeit waren Negativstrang-RNA-Viren
gegenüber
Untersuchungen nicht zugänglich.
Erst kürzlich
war es möglich,
Negativstrang-RNA-Viren unter Verwendung eines rekombinanten reversen
genetischen Ansatzes zu gewinnen (
U.S.
Patent Nr. 5,166,057 von Palese et al.). Obwohl dieses Verfahren
ursprünglich
zur Konstruktion von Influenzavirusgenomen angewandt wurde (Luytjes
et al., 1989, Cell 59: 1107-1113; Enami et al., 1990, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 92: 11563-11567),
wurde es erfolgreich auf eine breite Auswahl von segmentierten und
nicht segmentierten Negativstrang-RNA-Viren angewandt, einschließlich Tollwut
(Schnell et al, 1994, EMBO J. 13: 3195-4203); VSV (Lawson et al.,
1995, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 92: 4477-81); Masernvirus (Radecke
et al., 1995, EMBO J. 14: 5773-84); Rinderpestvirus (Baron & Barrett, 1997,
J. Virol. 71: 1265-71); humanes Parainfluenzavirus (Hoffman & Banerjee, 1997,
J. Virol. 71: 3272-7; Dubin et al., 1997, Virology 235: 232-32);
SV5 (He et al., 1997, Virology 237: 249-60); Respiratorisches Syncytialvirus
(Collins et al., 1991, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88: 9663-9667)
und Sendaivirus (Park et al., 1991, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88: 5537-5541;
Kato et al., 1996, Genes to Cells 1: 569-579). Obwohl dieser Ansatz
zur erfolgreichen Gewinnung von RSV verwendet wurde, haben etliche
Gruppen berichtet, dass das RSV bei der Untersuchung von mehreren
bestimmten Eigenschaften des RSV, die es von den besser charakterisierten
Paramyxoviren der Gattung Paramyxovirus, Rubulavirus und Morbillivirus
unterscheiden, noch immer nicht zugänglich ist. Diese Unterschiede
umfassen eine größere Anzahl
von RNAs, eine ungewöhnliche Genreihenfolge
am 3'-Ende des Genoms,
eine intensive Sequenzvielfalt von Stamm zu Stamm, mehrere Proteine,
die bei anderen, kontinuierlichen Negativstrang-RNA-Viren nicht
zu finden sind, und das Erfordernis des M2-Proteins (ORF1), um mit
dem vollständigen
Processing der Volllängentranskripte
fortzufahren und ein Volllängengenom
zu erhalten (Collins et al., PCT
WO97/12032 ;
Collins, P.L. et al., S. 1313-1357 von Band 1, Fields Virology,
et al., Ed. (3. Auflage, Raven Press, 1996).
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3. Zusammenfassung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft genetisch konstruierte rekombinante
RS-Viren und virale
Vektoren, die heterologe Gene enthalten, für die Verwendung als Impfstoffe.
Erfindungsgemäß sind die
rekombinanten RS-Virusvektoren und Viren so verändert, dass sie heterologe
Gene enthalten, einschließlich
Gene von anderen Viren, Pathogenen, zelluläre Gene, Tumorantigene, oder
dass sie Kombinationen von Genen aus unterschiedlichen RSV-Stämmen codieren.
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In
einem ersten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung einen isolierten
infektiösen
RSV (Respiratorisches Syncytialvirus)-Partikel mit einem attenuierten
Phänotyp,
umfassend ein RSV-Antigenom oder -Genom, wobei das Genom oder Antigenom
folgendes aufweist: (a) eine heterologe Sequenz, die für ein G-
und F-Protein des
RSV-Stamms 9320 codiert, und (b) eine Deletion des offenen Leserahmens
M2-2.
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Es
werden rekombinante virale Negativstrang-RNA-Template beschrieben,
die zur Transfektion von transformierten Zellen verwendet werden
können,
welche die RNA-abhängige
RNA-Polymerase exprimieren und eine Komplementation ermöglichen.
Alternativ kann ein Plasmid, das die Bestandteile der RNA-Polymerase
unter einem geeigneten Promotor exprimiert, zur Transfektion von
Zellen verwendet werden, um die Komplementation der viralen Negativstrang-RNA-Template
zu ermöglichen.
Eine Komplementation kann auch unter Verwendung eines Helfervirus oder
Wildtypvirus erreicht werden, um die RNA-abhängige RNA-Polymerase bereitzustellen.
Die RNA-Template werden durch Transkription von geeigneten DNA-Sequenzen mit einer DNA-abhängigen RNA-Polymerase
hergestellt. Die sich daraus ergebenden RNA-Template besitzen eine
negative oder positive Polarität
und enthalten geeignete terminale Sequenzen, welche eine Erkennung
des Templats durch den viralen RNA-Syntheseapparat ermöglichen.
Um eine interne Initiierung der Translation von viralen Sequenzen
zu erlauben und die Expression von fremden, für Proteine codierenden Sequenzen
von der regulären
terminalen Initiationsstelle zu ermöglichen, oder umgekehrt, können bicistronische
mRNAs konstruiert werden.
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Wie
durch die Beispiele hierin gezeigt wird, wird das rekombinante RSV-Genom in der positiven
oder negativen Orientierung mit Expressionsvektoren cotransfiziert,
welche das virale Nukleocapsid (N)-Protein, das assoziierte Nukleocapsid-Phosphoprotein
(P), das Protein der großen
Untereinheit (L) der Polymerase codieren, mit oder ohne M2/ORF1-Protein
des RSV, um infektiöse
virale Partikel zu erzeugen. Plasmide, die RS-Viruspolypeptide codieren,
werden als Ursprung der Proteine verwendet, welche synthetisch hergestelltes RNP
replizieren und transkribieren können.
Es wurde gefunden, dass die minimale Menge der für eine spezifische Replikation
und Expression des viralen RNP benötigten RSV-Proteine die drei
Proteine des Polymerasekomplexes (N, P und L) sind. Dies deutet
darauf hin, dass die vollständige
M2-1-Genfunktion, bereitgestellt durch ein gesondertes M2-1-exprimierendes
Plasmid, für
die Replikation, Expression und den Erhalt von infektiösem RSV
nicht unbedingt erforderlich ist.
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Die
erhaltenen Expressionsprodukte und/oder chimären Virionen können vorteilhaft
in Impfstoff-Formulierungen verwendet werden. Insbesondere kann
das rekombinante RSV, das genetisch so verändert ist, dass es einen attenuierten
Phänotyp
zeigt, als ein RSV-Lebendimpfstoff verwendet werden. Erfindungsgemäß wird das
rekombinante RSV so verändert,
dass es heterologe G- und F-Polypeptide des RSV-Stammes 69320 exprimiert,
um ein chimäres
RSV zu erzeugen, welches als Impfstoff dient, der bei Vertebraten
sowohl humorale als auch zellvermittelte Immunreaktionen auslösen kann.
Die Verwendung von rekombinantem RSV für diesen Zweck ist besonders
attraktiv, da diese Viren eine enorme Variabilität zwischen den Stämmen aufweisen,
was die Konstruktion eines riesigen Repertoires von Impfstoff-Formulierungen
ermöglicht.
Durch die Möglichkeit,
bei der Konstruktion von chimären
Viren aus Tausenden von Virusvarianten auszuwählen, wird das auftretende
Problem der Wirtsresistenz vermieden.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft weiter die Attenuierung des humanen
respiratorischen Sycytialvirus durch eine Deletion des offenen Leserahmens
M2-2.
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3.1. Definitionen
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Die
folgenden Begriffe haben bei einer Verwendung hierin die angegebenen
Bedeutungen:
- cRNA
- = Antigenom-RNA
- HA
- = Hämagglutinin
(Hüllglykoprotein)
- HIV
- = Humanes Immundefizienzvirus
- L
- = Große Untereinheit
der Polymerase
- M
- = Matrixprotein (kleidet
die Innenseite der Hülle
aus)
- MDCK
- = Madin Darby-Hundenierenzellen
- MDBK
- = Madin Darby-Rindernierenzellen
- moi
- = Multiplizität der Infektion
- N
- = Nukleocapsidprotein
- NA
- = Neuraminidase (Hüllprotein)
- NP
- = Nukleoprotein (in
Zusammenhang mit RNA und für
die Polymeraseaktivität erforderlich)
- NS
- = Nichtstrukturprotein
(unbekannte Funktion)
- nt
- = Nukleotid
- P
- = Nukleocapsidphosphoprotein
- PA, BA1, PB2
- = Bestandteile der
RNA-abhängigen
RNA-Polymerase
- RNP
- = Ribonukleoprotein
(RNA, PB2, PB1, PA und NP)
- rRNP
- = rekombinantes RNP
- RSV
- = Respiratorisches
Syncytialvirus
- vRNA
- = Genomische Virus-RNA
- Viraler Polymerasekomplex
- = PA, PB1, PB2 und
NP
- WSN
- = Influenza A/WSN/33-Virus
- HK-Virus:
- Reassortment-Virus
mit sieben Genen des WSN-Virus und dem NA-Gen des Influenza A/HK/8/68-Virus
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4. Beschreibung der Figuren
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1.
Schematische Darstellung des RSV/CAT-Konstrukts (pRSVA2CAT), das
bei den Gewinnungsexperimenten verwendet wurde. Die ungefähr 100 Nukleotide
lange Leader- und die ungefähr
200 Nukleotide lange Trailer-Region des RSV wurden durch kontrollierte
bzw. gesteuerte Hybridisierung von synthetischen Oligonukleotiden
mit einer teilweise überlappenden
Komplementarität
konstruiert. Die überlappenden
Leader-Oligonukleotide werden durch die in dem Konstrukt angegebenen
11-51 angezeigt. Die überlappenden Trailer-Nukleotide
werden durch die in dem Konstrukt angegebenen 1T-9T angezeigt. Die
Nukleotidsequenzen der Leader- und Trailer-DNA wurden an den angegebenen
XbaI- bzw. PstI-Stellen in gereinigte CAT-Gen-DNA ligiert. Dieses
gesamte Konstrukt wurde dann in pUC19 ligiert, welcher mit KpnI/HindIII
verdaut worden war. Der Einschluss einer T7-Promotorsequenz bzw. einer die Trailer-
und Leader-Sequenz flankierenden Hgal-Stelle ermöglichte in vitro die Synthese
von RSV/CAT-RNA-Transkripten mit der exakten genomischen Sequenz
der 3' und 5' Enden.
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2.
Dünnschichtchromatogramm
(TLC), das die CAT-Aktivität
zeigt, die in 293-Zellextrakten nach Infektion und Transfektion
mit einer RNA vorliegt, die von dem in 1 gezeigten
RSV/CAT-Konstrukt transkribiert wurde. Konfluente Monolager von
293-Zellen in Sechs-Well-Platten (–106 Zellen)
wurden entweder mit RSV A2 oder B9230 mit einer m.o.i. von 0,1-1,0
pfu pro Zelle infiziert. 1 Stunde nach der Infektion wurden die Zellen
mit 5-10 μg
CAT/RSV unter Verwendung des Protokolls Transfect-ActTM von
Life Technologies transfiziert. 24 Stunden nach der Infektion wurden
die infizierten/transfizierten Monolager geerntet und für einen nachfolgenden
CAT-Assay gemäß Current
Protokols in Molecular Biology, Vol. 1, Kapitel 9.6.2; Gorman et
al., (1982) Mol. Cell Biol. 2: 1044-1051 bearbeitet. Die Spuren
1, 2, 3 und 4 zeigen die CAT-Aktivität, in (1) liegen nicht infizierte
293-Zellen vor, infizierte 293-Zellen, die mit CAT/RSV-A2 transfiziert
wurden, coinfiziert mit dem Überstand
von (2) oben. Die in jeder Spur beobachtete CAT-Aktivität wurde
durch 1/5 des gesamten zellulären Extrakts
von 106 Zellen produziert.
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3.
Schematische Darstellung des Genoms des RSV-Stamms A2, welche die
relativen Positionen der Primerpaare zeigt, die für die Synthese
von cDNAs verwendet wurden, welche das gesamte Genom umfassen. Es
werden die zum Zusammenfügen
dieser Klone verwendeten Endonukleasestellen angegeben; diese Stellen
waren in der nativen RSV-Sequenz vorhanden und wurden in die für die cDNA-Synthese
verwendeten Primer eingefügt.
In den RT/PCR-Reaktionen für
die separate Synthese von jeder der sieben cDNAs wurden ungefähr 100 ng
virale genomische RNA verwendet. Es werden auch die Primer für die Synthese
der Erststrang- und Zweitstrang-cDNA vom genomischen RNA-Templat
gezeigt. Die Primer für
die Synthese des Erststrangs für
jede cDNA haben die Nummern 1–7
und die Primer für
die Synthese des Zweitstrangs die Nummern 1'–7'.
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4. Schematische Darstellung des RSV-Stamms
B9320 Subtyp B. In den für
die RT/PCR verwendeten Oligonukleotidprimern wurden BamHI-Stellen
erzeugt, um die G- und F-Gene aus dem 69320-Stamm in die Antigenom-cDNA
des RSV Subtyp A2 zu klonieren (4A).
Ein cDNA-Fragment, das die G- und F-Gene von Nukleotid 4326 bis
Nukleotid 9387 des A2-Stamms enthielt, wurde zuerst in pUC19 (pUCRVH)
subkloniert. An den Positionen 4630 (Verbindung zwischen Genen SH/G)
(4B) und 7554 (Verbindung zwischen
Genen F/M2) (4C) wurden BgI II-Stellen
erzeugt. B93260 A-G und -F cDNA wurde in pUCR/H insertiert, welcher bezüglich des
A-G- und -F-Gens deletiert war. Der sich ergebende Antigenom-cDNA-Klon
wurde als pRSVB-GF bezeichnet und zur Transfektion von Hep-2-Zellen verwendet,
um infektiöses
RSVB-GF-Virus zu erzeugen.
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5.
Rekombinantes RSVB-GF-Virus wurde durch RT/PCR unter Verwendung
von Primern charakterisiert, die für den Subtyp B spezifisch sind.
Die für
den RSV-Subtyp B spezifischen Primer in der G-Region wurden mit
Aliquots der rekombinanten RSV-Virusgenome inkubiert und einer PCR
unterzogen. Die PCR-Produkte
wurden durch Elektrophorese auf einem 1%igen Agarosegel analysiert
und durch Färbung
mit Ethidiumbromid sichtbar gemacht. Wie gezeigt, wurde in der RT/PCR-Reaktion
unter Verwendung von RSV-A2 als Templat kein DNA-Produkt erzeugt.
Jedoch war in der RT/PCR der RSVB-GF-RNA und der PCR-Kontrolle mit Plasmid-DNA
von pRSV-GF als Templat ein erwartetes Produkt mit 254 Basenpaaren
zu sehen, was zeigt, dass das gewonnene Virus die vom B9320-Virus
stammenden G- und F-Gene enthielt.
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6. Identifizierung des chimären rRSVA2(B-G)
durch RT/PCR und Northern Blotting-Analyse der RNA-Expression. 6A. RT/PCR-Analyse des chimären rRSV
A2(B-G) im Vergleich mit dem Wildtyp A2(A2). Virionen-RNA, extrahiert
aus rRSVA2(B-G) (Spuren 1, 2) und rRSVA2 (Spuren 3, 4) wurde revers
transkribiert unter Verwendung eines Primers, der an die (-)-Strang-vRNA
in dem RSV-F-Gen gebunden war, in Gegenwart (+) oder Abwesenheit
(-) von reverser Transkriptase (RT), gefolgt von einer PCR mit einem
Primerpaar, das die B-G-Insertionsstelle flankiert. In der RT/PCR
wurde keine DNA nachgewiesen, wenn die reverse Transkriptase (RT)
fehlte (Spuren 2, 4). Von rRSVA(B-G) wurde ein cDNA-Fragment erzeugt,
welches um etwa 1 kb größer ist
als die von A2 stammende cDNA. Dieses längere PCR-DNA-Produkt wurde
durch das Restriktionsenzym Stu I verdaut, das einzig im insertierten
B-G-Gen vorliegt (Spur 5). Es wird ein DNA-Größenmarker mit 100 bp angezeigt
(M). 6B. Northern Blotting-Analyse
der G-mRNA-Expression. Hep-2-Zellen wurden mit RSV B9320, rRSVA2
und chimärem
rRSVA2 (B-G) infiziert. 48 Stunden nach der Infektion wurde die
gesamte zelluläre
RNA extrahiert und auf einem 1,2%igen Agarosegel mit Formaldehyd
einer Elektrophorese unterzogen. Die RNA wurde auf eine Hybond-Nylonmembran übertragen
und der Filter wurde mit einer mit 32P markierten
Oligonukleotidsonde hybridisiert, die für A2-G spezifisch ist oder
für die
B9320-G mRNA spezifisch ist. In den mit rRSVA2 (B-G) infizierten
Zellen wurden sowohl A2-G-spezifische als auch 69320-G-spezifische Transkripte
nachgewiesen. Ebenso wird das entscheidende RNA-Transkript (G-M2) aus den mit rRSV A2 (B-G)
infizierten Zellen angezeigt.
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7.
Analyse der Proteinexpression durch rRSVA2 (B-G). Hep-2-Zellen wurden
zum Schein infiziert (Spuren 1, 5), mit RSV B9320 infiziert (Spuren
2, 6), mit rRSVA2 infiziert (Spuren 3, 7) und mit rRSV A2 (B-G) infiziert
(Spuren 4, 8). 14-18 Stunden nach der Infektion wurden die infizierten
Zellen mit einem 35S-Promix markiert und
die Polypeptide wurden durch ein polyklonales Ziege-Antiserum gegen
den RSV-Stamm A2 (Spuren 1-5) oder durch ein polyklonales Maus-Antiserum
gegen den RSV-Stamm B9320 (Spuren 5-8) immunpräzipitiert. Die immunpräzipitierten
Polypeptide wurden auf einem 10%igen Polyacrylamidgel getrennt.
In mit rRSV A2 (B-G) infizierten Zellen wurden sowohl das RSV A2-spezifische
G-protein als auch
das RSV B9320-spezifische G-Protein produziert. Die Migration des
G-Proteins wird durch * angezeigt. Es wird die Mobilität des F1-Glykoproteins
und von N, P und M angezeigt. Die molekularen Größen sind an der linken Seite in
Kilodalton angezeigt.
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8.
Plaquemorphologie von rRSV, rRSVC4G, rRSVA2(B-G) und Wildtyp A2-Virus
(wt A2). Hep-2-Zellen wurden mit jedem Virus infiziert und bei 35°C für sechs
Tage inkubiert. Die Zellmonolayer wurden fixiert, durch Immunfärbung sichtbar
gemacht und fotografiert.
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9.
Wachstumskurve von rRSV, rRSVC4G, Wildtyp A2 RSV (wt A2) und chimärem rRSVA2
(B-G). Hep-2-Zellen wurden mit jedem Virus mit einer moi von 0,5
infiziert und das Medium wurde in Intervallen von 24 Stunden geerntet.
Der Titer jedes Virus wurde zweifach durch einen Plaqueassay auf
Hep-2-Zellen bestimmt und durch Immunfärbung sichtbar gemacht.
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10. Cluster von geladenen Resten des RSV-L-Proteins,
anvisiert für
eine ortsgerichtete Mutagenese. Benachbarte geladene Aminosäurereste
in Clustern wurden durch ortsgerichtete Mutagenese des RSV L-Gens
unter Verwendung des QuikChange-Kits für ortsgerichtete Mutagenese
(Stratagene) zu Alaninresten umgewandelt.
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11. Cysteinreste des RSV-L-Proteins, die für eine ortsgerichtete
Mutagenese angesteuert werden. Die Cysteinreste wurden durch eine
ortsgerichtete Mutagenese des RSV-L-Gens unter Verwendung des QuikChange
Kits für
die ortsgerichtete Mutagenese (Stratagene) zu Alaninresten umgewandelt.
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12. Identifizierung von RSV M2-2 und SH-Deletionsmutanten.
Die Deletionen in M2-2 wurden erzeugt durch einen Hindill-Verdau
von pET(S/B), gefolgt von einer erneuten Klonierung eines verbleibenden Fragments
von Sac I bis BamHI in einen Volllängenklon. Die SH-Deletionen
wurden erzeugt durch einen Sac I-Verdau von pET(A/S), gefolgt von
einer erneuten Klonierung eines verbleibenden Fragments von Avr
II bis Sac I in einen Volllängenklon. 12A. Die Identifizierung der erhaltenen
rRSVΔSH
und rRSVΔM2-2
wurde mittels RT/PCR unter Verwendung von Primerpaaren durchgeführt, die
für das
SH-Gen bzw. für
das M2-2-Gen spezifisch waren. 12B.
rRSVΔSHΔM2-2 wurde
ebenso durch RT/PCR unter Verwendung von Primerpaaren nachgewiesen,
die für
das M2-2- und SH-Gen spezifisch waren. Die RT/PCR-Produkte wurden
auf einem Ethidiumbromid-Agarosegel gefahren und die Banden wurden
durch ultraviolettes (UV) Licht sichtbar gemacht.
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13. Struktur des rA2ΔM2-2 Genoms und Gewinnung von
rA2ΔM2-2.
(A). Die gezeigten Sequenzen stellen die Region des M2-Gens dar,
worin die offenen Leserahmen von M2-1 und M2-2 überlappen. Durch die eingebrachten
Hind III- Stellen
(unterstrichen) wurden ingesamt 234 Nukleotide deletiert, welche
die 78 C-terminalen
Aminosäuren
von M2-2 codieren. Die 12 N-terminalen Aminosäurereste des offenen Leserahmens
von M2-2 werden beibehalten, da sie mit dem M2-1 Gen überlappen.
(B). RT/PCR-Produkte von viraler RNA von rA2ΔM2-2- und rA2 unter Verwendung
der Primer V1948 und V1581 in Anwesenheit (+) oder Abwesenheit (-)
von reverser Transkriptase (RT). Es ist die Größe des DNA-Produkts angegeben,
das von rA2 oder rA2ΔM2-2
stammt.
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14. Virale RNA-Expression durch rA2ΔM2-2 und
rA2. (A). Aus Vero-Zellen,
die mit rA2 oder rA2ΔM2-2
infiziert wurden, wurde 48 Stunden nach der Infektion Gesamt-RNA
extrahiert, durch Elektrophorese auf 1,2%igen Agarose/2,2 M Formaldehyd-Gelen
aufgetrennt und auf Nylonmembranen übertragen. Jeder Blot wurde
mit einer Dig-markierten Ribosonde hybridisiert, die für das M2-2-,
M2-1--, F-, SH-, G- oder N-Gen spezifisch war. Die Größe der RNA-Marker
ist auf der linken Seite angegeben. (B). Hep-2- und Vero-Zellen wurden
für 24
Stunden mit rA2 oder rA2ΔM2-2
infiziert und die gesamte zelluläre
RNA wurde extrahiert. Ein RNA-Northern Blotting wurde mit einer 32P-markierten Ribosonde hybridisiert, die
für das
Negativstrang-F-Gen spezifisch war, um Virus-Genom-RNA nachzuweisen,
oder wurde mit einer 32P-markierten Ribosonde
hybridisiert, die für
die Positivstrang-F-Gen spezifisch war, um Virus-Antigenom-RNA und
F-mRNA nachzuweisen. Das obere Feld des Northern Blottings auf der
rechten Seite wurde aus dem oberen Teil des im unteren Feld gezeigten
Gels entnommen und wurde für
1 Woche exponiert, um das Antigenom zu zeigen. Das untere Feld des
Northern Blotting wurde für
3 Stunden exponiert, um die F-mRNA zu zeigen. Genom, Antigenom,
F-mRNA und dicistronische F-M2 RNA werden angezeigt.
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15. Virale Proteinexpression in mit rA2ΔM2-2 und
mit rA2 infizierten Zellen. (A). Scheininfizierte, mit rA2ΔM2-2 und
mit rA2 infizierte Vero-Zellen wurden zwischen 14 bis 18 Stunden
nach der Infektion metabolisch mit 35S-Promix
(100 μCi/ml)
markiert. Die Zelllysate wurden für eine Immunpräzipitation
mit polyklonalem Ziege-Anti-RSV-Antiserum oder einem polyklonalen
Kaninchen-Anti-M2-2-Antiserum
präpariert.
Die immunpräzipitierten
Polypeptide wurden auf einem 17,5%igen Polyacrylamidgel mit 4 M
Harnstoff aufgetrennt und für
eine Autoradiographie bearbeitet. Die Positionen von jedem Virusprotein
sind auf der rechten Seite angegeben und die Marker für die Molekulargewichtsgröße werden
auf der linken Seite angegeben. (B). Proteinsynthesekinetik in Hep-2-
und Vero-Zellen durch Western Blotting. Hep-2- und Vero-Zellen wurden
mit rA2 oder rA2ΔM2-2
infiziert und 10 Stunden, 24 Stunden oder 48 Stunden nach der Infektion
wurden die gesamten Polypeptide der infizierten Zellen auf einem
17,5%igen Polyacrylamidgel mit 4 M Harnstoff aufgetrennt. Die Proteine
wurden auf eine Nylonmembran übertragen
und der Blot wurde mit polyklonalen Antiseren gegen M2-1, NS1 oder
SH, wie angegeben, untersucht.
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16. Plaquemorphologie von rA2ΔM2-2 und rA2. Hep-2- oder Vero-Zellen
wurden mit rA2ΔM2-2 oder
rA2 unter einer halbfesten Schicht, die aus 1% Methylcellulose und
1 × L15
Mediuim mit 2% FBS zusammengesetzt war, für 5 Tage infiziert. Die Virusplaques
wurden durch Immunfärbung
mit einem polyklonalen Ziege-Anti-RSV-Antiserum
sichtbar gemacht und unter einem Mikroskop fotografiert.
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17. Wachstumskurven von rA2ΔM2-2 in Hep-2- und Vero-Zellen.
Vero-Zellen (A)
oder Hep-2-Zellen (B) wurden mit rA2ΔM2-2 oder rA2 mit einer m.o.i.
von 0,5 infiziert, und in den angegebenen Intervallen von 24 Stunden
wurden Aliquots des Mediums geerntet. Die Virustiter wurden durch
einen Plaqueassay in Vero-Zellen
bestimmt. Der Virustiter für
jedem Zeitpunkt ist ein Durchschnitt von zwei Experimenten.
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18. Northern Blotting Analyse von rA2ΔNS1, rA2ΔNS2 und rA2ΔNS1ΔNS2. Aus
Vero-Zellen, die mit rA2, rA2ΔNS1,
rA2ΔNS2
und rA2ΔNS1ΔNS2 infiziert
wurden, wurde 24 Stunden nach der Infektion die gesamte zelluläre RNA extrahiert,
durch Elektrophorese auf Gelen mit 1,2% Agarose/2,2 M Formaldehyd
aufgetrennt und auf Nylonmembranen übertragen. Jeder Blot wurde
mit einer Dig-markierten Ribosonde hybridisiert, die spezifisch
für das
NS1-, NS2- oder
M2-2-Gen war, wie angegeben.
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19. Plaquemorphologie von Deletionsmutanten. Hep-2-
oder Vero-Zellen wurden mit jeder Deletionsmutante, wie angegeben,
unter einer halbfesten Schicht, die aus 1% Methylcellulose und 1 × L15 Medium mit
2% FBS zusammengesetzt war, für
6 Tage infiziert. Die Virusplaques wurden durch Immunfärbung mit
einem polyklonalen Ziege-Anti-RSV-Antiserum sichtbar gemacht und
unter einem Mikroskop fotografiert.
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20. Wachstumskurven von rA2ΔNS1 in Vero-Zellen. Vero-Zellen
wurden mit rA2ΔNS1
oder rA2 mit einer m.o.i. von 0,5 infiziert, und Aliquots des Mediums
wurden in den angegebenen 24 Stunden-Intervallen geerntet. Die Virustiter
wurden durch einen Plaqueassay in Vero-Zellen bestimmt.
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21. Wachstumskurven von rA2ΔNS2 in Vero-Zellen. Vero-Zellen
wurden mit rA2ΔNS2
oder rA2 mit einer m.o.i von 0,5 infiziert, und Aliquots des Mediums
wurden in den angegebenen 24 Stunden-Intervallen geerntet. Die Virustiter
wurden durch einen Plaqueassay in Vero-Zellen bestimmt.
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22. Wachstumskurven von rA2ΔSHΔM2-2 in Vero-Zellen. Vero-Zellen
wurden mit rA2ΔSHΔM2-2 oder
rA2 mit einer m.o.i. von 0,5 infiziert, und Aliquots des Mediums
wurden in den angegebenen 24 Stunden-Intervallen geerntet. Die Virustiter
wurden durch einen Plaqueassay in Vero-Zellen bestimmt.
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23. Northern Blotting-Analyse von mehreren Deletionsmutanten.
Zelluläre
Gesamt-RNA wurde 24 Stunden nach der Infektion aus Vero-Zellen extrahiert,
die jeweils mit der angegebenen Deletionsmutante infiziert wurden,
durch Elektrophorese auf Gelen mit 1,2% Agarose/2,2 M Formaldehyd
aufgetrennt und auf Nylonmembranen übertragen. Jeder Blot wurde
mit einer Dig-markierten Ribosonde hybridisiert, welche für das NS1-,
NS2-, SH- oder M2-2-Gen spezifisch war, wie angegeben.
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24. Wachstumskurven von rA2ΔNS2ΔM2-2 in Vero-Zellen. Vero-Zellen
wurden mit rA2ΔNS2ΔM2-2 oder
rA2 mit einer m.o.i. von 0,5 infiziert, und Aliquots des Medium
wurden in den angegebenen 24 Stunden-Intervallen geerntet. Die Virustiter
wurden durch einen Plaqueassay in Vero-Zellen bestimmt.
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25. Wachstumskurven von rA2ΔNS1ΔNS2 in Vero-Zellen. Vero-Zellen
wurden mit rA2ΔNS1ΔNS2 oder
rA2 mit einer m.o.i von 0,5 infiziert, und Aliquots des Mediums
wurden in den angegebenen 24 Stunden-Intervallen geerntet. Die Virustiter
wurden durch einen Plaqueassay in Vero-Zellen bestimmt.
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26. Insertion der G- und F-Gene des RSV-Stamms
B9320 in den rekombinanten A2-Stamm. Die G- und F-Gene von B9320
wurden durch RT/PCR amplifiziert unter Verwendung von Primern, welche
die BamHI-Restriktionsenzymstellen enthielten. Eine DNA-Kassette
mit den G- und F-Genen von B9320 wurde dann unter Verwendung der
eingefügten
BgI II-Restriktionsenzmstellen, welche die RSV-G- und F-Gene des A2-Stamms
flankierten, in den pRSV(R/H)-Subklon eingebracht. Das cDNA-Fragment
mit den G- und F-Genen von B9320 wurde anschließend durch Ligation der XhoI-
und BamHI-Stellen in die Volllängen-Antigenom-A2-cDNA
eingeschoben. Das Genstart-Signal des G-Gens und das Genend-Signal
des F-Gens von B9320 wurden unterstrichen, und die für die Klonierung
verwendeten Restriktionsenzymstellen werden angegeben.
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27. Stammspezifische Expression des chimärem RSV
rA-GBFB und rA-GBFBΔM2-2.
A. Virale RNA-Expression. Zelluläre
Gesamt-RNA wurde aus mit Virus infizierten Vero-Zellen extrahiert
und die Northern Blots wurden mit Sonden hybridisiert, die jeweils
für das
G- oder F-Gen des RSV-Subtyps A oder B spezifisch waren. Die M2-2-Genexpression
wurde unter Verwendung einer Ribosonde untersucht, die für den offenen
Leserahmen M2-2 spezifisch war. B. Virale Proteinexpression. Die
infizierten Vero-Zellen wurden mit 35S-Methionin
und 35S-Cystein markiert und das Zelllysat
wurde mit einem polyklonalen Anti-RSV-Antikörper oder Anti-M2-2-Antikörper immunpräzipitiert.
Um die G-Proteinexpression nachzuweisen, wurden die Extrakte der
infizierten Zellen einem Western Blotting unterzogen, unter Verwendung
eines Subtyp-spezifischen, monoklonalen Antikörpers gegen das G-Protein. Sowohl rA-GBFB als auch rA-GBFBΔM2-2 exprimierten
die für
den Subtyp B spezifischen G- und F-Proteine und behielten die normale
Expression der anderen Gene bei, die von dem Grundgerüst des Subtyps
A2 stammten. In den mit rA-GBFBΔM2-2 infizierten
Zellen wurde kein M2-2 Protein exprimiert. Spur 1: rA2, Spur 2:
rA2ΔM2-2,
Spur 3: B9320, Spur 4: rA-GBFB,
Spur 5: rA-GBFBΔM2-2.
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28. Wachstumskinetik der chimären Viren in Hep-2- und Vero-Zellen.
Hep-2- oder Vero-Zellen wurden Viren in zweifachen Ansätzen mit
einer m.o.i. entweder von 0,1 oder von 0,01 infiziert. In 24 Stunden-Intervallen
wurden die Überstände der
infizierten Kulturen geerntet und die Virustiter wurden durch einen Plaqueassay
in Vero-Zellen bestimmt.
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5. Beschreibung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft genetisch veränderte RS-Viren und virale
Vektoren, die heterologe G- und F-Gene exprimieren und eine Deletion
des offenen Leserahmens M2-2 umfassen. Die Erfindung betrifft die
Herstellung und die Verwendung von rekombinanten Negativstrang-RS-Virus-RNA-Templaten,
welche mit einer viralen, RNA-abhängigen RNA-Polymerase verwendet
werden können, um
von heterologen Genprodukten in geeigneten Wirtszellen zu exprimieren
und/oder die heterologen Gene in Viruspartikeln zu erhalten. Die RNA-Template
der vorliegenden Erfindung können
durch Transkription von geeigneten DNA-Sequenzen unter Verwendung einer DNA-abhängigen RNA-Polymerase,
wie etwa der T7-, T3- oder Sp6-Polymerase, aus Bakteriophagen hergestellt
werden. Die rekombinanten RNA-Template können verwendet werden, um kontinuierliche/transfizierte
Zelllinien zu transfizieren, welche die Proteine der RNA-abhängigen RNA-Polymerase
exprimieren, was eine Komplementation ermöglicht.
-
Die
Erfindung wird durch Arbeitsbeispiele veranschaulicht, in denen
infektiöser
RSV aus cDNA gewonnen wird, die das RSV-Genom als Genom oder Antigenom
enthält,
die in Zellen eingebracht wird, welche die N-, P- und L-Proteine
des RSV-Polymerasekomplex exprimieren. Die zusammenhängenden
Beispiele zeigen weiter, dass die Expression des M2-1-Expressionsplasmids
im Gegensatz zu früheren
Berichten für
die Gewinnung von infektiösem
RSV aus cDNA nicht erforderlich ist (Collins et al., 1995, Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 92: 11563-7). Weiterhin ergibt die Deletion
des M2-ORF2 aus rekombinanter RSV-cDNA die Gewinnung von attenuierten
RSV-Partikeln. M2-2-deletiertes RSV ist ein ausgezeichnetes Vehikel
zur Erzeugung von chimärem
RSV, das heterologe Genprodukte codiert, wobei diese chimären viralen
Vektoren und gewonnenen Viruspartikel als Expressionsvektoren für die Expression
von heterologen Genprodukten und als lebend-attenuierte RSV-Impfstoffe
nützlich
sind, die entweder Antigen-Polypeptide des RSV oder Antigen-Polypeptide
von anderen Viren exprimieren.
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Die
Erfindung wird weiterhin anhand von Arbeitsbeispielen veranschaulicht,
in denen ein cDNA-Klon, der neben einem T7-Promotor, einem Hepatitis-delta-Virusribozym
und einem T7-Terminator das vollständige RSV-Genom enthielt, bei
einer Cotransfektion mit Expressionvektoren, welche die N-, P-,
L-Proteine des RSV codieren, zur Erzeugung eines infektiösen Viruspartikels
verwendet wird. Außerdem
beschreiben die Arbeitsbeispiele RNA-Transkripte von klonierter
DNA mit der codierenden Region – in
Negativstrangorientierung – des Chloramphenicol-Acetyl-Transferase (CAT)-Gens
oder des GFP (Green Fluorescent Protein)-Gens, flankiert durch die
terminalen 5'-Nukleotide
und die terminalen 3'-Nukleotide
des RSV-Genoms.
Die Arbeitsbeispiele zeigen weiter, dass ein mutierter RSV-Promotor
mit einer erhöhten
Aktivität
zur hocheffizienten Gewinnung von infektiösen RSV- Partikeln aus einer Volllängen-RSV-cDNA
führt.
Diese Ergebnisse zeigen die erfolgreiche Verwendung von rekombinanten
viralen Negativstrang-Templaten und von RSV-Polymerase mit einer
erhöhten
Aktivität
zur Gewinnung von RSV. Dieses System ist ein ausgezeichnetes Werkzeug
zur Konstruktion von RSV-Viren mit definierten biologischen Eigenschaften,
z.B. lebend-attenuierte Impfstoffe gegen RSV, und zur Verwendung
von rekombinantem RSV als Expressionsvektor für die Expression von heterologen
Genprodukten.
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Diese
Erfindung betrifft die Konstruktion und Verwendung von rekombinanten
viralen Negativstrang-RNA-Templaten, die in geeigneten Wirtszellen
mit einer viralen, RNA-abhängigen
RNA-Polymerase zur Expression von heterologen G- und F-Genprodukten
aus dem RSV-Stamm B9320 verwendet werden können, um heterologe Gene in
Viruspartikeln zu erhalten und um mutierte chimäre rekombinante virale Negativstrang-RNA-Template
zu exprimieren (siehe
U.S. Patent
Nr. 5,166,057 von Palese et al., hierin insgesamt durch
Bezugnahme enthalten). Das heterologe Genprodukt ist ein Peptid
oder ein Protein, das vom RSV-Stamm B9320 stammt. Die RNA-Template
können
in Positiv- oder Negativstrang-Orientierung vorliegen und werden
durch Transkription von geeigneten DNA-Sequenzen unter Verwendung einer DNA-abhängigen RNA-Polymerase,
wie etwa der T7-, T3- oder Sp6-Polymerase aus Bakteriophagen, hergestellt.
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Die
Fähigkeit
zur Wiederherstellung von RNPs in vitro ermöglicht die Konstruktion von
neuen chimären Influenza-
und RSV-Viren, die fremde Gene exprimieren. Ein Weg zum Erreichen
dieses Ziels betrifft die Modifikation von vorhandenen viralen Genen.
Beispielsweise kann das G- oder F-Gen so modifiziert werden, dass es
fremde Sequenzen enthält,
wie etwa das Influenza-HA-Gen in den externen Domänen. Wenn
die heterologe Sequenz Epitope oder Antigene von Pathogenen darstellt,
können
diese chimären
Viren verwendet werden, um gegen den Krankheitserreger, von welchem
diese Determinanten stammen, eine schützende Immunreaktion zu induzieren.
Beispielsweise kann eine chimäre
RNA konstruiert werden, in der eine codierende Sequenz, die von
der codierenden gp120-Region des humanen Immundefizienzvirus stammt,
in die codierende Sequenz des RSV insertiert wurde, und durch Transfektion
dieses chimären
RNA-Segments in
eine Wirtszelle, die mit Wildtyp-RSV infiziert wurde, wird chimäres Virus
produziert.
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Neben
der Modifikation von Genen, die Oberflächenproteine codieren, können Gene
verändert
werden, die keine Oberflächenproteine
codieren. Es wurde gezeigt, dass letztere Gene mit den meisten der
wichtigen zellulären
Immunreaktionen im RS-Virussystem zusammenhängen. Somit kann der Einschluss
einer fremden Determinante in das G- oder F-Gen des RSV – nach Infektion – eine wirksame
zelluläre
Immunreaktion gegen diese Determinante induzieren. Solch ein Ansatz
kann insbesondere in Situationen hilfreich sein, in denen eine schützende Immunität stark
von der Induktion der zellulären
Immunreaktionen abhängt
(z.B. Malaria usw.).
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch die Erzeugung eines attenuierten
reokmbinanten RSV, der durch Einbringen einer spezifischen Deletion
des viralen akzessorischen M2-2-Gens hergestellt wird. Außerdem betrifft
die vorliegende Erfindung speziell die Erzeugung eines attenuierten,
rekombinanten RSV, der eine kombinierte Deletion der viralen akzessorischen
M2-2/SH-Gene, der viralen akzessorischen M2-2/NS2-Gene oder der
viralen akzessorischen NS1/NS2-Gene trägt.
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Die
Erfindung wird durch die hierin dargestellten Arbeitsbeispiele veranschaulicht,
in welchen ein infektiöses
attenuiertes RSV aus RSV-cDNA mit Deletionen in viralen akzessorischen
M2-2-Gen(en) entweder einzeln oder in Kombination, beispielsweise
M2-2/SH, M2-2/NS2 erhalten wird, das deletierte RSV stellt ausgezeichnete
Vehikel für
die Erzeugung von lebend-attenuierten RSV-Impfstoffen dar.
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5.1. Herstellung der rekombinanten RNA-Template
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Heterologe
codierende Gensequenzen, die vom Komplement aus viraler Polymerasebindungsstelle/Promotor
flankiert werden, z.B. vom Komplement der 3'-RSV-Termini
oder der 3' und
5'-RSV-Termini,
können
unter Verwendung der im Stand der Technik bekannten Verfahren hergestellt
werden. Heterologe codierende Gensequenzen können unter Verwendung der im
Stand der Technik bekannten Verfahren auch vom Komplement von RSV-Polymerasebindungsstelle/Promotor
flankiert werden, z.B. von Leader- und Trailer-Sequenz des RSV.
Rekombinante DNA-Moleküle
mit diesen Hybridsequenzen können
durch eine DNA-abhängige
RNA-Polymerase, wie etwa T7-, T3- oder die Sp6-Polymerase aus Bakteriophagen
und dergleichen, kloniert und transkribiert werden, um rekombinante
RNA-Template zu erzeugen, die geeignete virale Sequenzen besitzen,
welche eine Erkennung durch virale Polymerase und Aktivität der viralen
Polymerase ermöglichen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung stammen die heterologen Sequenzen vom
Genom eines anderen RSV-Stamms, beispielsweise wird das Genom des
RSV-Stamms A so verändert,
dass es die Nukleotidsequenzen enthält, welche die Antigenpolypeptide
G und F des RSV-Stamms B9320 oder Fragmente davon codieren. In einer
solchen Ausführungsform
der Erfindung können
heterologe codierende Sequenzen von einem anderen RSV-Stamm verwendet werden,
um Nukleotidsequenzen zu ersetzen, die Antigenpolypeptide des Ausgangsstammes
codieren, oder sie können
zusätzlich
zu den Antigenpolypeptiden des Elternstamms exprimiert werden, sodass
ein rekombinantes RSV-Genom auf eine solche Art und Weise verändert wird,
dass es die Antigenpolypeptide von einem, zwei oder mehreren RSV-Stämmen exprimiert.
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Ein
Ansatz zur Konstruktion dieser Hybridmoleküle ist die Insertion der heterologen
codierenden Sequenz in ein DNA-Komplement einer genomischen RSV-RNA,
sodass die heterologe Sequenz von den viralen Sequenzen flankiert
wird, die für
die virale Polymeraseaktivität
erforderlich sind, d.h. durch virale Polymerasebindestelle/Promotor,
hierin nachfolgend als die virale Polymerasebindungsstelle bezeichnet.
In einem alternativen Ansatz können
Oligonukleotide, welche die virale Polymerasebindungsstelle codieren,
d.h. das Komplement des 3'-Terminus oder beider
Termini der genomischen Virussegmente, mit der heterologen codierenden
Sequenz unter Bildung des Hybridmoleküls ligiert werden. Die Positionierung
eines fremden Gens oder eines fremden Gensegments innerhalb einer
Zielsequenz wurde früher
durch das Vorliegen von geeigneten Restriktionsenzymstellen innerhalb
der Zielsequenz vorgegeben. Jedoch haben neuere Fortschritte in
der Molekularbiologie dieses Problem zum großen Teil gelöst. Restriktionsenzymstellen
können
durch Verwendung einer ortsgerichteten Mutagenese leicht an jeder
Stelle innerhalb der Zielsequenz positioniert werden (siehe z.B.
die von Kunkel, 1985, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82: 488 beschriebenen
Verfahren). Ebenso ermöglichen Variationen
der Technologie der Polymerasekettenreaktion (PCR), unten beschrieben,
die spezifische Insertion von Sequenzen (d.h. Restriktionsenzymstellen)
und ermöglichen
die einfache Herstellung von Hybridmolekülen. Alternativ können PCR-Reaktionen
verwendet werden, um rekombinante Template herzustellen, ohne dass
eine Klonierung erforderlich ist. Beispielsweise können PCR-Reaktionen
verwendet werden, um doppelsträngige
DNA-Moleküle
herzustellen, die einen DNA-abhängigen
RNA-Polymerasepromotor (z.B. Bakteriophage T3, T7 oder Sp6) und
die Hybridsequenz mit dem heterologen Gen und die Influenzavirus-Polymerasebindungsstelle
enthalten. RNA-Template können
dann direkt aus dieser rekombinanten DNA transkribiert werden. In
einer anderen Ausführungsform
können
die rekombinanten RNA-Template unter Verwendung einer RNA-Ligase
durch Ligation von RNAs hergestellt werden, welche die negative
Polarität
des heterologen Gens spezifizieren, und der viralen Polymerasebindungsstelle.
Sequenzanforderungen für
eine virale Polymeraseaktivität
und für
Konstrukte, welche erfindungsgemäß verwendet
werden können,
werden in den Abschnitten unten beschrieben.
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5.1.1. Insertion der heterologen Gene
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Das
Gen, welches das L-Protein codiert, enthält einen einzigen offenen Leserahmen.
Die für
M2 codierenden Gene enthalten zwei offene Leserahmen für ORF1 bzw.
ORF2. NS1 und NS2 werden von den zwei Genen NS1 und NS2 codiert.
Die G- und F-Proteine, die durch getrennte Gene codiert werden,
sind die wichtigsten Oberflächenglykoproteine
des Virus. Entsprechend sind diese Proteine nach einer Infektion
die Hauptziele für
die humorale Immunreaktion. Die Insertion einer fremden Gensequenz
in eine beliebige dieser codierenden Regionen könnte entweder durch die Addition
der fremden, zu exprimierenden Sequenzen erreicht werden, oder durch
einen vollständigen
Austausch der viralen codierenden Region durch das fremde Gen, oder
durch einen teilweisen Austausch. Die in das RSV-Genom insertierten
heterologen Sequenzen können eine
beliebige Länge
bis zu ungefähr
5 Kilobasen aufweisen. Ein vollständiger Austausch würde wahrscheinlich
am besten durch die Verwendung einer PCR-gerichteten Mutagenese
erreicht werden.
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Alternativ
kann eine bicistronische mRNA konstruiert werden, um eine interne
Initiierung der Translation von viralen Sequenzen zu erlauben und
die Expression von fremden, für
Proteine codierende Sequenzen von der regulären terminalen Initiationsstelle
zu ermöglichen.
Alternativ kann eine bicistronische mRNA-Sequenz konstruiert werden,
worin die virale Sequenz vom regulären terminalen offenen Leserahmen
translatiert wird, während
die fremde Sequenz von einer internen Stelle initiiert wird. Es
können
bestimmte Sequenzen für interne
Ribosomen- Eintrittsstellen
(IRES) verwendet werden. Die ausgewählten IRES-Sequenzen sollten
kurz genug sein, um nicht die Grenzen der RS-Virusverpackung zu
stören.
Somit sind die für
einen solchen bicistronischen Ansatz gewählten IRES bevorzugt nicht
mehr als 500 Nukleotide lang, wobei weniger als 250 Nukleotide vorzuziehen
sind. Weiterhin weisen die verwendeten IRES keine Sequenz- oder
Strukturhomologie mit Picornaviruselementen auf. Bevorzugte IRES-Elemente
umfassen, sind aber nicht beschränkt
auf die BiP-IRES aus Säugern
und die IRES des Hepatitis C-Virus.
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5.2. Expression von heterologen Genprodukten
unter Verwendung eines rekombinanten RNA-Templats
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Die
wie oben beschrieben hergestellten rekombinanten Template können auf
eine Vielzahl von Arten verwendet werden, um die heterologen Genprodukte
in geeigneten Wirtszellen zu exprimieren, oder um chimäre Viren
zu erzeugen, welche die heterologen Genprodukte exprimieren. In
einer Ausführungsform
kann das rekombinante Templat mit einem zuvor gereinigten viralen
Polymerasekomplex kombiniert werden, um infektiöses rRNP zu erzeugen. Zu diesem
Zweck kann das rekombinante Templat in Gegenwart des viralen Polymerasekomplexes
transkribiert werden. Alternativ kann das rekombinante Templat mit
dem viralen Polymerasekomplex, der unter Verwendung von rekombinanten
DNA-Verfahren hergestellt wurde, gemischt werden, oder in Gegenwart
des viralen Polymerasekomplexes transkribiert werden (siehe z.B.
Kingsbury et al., 1987, Virology 156: 396-403). In einer weiteren
Ausführungsform
kann das rekombinante Templat verwendet werden, um geeignete Wirtszellen
zu transfizieren, um die Expression des heterologen Genprodukts
in großen Mengen
anzusteuern. Wirtszellsysteme, die hohe Expressionsmengen bereitstellen,
umfassen kontinuierliche Zelllinien, die virale Funktionen bereitstellen,
wie etwa mit RSV superinfizierte Zelllinien, veränderte Zelllinien, die virale
RSV-Funktionen komplementieren usw.
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5.3. Herstellung eines chimären Negativstrang-RNA-Virus
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Um
chimäres
Virus herzustellen, kann wiederhergestelltes RNP mit modifizierter
RSV-RNA oder mit RNA, welche fremde Proteine codiert, für die Transfektion
von Zellen verwendet werden, die auch mit einem "elterlichen" RSV-Virus
infiziert werden. Alternativ können
die wiederhergestellten RNP-Präparationen
mit dem RNPs vom elterlichen Wildtypvirus gemischt und direkt für die Transfektion verwendet
werden. Nach der Transfektion können
die neuen Viren isoliert und ihre Genome durch eine Hybridisierungsanalyse
identifiziert werden. In weiteren hierin beschriebenen Ansätzen für die Produktion
von infektiösem
chimärem
Virus kann rRNP in Wirtszellsystemen repliziert werden, welche virale
Polymeraseproteine von RSV oder Influenza exprimieren (z.B. in Virus/Wirtszell-Expressionssystemen,
transformierten Zelllinien, die bezüglich der Expression der Polymeraseproteine
verändert
wurden usw.), sodass infektiöses
chimäres
Virus gewonnen wird; in diesem Fall muss kein Helfervirus verwendet
werden, da diese Funktion durch die exprimierten viralen Polymeraseproteine
bereitgestellt wird. In einem besonders erstrebenswerten Ansatz
können
Zellen, die mit rRNPsw infiziert werden, die hinsichtlich aller
acht Influenzavirussegmente verändert
wurden, die Produktion eines infektiösen chimären Virus ergeben, das den
gewünschten
Genotyp enthält,
wobei kein Selektionssystems benötigt wird.
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Theoretisch
kann man ein beliebiges RSV-Gen oder einen Teil eines beliebigen
RSV-Gens durch eine fremde Sequenz ersetzen. Jedoch ist ein notwendiger
Teil dieser Gleichung die Fähigkeit,
das defekte Virus (defekt, da ein normales virales Genprodukt fehlt
oder verändert
ist) zu propagieren. Es gibt zahlreiche mögliche Ansätze, um dieses Problem zu umgehen.
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Ein
dritter Ansatz zur Propagation des rekombinanten Virus kann eine
Cokultivierung mit Wildtypvirus einbeziehen. Dies kann durch einfache
Coinfektion von Zellen mit dem rekombinanten Virus und einem anderen
Wildtypvirus (bevorzugt einem Impfstamm) durchgeführt werden.
Das Wildtypvirus sollte das fehlende Virusgenprodukt ergänzen und
das Wachstum sowohl des Wildtyps als auch des rekombinanten Virus
ermöglichen.
Dies wäre
eine analoge Situation wie die Propagation von defekten interferierenden
Partikeln des Influenzavirus (Nayak et al., 1983, In: Genetics of
Influenza Viruses, P. Palese und D.W. Kingsbury, Editoren, Springer-Verlag,
Wien, S. 255-279). Im Fall von defekten interferierenden Viren können die
Konditionen so modifiziert werden, dass die Mehrzahl der propagierten
Viren eher defektive Partikel als Wildtypvirus sind. Deshalb kann
dieser Ansatz bei der Erzeugung hochtitriger Stammlösungen von
rekombinantem Virus nützlich
sein. Jedoch enthalten diese Stammlösungen notwendigerweise etwas
Wildtypvirus.
-
Alternativ
kann synthetisches RNP in Zellen repliziert werden, die mit rekombinanten
Viren coinfiziert wurden, welche die RS-Viruspolymeraseproteine
exprimieren. Tatsächlich
kann dieses Verfahren verwendet werden, um erfindungsgemäßes rekombinantes
infektiöses
Virus zu gewinnen. Zu diesem Zweck können die RSV-Viruspolymeraseproteine
in einem beliebigen System aus Expressionsvektor/Wirtszelle exprimiert
werden, einschließlich,
aber nicht beschränkt
auf virale Expressionsvektoren (z.B. Vacciniavirus, Adenovirus,
Baculovirus usw.) oder Zelllinien, welche die Polymeraseproteine
exprimieren (siehe z.B. Krystal et al. 1986, Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 83: 2709-2713).
-
5.4. Erzeugung von chimären Viren
mit einem attenuierten Phänotyp
durch Deletion von M2-2
-
Die
erfindungsgemäßen Verfahren
können
verwendet werden, um Mutationen oder heterologe Sequenzen einzubringen,
um chimäre
attenuierte Viren zu erzeugen, welche viele Anwendungen besitzen,
einschließlich
die Analyse der Molekularbiologie, Pathogenese und Wachstum und
Infektionseigenschaften des RSV. Erfindungsgemäß können heterologe G- und F-Sequenzen
eingebracht werden, beispielsweise in die Sequenzen, welche das
F- oder G-Protein codieren, in NS1-, NS2-, M1ORF1-, M2ORF2-, N-,
P- oder L-codierende Sequenzen. Erfindungsgemäß wird das M2-2 Gen eliminiert,
um einen attenuierten Phänotyp
zu erzeugen.
-
Erfindungsgemäß weist
ein attenuiertes RSV im Vergleich mit einem Wildtypvirus ein wesentlich
geringeres Ausmaß an
Virulenz auf, einschließlich
einer geringere Wachstumsrate, sodass in einem immunisierten Individuum
keine Symptome einer viralen Infektion auftreten.
-
5.5. Impfstoff-Formulierungen unter Verwendung
von chimären
Viren
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
betrifft die vorliegende Erfindung bivalente RSV-Impfstoffe, welche
einen Schutz gegen RSV-A und RSV-B verleihen. Um solch einen Impfstoff
zu formulieren, wird ein chimäres
RS-Virus verwendet, das sowohl die Antigenpolypeptide vom Subtyp
RSV-A als auch vom Subtyp RSV-B exprimiert.
-
Es
kann entweder ein lebender rekombinanter Viursimpfstoff oder ein
inaktivierter rekombinanter Virusimpfstoff formuliert werden. Ein
Lebendimpfstoff kann bevorzugt sein, da die Multiplikation in dem
Wirt zu einem verlängerten Stimulus
führt,
der bezüglich
Art und Ausmaß dem
Stimulus ähnlich
ist, welcher bei natürlichen
Infektionen auftritt und deshalb eine wesentliche, lang anhaltende
Immunität
verleiht. Die Herstellung von solchen lebenden rekombinanten Virusimpfstoff-Formulierungen
kann unter Verwendung von konventionellen Verfahren erreicht werden,
welche die Propagation des Virus in Zellkultur oder in der Allantois
eines Hühnerembryos
einbeziehen, gefolgt von einer Aufreinigung.
-
In
dieser Hinsicht kann die Verwendung eines genetisch veränderten
RSV (bzw. von Vektoren) für Impfzwecke
bei diesen Stämmen
das Vorliegen von attenuierten Eigenschaften erfordern. Aktuelle
lebende Influenzavirus-Impfstoffkandidaten für die Verwendung beim Menschen
sind entweder kalt adaptiert, temperaturempfindlich oder so passagiert,
dass sie mehrere (sechs) Gene von Vogelinfluenzaviren enthalten,
was eine Attenuierung ergibt. Das Einbringen von geeigneten Mutationen
(z.B. Deletionen) in die Template, welche für die Transfektion verwendet
werden, kann die neuen Viren mit attenuierten Eigenschaften ausstatten.
Beispielsweise können
spezifische Missense-Mutationen, die mit Temperaturempfindlichkeit
oder Kälteadaption verbunden
sind, in Deletionsmutationen eingefügt werden. Diese Mutationen
sollten stabiler sein als die Punktmutationen, die mit kälte- oder
temperaturempfindlichen Mutanten in Zusammenhang stehen, und die
Häufigkeit
von Rückmutationen
sollte extrem niedrig sein.
-
Alternativ
können
chimäre
Viren hergestellt werden, die "Selbstmord"-Eigenschaften aufweisen. Solche Viren
durchlaufen im Wirt nur eine oder wenige Replikationsrunden. Wenn
das rekombinante Virus als Impfstoff verwendet wird, durchläuft es einen
einzigen Replikationszyklus und induziert ein ausreichendes Ausmaß der Immunreaktion,
aber es würde
im humanen Wirt nicht so weit kommen, dass eine Erkrankung verursacht
wird. Rekombinante Viren, denen ein oder mehrere der essenziellen
RS-Virusgene fehlen, können keine
aufeinanderfolgenden Replikationsrunden durchlaufen. Solche defekten
Viren können
durch Cotransfektion von wiederhergestellten RNPs, denen ein spezifisches
Gen (spezifische Gene) fehlt, in Zelllinien mit einer permanenten
Expression dieses Gens (dieser Gene) erzeugt werden. Viren ohne
das essenzielle Gen (die essenziellen Gene) werden in diesen Zelllinien
repliziert, aber wenn sie einem humanen Wirt verabreicht werden, können sie
keine Replikationsrunde vollständig durchlaufen.
Solche Präparationen
können – in diesem
unvollkommenen Zyklus – eine
ausreichende Anzahl von Genen transkribieren und translatieren,
um eine Immunreaktion zu induzieren. Alternativ können größere Mengen
der Stämme
verabreicht werden, sodass diese Präparationen als inaktivierte
(abgetötete)
Virusimpfstoffe dienen. Bei inaktivierten Impfstoffen wird das heterologe Genprodukt
bevorzugt als viraler Bestandteil exprimiert, sodass das Genprodukt
mit dem Virion verbunden ist. Der Vorteil von solchen Präparationen
ist der, dass sie native Proteine enthalten und durch die Behandlung
mit Formalin und anderen Mitteln, die bei der Herstellung von abgetöteten Virusimpfstoffen
verwendet werden, nicht inaktiviert werden.
-
In
einer anderen Ausführungsform
dieses Erfindungsaspekts können
inaktivierte Impfstoff-Formulierungen unter Verwendung von konventionellen
Verfahren zum "Abtöten" der chimären Viren
hergestellt werden. Inaktivierte Impfstoffe sind in der Hinsicht "tot", dass ihre Infektiosität zerstört wurde.
Idealerweise ist die Infektiosität
des Virus zerstört,
ohne seine Immunogenität
zu beeinflussen. Um inaktivierte Impfstoffe herzustellen, kann das
chimäre
Virus in Zellkultur oder in der Ailantois eines Hühnerembryos
angezogen werden, durch Zonenultrazentrifugation aufgereinigt werden,
durch Formaldehyd oder β-Propiolacton
inaktiviert und vereinigt werden. Der resultierende Impfstoff wird
normalerweise intramuskulär
geimpft.
-
Inaktivierte
Viren können
mit einem geeigneten Adjuvans formuliert werden, um die immunologische Reaktion
zu verstärken.
Solche Adjuvanzien können
Mineralgele, z.B. Aluminiumhydroxid, oberflächenaktive Substanzen, wie
etwa Lysolecithin, Pluronic-Polyole, Polyanionen; Peptide, Ölemulsionen,
und eventuell verwendbare humane Adjuvanzien, wie etwa BCG und Corynebacterium
parvum umfassen, sind aber nicht darauf beschränkt.
-
Es
können
viele Verfahren verwendet werden, um die oben beschriebenen Impfstoff-Formulierungen einzubringen
bzw. zu verabreichen, diese umfassen orale, intradermale, intramuskuläre, intraperitoneale,
intravenöse,
subkutane und intranasale Wege, sind aber nicht darauf beschränkt. Es
kann bevorzugt sein, die chimäre
Virusimpfstoff-Formulierung über
den natürlichen
Infektionsweg des Pathogens, für
den der Impfstoff entworfen ist, einzubringen. Wenn eine lebende
chimäre
Virusimpfstoff-Präparation
verwendet wird, kann es bevorzugt sein, die Formulierung über den
natürlichen
Infektionsweg für
Influenzavirus einzubringen. Die Fähigkeit von RSV- und Influenzavirus,
eine kräftige
sekretorische und zelluläre
Immunreaktion zu induzieren, kann auf vorteilhafte Weise ausgenutzt
werden. Beispielsweise kann eine Infektion der Atemwege durch chimäres RSV
oder Influenzaviren eine starke sekretorische Immunreaktion induzieren,
beispielsweise im Urogenitalsystem, mit einem gleichzeitigen Schutz
gegen ein bestimmtes krankheitsverursachendes Mittel.
-
Die
folgenden Abschnitte beschreiben beispielhaft und ohne Beschränkung die
Manipulation von Negativstrang-RNA-Virusgenomen unter Verwendung
von RSV als Beispiel, um die Anwendbarkeit der erfindungsgemäßen Verfahren
zur Erzeugung von chimären
Viren für
die Zwecke einer heterologen Genexpression, zur Erzeugung von infektiösen viralen
Partikeln und attenuierten viralen Partikeln für Impfzwecke zu zeigen.
-
6. Gewinnung von infektiösem respiratorischem
Syncytialvirus (RSV) unter Verwendung von RNA, die von spezifischen
rekombinanten DNAs stammt
-
Dieses
Beispiel beschreibt ein Verfahren für die Gewinnung von infektiösem respiratorischem
Syncytialvirus (RSV) aus rekombinanter cDNA, die das gesamte RSV-RNA-Genom
codiert, als stabiler und infektiöser RSV, wie in Abschnitt 5
oben erwähnt
wird. Dieses Verfahren kann bei der Herstellung von chimären RSV-Viren
verwendet werden, die heterologe G- und F-Gene exprimieren können. Ein
anderer beispielhafter Weg, um die Produktion von chimärem RSV
zu erreichen, ist mit einer Modifikation von vorhandenen nativen RSV-Genen
verbunden, wie zuvor beschrieben wird. Entsprechend beschreibt dieses
Beispiel auch den Nutzen dieses Verfahrens bei der gezielten Attenuierung
der RSV-Pathogenität,
was die Produktion eines Impfstoffs mit definierten, veränderten
biologischen Eigenschaften für
die Verwendung beim Menschen ergibt.
-
Der
erste Schritt des Gewinnungsverfahrens, umfassend das gesamte RSV-RNA-Genom, erfordert die
Synthese einer Volllängenkopie
des Genoms des RSV-Stamms
A2 mit 15 Kilobasen (kb). Dies wird erreicht durch die Verbindung
von subgenomischen doppelsträngigen
cDNAs (unter Verwendung von Standardverfahren für die genetische Manipulation)
im Größenbereich
von 1 kb bis 3,5 kb, um die vollständige genomische cDNA zu bilden.
Die Bestimmung der Nukleotidsequenz der genomischen cDNA ermöglicht die
Erkennung von Fehlern, die während
des Zusammenbauprozesses eingebracht wurden; Fehler können mittels
ortsgerichteter Mutagenese oder durch Substitution der fehlerhaften
Region mit einem Stück
einer chemisch synthetisierten doppelsträngigen DNA korrigiert werden.
Nach dem Zusammenbau wird die genomische cDNA neben einen Transkriptionspromotor
(z.B. dem T7-Promotor) an einem Ende und einer DNA-Sequenz, welche
die Termination der Transkription ermöglicht, z.B. eine spezifische
Endonuklease oder ein Ribozym, am anderen Ende positioniert, um
die Synthese einer Plus- oder Minusstrang-RNA-Kopie des vollständigen Virusgenoms
in vitro oder in kultivierten Zellen zu ermöglichen. Falls erwünscht, können die
Leader- oder Trailer-Sequenzen
weitere Sequenzen enthalten, wie etwa flankierende Ribozyme und
Tandem-T7-Transkriptionsterminatoren. Das Ribozym kann ein Hepatitis-delta-Virusribozym oder
ein Hammerkopfribozym sein und arbeitet so, dass ein exaktes 3'-Ende erhalten wird,
frei von nicht viralen Nukleotiden.
-
In Übereinstimmung
mit diesem Aspekt der Erfindung können Mutationen, Substitutionen
oder Deletionen in die native RSV-Genomsequenz eingebracht werden,
was zu einem Anstieg der RSV-Promotoraktivität führt. Die Anmelder haben gezeigt,
dass sogar ein Anstieg der RSV-Promotoraktivität die Effizienz der RSV-Gewinnung
stark verbessert, was die Gewinnung von infektiösen RSV-Partikeln aus einer Volllängen-RSV-cDNA
mit der Mutation ermöglicht.
Insbesondere ergibt eine Punktmutation an Position 4 des Genoms
(C nach G) einen mehrfachen Anstieg der Promotoraktivität und der
Gewinnung der infektiösen
viralen Partikel aus einem Volllängen-RSV-cDNA-Klon,
der die Mutation trägt.
-
Im
Gewinnungsverfahren wird die Interaktion der genomischen Volllängen-RNA des RSV-Stamms
A2, welche von der konstruierten cDNA transkribiert wird, mit Proteinen
des Helfer-RSV-Virus des Subtyps B in den kultivierten Zellen genutzt.
Dies kann auf eine Vielzahl von Arten erreicht werden. Beispielsweise
kann genomische Volllängen-Virus-RNA
des RSV-Stamms A2 in vitro transkribiert und in Zellen transfiziert
werden, welche unter Verwendung von Standardprotokollen zur Infektion
mit dem RSV-Stamm B9320 infiziert wurden, wie etwa in 293-Zellen.
Außerdem
kann in vitro transkribierte genomische RNA des RSV-Stamms A2 in
eine Zelllinie transfiziert werden, welche die essenziellen Proteine
des RSV-Stamms A2
(in Abwesenheit des Helfervirus) von stabil integrierten Virusgenen
exprimiert.
-
Alternativ
kann eine in vitro transkribierte genomische Virus-RNA (RSV-Stamm A2) auch in
Zellen transfiziert werden, die mit einem heterologen Virus (z.B.
insbesondere Vacciniavirus) infiziert wurden, der die essenziellen
Proteine des RSV-Helferstamms A2 exprimiert, insbesondere die Proteine
N, P, L und/oder M2-ORF1.
Außerdem
kann die in vitro transkribierte genomische RNA in Zellen transfiziert
werden, die mit einem heterologen Virus, z.B. mit Vacciniavirus
infiziert wurden, das T7-Polymerase exprimiert, was die Expression
von Helferproteinen von der transfizierten Plasmid-DNA ermöglicht,
welche die Helfergene N, P und L enthält.
-
Als
eine Alternative zur Transfektion von in vitro transkribierter genomischer
DNA kann Plasmid-DNA mit dem gesamten RSV-DNA-Konstrukt in Zellen
transfiziert werden, die mit einem heterologen Virus, z.B. Vacciniavirus,
infiziert werden, welches die essenziellen Proteine des RSV-Helferstamms
A2 und T7-Polymerase exprimiert,
wobei die Transkription der gesamten genomischen RNA des RSV von
der Plasmid-DNA mit dem RSV-cDNA-Konstrukt ermöglicht wird. Das Vacciniavirus
braucht jedoch die Helferproteine nicht selbst bereitzustellen,
sondern nur die T7-Polymerase, dann können die Helferproteine von
transfizierten Plasmiden mit den RSV-Genen N, P und L exprimiert
werden, die in geeigneter Weise neben ihren eigenen T7-Promotoren positioniert
sind.
-
Wenn
ein replizierendes Virus während
der Gewinnungsexperimente die Helferfunktion ausfüllt, wird der
RSV-Stamm B9320 verwendet, was eine Differenzierung der erhaltenen
Nachkommen im Hinblick auf RSV B9320, ermöglicht. Der gewonnene RSV-Stamm
A2 wird sicher identifiziert durch das Vorhandensein von speziellen "Marker"-Nukleotidsequenzen,
die vor der Gewinnung in die cDNA-Kopie des RSV-Genoms insertiert werden.
-
Die
Etablierung eines Systems zur Gewinnung des nativen, d.h. des "Wildtyp"-RSV-Stamms A2 ermöglicht das Einfügen von
Modifikationen in die cDNA-Kopie des RSV-Genoms, um ein chimäres RSV
mit Sequenzen herzustellen, die auf gewisse Art und Weise mit denjenigen
des nativen RSV heterolog sind, sodass das resultierende gewonnene
Virus bezüglich
der Pathogenität
attenuiert werden kann, um einen sicheren und wirksamen humanen
Impfstoff bereitzustellen, wie in Abschnitt 5.4 oben erläutert wird.
-
Neben
einer Veränderung
(Veränderungen)
(einschließlich
einer Veränderung
durch eine Translokation) des genetischen RSV-Materials zur Bereitstellung
einer heterologen Sequenz ermöglicht
dieses Verfahren die Insertion von "fremden" Genen (d.h. nicht native RSV-Gene)
oder genetischen Bestandteilen davon, welche eine biologische Funktion
oder Antigenität
aufweisen, so dass diese genetischen Elemente exprimiert werden;
auf diese Art kann das modifizierte chimäre RSV als Expressionssystem
für andere
heterologe Proteine oder genetische Elemente, wie etwa Ribozyme,
Antisense-RNA, spezifische Oligoribonukleotide mit prophylaktischem
oder therapeutischem Potenzial oder für andere virale Proteine für Impfzwecke
fungieren.
-
6.1. Gewinnung der Leader- und Trailer-Sequenzen
des RSV-Stamms A2 unter Verwendung des RSV-Stamms B9320 als Helfervirus
-
6.1.1.Viren und Zellen
-
Obwohl
in diesem Beispiel der RSV-Stamm A2 verwendet wurde, ist dies beispielhaft.
Es liegt innerhalb des Fachwissens, entsprechend der Lehre dieses
Beispiels andere Stämme
des RSV-Subtyps A zu verwenden. Verfahren, bei welchen solche anderen
Stämme
verwendet werden, werden von der Erfindung umfasst.
-
Der
RSV-Stamm A2 und der RSV-Stamm 9320 wurden in Hep-2-Zellen bzw.
Vero-Zellen angezogen, und während
der Experimente zur Transfektion/Gewinnung wurden 293-Zellen als
Wirt verwendet. Alle drei Zelllinien wurden von der ATCC (Rockville,
Maryland) erhalten.
-
6.1.2. Konstruktion und funktionelle Analyse
der Reporterplasmide
-
Das
Plasmid pRSVA2CAT (1) wurde wie unten beschrieben
konstruiert.
-
Die
cDNA-Bestandteile des Leaders mit 44 Nukleotiden und des Trailers
mit 155 Nukleotiden vom RSV-Stamm A2 (siehe Mink et al., Virology
185: 615-624 (1991); Collins et al., Proc. Natl. Acad. Sci. 88: 9663-9667
(1991)), wobei der Trailer-Bestandteil auch die Promotorkonsensussequenz
der Bakteriophagen T7-Polymerase
enthält,
wurden einzeln durch kontrollierte Hybridisierung von Oligonukleotiden
mit teilweise überlappender
Komplementarität
zusammengebaut (siehe 1). Die in dieser Hybridisierung
verwendeten Oligonukleotide wurden auf einem DNA-Syntheseapparat
von Applied Biosystems (Foster City, CA) synthetisiert. Die einzelnen
Oligonukleotide und ihre relativen Positionen in der Leader- und
Trailer-Sequenz
werden in 1 angegeben. Die zur Konstruktion
des Leaders verwendeten Oligonukleotide waren:
- 1.
5'CGA CGC ATA PTA
CGC GAA AAA ATG CGT ACA ACA AAC TTG CAT AAA C
- 2. 5'CAA AAA
AAT GGG GCA AAT AAG AAT TTG ATA AGT ACC ACT TAA ATT TAA CT
- 3. 5'CTA GAG
TTA AAT TTA AGT GGT ACT
- 4. 5'TAT CAA
ATT CTT ATT TGC CCC ATT TTT TTG GTT TAT CA AGT TTG TTG TA
- 5. 5'CGC ATT
TTT TCG CGT AAT ATG CGT CGG TAC
-
Die
zur Konstruktion des Trailers verwendeten Oligonukleotide waren:
- 1. 5'GTA
TTC AAT TAT AGT TAT TAA AAA TTA AAA ATC ATA TAA TTT TTT AAA TA
- 2. 5'ACT TTT
AGT GAA CTA ATC CTA AAG TTA TCA TTT TAA TOT TGG AGG AAT AA
- 3. 5'ATT TAA
ACC CTA ATC TAA TTG GTT TAT ATG TGT ATT AAC TAA ATT ACG AG
- 4. 5'ATA TTA
GTT TTT GAC ACT TTT TTT CTC GTT ATA GTG AGT CGT ATT A
- 5. 5'AGC TTA
ATA CGA CTC ACT ATA ACG A
- 6. 5'GAA AAA
AAG TGT CAA AAA CTA ATA TOT CGT AAT TTA GTT AAT ACA CAT AT
- 7. 5'AAA CCA
ATT AGA PTA GGG TTT AAA TTT ATT CCT CCA AGA TTA AAA TGA TA
- 8. 5'ACT TTA
GGA TTA GTT CAC TAA AAG TTA TTT AAA AAA TTA TAT GAT TTT TA
- 9. 5'ATT TTT
AAT AAC TAT AAT TGA ATA CTG CA
-
Dann
wurden die vollständigen
Leader- und Trailer-cDNAs unter Bildung eines linearen 1 kb langen RSV/CAT-cDNA-Konstrukts
in die XbaI- bzw. PstI-Stellen des Reportergens Chloramphenicol-Acetyl-Transferase
(CAT) ligiert. Dieses cDNA -Konstrukt
wurde dann in die Kpn I- und Hind II-Stellen von pUC19 ligiert.
Die Integrität
des finalen pRSVA2CAP-Konstrukts wurde durch Gelanalyse hinsichtlich der
Größe der Produkte
eines Xba I/Pst I- und Kpn I/Hind II-Verdaus untersucht. Die vollständigen Leader-
und Trailer-cDNAs wurden auch unter Verwendung von geeigneten Restriktionsenzmystellen
unter Bildung eines linearen cDNA-Konstrukts in das GFP (Green Fluorescent
Protein)-Gen ligiert. Das resultierende RSV-GFP-CAT ist ein bicistronisches Reporterkonstrukt,
das sowohl CAT als auch GFP exprimiert.
-
Die
in vitro-Transkription des mit Hga I linearisierten pRSVA2CAT mit
Bakteriophagen T7-Polymerase wurde in Übereinstimmung mit dem Protokoll
des T7-Lieferanten (Promega Corporation, Madison, Wisconsin) durchgeführt. Konfluente
293-Zellen in Sechs-Well-Platten (–1 × 106 Zellen
pro Well) wurden mit dem RSV-Stamm B9320 mit 1 plaquebildenden Einheit
(p.f.u. „plaque
forming unit") pro
Zelle infiziert und eine Stunde später mit 5-10 μg der in
vitro transkribierten RNA vom pRSVA2CAT-Konstrukt transfiziert.
Im Transfektionsverfahren wurde das Transfektionsverfahren von Collins
et al., Virology 195: 252-256 (1993) befolgt und die Reagenzien
Transect/ATCTM und Opti-MEM wurden in Übereinstimmung
mit den Angaben des Herstellers (Gibco, BRL, Bethesda, Maryland)
verwendet. 24 Stunden nach der Infektion wurden die 293-Zellen unter
Verwendung eines Standardprotokolls (Current Protocols in Molecular
Biology, Vol. 1, Kapitel 9.6.2; Gorman et al., 1982), Mol. Cell
Biol. 2:1044-1051) im Hinblick auf die CAT-Aktivität untersucht.
Der Nachweis eines hohen CAT-Aktivitätslevels zeigte, dass die in
vitro transkribierte Negativstrang-RNA mit den 'Leader'- und 'Trailer'-Regionen des Genoms des RSV A2-Stamms
und dem CAT-Gen verkapselt, repliziert und unter Verwendung der
durch den RSV-Stamm B9320 bereitgestellten Proteine exprimiert werden
kann (siehe 2). Das in diesen Experimenten
beobachtete Level der CAT-Aktivität war mindestens so hoch wie
das Level, das in ähnlichen
Gewinnungsexperimenten beobachtet wurde, worin der homologe RSV-Stamm
A2 als Helfervirus verwendet wurde. Über die Fähigkeit des bezüglich der
Antigene unterschiedlichen RSV-Stamms B9320 des Subtyps B zur Unterstützung der
Verkapselung, Replikation und Transkription der RNA eines RSV-Stamms
A2 des Subtyps A wurde unseres Wissens bislang offiziell noch nichts
berichtet.
-
6.2. Konstruktion einer cDNA, die das
vollständige
RSV-Genom repräsentiert
-
Um
ein Templat für
die cDNA-Synthese zu erhalten, wurde genomische RSV-RNA, umfassend 15
222 Nukleotide, nach dem von Ward et al., J. Gen. Virol. 64: 167-1876
(1983) beschriebenen Verfahren aus infizierten Hep-2-Zellen gereinigt.
Basierend auf der publizierten RSV-Nukleotidsequenz wurden Oligonukleotide unter
Verwendung eines DNA-Syntheseapparats von Applied Biosystems (Applied
Biosystems, Foster City, CA) synthetisiert, um als Primer für die cDNA-Synthese
des ersten und zweiten Strangs vom genomischen RNA-Templat zu fungieren.
Die Nukleotidsequenzen und die relativen Positionen der cDNA-Primer
und die entscheidenden Endonukleasestellen innerhalb des RSV-Genoms
werden in 3 angegeben. Die Produktion
von cDNAs aus genomischer Virus-RNA wurde nach dem Protokoll für die reverse
Transkription/Polymerasekettenreaktion (RT/PCR) der Perkin Elmer
Corporation, Norwalk, Connecticut durchgeführt (siehe auch Wang et al.,
(1989), Proc. Natl. Acad. Sci. 86: 9717-9721), die amplifizierten
cDNAs wurden durch Elektroelution aus der entsprechenden DNA-Bande
aus den Agarosegelen gereinigt. Die gereinigte DNA wurde direkt
in den Plasmidvektor pCRII (Invitrogen Corp., San Diego) ligiert
und entweder in "One
Shot" E.coli-Zellen
(Invitrogen) oder "SURF" E.coli-Zellen (Stratagene,
San Diego) transformiert. Die erhaltenen klonierten virusspezifischen
cDNAs wurden durch Standardklonierungsverfahren (Sambrook et al.,
Molecular Cloning – A
Laborstory Manual, Cold Spring Harbor Laborstory Press (Gold Spring
Harbor, NY, 1989)) unter Bildung einer cDNA zusammengebaut, die
das gesamte RSV-Genom umfasst. Das gesamte cDNA-Genom wurde sequenziert und unrichtige
Sequenzen wurden entweder durch eine ortsgerichtete Mutagenese oder
durch chemisch synthetisierte DNA ersetzt. An den Basen 7291 und
7294 (wobei sich die Base Nummer 1 am Beginn des genomischen RNA-3'-Endes befindet)
im "F"-Gen wurden Nukleotidsubstitutionen
eingefügt,
um eine neue Stu I-Endonukleasestelle zu erzeugen, und an den Positionen
7423, 7424 und 7425 (auch im F-Gen), um eine neue Pme I-Stelle zu
erzeugen. Diese Veränderungen
wurden so gestaltet, dass sie als im Fall von positiven Ereignissen
als maßgebliche
Marker dienen. Die Bakteriophagen T7-Polymerase und die Hga I-Endonukleasestelle wurden
an gegenüberliegenden
Enden der Virusgenom-cDNA platziert, sodass in vitro entweder eine
Virusgenom-RNA in
negativer oder in positiver Orientierung synthetisiert werden kann.
Die cDNAs, die die T7-Polymerasepromotorsequenz und die Erkennungssequenz
für Hga
I darstellen, wurden mit einem DNA-Syntheseapparat von Applied Biosystems
synthetisiert und wurden einzeln an die Enden der Virusgenom-cDNA
ligiert, oder wurden als ein integraler Bestandteil der PCR-Primer
während
der Amplifikation des terminalen Anteils der genomischen cDNA angefügt, so wie
es zweckmäßig war,
wobei das letztere Verfahren verwendet wurde, wenn nahe bei den
cDNA-Genomenden geeignete Endonukleasestellen fehlten, um eine direkte
Ligation der chemisch synthetisierten cDNA für T7-Promotor/Hga I-Stelle
mit der genomischen cDNA zu verhindern. Dieses vollständige Konstrukt
(Genom-cDNA und flankierende T7-Promotor/Hga I-Erkennungssequenz)
wurde dann in die Kpn I/Not I-Stellen des Bluescript II SK-Phagemids
(Stratagene, San Diego) kloniert, aus welchem der endogene T7-Promotor
durch ortsgerichtete Mutagenese entfernt worden war. Die aus diesem
vollständigen
Genomkonstrukt transkribierte RNA kann unter Verwendung eines RSV-Helfervirus
des Subtyps B erhalten werden, um gemäß Beispiel 6.1. infektiösen RSV
zu erhalten. Dieses grundlegende System zur Gewinnung vollständiger,
nativer, d.h. vom "Wildtyp"-RSV A2-Stamm, genomischer
RNA kann verwendet werden, um eine Vielzahl von Modifikationen in
die cDNA-Kopie des Genoms einzufügen,
was den Einbau von heterologen Sequenzen in das Genom ergibt. Solche
Veränderungen
können
so gestaltet werden, dass die virale Pathogenität verringert wird, ohne die
Virusreplikation bis zu einem Punkt einzuschränken, bei welchem die Gewinnung
unmöglich
wird, oder die Virusgenexpression nicht ausreicht, um eine ausreichende
Immunität
zu stimulieren.
-
Für die Herstellungder
Ribozym/T7-Terminatorsequenzwurden die folgenden Oligonukleotide
verwendet:
-
Es
wurde ein cDNA-Klon mit dem vollständigen Genom des RSV, einem
T7-Promotor, einem
Hepatitis-delta-Virusribozym und einem T7-Terminator erzeugt. Dieses
Konstrukt kann verwendet werden, um in vivo in Anwesenheit einer
T7-Polymerase Antigenom-RNA
oder RSV zu erzeugen. Eine Sequenzanalyse zeigte, dass das Plasmid
im RSV-Genom nur wenige Mutationen enthielt.
-
6.2.1. Modifikationen des RSV-Genoms
-
Die
F- und G-Gene des humanen RSV-Subtyps B konnten beispielsweise in
ein Genom insertiert werden, das ansonsten zum RSV-Stamm A gehörte (anstelle
oder zusätzlich
zu den F- und G-Genen des RSV-Stamms A).
-
Diese
Modifikationen umfassen zusätzlich
eine Deletion des offenen Leserahmens M2-2.
-
6.3. Gewinnung einer cDNA, die das vollständige RSV-Genom
repräsentiert
-
6.3.1. Konstruktion und funktionelle Analyse
der Expressionsplasmide
-
Die
RSV-Gene N, P und L codieren die virale RSV-Polymerase. Die Funktion
des M-Gens von RSV ist unbekannt. Die Eignung der RSV-N-, -P-, -M-
und -L-Expressionsplasmide,
die Funktion von Helferprotienen des RSV-Stamms A2 zu bedienen,
wurde wie unten beschrieben beurteilt. Die RSV-Gene N, P, L und
M2-1 wurden in den modifizierten PCITE 2a(+)-Vektor (Novagen, Madison,
WI) unter die Kontrolle des T7-Promotors kloniert, und am 3'-Ende durch einen
T7-Terminator flankiert. PCITE-2a(+) wurde durch Insertion einer
T7-Terminatorsequenz aus PCITE-3a(+) in die Alwn I- und BgI II-Stellen
von PCITE-2a(+) modifiziert. Die Funktionalität der N-, P- und L-Expressionsplasmide
wurde durch ihre Fähigkeit
bestimmt, das transfizierte pRSVA2CAT zu replizieren. Bei ungefähr 80%iger Konfluenz
wurden Hep-2-Zellen in Sechs-Well-Platten mit MVA mit einer moi
von 5 infiziert. Nach einer Stunde wurden die infizierten Zellen
unter Verwendung von Lipofec TACE (Life Technologies, Gaithersburg,
M.D.) mit pRSVA2CAT (0,5 mg) und mit Plasmiden
transfiziert, welche das N-Gen (0,4 mg), das P-Gen (0,4 mg) und
das L-Gen (0,2 mg) codieren. Die Transfektion wurde für 5 Stunden
oder über
Nacht weitergeführt
und dann wurde das Transfektionsmedium mit frischem MEM mit 2% FBS
(fötales Rinderserum)
ersetzt. Zwei Tage nach der Infektion wurden die Zellen lysiert
und die Lysate wurden unter Verwendung des CAT-ELISA-Kits von Boehringer
Mannheim im Hinblick auf die CAT-Aktivität untersucht. In Zellen, die
mit N-, P- und L-Plasmiden zusammen mit pRSVA2CAT
transfiziert worden waren, wurde CAT-Aktivität nachgewiesen. Jedoch wurde
keine CAT-Aktivität
nachgewiesen, wenn ein beliebiges der Expressionsplasmide weggelassen
wurde. Weiterhin ergab eine Cotransfektion von RSV-GFP-CAT mit den
N-, P- und L-Expressionsplasmiden die Expression sowohl des GFP-
als auch des CAT-Proteins. Die Verhältnisse der unterschiedlichen
Expressionsplasmide und die moi des rekombinanten Vacciniavirus
wurden in dem Reportergenexpressionssystem optimiert.
-
6.3.2. Gewinnung von infektiösem RSV
aus der vollständigen
RSV-cDNA
-
Hep-2-Zellen
wurden mit MVA (rekombinantes Vacciniavirus, das die T7-Polymerase exprimiert)
mit einer moi von 1 infiziert. Fünfzig
Minuten später
wurde das Transfektionsgemisch auf die Zellen gegeben. Das Transfektionsgemisch
bestand aus 2 μg
N-Expressionsvektor, 2 μg
P-Expressionsvektor, 1 μg
L-Expressionsvektor, 1,25 μg
M2/ORF1-Expressionsvektor, 2 μg
RSV-Genomklon mit verstärktem
Promotor, 50 μl
Lipofec TACE (Life Technologies, Gaithersburg, M.D.) und 1 ml OPTI-MEM.
Einen Tag später
wurde das Transfektionsgemisch durch MEM mit 2% FBS ersetzt. Die
Zellen wurden bei 37°C
für 2 Tage
inkubiert. Der Transfektionsüberstand
wurde geerntet und mit 40 μg/ml
AraC (Wirkstoff gegen das Vacciniavirus) für die Infektion von frischen
Hep-2-Zellen verwendet. Die infizierten Hep-2-Zellen wurden für 7 Tage
inkubiert. Nach dem Ernten des P1-Überstands wurden die Zellen
unter Verwendung von Antikörpern
gegen das F-Protein des RSV-Stamms A2 für eine Immunfärbung verwendet.
Es wurden sechs positiv gefärbte
Stellen mit sichtbarer Zell-Zell-Fusion (typisch für eine RSV-Infektion)
identifiziert. Die RNA wurde aus dem P1-Überstand extrahiert und als
Templat für
eine RT-PCR-Analyse verwendet. Es wurden PCR-Produkte erzeugt, die
der F- und M2-Region entsprachen. Beide Produkte enthielten die
eingefügten
Marker. In der Kontrolle enthielten die PCR-Produkte, die von natürlichem
RSV-Virus stammten, keine Marker.
-
An
Position 4 der Leader-Sequenz des RSV-Genomklons wurde eine Punktmutation
(C-Rest nach G) erzeugt, und dieser Genomklon wurde als pRSVC4GLwt
bezeichnet. Es wurde gezeigt, dass bei diesem Klon im Umfeld eines
Reportergens die Promotoraktivität
im Vergleich mit dem Wildtyp um ein Mehrfaches erhöht ist.
Nach dem Einfügen
dieser Mutation in das Volllängengenom
wurde von dem cDNA-Klon
infektiöses
Virus gewonnen. Das gewonnene rekombinante RSV-Virus bildete kleinere
Plaques als das Wildtyp-RSV-Virus (8).
-
Dieses
System ermöglicht
die Gewinnung von mutiertem RSV. Folglich kann es ein ausgezeichnetes Werkzeug
darstellen bei der Konstruktion von lebendattenuierten Impfstoffen
gegen RSV und für
die Verwendung eines RSV-Vektors und von Viren, um eine heterologe
Genexpression zu erhalten. Es kann möglich sein, das G-Protein des
RSV-Typs B vor dem Hintergrund des Typs A zu exprimieren, sodass
der Impfstoff sowohl vor einer Infektion des RSV-Typs A als auch
des RSV-Typs B schützen
kann. Es kann auch möglich
sein, durch Veränderung
der Reihenfolge der Gene oder durch eine ortsgerichtete Mutagenese
des L-Proteins eine Attenuierung und temperaturempfindliche Mutationen
im RSV-Genom zu
erhalten.
-
6.4. Verwendung von monoklonalen Antikörpern zur
Unterscheidung zwischen dem gewonnenen Virus vom Helfervirus
-
Um
den RSV-Helfervirus-Stamm B9320 zu neutralisieren und die Identifizierung
des gewonnenen RSV-Stamms A2 zu erleichtern, wurden wie folgt monoklonale
Antikörper
gegen den RSV-Stamm B9320 hergestellt.
-
Sechs
weibliche BALG/c-Mäuse
wurden intranasal (i.n.) mit 105 plaquebildenden
Einheiten (p.f.u.) RSV B9320 infiziert, gefolgt von einer intraperitonealen
(i.p.) Inokulation mit 106-107 pfu
RSV B9320 in einem Gemisch mit 50% komplettem Freud-Adjuvans fünf Wochen
später.
Zwei Wochen nach der intraperitonealen Inokulation wurde unter Verwendung
eines Standardneutralisationsassays von jeder Maus eine Blutprobe
im Hinblick auf das Vorliegen eines RSV-spezifischen Antikörpers untersucht (Beeler und
Coelingh, J. Virol. 63: 2941-2950 (1988)). Die Mäuse, welche die höchsten Mengen
an neutralisierendem Antikörper
erzeugten, wurden dann weiterhin zum zweiten Mal mit 106 p.f.u.
des RSV-Stamms B9320 in Phosphat-gepufferter Salzlösung (PBS)
inokuliert, die intravenös
an der Schwanzwurzel injiziert wurde. Drei Tage später wurden
die Mäuse getötet und
ihre Milz als Quelle der B-Zellen, die den monoklonalen Antikörper produzieren,
gesammelt. Splenozyten (einschließlich B-Zellen) wurden in 5
ml DME (Dubecco's
Modified Eagle's
Medium) durch Einschnitte in die Milzkapsel aus der Milz der Mäuse herausgeholt.
Zellklumpen konnten sich absetzen und die verbleibenden suspendierten
Zellen wurden durch Zentrifugation bei 2000 × g für 5 Minuten bei Raumtemperatur
einzeln gesammelt. Diese Zellpellets wurden in 15 ml 0,83 (W/V)
NH4Cl resuspendiert und für
5 Minuten zur Lyse der roten Blutzellen stehengelassen. Dann wurden
die Splenozyten durch Zentrifugation wie zuvor durch ein 10 ml Kissen
von fötalem
Kälberserum
gesammelt. Die Splenozyten wurden dann in DME gespült, erneut
pelletiert und schließlich
in 20 ml frischem DMA resuspendiert. Diese Splenozyten wurden dann
mit Sp2/0 Zellen (Mausmyelom-Zelllinie, die als Fusionspartner für die Immortalisierung
von Splenozyten verwendet wird) in einem Verhältnis 10 : 1 von Milzzellen
: Sp2/0-Zellen gemischt. Die Sp2/0-Zellen wurden von der ATCC erhalten
und in DME gehalten, das mit 10% fötalem Rinderserum ergänzt war.
Das Zellgemisch wurde dann für
8 Minuten bei 2000 × g
bei Raumtemperatur zentrifugiert. Das Zellpellet wurde in 1 ml 50%
Polyethylenglykol 1000 mol wt (PEG 1000) resuspendiert, gefolgt
von der Zugabe von gleichen Volumina DME in 1 Minuten-Intervallen, bis
ein Endvolumen von 25 ml erhalten wurde. Die fusionierten Zellen
wurden dann wie zuvor pelletiert und mit 3,5 × 106 Milzzellen
pro ml in Wachstumsmedium resuspendiert (50% konditioniertes Medium
von Sp2/0-Zellen,
50% HA-Medium mit 100 ml RPMI 25 ml F.C.S., 100 μg/ml Gentamycin, 4 ml 50 × Hypoxanthin,
Thymidin, Aminopterin (HAT)-Medium, das als gebrauchsfertiges Gemisch
von Sigma Chem. Co., St. Louis, MO) bezogen wurde). Die Zellsuspension
wurde über
Well-Platten (20 μl/Well)
verteilt und bei 37°C,
95% Luftfeuchtigkeit und 5% CO2 inkubiert.
Kolonien der Hybridomzellen (fusionierte Splenozyten und Sp2/0-Zellen)
wurden dann in 24 Well-Platten subkultiviert und nahezu bis zur
Konfluenz angezogen, dann wurde der Überstand des Wachstumsmediums
unter Verwendung eines Standardneutralisierungsassays im Hinblick
auf neutralisierenden monoklonalen Antikörper gegen den RSV-Stamm B9320
untersucht (Beeler und Coelingh, J. Virol. 63: 2941-50 (1988)).
Hybridomzellen von Wells mit einer neutralisierenden Aktivität wurden
in Wachstumsmedium resuspendiert und so verdünnt, dass eine Zelldichte von
0,5 Zellen/100 μl
erhalten wurde, und mit 200 μl/Well in
96 Well-Platten ausplattiert. Dieses Verfahren stellte die Produktion
von Monoklonen (d.h. aus einer einzelnen Zelle hervorgegangene Hybridomzelllinien)
sicher, welche dann erneut im Hinblick auf die Produktion von neutralisierendem
monoklonalem Antikörper
untersucht wurden. Diejenigen Hybridomzelllinien, welche monoklonalen
Antikörper
erzeugten, der den RSV-Stamm B9320, jedoch nicht den RSV-Stamm A2
neutralisieren konnte, wurden anschließend i.p. in Mäuse (106 Zellen pro Maus) injiziert. Zwei Wochen
nach der intraperitonealen Injektion wurde der Maus mit einer 19er
Nadel Ascitesflüssigkeit,
die den neutralisierenden monoklonalen Antikörper gegen den RSV-Stamm B9320
enthielt, entnommen und bei –20°C gelagert.
-
Dieser
monoklonale Antikörper
wurde verwendet, um das RSV-Stamm B9320-Helfervirus nach der in Abschnitt 9.1.
beschriebenen Gewinnung des RSV-Stamms A2 zu neutralisieren. Dies
wurde durchgeführt durch
Verdünnen
des neutralisierenden monoklonalen Antikörpers 1 in 50 geschmolzenem
0,4% (w/v) Agar in MEM (Eagle's
Minimal Essential Medium) mit 1% F.C.S. Dieses Gemisch wurde dann
zu Hep-2-Zellmonolayer gegeben, die mit den Nachkommen der Gewinnungsexperimente
mit einer m.o.i. von 0,1-0,01 p.f.u. pro Zelle infiziert worden
waren. Der monoklonale Antikörper
in der Agarschicht hemmte das Wachstum des RSV-Stamms B9320, ermöglichte jedoch das Wachstum
des RSV-Stamms A2, was eine Plaquebildung durch den A2-Stamm ergab.
Diese Plaques wurden unter Verwendung einer Pasteur-Pipette herausgeholt,
um einen Agarpfropfen oberhalb des Plaques und die infizierten Zellen
in dem Plaque zu entfernen, die Zellen und der Agarpfropfen wurden
in 2 ml EMEM, 1% FBS resuspendiert und freigesetztes Virus wurde
erneut in Gegenwart des monoklonalen Antikörpers auf einem frischen Hep-2-Zellmonolayer einem
Plaqueassay unterzogen, um eine weitere Aufreinigung vom Helfervirus
durchzuführen.
Der zweimal einem Plaqueassays unterzogene Virus wurde dann verwendet,
um Hep-2-Zellen in 24 Well-Platten zu infizieren, und die Nachkommen
hiervon wurden verwendet, um 6 Well-Platten mit einer m.o.i. von
0,1 p.f.u. pro Zelle zu infizieren. Schließlich wurde die Gesamt-RNA
der infizierten Zellen von einem Well einer Six-Well-Platte in einer
RT/PCR-Reaktion eingesetzt, unter Verwendung von Primern für den ersten
Strang und zweiten Strang an jeder Seite der "Markersequenzen" (welche in das Genom des RSV-Stamms
A2 ein gefügt
wurden, um als Mittel zur Erkennung von positiven Ereignissen zu
dienen), wie in Abschnitt 6.2. oben beschrieben wird. Die in der
RT/PCR-Reaktion erzeugte DNA wurde anschließend mit Stu I und Pme I verdaut,
um die "Markersequenzen", die in die cDNA
des RSV-Stamms A2 eingefügt
wurden, positiv zu identifizieren und somit die Validität des Gewinnungsverfahrens zu
etablieren.
-
B. Beispiel: Expression der G- und F-Proteine
des RSV-Subtyps B durch den RSV-Stamm A2
-
Die
folgenden Experimente wurden durchgeführt, um einen chimären RSV
zu erzeugen, der die Antigenpolypeptide von mehr als einem RSV-Stamm
exprimiert. Zwei wichtige Antigensubtypen (A und B) des respiratorischen
Syncytialvirus (RSV) verursachen humane Erkrankungen. Die Glykoproteine
F und G sind die zwei wichtigsten Antigendeterminanten des RSV.
Die F-Glykoproteine der Viren der Subtypen A und B sind schätzungsweise
zu 50% verwandt, während
die Verwandtschaft der G-Glykoproteine erheblich geringer ist, etwa
1 bis 5%. Eine Infektion mit einem RSV-Subtyp A induziert entweder
eine partielle oder keine Resistenz gegen die Replikation eines
Stamms des Subtyps B und umgekehrt. Um vor einer RSV-Infektion zu schützen, werden
sowohl Impfstoffe für
den Subtyp A als auch den Subtyp B benötigt.
-
Der
erste hierin beschriebene Ansatz ist die Herstellung eines infektiösen chimären RSV-cDNA-Klons, der
die Antigene des Subtyps B exprimiert, durch einen Austausch der
G- und F-Region des vorliegenden infektiösen RSV A2 cDNA-Klons durch die G-
und F-Gene des Subtyps B. Der chimäre RSV wäre spezifisch für die Antigene
des Subtyps B. Der zweite hierin beschriebene Ansatz ist die Insertion
des G-Gens des Subtyps B in den vorliegenden A2-cDNA-Klon, sodass
ein Virus die spezifischen Antigene sowohl des Subtyps A als auch
B exprimiert.
-
8.1. Austausch der A2-Gene G und F durch
die G- und F-Gene von B9320
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Die
G- und F-Gene des RSV-Stamms B9320 des Subtyps B wurden mittels
RT/PCR aus B9320 vRNA amplifiziert und für eine Bestimmung der Sequenz
in den Vektor pCRII kloniert. In den für die RT/PCR verwendeten Oligonukleotidprimern
wurde eine BamH I-Stelle geschaffen, um die G- und F-Gene aus dem
Stamm B9320 in die Antigenom-A2-cDNA zu klonieren (4A).
Zuerst wurde ein cDNA-Fragment
von Nukleotid 4326 bis Nukleotid 9387, das die G- und F-Gene des
A2- Stamms enthielt,
in pUC19 (pUCR/H) subkloniert. An den Positionen 4630 (Verbindung
von SH/G) bzw. 7554 (Verbindung von F/M2) wurden mit dem Quickchange-Kit
für die
ortsgerichtete Mutagenese (Stratagene, La Jolla, CA) BgI II-Stellen erzeugt.
Die cDNA von B9320-G- und F, die in den pCR.II-Vektor insertiert
wurde, wurde mit dem Restriktionsenzym BamH I verdaut und dann in
den mit BgI II verdauten pUCR/H subkloniert, bei welchem die Gene
A2-G- und F entfernt worden waren. Der cDNA-Klon mit den durch die
B9320-G- und F-Gene ersetzten A2-G- und F-Genen wurde verwendet, um die
Region der Volllängen-Antigenom-A2-cDNA
von Xho I bis Msc I zu ersetzen. Der erhaltene Antigenom-cDNA-Klon
wurde als pRSVB-GF bezeichnet und wurde verwendet, um Hep-2-Zellen
zu transfizieren, um infektiöses
RSV-GF-Virus zuerzeugen.
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Die
Erzeugung des chimären
RSVB-GF-Virus wurde wie folgt durchgeführt, pRSVB-GF wurde zusammen
mit Plasmiden, welche die Proteine N, P und L codieren, in Hep-2-Zellen
transfiziert, welche mit MVA, einem rekombinanten Vacciniavirus,
das die T7-RNA-Polymerase exprimiert, infiziert worden waren. Die Hep-2-Zellen
wurden einen Tag vor der Transfektion in Sechs-Well-Platten aufgeteilt.
Monolager der Hep-2-Zellen mit einer 60%igen bis 70%igen Konfluenz
wurden mit MVA mit einer m.o.i. von 5 infiziert und bei 35°C für 60 Minuten
inkubiert. Dann wurden die Zellen einmal mit OPTI-MEM (Life Technologies,
Gaithersburg, MD) gewaschen. Bei jeder Platte wurde 1 ml OPTI-MEM
ersetzt und es wurde 0,2 ml Transfektionsmedium zugegeben. Das Transfektionsmedium
wurde hergestellt durch Mischen der fünf Plasmide in einem Endvolumen
von 0,1 ml OPTI-MEM-Medium,
nämlich
0,6 μg RSV-Antigenom-pRSVB-GF,
0,4 μg N-Plasmid,
0,4 μg P-Plasmid und 0,2 μg L-Plasmid.
Dies wurde mit 0,1 ml OPTI-MEM mit 10 μl Lipofec TACE (Life Technologies, Gaithersburg,
MD USA) kombiniert. Nach einer 15-minütigen
Inkubation bei Raumtemperatur wurde DNA/Lipofec TACE zu den Zellen
zugegeben und das Medium wurde einen Tag später durch MEM mit 2% FBS ersetzt.
Die Kulturen wurden weiter für
3 Tage bei 35°C
inkubiert und die Überstände wurden
geerntet. Aliquots der Kulturüberstände wurden
dann für
die Infektion von frischen Hep-2-Zellen verwendet. Nach einer Inkubation
für 6 Tage
bei 35°C
wurde der Überstand
geerntet und die Zellen wurden fixiert und gefärbt durch ein indirektes Meerrettich-Peroxidase-Verfahren
unter Verwendung eines Ziege-Anti-RSV-Antikörpers (Biogenesis, Sandown,
NH), gefolgt von einem mit Meerrettich-Peroxidase verbundenen Kaninchen-Anti-Ziege-Antikörper. Die
mit Virus infizierten Zellen wurden dann durch Zugabe des Substrats
Chromogen (DAKO, Carpinteria, CA, USA) nach den Anleitungen des
Herstellers nachgewiesen. RSV-ähnliche
Plaques wurden in den Zellen nachgewiesen, die mit den Überständen von
mit RSVB-GF transfizierten Zellen infiziert worden waren. Das Virus wurde
weiter zweimal plaquegereinigt und in Hep-2-Zellen amplifiziert.
-
Das
rekombinante RSVB-GF-Virus wurde durch RT/PCR unter Verwendung von
Primern charakterisiert, die für
den RSV-Subtyp B spezifisch waren. Zwei unabhängig voneinander aufgereinigte
rekombinante RSVB-GF-Virusisolate wurden mit einem RNA-Extraktionskit
(Tel-Test, Friendswood, TX) extrahiert und die RNA wurde durch Isopropanol
präzipitiert.
Die RNAs der Virionen wurden mit einem Primer verbunden, der die RSV-Region
von Nukleotid 4468 bis 4492 umfasst, und für 1 Stunde unter Standard-RT-Bedingungen
(10 μl Reaktionen)
unter Verwendung der reversen Transkriptase Superscript (Life Technologies,
Gaithersburg, MD) inkubiert. Aliquots jeder Reaktion wurden unter
Verwendung von Primern, die für
die G-Region des Subtyps B spezifisch sind (CACCACCTACCTTACTCAAGT
und TTTGTTTGTGGGTTTGATGGTTGG) einer PCR unterzogen (30 Zyklen bei
94°C für 30 Sekunden,
55°C für 30 Sekunden
und 27°C
für 2 Minuten).
Die PCR-Produkte
wurden durch Elektrophorese auf einem 1 %igen Agarosegel analysiert
und durch Färbung
mit Ethidiumbromid sichtbar gemacht. Wie in 5 gezeigt
wird, wurde in den RT/PCR-Reaktionen unter Verwendung des RSV A2-Stamms
als Templat kein DNA-Produkt erzeugt. Jedoch wurde in den RT/PCR-Reaktionen
unter Verwendung von RSVB-GF-RNA oder mit dem PCR-Kontrollplasmid
pRSVB-GB-DNA als
Templat das erwartete Produkt mit 254 bp nachgewiesen, was zeigt,
dass das erhaltene Virus die vom B9320-Virus stammenden G- und F-Gene
enthielt.
-
8.2. Expression von B9320G durch das RSV
A2-Virus
-
Das
G-Gen des RSV-Stamms G9320 vom Subtyp B wurde durch RT/PCR aus B9320
vRNA amplifiziert und für
eine Sequenzbestimmung in den Vektor pCRII kloniert. In die PCR-Primer
(GATATCAAGATCTACAATAACATTGGGGCAAATGC und GCTAAGAGATCTTTTTGAATAACTAAGCATG),
die auch Genstart- und Genend-Signale enthielten, wurden zwei BgI
II-Stellen eingefügt.
Das B9320G-cDNA-Insert
wurde mit BgI II verdaut und in die Verbindung zwischen SH/G (Nukleotid
4630) oder F/M2 (Nukleotid 7552) eines A2-cDNA-Subklons kloniert
(4B und 4C).
Das Fragment von Xho 1 bis Msc 1 mit der B9320G-Insertion entweder
in der Region zwischen den Genen SH/G oder F/M2 wurde verwendet,
um die entsprechende Region von Xho I bis Msc I der Antigenom-A2-cDNA
zu ersetzen. Der resultierende RSV-Antigenom-cDNA-Klon wurde als
pRSVB9320G-SH/G oder pRSVB9320G-F/M2 bezeichnet.
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Die
Erzeugung eines RSV A2-Virus, bei dem das B9320G-Gen an der Region
zwischen den Genen F/M2 insertiert war, wurde ähnlich durchgeführt wie
bei der Erzeugung des RSVB-GF-Virus beschrieben wurde. In Kürze, pRSVB9320G-F/M2
wurde zusammen mit Plasmiden, welche die Proteine N, P und L codieren, in
Hep-2-Zellen transfiziert,
die mit einer MVA-Vacciniavirusrekombinante infiziert waren, welche
die T7-RNA-Polymerase exprimiert (Life Technologies, Gaithersburg,
MD). Das Medium der transfizierten Zellen wurde einen Tag nach der
Transfektion durch MEM mit 2% fötalem
Rinderserum (FBS) ersetzt und weiter für 3 Tage bei 35°C inkubiert.
Dann wurden Aliquots der Kulturüberstände (PO)
für die
Infektion von frischen Hep-2-Zellen verwendet. Nach einer Inkubation
für 6 Tage
bei 35°C
wurde der Überstand
geerntet und die Zellen wurden fixiert und durch ein indirektes
Meerrettich-Peroxidase-Verfahren gefärbt, unter Verwendung eines Ziege-Anti-RSV-Antikörpers (Biogenesis)
gefolgt von einem Kaninchen-Anti-Ziege-Antikörper, der mit Meerrettich-Peroxidase
verbunden war. Die mit Virus infizierten Zellen wurden dann durch
Zugabe des Substrats Chromogen (Dako) nachgewiesen. In den Zellen,
die mit den Überständen aus
Zellen infiziert wurden, die mit pRSVB9320G/F/M2 transfiziert worden
waren, wurden RSV-ähnliche
Plaques nachgewiesen.
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Die
Charakterisierung des pRSVB9320G-F/M2-Virus wurde durch RT/PCR unter
Verwendung von B9320G-spezifischen Primern durchgeführt. Ein
erwartetes PCR-Produkt mit 410 bp war in der RT/PCR-Probe sichtbar,
bei der pRSVB9320G-F/M2-RNA
als Templat verwendet wurde, was zeigt, dass das gewonnene Virus
das von B9320 stammende G-Gen enthielt (6).
-
Die
Expression des insertierten RSV B9320-G-Gens wurde durch Northern
Blotting unter Verwendung eines 32P-markierten
Oligonukleotids analysiert, das für die mRNA von A2-G oder B-G
spezifisch war. Aus Hep-2-Zellen wurde 48 Stunden nach einer Infektion
mit Wildtyp-RSVB9320, mit rRSVA2 oder mit rRSVB9320G-F/M2 unter Verwendung
eines RNA-Extraktionskits (RNA Stat-60, Tel-Test) zelluläre Gesamt-RNA
extrahiert. Die RNA wurde auf einem 1,2%igen Agarosegel mit Formaldehyd
einer Elektrophorese unterzogen und auf eine Nylonmembran (Amersham) übertragen.
Ein für
das G-Gen des A2-Stamms spezifisches Oligonukleotid (5'TCTTGACTGTTGTGGATTGCAGGGTTGACTTGACTCCGATCGATCC-3') und ein für das G-Gen
von B9320 spezifisches Oligonukleotid (5'CTTGTGTTGTTGTTGTATGGTGTGTTTOTGATTTTGTATTGATCGATCC-3') wurden durch eine
in Fachkreisen bekannte Kinasereaktion mit 32P-ATP
markiert. Die Hybridisierung der Membran mit einem der 32P-markierten
für das
G-Gen spezifischen Oligonukleotide wurde bei 65°C durchgeführt und es wurde gemäß Standardverfahren
gewaschen. In den mit rRSVB9320G-F/M2 infizierten Hep-2-Zellen wurde sowohl
A2-G- als auch B9320-G-spezifische RNA nachgewiesen. (6B) Diese Ergebnisse zeigen die Subtyp-spezifische
RNA-Expression.
-
Die
Proteinexpression des chimären
rRSVA2(B-G) wurde mittels Immunpräzipitation von 35S-markierten
Lysaten von infizierten Hep-2-Zellen mit der Proteinexpression von
RSV B9320 und rRSV verglichen. Kurz, die mit Virus infizierten Zellen
wurden 14 bis 18 Stunden nach der Infektion gemäß einem im Fachgebiet bekannten
Protokoll mit einem 35S-Promix (100 μCi/ml 35S-Cys und 35S-Met, Amersham, Arlington
Heights, IL) markiert. Die Zellmonolayer wurden mit RIPA-Puffer
lysiert und die Polypeptide wurden entweder mit einem polyklonalen
Antiserum aus Ziegen gegen das durch Detergenz zerstörte RSV
A2-Virus (7, Spuren 1-4) oder mit einem
Antiserum aus Mäusen
gegen nicht zerstörte
B9320-Virionen (7,
Spuren 5-8) immunpräzipitiert.
Die radiomarkierten immunpräzipitierten
Polypeptide wurden auf 10%igen Polyacrylamidgelen mit 0,1% SDS einer
Elektrophorese unterzogen und durch Autoradiographie nachgewiesen.
Durch das Anti-RSV A2-Serum wurden die wesentlichen Polypeptide
des RSV A2-Stamms
immunpräzipitiert,
wohingegen das Anti-B9320-Serum hauptsächlich mit dem G-Protein des
RSV B9320 und dem konservierten F-Protein sowohl vom Subtyp A als
auch vom Subtyp B reagierte. Wie in 7 gezeigt
wird, wurde aus den mit rRSV A2 (B-G) infizierten Zellen (Spur 4)
durch Verwendung eines Antiserums gegen RSV A2 ein Protein immunpräzipitiert, das
mit dem A2-G-Protein identisch ist (Spur 3). Das G-Protein des RSV
B9320-Stamms wurde durch das Anti-A2-Antiserum nicht erkannt. Sowohl
aus den mit B9320 (Spur 6) als auch den mit rRSVA2 (B-G) (Spur 9) infizierten
Zellen wurde unter Verwendung des Anti serums aus Mäusen gegen
B9320-Virionen eine Proteinspezies immunpräzipitiert, die kleiner war
als das A2-G-Protein. Dieses Polypeptid war in den nicht infizierten und
in den mit RSV A2 infizierten Zellen nicht vorhanden und es ist
wahrscheinlich, dass es sich um das für den RSV B9320-Stamm spezifische
G-Protein handelt. Ein Aminosäuresequenzvergleich
der G-Proteine sowohl von RSV A2 als auch von RSV B9320 zeigte,
dass im RSV A2G-Protein zwei zusätzliche
potentielle N-Glykosylierungsstellen
(N-X-S/t) vorliegen, welche unter den verwendeten Bedingungen zu
einer langsameren Migration des A2 G-Proteins beitragen können. Das
F-Protein von RSV B9320 migrierte etwas schneller als das F-Protein
von RSV A2. Auch die P- und M-Proteine zeigten zwischen den zwei
Subtypen des Virus Unterschiede in der Mobilität. Die Identität des Polypeptids
nahe des oberen Teils des Proteingels, das in den mit RSV B9320
und rRSVA2(B-G) infizierten Zellen vorhanden ist, ist nicht bekannt.
Antiseren aus Mäusen
gegen die RSV B9320-Virionen,
welche die N-, P- und M-Proteine nur schlecht erkannten, werden
mit dem Ziegen-Antiserum gegen den RSV A2-Stamm verglichen. Die
oben beschriebenen Daten zeigen deutlich, dass das chimäre rRSV
A2(B-G) sowohl die für
RSV A2 als auch für
RSV B9320 spezifischen G-Proteine exprimiert.
-
8.2.1. Replikation von rekombinantem RSV
in Gewebekultur
-
Rekombinante
RS-Viren wurden dreimal plaquegereinigt und in Hep-2-Zellen amplifiziert.
Die Plaqueassays wurden in Hep-2-Zellen in 12-Well-Platten unter
Verwendung einer Schicht von 1% Methylcellulose und 1 × L15-Medium
mit 2% fötalem
Rinderserum (FBS) durchgeführt.
Nach einer Inkubation bei 35°C
für 6 Tage wurden
die Monolager mit Methanol fixiert und die Plaques wurden durch
Immunfärbung
identifiziert. Die Größe und Morphologie
der rRSV-Plaques waren sehr ähnlich
wie beim Wildtyp-RSV A2 (8). Jedoch
waren die durch rRSVC4G gebildeten Plaques kleiner als die des rRSV
und des Wildtyp A2-Virus. Der einzige genetische Unterschied zwischen
rRSV und rRSVC4 war eine einzelne Nukleotidsubstitution in der RSV-Leader-Region.
Deshalb war die geringere Plaquegröße von rRSV A2(B-G) nicht von
der von rRSVC4G unterscheidbar.
-
Die
Wachstumskurven von rRSV, rRSVC4G und rRSV A2(B-G) wurden mit Wachstumskurven
des biologisch erhaltenen Wildtyp A2-Virus verglichen. Hep-2-Zellen wurden in
T25-Kulturflaschen angezogen und mit rRSV, rRSVC4G, rRSVA2(B-G)
oder mit dem Wildtyp RSV-Stamm A2 mit einer moi von 0,5 infiziert.
-
Nach
einer 1stündigen
Adsorption bei 37°C
wurden die Zellen dreimal mit MEM mit 2% FBS gewaschen und bei 37°C in 5% CO2 inkubiert. In 4-ständigen Intervallen nach der
Infektion wurden 250 μl
des Kulturüberstands
gesammelt und bis zur Virustitration bei –70°C gelagert. Jedes entnommene
Aliquot wurde durch eine gleiche Menge frisches Medium ersetzt.
Der Titer jedes Virus wurde durch einen Plaqueassay auf Hep-2-Zellen
bestimmt und durch Immunfärbung
sichtbar gemacht (siehe oben). Wie in 9 gezeigt
wird, ist die Wachstumskinetik des rRSV der Wachstumskinetik des
Wildtyp A2-Virus sehr ähnlich.
Die maximalen Virustiter wurden bei allen Viren zwischen 48 und
72 Stunden erreicht. Der Virustiter von rRSVC4G war etwa um das
2,4-fache (bei 48 Stunden) und das 6,6-fache (bei 72 Stunden) geringer
als der Virustiter von rRSV und vom Wildtyp A2 RSV. Das schlechte
Wachstum des rRSVC4G kann aufgrund der einzelnen Nukleotidveränderung
in der Leader-Region auftreten. Das chimäre rRSV A2(B-G) zeigte eine
langsamere Kinetik und einen geringeren Peaktiter (9).
-
Erzeuqung eines respiratorischen Syncytialvirus
(RSV)-Impfstoffkandidaten durch Deletion des viralen SH- und M2-ORF2-Gens
-
10.1. M2-2-Deletionsmutante
-
Um
die M2-2-Gene zu deletieren, wurden in einen cDNA-Subklon pET(S/B),
der ein RSV-Restriktionsfragment von 4478 bis 8505 enthielt, an
den RSV-Nukleotiden
8196 bzw. 8430 zwei Hind III-Restriktionsenzymstellen eingefügt. Das
RSV-Restriktionsfragment wurde zuvor durch eine ortsgerichtete Mutagenese
mit Quickchange (Stratagene, La Jolla, CA) hergestellt. Der Verdau
von pET(S/B) mit dem Restriktionsenzym Hind III entfernte eine Sequenz
mit 234 Nukleotiden, welche den Hauptteil des offenen Leserahmens
M2-2 enthielt. Die Nukleotide, welche die ersten 13 Aminosäuren am
N-Terminus des M2-2-Genprodukts codierten, wurden nicht entfernt,
da diese Sequenz mit M2-1 überlappt.
Das cDNA-Fragment,
das die M2-2-Gendeletion enthielt, wurde mit Sac I und BamHI verdaut
und wieder in einen Volllängen-RSV-cDNA-Klon
mit der Bezeichnung pRSVΔM2-2
kloniert.
-
Infektiöses RSV
mit dieser M2-2-Deletion wurde erzeugt durch Transfektion des pRSVΔM2-2-Plasmids
in mit MVA infizierte Hep-2-Zellen, welche die N-, P- und L-Gene
exprimierten. Kurz gesagt, pRSVΔM2-2 wurde
zusammen mit den Plasmiden, welche die Proteine N, P und L codieren,
in Hep-2-Zellen transfiziert, die mit einem rekombinanten Vacciniavirus
(MVA) infiziert worden waren, der die T7-RNA-Polymerase exprimiert. Die
Transfektion und Gewinnung des rekombinanten RSV wurde wie folgt
durchgeführt.
Die Hep-2-Zellen wurden fünf
Stunden oder einen Tag vor der Transfektion in Sechs-Well-Schalen
aufgeteilt. Monolager der Hep-2-Zellen mit einer 70%igen bis 80%igen
Konfluenz wurden mit MVA mit einer moi („multiplicity of infektion”) von 5
infiziert und bei 35°C
für 60
Minuten inkubiert. Dann wurden die Zellen einmal mit OPTI-MEM (Life Technologies,
Gaithersburg, M.D.) gewaschen. Jede Schale wurde durch 1 ml OPTI-MEM
ersetzt und es wurden 0,2 ml Transfektionsmedium zugegeben. Das
Transfektionsmedium wurde durch Mischen von 0,5-0,6 μg des RSV-Antigenoms,
0,4 μg des
N-Plasmids, 0,4 μg
des P-Plasmids und 0,2 μg
des L-Plasmids in einem Endvolumen von 0,1 ml OPTI-MEM-Medium hergestellt.
Dies wurde mit 0,1 ml OPTI-MEM mit 10 μl LipofecTACE (Life Technologies)
kombiniert. Nach einer 15-minütigen Inkubation
bei Raumtemperatur wurde das DNA/LipofecTACE-Gemisch zu den Zellen
zugegeben. Das Medium wurde einen Tag später mit MEM mit 2% FCS ersetzt.
Die Kulturen wurden weiter bei 35°C
für 3 Tage
inkubiert und die Überstände wurden
geerntet. Drei Tage nach der Infektion wurde 0,3-0,4 ml Kulturüberstand
auf frische Hep-2-Zellen passagiert und mit MEM mit 2% FBS inkubiert.
Nach einer Inkubation für
sechs Tage wurde der Überstand
gesammelt und die Zellen wurden fixiert und durch ein indirektes
Meerrettich-Peroxidase-Verfahren
unter Verwendung eines Ziege-Anti-RSV-Antikörpers (Biogenesis) gefolgt
von einem mit Meerrettich-Peroxidase verknüpften Kaninchen-Anti-Ziege-Antikörper gefärbt. Die
mit Virus infizierten Zellen wurden dann durch Zugabe des Substrats
Chromogen (DAKO) gemäß den Anweisungen
des Herstellers nachgewiesen. Das rekombinante RSV, das die M2-2-Gendeletion
enthielt, wurde aus den transfizierten Zellen gewonnen. Die Identifizierung
des rRSVΔM2-2 wurde
unter Verwendung von Primern, welche die deletierte Region flankieren,
mittels RT/PCR durchgeführt. Wie
in 12A gezeigt wird, wurde in den
mit rRSVΔM2-2
infizierten Zellen ein cDNA-Fragment nachgewiesen, das 234 Nukleotide
kürzer
ist als das Fragment des Wildtyp-RSV. In der RT/PCR-Reaktion, die
keine Reverse Transkriptase in der RT-Reaktion enthielt, wurde keine
cDNA nachgewiesen. Dies zeigte, dass das DNA-Produkt von viraler
RNA stammte und nicht von einer Kontamination. Die Eigenschaften
des RSV mit der M2-2-Deletion werden momentan untersucht.
-
10.3. Erzeugung einer SH- und M2-2-Deletionsmutante
-
Aus
dem Volllängen-RSV-cDNA-Konstrukt
wurden durch cDNA-Subklonierung sowohl das SH- als auch das M2-2-Gen
deletiert. Ein Fragment von Sac I bis Bam HI mit der M2-2-Deletion,
das aus dem cDNA-Subklon pET(S/B)ΔM2-2RSV
entfernt wurde, wurde in den pRSVΔSH-cDNA-Klon
kloniert. Das Plasmid pRSVΔSHΔM2-2 mit
der doppelten Gendeletion wurde durch Restriktionsenzym-Mapping überprüft. Wie
in 12B gezeigt wird, ist die SH/M2-2-Doppeldeletionsmutante
kürzer
als die Wildtyp-pRSV-cDNA. Die Gewinnung von infektiösem RSV
mit der SH- und der M2-2-Deletion wurde wie zuvor beschrieben durchgeführt. Das
infektiöse
Virus, bei dem sowohl SH als auch M2-2 deletiert war, wurde aus
transfizierten Hep-2-Zellen erhalten.
-
11. Beispiel: Erzeugung eines humanen
respiratorischen Syncytialvirus (RSV)-Impfstoffkandidaten durch
Deletion eines einzelnen viralen akzessorischen Gens bzw. einer
Kombination viraler akzessorischer Gene
-
Grundprinzip:
-
Das
humane respiratorische Syncytialvirus ist bei Säuglingen im Alter von unter
einem Jahr die Hauptursache für
Pneumonie und Bronchiolitis. Das RSV ist für mehr als eine von fünf stationären Aufnahmen
in die Pädiatrie
aufgrund einer Atemwegserkrankung verantwortlich und verursacht
alleine in den USA 4 500 Todesfälle
jährlich.
Trotz jahrzehntelanger Forschung zur Entwicklung eines wirksamen
Impfstoffs gegen RSV wurde kein sicherer und wirksamer Impfstoffs
erhalten, der die schwere Morbidität und signifikante Mortalität verhindert,
die mit einer RSV-Infektion verbunden ist. Es wurden verschiedene
Ansätze
verwendet, um RSV-Impfstoffkandidaten zu entwickeln: mit Formalin
inaktiviertes Virus, ein Impfstoff aus rekombinanten Untereinheiten
von exprimierten RSV-Glykoproteinen und lebend-attenuiertes Virus.
Vor kurzem hat man sich auf die Erzeugung von lebendattenuierten
RSV-Mutanten für
die RSV-Impfstoffentwicklung konzentriert. In der Vergangenheit
konnte die Erzeugung einer lebend-attenuierten RSV-Mutante nur durch
eine in vitro-Passage und/oder chemische Mutagenese erreicht werden.
Das Virus war entweder zu wenig attenuiert oder zu stark attenuiert
und es war genetisch nicht stabil. Die vorliegende Untersuchung
stellt einen unmittelbaren Ansatz zur Erzeugung von genetisch stabilen,
lebend-attenuierten RSV-Impfstoffen durch Deletion eines einzelnen akzessorischen
Gens bzw. einer Kombination akzessorischer Gene bereit. Gendeletionen
werden als eine sehr mächtige
Strategie zur Attenuierung des RSV betrachtet, da solche Deletionen
keine Reversion durchlaufen und somit erwartet wird, dass die rekombinanten
RSV-Deletionsmutanten
genetisch sehr stabil sind.
-
Das
RSV ist aufgrund seiner Genorganisation unter den Paramyxoviren
einzigartig. Neben den N-, P-, L-, M-, G- und F-Genen, die alle
Paramyxoviren gemeinsam haben, enthält das RSV vier zusätzliche
Gene, welche die fünf
Proteine NS1, NS2, SH, M2-1 und M2-2 codieren. M2-1 und M2-2 werden
aus zwei offenen Leserahmen translatiert, welche in der Mitte der
M2-mRNA überlappen.
M2-1 verstärkt
das mRNA-Transkriptionsprocessing und fungiert durch Erhöhung des
Transkriptionsdurchsatzes an den Verbindungen der Gene auch als
Faktor gegen eine Termination (Collins, P.L. et al., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 93, 81-85 (1996); Hardy R.W. et al., J. Virol. 72,
520-526 (1998)). Jedoch wurde gefunden, dass das M2-2-Protein die
RSV-RNA-Transkription und Replikation in vitro inhibiert (Collins,
P.L. et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93, 81-85 (1996)). Es wurde
berichtet, dass das akzessorische Protein NS1 ein wirksamer Transkriptionsinhibitor
ist (Atreya, P.L. te al., J. Virol. 72, 1452-1461 (1998)). Es ist
gezeigt worden, dass das SH-Gen für das RSV-Wachstum in Gewebekultur
bei einem natürlich
auftretenden Virus und einem rekombinanten RSV mit einer eingefügten SH-Deletion
entbehrlich ist (Bukreyev, A. et al., J. Virol. 71(12), 8973-82
(1997); Karron, R.A. et al., J. Infect. Dis. 176, 1428-1436 (1997)).
Das RSV ohne SH repliziert in vitro ebenso gut wie das Wildtyp-RSV.
Kürzlich
wurde berichtet, dass auch das NS2-Gen deletiert werden kann (Teng,
M.N. et al., J. Virol 73(1), 466-73 (1999); Buchholz, U.J. et al.,
J. Virol. 73(1), 251-9 (1999)). Über
eine Deletion von M2-1, M2-2 und NS1 wurde nichts berichtet, ebenso
wenig wurde über
eine Deletion von mehr als zwei nicht essenziellen Genen berichtet.
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Traditionell
wurden lebend-attenuierte Virusmutanten durch mehrmalige Passage
des RSV bei einer niedrigen Temperatur und/oder durch eine Mutagenese
mit chemischen Reagenzien erzeugt. Die Mutationen werden zufällig eingefügt und es
ist schwierig, den Virusphänotyp
zu erhalten, da sich Revertanten entwickeln können. Die Möglichkeit, Virus aus einer
infektiösen
cDNA herzustellen, macht die Deletion eines Gens oder mehrerer Gene,
die mit der Viruspathogenese in Verbindung stehen, möglich. Eine
Deletion eines einzigens Gens oder eine Deletion in Kombination
mit Mutationen in den anderen viralen Genen (G, F, M, N, P und L) kann
einen stabilen attenuierten RSV- Impfstoff ergeben, der wirksam
vor einer RSV-Infektion schützt.
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11.1. Erzeugung eines humanen respiratorischen
Syncytialvirus (RSV)-Impfstoffkandidaten
durch Deletion des viralen M2-2-Gens
-
Dieses
Beispiel beschreibt die Erzeugung eines rekombinanten RSV, in welchem
durch Entnahme einer Polynukleotidsequenz, welche das M2-2-Gen codiert,
und des codierten Proteins die M2-2-Gen-Expression entfernt wurde.
Das RSV-M2-2-Gen wird durch das M2-2-Gen codiert und der offene
Leserahmen überlappt teilweise über 12 Aminosäuren mit
dem 5'-proximalen
offenen Leserahmen von M2-1 (Collins, P.L. et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 93, 81-85 (1996)). Das erwartete M2-2-Polypeptid enthält 90 Aminosäuren, jedoch
wurde das M2-2-Protein
bisher noch nicht intrazellulär
identifiziert. Das M2-2-Protein reguliert die RNA-Transkription und
-Replikation des RSV in einem Minigenommodellsystem herunter (Collins,
P.L. et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 92, 11563-11567 (1995)).
Die Bedeutung dieses negativen Effekts auf die RNA-Transkription
und -Replikation des RSV im viralen Replikationszyklus ist nicht
bekannt.
-
11.1.1. Gewinnung eines rekombinanten
RSV ohne das M2-2-Gen
-
Um
einen rekombinanten RSV herzustellen, welcher das M2-2-Protein nicht
mehr exprimiert, wurde das M2-2-Gen aus dem elterlichen RSV-cDNA-Klon
deletiert (Jin, H. et al., Virology 251, 206-214 (1998)). Der Antigenom-cDNA-Klon
codiert eine vollständige
Antigenom-RNA des RSV-Stamms A2, die erfolgreich verwendet wurde,
um rekombinantes RSV zu gewinnen. Diese Antigenom-cDNA enthält an Position
4 in der Leaderregion im Antigenom-Strang einen einzigen Nukleotidaustausch
von C nach G. Die Konstruktion des Plasmids pA2ΔM2-2 bezieht ein zweistufiges
Klonierungsverfahren ein. Zwei Hind III-Restriktionsenzymstellen
wurden an Nukleotid 8196 bzw. 8430 der RSV-Sequenz in einen cDNA-Subklon (pET-S/B),
welcher das RSV- cDNA-Fragment von Sac I (Nukleotid 4477) bis BamHI
(Nukleotid 8504) enthielt, unter Verwendung des Mutagenese-Kits
Quickchange (Stratagene) eingefügt.
Der Verdau dieses cDNA-Klons mit dem Restriktionsenzym Hind III
entfernte das Hind III-cDNA-Fragment mit 234 Nukeotiden, welches
das M2-2-Gen enthielt. Das verbleibende Fragment von Sac I- bis BamHI, welches
das M2-2-Gen nicht enthielt, wurde dann in eine Antigenom- RSV-cDNA pRSVC4G
kloniert. Das resultierende Plasmid wurde pA2ΔM2-2 bezeichnet.
-
Um
einen rekombinanten RSV mit einem deletierten offenen Leserahmen
M2-2 zu gewinnen,
wurde pA2ΔM2-2
zusammen mit den Plasmiden, welche die RSV N-, P- und L-Proteine
unter der Kontrolle des T7-Promotors codieren, in Hep-2-Zellen transfiziert,
welche zuvor mit einem modifizierten Vacciniavirus infiziert wurden,
das die T7-RNA-Polymerase codiert (MVA-T7). Nach einer 5-stündigen Inkubation
der transfizierten Hep-2-Zellen bei 35°C wurde das Medium durch MEM
mit 2% FBS ersetzt und die Zellen wurden weiter für 3 Tage
bei 35°C
inkubiert. Die Kulturüberstände der
transfizierten Hep-2-Zellen wurden verwendet, um frische Hep-2-
oder Vero-Zellen zu infizieren, um den gewonnenen Virus zu amplifizieren.
Die Gewinnung von rA2ΔM2-2
wurde angezeigt durch Syncytien-Bildung und wurde durch die positive
Färbung
der infizierten Zellen unter Verwendung eines polyklonalen Anti-RSV
A2-Serums bestätigt.
Gewonnener rA2ΔM2-2
wurde dreimal plaquegereinigt und in Vero-Zellen amplifiziert. Um
zu bestätigen,
dass rA2ΔM2-2
die M2-2-Gendeletion enthielt, wurde virale RNA aus dem Virus extrahiert
und unter Verwendung eines Primerpaars, welches das M2-2-Gen umfasst,
einer RT/PCR unterzogen. Die virale RNA wurde mit einem RNA-Extraktionskit
(RNA STAT-50, Tel-Test, Friendswood, TX) aus dem Kulturüberstand
von mit rA2ΔM2-2
und rA2-infizierten
Zellen extrahiert. Die virale RNA wurde mit Reverser Transkriptase
unter Verwendung eines Primers revers transkribiert, der zum viralen
Genom von Nukleotid 7430 bis Nukleotid 7449 komplementär war. Das
cDNA-Fragment, das das M2-2-Gen umfasst, wurde durch eine PCR mit
dem Primer V1948 (Nukleotid 7486 bis Nukleotid 7515 im Positivstrang)
und dem Primer V1581 (Nukleotid 8544 bis Nukleotid 8525 im Negativstrang)
amplifiziert. Das PCR-Produkt wurde auf einem 1,2%igen Agarosegel
analysiert und durch Ethidiumbromidfärbung sichtbar gemacht. Wie
in 13B gezeigt wird, ergab das Wildtyp-rA2
ein PCR-DNA-Produkt,
das dem erwarteten Fragment mit 1029 Nukleotiden entsprach, wohingegen
das rA2ΔM2-2
ein PCR-Produkt mit 795 Nukleotiden ergab, also 234 Nukleotide kürzer. Die
Erzeugung des RT/PCR-Produkts war vom RT-Schritt abhängig, was zeigt,
dass es von RNA und nicht von einer DNA-Kontamination stammt.
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11.1.2. RNA-Synthese von Ra2ΔM2-2
-
Die
mRNA-Expression von mit rA2ΔM-2
oder rA2 infizierten Zellen wurde durch Northern Blotting-Hybridisierungsanalysen
untersucht. Von den mit rA2ΔM2-2
oder rA2 infizierten Zellen wurde die zelluläre Gesamt-RNA mittels eines
RNA-Extrationskits
(RNA STAT-60, Tel-Test, Friendswood, TX) extrahiert. Die RNA wurde
auf einem 1,2%igen Ararosegel mit Formaldehyd einer Elektrophorese
unterzogen und auf eine Nylonmembran (Amersham Pharmacia Biotech,
Piscataway, NJ) übertragen.
Die Membran wurde mit einer RSV-Gen-spezifischen Ribosonde, die
mit Digoxigenin (Dig) markiert war, hybiridisert. Die hybridisierten RNA-Banden wurden unter
Verwendung eines Dig-Luminescent Nachweis-Kits für Nukleinsäuren (Boehringer Mannheim,
Indianapolis, IN) sichtbar gemacht. Die Hybridisierung der Membranen
mit Ribosonden wurde bei 65°C
durchgeführt,
das Waschen der Membran und der Nachweis des Signals wurden gemäß Standardverfahren
durchgeführt.
Um die RNA-Synthese aus rA2ΔM2-2
und rA2 zu untersuchen, wurde die Akkumulierung der M2-mRNA und
der anderen viralen mRNA-Produkte
in infizierten Vero-Zellen durch Northern Blotting-Hybridisierung
untersucht. Die Hybridisierung des Blots mit einer Probe, die für den offenen
Leserahmen M2-2 spezifisch war, zeigt in den mit rA2ΔM2-2 infizierten
Zellen kein Signal. Stattdessen wurde in den mit rA2ΔM2-2 infizierten
Zellen unter Verwendung einer Ribosonde, die für das M2-1-Gen spezifisch war,
eine kürzere M2-mRNA
nachgewiesen (14A). Diese Beobachtungen
bestätigten,
dass das M2-2-Gen aus rA2ΔM2-2 deletiert
war. Die Akkumulation der neun anderen mRNA-Transkripte des RSV
wurde auch untersucht und man hat gefunden, dass die Mengen von
jeder mRNA zwischen den mit rA2ΔM2-2
und rA2 infizierten Zellen vergleichbar waren. Beispiele von Northern
Blots, die mit N, SH, G und F sondiert wurden, werden auch in 14A gezeigt. Aufgrund der Deletion der
M2-2-Region war auch eine etwas schnellere Migration der bicistronischen
F-M2 mRNA erkennbar.
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Es
wurde zuvor berichtet, dass M2-2-Protein in einem Minigenomreplikationsassay
ein wirksamer negativer Transkriptionsregulator ist. Jedoch schien
die Deletion des M2-2-Gens aus dem Virus die virale mRNA-Produktion
in den infizierten Zellen nicht zu beeinflussen. Um zu bestimmen,
ob die Mengen der viralen Antigenom- und Genom-RNA von rA2ΔM2-2 ebenso
mit rA2 ähnlich
sind, wurde die Menge der in infizierten Vero- und Hep-2-Zellen
erzeugten viralen Genom- und Antigenom-RNA durch Northern-Hybridisierung
untersucht. Die Hybridisierung der infizierten zellulären Gesamt-RNA
mit einer 32P-markierten F- Gen-Ribosonde, die
für die
Negativstrang-Genom-RNA spezifisch war, zeigte, dass in Zellen,
die mit rA2ΔM2-2
infiziert wurden, im Vergleich mit rA2 viel weniger Genom-RNA produziert
wurde (146). Eine zweite Membran wurde
mit einer 32P-markierten F-Gen-Ribosonde
hybridisiert, die für
die Positivstrang-RNA spezifisch war. In den mit rA2ΔM2-2 infizierten
Zellen wurde sehr wenig Antigenom-RNA nachgewiesen, obwohl die Menge der
F-mRNA in den mit rA2ΔM2-2
infizierten Zellen vergleichbar war mit der Menge der F-mRNA in
mit rA2 infizierten Zellen. Deshalb scheint die Synthese des RSV-Genoms
und -Antigenoms aufgrund der Deletion des M2-2-Gens herunterreguliert
zu sein. Diese Herunterregulation war sowohl in Vero- als auch in
Hep-2-Zellen zu sehen, und war somit nicht zelltypabhängig.
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11.1.3. Proteinsynthese von rA2ΔM2-2
-
Da
das mutmaßliche
M2-2-Protein zuvor in mit RSV infizierten Zellen nicht identifiziert
worden war, war es somit notwendig zu zeigen, dass das M2-2-Protein
in der Tat durch RSV codiert und in den infizierten Zellen produziert
wird. Es wurde ein polyklonales Antiserum gegen das M2-2-Fusionsprotein
erzeugt, das in einem bakteriellen Expressionssystem exprimiert
wurde. Um ein Antiserum gegen das M2-2-Protein des RSV zu erzeugen, wurde
ein cDNA-Fragment, das den offenen Leserahmen M2-2 von Nukleotid
8155 bis Nukleotid 8430 codierte, durch PCR amplifiziert und in
den pRSETA-Vektor (Invitrogen, Carlsbad, CA) kloniert. pRSETA/M2-2 wurde
in BL21-Gold(DE3)plyS-Zellen (Stratagene, La Jolla, CA) transformiert
und die Expression des His-markierten M2-2-Proteins wurde durch
IPTG induziert. Das M2-2-Fusionsprotein wurde durch HiTrap-Affinitätssäulen (Amersham
Pharmacia Biotech, Piscataway, NJ) gereinigt und wurde zur Immunisierung
von Kaninchen verwendet. Zwei Wochen nach einer Auffrischungsimmunisierung
wurde den Kaninchen Blut entnommen und das Serum gesammelt.
-
Die
spezifischen, von den infizierten Zellen produzierten viralen Proteine
wurden durch Immunpräzipitation
der Extrakte von infizierten Zellen oder durch Western Blotting
analysiert. Für
eine Immunpräzipitationsanalyse
wurden die infizierten Vero-Zellen 14 bis 18 Stunden nach der Infektion
mit einem 355-Promix (100 μCi/ml 35S-Cys und 35S-Met,
Amersham, Arlington Heights, IL) markiert. Die markierten Zellmonolayer
wurden mit RIPA-Puffer lysiert und die Polypeptide wurden mit einem
polyklonalen Anti-RSV A2-Serum (Biogenesis, Sandown, NH) oder einem
Anti-M2-2-Serum immunpräzipitiert.
Die Immunpräzipitation
der mit rA2 infizierten Vero-Zelllysate mit einem Anti-M-2-2-Antikörper erzeugte
eine Proteinbande mit ungefähr
10 kDa, was die vorhergesagte Größe des M2-2-Polypeptids
ist. Dieses Polypeptid wurde in den mit rA2ΔM2-2 infizierten Zellen nicht
nachgewiesen (15A), was bestätigt, dass
M2-2 ein durch das RSV erzeugtes Proteinprodukt ist und seine Expression
aus rA2ΔM2-2
entfernt wurde. Das Muster der gesamten Polypeptide von rA2ΔM2-2 war vom
Polypeptidmuster von rA2 nicht unterscheidbar. Jedoch wurde mittels
Immunpräzipitation
bemerkt, dass in den mit rA2ΔM2-2
infizierten Vero-Zellen etwas mehr P- und SH-Protein produziert
wurde. Nichtsdestotrotz wurde mittels Western Blotting-Analyse eine
vergleichbare Menge SH in den Zellen produziert, die mit rA2ΔM2-2 oder
rA2 infiziert wurden (15B).
-
Die
immunpräzipitierten
Polypeptide wurden auf 17,5%igen Polyacrylamidgelen mit 0,1% SDS
und 4 M Harnstoff einer Elektrophorese unterzogen und durch Autoradiographie
nachgewiesen. Für
die Western Blotting-Analyse wurden Hep-2- und Vero-Zellen mit rA2ΔM2-2 oder
rA2 infiziert. Zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Infektion wurden
die mit Virus infizierten Zellen in Proteinlysepuffer lysiert und
die Zelllysate wurden auf 17,5%igen Polyacrylamidgelen mit 0,1 SDS
und 4 M Harnstoff einer Elektrophorese unterzogen. Die Proteine
wurden auf eine Nylonmembran übertragen.
Das Immunblotting wurde unter Verwendung eines polyklonalen Antiserums
gegen M2-1, NS1 oder SH durchgeführt,
wie von Jin et al. beschrieben (Jin, H. et al., Embo J. 16 (6),
1236-47 (1997)).
-
Zur
Bestimmung der Kinetik der Proteinsynthese von rA2ΔM2-2 sowohl
in Vero- als auch in Hep-2-Zelllinien wurde ein Western Blotting
verwendet. Die Hop-2-
oder Vero-Zellen wurden mit rA2ΔM2-2 oder
rA2 mit einer moi von 0,5 infiziert und die Zellen wurden zu verschiedenen
Zeitpunkten nach der Infektion geerntet und die Polypeptide auf
einem 17,5%igen Polyacrylamidgel mit 4 M Harnstoff aufgetrennt.
Die Proteine wurden auf eine Nylonmembran übertragen und mit einem polyklonalen
Antiserum gegen die drei akzessorischen Proteine M2-1, NS1 und SH
sondiert. Die Kinetik der Proteinexpression aller drei viralen Proteine war
sowohl in Hep-2- als auch in Vero-Zellen für rA2ΔM2-2 und rA2 sehr ähnlich (15B). Die Synthese des NS1-Proteins wurde
10 Stunden nach der Infektion nachgewiesen, was etwas früher war
als M2-1 und SH, da das NS1-Protein das erste translatierte Gen
ist und in infizierten Zellen ein sehr häufig vorkommendes Proteinprodukt
ist.
-
Eine ähnliche
Kinetik der Proteinsynthese wurde auch beobachtet, wenn die Membran
mit einem polyklonalen Antiserum gegen RSV sondiert wurde (Daten
nicht gezeigt). Vergleichbares M2-1 wurde in den mit rA2ΔM2-2 infizierten
Zellen nachgewiesen, was zeigt, dass die Deletion des offenen Leserahmens
M2-2 die Menge des M2-1-Proteins, das durch die gleiche M2-mRNA
translatiert wird, nicht beeinflusst.
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11.1.4. Wachstumsanalyse von rekombinantem
RSV in Gewebekultur
-
Um
die Plaquemorphologie von rA2ΔM2-2
mit rA2 zu vergleichen, wurden Hep-2- oder Vero-Zellen mit jedem
Virus infiziert und mit einem halbfesten Medium aus 1% Methylcellulose
und 1 × L15-Medium
mit 2% FCS beschichtet. Fünf
Tage nach der Infektion wurden die infizierten Zellen mit einem
Antiserum gegen den RSV A2-Stamm immungefärbt. Die Plaquegröße wurde
durch Messen der Plaques in fotografierten Mikroskopbildern bestimmt.
Die Plaquebildung von rA2ΔM2-2
in Hep-2- und Vero-Zellen wurde mit der Plaquebildung von rA2 verglichen.
Wie in 16 gezeigt wird, bildete rA2ΔM2-2 in Hep-2-Zellen
stecknadelkopfgroße Plaques,
wobei bei rA2ΔM2-2
im Vergleich mit rA2 eine etwa 5-fache Verringerung der Größe der Virusplaques beobachtet
wurde. Jedoch war in den mit rA2ΔM2-2
infizierten Vero-Zellen nur eine leichte Verringerung der Plaquegröße (30%)
zu sehen.
-
Sowohl
in Hep-2- als auch in Vero-Zellen wurde eine Untersuchung der Wachstumskinetik
von rA2ΔM2-2
im Vergleich mit rA2 durchgeführt.
In 6 cm großen
Schalen angezogene Zellen wurden mit rA2 oder rA2ΔM2-2 mit
einer moi von 0,5 infiziert. Nach einer Stunde Adsorption bei Raumtemperatur
wurden die infizierten Zellen dreimal mit PBS gewaschen, das Medium
wurde durch 4 ml OPTI-MEM ersetzt und in einem Inkubator bei 35°C mit 5%
CO2 inkubiert. Zu verschiedenen Zeitpunkten
nach der Infektion wurde 200 μl
Kulturüberstand
gesammelt und bei –70°C bis zur
Virustitration gelagert. Jedes entnommene Aliquot wurde durch die
gleiche Menge an frischem Medium ersetzt. Der Virustiter wurde durch
einen Plaqueassay in Vero-Zellen auf 12-Well-Platten unter Verwendung
einer Schicht von 1% Methylcellulose und 1 × L15-Medium mit 2% FBS bestimmt.
Wie in 17 zu sehen ist, zeigte rA2ΔM2-2 eine
sehr langesame Wachstumskinetik und der Peaktiter von rA2ΔM2-2 war
in Hep-2-Zellen um etwa 2,5-3 log niedriger als der von rA2. In
Vero-Zellen erreichte rA2ΔM2-2
einen Peaktiter, der ähnlich
war wie bei rA2. Um die Virusreplikation in unterschiedlichen Wirtszellen zu
untersuchen, wurde jede in 6-Well-Platten angezogene Zelllinie mit
rA2ΔM2-2
oder rA2 mit einer moi von 0,2 infiziert. Drei Tage nach der Infektion
wurden die Kulturüberstände gesammelt
und das Virus wurde durch einen Plaqueassay quantifiziert. rA2ΔM2-2 wurde
hinsichtlich der Wachstumseigenschaften in verschiedenen Zelllinien
untersucht, die von unterschiedlichen Wirten stammten, wobei die
Herkunft der Gewebe unterschiedlich war (Tabelle 3). In infizierten
Hep-2-, MRC-5- und Hela-Zellen,
alle humanen Ursprungs, wurde eine wesentlich verringerte Replikation
des rA2ΔM2-2
beobachtet, zwei Größenordnungen
geringer als bei rA2. Jedoch war die Replikation von rA2ΔM2-2 in MDBK-
und LLC-MK2-Zellen, die von Rinder- bzw.
-
Resusaffen-Nierenzellen
stammen, nur leicht verringert. Tabelle
3. Replikationsniveau von rA2 M2-2 und rA2 in verschiedenen Zelllinien
Zellinien | Wirt | Herkunft des Gewebes | Virustiter
[log10(pfu/ml)] |
rA2 | rA2
M2-2 |
Vero | Affe | Niere | 6,1 | 6,1 |
Hep-2 | Mensch | Larynx | 6,2 | 4,3 |
MDBK | Rind | Niere | 6,1 | 5,5 |
MRC-5 | Mensch | Lunge | 5,5 | 3,0 |
Hela | Mensch | Zervix | 6,6 | 4,5 |
LLC-MK2 | Affe | Niere | 6,7 | 6,1 |
-
11.1.5. Replikation von rA2ΔM2-2 in Mäusen und
Baumwollratten
-
Die
in vivo-Virusreplikation wurde in 12 Wochen alten Balb/c-Mäusen (Simonsen
Lab., Gilroy, CA) und in Baumwollratten S. Hispidus (Virion Systems,
Rockville, MD) bestimmt, die keine respiratorischen Pathogene aufwiesen.
Mause oder Baumwollratten wurden in Gruppen von 6 Tieren intranasal
unter einer leichten Methoxyfluorananästhesie mit 10
6 pfu
pro Tier in einem 0,1 ml Inokulum mit rA2 oder rA2ΔM2-2 inokuliert.
An Tag 4 nach der Inokulation wurden die Tiere durch Erstickung
mit CO
2 getötet und ihre Nasenmuscheln
und Lungen wurden getrennt entnommen. Die Gewebe wurden homogenisiert
und die Virustiter wurden durch einen Plaqueassay in Vero-Zellen
bestimmt. Um die Immunogenität
und die Schutzwirkung zu beurteilen, wurden drei Gruppen von Mäusen an
Tag 0 intranasal mit rA2, rA2ΔM2-2
oder nur mit Medium inokuliert. Drei Wochen später wurden die Mäuse anästhesiert,
es wurden Serumproben entnommen und es wurde eine Inokulation mit
einem Erreger mit 10
6 pfu des biologisch
erhaltenen Wildtyp-RSV-Stamms
A2 intranasal verabreicht. Vier Tage nach der Herausforderung wurden
die Tiere getötet
und sowohl Nasenmuscheln als auch Lungen wurden entnommen und der
Virustiter wurde durch einen Plaqueassay bestimmt. Die Serumantikörper gegen
den RSV A2-Stamm wurden durch einen 60%-Plaquereduktionsassay (Coates,
H.V. et al., AM. J. Epid. 84: 299-313 (1965)) und durch Immunfärbung der
mit RSV infizierten Zellen bestimmt. Tabelle
4. Replikation von rA2ΔM2-2
und rA2 in Baumwollratten
Virus | Virustiter
(Mittelwert log10 pfu/g Gewebe_SE)a |
| Nasenmuscheln | Lunge |
rA2 | 4,0_0,33 | 5,5_0,12 |
rA2ΔM2-2 | < 1,4 | < 1,4 |
- a Gruppen von sechs
Baumwollratten wurden an Tag 0 intranasal mit 106 pfu
des angegebenen Virus immunisiert. Es wurde das Ausmaß der infizierten
Virusreplikation an Tag 4 durch einen Plaqueassay in den angegebenen
Proben bestimmt, und es wurde der Mittelwert log10 Titer_Standardfehler
(SE) pro Gramm Gewebe bestimmt.
-
Um
das Ausmaß der
Attenuierung und die Immunogenität
von rA2ΔM2-2
zu bewerten, wurde die Replikation von rA2ΔM2-2 in den oberen und unteren
Atemwegen von Mäusen
und Baumwollratten untersucht. Gruppen von 6 Baumwollratten wurden
mit 106 pfu rA2ΔM2-2 oder rA2 intranasal inokuliert.
Die Tiere wurden 4 Tage nach Inokulation getötet, ihre Nasenmuscheln und
Lungengewebe wurden entnommen, homogenisiert und das Ausmaß der Virusreplikation
in diesen Geweben wurde durch einen Plaqueassay bestimmt. rA2ΔM2-2 zeigte
eine Verringerung der Replikation sowohl in den Nasenmuscheln als
auch in den Lungen der infizierten Baumwollratten von mindestens
2 log (siehe Tabelle 4). In Baumwollratten, die mit rA2ΔM2-2 infiziert wurden,
wurde keine Virusreplikation nachgewiesen, wohingegen sowohl in
den oberen als auch unteren Atemwegen der Baumwollratten ein hohes
Ausmaß an
Wildtyp rA2-Virusreplikation nachgewiesen wurde. Die Attenuierung
von rA2ΔM2-2
wurde auch in Mäusen
beobachtet. Der geometrische durchschnittliche Titer der Virusreplikation
und der Standardfehler, der von den zwei Experimenten erhalten wurde,
wird in Tabelle 5 gezeigt. Eine rA2ΔM2-2-Replikation wurde nur bei
einer oder zwei von 12 infizierten Mäusen nachgewiesen. Die Replikation
war begrenzt, bei einer Verdünnung
von 10–1 der
Gewebehomogenste wurden nur wenige Plaques beobachtet. Trotz der
eingeschränkten
Replikation in Mäusen
induzierte rA2ΔM2-2
eine signifikante Resistenz gegenüber einer Herausforderung mit
Wildtyp-A2-RSV (Tabelle 5). Wenn Mäuse, die zuvor mit rA2ΔM2-2 oder rA2
inokuliert wurden, intranasal mit einer Dosis von 106 pfu
Wildtyp-A2-Stamm inokuliert wurden, war in den oberen und unteren
Atemwegen der Mäuse
keine Wildtyp A2-Virusreplikation nachzuweisen. Somit war rA2ΔM2-2 gegen
eine Herausforderung mit Wildtyp-A2-Virus völlig protektiv.
-
Ebenso
wurde die Immunogenität
von rA2ΔM2-2
untersucht. Zwei Gruppen von Mäusen
wurden mit rA2ΔM2-2
oder rA2 infiziert, und drei Wochen später wurden Serumproben gesammelt.
Der Serumneutralisationstiter wurde durch einen 50%-Plaquereduktionstiter
bestimmt. Der Neutralisationstiter bei den mit rA2ΔM2-2 infizierten
Mäusen
war vergleichbar mit dem Neutralisationstiter bei rA2, beide besaßen bei
einer 1:16 Verdünnung
einen 60%-Plaquereduktionstiter. Das von den mit rA2ΔM2-2 infizierten
Mäusen
erhaltene Serum konnte auch RSV-Plaques immunfärben, was bestätigt, dass
in den mit rA2ΔM2-2
infizierten Mäusen RSV-spezifische Antikörper gebildet
wurden. Tabelle
5. Replikation von rA2ΔM2-2
und rA2 in Mäusen
und Schutz gegen eine Herausforderung mit Wildtyp-RSV A2
Immunisierung | Virusreplikationa | RSV A2-Replikation
nach Herausforderungb |
Virus | (Mittelwert
log10 pfu/g Gewebe_SE) | (Mittelwert
log10 pfu/g Gewebe_SE) |
| Nasenmuscheln | Lunge | Nasenmuscheln | Lunge |
rA2 | 3,72_0,33 | 4,0_0,13 | < 1,4 | < 1,4 |
rA2ΔM2-2 | < 1,4 | < 1,4 | < 1,4 | < 1,4 |
Kontrolle | < 1,4 | < 1,4 | 3,53_0,17 | 4,10_0,13 |
- a Gruppen von 12
Balb/c-Mäusen
wurden an Tag 0 intranasal mit 106 pfu des
angegebenen Virus immunisiert. Das Ausmaß an infiziertem Virus in den
angegebenen Geweben wurde durch einen Plaqueassay an Tag 4 bestimmt,
und es wurde der Mittelwert log10 Titer_Standardfehler
(SE) pro Gramm Gewebe bestimmt.
- b Gruppen von 6 Balb/c-Mäusen wurden
an Tag 21 intranasal mit 106 pfu RSV A2
verabreicht, und 4 Tage später
getötet.
Die Replikation von Wildtyp-RSV A2 in den angegebenen Geweben wurde
durch einen Plaqueassay bestimmt, und es wurde der Mittelwert log10 Titer_Standardfehler (SE) pro Gramm Gewebe
bestimmt.
-
Die
zwei Antigen-Subtypen A und B des RSV zeigen bezüglich des M2-2-Proteins ein hohes
Maß an Konservierung,
was auf eine funktionelle Bedeutung des M2-2-Proteins hinweist.
Eine Transkriptionsanalyse von rA2 und rA2ΔM2-2 ergab im Rahmen des vorliegenden
Beispiels wichtige Befunde. Obwohl die Transkriptionsniveaus der
Gesamt-mRNA für
beide Viren im Wesentlichen gleich waren, ergab eine Northern Blotting-Analyse
bei rA2ΔM2-2
im Vergleich mit Widltyp-rA2 eine dramatische Verringerung der Virusgenom-
und Antigenom-RNA. Dieser Befund steht im Gegensatz zu dem, was
bezüglich
der negativen Transkriptionsregulation des M2-2-Proteins in einem
Minigenomsystem berichtet wurde. Es scheint somit, dass die funktionale Rolle
von M2-2 im Lebenszyklus des Virus komplizierter ist als zuvor gedacht.
Nichtsdestotrotz schien die Verringerung der Menge von Genom und
Antigenom des rA2ΔM2-2
die Virusausbeuten in infizierten Vero-Zellen nicht zu beeinflussen.
-
Der
Befund, dass rA2ΔM2-2
in unterschiedlichen Zelllinien eine hinsichtlich des Wirtsspektrums
beschränkte
Replikation aufwies, gab einen guten Hinweis darauf, dass eine Deletion
eines nicht essenziellen Gens ein gutes Mittel ist, um eine Mutante
für ein
bestimmtes Wirtsspektrum zu erzeugen, was für Impfstämme ein sehr wichtiges Merkmal
sein kann. rA2ΔM2-2
replizierte in mehreren Zelllinien humanen Ursprungs nicht gut,
aus diesen Zelllinien wurde eine geringere Virusausbeute erzeugt.
Jedoch war das Ausmaß der
Proteinsynthese in Hep-2-Zellen ähnlich
wie in Vero-Zellen, die große
Mengen des rA2ΔM2-2
erzeugten. Dies zeigt, dass der Mangel bezüglich der Virusfreisetzung
wahrscheinlich wegen einem Defekt in einem späteren Stadium auftrat, wahrscheinlich
während
des Viruszusammenbaus.
-
Der
Befund, dass das Virus ohne M2-2 in Vero-Zellen gut wächst und
in den oberen und unteren Atemwegen von Mäusen und Baumwollratten eine
Attenuierung aufweist, stellt neue Vorteile für eine Impfstoffentwicklung
dar. Die in den Atemwegen von Nagern verringerte Replikation beeinflusste
die Immunogenität
und den Schutz gegen eine Herausforderung mit einer Wildtyp-Virusreplikation nicht,
was zeigt, dass das Virus ohne M2-2 als guter Impfstoff für eine Verwendung
beim Menschen dienen kann. Die Natur der M2-2-Deletionsmutation,
welche eine Deletion von 234 Nukleotiden betrifft, stellt eine Art
der Mutation dar, die gegenüber einer
Reversion höchst
unempfindlich ist.
-
11.5. Erzeugung eines humanen respiratorischen
Syncytialvirus (RSV) Impfstoffkandidaten durch Deletion der viralen
M2-2 und SH-Gene
-
Dieses
Beispiel beschreibt die Herstellung eines rekombinanten RSV, in
dem die Expression der zwei RSV-Gene M2-2 und SH durch Entnahme
der Polynukleotidsequenzen, welche die M2-2- und SH-Gene codieren,
und ihre codierten Proteine entfernt wurde. Wie zuvor beschrieben
wurde, ist das M2-2- oder SH-Gen für die RSV-Replikation in vitro
entbehrlich. Es ist möglich,
dass die Deletion von zwei akzessorischen Genen ein rekombinantes
RSV mit einem anderen attenuierten Phänotyp erzeugt. Das Ausmaß der Attenuierung durch
die Deletion von zwei Genen kann erhöht oder verringert sein.
-
Das
SH- und das M2-2-Gen wurde aus dem Volllängen-RSV-cDNA-Konstrukt durch
cDNA-Klonierung deletiert. Ein Fragment von Sac I bis BamH I, das
die M2-2-Deletion
in dem pET(S/B)-Subklon enthielt, wie zuvor beschrieben, wurde durch
Verdau mit den Restriktionsenzymen Sac I und BamH I entfernt und
wurde in den Volllängen-Antigenom-RSV-cDNA-Klon
kloniert, der die SH-Gendeletion enthielt (pA2ΔSH). Das resultierende Plasmid,
das die Deletion von SH und M2-2 enthielt, wurde als pA2ΔSHΔM2-2 bezeichnet.
Die Deletion von SH und M2-2 im Plasmid pA2ΔSHΔM2-2 wurde durch Restriktionsenzym-Mapping
bestätigt.
-
Die
Erzeugung einer rA2ΔSHΔM2-2-Mutante
wurde durchgeführt,
wie zuvor beschrieben wurde (siehe Abschnitt 7). Das rekombinante
RSV, das die Deletion des SH- und des M2-2-Gens enthielt (rA2ΔSHΔM2-2), wurde
aus mit MVA infizierten Zellen gewonnen, die mit pAΔSHΔM2-2 zusammen
mit drei Plasmiden, die das N-, P- bzw. L-Protein exprimierten,
cotranfiziert wurden. Die Gewinnung einer infektiösen RSV-Deletionsmutante
wurde durch Syncytien-Bildung angezeigt und durch Immunfärbung mit
einem Antikörper
gegen RSV bestätigt.
-
Die
Deletion der SH- und M2-2-Gene im rA2ΔSHΔM2-2 wurde durch RT/PCR unter
Verwendung von zwei Sätzen
von Primern bestätigt,
die das SH-Gen bzw. das M2-2-Gen flankieren. Die mRNA-Expression
aus Zellen, die mit rA2ΔSHΔM2-2 oder
rA2 infiziert wurden, wurde wie zuvor beschrieben durch Northern
Blotting-Hybridisierungsanalysen
untersucht. Sowohl die SH- als auch die M2-2-mRNA wurde in den Zellen,
die mit rA2ΔSHΔM2-2 infiziert
wurden, unter Verwendung einer Probe, die für das SH-Gen oder das M2-2-Gen spezifisch
war, nicht nachgewiesen.
-
Die
Tatsache, dass zwei RSV-Gene (SH und M2-2) aus dem RSV deletiert
werden können,
zeigt dass das SH- und das M2-2-Protein für die RSV-Replikation entbehrlich
sind. Im Gegensatz zu rA2ΔSHΔM2-2, das in
Hep-2-Zellen sehr kleine Plaques bildete, wies rA2ΔSHΔM2-2 eine
größere Plaquegröße als rA2ΔM2-2 auf (19).
-
In
Vero-Zellen wurde eine Untersuchung der Wachstumskinetik von rA2ΔSHΔM2-2 im Vergleich
mit rA2 durchgeführt.
Die in 6 cm großen
Schalen angezogenen Zellen wurden mit rA2 oder rA2ΔSHΔM2-2 mit einer
moi von 0,2 infiziert. Wie in 22 zu
sehen ist, zeigte rA2ΔSHΔM2-2 eine
langsamere Wachstumskinetik und der Peaktiter war um etwa 1,5 log
niedriger als der Peaktiter von rA2. Dies zeigte, dass rA2ΔSHΔM2-2 in Gewebekultur
attenuiert ist.
-
Um
das Ausmaß der
Attenuierung von rA2ΔSHΔM2-2 zu bewerten,
wurde die Replikation von rA2ΔSHΔM2-2 in den
unteren Atemwegen von Mäusen
untersucht.
-
Gruppen
von 6 Mäusen
wurden mit 10
6 pfu rA2ΔSHΔM2-2 oder rA2 intranasal inokuliert.
Die Tiere wurden 4 Tage nach der Inokulation getötet, ihre Nasenmuscheln und
Lungengewebe wurden entnommen, homogenisiert und das Ausmaß der Virusreplikation
in diesen Geweben wurde durch einen Plaqueassay bestimmt. rA2ΔSHΔM2-2 zeigte
in den Lungen der infizierten Mäuse
eine um etwa 2 log verringerte Replikation (Tabelle 11). Diese Daten
zeigen, dass rA2ΔSHΔM2-2 in Mäusen attenuiert
ist, obwohl das Ausmaß der
Attenuierung nicht so signifikant ist wie bei rA2ΔM2-2. Tabelle
11. Replikation von rA2ΔSHΔM2-2 und
rA2 in Mäusen
Virus | Virustiter
in der Lunge (Mittelwert log10 pfu/g Gewebe_SE) |
rA2 | 4,2_0,08 |
rA2ΔSHΔM2-2 | 2,4_1,2 |
- a Gruppen von sechs
Mäusen
wurden an Tag 0 intranasal mit 106 pfu des
angegebenen Virus immunisiert. Das Ausmaß der infizierten Virusreplikation
an Tag 4 wurde durch einen Plaqueassay auf den angegebenen Geweben
bestimmt und es wurde der Mittelwert log10 Titer_Standardfehler
(SE) pro Gramm Gewebe bestimmt.
-
11.6. Erzeugung eines humanen respiratorischen
Syncytialvirus (RSV)- Impfstoffkandidaten
durch Deletion der viralen M2-2- und NS1-Gene
-
Dieses
Beispiel beschreibt die Herstellung eines rekombinanten RSV, in
dem die Expression der beiden anderen RSV-Gene NS1 und M2-2 durch
Entnahme der Polynukleotidsequenzen, die das NS1- und M2-2-Gen codieren,
und ihre codierten Proteine entfernt wurde. Wie zuvor beschrieben,
ist das NS1- und das M2-2-Gen alleine für die RSV-Replikation in vitro
entbehrlich. Dieses Beispiel bietet ein anderes Verfahren zur Attenuierung
durch Deletion von zwei akzessorischen Genen aus dem RSV.
-
Das
NS1- und das M2-2-Gen wurde durch cDNA-Klonierung aus dem Volllängen-RSV-DNA-Konstrukt entfernt.
Ein Fragment von Xma I bis Avr II, das die NS1-Deletion im pET(X/A)-Subklon
enthielt, wurde durch einen Verdau mit den Restriktionsenzymen Xma
I und Avr II entfernt und in den Volllängen-RSV-Antigenom-cDNA-Klon kloniert, der die
M2-2-Gendeletion enthielt (pA2ΔM2-2).
Das resultierende Plasmid, das sowohl die Deletion von NS1 als auch
von M2-2 enthielt, wurde pA2ΔNS1ΔM2-2 bezeichnet.
Die Deletion von NS1 und M2-2 im Plasmid pA2ΔNS1ΔM2-2 wurde durch Restriktionsenzym-Mapping
bestätigt.
-
Die
Erzeugung einer rA2ΔNS1ΔM2-2-Mutante
wurde wie zuvor beschrieben durchgeführt (siehe Abschnitt 11.2).
Ein rekombinantes RSV mit der Deletion der beiden Gene NS1 und M2-2
wurde aus mit MVA infizierten Zellen gewonnen, die mit pA2ΔNS1ΔM2-2 zusammen
mit drei Plasmiden, die das N-, P- bzw. 1-Protein codieren, cotransfiziert
worden waren. Die Gewinnung eines infektiösem RSV wurde durch Syncytien-Bildung
angezeigt und durch Immunfärbung
mit einem Antikörper
gegen RSV bestätigt.
Die Identifizierung des gewonnenen rA2ΔNS1ΔM2-2 wurde durch RT/PCR unter
Verwendung eines Primerpaars, das das NS1-Gen und das M2-2-Gen flankiert,
bestätigt.
-
Die
Replikation von rA2ΔNS1ΔM2-2 in Gewebekultur
in Zelllinien und in kleinen Tiermodellen wird untersucht. Vorläufige in
vitro-Daten zeigten, dass rA2ΔNS1ΔM2-2 in Gewebekulturzellen
stark attenuiert ist, und dass rekombinantes RSV mit der Deletion
des NS1- und des M2-2-Gene stärker
attenuiert ist als rA2ΔSHΔM2-2.
-
11.7. Erzeugung eines humanen respiratorischen
Syncytialvirus (RSV)- Impfstoffkandidaten
durch Deletion der viralen NS2- und M2-2-Gene
-
Dieses
Beispiel beschreibt die Herstellung eines rekombinanten RSV, in
dem die Expression der beiden anderen RSV-Gene NS2 und M2-2 durch
Entnahme der Polynukleotidsequenzen, die das NS2- und das M2-2-Gen
codieren, und ihrer codierten Proteine entfernt wurde. Wie zuvor
beschrieben, ist das NS2- oder das M2-2-Gen für die RSV-Replikation in vitro
entbehrlich. Es ist möglich,
dass die Deletion von zwei akzessorischen Genen des RSV ein rekombinantes
RSV mit einem anders attenuierten Phänotyp erzeugt.
-
Das
NS2- und das M2-2-Gen wurde aus dem Volllängen-RSV-cDNA-Konstrukt durch cDNA-Klonierung
deletiert. Ein Fragment von Xma I bis Avr II, das die NS2-Deletion
im pET(X/A)-Subklon enthielt, wurde durch einen Verdau mit den Restriktionsenzymen
Xma I und Avr II entfernt und in den Volllängen-RSV-Antigenom-cDNA-Klon kloniert, der die
M2-2-Gendeletion enthielt (pA2ΔM2-2).
Das resultierende Plasmid, das sowohl die Deletion von NS2 als auch
von M2-2 enthielt, wurde pA2ΔNS2ΔM2-2 bezeichnet.
Die Deletion von NS2 und M2-2 im Plasmid pA2ΔNS2ΔM2-2 wurde durch Restriktionsenzym-Mapping
bestätigt.
-
Die
Erzeugung einer rA2ΔNS2ΔM2-2-Mutante
wurde wie zuvor beschrieben durchgeführt (siehe Abschnitt 7). Rekombinantes
RSV, das die Deletion der NS2- und
M2-2-Gene enthielt (rA2ΔNS2ΔM2-2) wurde aus
mit MVA infizierten Zellen gewonnen, die mit pA2ΔNS2ΔM2-2 zusammen mit drei Plasmiden,
die das N-, P- bzw.
1-Protein exprimierten, cotransfiziert wurden. Die Gewinnung von
infektiösem
RSV wurde durch Syncytien-Bildung angezeigt und durch Immunfärbung mit
einem Antikörper
gegen RSV bestätigt.
Die Identifizierung des gewonnenen rA2ΔNS2ΔM2-2 wurde durch RT/PCR unter
Verwendung von zwei Primerpaaren, die das NS2- bzw. M2-2-Gen flankieren,
bestätigt.
-
Die
mRNA-Expression von Zellen, die mit rA2ΔNS2ΔM2-2 oder rA2 infiziert wurden,
wurde durch Northern Blotting-Hybridisierungsanalysen untersucht.
Wie in 23 gezeigt wird, wurde unter
Verwendung einer Sonde, die spezifisch für das NS2-Gen oder das M2-2-Gen
war, in den Zellen, die mit rA2ΔNS2ΔM2-2 infiziert wurden,
weder NS2- noch M2-2-mRNA nachgewiesen. Ein vergleichbares Expressionslevel
der NS1- und SH-mRNA wurde in den Zellen beobachtet, die mit rA2ΔNS2ΔM2-2 infiziert
wurden. Northern Blotting-Daten bestätigten, dass die Expression
sowohl von NS2 als auch von M2-2 in rA2ΔNS2ΔM2-2 entfernt wurde.
-
In
Vero-Zellen wurde eine Untersuchung der Wachstumskinetik von rA2ΔNS2ΔM2-2 im Vergleich
mit rA2 durchgeführt.
Die in 6 cm großen
Schalen angezogenen Zellen wurden mit rA2 oder rA2ΔNS2ΔM2-2 mit einer
moi von 0,2 infiziert. Wie in
24 zu
sehen ist, zeigte rA2ΔNS2ΔM2-2 eine
sehr langsame Wachstumskinetik und der Peaktiter war etwa 10-fach
geringer als der von rA2. Um die Virusreplikation in verschiedenen Wirtszellen
zu analysieren, wurde jede in 6-Well-Platten
angezogene Zelllinie mit rA2ΔNS2ΔM2-2 oder
rA2 mit einer moi von 0,2 infiziert. Drei Tage nach der Infektion
wurden die Kulturüberstände gesammelt
und das Virus wurde durch einen Plaqueassay quantifiziert. rA2ΔNS2ΔM2-2 wies
im Vergleich mit rA2 in Vero-Zellen eine mehrfache Verringerung
des Virustiters auf. Aber in Hep-2, MDBK-, Hela-, MRC5- und LLC-MK2-Zellen
wurde eine Verringerung des Virustiters um etwa 2-3 log beobachtet
(Tabelle 12). Deshalb weist die Replikation von rA2ΔNS2ΔM2-2 einen
wesentlichen Effekt des Wirtsspektrums auf, was ein Zeichen für eine Attenuierung
ist. Tabelle
12. Wachstumsvergleich von rA2ΔNS2/M2-2
und rA2 in verschiedenen Zelllinien
| Virustiter
[log10 pfu/ml] |
Zellinien | rA2 | rA2ΔNS2/M2-2 |
Vero | 6,4 | 5,7 |
Hep-2 | 6,7 | 3,5 |
MDBK | 6,7 | 3,7 |
MRC-5 | 5,9 | 2,0 |
Hela | 6,5 | 2,9 |
LLC-MK2 | 6,7 | 4,8 |
-
Die
in vivo-Replikation von rA2ΔNS2ΔM2-2 wurde
in 4 Wochen alten Baumwollratten bestimmt, die kein respiratorisches
Pathogen aufwiesen. Gruppen von 5 Baumwollratten wurden intranasal
unter einer leichten Methoxyfluorananästhesie mit 10
5 pfu
pro Tier in einem 0,1 ml Inokulum mit rA2 oder rA2ΔNS2ΔM2-2 inokuliert.
An Tag 4 nach der Inokulation wurden die Tiere durch CO
2-Erstickung
getötet
und ihre Nasenmuscheln und Lungen wurden einzeln entnommen. Die
Gewebe wurden homogenisiert und die Virustiter wurden durch einen
Plaqueassay in Vero-Zellen bestimmt. Wie in Tabelle 13 gezeigt wird,
wurde in den oberen und unteren Atemwegen der Baumwollratten, die
mit rA2ΔNS2ΔM2-2 infiziert
wurden, keine Virusreplikation nachgewiesen. Dies zeigte, dass die
Deletion des NS2- und des M2-2-Gens das RSV schwerwiegend attenuierte. Somit
könnte
dieses rekombinante RSV mit der NS2- und M2-2-Deletion als guter
Impfstoffkandidat für
die Verwendung beim Menschen dienen. Tabelle
13. Replikation von rA2ΔNS2/M2-2
und rA2 in Baumwollratten
Virus | Virustiter
(Mittelwert log10 pfu/g Gewebe_SE)a |
| Nasenmuscheln | Lunge |
rA2 | 2,30_0,26 | 4,23_0,10 |
rA2ΔM2-2 | < 1,4 | < 1,4 |
- a Gruppen von fünf Baumwollratten
wurden an Tag 0 intranasal mit 105 pfu des
angegebenen Virus immunisiert. Das Ausmaß der infizierten Virusreplikation
an Tag 4 wurde durch einen Plaqueassay auf den angegebenen Proben
bestimmt, und es wurde der Mittelwert log10 Titer_Standardfehler
(SE) pro Gramm Gewebe bestimmt.
-
Insgesamt
wurden 11 unterschiedliche Gendeletionsmutanten (nicht alle in Übereinstimmung
mit der Erfindung) erhalten, wie in Tabelle 17 zusammengefasst wird.
Vier akzessorische RSV-Gene sind entweder einzeln oder in Kombination
deletiert worden. Diese verschiedenen Deletionsmutanten zeigen eine
unterschiedliche Plaquebildung und unterschiedliche Wachstumseigenschaften.
Es wurde eine gute Übereinstimmung
zwischen der Plaquegröße in vitro
und der Attenuierung in vivo gezeigt. Diese verschiedenen RSV-Deletionsmutanten
stellen eine breite Auswahl für
eine Verwendung als mögliche
RSV- Impfstoffkandidaten zur Verfügung. Tabelle
17. Zusammenfassung der RSV-Gendeletionsmutanten
Virus | Zurückgewonnen |
ΔM2-2 | Ja |
ΔSH | Ja |
ΔNS1 | Ja |
ΔNS2 | Ja |
ΔM2-2ΔSH | Ja |
ΔM2-2ΔNS1 | NDa |
ΔM2-2ΔNS2 | Ja |
ΔNS1ΔNS2 | Ja |
ΔSHΔNS1 | Ja |
ΔSHΔNS2 | Ja |
ΔSHΔNS1ΔNS2 | Ja |
- aND Nicht bestimmt.
Die Replikation von ΔM2-2ΔNS1 wurde
in Gewebekultur nicht nachgewiesen.
-
13. Beispiel: Das chimäre respiratorische Syncytialvirus
(RSV) des Subtyps A mit den Glykoproteinen des Subtyps B und das
RSV ohne M2-2-Gen sind in Grünen
Meerkatzen attenuiert
-
13.1. Einleitung
-
In
dieser Untersuchung wurde rA2ΔM2-2
hinsichtlich seiner Attenuierung, Immunogenität und Schutzwirkung gegen eine
nachfolgende Herausforderung mit Wildtyp-RSV in Afrikanischen Grünen Meerkatzen
bewertet. Die Replikation von rA2ΔM2-2
war sowohl in den oberen als auch unteren Atemwegen der infizierten
Meerkatzen mehr als 1000fach eingeschränkt und induzierte Serumtiter
eines neutralisierenden Anti-RSV-Antikörper, die etwas niedriger waren
als die Titer, die durch Wildtyp-rA2 induziert wurden. Wenn mit rA2ΔM2-2 infizierte
Meerkatzen mit dem Wildtyp-A2-Virus herausgefordert wurden, war
die Replikation des herausfordernden Virus in den oberen Atemwegen
ungefähr
100-fach und in den unteren Atemwegen ungefähr 45 000-fach verringert.
Um das rA-GBFB weiter
zu attenuieren, wurde der offene Leserahmen M2-2 aus dem rA-GBFB entfernt. Wie
in Hinblick auf rA2ΔM2-2
beschrieben wurde, war rA-GBFBΔM2-2 auf
ein Wachstum in Hep-2-Zellen begrenzt und war in Baumwollratten
attenuiert. rA2 und rA-GBFB,
die eine Deletion des M2-2-Gens aufweisen, könnten eine bivalente RSV-Impfstoff zusammensetzung
für einen
Schutz gegen mehrere Stämme
der zwei RSV-Subtypen
darstellen.
-
Afrikanische
Grüne Meerkatzen
(AGM, „African
Green Monkey") wurden
als nicht humanes Primatenmodell zur Bewertung der Attenuierung,
Immunogenität
und Schutzwirkung von RSV- Impfstoffkandidaten bewertet. Wir zeigten,
dass das rA2 sowohl in den oberen als auch unteren Atemwegen von
Grünen
Meerkatzen mit hohen Titern replizierten, wohingehen rA2ΔM2-2 und
rA-GBFB in den Atemwegen
der Meerkatzen kaum replizierten. Sowohl rA2ΔM2-2 als auch rA-GBFB induzierten neutralisierende Antikörper, welche
die Tiere vor einer experimentellen Herausforderung schützten.
-
13.2. Material und Methoden
-
Zellen und Viren
-
Monolayerkulturen
von Hep-2- und Vero-Zellen (erhalten von der American Type Culture
Collection, ATCC) wurden in MEM („Minimal Essential Medium") mit 5% fötalem Rinderserum
(FBS) gehalten. Die Wildtyp-RSV-Stämme A2 und B9320 wurden von
der ATCC erhalten und in Vero-Zellen angezogen. Das modifizierte
Vacciniavirus Ankara (MVA-T7), das die Bakteriophagen T7-RNA-Polymerase
exprimiert, wurde in CEK-Zellen angezogen.
-
Konstruktion eines chimären cDNA-Klons
-
Das
Wildtyp-RSV B9320 wurde in Vero-Zellen angezogen und die virale
RNA wurde aus dem Kulturüberstand
der infizierten Zellen extrahiert. Ein cDNA-Fragment mit den G-
und F-Genen des RSV B9320 wurde durch RT/PCR unter Verwendung der
folgenden Primer ATCAGGATCCACAATAACATTGGGGCAAATGCAACC und CTGGCATTCGGATCCGTTTTATGTAACTATGAGTTG
erhalten (die für
die Klonierung gestalteten BamH 1-Stellen sind kursiv und die 69320-spezfiischen
Sequenzen sind unterstrichen). Die Restriktionsenzymstellen für BamH I
wurden stromaufwärts
der Genstart-Sequenz von G und stromabwärts der Genend-Sequenz von F eingebaut.
Das PCR-Produkt wurde zuerst in den T/A-Klonierungsvektor (Invitrogen)
eingefügt
und die Sequenzen wurden durch DNA-Sequenzierung bestätigt. Das
BamH I-Restriktionsfragment mit der G- und F-Genkassette von B9320
wurde dann durch die eingefügten
BgI II-Stellen bei Nukleotid 4655 (stromaufwärts des Genstartsignals von
G) und bei bei Nukleotid 7552 (stromabwärts des Genendsignals von F)
in einen RSV-cDNA-Subklon pRSV(R/H) übertragen, der die RSV-Sequenzen
von Nukleotid 3426 bis Nukleotid 9721 enthielt. Das Einfügen dieser
zwei BgI II-Stellen wurde durch eine PCR-Mutagenese unter Verwendung
des Quickchange Mutagenese-Kits (Stratagene, La Jolla, CA) durchgeführt. Die
Restriktionsenzyme BamH I und BgI II besitzen kompatible Enden,
eine Ligation zerstört
jedoch beide Restriktionsstellen. Das Restriktionsfragment von Xho
I (Nukleotid 4477) bis BamH I (Nukleotid 8498) mit dem G- und F-Gen
von B9320 wurde dann in den infektiösen RSV-Antigenom-cDNA-Klon
pRSVC4G (Jin et al., 1998) befördert.
Die chimäre Antigenom-cDNA
wurde mit pRSV-GBFB bezeichnet.
Um das M2-2-Gen aus pRSV-GBFB zu
entfernen, wurde das Fragment von Msc I (Nukleotid 7692) bis BamH
I (Nukleotid 8498) aus rA2ΔM2-2
mit der M2-2-Deletion (Jin et al., 2000a) in pRSV-GBFB eingefügt.
Der chimäre
cDNA-Klon ohne M2-2-Gen wurde pRSV-GBFBΔM2-2 genannt.
-
Gewinnung von rekombinantem
RSV
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Die
Gewinnung von rekombinantem RSV aus cDNA wird hierin beschrieben.
Kurz gesagt, Hep-2-Zellenin 6-Well-Platten mit einer Konfluenz von
80% wurden mit MVA mit einer moi von 5 pfu/Zellen für 1 Stunde infiziert
und dann wurden Volllängen-Antigenom-Plasmide
(pRSV-GBFB oder
pRSV-GBFBΔM2-2) zusammen mit
Plasmiden, welche die RSV-Proteine N, P und L exprimieren, unter
Verwendung des LipofecTACE-Reagenz (Life Technologies, Gaithersburg,
MD) transfiziert. Nach einer Inkubation der transfizierten Zellen
bei 35°C
für 3 Tage
wurden die Kulturüberstände für 6 Tage
in Vero-Zellen passagiert, um das gewonnene Virus zu amplifizieren.
Die gewonnenen rekombinanten Viren wurden durch drei aufeinanderfolgende
Plaquereinigungen biologisch kloniert und weiter in Vero-Zellen
amplifiziert. Das aus den mit pRSV-GBFB transfizierten Zellen gewonnene Virus wurde
rA-GBFB bezeichnet
und das aus den mit pRSV-GBFBΔM2-2 transfizierten
Zellen wurde mit rA-GBFBΔM2-2 bezeichnet.
Der Virustiter wurde durch einen Plaqueassay bestimmt und die Plaques wurden
durch Immunfärbung
unter Verwendung eines polyklonalen Anti-RSV A2-Serums (Biogenesis,
Sandown, NH) sichtbar gemacht.
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Charakterisierung des Virus
-
Die
Expression der viralen RNA von jedem gewonnenen chimären RSV
wurde durch Northern Blotting analysiert. Aus den mit Virus infizierten
Zellen wurde 48 Stunden nach der Infektion die gesamte zelluläre RNA extrahiert.
Der RNA-Blot wurde mit einer mit γ32P-ATP-markierten Oligonukleotidsonde, die
für das
F-Gen von B9320 spezifisch ist (GAGGTGAGGTACAATGCATTAATAGCAAGATGGAGGAAGA),
oder mit einer γ-32P-ATP-markierten
Sonde, die für
das F-Gen von A2 spezifisch ist (CAGAAGCAAAACAAAATGTGACTGCAGTGAGGATTGTGGT),
hybridisiert. Um die G-mRNA der chimären Viren nachzuweisen, wurden
die RNA-Blots mit einer 190 Nukleotide langen Ribosonde, die für das G-Gen
von B9320 spezifisch ist, oder einer 130 Nukleotide langen Ribosonde,
die für
das G-Gen von A2 spezifisch ist, hybridisiert. Beide Ribosonden
wurden mit α-32P-CTP markiert. Die Hybridisierung wurde
bei 65°C
in Express Hyb-Lösung
(Clontech, Palo Alto, CA) über
Nacht durchgeführt.
Die Membranen wurden bei 65°C
unter stringenten Bedingungen gewaschen und gegenüber einem
Film exponiert.
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Spezifische
virale Proteine aus den infizierten Zellen wurden durch Immunpräzipitation
der Extrakte der infizierten Zellen oder durch Western Blotting
analysiert. Um die viralen Proteine einer Immunpräzipitation zu
unterziehen, wurden Vero-Zellen mit Virus mit einer moi von 1,0
infiziert und von 14 Stunden bis 18 Stunden nach der Infektion mit
einem 35S-Promix (100 μCi/ml 35S-Cys
und 35S-Met, Amersham, Arlington Heigths,
IL) markiert. Die markierten Zellmonolayer wurden mit RIPA-Puffer
lysiert und die Polypeptide wurden durch ein polyklonales Ziege-Anti-RSV A2-Serum
(Biogenesis, Sandown, NH) oder durch einen polyklonalen Antikörper gegen
das M2-2-Protein immunpräzipitiert.
Die immunpräzipitierten
Polypeptide wurden auf einem SDS-PAGE einer Elektrophorese unterzogen
und durch Autoradiographie nachgewiesen. Für die Western Blotting-Analyse
wurden die mit Virus infizierten Vero-Zellen in Proteinlysepuffer
lysiert und die Proteine wurden auf einem 12%igen SDS-PAGE aufgetrennt.
Die Proteine wurden auf eine Nylonmembran übertragen und es wurde ein Immunblotting
durchgeführt,
wie hierin beschrieben, unter Verwendung eines monoklonalen Antikörpers gegen
das G-Protein von
B9320 oder eines monoklonalen Antikörpers gegen das G-Protein von
A2 (Sorch und Park, 1987, J. Med. Virol. 22: 345-356).
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Das
Wachstum des chimären
RSV in vitro wurde mit dem Wachstum der Wildtyp-Rekombinante A2 (rA2)
und von rA2ΔM2-2
verglichen. Eine Analyse des Wachstumszyklus wurde sowohl in Hep-2-Zellen
als auch in Vero-Zellen durch geführt.
Die in 6 cm großen
Schalen angezogenen Zellen wurden mit jedem Virus mit einer moi
von 0,01 oder 0,1 infiziert. Nach 1 Stunde Adsorption bei Raumtemperatur
wurden die infizierten Zellmonolayer dreimal mit PBS gewaschen und
mit 4 ml Opti-MEM bei 35°C
in einem Inkubator mit 5% CO2 inkubiert.
Zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Infektion wurden 200 μl des Kulturüberstands
gesammelt und bei –70°C für die Virustitration
gelagert. Jedes entfernte Aliquot wurde durch eine gleiche Menge
frisches Medium ersetzt. Der Virustiter wurde durch einen Plaqueassay
in Vero-Zellen auf 12 Well-Platten unter Verwendung einer Schicht
von 1% Methylcellulose und 1 × L15-Medium
mit 2% FBS bestimmt.
-
Virusreplikation in Baumwollratten
-
Die
Virusreplikation in vivo wurde in Baumwollratten S. Hispidus bestimmt,
die keine respiratorischen Pathogene aufwiesen. Gruppen von 12 Baumwollratten
wurden intranasal unter einer leichten Methoxyfluorananästhesie
mit 105,5 pfu Virus pro Tier in einem 0,1
ml Inokulum inokuliert. An Tag 4 nach der Inokulation wurden sechs
Tiere durch eine CO2-Erstickung getötet und
ihre Nasenmuscheln und Lungen wurden getrennt entnommen. Die Gewebe
wurden homogenisiert und die Virustiter wurden durch einen Plaqueassay
in Vero-Zellen bestimmt. Drei Wochen später wurden die verbleibenden
6 Tiere anästhesiert,
ihre Serumproben wurden gesammelt und es wurde intranasal als Herausforderung
eine Inokulation von 106 pfu des biologisch erhaltenen Wildtyp-RSV-Stamms
A2 oder B9320 verabreicht. Vier Tage nach der Herausforderung wurden
die Tiere getötet
und es wurden sowohl die Nasenmuscheln als auch die Lungen entnommen,
homogenisiert und der Virustiter durch einen Plaqueassay bestimmt.
Die neutralisierenden Serumantikörper
gegen den RSV-Stamm A2 oder B9320 wurden durch einen 50%-Plaquereduktionsassay
bestimmt (Coates et al., 1966, Am. J. Epidemiol. 83(2): 299-313).
-
Virusreplikation in Afrikanischen Grünen Meerkatzen
(„African
green monkey")
-
Der
rekombinante RSV wurde im Hinblick auf die Replikation, Immunogenität und Schutzwirkung
in Afrikanischen Grünen
Meerkatzen (Cercopithecus aethiops) bewertet. Die Meerkatzen mit
einem durchschnittlichen Alter von 4,2 Jahren und einem Körpergewicht
im Bereich von 2,2 bis 4,3 kg, die von St. Kitts erhalten wurden,
wurden in der ersten Untersuchung (Untersuchung A) verwendet, um
die Replikation von rA2 mit Wildtyp-A2 zu vergleichen. In der zweiten
Untersuchung (Untersuchung B) wurden Afrikanische Grüne Meerkatzen mit
einem Alter im Bereich von 5,3 bis 8,4 Jahren und einem durchschnittlichen
Körpergewicht
von 4,15 kg verwendet. Keine der Meerkatzen besaß nachweisbare neutralisierende
Serumantikörper
gegen RSV B9320 oder A2 (Titer < 1:10).
Gruppen von 4 Meerkatzen wurden entweder mit Wildtyp-A2, rA2, rA2ΔM2-2, Wildtyp 9320
oder rA-GBFB sowohl
durch den intranasalen als auch intratrachealen Weg mit einer Dosis
von 105,5 pfu in einem 1,0 ml Inokulum an
jeder Stelle inokuliert. Nach der Inokulation wurden täglich für 12 Tage
von jeder Meerkatze unter einer Telazol-Anästhesie
Nasopharyngeal (NP)-Tupfer gesammelt, und an den Tagen 3, 5, 7 und
10 nach der Infektion wurde eine Trachealspülung (BAL) gesammelt (Kakuk
et al., 1993, J. Infect. Dis. 167(3): 553-561). An Tag 28 nach der
Infektion wurden von jeder infizierten Meerkatze Serumproben gesammelt,
und die Meerkatzen wurden entweder mit Wildtyp-A2 oder B9320 sowohl
an den intranasalen als auch intratrachealen Stellen mit einer Dosis
von 105,5 pfu in einem 1,0 ml Inokulum herausgefordert.
Die Replikation des herausfordernden Virus in den oberen und unteren
Atemwegen der Meerkatzen wurde durch Quantifizierung des Virus bestimmt,
der in die Proben der NP und der Trachealspülung abgegeben wurde. Die NP-Proben wurden
täglich
für 10
Tage und die BAL-Proben wurden an den Tagen 3, 5, 7 und 10 nach
der Herausforderung gesammelt. Vierzehn Tage nach der Herausforderung
mit dem Wildtypvirus wurden Serumproben für die Messung der neutralisierenden
RSV-Antikörper
durch den 50%-Plaquereduktionsassay unter Verwendung von Wildtyp-A2
oder B9320-Viren gesammelt. Die in die NP- und BAL-Proben abgegebenen
Viren wurden durch einen Plaqueassay unter Verwendung von Vero-Zellen
quantifiziert.
-
13.3. Ergebnisse
-
Konstruktion von cDNA und Gewinnung eines
chimären
RSV A/B-Virus
-
Zuvor
stellten wir eine infektiöse
Antigenom-cDNA her, die den Wildtyp-RSV-Stamm A2 codiert und das Derivat davon,
das eine Deletion des M2-2-Gens trägt. Hier werden diese cDNAs
durch Ersetzen des G- und des F-Gens des A2-Stamms mit denjenigen
von B9320 modifiziert, um chimäre
Viren zu erzeugen, welche die Antigene des RSV-Subtyps B exprimieren.
Die Genstart- und Genend-Sequenzen sind zwischen den zwei RSV-Subtypen
hochkonserviert. Deshalb umfassen die vollständigen G- und das F-Gene von
B9320 ihre eigenen Genstart- und Genend- Signale und wurden in das A2-cDNA-Gerüst übertragen
(26). Die für
das G- und F-Gen
von B9320 codierende cDNA wurde durch RT/PCR erhalten und durch
Sequenzanalyse bestätigt.
Die konstruierte chimäre
cDNA wurde mit pRSVA-GBFB bezeichnet.
pRSVA-GBFBΔM2-2 wurde
durch Deletion des M2-2-Gens aus pRSVA-GBFB konstruiert.
Das M2-Gen mit der Deletion des offenen Leserahmens M2-2 von rA2ΔM2-2 wurde
durch die einzigen Msc I- und BamH I-Restriktionsenzymstellen in
pRSVA-GBFB eingefügt. Beide
chimären
Viren (rA-GBFB und
rA-GBFBΔM2-2) wurden
aus cDNA unter Verwendung des zuvor beschriebenen Gewinnungssystems
erhalten. Die gewonnenen rekombinanten Viren wurden plaquegereinigt und
in Vero-Zellen amplifiziert.
-
Charakterisierung der rekombinanten
chimären
Viren in vitro
-
Die
Expression der Subtyp-spezifischen Proteine durch die chimären Viren
wurde durch Northern Blotting und Western Blotting analysiert. Unter
Verwendung von Stamm-spezifischen Sonden wurden B9320-spezifische
G- und F-mRNAs in den Zellen nachgewiesen, die mit rA-GBFB und rA-GBFBΔM2-2
infiziert wurden ( 27A). Das M2-2-Gen
wurde in den mit rA-GBFBΔM2-2 infizierten
Zellen nicht nachgewiesen, was bestätigt, dass das M2-2-Gen aus
diesem chimären
Virus deletiert war. Die Expression der für den Stamm B9320 spezifischen
Proteine der zwei chimären
Viren wurde auch mit der Expression von rA, rA2ΔM2-2 und Wildtyp B9320 verglichen
(27B). Das F1-Protein von rA-GBFB und rA-GBFBΔM2-2 zeigte
die gleiche Rate der Migrationsmobilität wie B9320, beide wanderten
schneller als das F1-Protein von A2. Eine Western Blotting-Analyse
unter Verwendung von Stamm-spezifischen monoklonalen Antikörpern bestätigte, dass
das G-Protein des Subtyps B durch rA-BBFB und rA-GBFBΔM2-2
exprimiert wurde (27B). Ein Western
Blotting unter Verwendung eines polyklonalen Antikörpers, der
für das
M2-2-Protein spezifisch
war, bestätigte
weiter die Entfernung des M2-2-Gens in rAΔM2-2 und rA-GBFBΔM2-2.
-
Die
Replikation der chimären
Viren rA-GBFB und
rA-GBFBΔM2-2 wurde
sowohl in Hep-2- als auch in Vero-Zellen mit der Replikation von
rA2 und rA2ΔM2-2
verglichen (28). In Vero-Zellen, die mit
einer moi von 0,1 infiziert waren, erreichten sowohl rA-GBFB als auch rA-GBFBΔM2-2 ähnliche
Peaktiter wie die Titer, die beim Wildtyp-rA2 bzw. rA2ΔM2-2 zu sehen
waren. Bei einer niedrigeren moi von 0,01 war der Peaktiter von rA-GBFB im Vergleich
mit rA2 leicht verringert, das Ausmaß der Replikation von rA-GBFBΔM2-2 war
im Vergleich mit rA-GBFB etwa
10-fach niedriger. In Hep-2- zeigte rA-GBFB Zellen bei einer moi von 0,1 im Vergleich
mit Wildtyp-A2 einen etwas geringeren Peaktiter, wohingegen die
Replikation von rA-GBFBΔM2-2 etwa
100-fach niedriger war. Bei einer moi von 0,01 war der Peaktiter
von rA-GBFB im Vergleich
mit rA2 etwa 10-fach niedriger und der Peaktiter von rA-GBFBΔM2-2
war 100-fach niedriger. Deshalb zeigte rA-GBFBΔM2-2
auch in Hep-2-Zellen eine
beschränkte
Replikation, ähnlich
wie bei rA2ΔM2-2
beobachtet wurde, wohingegen die Replikation in Vero-Zellen weniger
beeinträchtigt
war.
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Replikation von chimärem RSV
in Baumwollratten
-
Baumwollratten
sind sowohl für
eine Infektion des Subtyps A als auch des Subtyps B des RSV anfällig. Es
wurden die Replikationsniveaus von rA-GBFB und rA-GBFBΔM2-2
in den Nasenmuscheln und Lungen von Baumwollratten mit rA2, rA2ΔM2-2 und
Wildtyp-B9320 verglichen (Tabelle 21). Die Replikation von rA-GBFB war in den Nasenmuscheln
unterhalb der Nachweisgrenze durch einen Plaqueassay, die Replikation
im Lungengewebe war im Vergleich mit dem Wildtyp B9320 um etwa 3,6
log10 und im Vergleich mit rA2 um etwa 2,0 log10 verringert. Die Replikation von rA2ΔM2-2 wurde
in den Nasenmuscheln nicht nachgewiesen und war in der Lunge im
Vergleich mit rA2 um 1,6 log niedriger. Die Entferung von M2-2 aus
rA-GBFB attenuierte
das chimäre
Virus weiter. Weder in den Nasenmuscheln noch in den Lungen von
Baumwollratten, die mit rA-GBFBΔM2-2 infiziert
wurden, wurde eine Virusreplikation nachgewiesen.
-
Obwohl
rA-GBFB und rA-GBFBΔM2-2 in Baumwollratten
attenuiert waren, induzierten beide chimären Viren eine Immunität gegenüber RSV,
die ausreichte, um die Tiere vor einer Herausforderung zu schützen (Tabelle
21). Der Serumspiegel der neutralisierendem Anti-RSV-Antikörper, der
durch rA-GBFB induziert
wurde, war bezogen auf den durch den Wildtyp B9320 induzierten Serumspiegel
2,85-fach niedriger. Die durch rA-GBFBΔM2-2
im Serum induzierten neutralisierenden Anti-RSV-Antikörper waren
im Vergleich mit den durch B9320 induzierten Antikörpern ungefähr 4 mal
niedriger und 1,5 mal niedriger als die durch rA-GBFB induzierten Antikörper. Der Serumspiegel der
neutralisierenden Anti-RSV-Antikörper, die
durch rA2ΔM2-2
induziert wurden, war im Vergleich mit rA2 ebenso ungefähr 2-fach
niedriger.
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Replikation von Wildtyp-RSV und rA2ΔM2-2 in Afrikanischen
Grünen
Meerkatzen (AGM)
-
Um
die RSV-Attenuierung und Immunogenität bei Primaten zu untersuchen,
wurde die Replikation von rekombinantem RSV weiter in Afrikanischen
Grünen
Meerkatzen untersucht. In der Untersuchung A wurde die Replikation
von rekombinantem A2 und Wildtyp-A2-Virus in den Atemwegen von Grünen Meerkatzen
untersucht. Meerkatzen, die bezüglich
RSV Serum-negativ waren, wurden mit 5,5 log10 pfu
rA2 oder Wildtyp-A2 intranasal und intratracheal infiziert und die
Virusabgabe wurde sowohl in den oberen als auch unteren Atemwegen über einen
Zeitraum von 12 Tagen überwacht.
Wie in Tabelle 22 gezeigt wird, replizierte rA2 sowohl in den oberen
als auch unteren Atemwegen der Meerkatzen gut. rA2 erreichte einen
Peaktiter von 4,18 bzw. 4,28 log10 pfu/ml
an jeder Stelle, und das Virus wurde über den gleichen Zeitraum abgegeben
wie das Wildtyp-A2-Virus
(Tabelle 22, Untersuchung A), obwohl der Peaktiter von rA2 in den
Atemwegen der Meerkatzen etwas geringer war als derjenige, der bei
Wildtyp-A2-Virus
erhalten wurde. Nachdem das hohe Replikationsniveau von rA2 in Meerkatzen
bestätigt
war, wurde rA2ΔM2-2
im Hinblick auf seine Attenuierung, Immunogenität und Schutzwirkung in Meerkatzen
bewertet. In einer separaten Untersuchung (Untersuchung B, Tabelle 22)
zeigte rA2ΔM2-2
im Vergleich mit rA2 sowohl im Nasen-Rachen-Raum als auch in der
Luftröhre
ein stark verringertes Replikationsniveau. Der Peaktiter im Nasen-Rachen-Raum
wies eine Verringerung von 3,1 log10 auf,
während
der Peaktiter in der Luftröhre
um 3,25 log10 verringert war. Trotz des
viel geringeren Replikationsniveaus in den Atemwegen induzierte
rA2ΔM2-2
eine wesentliche Menge an neutralisierenden Anti-RSV-Antikörpern im
Serum. Der durch rA2ΔM2-2
induzierte Antikörpertiter
war 3 Wochen nach der Infektion etwa 4-fach niedriger als der durch
rA2 induzierte Titer (Tabelle 23). Wenn eine Herausforderung mit
einem Wildtyp-A2-Virus durchgeführt
wurde, bot rA2ΔM2-2 in den oberen Atemwegen
einen teilweisen Schutz, und in den unteren Atemwegen von immunisierten
Meerkatzen einen nahezu vollständigen
Schutz gegen die Wildtyp-RSV-Replikation. Die mit rA2 inokulierten
Meerkatzen waren sowohl in den oberen als auch unteren Atemwegen
vollständig
geschützt
(Tabelle 23). Obwohl rA2ΔM2-2
in den Atemwegen von immunisierten Meerkatzen keinen vollständigen Schutz
bot, verringerte er die Virusabgabe um 5 Tage. Zwei Wochen nach
der Herausforderung näherte
sich der Serumspiegel der neutralisierenden Anti-RSV-Antikörper der
mit rA2ΔM2-2
infizierten Meerkatzen dem durch rA2 induzierten Spiegel an.
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Replikation von chimärem rA-GBFB und Wildtyp B9320 in Afrikanischen Grünen Meerkatzen
(AGM)
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Das
Replikationsniveau des chimären
rA-GBFB wurde mit
dem Replikationsniveau des Wildtyps B9320 verglichen. Meerkatzen,
die bezüglich
RSV Serumnegativ waren, wurden durch eine intranasale und intratracheale
Tropfinfusion mit 5,5 log10 pfu rA-GBFB oder B9320 inokuliert.
Die Proben des Rachenabstrichs und der Trachealspülung wurden über 12 Tage
für die
Quantifizierung des Virus gesammelt. B9320 replizierte mit einem
Ausmaß,
das ähnlich
war wie das Ausmaß des
Wildtyp A2-Virus (Tabelle 22). Der Peaktiter von rA-GBFB war in den Atemwegen der infizierten Meerkatzen
im Vergleich mit dem Peaktiter von B9320 etwa 1000-fach verringert.
Die mit rA-GBFB infizierten
Tiere gaben Virus für
einen kürzeren
Zeitraum ab als diejenigen, die mit B9320 infiziert wurden. Trotz
der wesentlich attenuierten Replikation stellte rA-GBFB bei einer Herausforderung mit Wildtyp B9320
einen vollständigen
Schutz bereit. Weder in den oberen noch den unteren Atemwegen der Meerkatzen,
die zuvor mit rA-GBFB immunisiert
worden waren, wurde ein herausfordernder bzw. Wildtyp-Virus nachgewiesen.
(Tabelle 23). In Übereinstimmung
mit dem Ausmaß des
Schutzes, der in den mit rA-GBFB immunisierten
Meerkatzen zu sehen war, war der Serumspiegel der neutralisierenden
Anti-RSV-Antikörper
bei diesen Meerkatzen im Vergleich mit dem bei den mit Wildtyp B9320
infizierten Tieren beobachteten Serumspiegel nur geringfügig verringert
(ungefähr
2-fach). Der Serumspiegel der neutralisierenden Anti-RSV-Antikörper, induziert
durch rA-GBFB, wurde
durch nachfolgende Infektionen mit Wildtyp-RSV erhöht.
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13.4. Diskussion
-
Um
die Impfstoffentwicklung für
den RSV-Subtyp B voranzutreiben, wurde ein rekombinanter A2-Virus als
Vektor verwendet, um die RSV-Oberflächenantigene des Subtyps B
zu exprimieren. Das chimäre
Virus sollte eine ausgewogene Immunreaktion auslösen und einen Schutz gegen
eine Infektion mit einem RSV des Subtyps B bereitstellen. Als ein
Ansatz zur Exprimierung von Antigenen des RSV-Subtyps B konstruierten wir unterschiedliche
chimäre
Viren, in welchen die G- und F-Gene des A2-Stamms vollständig durch
die G- und F-Gene des B9320-Stamms ersetzt waren. Das chimäre RSV wurde
dann weiter attenuiert unter Verwendung einer Strategie, die zur
Attenuierung des A2-Virus entwickelt wurde.
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Das
gewonnene chimäre
RSV (rA-GBFB) replizierte
in Vero-Zellen effizient, jedoch war das Wachstum in Hep-2-Zellen
im Vergleich mit rA2 5- bis 10-fach verringert. rA-GBFB war sowohl in den oberen als auch unteren
Atemwegen von Baumwollratten attenuiert. Um zu bestimmen, ob die
Attenuierung von rA-GBFB wirtsspezifisch
war, wurde dieses chimäre
Virus weiter in Afrikanischen Grünen
Meerkatzen bewertet, die genetisch enger mit dem Menschen verwandt
sind als Nager. Eine RSV-Infektion in Meerkatzen ist weniger gut
charakterisiert und der beschriebene Peaktiter liegt in einem breiten
Bereich (Crowe et al., 1996, J. Infect. Dis. 173: 829-839); (Kakuk
et al., 1993, J. Infect.Dis. 167: 553-561). Deswegen wurde die RSV-Infektion
bei den Meerkatzen zuerst unter Verwendung von Wildtypviren untersucht.
Es wurde gezeigt, dass Subtyp A und Subtyp B des RSV in Afrikanischen
Grünen
Meerkatzen beide gleich gut replizieren und dass die Virustiter,
die von den oberen und unteren Atemwegen der Meerkatzen erhalten
wurden, vergleichbar sind mit Virustitern, die bei infizierten Schimpansen
beobachtet wurden (Crowe et al., 1994, Vaccine 12: 783-790). Wenn
rA-GBFB in Meerkatzen
bewertet wurde, zeigte es eine durchschnittliche Verringerung des
Peaktiters von 3,0 log10 in den oberen Atemwegen
und eine Verringerung von 2,59 log10 in
den unteren Atemwegen.
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Das
Ausmaß der
Attenuierung von rA-GBFB in
Meerkatzen stimmte mit den in Baumwollratten beobachteten Ausmaßen überein.
Jedoch unterscheidet sich dieses Ergebnis etwas von dem Ergebnis,
das bezüglich
eines kürzlich
beschriebenen chimären
RSV berichtet wurde, in welchem die G- und F-Gene von A2 durch die
Gene des RSV B1-Stamms ersetzt wurden (rAB1, Whitehead et al., 1999,
J. Virol. 73: 9773-80). Obwohl rAB1 und rA-GBFB in Baumwollratten ähnlich attenuiert sind, war
rAB1 in Schimpansen nicht attenuiert. Im Gegensatz zu rA-GBFB replizierte rAB1
sowohl in den oberen als auch unteren Atemwegen von Schimpansen
besser als Wildtyp-RSV B1 (Whitehead et al., 1999, J. Virol. 73:
9773-80). Ein Teil dieser Diskrepanz kann durch die Halbtoleranz
von Schimpansen gegenüber
einer RSV-Infektion mit Wildtyp des Subtyps B erklärt werden. Es
besteht aber die Möglichkeit,
dass rA-GBFB aufgrund
der Unterschiede in den Oberflächenantigenen
des Subtyp B-Stamms oder durch Konstellationseffekte, wenn diese
Antigene in einen A2-Hintergrund eingefügt werden, stärker attenuiert
ist als rAB1. Deshalb scheint die Chimärisierung von eng verwandten
unterschiedlichen heterologen Proteinen unterschiedliche Phänotypen
ergeben zu können. Über mehrere
Paramyxoviren ist berichtet worden, dass die Chimärisierung
von Oberflächenantigenen
ein attenuiertes Virus ergibt. Ein chimäres Masernvirus, worin die
HN- und F-Proteine durch das G-Protein des VSV ersetzt wurden, war
bezüglich der
Replikation in vitro höchst
eingeschränkt
(Spielhofer et al., 1998, J. Virol. 72: 2150-2159). Ein chimäres Rinderpest-Virus,
worin die F- und H-Proteine durch die heterologen Oberflächenproteine
eines nahe verwandten Virus („pestedes-petits-ruminants") ersetzt wurden,
war in vitro attenuiert, was durch langsames Viruswachstum und eine
geringe Virusausbeute gezeigt wurde (Das et al., 2000, J. Virol.
74: 9030-9047). Erst kürzlich
wurde berichtet, dass das chimäre
Virus PIV3-PIV2,
worin die F- und HN-Gene von PIV3 durch diejenigen von PIV2 ersetzt
wurden, in vitro nicht attenuiert war, jedoch in Hamstern, Afrikanischen
Grünen
Meerkatzen und Schimpansen schwerwiegend attenuiert war (Tao et
al., 2000, J. Virol. 74: 6448-6458). Andererseits war das chimäre PIV3-PIV1
in vivo nicht attenuiert (Tao et al., 1998, J. Virol. 72: 2955-2961;
Tao et al., 1999, Vaccine 17: 1100-1108). rA-GBFB induzierte wesentliche Mengen von neutralisierendem
Anti-RSV-Antikörper und
stellte einen vollständigen
Schutz gegen eine nachfolgende Herausforderung mit Wildtyp-RSV Subtyp
B bereit, obwohl es in Meerkatzen attenuiert war.
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In
dieser Untersuchung wurde rA2ΔM2-2
bei Meerkatzen hinsichtlich der Attenuierung, Immunogenität und dem
Schutz gegenüber
einer Herausforderung mit Wildtyp-RSV bewertet. Es wurde gezeigt,
dass rA2ΔM2-2
in den Atemwegen von Afrikanischen Grünen Meerkatzen attenuiert ist
und nach einer Herausforderung eine starke Verringerung der Replikation
des Wildtyp-RSV bei den Tieren zu beobachten war, die zuvor mit
rA2ΔM2-2
infiziert worden waren. Das Ausmaß der Replikation und des Schutzes,
das mit rA2ΔM2-2
bei Meerkatzen beobachtet wurde, ist sehr ähnlich wie das Ausmaß, über das
in einer Untersuchung mit Schimpansen bezüglich eines ähnlichen
rekombinanten RSV berichtet wurde, bei welchem die M2-2-Proteinexpression
stillgelegt wurde (Bermingham und Collins, 1999, pNAS USA 96:11259-1126;
Ten et al., 2000, J. Virol. 74: 9317-9321). Es kann sich herausstellen,
dass rA2ΔM2-2
beim Menschen stärker
attenuiert ist als der zuvor untersuchte Impfstoffkandidat cpts248/404
(Teng et al., 2000, J. Virol. 74: 9317-9321). Cpts248/404 war bei naiven
Kleinkindern weder ausreichend attenuiert noch genetisch stabil
(Crowe et al., 1994, Vaccine 12: 783-790; Wright et al., 2000, J.
Infect. Dis. 182: 1331-1342). Der Serumtiter der neutralisierenden
Anti-RSV-Antikörper, die
durch rA2ΔM2-2
induziert wurden, war etwas geringer als der Titer, welcher durch
die Wildtyp-RSV-Infektion induziert wurde. Jedoch deutet die Erhöhung des
Titers der neutralisierenden Antikörper nach der Herausforderung
darauf hin, dass die Immunogenität
von rA2ΔM2-2
durch wiederholte Verabreichungen verstärkt werden kann.
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Da
rA2ΔM2-2
viele der für
einen lebend-attenuierten Impfstoff wünschenswerten Merkmale aufweist, wurde
die Deletion des M2-2-Gens als ein geeigneter Weg betrachtet, den
chimären
rA-GBFB weiter zu
attenuieren. Eine in vitro-Untersuchung zeigte, dass rA-GBFBΔM2-2 ein ähnliches
Ausmaß der
Attenuierung besaß wie
rA2ΔM2-2,
wobei eine erhöhte
Syncytien-Bildung, ein verringertes Wachstum in Hep-2-Zellen und
ein unausgeglichenes Verhältnis
von RNA-Transkription zu Replikation zu sehen war. Da das chimäre rA-GBFB-Virus sowohl
in Baumwollratten als auch Meerkatzen attenuiert ist, wird erwartet,
dass rA-GBFBΔM2-2 stärker attenuiert
ist als rA2ΔM2-2.
Jedoch zeigten die Untersuchungen mit Baumwollratten, dass rA-GBFBΔM2-2 noch
immer in der Lage war, einen Serumspiegel von neutralisierendem
RSV-Antikörper
zu induzieren, welcher sich dem annähert, der durch rA-GBFB induziert wird,
und gegenüber
einer nachfolgenden experimentellen Herausforderung einen vollständigen Schutz
bereitstellte. Deshalb kann rA-GBFBΔM2-2 einen
geeigneten Impfstoffkandidaten zum Schutz gegen eine RSV-Infektion des Subtyps
B darstellen.
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Die
vorliegende Erfindung ist nicht auf den Umfang der speziellen beschriebenen
Ausführungsformen beschränkt, welche
nur als Illustration von einzelnen Erfindungsaspekten dienen sollen,
und alle Konstrukte, Viren oder Enzyme, die funktionell äquivalent
sind, liegen innerhalb des Umfangs dieser Erfindung. In der Tat werden
für einen
Fachmann anhand der vorangehenden Beschreibung und der begleitenden
Zeichnungen neben den hierin gezeigten und beschriebenen Modifikationen
zahlreiche weitere Modifikationen der Erfindung offensichtlich.
Solche Modifikationen sollen in den Bereich der angefügten Ansprüche fallen.
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