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Technisches Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Screenen
von Verbindungen für
die Bindung an Ziel-Biomoleküle
unter Verwendung von eindimensionaler kernmagnetischer Resonanz-(NMR)-Spektroskopie.
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Hintergrund der Erfindung
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Eines
der wirkungsvollsten Werkzeuge für
die Entdeckung neuer Wirkstoffentwicklungslinien ist das ungezielte
Screenen von Banken synthetisch-chemischer oder natürlicher
Produkte, um Verbindungen zu entdecken, welche an ein spezifisches
Ziel-Molekül binden
(d. h. die Identifizierung von Liganden dieses Ziels). Unter Verwendung
dieses Verfahrens können
Liganden anhand ihrer Fähigkeit
eine physikalische Verbindung mit einem Ziel-Molekül einzugehen
oder mittels ihrer Fähigkeit,
die Funktion eines Ziel-Moleküls
zu verändern, identifiziert
werden.
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Wenn
nach einer physikalischen Bindung gesucht wird, wird typischerweise
ein Ziel-Molekül
gegenüber
einer oder mehrerer Verbindungen ausgesetzt, von denen angenommen
wird, daß sie
Liganden darstellen, und es werden Untersuchungen durchgeführt, um
festzustellen, ob sich Komplexe zwischen dem Ziel-Molekül und einer
oder mehreren dieser Verbindungen bilden. Wie aus dem Stand der
Technik wohl bekannt ist, prüfen solche
Untersuchungen auf starke Veränderungen
in dem Ziel-Molekül
(beispielsweise Veränderung
der Größe, Ladung,
Mobilität),
welche auf eine Komplexbildung hinweisen.
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Dort,
wo funktionelle Veränderungen
gemessen werden, werden Untersuchungsbedingungen erstellt, welche
die Messung eines biologischen oder chemischen Vorgangs erlauben,
welcher mit dem Ziel-Molekül
in Beziehung steht (beispielsweise eine Enzym-katalysierte Reaktion,
eine Rezeptor-vermittelte Enzymaktivierung). Um eine Veränderung
zu identifizieren, wird die Funktion des Ziel-Moleküls vor und
nach der Exposition gegenüber
diesen Testverbindungen festgestellt.
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Es
sind physikalische oder funktionelle Untersuchungen mit Erfolg angewendet
worden, um neuartige Wirkstoffentwicklungslinien für die Verwendung
bei der Entwicklung therapeutischer Verbindungen zu identifizieren.
Es existieren jedoch diesen Untersuchungen innewohnende Beschränkungen,
die deren Genauigkeit, Verläßlichkeit
und Effizienz beeinträchtigen.
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Ein
Hauptnachteil der existierenden Untersuchungsverfahren betrifft
das Problem von "Falsch
Positiven". In einer
typischen funktionellen Untersuchung ist eine "falsch positive" Verbindung eine Verbindung, welche
bei der Untersuchung anspricht, jedoch die gewünschte physiologische Antwort
nicht in wirksamer Weise auslöst.
Bei einer typischen physikalischen Untersuchung ist eine "falsch positive" Verbindung eine
Verbindung, welche sich beispielsweise an das Ziel anheftet, jedoch
in einer nichtspezifischen Art und Weise (beispielsweise nichtspezifische
Bindung). Falsch Positive sind insbesondere dann weit verbreitet
und problematisch, wenn höhere
Konzentrationen putativer Liganden gescreent werden, da viele Verbindungen
bei diesen hohen Konzentrationen nichtspezifische Effekte aufweisen.
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In ähnlicher
Art und Weise leiden existierende Untersuchungen unter dem Problem
von "Falsch-Negativen", welche sich ergeben,
wenn eine Verbindung eine negative Antwort in der Untersuchung erzeugt,
wobei jedoch die Verbindung tatsächlich
ein Ligand des Ziels ist. Falsch-Negative treten typischerweise
in Untersuchungen auf, bei denen Konzentrationen an Testverbindungen
verwendet werden, die relativ zur Bindungs- oder Dissoziationskonstante der Verbindung
gegenüber
dem Ziel entweder zu hoch (was zu Toxizität führt) oder zu niedrig sind.
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Es
wurde kürzlich
gezeigt, daß die
zweidimensionale 15N/1H-Spektralanalyse
angewandt werden kann, um Verbindungen zu identifizieren, welche
an ein Ziel-Protein binden und, daß dieser Ansatz viele der Probleme überwindet,
die bei anderen existierenden Untersuchungen zur Identifizierung
von Liganden auftreten. Jedoch setzt dieser Ansatz voraus, daß das Protein 15N-markiert und löslich ist und sich bis zu Konzentrationen von
0,3 mM oder höher
gut handhaben lässt.
Darüber
hinausgehend können
mit diesem Verfahren nur Proteine verwendet werden, die zu analysierbaren 15N/1H-Wechselwirkungskartierungen
führen,
was bei der heutigen Technologie das Molekulargewicht des Zielproteins
auf weniger als 40 kDa begrenzt. Zusätzlich dazu ist das Verfahren
zeitaufwendig, da die Verbindungen in Kombinationen von 10 getestet
werden müssen
und jede Verbindung individuell auf die Bindung an das Ziel-Protein
hin untersucht werden muss, wenn sich herausgestellt hat, daß mindestens
eine der Verbindungen in der Mischung aktiv ist.
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Aufgrund
der Probleme, die den existierenden Screening-Verfahren zu eigen sind, besteht weiterhin Bedarf,
neuartige, schnelle, effiziente, genaue und verläßliche Mittel zum Screenen
von Verbindungen bereitzustellen, um Liganden zu identifizieren
und zu entwickeln, die spezifisch an ein besonderes Ziel binden.
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Kurze Zusammenfassung der
Erfindung
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In
einem Aspekt stellt die vorliegende Erfindung in den Ansprüchen 1–8 definiertes
Verfahren zum Screenen von Verbindungen bereit, um die Anwesenheit
von Verbindungen festzustellen, die Liganden sind, welche an ein
spezifisches Ziel-Molekül
binden.
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Das
Verfahren umfaßt
folgende Schritte:
- a) Erzeugen eines ersten
eindimensionalen T2- oder Diffusions-gefilterten NMR-Spektrums
einer Verbindung oder einer Mischung von chemischen Verbindungen;
- b) Aussetzen der Verbindung oder der Mischung von chemischen
Verbindungen gegenüber
einem Ziel-Molekül;
- c) Erzeugen eines zweiten eindimensionalen T2-
oder Diffusions-gefilterten
NMR-Spektrums von dieser einen Verbindung oder der Mischung von
chemischen Verbindungen, wenn sie gegenüber dem Ziel-Molekül in Schritt
b) ausgesetzt sind; und
- d) Vergleichen des ersten und zweiten eindimensionalen T2- oder Diffusions-gefilterten NMR-Spektrums, um
Unterschiede zwischen dem ersten und dem zweiten NMR-Spektrum zu
bestimmen, wobei die Unterschiede die Anwesenheit von einer oder
mehreren Verbindungen zwischen der einen Verbindung bzw. der Mischung
von chemischen Verbindungen feststellen, die Liganden sind, welche
an das Ziel-Molekül
gebunden haben.
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Wenn
eine Mischung von chemischen Verbindungen in (b) verwendet wird,
umfaßt
das Verfahren weiterhin die auf Schritt (d) folgenden Schritte:
- e) Erzeugen eines esten eindimensionalen T2- oder Diffusions-gefilterten NMR-Spektrums von jeder
Verbindung in der Mischung;
- f) Aussetzen jeder Verbindung der Mischung einzeln gegenüber dem
Ziel-Molekül;
- g) Erzeugen eines zweiten eindimensionalen T2-
oder Diffusions-gefilterten
NMR-Spektrums von jeder Verbindung, wenn sie gegenüber dem
Ziel-Molekül
in Schritt (f) ausgesetzt ist; und
- h) Vergleichen jeden NMR-Spektrums, das in Schritt (g) erzeugt
wurde, mit dem ersten NMR-Spektrum, um Unterschiede in irgendeinem
dieser verglichenen NMR-Spektren zu bestimmen, wobei die Unterschiede die
Anwesenheit einer Verbindung feststellen, die ein Ligand ist, welcher
an das Ziel-Molekül
gebunden hat.
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Ein
Vorteil der vorliegenden Erfindung ist die Fähigkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens,
die Bindung potentieller Liganden an ein nicht markiertes Ziel-Molekül jedweder
Größe oder
Zusammensetzung festzustellen, unter der Voraussetzung, daß die Größe des Ziels
ausreichend größer als
der potentielle Ligand ist, so daß nach Bindung an das Zielmolekül Veränderungen
in dessen Relaxations- oder Diffusionsgeschwindigkeiten erzeugt
werden.
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Ein
anderer Vorteil der vorliegenden Erfindung ist die Fähigkeit
des erfindungsgemäßen Verfahrens, die
Bindung von sogar nur schwach an das Ziel-Molekül bindenden Liganden festzustellen.
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Ein
weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung ist die Fähigkeit
des erfindungsgemäßen Verfahrens, eine
aktive Verbindung oder Verbindungen in einer Mischung von Verbindungen zu
identifizieren, durch direkten Vergleich der chemischen Verschiebungen
in den Differenz-Spektren mit den bekannten chemischen Verschiebungen
der die Mischung bildenden Verbindungen in Abwesenheit des Ziel-Biomoleküls.
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Bei
dieser bevorzugten Ausführungsform
kann der Vorgang der Bestimmung der Bindung eines Liganden in Anwesenheit
eines zweiten gebundenen Liganden durchgeführt werden. In Übereinstimmung
mit dieser Ausführungsform
wird das Ziel-Molekül
an den zweiten Liganden gebunden, bevor dieses Ziel den Testverbindungen
ausgesetzt wird.
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Dieses
Verfahren verwendet ein, wie oben erläutertes T2- oder Diffusions-gefiltertes
Protonenspektroskopie-Screeningverfahren,
um einen ersten Liganden und darauf folgende Liganden, welche an
das Ziel-Molekül
binden, zu identifizieren. Es wird ein Komplex aus dem Ziel-Molekül und zwei
oder mehreren Liganden gebildet und die Strukturdaten werden vorzugsweise
unter Verwendung von NMR-Spektroskopie oder Röntgenkristallographie erhalten.
Diese Strukturdaten werden verwendet, um die räumliche Orientierung der Liganden
relativ zueinander und zu dem Ziel-Molekül zu bestimmen.
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Basierend
auf der räumlichen
Orientierung werden die Liganden miteinander verknüpft, um
einen Liganden mit hoher Affinität
zu bilden, welcher als Ligand für
das spezifische Ziel-Molekül
geeignet ist und der nützlich
ist als potentieller pharmazeutisch wirksamer Wirkstoff. Die Auswahl
einer geeigneten verbindenden Gruppe erfolgt durch Aufrechterhalten
der räumlichen
Orientierung der Liganden zueinander und zu dem Ziel-Molekül, basierend
auf Grundsätzen
der Bindungswinkel- und Bindungslängeninformation, wie sie in
der organischen Chemie wohl bekannt sind. Das Bindungsverfahren
oder der Syntheseablauf zum Verbinden der mindestens zwei Liganden
zur Bildung des Liganden mit hoher Affinität, wird mittels bekannter synthetischer Verfahren
und/oder mittels retrosynthetischer Analyse durchgeführt. Der
Ligand mit hoher Affinität
kann auf jegliche Art und Weise hergestellt werden, die tatsächlich den
endgültigen
Liganden erzeugt, und diese ist nicht darauf beschränkt, einfach
nur zwei Liganden über
eine verbindende Gruppe miteinander zu verbinden. Es kann jedwedes Linearsynthese-
oder konvergente Syntheseverfahren verwendet werden, um das Endprodukt zu
bilden. Sobald die mindestens zwei Liganden mit Affinität für das Ziel-Molekül (vorzugsweise
ein Protein) gefunden sind, wird der Ligand mit hoher Affinität mittels
Verfahren erzeugt und hergestellt, die dem Fachmann wohlbekannt
sind. Die Liganden werden aus einem Pool von verschiedenen kleinen
Molekülen,
welche mannigfaltige Atom- und Molekularanordnungen, Stereochemie
usw. besitzen, ausgewählt.
Der begrenzende Faktor ist, daß die
mindestens zwei Liganden eine gewisse Affinität als Ligand für mindestens
eine Stelle auf dem Polypeptid oder Ziel-Molekül besitzen. Das hierin offenbarte
Screening-Verfahren kann gleichwohl einen einzelnen Liganden oder
eine Mehrzahl von Liganden identifizieren, die ferner mittels herkömmlicher
Verfahren zum Entwickeln von Wirkstoffen (Wirkstoff-Design-Verfahren)
verändert
werden können,
um pharmazeutisch wirksame Produkte zu bilden, oder die bei dem
hierin offenbarten Medikamentenentwicklungsverfahren verwendet werden
können,
um mindestens zwei Liganden zur Bildung eines Liganden mit hoher
Affinität
miteinander zu verknüpfen.
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Somit
umfaßt
das molekulare Entwicklungsverfahren ein Verfahren, das folgendes
umfaßt:
- a) Identifizieren eines ersten Liganden für das Ziel-Molekül unter
Verwendung von eindimensionaler T2- oder
Diffusions-gefilterter
NMR-Spektroskopie unter Verwendung eines Verfahrens gemäß Anspruch
1;
- b) Identifizieren von einem oder mehreren zusätzlichen
Liganden für
das Ziel-Molekül
unter Verwendung von eindimensionaler T2- oder Diffusions-gefilterter
NMR-Spektroskopie;
- c) Bilden eines Komplexes zwischen dem ersten identifizierten
Liganden und dem einen oder den mehreren zusätzlichen identifizierten Liganden
mit dem Ziel-Molekül;
- d) Bestimmen der dreidimensionalen Struktur von mindestens einem
Teil des Komplexes, worin der erste und einer oder mehrere zusätzliche
Liganden an das Ziel-Molekül
binden und somit Bestimmen der räumlichen
Orientierung des ersten und eines oder mehrerer zusätzlicher
Liganden auf dem Ziel-Molekül;
und
- e) Verknüpfen
des ersten und des einen oder der mehreren zusätzlichen Liganden, um die räumliche
Orientierung, die in Schritt (d) bestimmt wurde, aufrechtzuerhalten,
um den Liganden mit hoher Affinität zu bilden.
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Die
Identifizierung von weiteren Liganden-Gruppen kann in Abwesenheit
oder in Anwesenheit des ersten Liganden durchgeführt werden (beispielsweise
kann das Ziel-Molekül
an den ersten Liganden gebunden sein, bevor man es den Testverbindungen
zur Identifizierung des zweiten Liganden aussetzt).
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
ist das bei einem Screening- oder Entwicklungsverfahren verwendete
Ziel-Molekül
ein Polypeptid. Das Ziel-Polypeptid wird vorzugsweise in rekombinanter
Form durch eine Wirtszelle hergestellt, welche mit einem Expressionsvektor
transformiert ist, der ein Polynucleotid enthält, das für das Polypeptid codiert.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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In
den Zeichnungen, die einen Teil der Beschreibung bilden, zeigen:
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1(A) ein T2-gefiltertes
Spektrum der Verbindung 1 in wäßrigem Puffer,
(B) ein T2-gefiltertes Spektrum von Verbindung
1 in Anwesenheit von FKBP, (C) ein T2-gefiltertes
Spektrum von FKBP, (D) ein Differenz-Spektrum, erhalten durch Abziehen
von (C) von (B), und (E) ein Differenz-Spektrum, erhalten durch
Substraktion von (D) von (A). Für
sämtliche
Experimente betrug die T2-Filter-Spin-Lock-Zeit
200 ms mit einer Spin-Echozeit von 1 ms, die Konzentration der Verbindung
1 betrug 100 μM,
die Konzentration von FKBP betrug 50 μM und der Puffer war 50 mM PO4, 100 mM NaCl, pH 6,5 (95% D2O).
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2(A) ein T2-gefiltertes
Spektrum einer Mischung der Verbindungen 1–9, (B) ein T2-gefiltertes
Spektrum einer Mischung der Verbindungen 1–9 in Anwesenheit von FKBP,
(C) ein T2-gefiltertes Spektrum von FKBP, (D) ein
Differenzspektrum, erhalten durch Substraktion von (C) von (B),
(E) ein Differenzspektrum, erhalten durch Abziehen von (D) von (A),
und (F) ein Referenz-T2-gefiltertes Spektrum
von Verbindung 1 alleine. Für
sämtliche
Experimente betrug die T2-Filter-Spin-Lock-Zeit 200 ms
mit einer Spin-Echozeit von 1 ms, die Konzentration aller chemischen
Verbindungen betrugt 100 μM,
die Konzentration von FKBP betrug 50 μM und der Puffer war 50 mM PO4, 100 mM NaCl, pH 6,5 (95% D2O).
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3(A) ein T2-gefiltertes
Spektrum einer Mischung der Verbindungen 2–9, (B) ein T2-gefiltertes
Spektrum einer Mischung der Verbindungen 2–9 in Anwesenheit von FKBP,
(C) ein T2-gefiltertes Spektrum einer Mischung
von FKBP, (D) ein Differenzspektrum, erhalten durch Substraktion
von (C) von (B), und (E) ein Differenzspektrum, erhalten durch Substraktion
von (D) von (A). Für
sämtliche
Experimente betrug die T2-Filter-Spin-Lock-Zeit 200 ms
mit einer Spin-Echozeit von 1 ms, die Konzentration sämtlicher
chemischer Verbindungen betrug 100 μM, die Konzentration von FKBP
betrug 50 μM
und der Puffer war 50 mM PO4, 100 mM NaCl,
pH 6,5 (95% D2O).
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4(A) ein Diffusions-gefiltertes Spektrum
der Verbindung 1 in Anwesenheit von FKBP unter Verwendung einer
niedrigen Gradientenstärke,
(B) ein Diffusions-gefiltertes Spektrum der Verbindung 1 in Anwesenheit
von FKBP unter Verwendung einer hohen Gradientenstärke, (C)
ein Differenzspektrum, erhalten durch Substraktion von (B) von (A),
(D) ein Diffusions-gefiltertes Spektrum der Verbindung 1 unter Verwendung
einer geringen Gradientenstärke,
und (E) ein Differenzspektrum, erhalten durch Substraktion von (C)
von (D). Für sämtliche
Experimente korrespondieren die niedrigen und hohen Gradientenstärken mit
3 bzw. 48 Gauss/cm. Die hohe Gradientenstärke reichte aus, um das Rest-HDO-Signal
in der Probe zu eliminieren. Es wurde eine Diffusionsverzögerungszeit
von 300 ms verwendet, die Konzentration sämtlicher chemischer Verbindungen betrug
100 μM,
die Konzentration von FKBP betrug 50 μM und der Puffer war 50 mM PO4, 100 mM NaCl, pH 6,5 (95% D2O).
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5(A) ein Diffusions-gefiltertes Spektrum
einer Mischung der Verbindungen 1–9 in Anwesenheit von FKBP
unter Verwendung einer niedrigen Gradientenstärke, (B) ein Diffusions-gefiltertes Spektrum
einer Mischung der Verbindungen 1–9 in Anwesenheit von FKBP
unter Verwendung einer hohen Gradientenstärke, (C) ein Differenzspektrum,
erhalten durch Substraktion von (B) von (A), (D) ein Diffusions-gefiltertes
Spektrum einer Mischung der Verbindungen 1–9 unter Verwendung einer niedrigen
Gradientenstärke,
(E) ein Differenzspektrum, erhalten durch Substraktion von (C) von
(D), und (F) ein Referenzspektrum der Verbindung 1 allein. Für sämtliche
Experimente korrespondierten die niedrigen und hohen Gradientenstärken mit
3 bzw. 48 Gauss/cm. Die hohe Gradientenstärke reichte aus, um Rest-HDO-Signal
in der Probe zu eliminieren. Es wurde eine Diffusionsverzögerungszeit
von 300 ms verwendet, die Konzentration sämtlicher chemischer Verbindungen
betrug 100 μM,
die Konzentration von FKBP betrug 50 μM und der Puffer war 50 mM PO4, 100 mM NaCl, pH 6,5 (95% D2O).
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6(A) ein Diffusions-gefiltertes Spektrum
einer Mischung der Verbindungen 2–9 in Anwesenheit von FKBP
unter Verwendung einer niedrigen Gradientenstärke, (B) ein Diffusions-gefiltertes Spektrum
einer Mischung der Verbindungen 2–9 in Anwesenheit von FKBP
unter Verwendung einer hohen Gradientenstärke, (C) ein Differenzspektrum,
erhalten durch Substraktion von (B) von (A), (D) ein Diffusions-gefiltertes
Spektrum einer Mischung der Verbindungen 2–9 unter Verwendung einer niedrigen
Gradientenstärke,
und (E) ein Differenzspektrum, erhalten durch Substraktion von (C)
von (D). Für
sämtliche
Experimente korrespondierten die geringen und hohen Gradientenstärken mit
3 bzw. 48 Gauss/cm. Die hohe Gradientenstärke reichte aus, um das Rest-HDO-Signal
in der Probe zu eliminieren. Es wurde eine Diffusionsverzögerungszeit
von 300 ms verwendet, die Konzentration sämtlicher chemischer Verbindungen
betrug 100 μM,
die Konzentration von FKBP betrug 50 μM und der Puffer betrug 50 mM
PO4, 100 mM NaCl, pH 6,5 (95% D2O).
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung stellt ein schnelles und effizientes Screeningverfahren
zur Identifizierung von Liganden bereit, welche an therapeutische
Ziel-Moleküle
binden.
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Die
Liganden werden durch Untersuchung der Bindung von Molekülen an das
Ziel-Molekül
(beispielsweise Protein, Nucleinsäure, etc.) identifiziert, mittels
Verfolgen der Veränderungen
entweder der Relaxations- oder Diffusionsgeschwindigkeiten der Ligandresonanzen
mit Hilfe von kernmagnetischer Resonanz(NMR)-Spektroskopie, nach
der Zugabe des Ziels. Der Pool gescreenter Moleküle kann aus einer Verbindungs-Sammlung
gewählt
werden, wie beispielsweise solchen, wie sie momentan in den meisten
pharmazeutischen Firmen oder Universitätslaboratorien zur Verfügung stehen.
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Die
Information über
die Struktur/Aktivitäts-Beziehungen
zwischen Liganden, die durch solch ein Verfahren identifiziert werden,
kann anschließend
verwendet werden, um neuartige Arzneimittel zu entwickeln, die als
Liganden für
das Ziel-Molekül dienen.
Beispielsweise wird dort, wo zwei oder mehrere Liganden eines gegebenen
Ziel-Moleküls
identifiziert werden, ein Komplex aus diesen Liganden und dem Ziel-Molekül gebildet. Die
räumliche
Orientierung der Liganden zueinander sowie gegenüber dem Ziel-Molekül wird aus
den Strukturdaten abgeleitet. Diese räumliche Orientierung definiert
den Abstand zwischen den Bindungsstellen der zwei Liganden und die
Orientierung jedes Liganden zu diesen Stellen.
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Unter
Verwendung dieser Informationen über
die räumlichen
Orientierungsdaten werden anschließend die zwei oder mehreren
Liganden miteinander verknüpft,
um einen neuen Liganden zu bilden. Die Verknüpfung wird auf eine Art und
Weise erreicht, so daß die
räumliche
Orientierung der Liganden zueinander und dem Ziel-Molekül aufrechterhalten
wird.
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Es
ergeben sich zahlreiche Vorteile für das 1D-NMR-basierten Ermittlungsverfahren
der vorliegenden Erfindung. Erstens wird das Problem von Falsch-Positiven
signifikant vermindert, da das erfindungsgemäße Verfahren Liganden mittels
direkter Messung der Bindung an das Ziel-Molekül identifiziert.
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Zweitens
wird das Problem von Falsch-Negativen signifikant vermindert, da
das vorliegende Verfahren Verbindungen mit einem breiten Bereich
von Dissoziationskonstanten identifizieren kann, welche spezifisch
an das Ziel-Molekül
binden.
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Drittens
wird der Bedarf für 15N-markierte Proteine mit niedrigem Molekulargewicht
(< 40 kDa), die
bei hohen Konzentrationen stabil sind, wie sie für Verfahren, die 15N/1H-Korrelationsspektroskopie
verwenden, vorausgesetzt werden, durch die Verwendung der vorliegenden
Erfindung beseitigt.
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Viertens
verringert die Fähigkeit,
direkt aktive Verbindungen aus einer Mischung von Verbindungen mittels
Vergleich von bekannten chemischen Verschiebungen, zu identifizieren
signifikant den Zeitbedarf, der zum Screenen und Identifizieren
aktiver, an das Ziel-Molekül
bindender Verbindungen benötigt
wird.
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Da
die Signale der potentiellen Liganden überwacht werden, um die Bindung
an das Ziel-Molekül
festzustellen, können
zwei oder mehrere Liganden, welche gleichzeitig an das Ziel-Molekül binden,
identifiziert werden. Die Fähigkeit,
gleichzeitig die Bindungsstellen unterschiedlicher Liganden zu identifizieren,
erlaubt es dem Fachmann, 1) die negative und positive kooperative
Bindung zwischen Liganden zu definieren und 2) neue Arzneimittel
zu entwerfen, durch Verknüpfung
von zwei oder mehreren Liganden zu einer einzigen Verbindung unter
Aufrechterhaltung einer richtigen Orientierung der Liganden zueinander
und zu ihren Bindungsstellen.
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In
ihrem Haupt-Aspekt stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren
zum Screenen von Verbindungen bereit, um die Anwesenheit von Verbindungen
festzustellen, welche Liganden darstellen, die an ein spezifisches
Ziel-Molekül
binden. Das Verfahren umfaßt
folgende Schritte:
- a) Erzeugen eines ersten
eindimensionalen T2- oder Diffusions-gefilterten NMR-Spektrums
einer Verbindung oder einer Mischung von chemischen Verbindungen;
- b) Aussetzen der Verbindung oder der Mischung von chemischen
Verbindungen gegenüber
einem Ziel-Molekül;
- c) Erzeugen eines zweiten eindimensionalen T2-
oder Diffusions-gefilterten
NMR-Spektrums von dieser einen Verbindung oder der Mischung von
chemischen Verbindungen, wenn sie gegenüber dem Ziel-Molekül in Schritt
(b) ausgesetzt sind; und
- d) Vergleichen des ersten und zweiten eindimensionalen T2- oder Diffusions-gefilterten NMR-Spekturms, um
Unterschiede zwischen dem ersten und dem zweiten NMR-Spektrum zu
bestimmen, wobei die Unterschiede die Anwesenheit von einer oder
mehreren Verbindungen zwischen der einen Verbindung bzw. der Mischung
von chemischen Verbindungen feststellen, die Liganden sind, welche
an das Ziel-Molekül
gebunden haben.
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Dort,
wo ein erfindungsgemäßes Verfahren
in Schritt (b) mehr als eine Verbindung screent, und dort, wo ein
Unterschied zwischen den beobachteten Spektren vorliegt, kann die
aktive Verbindung mittels vorbekanntem Wissen der chemischen Verschiebungen
der Verbindungen in der Mischung, in Abwesenheit des Ziel-Moleküls, identifiziert
werden. Fehlt eine solche Information, können zusätzliche Schritte durchgeführt werden,
um festzustellen, welche spezifische Verbindung an das Ziel-Molekül bindet.
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Diese
zusätzlichen
Schritte sind:
- e) Erzeugen eines ersten eindimensionalen
T2- oder Diffusions-gefilterten NMR-Spektrums von jeder
Verbindung in der Mischung;
- f) Aussetzen jeder Verbindung der Mischung einzeln gegenüber dem
Ziel-Molekül;
- g) Erzeugen eines zweiten eindimensionalen T2-
oder Diffusions-gefilterten
NMR-Spektrums von jeder Verbindung, wenn sie gegenüber dem
Ziel-Molekül
in Schritt (f) ausgesetzt ist; und
- h) Vergleichen jeden NMR-Spektrums, das in Schritt (g) erzeugt
wurde, mit dem ersten NMR-Spektrum, um Unterschiede in irgendeinem
dieser verglichenen NMR-Spektren zu bestimmen, wobei die Unterschiede die
Anwesenheit einer Verbindung feststellen, die ein Ligand ist, welcher
an das Ziel-Molekül
gebunden hat.
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Bei
einem erfindungsgemäßen Verfahren
kann jegliches Ziel-Molekül verwendet
werden, unter der Voraussetzung, daß das Ziel-Molekül ausreichend größer ist
als die Testverbindungen, so daß sich
nach der Bindung an das Ziel-Molekül große Unterschiede in den Relaxations-
oder Diffusions-Geschwindigkeiten der Testverbindung ergeben. Aufgrund
der Bedeutung von Proteinen in der medizinischen Chemie ist ein
bevorzugtes Ziel-Molekül
ein Polypeptid. Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist das Ziel-Molekül ein Polypeptid
mit einem Molekulargewicht von größer als 5 kDa.
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Das
Screening-Verfahren der vorliegenden Erfindung beginnt mit der Erzeugung
oder Aufzeichnung entweder eines T2-gefilterten oder
Diffusions-gefilterten eindimensionalen Protonenspektrums der Verbindung oder
der Mischung der Verbindungen. Möglichkeiten
zur Erzeugung von T2-gefilterten oder Diffusions-gefilterten
eindimensionalen Protonenspektren sind aus dem Stand der Technik
bekannt (vgl. beispielsweise S. Meiboom und D. Gill, Rev. Sci. Instrum.
29: 688 (1958), S. J. Gibbs und C. S. Johnson, Jr., J. Magn. Reson.
93: 395–402
(1991) und A. S. Altieri et al., J. Am. Chem. Soc. 117: 7566–7567 (1995)).
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Um
die Aufzeichnung von NMR-Daten einer großen Zahl von Verbindungen (beispielsweise
einer Bank synthetischer oder natürlich vorkommender kleiner
organischer Verbindungen) zu erleichtern, wird ein Probenwechsler
eingesetzt. Wird der Probenwechsler verwendet, können insgesamt 60 Proben ohne
Aufsicht bearbeitet werden. Somit können unter Verwendung der typischen
Aufzeichnungsparameter (128 Scans pro freiem Induktionsdecay (fid)
100–120
Spektren innerhalb eines 24-Stunden-Zeitraums
aufgezeichnet werden.
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Zur
Erleichterung der Verarbeitung der NMR-Daten werden Computerprogramme
verwendet, um die zahlreichen eindimensionalen NMR-Daten zu übertragen
und automatisch zu verarbeiten.
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Ein
repräsentatives
eindimensionales T2-gefiltertes Spektrum
einer Mischung von Verbindungen wird in 1A gezeigt.
Ein typisches eindimensionales Diffusions-gefiltertes Spektrum einer
Mischung aus Verbindungen wird in 2A gezeigt.
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Nach
der Aufzeichnung des ersten Spektrums wird das markierte Zielmolekül der Einwirkung
einer oder mehrerer Test-Verbindungen
ausgesetzt. Dort, wo mehr als eine Test-Verbindung gleichzeitig
getestet werden soll, ist es von Vorteil, eine Bank von Verbindungen,
wie beispielsweise eine Vielzahl kleiner Molekülen, zu verwenden. Solche Moleküle werden
typischerweise in perdeuteriertem Dimethylsulfoxid gelöst. Die Verbindungen
der Bank können
von Lieferanten erworben oder entsprechend der gewünschten
Bedürfnisse erzeugt
werden.
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Einzelne
Verbindungen können
unter anderem aufgrund der Größe (Molekulargewicht
= 100–300)
und der molekularen Verschiedenheit ausgewählt werden. Verbindungen in
der Sammlung können
unterschiedliche Formen (beispielsweise ebene aromatische Ringe(s),
gewinkelte aliphatische Ringe(s), geradkettige und verzweigtkettige
Aliphaten mit Einfah-, Doppel- oder Dreifach-Bindungen) und diverse funktionelle
Gruppen (z. B. Carbonsäuren,
Ester, Ether, Amine, Aldehyde, Ketone und vielfältige heterocyclische Ringe)
besitzen, um die Wahrscheinlichkeit zur Entdeckung von Verbindungen,
welche mit vielfältigen
unterschiedlichen Bindungsstellen in Wechselwirkung treten, zu maximieren.
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Das
NMR-Screening-Verfahren der vorliegenden Erfindung wendet Ligandenkonzentrationen
im Bereich von etwa 0,05 bis etwa 1,0 mM an. Bei diesen Konzentrationen
können
Verbindungen, die sauer oder basisch sind, den pH der gepufferten
Proteinlösungen
signifikant verändern.
Chemische Verschiebungen sind gegenüber pH-Veränderungen als auch direkten
Bindungswechselwirkungen empfindlich und deshalb können "falsch positive" Veränderungen
der chemischen Verschiebungen beobachtet werden, die nicht Ergebnis
der Ligandenbindung sind, sondern der Veränderungen des pH. Es ist somit
notwendig, sicherzustellen, daß der pH
der gepufferten Lösung
sich nicht nach der Zugabe des Liganden ändert. Eine Möglichkeit,
den pH zu steuern, wird unten angeführt.
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Die
Verbindungen werden bei 263 K als 1,0 und 0,1 M Stammlösungen in
Dimethylsulfoxid (DMSO) gelagert. Dies ist aufgrund der beschränkten Löslichkeit
der Liganden in wäßriger Lösung notwendig.
Es ist nicht möglich,
direkt den pH der DMSO-Lösung einzustellen.
Darüber
hinausgehend bilden HCl und NaOH unlösliche Salze in DMSO, so daß alternative
Säuren
und Basen verwendet werden müssen.
Es hat sich herausgestellt, daß der
folgende Ansatz zu einem stabilen pH führt.
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Die
1,0 M Stammlösungen
in DMSO werden 1:10 in 50 mM Phosphat, pH 7,0, verdünnt. Der
pH dieser verdünnten
Aliquotlösung
wird gemessen. Falls der pH des Aliquots unverändert bleibt (d. h., bei 7,0
verbleibt), wird mittels 1:10-Verdünnung der DMSO-Stammlösung eine
Arbeitslösung
hergestellt, um eine 0,1 M Lösung zu
erzeugen, die anschließend
gelagert wird.
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Falls
der pH des verdünnten
Aliquots weniger als 7,0 beträgt,
wird Ethanolamin zu der 1,0 M DMSO-Stammlösung zugegeben, anschließend wird
die Stammlösung
1:10 mit Phosphatpuffer verdünnt,
um einen weiteren Aliquot herzustellen, und der pH des Aliquots
wird erneut überprüft.
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Falls
der pH des verdünnten
Aliquots größer als
7,0 ist, wird Essigsäure
zu der 1,0 M DMSO-Stammlösung
zugegeben, diese Stammlösung
1:10 mit Phosphatpuffer verdünnt,
um ein weiteres Aliquot zu erzeugen, und der pH des Aliquots erneut überprüft.
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Ethanolamin
und Essigsäure
sind in DMSO löslich
und es werden die entsprechenden Äquivalente zugegeben, um sicherzustellen,
daß der
pH nach Transfer in wäßrigen Puffer
unverändert
bleibt. Das Einstellen des pH ist ein interaktiver Vorgang, welcher
so lange wiederholt wird, bis das gewünschte Ergebnis erhalten wird.
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Es
ist zu beachten, daß dieses
Verfahren in 1:10-Verdünnungen
von 1,0 M Stammlösungen
(100 mM Ligand) durchgeführt
wird, um sicherzustellen, daß keine
pH-Veränderungen
bei den geringeren Konzentrationen, wie sie in den Experimenten
(0,1 bis 10 mM) verwendet werden, oder bei unterschiedlichen/schwächeren Puffersystemen
beobachtet werden.
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Nachdem
die Testverbindungen dem Ziel-Molekül ausgesetzt worden sind wird
ein zweites eindimensionales T2- oder Diffusions-gefiltertes
Spektrum erzeugt. Für
den T2-gefilterten Ansatz wird das zweite
Spektrum in der selben Art und Weise, wie oben angeführt, erzeugt.
Die ersten und zweiten Spektren werden miteinander verglichen, um
festzustellen, ob irgendwelche Unterschiede zwischen den zwei Spektren
bestehen. Unterschiede in den eindimensionalen T2-gefilterten
Spektren weisen darauf hin, daß der
Ligand an das Ziel-Molekül
bindet. Die Unterschiede werden unter Verwendung von Standardverfahren,
wie sie im Stand der Technik bekannt sind, bestimmt. Für das Diffusions-gefilterte Verfahren
wird das zweite Spektrum durch Betrachten der Spektralunterschiede
zwischen Gradienten niedriger und hoher Stärke erzeugt, womit nach solchen
Verbindungen selektiert wird, deren Diffusionsgeschwindigkeiten
vergleichbar sind mit denen, die in Abwesenheit des Ziel-Moleküls beobachtet
werden.
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Als
Beispiel zeigt 1 Vergleiche von eindimensionalen
T2-gefilterten Spektren, bevor und nachdem verschiedene
Ziel-Moleküle einer
Mischung von Test-Verbindungen ausgesetzt worden sind sowie die
darauf folgende Identifizierung einer aktiven Verbindung. Eine detaillierte
Beschreibung, wie diese Untersuchungen durchgeführt werden, findet sich unten
in Beispiel 1.
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Weiterhin
als Beispiel zeigt 2 Vergleiche zwischen
eindimensional Diffusions-gefilterten Spektren, bevor und nachdem
verschiedene Ziel-Moleküle
einer Mischung von Test-Verbindungen
ausgsetzt worden sind und die anschließende Identifizierung einer
aktiven Verbindung. Eine detaillierte Beschreibung, wie diese Untersuchungen
durchgeführt
wurden, kann nachfolgend in Beispiel 2 gefunden werden.
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Um
zusätzliche
Moleküle,
welche an das Protein binden, zu entdecken, werden Moleküle zum Untersuchen
basierend auf den Struktur/Wirksamkeits-Beziehungen der ursprünglichen
Screen- und/oder
Strukturinformation der ursprünglichen
Entwicklungslinie, wenn diese an das Protein gebunden sind, ausgewählt. Beispielsweise
führt das
ursprüngliche
Screening zu einer Identifizierung von Liganden, welche alle einen
aromatischen Ring enthalten. Die zweite Runde des Screenens würde dann
andere aromatische Moleküle
als Test-Verbindungen verwenden.
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Aufgrund
ihrer Bedeutung für
die medizinische Chemie ist ein bevorzugtes Ziel-Molekül zur Verwendung
bei solch einem Verfahren ein Polypeptid. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
kann ein Verfahren zum Nachweis der Bindung eines Liganden an das
Ziel-Molekül
in Anwesenheit eines zweiten Liganden durchgeführt werden. In Übereinstimmung
mit dieser Ausführungsform
wird das Ziel-Molekül
bevor es den Test-Verbindungen
ausgesetzt wird an einen zweiten Liganden gebunden.
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Bevorzugte
Ziel-Moleküle,
Mittel zur Erzeugung von Spektren und Wege zum Vergleichen der Spektren
sind die gleichen wie oben angeführt.
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Der
Anfangsschritt des Entwicklungs-Verfahrens ist die Identifizierung
von zwei oder mehreren Liganden, welche an das spezifische Ziel-Molekül binden.
Die Identifizierung solcher Liganden erfolgt unter Anwendung eindimensionaler
T2- oder Diffusions-gefilterter Spektroskopie,
wie oben angeführt.
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Sobald
festgestellt wurde, daß zwei
oder mehrere Liganden an das Ziel-Molekül an unterschiedlichen Stellen
binden, wird ein Komplex zwischen dem Ziel-Molekül und den Liganden gebildet.
Dort, wo zwei Liganden vorliegen, ist dieser Komplex ein ternärer Komplex.
Quaternäre
oder andere Komplexe werden dort gebildet, wo drei oder mehr Liganden
vorliegen.
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Die
Komplexe werden durch Vermischen des Ziel-Moleküls, entweder gleichzeitig oder
nacheinander, mit den verschiedenen Liganden unter Bedingungen gebildet,
die es erlauben, daß diese
Liganden an das Ziel binden. Mittel zur Bestimmung dieser Bedingungen
sind aus dem Stand der Technik bekannt.
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Sobald
dieser Komplex gebildet ist, werden die Strukturdaten erhalten.
Jedes Mittel zum Gewinnen der Strukturdaten kann verwendet werden.
Solche Verfahren sind aus dem Stand der Technik bekannt. Beispielhafte
und bevorzugte Verfahren sind die NMR und Röntgenkristallographie.
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Eine
Analyse der Strukturdaten kann die räumliche Orientierung der Liganden
relativ zueinander sowie gegenüber
der Konformation des Ziel-Moleküls
aufdecken. Als erstes erlaubt die räumliche Orientierung jedes Liganden
gegenüber
dem Ziel-Molekül
die Identifizierung der Teile des Liganden, die direkt an der Bindung
beteiligt sind (d. h. solche Teile, welche mit der Ziel-Bindungsstelle wechselwirken)
und solcher Teile jedes Liganden, die von der Bindungsstelle weg
zeigen, und festzustellen, welche Teile in darauffolgenden Verknüpfungsverfahren
verwendet werden können.
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Zweitens
werden die räumlichen
Orientierungsdaten dazu verwendet, die Positionen der Liganden jeweils
relativ zueinander zu kartieren. In anderen Worten können diskrete
Entfernungen zwischen den räumlich orientierten
Liganden berechnet werden.
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Drittens
definieren die räumlichen
Orientierungsdaten weiterhin die dreidimensionalen Beziehungen zwischen
den Liganden und dem Ziel. Somit können zusätzlich zur Berechnung der absoluten
Entfernungen zwischen den Liganden auch die Winkelorientierungen
dieser Liganden festgestellt werden.
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Die
Kenntnis der räumlichen
Orientierungen der Liganden und des Ziels wird anschließend dazu
verwendet, Linker auszuwählen,
welche zwei oder mehrere Liganden zu einer einzigen Einheit verknüpfen, die sämtliche
Liganden enthält.
Die Entwicklung der Linker basiert auf den Entfernungen und der
Winkelorientierung, die notwendig sind, um jeden der Ligandenteile
der einzelnen Einheit in der richtigen Orientierung zu dem Ziel
zu halten.
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Die
dreidimensionale Konformation geeigneter Linker ist bekannt oder
leicht durch den Fachmann bestimmbar. Obwohl es theoretisch möglich ist,
zwei oder mehrere Liganden miteinander über einen beliebigen Abstandsbereich
und dreidimensionaler Projektion zu verknüpfen, sind in der Praxis bestimmte
Einschränkungen
des Absatnds und der Projektion bevorzugt. Bei einer bevorzugten
Ausführungsform
sind die Liganden durch einen Abstand von weniger als etwa 15 Angström (Å), noch
bevorzugter weniger als ewa 10 Å und
am meisten bevorzugt weniger als etwa 5 Å voneinander getrennt.
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Sobald
eine geeignete Linker-Gruppe identifiziert ist, werden die Liganden über diesen
Linker miteinander verknüpft.
Mittel zur Verknüpfung
von Liganden sind aus dem Stand der Technik bekannt und hängen von
der chemischen Struktur des Liganden und der Verknüpfungsgruppe
als solcher ab. Die Liganden werden unter Verwendung der Teile des
Liganden, die nicht direkt an der Bindung an das Ziel-Molekül beteiligt
sind miteinander verknüpft.
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Die
folgenden Beispiele veranschaulichen bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung und schränken die Beschreibung und die
Ansprüche
in keiner Weise ein.
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Beispiel 1
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Screenen von Verbindungen unter Anwendung
von T2-gefilterter Spektroskopie
-
A. FKBP
-
Rekombinantes
humanes FK-Bindeprotein (FKBP) wurde wie in Logan et al., J. Mol.
Biol., 236: 637–648
(1994) beschrieben hergestellt.
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Die
für das
Auswerten der Veränderungen
in den transversalen (T2) Relaxationsgeschwindigkeiten
potentieller Liganden in Anwesenheit des Ziel-Moleküls verwendete
Pulssequenz ist die in S. Meiboom und D. Gill, Rev. Sci. Instrum.,
29: 688 (1958) beschriebene Carr-Purcell-Meiboom-Gill(CPMG)-Sequenz.
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Die
vorliegende Erfindung nutzt die Tatsache, daß große Moleküle oder Komplexe von Molekülen, die in
Lösung
langsam rotieren, kürzere
transversale (T2)-Relaxationszeiten besitzen
als kleine, schnell in Lösung rotierende
Moleküle.
Dies ist im Stand der Technik wohlbekannt. Die vorliegende Erfindung
bedient sich der Tatsache, daß ein
kleines Molekül,
welches normalerweise, wenn es frei in Lösung vorliegt, schnell rotiert, langsamer
rotieren wird, wenn es an ein größeres Ziel-Molekül gebunden
ist. Somit werden sich die transversalen (T2)-Relaxationsgeschwindigkeiten
des kleinen Moleküls
verändern
(verringern), wenn es an ein Ziel-Molekül gebunden ist.
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Dies
wird in 1 für FKBP und die Verbindung 1
gezeigt, die an FKBP mit einer Affinität von 200 μM bindet. In 1A wird
eine CPMG-Sequenz mit einer Spin-Lock-Zeit von 200 ms auf die Verbindung
in Abwesenheit von FKBP angewendet. Da die transversalen Relaxationsgeschwindigkeiten
kleiner Moleküle,
die frei in Lösung
sind, im allgemeinen im Bereich von Sekunden liegen, tritt eine
vernachlässigbare
Relaxation während
der Spin-Lock-Zeit auf, und somit werden die Signale der freien
Liganden beobachtet. In Anwesenheit von FKBP jedoch werden die Ligandensignale
nach der Spin-Lock-Zeit signifikant verringert und es verbleiben nur
Restprotein- und Liganden-Peaks im Spektrum, wie in 1B gezeigt.
Diese Unterschiede können
entweder mittels direkter Untersuchung oder durch ein spektrales
Differenzierungsverfahren festgestellt werden, in welchem das Spektrum
von FKBP allein (nach dem Spin-Lock, 1C) vom
Spektrum der Verbindung in Anwesenheit von FKBP (auch nach dem Spin-Lock, 1B)
abgezogen wird, wodurch sich das Spektrum wie in 1D gezeigt
ergibt. Dieses Spektrum enthält
nur die Peaks der restlichen Liganden, welche, falls gewünscht, durch
Anwendung längerer
Spin-Lock-Zeiten weiter in ihrer Intensität vermindert werden können. Dieses
Spektrum (1D) wird anschließend vom
Spektrum der Test-Verbindung alleine (1A) substrahiert,
wodurch sich das Spektrum, wie in 1E gezeigt ergibt.
Die positiven Peaks in dem Differenzspektrum korrespondieren mit
den chemischen Verschiebungen der Verbindung in Abwesenheit des
Ziel-Proteins, wie durch einen Vergleich von 1A mit 1E gezeigt
wird, während
die negativen Peaks mit den chemischen Verschiebungen der Verbindung
korrespondieren, wenn diese an FKBP gebunden ist. Diese Information
kann verwendet werden, um die aktive Verbindung zu identifizieren.
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Dieselben
Experimente können
auf eine Mischung der Verbindungen angewendet werden. In diesen Experimenten
wurden die Verbindungen 2–9,
welche bekanntermaßen
nicht an FKBP binden, mit Verbindung 1 kombiniert. 2 zeigt
die T2-gefilterten
Spektren der Mischung der Verbindungen in Abwesenheit von FKBP (2A),
in Anwesenheit von FKBP (2B) und
für FKBP
alleine (2C). Das Spektrum in 2D,
erhalten durch Substraktion von 2C von 2B,
enthält
die Resonanzen der Liganden in Anwesenheit des Proteins. Das Spektrum
in 2E, erhalten mittels Substraktion von 2D von 2A,
enthält
positive Peaks, welche mit den Positionen der Resonanzen der Verbindung
1 in Abwesenheit von FKBP korrespondieren, wie im Referenzspektrum
in 2F gezeigt. Die in 2E enthaltene
Information der chemischen Verschiebung wird nicht nur verwendet,
um die Anwesenheit eines an das Protein bindenden Liganden nachzuweisen,
sondern kann weiterhin verwendet werden, um festzustellen, welche
Verbindung aus der Mischung von Verbindungen bindet, vorausgesetzt,
daß eine
solche Information der chemischen Verschiebung über die freien Liganden von
vornherein bekannt ist.
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3 zeigt den gleichen Satz von Experimenten
mit einer Mischung der Verbindungen 2–9 allein, die nicht an FKBP
binden. Wie in 3E zu sehen ist, werden keine
positiven, absorptiven Ligandenresonanzen im Differenzspektrum beobachtet,
was darauf hinweist, daß keine
Liganden an FKBP binden.
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Beispiel 2
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Screenen von Verbindungen unter Anwendung
der Diffusions-gefilterten
Spektroskopie
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A. FKBP
-
Die
für die
Auswertung der Veränderungen
der Diffusionsgeschwindigkeiten potentieller Liganden, in Anwesenheit
des Ziel-Moleküls,
verwendete Pulssequenz ist die von S. J. Gibbs und C. S. Johnson,
Jr., J. Magn. Reson., 93: 395–420
(1991) und A. S. Altieri, et al., J. Am. Chem. Soc., 117: 7566–7567 (1995)
beschriebene.
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Die
vorliegende Erfindung nutzt die Tatsache aus, daß kleine Moleküle in Lösung schneller
diffundieren als große
Moleküle.
Dies ist aus dem Stand der Technik bekannt. Die vorliegende Erfindung
nutzt die Tatsache, daß kleine
Moleküle,
die normalerweise in freier Lösung
schneller diffundieren, langsamer diffundieren, wenn sie an ein
größeres Ziel-Molekül gebunden
sind. Somit werden sich die Diffusionsgeschwindigkeiten des kleinen
Moleküls
verändern
(verringern), wenn dieses an ein Ziel-Molekül gebunden ist.
-
Die
Fähigkeit,
die Ligandenbindung unter Verwendung von Diffusionsfiltern zu detektieren,
wird für
die FKBP-Bindung an Verbindung 1 in 4 gezeigt.
Zuerst werden die Diffusions-gefilterten
Spektren einer Probe von Verbindung 1 in Anwesenheit von FKBP (4A bzw. 4B)
bei schwachen und starken Gradientenstärken aufgezeigt. Diese Spektren
werden anschließend
voneinander substrahiert, um in 4C gezeigte Spektrum
zu erzeugen. Das Spektrum enthält
Restligandenresonanzen der Verbindung 1. Dieses Spektrum wird anschließend von
einem Referenzspektrum der Verbindung 1 alleine (nach einem schwachen
Gradienten, 4D) substrahiert, um ein Spektrum
zu ergeben, das die Resonanzen des an das Protein bindenden Liganden
enthält
(4E). Wie bei dem T2-gefilterten
Experiment korrespondieren die positiven Peaks in 4E mit
den chemischen Verschiebungen des Liganden in Abwesenheit von Protein,
während
die negativen Peaks mit den chemischen Verschiebungen der Verbindung
korrespondieren, wenn diese an FKBP gebunden ist. Diese Information
kann dazu verwendet werden, die aktive Verbindung zu identifizieren.
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Dieselben
Experimente können
auf eine Mischung von Verbindungen angewendet werden. In diesen Experimenten
werden die Verbindungen 2–9,
welche bekanntlich nicht an FKBP binden, mit Verbindung 1 kombiniert. 5A und 5B zeigen
Spektren der Mischung von Verbindungen in Anwesenheit von FKBP nach
schwachen bzw. starken Gradientenstärken. Der Unterschied zwischen
diesen Spektren ergibt ein Spektrum (5C). Die
Substraktion dieses Spektrums von einem Kontrollspektrum der Mischung
von Liganden in Abwesenheit von FKBP (nach einem schwachen Gradienten, 5D)
erzeugt ein Spektrum (5E), welches positiven Resonanzen
an den chemischen Verschiebungen der Verbindung 1 in Abwesenheit
von FKBP (5F) enthält. Die in 5E enthaltene
Information der chemischen Verschiebung wird nicht nur verwendet,
um die Anwesenheit eines an das Protein bindenden Liganden zu detektieren,
sondern kann auch verwendet werden, um festzustellen, welche Verbindung
in der Mischung von Verbindungen bindet, unter der Voraussetzung,
daß Informationen über die
chemische Verschiebung der freien Liganden im Vorfeld bekannt sind.
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6 zeigt denselben Satz von Experimenten
mit einer Mischung der Verbindungen 2–9 allein, welche nicht an
FKBP binden. Wie in 6E gezeigt, werden keine positiven
Ligandenresonanzen im Differenzspektrum beobachtet, was darauf hinweist,
daß keine
Liganden an FKBP binden.
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Sämtliche
NMR-Spektren wurden bei 300 K auf einem Bruker AMX500 NMR-Spektrometer
aufgezeichnet. Alle Spektren wurden mit 256 Abtastungen und einer
Protonensweep-Breite von 8333,3 Hz und einer 90 Grad Protonenpulslänge von
7 μs aufgezeichnet.
Für die
T2-gefilterten Experimente betrug die Spin-Lock-Zeit
200 ms mit einer Spin-Echo-Zeit von 1 ms. Für die Gradienten-gefilterten
Spektren korrespondierten die niedrigen und hohen Gradientenstärken mit
3 bzw. 48 Gauss/cm, und es wurde eine Diffusions-Ver-zö-ge-rungszeit
von 300 ms verwendet. In sämtlichen
Experimenten betrug die Konzentration jedes Liganden 100 μM, die Konzentration
von FKBP betrug 50 μM
und der Puffer war 50 mM PO4, 100 mM NaCl, pH
6,5 (95% D2O). Die NMR-Daten wurden auf
einem Silicon-Graphics-Computer verarbeitet und analysiert.
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Die
obigen Beispiele stellen keine Einschränkung dar und die vorliegende
Erfindung richtet sich auch auf ein Verfahren für das Entwerfen eines Liganden
mit hoher Affinität,
der die verknüpfte
Kombination von mindestens zwei Liganden ist, die in dem oben gezeigten
Beispiel gefunden wurden. Tabelle
1
- aDer KD-Wert für
Verbindung 1 wurde aus S. Shuker, et al., Science, 274: 1531–1534 (1996)
erhalten, während diejenigen
für die
Verbindungen 2–9
aufgrund der Abwesenheit der beobachteten Veränderungen der chemischen Verschiebung
in 15N-HSQC-Spektren von FKBP bei Verbindungskonzentrationen
von 1,0 mM ermittelt wurden, die in der gleichen Referenz beschrieben
sind.