Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Hydrierung der Doppelbindungen von Polymeren
konjugierter Diene bzw. zur selektiven Hydrierung der
Doppelbindungen in konjugierten Dieneinheiten von Copolymeren
konjugierter Diene mit vinylsubstituierten aromatischen
Kohlenwasserstoffen, bei dem diese in einem inerten
organischen Lösungsmittel in Gegenwart einer Organometallverbindung
als Katalysator mit Wasserstoff in Berührung
gebracht werden.
Im allgemeinen werden Polymere, die durch Polymerisation
oder Copolymerisation von konjugierten Dienen gebildet
werden, in weitem Umfang für industrielle und technische
Zwecke angewendet. Diese Polymere enthalten in ihren Polymerketten
verbliebene ungesättigte Doppelbindungen.
Diese ungesättigten Doppelbindungen werden vorteilhaft
für gewisse Zwecke, wie zur Vulkanisation, ausgenutzt,
sie bewirken jedoch den Nachteil, daß sie dem Polymeren
unzureichende Stabilität gegenüber Umgebungsbedingungen,
wie Wetterbedingungen, gegenüber Oxidation und dergleichen,
verleihen. Speziell Blockcopolymere, die aus konjugierten
Dienen und vinylsubstituierten aromatischen Kohlenwasserstoffen
erhalten worden sind, werden in unvulkanisiertem
Zustand als thermoplastische Elastomere und transparente
schlagfeste Harze oder als Modifiziermittel für
Styrol-Polymerharze und Olefin-Polymerharze eingesetzt.
Aufgrund der in ihren Polymerketten enthaltenen ungesättigten
Doppelbindungen besitzen solche Blockcopolymere jedoch
unzureichende Beständigkeit gegenüber Bewitterungsbedingungen,
Oxidation und Ozon. Auf dem Gebiet der Materialien
für Außenanlagen, für die solche Eigenschaften unerläßlich
sind, haben daher diese Blockcopolymere wegen dieses
Nachteils nur beschränkte Anwendbarkeit.
Die mangelnde Stabilität kann merklich verbessert werden,
indem ein solches Blockcopolymeres hydriert wird und infolgedessen
die in seiner Polymerenkette verbliebenen
ungesättigten Doppelbindungen beseitigt werden. Zu dem
angegebenen Zweck wurden bereits zahllose Methoden zur
Hydrierung von ungesättigte Doppelbindungen enthaltenden
Kohlenwasserstoffpolymeren vorgeschlagen. Zu bekannten
Katalysatoren, die zur Durchführung dieser Verfahren zur
Polymerhydrierung zugänglich sind, gehören (1) heterogene
Trägerkatalysatoren, welche Metalle, wie Nickel,
Platin, Palladium und Ruthenium, aufgetragen auf einem
Träger, wie Kohle, Siliciumdioxid, Aluminiumoxid, Siliciumdioxid-
Aluminiumoxid und Diatomeenerde, enthalten
und (2) sogenannte homogene Katalysatoren vom Typ der
Ziegler-Katalysatoren, die durch Umsetzung von Salzen
organischer Säuren oder Acetylacetonsalzen von Nickel,
Kobalt, Eisen oder Chrom, mit einem Reduktionsmittel,
wie einer Organoaluminiumverbindung, in einem Lösungsmittel
erhalten werden.
So werden in der DE-OS 19 44 382 Hydrierungskatalysatoren
beschrieben, die aus einer Übergangsmetallverbindung der
Gruppe VIII des Periodensystems, beispielsweise einer Dicyclopentadienyl-
Verbindung, und einem reduzierend
wirkenden Aluminiumhydrid oder Mischhydrid bestehen.
Gemäß den Angaben der DE-OS 19 24 745 erfolgt die Hydrierung
von statistischen Styrol-Butadien-Copolymeren mit Hilfe
eines Zweikomponentenkatalysators aus einem Nickelcarboxylat
und Trialkylaluminium.
Aus der US-PS 37 00 633 ist ein Verfahren zur Hydrierung von
Blockcopolymeren aus einem alkenylaromatischen Monomeren und
einem konjugierten Dien bekannt, das in Gegenwart eines
Katalysatorsystems durchgeführt wird, welches durch Umsetzung
eines Metallalkoxids, insbesondere von Kobalt- oder
Nickel-acetylacetonat, mit einer Organoaluminiumverbindung
erhalten wird.
Die vorstehend unter (1) genannten heterogenen Trägerkatalysatoren
zeigen im allgemeinen einen niedrigeren
Grad der Aktivität als die homogenen Katalysatoren vom
Ziegler-Typ. Um eine wirksame Hydrierung zu ermöglichen,
ist es daher erforderlich, daß die Hydrierung unter
strengen Bedingungen, wie bei erhöhter Temperatur und
hohem Druck durchgeführt wird. Bei einem gegebenen
zu hydrierenden Polymeren läuft die Hydrierung erst dann
ab, wenn das Polymere in Gegenwart eines der vorstehend
beschriebenen Katalysatoren behandelt wird. Bei der
Hydrierung eines Polymeren ist jedoch, anders als bei
einer niedermolekularen Verbindung, der Kontakt des
Polymeren mit dem Katalysator wegen des Einflusses der
hohen Viskosität, welche das Reaktionssystem aufweist,
und der durch die Polymerkette verursachten sterischen
Hinderung, schwierig durchzuführen. Um das Polymere
in wirksamer Weise zu hydrieren, ist es daher erforderlich,
daß der Katalysator in einer zu großen Menge eingesetzt
wird, wodurch die Hydrierung unwirtschaftlich
wird, und es ist außerdem erforderlich, die Hydrierungsreaktion
bei erhöhten Temperaturen und unter hohem
Druck, d. h. unter Bedingungen, die leicht zur Zersetzung
und Gelbildung des Polymeren führen, vorzunehmen. Bei
der Hydrierung eines Copolymeren aus einem konjugierten
Dien und einem vinylsubstituierten Kohlenwasserstoff ist
die selektive Hydrierung der ungesättigten Doppelbindungen
in den konjugierten Dieneinheiten des Copolymeren
im allgemeinen erschwert, weil die Hydrierung auch im
Bereich der aromatischen Kerne des Copolymeren eintritt.
Im Gegensatz dazu ist es für die genannten homogenen
Katalysatoren des Ziegler-Typs (2) kennzeichnend, daß
sie im allgemeinen höhere Grade der Aktivität zeigen,
die Hydrierung bei geringeren angewendeten Mengen verursachen
und bei niedrigeren Temperaturen und einem
niedrigeren Druck die Hydrierung bewirken, als die
heterogenen Trägerkatalysatoren, weil die Hydrierungsreaktion
allgemein in einem homogenen System abläuft.
In Abhängigkeit von der Wahl der Hydrierungsbedingungen
sind sie außerdem befähigt, die bevorzugte Hydrierung
der ungesättigten Doppelbindungen der konjugierten
Dieneinheiten in Copolymeren aus konjugierten Dienen und
vinylsubstituierten aromatischen Kohlenwasserstoffen
in ziemlich hohem Maß zu verursachen. Die homogenen Katalysatoren
des Ziegler-Typs besitzen jedoch im allgemeinen
den Nachteil, daß sie nur dann ausreichende Hydrierungsaktivität
zeigen, wenn sie unmittelbar vor ihrer Anwendung
durch Vermischen ihrer Bestandteile und Reduktion
der gebildeten Gemische hergestellt werden, daß sie
keine reproduzierbare Wirkung besitzen und daß sie trotz
der vorbereitend angewendeten Reduktionsbehandlung
schlechte Stabilität zeigen, so daß es unerläßlich ist,
daß diese Katalysatoren unmittelbar vor ihrer tatsächlichen
Anwendung hergestellt werden, sooft sie für die Hydrierung
eingesetzt werden. Außerdem ist besonders bei der Hydrierung
eines Copolymeren aus einem konjugierten Dien und
einem vinylsubstituierten aromatischen Kohlenwasserstoff
die Bedingung einer gründlichen selektiven Hydrierung
der ungesättigten Doppelbindungen der konjugierten Dieneinheiten
gegenüber der des aromatischen Kerns nicht
genügend erfüllt. Unter Bedingungen, die eine weitgehende
Hydrierung der ungesättigten Doppelbindungen von konjugierten
Dieneinheiten ermöglichen, werden die aromatischen
Kerne des Copolymere unvermeidbar in gewissem Maß
hydriert. Wenn umgekehrt Bedingungen angewendet werden,
welche die Hydrierung der aromatischen Kerne des Copolymeren
vollständig verhindern, wird die Hydrierung der ungesättigten
Doppelbindungen der konjugierten Dieneinheiten nicht
in ausreichend hohem Maß bewirkt. Unter diesen Umständen
besteht ein starkes Bedürfnis nach der Entwicklung
eines Katalysators, der befähigt ist, die ungesättigten
Doppelbindungen von konjugierten Dieneinheiten in einem
derartigen Polymeren selektiv zu hydrieren.
Darüber hinaus sind die bekannten Ziegler-Katalysatoren
für die Hydrierung teuer und zeigen den Nachteil, daß
eine weitere komplizierte Verfahrensstufe zur Entfernung
von Katalysatorrückständen aus den Hydrierungsprodukten
erforderlich ist. Um die Hydrierung in wirtschaftlich
vorteilhafter Weise vorzunehmen, ist es stark erwünscht,
einen hochwirksamen Hydrierungskatalysator zur Verfügung
zu stellen, der befähigt ist, den gewünschten Effekt
bei einem so niederen Wert des Katalysatorverbrauches
zu erreichen, daß die Stufe der Entfernung von Katalysatorrückständen
weggelassen werden kann, oder einen
Katalysator zu finden, der in einfacher Weise entfernt
werden kann.
Im Hinblick auf den vorstehend beschriebenen Stand der
Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein
Hydrierungsverfahren zur Verfügung zu stellen, das die wirksame
Hydrierung der ungesättigten Doppelbindungen in den
konjugierten Dieneinheiten eines Polymeren oder Copolymeren
eines konjugierten Diens bei hoher Katalysatoraktivität ermöglicht.
Gegenstand der Erfindung ist demnach ein Verfahren zur
Hydrierung der Doppelbindungen von Polymeren
konjugierter Diene oder zur selektiven Hydrierung der
Doppelbindungen in konjugierten Dieneinheiten von Copolymeren
konjugierter Diene mit vinylsubstituierten aromatischen
Kohlenwasserstoffen, bei dem diese in einem inerten
organischen Lösungsmittel in Gegenwart einer Organometallverbindung
als Katalysator mit Wasserstoff in Berührung
gebracht werden, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Hydrierung in Gegenwart
- (A) mindestens einer Dicyclopentadienyl-Titanverbindung
der allgemeinen Formel
in der R und R′ gleich oder verschieden sind und
für C₁- bis C₈-Alkyl- oder -Alkoxy-Gruppen, C₆- bis
C₈-Aryl-, -Aryloxy-, Aralkyl- oder -Cycloalkylgruppen,
Halogenatome oder Carbonylgruppen stehen,
als Organometallverbindung durchführt, sowie
- (B) (a) das zu hydrierende Polymere oder Copolymere ein
lebendes Polymeres oder Copolymeres ist, das ein
reduzierend wirksames Lithiumatom in der Polymerenkette
aufweist,
oder
- (B) (b) das zu hydrierende Polymere oder Copolymere ein
Gemisch aus dem lebenden, ein Lithiumatom in der
Polymerenkette aufweisenden Polymeren oder Copolymeren
und einem Teil davon durch Anwendung von
Wasser, Alkohol oder Halogenid inaktivierten Polymeren
oder Copolymerenist
und
- (C) das Verhältnis der Molzahl an reduzierend wirksamen
Li in der Komponente (B) zu der Molzahl der
Komponente (A) im Bereich von 0,1 bis 100 liegt.
Es hat sich gezeigt, daß das erfindungsgemäße Verfahren, bei
dem in Gegenwart von Di-(cyclopentadienyl)-titanverbindungen
und Li enthaltende lebende Polymere hydriert werden, eine
sehr hohe Aktivität bei geringen Einsatzmengen des Katalysators
sowie gute Reproduzierbarkeit bei der Anwendung für
dei vorstehend erwähnten Polymeren zeigt und es mit extrem
hoher Selektivität für die Hydrierung der ungesättigten
Doppelbindungen in den konjugierten Dieneinheiten
abläuft.
Die Erfindung wird nachstehend ausführlicher erläutert.
Die verwendete Bezeichnung "konjugiertes Dien-Polymeres"
bzw. "Polymeres eines konjugierten Diens" bedeutet sowohl
ein Homopolymeres, als auch ein Copolymeres eines konjugierten
Diens. Diese Bezeichnung umfaßt speziell Homopolymere
von konjugierten Dienen, statistische oder
Blockcopolymere aus zwei oder mehr konjugierten Dienen
und statistische Block- und/oder Pfropfcopolymere aus
mindestens einem konjugierten Dien und mindestens einem
mit diesem konjugierten Dien copolymerisierbaren Monomeren.
Die erfindungsgemäß verwendete Bezeichnung "lebendes
Polymeres" umfaßt hinsichtlich ihrer Bedeutung Homopolymere
und Copolymere von konjugierten Dienen, die durch Verwendung
einer Organolithiumverbindung als Polymerisationskatalysator
erhalten wurden, und Polymere, die in ihrer
Polymerkette ein Lithiumatom enthalten und infolgedessen
befähigt sind, durch Polymerisation eines zusätzlichen
Monomeren zu wachsen. Im einzelnen gehören dazu lebende
Homopolymere von konjugierten Dienen, lebende statistische
und/oder Blockcopolymere aus zwei oder mehr konjugierten
Dienen und lebende statistische und/oder Blockcopolymere
aus mindestens einem konjugierten Dien und mindestens
einem anderen Monomeren, das zur Lebend-Copolymerisation mit
dem vorstehend erwähnten konjugierten Dien befähigt
ist.
Es ist bereits bekannt, daß Katalysatoren, die aus einer
Kombination von Di-(cyclopentadienyl)-titanverbindung,
einer Komponente des erfindungsgemäß verwendeten Hydrierungskatalysators,
und reduzierenden Organometallverbindungen
bestehen, befähigt sind, die ungesättigten Doppelbindungen
in niedermolekularen organischen Verbindungen
zu hydrieren (z. B. Veröffentlichungen von M. F. Sloan
et al., J. Am. Chem. Soc., Vol. 85, S. 4014-4018 [1965]
und Y. Tajima et al., J. Org. Chem., Vol. 33, S. 1689-
1690 [1968]). Diese Katalysatoren wurden jedoch als technisch
weniger vorteilhaft angesehen, als die vorstehend
erwähnten Hydrierungskatalysatoren des Ziegler-Typs
(1), welche in der großtechnischen Produktion laufende
Anwendung finden, weil sie niedrigere Hydrierungsaktivität
zeigen und daher in größeren Mengen und bei höherer
Temperatur und unter höherem Druck angewendet werden müssen,
um einen weitgehend hohen Hydrierungsgrad zu erreichen.
In der gegenwärtigen Fachliteratur findet sich keinerlei
Bericht über die Anwendung solcher Katalysatoren auf
Polymere, speziell konjugierte Dienpolymere und Copolymere
von konjugierten Dienen und vinylsubstituierten
aromatischen Kohlenwasserstoffen. Bisher existierte
keinerlei Kenntnis über irgendeinen Katalysator, der
zu einer selektiven Hydrierung der ungesättigten Doppelbindungen
in konjugierten Dieneinheiten gegenüber den
aromatischen Kernen in derartigen Polymeren führt. Wenn
derartige Titanverbindungen für sich angewendet werden,
so besitzen sie keine Hydrierungsaktivität. Die Anwendung
einer Titanverbindung als reduzierende organische
Metallverbindung in einem lebenden Polymeren ist bisher
nicht bekannt. Auf dem beschriebenen Fachgebiet wurde
bisher keine Methode beschrieben, aus der ein Hinweis auf
eine derartige Anwendung einer Titanverbindung entnommen
werden könnte.
Im Hinblick auf den vorstehend beschriebenen Stand der
Technik ist es überraschend, daß mit Hilfe des erfindungsgemäßen
Verfahrens die Hydrierung der ungesättigten
Doppelbindungen in konjugierten Dieneinheiten
des Polymeren bzw. deren selektive Hydrierung in den
entsprechenden Copolymeren mit Vinylaromaten bei niederer
Einsatzmenge des Katalysators und unter milden Bedingungen
realisiert werden kann.
Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung wird die
Hydrierung eines lebenden Polymeren, das ein reduzierend
wirksames Lithiumatom enthält, durchgeführt. Diese Ausführungsform
besitzt charakteristische Vorteile, wie die
Tatsache, daß die Hydrierung unter alleiniger Anwendung
einer Di-(cyclopentadienyl)-titanverbindung in geringer
Menge im Reaktionssystem durchgeführt werden kann,
sowie eine höhere katalytische Aktivität
als in einem System unter Verwendung einer Di-(cyclopentadienyl)-
titanverbindung und einer zusätzlichen reduzierenden
organischen Verbindung, wie einer Alkylaluminiumverbindung.
Ein weiterer außerordentlicher Vorteil ist
die Möglichkeit, daß das Polymere in frisch gebildeter,
nicht isolierter Form unmittelbar hydriert werden kann,
und auf diese Weise das als Rückstand aus dem Polymerisationskatalysator
in dem Polymeren verbliebene Lithium
als Komponente für den Hydrierungskatalysator eingesetzt
werden kann. Das lebende Polymere kann somit nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren in wirksamer und wirtschaftlicher
Weise hydriert werden. Diese Tatsache ist sehr
überraschend.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann zwar zur Hydrierung
von allen Kohlenwasserstoffpolymeren, die ungesättigte
Doppelbindungen aufweisen, angewendet werden, vorzugsweise
wird es jedoch auf Polymeren von konjugierten Dienen
angewendet, die durch Polymerisation oder Copolymerisation
von konjugierten Dienen erhalten wurden. Es ist außerdem
geeignet zur Hydrierung von lebenden Kohlenwasserstoffpolymeren,
die in Gegenwart einer Organolithiumverbindung
polymerisiert worden sind und die ungesättigte Doppelbindungen
enthalten, und ist für lebende Polymere von konjugierten
Dienen, die durch Polymerisation oder Copolymerisation
von konjugierten Dienen erhalten wurden und Lithiumatome
in der Polymerkette aufweisen, anwendbar. Diese
konjugierten Dienpolymeren und lebenden konjugierten Dienpolymeren
umfassen Homopolymere von konjugierten Dienen,
Interpolymere bzw. Copolymere von verschiedenen konjugierten
Dienen und Copolymere, die durch Copolymerisation
mindestens eines konjugierten Diens und mindestens eines
mit diesem konjugierten Dien copolymerisierbaren vinylsubstituierten aromatischen
Kohlenwasserstoffes erhalten wurden. Die konjugierten Diene, die
zur Herstellung von solchen konjugierten Dienpolymeren
und lebenden konjugierten Dienpolymeren verwendbar sind,
sind im allgemeinen konjugierte Diene mit 4 bis etwa
12 Kohlenstoffatomen. Zu konkreten Beispielen für solche
konjugierte Diene gehören Butadien-1,3, Isopren, 2,3-
Dimethyl-butadien-1,3, Pentadien-1,3, 2-Methyl-pentadien-
1,3, Hexadien-1,3, 4,5-Diethyl-ocatien-1,3 und 3-Butyl-
octadien-1,3. Im Hinblick darauf, daß Elastomere mit ausgezeichneten
physikalischen Eigenschaften erhalten werden,
die industriell vorteilhafte Entwicklungen ermöglichen,
haben sich Butadien-1,3 und Isopren als besonders wünschenswerte
konjugierte Diene erwiesen. Elastomere, wie Polybutadien,
Polyisopren und Butadien/Isopren-Copolymere
sind besonders vorteilhaft für eine Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens. Diese Polymere sind
im Hinblick auf die Mikrostruktur ihrer Polymerketten
nicht besonders eingeschränkt; sie können unverändert
in vorteilhafter Weise eingesetzt werden, unabhängig
davon, welche Mikrostruktur ihre Polymerketten aufweisen.
Wenn diese Polymeren jedoch keinen ausreichenden Anteil
an 1,2-Vinylbindungen aufweisen, zeigen ihre Hydrierungsprodukte
niedrigere Löslichkeit, als es wünschenswert
ist, und die Polymeren selbst erfordern die Anwendung
von spezifischen Lösungsmitteln, um eine gleichförmige
Hydrierung durchzuführen. Es ist daher erwünscht, daß diese
Polymeren 1,2-Vinylbindungen in einem Anteil von mindestens
etwa 30% enthalten.
Um technisch brauchbare, hochwertige Elastomere
und thermoplastische Elastomere herzustellen,
für die die erfindungsgemäße Wirkung zur selektiven
Hydrierung der ungesättigten Doppelbindungen in den
konjugierten Dieneinheiten am wirksamsten ausgenutzt werden
kann, sind Copolymere von konjugierten Dienen und vinylsubstituierten
aromatischen Kohlenwasserstoffen besonders
wichtig. Zu konkreten Beispielen für vinylsubstituierte
aromatische Kohlenwasserstoffe, die vorteilhaft zur
Herstellung von solchen Copolymeren angewendet werden,
gehören Styrol, t-Butylstyrol, α-Methylstyrol, o-Methylstyrol,
p-Methylstyrol, Divinylbenzol, 1,1-Diphenylethylen,
Vinylnaphthalin, N,N-Dimethyl-p-aminoetylstyrol und
N,N-Diethyl-p-aminoethylstyrol. Unter den vinylsubstituierten
aromatischen Kohlenwasserstoffen hat sich Styrol als
besonders vorteilhaft erwiesen. Konkrete Beispiele für
solche Copolymere sind Butadien/Styrol-Copolymere und
Isopren/Styrol-Copolymere. Diese Copolymeren sind die
besten Ausführungsformen, weil sie zu hydrierten Copolymeren
mit hohem technischem Wert führen.
Es ist wünschenswert, daß diese Copolymeren oder lebenden
Copolymeren die Einheiten von vinylsubstituierten aromatischen
Kohlenwasserstoffen in einem Anteil im Bereich
von 5 bis 95 Gew.-% enthalten. Wenn der Anteil der
Einheiten der vinylsubstituierten aromatischen Kohlenwasserstoffe
außerhalb des angegebenen Bereiches liegt,
werden die charakteristischen Eigenschaften, die thermoplastischen
Elastomeren eigen sind, nicht erzielt.
Zu Copolymeren oder lebenden Copolymeren für die Zwecke
des erfindungsgemäßen Verfahrens gehören
statistische Copolymere, in denen die
Monomereinheiten über die gesamten Polymerketten statistisch
verteilt sind, Tapered (Gradienten-)Blockcopolymere, vollständige
Blockcopolymere und Pfropfcopolymere. Um technisch
wertvolle thermoplastische Elastomere herzustellen, sind
Blockcopolymere, die mindestens einen konjugierten Dien-
Polymerblock und mindestens einen vinylsubstituierten
aromatischen Kohlenwasserstoffpolymerblock enthalte, besonders
wichtig. Unter Blockcopolymeren, welche diese Forderungen
erfüllen, sind solche, die Polymerblöcke aus
vinylsubstituierten aromatischen Kohlenwasserstoffen
in Anteilen im Bereich von 10 bis 90 Gew.-%, bezogen auf
das Gesamtgewicht der vorhandenen Polymerblöcke, enthalten,
besonders vorteilhaft. Diese Blockcopolymeren führen
nicht zur Bildung von thermoplastischen Elastomeren oder
thermoplastischen Harzen mit guten physikalischen Eigenschaften,
wenn ihr Gehalt an Polymerblöcken aus vinylsubstituiertem
aromatischem Kohlenwasserstoff außerhalb
des angegebenen Bereiches liegt.
Der Anteil an Polymerblöcken aus vinylsubstituiertem
aromatischem Kohlenwasserstoff (a) wird nach der Methode
bestimmt, die von L. M. Kolthoff et al. in J. Pol. Sci.,
Vol. 1, S. 429 (1946) beschrieben ist und dieser Anteil
(a) wird als Konzentration des Blockpolymeren in der
Gesamtmenge eines zu prüfenden Polymeren angegeben.
Das vorstehend erwähnte Blockcopolymere kann in einer
Form vorliegen, in der eine kleine Menge an vinylsubstituierten
aromatischen Kohlenwasserstoffeinheiten in einem
konjugierten Dienpolymerblock vorhanden ist, oder in der
eine kleine Menge an konjugierten Dieneinheiten in einem
vinylsubstituierten aromatischen Kohlenwasserstoff-
Polymerblock vorhanden ist. Blockcopolymere dieser Klasse
umfassen Blockcopolymere des geradekettigen Typs, Blockcopolymere
des sogenannten verzweigten Typs, die durch
teilweise Kupplung mit einem Kupplungsmittel gebildet
werden, Blockcopolymere des radialen Typs und des sternförmigen
Typs.
Um für die Zwecke der Erfindung besonders gut geeignet
zu sein, ist es erwünscht, daß die vorstehend erwähnten
Blockcopolymeren oder lebenden Blockcopolymeren konjugierte
Dieneinheiten in Mikrostrukturen enthalten, die aus
30 bis 70 Gew.-% 1,2-Vinylbindungen und 70 bis 30 Gew.-%
1,4-Bindungen (cis-Bindungen und trans-Bindungen) besteht.
Blockcopolymere, welche dieser Anforderung genügen,
sind industriell vorteilhaft, weil die Olefin-
Bereiche ihrer Hydrierungsprodukte gute Kautschukelastizität
zeigen und die Hydrierungsprodukte selbst
hohe Löslichkeit in Lösungsmitteln aufweisen und niedere
Lösungsviskosität besitzen. Sie ermöglichen daher die
leichte Gewinnung von hydrierten Polymeren und die
einfache Entfernung von verbrauchten Lösungsmitteln
sowie eine wirtschaftliche Herstellung von hydrierten
Polymeren.
Der Gehalt an 1,2-Vinylbindungen (b) in den konjugierten
Dieneinheiten des Polymeren wird nach der Methode von
Hampton (R. R. Hampton, Anal. Chem., Vol. 29, S. 923 [1949])
mit Hilfe des Infrarot-Absorptionsspektrums bestimmt,
wobei das Verhältnis der 1,2-Vinylbindungen zu den konjugierten
Dieneinheiten errechnet und dieses Verhältnis,
ausgedrückt als Gewichtsverhältnis, angegeben wird.
Die Wellenzahlen, bei denen diese Bestimmung durchgeführt
wird, liegen im Fall eines Butadien/Styrol-Copolymeren
bei 724 cm-1 für cis-1,4-Butadien, 967 cm-1 für die
trans-1,4-Bindung, bei 911 cm-1 für die 1,2-Vinylbindung
und bei 699 cm-1 für Styrol. Durch Anwendung dieser
Wellenzahlen können die Konzentrationen der einzelnen
Komponenten bestimmt werden.
Die Polymeren, die mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens
der Hydrierung unterworfen werden, unterliegen
im Hinblick auf das Molekulargewicht der Polymeren keiner
speziellen Beschränkung. Im allgemeinen ist es jedoch
erforderlich, daß sie ein Molekulargewicht-Zahlenmittel
im Bereich von etwa 1000 bis etwa 1 000 000 aufweisen.
Die einzusetzenden Polymeren können mit Hilfe von beliebigen
auf dem Fachgebiet bekannten Methoden hergestellt
werden, beispielsweise nach der anionischen Polymerisationsmethode,
der kationischen Polymerisationsmethode, durch
Koordinations-Polymerisation, Radikal-Polymerisation, Lösungspolymerisation
und nach der Emulsions-Polymerisationsmethode.
Besonders vorteilhafte Polymere sind lebende
Polymere, die durch Verwendung einer Organolithiumverbindung
als Katalysator gebildet wurden und ein Lithiumatom
in der Polymerkette enthalten, sowie
Lithium-Oligomere und
a,ω-Dilithium-Oligomere eingesetzt werden, die mit
Hilfe solcher Organolithiumverbindungen als Katalysator erhalten wurden.
Diese Organolithiumverbindungen können entweder
für sich oder in Form von Gemischen aus zwei oder mehr
Verbindungen angewendet werden. Dieser Polymerisationskatalysator
kann dem Reaktionssystem in einem einzigen
Anteil oder nacheinander in zwei oder mehr Teilmengen
während des Verlaufs der Polymerisation zugegeben werden.
Die Menge dieser Organolithiumverbindung kann in geeigneter
Weise in Abhängigkeit von dem erwünschten Molekulargewicht
des herzustellenden Polymeren gewählt werden. Im allgemeinen
liegt diese Menge im Bereich von 0,005 bis 5 Mol-%, bezogen
auf die Gesamtmenge aller eingesetzten Monomeren.
Zu konkreten Beispielen für die als Katalysatorkomponente
(A) zur erfindungsgemäßen Hydrierung verwendeten Di-(cyclopentadienyl)-
titanverbindung gehören Di-(cyclopentadienyl)-
titan-dimethyl, Di-(cyclopentadienyl)-titan-diethyl,
Di-(cyclopentadienyl)-titan-di-n-butyl, Di-(cyclopentadienyl)-
titan-di-sec.-butyl, Di-(cyclopentadienyl)-
titan-dimethoxid, Di-(cyclopentadienyl)-titan-diethoxid,
Di-(cyclopentadienyl)-titan-dibutoxid, Di-(cyclopentadienyl)-
titan-diphenyl, Di-(cyclopentadienyl)-titan-diphenoxid,
Di-(cyclopentadienyl)-titan-difluorid, Di-(cyclopentadienyl)-
titan-dichlorid, Di-(cyclopentadienyl)-titan-
dibromid, Di-(cyclopentadienyl)-titan-diiodid, Di-(cyclopentadienyl)-
titan-dicarbonyl, Di-(cyclopentadienyl)-titan-
chlorid-methyl, Di-(cyclopentadienyl)-titanchlorid-
ethoxid und Di-(cyclopentadienyl)-titanchlorid-phenoxid.
Unabhängig davon, ob diese als Katalysatorkomponente (A)
eingesetzten Verbindungen für sich oder in Form von
Gemischen angewendet werden, wird mit Hilfe des erfindungsgemäßen
Verfahrens die wirksame und selektive Hydrierung
der ungesättigten Doppelbindungen in den konjugierten
Dieneinheiten der Polymeren erreicht. Unter den vorstehend
aufgezählten Titanverbindungen sind Di-(cyclopentadienyl)-
titan-dimethyl, Di-(cyclopentadienyl)-titan-di-n-butyl,
Di-(cyclopentadienyl)-titan-dichlorid und Di-(cyclopentadienyl)-
titan-dicarbonyl besonders vorteilhaft, weil sie
die gewünschte Hydrierung der Polymeren in geringen angewendeten
Mengen verursachen und zu einer hochselektiven
Hydrierung der ungesättigten Doppelbindungen in den konjugierten
Dieneinheiten unter milden Bedingungen führen.
Die meisten dieser Titanverbindungen sind im allgemeinen
instabil und unter der Einwirkung von Luft, Sauerstoff,
Licht und Wärme zersetzlich und müssen daher bei ihrer
industriellen Anwendung unter einer inerten Atmosphäre
und kühl und dunkel aufbewahrt werden. Lediglich Di-
(cyclopentadienyl)-titan-dichlorid zeigt hohe Stabilität
und ausgezeichnete Hydrierungsaktivität und Selektivität
bei der Hydrierung des Polymeren und hat sich daher als
besonders vorteilhaft erwiesen.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Hydrierungsverfahrens
ist es erforderlich, daß im Reaktionssystem zusätzlich
zu der genannten Katalysatorkomponente (A) als
Katalysatorkomponente (B) eine Organometallverbindung vorhanden
ist, die befähigt ist, den Katalysator (A), d. h. die
Di-(cyclopentadienyl)-titanverbindung zu reduzieren.
Diese Katalysatorkomponente (B) ist ein lebendes Polymeres,
das ein Lithiumatom in der Polymerkette enthält, d. h. ein
Oligomeres oder Polymeres, das durch Polymerisation mit
Hilfe von Organolithiumverbindungen hergestellt worden ist.
So kann die erfindungsgemäße
Aufgabe in vorteilhafter Weise gelöst und
selbst bei niederer Einsatzrate des Katalysators unter
milden Bedingungen die im wesentlichen quantitative,
bevorzugte Hydrierung der ungesättigten Doppelbindungen
in den konjugierten Dieneinheiten von Polymeren realisiert
werden, indem eine Di-(cyclopentadienyl)-titanverbindung
als Katalysatorkomponente (A) in Kombination
mit
(B) einem lebenden Polymeren, das ein Lithiumatom
in der Polymerkette enthält, verwendet wird.
Bei der Hydrierung eines lebenden Polymeren, das ein
Lithiumatom in der Polymerkette enthält, welche die
wünschenswerteste, charakteristische Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens darstellt, kann die Hydrierung
in wirksamer und vorteilhafter Weise nur unter Anwendung
des Katalysators (A) für sich ohne Zusatz der weiteren
Katalysatorkomponente (B) durchgeführt werden, weil
das lebende Polymere selbst die Fähigkeit hat, die Katalysatorkomponente
(A) zu reduzieren. Natürlich kann auch
in diesem Fall die Hydrierung unter gemeinsamer Anwendung
der beiden Katalysatorkomponenten (A) und (B) durchgeführt
werden.
Die erfindungsgemäße Hydrierung wird wünschenswert in
einer Lösung des zu behandelnden Polymeren in einem inerten
organischen Lösungsmittel durchgeführt und es ist noch
stärker erwünscht, eine Polymerlösung, wie sie durch Polymerisation
eines konjugierten Diens beispielsweise in einem
inerten Lösungsmittel erhalten wird, unmittelbar der
anschließenden Hydrierungsreaktion zu unterwerfen. Die
Bezeichnung "inertes organisches Lösungsmittel" bedeutet
hier ein Lösungsmittel, das mit keiner der Substanzen
reagiert, die an den Reaktionen der Polymerisation und
Hydrierung teilnehmen. Zu Beispielen für wünschenswerte
Lösungsmittel gehören aliphatische Kohlenwasserstoffe,
wie n-Pentan, n-Hexan, n-Heptan und n-Octan, alicyclische
Kohlenwasserstoffe, wie Cyclohexan und Cycloheptan, und
Ether, wie Diethylether und Tetrahydrofuran. Diese Lösungsmittel
können entweder für sich oder in Form von
Gemischen eingesetzt werden. Aromatische Lösungsmittel,
wie Benzol, Toluol, Xylol und Ethylbenzol sind nur dann
verwendbar, wenn die aromatischen Doppelbindungen unter
den gewählten Hydrierungsbedingungen nicht hydriert
werden.
Zur Durchführung der erfindungsgemäßen Hydrierung wird ein
bestimmtes Polymeres in einer Konzentration von 1 bis
50 Gew.-%, vorzugsweise 3 bis 25 Gew.-%, bezogen auf die
Menge des einzusetzenden Lösungsmittels, angewendet.
Wenn die Hydrierung eines lebenden Polymeren durchgeführt
wird, ist es wesentlich, daß das der Hydrierung zu unterwerfende
lebende Polymere intaktes Lithium aufweist und
nicht durch die Einwirkung von Wasser oder anderen in dem
Lösungsmittel vorhandenen störenden Bestandteilen völlig
inaktiviert wird.
Die erfindungsgemäße Hydrierung erfolgt im allgemeinen
durch Halten der Polymerlösung bei einer vorbestimmten
Temperatur, Zugabe des Hydrierungskatalysators zu der
Polymerlösung unter Rühren oder ohne Rühren, anschließendes
Einleiten von Wasserstoff in die Polymerlösung und Erhöhung
des Umgebungsdruckes auf einen vorbestimmten Wert.
Die angegebenen Katalysatorkomponenten (A) und (B) können
direkt der Polymerlösung zugesetzt werden. Andernfalls können
sie in einer Vorstufe in einem der obengenannten inerten
organischen Lösungsmitteln gelöst und zugegeben
werden. Die Zugabe in Form von Lösungen ist vorteilhafter,
um das gleichförmige und rasche Fortschreiten der Hydrierung
zu gewährleisten.
Wenn die Hydrierung unter Verwendung beider Katalysatorkomponenten
(A) und (B) durchgeführt wird, können beide
Katalysatoren (A) und (B) vermischt und in Form des
Gemisches reduziert und zu der Polymerlösung zugefügt
werden. Sie können auch gesondert und nacheinander der
Polymerlösung zugegeben werden. Andernfalls können sie
gleichzeitig zu der Polymerlösung gegeben werden. Erforderlichenfalls
können während des Verlaufs der Hydrierung
weitere Zugaben der Katalysatorkomponenten (A)
und (B) zu dem Reaktionssystem erfolgen. Um zu bewirken,
daß die Hydrierung rasch fortschreitet, ist es wünschenswert,
die Katalysatorkomponenten (A) und (B) in einem
vorbestimmten Verhältnis miteinander zu vermischen, die
Mischung der Reduktion zu überlassen und dann der Polymerlösung
zuzugeben.
Es ist wesentlich, daß die Katalysatoren (A) und (B)
unter einer inerten Atmosphäre gehandhabt werden. Die
Bezeichnung "inerte Atmosphäre" bedeutet eine Atmosphäre,
deren Bestandteile nicht mit irgendeiner der an der
Hydrierungsreaktion teilnehmenden Substanzen reagieren,
beispielsweise aus Helium, Neon oder Argon. Luft und
Sauerstoff sind auszuschließen, weil sie die Hydrierungskatalysatoren
oxidieren oder zersetzen und somit inaktivieren.
Stickstoff kann verwendet werden, wenn die beiden
Katalysatorkomponenten (A) und (B) unabhängig voneinander
zugegeben werden. Wenn beide Katalysatoren (A) und (B)
vermischt werden oder in Kombination zugegeben werden,
wirkt Stickstoff als Katalysatorgift und verschlechtert
die Hydrierungsaktivität. Stickstoff sollte daher vermieden
werden. Wenn die Katalysatorkomponenten (A) und (B)
vorher vermischt und in Form eines Gemisches eingesetzt
werden, kann daher die Hydrierung am vorteilhaftesten
in einer aus gasförmigem Wasserstoff bestehenden Atmosphäre
durchgeführt werden. Um maximale Hydrierungsaktivität
zu erreichen und ein rasches und gleichförmiges
Fortschreiten der Hydrierung eines Polymeren zu ermöglichen,
erfolgt die Zugabe des Katalysators zu der
Polymerlösung am vorteilhaftesten unter einer Atmosphäre
aus Wasserstoffgas.
Wenn die Hydrierung mit Hilfe des erfindungsgemäßen
Verfahrens auf ein lebendes Polymeres, das ein Lithiumatom
in der Polymerkette enthält, angewendet wird, führt
man die Hydrierung in Gegenwart des Katalysators (A)
allein oder des Katalysators (A) in Kombination mit dem
Katalysator (B) durch. Dabei wird bevorzugt, die Hydrierung
nur in Gegenwart des Katalysators (A) vorzunehmen.
Die Menge des der Polymerlösung zuzugebenden Katalysators,
berechnet als Menge an Katalysator (A), liegt wünschenswerterweise
im Bereich von 0,005 bis 10 mMol pro 100 g
des lebenden Polymeren. Wenn die Menge des zugesetzten
Katalysators in diesem Bereich liegt, kann die Hydrierung
vorzugsweise an den ungesättigten Doppelbindungen der
konjugierten Dieneinheiten des lebenden Polymeren erfolgen,
ohne daß im wesentlichen eine Hydrierung der
Doppelbindungen der aromatischen Kerne auftritt. Es
wird daher eine extrem hohe Selektivität der Hydrierung
realisiert. Auch wenn der Katalysator in einer Menge
von mehr als 10 mMol pro 100 g des Polymeren eingesetzt
wird, kann das lebende Polymere hydriert werden. Die
Anwendung von höheren Katalysatorkonzentrationen ist
nicht ausgeschlossen. Wenn der Katalysator jedoch in
einer Menge von mehr als 10 mMol zugesetzt wird, erhöht
sich die Wirkung des Katalysators für die Hydrierung
nicht wesentlich. Andererseits wird durch die Anwendung von
überschüssigem Katalysator die Hydrierung unwirtschaftlicher
und es werden zusätzliche Verfahrensschritte
erforderlich, wie Entalkalinisieren und Entfernen von
Katalysatorrückständen aus dem Hydrierungsprodukt, wodurch
das Verfahren komplizierter wird. Wenn der Katalysator
in einer Menge von weniger als 0,05 mMol eingesetzt wird,
besteht die Neigung, daß er durch Verunreinigungen desaktiviert
wird und daß die Hydrierung nicht glatt fortschreitet.
Vorzugsweise liegt die Menge des der Polymerlösung
zugesetzten Katalysators, angegeben als Gewicht
des Katalysators (A), im Bereich von 0,01 bis 2 mMol
pro 100 g des lebenden Polymeren.
Bei der Hydrierung eines lebenden Polymeren wird die
Hydrierungsaktivität außerdem beeinflußt von dem Verhältnis
zwischen der Molzahl von Lithium in dem lebenden
Polymeren oder der Summe der Molzahl von Lithium in dem
lebenden Polymeren und der Anzahl der Mol Lithium in dem
Katalysator (B) zu der Molzahl von Titan in dem Katalysator
(A) (nachstehend als "Molverhältnis lebend-Li/Ti"
bezeichnet). Der Lithiumgehalt des lebenden Polymeren
schwankt mit dem Molekulargewicht des lebenden Polymeren,
der Anzahl von funktionellen Gruppen in der in dem Polymerisationskatalysator
verwendeten Organolithiumverbindung
und dem Grad der Inaktivierung der lebenden Lithiumverbindung.
Wenn die Hydrierung lediglich unter Verwendung
der Katalysatorkomponente (A) durchgeführt wird, wird
das lebend-Li/Ti-Molverhältnis in Abhängigkeit von der
Menge des zuzusetzenden Katalysators (A) bestimmt. Um
hohe Hydrierungsaktivität zu gewährleisten und die hochselektive
Hydrierung der ungesättigten Doppelbindungen
in konjugierten Dieneinheiten zu realisieren, ist es
erforderlich, daß das Molverhältnis lebend-Li/Ti im
Bereich von 0,1 bis 100 liegt. Ein Molverhältnis von
lebend-Li/Ti im Bereich von 2 bis 20 hat sich als besonders
erwünscht erwiesen, weil ein Katalysator, dessen lebend-Li/Ti-
Molverhältnis in diesem Bereich liegt, zu einer merklichen
Verbesserung der Hydrierungsaktivität führt. Um
dieses spezielle Molverhältnis von lebend-Li/Ti einzustellen,
kann es notwendig sein, einen Teil des lebenden
Polymeren vorher durch Anwendung von Wasser, Alkohol oder
eines Halogenids zu inaktivieren oder zu dem lebenden
Polymeren vor Beginn der Hydrierung eine weitere Organolithiumverbindung
als Katalysatorkomponente (B) zuzusetzen,
um so die Lithiumkonzentration in dem zu hydrierenden
lebenden Polymeren einzustellen.
Bei der Hydrierung eines anderen Polymeren, das kein
lebendes Polymeres mit einem Lithiumatom in der Polymerkette
darstellt, jedoch einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung entspricht, ist es wesentlich,
daß die Katalysatorkomponenten (A) und (B) in Kombination
angewendet werden. In diesem Fall ist es erwünscht, daß
das Mischungsverhältnis von Katalysator (A) zu Katalysator
(B) so eingestellt wird, daß das Verhältnis der
Molzahl von Lithium in dem Katalysator (B) zu der Molzahl
von Titan in dem Katalysator (A) (nachstehend als "Li/Ti-
Molverhältnis" bezeichnet) im Bereich von etwa 0,5 bis
etwa 20 liegt. Wenn das Li/Ti-Molverhältnis weniger als
etwa 0,5 beträgt, zeigt der kombinierte Katalysator nicht
ausreichende Hydrierungsaktivität. Wenn es mehr als etwa 20
beträgt, liegt ein Überschuß der teuren Katalysatorkomponente
(B) vor, der praktisch nicht zu einer Verbesserung
der Aktivität beiträgt und verloren ist. Darüber hinaus
ist ein Überschuß an Katalysator deshalb nicht vorteilhaft,
weil er dazu neigt, die Gelbildung des Polymeren und
unerwünschte Nebenreaktionen zu induzieren. Ein Li/Ti-
Molverhältnis im Bereich von 2 bis 6 ist besonders vorteilhaft,
weil der kombinierte Katalysator dann merklich
zur Verbesserung der Hydrierungsaktivität beiträgt. Natürlich
kann das Li/Ti-Molverhältnis in Abhängigkeit von
den anderen, gesondert festgelegten Hydrierungsbedingungen
in geeigneter Weise gewählt werden.
Wenn die Hydrierung eines anderen Polymeren, das kein
lebendes Polymeres darstellt, in Gegenwart der Katalysatorkombination
aus Katalysator (A) und Katalysator
(B) durchgeführt wird, liegt die Menge des kombinierten
Katalysators, die als Zusatz zu dem Reaktionssystem
ausreicht, angegeben als Menge des Katalysators (A),
im Bereich von 0,05 bis 20 mMol pro 100 g des zu behandelnden
Polymeren. Sofern die Menge innerhalb dieses
Bereiches liegt, kann die Hydrierung bevorzugt der
ungesättigten Doppelbindungen in den konjugierten Dieneinheiten
des Polymeren ablaufen und es tritt im wesentlichen
keine Hydrierung der Doppelbindungen der aromatischen
Kerne ein. Der Kombinationskatalysator zeigt
daher eine hochselektive Wirkung für die Hydrierung.
Die Hydrierung läuft ohne jede Behinderung ab, auch wenn
der Kombinationskatalysator in einer Menge von mehr als
20 mMol, dem oberen Grenzwert, zugesetzt wird. Der
Überschuß an Katalysator erweist sich jedoch als unnötig
und unwirtschaftlich und führt zu dem Nachteil, daß die
vorliegenden Katalysatorrückstände zusätzliche Stufen
zur Entalkalinisierung und Katalysatorentfernung nach
der Hydrierung erfordern. Um die quantitative Hydrierung
der ungesättigten Doppelbindungen der konjugierten
Dieneinheiten des Polymeren unter ausgewählten Hydrierungsbedingungen
zu gewährleisten, ist es wünschenswert, daß
die Menge des Kombinationskatalysators im Bereich von
0,1 bis 5 mMol, angegeben als Menge von Katalysator (A),
pro 100 g des Polymeren liegt. Wenn der Katalysator (A)
und Katalysator (B) vor ihrer Zugabe zu dem Reaktionssystem
vermischt werden, ist es wünschenswert, daß die
Herstellung des Kombinationskatalysators unmittelbar vor
der Hydrierungsreaktion stattfindet. Wenn der hergestellte
Kombinationskatalysator unter einer inerten Atmosphäre
aufbewahrt wird, behält er jedoch die Aktivität
zur Hydrierung des Polymeren im wesentlichen unverändert
bei, selbst wenn er bei Raumtemperatur während einer
Dauer von etwa einer Woche aufbewahrt wird.
Die erfindungsgemäße Hydrierung wird unter Verwendung
von elementarem Wasserstoff durchgeführt. Vorzugsweise
wird der elementare Wasserstoff im gasförmigen Zustand
in die Polymerlösung eingeleitet. Es ist wünschenswert,
daß die Hydrierung unter ständigem Bewegen bzw. Rühren
der Polymerlösung vorgenommen wird, weil durch das
Rühren ein weitgehender und rascher Kontakt des eingeleiteten
Wasserstoffes mit dem Polymeren verwirklicht
wird. Im allgemeinen wird die Hydrierung bei Temperaturen
im Bereich von -20 bis +150°C durchgeführt. Wenn die
Hydrierung bei Temperaturen von weniger als -20°C vorgenommen
wird, wird sie unwirtschaftlich, weil die
Aktivität des Katalysators geringer ist als normalerweise
und weil die Hydrierung selbst mit einer unerwünscht
langsamen Rate fortschreitet und eine größere
Menge des Katalysators benötigt wird als normalerweise.
Bei derart niederen Temperaturen neigt das der Hydrierung
unterworfene Polymere zum Unlöslichwerden und
zur Abscheidung aus der Lösung. Wenn dagegen die Hydrierung
bei Temperaturen von mehr als 150°C durchgeführt
wird, neigt der Katalysator zur Inaktivierung und das
Polymere zur Zersetzung oder Gelbildung, und darüber hinaus
tritt leicht eine zusätzliche Hydrierung der aromatischen
Kerne des Polymeren auf. Bei diesen höheren Temperaturen
wird daher die Selektivität der Hydrierung verschlechtert.
Vorzugsweise liegt die Hydrierungstemperatur im Bereich
von 20 bis 80°C.
Wenn auch der zur Hydrierung des Polymeren anzuwendende
Wasserstoffdruck nicht speziell beschränkt ist, ist es
doch wünschenswert, daß ein Wasserstoffdruck im Bereich
von 1 bar bis 100 bar (kg/cm²) angewendet wird. Wenn
der Druck unterhalb des unteren Grenzwerts von 1 bar
liegt, fällt die Hydrierungsgeschwindigkeit praktisch auf
den unterst möglichen Grenzwert ab, so daß die Hydrierungsumwandlung
ungenügend wird. Wenn der Druck den
oberen Grenzwert von 100 bar überschreitet, läuft
die Hydrierung im wesentlichen bis zum Ende ab, sobald
die Temperatur erhöht wird. Ein derart hoher Druck hat
den Nachteil, daß unerwünschte Nebenreaktionen und Gelbildung
verursacht werden. Vorzugsweise liegt der Wasserstoffdruck
bei der Hydrierung im Bereich von 2 bis 30 bar.
Bei der praktischen Durchführung wird der optimale Wert
des Wasserstoffdruckes in Abhängigkeit von den anderen
Hydrierungsbedingungen, wie der zugesetzten Menge des
Katalysators, gewählt. So ist es wünschenswert, daß
der Wasserstoffdruck innerhalb des vorstehend definierten
Bereiches bei höheren Werten liegt, wenn die Menge des
zugesetzten Hydrierungskatalysators geringer wird.
Die Dauer der erfindungsgemäß durchgeführten Hydrierung
liegt im Bereich von einigen Sekunden bis 50 Stunden.
Sie wird in geeigneter Weise innerhalb des beschriebenen
Bereiches in Abhängigkeit von den anderen Hydrierungsbedingungen,
die gesondert gewählt werden, eingestellt.
Die erfindungsgemäße Hydrierung kann nach einer beliebigen
bekannten Methode, wie nach der ansatzweisen Methode
oder der kontinuierlichen Methode, durchgeführt werden.
Der Fortschritt der Hydrierung kann während des gesamten
Verlaufs der Hydrierung durch Feststellung der Menge an
Wasserstoff, die durch die Polymerlösung absorbiert wird,
verfolgt werden.
Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens kann ein hydriertes
Polymeres erhalten werden, in dem mindestens 50%, vorzugsweise
mindestens 90%, der ungesättigten Doppelbindungen
in den konjugierten Dieneinheiten des Polymeren
hydriert worden sind. Wenn die Hydrierung gemäß einer
vorteilhaften Ausführungsform unter Verwendung eines
Copolymeren aus einem konjugierten Dien und einem vinylsubstituierten
aromatischen Kohlenwasserstoff als Ausgangspolymeres
durchgeführt wird, kann ein hydriertes
Polymeres erhalten werden, in welchem mindestens 50%,
vorzugsweise mindestens 90% der ungesättigten Doppelbindungen
in den konjugierten Dieneinheiten des Polymeren
hydriert worden sind und in dem nicht mehr als 10% der
aromatischen Kerne des Polymeren hydriert sind, was einer
guten Selektivität der Hydrierung entspricht. Wenn der
Hydrierungsgrad der konjugierten Dieneinheiten weniger
als 50% beträgt, ist die Wirkung der Hydrierung zur
Verbesserung der Bewitterungsbeständigkeit, Oxidationsbeständigkeit
und Wärmebeständigkeit nicht ausreichend.
Im Fall eines Copolymeren aus einem konjugierten Dien
und einem vinylsubstituierten aromatischen Kohlenwasserstoff
wird keine merkliche Wirkung zur Verbesserung der
physikalischen Eigenschaften festgestellt, wenn auch
der Anteil der aromatischen Kerne hydriert ist. Insbesondere
im Fall eines Blockcopolymeren werden in diesem Fall die
sonst ausgezeichnete Verarbeitbarkeit und Formbarkeit
verschlechtert. Darüber hinaus wird durch die Hydrierung
der aromatischen Kerne eine große Menge an Wasserstoff
verbraucht und die Hydrierung selbst muß bei erhöhten
Temperaturen unter erhöhtem Druck während langer Dauer
durchgeführt werden. Eine derartige Hydrierung der aromatischen
Kerne hat sich daher als wirtschaftlich undurchführbar
erwiesen. Der erfindungsgemäße Hydrierungskatalysator
für Polymere zeigt sehr hohe Selektivität und
schließt im wesentlichen die Hydrierung der Bereiche der
aromatischen Kerne des Polymeren aus und ist daher auch
in wirtschaftlicher Hinsicht äußerst vorteilhaft.
Der erwähnte Hydrierungsgrad bzw. Hydrierungsumsatz eines
Polymeren kann durch Messung des Ultraviolett-Absorptionsspektrums
und des Infrarot-Absorptionsspektrums, wenn das
Polymere aromatische Kerne aufweist, und durch Messung
des Infrarot-Absorptionsspektrums bestimmt werden, wenn das
Polymere keine aromatischen Kerne aufweist. Im einzelnen
wird der Hydrierungsgrad im Bereich der aromatischen Kerne
dadurch bestimmt, daß der Anteil der aromatischen Kerne
in dem Polymeren durch Messung der Aromatenabsorption
(die beispielsweise für Styrol bei 250 mµ liegt) im
Ultraviolett-Absorptionsspektrum gemessen wird und das
Messungsresultat in die nachstehende Formel eingesetzt
wird:
Der Hydrierungsgrad der konjugierten Dieneinheiten wird
anhand des Verhältnisses der Konzentration (r) des ungesättigten
Anteils oder des Anteils an konjugierten Dieneinheiten
(Summe an cis-, trans- und Vinyl-Bindungen)
zu dem Anteil an aromatischen Kernen in dem Polymeren,
der nach der vorstehend erwähnten Hampton-Methode erhalten
wurde, wobei die ungesättigten Bindungen durch das
Infrarot-Absorptionsspektrum und der Anteil an aromatischen
Kernen vor und nach der Hydrierung aufgrund des Ultraviolett-
Absorptionsspektrums erhalten werden, bestimmt.
Aus der Polymerlösung, welche der erfindungsgemäßen
Hydrierung unterworfen worden ist, kann der Katalysatorrückstand
erforderlichenfalls entfernt und danach das
hydrierte Polymere in einfacher Weise isoliert werden.
So kann beispielsweise die Isolierung des hydrierten
Polymeren mit Hilfe eines Verfahrens erfolgen, bei dem
ein polares Lösungsmittel, wie Aceton oder Alkohol,
welches ein schlechtes Lösungsmittel für das hydrierte
Polymere darstellt, zu der gebildeten Reaktionslösung
zugegeben wird und dadurch das Polymere ausgefällt wird.
Nach einer anderen Methode kann heißes Wasser unter
Rühren in die Reaktionslösung gegossen werden und danach
das hydrierte Polymere isoliert und das Lösungsmittel
durch Destillation gewonnen werden. Gemäß einer weiteren
Methode kann die Reaktionslösung erhitzt werden und dadurch
das Lösungsmittel durch Destillation ausgetrieben
werden. Für das erfindungsgemäße Hydrierungsverfahren
ist es kennzeichnend, daß die zur Hydrierung erforderliche
Katalysatormenge gering ist. Wenn der bei der Hydrierung
verbrauchte Katalysator in unmodifizierter Form in dem
hydrierten Polymeren verbleibt, so hat dies keine merkliche
Wirkung auf die physikalischen Eigenschaften
des Polymeren. Darüber hinaus wird der größte Teil des
verbrauchten Katalysators während der Isolierung des
hydrierten Polymeren zersetzt und aus dem hydrierten
Polymeren entfernt. Die bei bekannten Verfahren erforderlichen
Verfahrensstufen zur Entalkanisierung und
Entfernung von Katalysatorrückständen können daher weggelassen
werden. Das erfindungsgemäße Hydrierungsverfahren
des Polymeren kann daher in sehr einfacher Weise
durchgeführt werden.
Wie vorstehend beschrieben, wird erfindungsgemäß die
Hydrierung eines aus konjugierten Dienen gebildeten
Polymeren in Gegenwart einer kleinen Menge eines hochaktiven
Katalysators unter milden Bedingungen ermöglicht
und insbesondere bewirkt, daß die ungesättigten Doppelbindungen
in den konjugierten Dieneinheiten eines Copolymeren
aus einem konjugierten Dien und einem vinylsubstituierten
aromatischen Kohlenwasserstoff mit extrem hoher
Selektivität hydriert werden können. Mit Hilfe des erfindungsgemäßen
Verfahrens können praktisch alle Polymeren
von konjugierten Dienen hydriert werden. Insbesondere
die Hydrierung eines lebenden Polymeren, das in der
Polymerkette ein Lithiumatom enthält, kann kontinuierlich
in dem gleichen Reaktionsgefäß, das zur Herstellung des
Polymeren in der vorhergehenden Stufe angewendet wurde,
durchgeführt werden, wobei die Anwendung eines nur aus
einer Komponente bestehenden Katalysators zur Hydrierung
ausreicht. Darüber hinaus gewährleistet die Verwendung
dieses Katalysators bereits in geringen Mengen eine hohe
Hydrierungsaktivität, weil das in dem Polymeren aus der
vorhergehenden Stufe der Polymerisation verbliebene
Lithium sehr wirksam als Reduktionsmittel für den Katalysator
(A) wirkt und die Hydrierungsaktivität erhöht. Die
aufwendigen Stufen, die sonst zur Entalkalinisierung und
Entfernung von Katalysatorrückständen nach der Hydrierung
erforderlich sind, können daher weggelassen werden.
Die Hydrierung dieses lebenden Polymeren kann daher wirksam
mit Hilfe eines wirtschaftlichen einfachen Verfahrens
durchgeführt werden. Das erfindungsgemäße Verfahren ist
daher äußerst wirtschaftlich.
Die mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens erhaltenen
hydrierten Polymeren eignen sich als Elastomere, thermoplastische
Elastomere oder thermoplastische Harze, die
außerordentlich überlegene Eigenschaften im Hinblick
auf die Beständigkeit gegenüber Wetter- und Umgebungsbedingungen
und die Oxidationsbeständigkeit besitzen.
Durch Einverleiben verschiedener Zusätze, wie von Ultraviolett-
Absorbern, Ölen und Füllstoffen oder durch Vermischen
mit anderen Elastomeren und Harzen werden hydrierte
Polymerprodukte erhalten, die außerordentlich weit verbreitete
Anwendung für verschiedene Anwendungszwecke
mit sehr hoher wirtschaftlicher Bedeutung finden.
Die Erfindung wird nachstehend ausführlicher anhand von
Beispielen beschrieben. Diese Beispiele werden lediglich
zur Veranschaulichung gegeben, die Erfindung soll jedoch
nicht auf sie beschränkt sein.
Typische Verfahren zur Synthese der verschiedenen Polymeren,
die in den erfindungsgemäßen Beispielen als Ausgangsmaterialien
verwendet werden, sind in den nachstehenden "Herstellungsbeispielen"
beschrieben.
Herstellungsbeispiel 1
In einen Autoklaven mit einem Innenvolumen von 2 l wurden
500 g Cyclohexan, 100 g monomeres Butadien-1,3 und 0,05 g
n-Butyllithium gegeben und das Gemisch wurde dann 3 Stunden
lang gerührt und auf 60°C erhitzt, um das Monomere zu
polymerisieren und lebendes Polybutadien zu synthetisieren.
Das so hergestellte lebende Polybutadien enthielt
0,67 mMol aktives (lebendes) Lithium pro 100 g des Polymeren.
Ein Anteil dieses lebenden Polymeren wurde isoliert
und analysiert. Es wurde gefunden, daß es 13% 1,2-Vinylbindungen
enthielt und ein durch Gelpermeationschromatographie
bestimmtes Molekulargewicht-Zahlenmittel von etwa
150 000 hatte.
Herstellungsbeispiel 2
Die Verfahrensweise des Herstellungsbeispiels 1 wurde
wiederholt, mit der Abänderung, daß Isopren anstelle von
Butadien-1,3 verwendet wurde. Auf diese Weise wurde lebendes
Polyisopren erhalten, das 0,66 mMol aktives Lithium
pro 100 g des lebenden Polymeren enthielt, 10% 1,2-
Vinylbindungen hatte und ein Molekulargewichts-Zahlenmittel
von etwa 150 000 besaß.
Herstellungsbeispiel 3
Die Verfahrensweise des Herstellungsbeispiels 1 wurde
wiederholt, mit der Abänderung, daß außerdem Tetrahydrofuran
in einer Menge entsprechend dem 40fachen der
molaren Menge an n-Butyllithium zugesetzt wurde, um
lebendes Polybutadien herzustellen. Das so erhaltene
lebende Polymere enthielt 0,66 mMol aktives Lithium
pro 100 g des Polymeren, 43% 1,2-Vinylbindungen und
ein Molekulargewichts-Zahlenmittel von etwa 150 000.
Herstellungsbeispiel 4
In einen Autoklaven wurden 400 g Cyclohexan, 70 g monomeres
Butadien-1,3, 30 g monomeres Styrol, 0,03 g n-Butyllithium
und 0,9 g Tetrahydrofuran auf einmal gegeben und
2 Stunden auf 40°C erhitzt, um die Polymerisation der
Monomeren durchzuführen. Das so hergestellte Polymere
war ein vollständig statistisches lebendes Butadien-
Styrol-Copolymeres. Es wurde festgestellt, daß es 0,48 mMol
aktives (lebendes) Lithium pro 100 g des Polymeren enthielt,
einen Gehalt an 50% 1,2-Vinylbindungen in den
Butadieneinheiten aufwies und ein Molekulargewichts-
Zahlenmittel von etwa 200 000 hatte.
Herstellungsbeispiel 5
In einen Autoklaven wurden 400 g Cyclohexan, 15 g monomeres
Styrol und 0,11 g n-Butyllithium auf einmal gegeben und
dann 3 Stunden lang auf 60°C erhitzt, um die Monomeren zu
polymerisieren. Anschließend wurden die erhaltene Reaktionslösung
und 70 g frisch zugesetztes monomeres Butadien-1,3
3 Stunden lang auf 60°C erhitzt, um die Polymerisation
der Monomeren durchzuführen. Danach wurden die gebildete
Reaktionslösung und 15 g frisch zugesetztes monomeres
Styrol 3 Stunden lang auf 60°C erhitzt.
Auf diese Weise wurde ein lebendes Styrol-Butadien-Styrol-
Blockcopolymeres mit einem Gehalt an gebundenem Styrol
von 30%, einem Block-Styrol-Gehalt von 29,5%, einem
Gehalt an 13% 1,2-Vinylbindungen in den Butadieneinheiten
(9%, bezogen auf das gesamte Polymere) und einem Molekulargewichts-
Zahlenmittel von etwa 60 000 erhalten. Dieses
Polymere enthielt 1,65 mMol aktives Lithium pro 100 g des
Polymeren
Herstellungsbeispiel 6
Die in Herstellungsbeispiel 5 beschriebene Verfahrensweise
wurde wiederholt, mit der Abänderung, daß die beiden Anteile
an monomeren Styrol, die zugesetzt wurden, jeweils 40 g
betrugen (80 g insgesamt) und daß der Anteil des monomeren
Butadien-1,3 in 20 g abgeändert wurde. Auf diese Weise
wurde ein lebendes Blockcopolymeres mit einem hohen
Styrolgehalt gebildet. Das so erhaltene lebende Styrol-
Butadien-Styrol-Blockcopolymere hatte einen Gehalt an
gebundenem Styrol von 80%, einen Blockstyrolgehalt
von 78%, einen Gehalt an 1,2-Vinylbindungen von 15% (3%,
bezogen auf die Gesamtmenge des Polymeren) in den Butadieneinheiten
und ein Molekulargewichts-Zahlenmittel von
etwa 60 000. Dieses Copolymere enthielt 1,65 mMol aktives
Lithium pro 100 g des Polymeren.
Herstellungsbeispiel 7
Die in Herstellungsbeispiel 5 beschriebene Verfahrensweise
wurde wiederholt, mit der Abänderung, daß außerdem
Tetrahydrofuran in einer Menge entsprechend der 35fachen
molaren Menge an n-Butyllithium vorlag. Auf diese Weise
wurde ein lebendes Blockcopolymere des Styrol-Butadien-
Styrol-Typs erhalten, das einen Gehalt an gebundenem
Styrol von 30%, einen Blockstyrolgehalt von 25%, einen
Gehalt an 1,2-Vinylbindungen von 38% in den Butadieneinheiten
und ein Molekulargewichts-Zahlenmittel von
etwa 60 000 hatte. Dieses Polymere enthielt 1,65 mMol
aktives Lithium (lebendes Lithium) pro 100 g des Polymeren.
Herstellungsbeispiel 8
In ein Reaktionsgefäß mit einem Innenvolumen von 1 l und
einem Verhältnis Höhe/Durchmesser von 4, das mit einem
Rührer ausgestattet war, wurden 1200 g/h Cyclohexan,
210 g/h monomeres Butadien-1,3, 1,33 g/h n-Butyllithium
(n-BuLi) und Tetrahydrofuran (THF) (Molverhältnis
n-BuLi/THF = 30) kontinuierlich durch den Boden eingeleitet.
In das obere Ende des Reaktors wurde monomeres
Styrol in einer Menge von 90 g/h eingeleitet. Das Reaktionssystem
wurde bei einer Polymerisationstemperatur
von 100°C gehalten, wobei die durchschnittliche Verweilzeit
der Reaktanten 25 Minuten betrug. Die Lösung des
lebenden Polymeren wurde kontinuierlich aus dem Reaktor
abgezogen.
Das so erhaltene lebende Copolymere hatte eine Butadien-
Styrol-Struktur. Es wurde festgestellt, daß es einen
Gehalt an gebundenem Styrol von 30%, einen Blockstyrolgehalt
von 10,2%, einen Gehalt an 1,2-Vinylbindungen
von 40% (28%, bezogen auf das gesamte Polymere) in den Butadieneinheiten
und ein Molekulargewichts-Zahlenmittel von etwa
180 000 hatte. Dieses Polymere enthielt 0,55 mMol aktives
Lithium pro 100 g des Polymeren.
Herstellungsbeispiel 9
In einen Autoklaven wurden 400 g Cyclohexan, 13 g monomeres
Butadien-1,3, 0,15 g n-Butyllithium und eine solche Menge
an Tetrahydrofuran gegeben, daß das Molverhältnis n-BuLi/
THF = 40 entsprach. Das Gemisch wurde dann 45 Minuten auf
70°C erhitzt, um die Monomeren zu polymerisieren. Die
gebildete Polymerlösung und 20 g frisch zugesetztes
monomeres Styrol wurden 30 Minuten erhitzt. Anschließend
wurden 47 g monomeres Butadien-1,3 zu der gebildeten
Polymerlösung gegeben und das Gemisch weitere 75 Minuten
erhitzt. Schließlich wurden 20 g monomeres Styrol zu der
gebildeten Polymerlösung gegeben und die Lösung weitere
30 Minuten erhitzt. Auf diese Weise wurde ein lebendes
Blockcopolymeres mit Butadien-Styrol-Butadien-Styrol-
Blöcken hergestellt.
Dieses Copolymere hatte einen Gehalt an gebundenem Styrol
von 40%, einen Blockstyrolgehalt von 33%, einen Gehalt
an 1,2-Vinylbindungen von 35% in den Butadieneinheiten
(30%, bezogen auf das gesamte Polymere) und ein Molekulargewichts-
Zahlenmittel von etwa 60 000. Es enthielt
1,65 mMol aktives Lithium pro 100 g des lebenden Polymeren.
Herstellungsbeispiel 10
Die Verfahrensweise gemäß Herstellungsbeispiel 5 wurde
wiederholt, mit der Abänderung, daß Isopren anstelle von
Butadien-1,3 verwendet wurde. Auf diese Weise wurde
ein lebendes Blockcopolymeres des Styrol-Isopren-Styrol-
Block-Typs hergestellt.
Dieses Copolymere enthielt 1,65 mMol aktives Lithium
pro 100 g des lebenden Polymeren. Es wurde festgestellt,
daß der Gehalt an gebundenem Styrol 30%, der Gehalt an
Blockstyrol 29,5%, der Anteil an 1,2-Vinylbindungen
10% in den Isopreneinheiten (7%, bezogen auf das gesamte
Polymere) betrug und daß das Polymere ein Molekulargewichts-
Zahlenmittel von etwa 60 000 hatte.
Herstellungsbeispiel 11
Ein Gemisch auf 500 g Cyclohexan mit 30 g monomerem
Styrol und 0,45 g n-Butyllithium wurde 3 Stunden auf
60°C erhitzt, um die Monomeren zu polymerisieren. Die
gebildete Polymerlösung, 70 g monomeres Butadien-1,3
und eine solche Menge an Tetrahydrofuran, daß ein Molverhältnis
n-BuLi/THF = 20 erreicht wurde, wurden dann
2 Stunden lang auf 40°C erhitzt, um die Monomeren zu
polymerisieren. Danach wurde Siliciumtetrachlorid in einer
Menge entsprechend einem Viertel der molaren Menge
des verwendeten Katalysators zugegeben, um eine Kupplung
zu bewirken. Auf diese Weise wurde ein (Styrol/Butadien) n -
Si-Blockcopolymeres hergestellt.
Das so erhaltene Blockcopolymere hatte das aktive Lithium
bereits verloren. Es wurde gefunden, daß es einen Gehalt
an gebundenem Styrol von 30%, einen Gehalt an 1,2-Vinylbindungen
von 50% in den Butadieneinheiten (35%, bezogen
auf das gesamte Polymere) und ein Molekulargewichts-
Zahlenmittel von etwa 60 000 hatte.
Herstellungsbeispiel 12
Zu einer Lösung von 0,5 Mol sec.-Butyllithium in Cyclohexan
wurde 0,5 Mol Triethylamin zugesetzt und bei Raumtemperatur
eine Stunde gerührt. Zu der gebildeten Lösung
wurde dann 0,25 Mol m-Diisopropenylbenzol tropfenweise
unter Rühren bei Raumtemperatur während einer Dauer von
2 Stunden zugegeben. Die gebildete Lösung wurde weitere
24 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Auf diese Weise
wurde eine Lösung von 1,3-Bis-(1-lithium-1,3-dimethyl-
pentyl)-benzol erhalten. Diese Lithiumverbindung hatte
eine Reinheit von 98,7% und einen Gehalt an aktivem
Lithium von 200 mMol/g.
In einen Autoklaven wurden 400 g Cyclohexan, 70 g monomeres
Butadien-1,3 und 1,40 g der vorstehend hergestellten
Lösung des Dilithium-Katalysators (mit einem Gehalt an
aktivem Lithium von 2,80 mMol) gegeben und dann 3 Stunden
lang auf 60°C erhitzt, um das Monomere zu polymerisieren.
Die gebildete Reaktionslösung und 30 g frisch zugesetztes
monomeres Styrol wurden dann 3 Stunden auf 60°C erhitzt,
um eine weitere Polymerisation durchzuführen. Auf diese
Weise wurde ein lebendes Blockcopolymeres mit zwei
aktiven Polymerisationszentren des Styrol-Butadien-
Styrol-Blocktyps erhalten, das einen Gehalt an gebundenem
Styrol von 30%, einen Blockstyrolgehalt von 29%, einen
Gehalt an 1,2-Vinylbindungen von 20% in den Butadieneinheiten
und ein Molekulargewichts-Zahlenmittel von
etwa 80 000 hatte. Dieses Polymere enthielt 2,50 mMol
aktives Lithium pro 100 g des Polymeren.
Herstellungsbeispiel 13
In einen Autoklaven wurden 400 g Cyclohexan, 100 g
monomeres Butadien-1,3 und 20,0 g der Lösung von 1,3-
Bis-(1-lithium-1,3-dimethylpentyl)-benzol (mit einem
Gehalt an aktivem Lithium von 40 mMol), die in Herstellungsbeispiel
12 beschrieben wurde, gegeben und 3 Stunden
unter Rühren bei 60°C polymerisiert, so daß lebendes
Polybutadiein mit zwei aktiven Polymerisationszentren
hergestellt wurde. Dieses Polymere hatte ein Molekulargewichts-
Zahlenmittel von etwa 6000 und einen Gehalt
an 1,2-Vinylbindungen von 35%. Es enthielt 33,0 mMol
aktives Lithium pro 100 g des Polymeren.
Beispiele 1 bis 12
Hydrierung von lebenden Polymeren mit (C₅H₅)₂TiCl₂
Die in den Herstellungsbeispielen 1 und 2 erhaltenen
Lösungen von lebenden Polymeren wurden mit vorher gereinigtem
und getrocknetem Toluol verdünnt und die in den
Herstellungsbeispielen 3 bis 10, 12 und 13 erhaltenen
Lösungen von lebenden Polymeren wurden mit vorher gereinigtem
und getrocknetem Cyclohexan verdünnt, so daß jeweils
eine Konzentration an lebendem Polymeren von
5 Gew.-% eingestellt wurde. Die verdünnten Polymerlösungen
wurden dann der Hydrierung unterworfen.
1000-g-Anteile jeder der vorstehend angegebenen Lösungen
von lebenden Polymeren (mit einem Gehalt an 50 g des
lebenden Polymeren) wurden in einen sorgfältig getrockneten
Autoklaven mit einem Fassungsvermögen von 2 l gegeben,
der mit einem Rührer versehen war, der Autoklav wurde unter
Vakuum gebracht, die Luft mit Wasserstoff verdrängt und das Gemisch
unter Rühren bei 40°C gehalten.
20,0 ml einer Toluollösung, die Di-(cyclopentadienyl)-
titandichlorid in einer Konzentration von 1,0 mMol/100 ml
(Gesamtgehalt des Katalysators von 0,20 mMol) enthielt,
wurden als Hydrierungskatalysator in den Autoklaven gegeben
und trockener gasförmiger Wasserstoff wurde unter
einem Druck von 5,0 bar zugeleitet, während der Autoklaveninhalt
2 Stunden lang gerührt wurde, um die Hydrierung
durchzuführen. Die Wasserstoffabsorption durch die Polymerlösung
war innerhalb von 30 Minuten jeweils praktisch
beendet. Die so erhaltene Reaktionslösung war eine homogene,
leicht dunkel bis grauschwarz gefärbte Lösung
mit niederer Viskosität. Die Reaktionslösung wurde gekühlt
und auf Normaldruck gebracht, aus dem Autoklaven
entnommen und mit einer großen Menge an Methanol verdünnt,
um das Polymere auszufällen. Das Polymere wurde
durch Filtration aus der Lösung abgetrennt und getrocknet.
Auf diese Weise wurde ein weißes hydriertes Polymeres
erhalten. Die Hydrierungsbedingungen, der Hydrierungsgrad
und Eigenschaften der gebildeten hydrierten Polymeren
sind in Tabelle 1 gezeigt.
Aus Tabelle 1 ist ersichtlich, daß die konjugierten Dieneinheiten
in allen Polymeren quantitativ hydriert wurden
und daß ihre Styroleinheiten im wesentlichen unhydriert
geblieben sind. Die Hydrierung erfolgte demnach mit
ausgezeichneter Aktivität und Selektivität.
Beispiele 13 bis 19
Hydrierung von lebenden Polymeren mit (C₅H₅)₂TiCl₂/n-BuLi
In einen sorgfältig getrockneten Autoklaven mit einem
Fassungsvermögen von 2 l, der mit einem Rührer versehen
war, wurden die verschiedenen in den Herstellungsbeispielen
4 bis 10 synthetisierten lebenden Polymerlösungen
in einer Menge entsprechend 50 g des Polymeren gegeben,
die Luft im Autoklaven wurde mit trockenem Wasserstoffgas
verdrängt und die Lösung unter Rühren bei 50°C
gehalten. Dann wurden 50 ml einer Benzollösung, die Di-
(cyclopentadienyl)-titandichlorid als Katalysator (A)
in einer Konzentration von 2,0 mMol/100 ml enthielt,
und 10 ml einer Cyclohexanlösung, enthaltend n-Butyllithium
als Katalysator (B) in einer Konzentration von
40 mMol/100 ml, bei 40°C unter einem Wasserstoffdruck
von 2,0 bar miteinander vermischt. Der so hergestellte
kombinierte Katalysator wurde sofort in den Autoklaven
gegeben und trockener gasförmiger Wasserstoff wurde
unter einem Druck von 5 bar in den Autoklaven eingeleitet,
dessen Inhalt 2 Stunden lang unter Rühren der Hydrierung
unterworfen wurde. Die Absorption von Wasserstoff durch
das Polymere war in allen Fällen innerhalb von 30 Minuten
praktisch beendet. Die dabei erhaltene Reaktionslösung
war eine leicht dunkel bis grauschwarz gefärbte
homogene Lösung mit niederer Viskosität. Die Reaktionslösung
wurde gekühlt, der Druck aufgehoben, die Lösung
aus dem Autoklaven entfernt und mit einer großen Menge
an Methanol verdünnt, um das gelöste Polymere auszufällen.
Das ausgefällte Polymere wurde durch Filtration aus
der Lösung abgetrennt und getrocknet. Auf diese Weise
wurde ein weißes hydriertes Polymeres erhalten. Der
erhaltene Hydrierungsgrad und die Eigenschaften der
hydrierten Polymeren sind in Tabelle 2 gezeigt.
Aus Tabelle 2 ist ersichtlich, daß die konjugierten
Dieneinheiten der Polymeren quantitativ hydriert wurden
und daß ihre Styroleinheiten im wesentlichen unhydriert
blieben. Die Hydrierung zeigte ausgezeichnete Aktivität
und Selektivität.
Beispiele 20 bis 26 und Vergleichsbeispiele 1 und 2
Hydrierung von lebenden Polymeren mit verschiedenen
Di-(cyclopentadienyl)-titanverbindungen
Das in Herstellungsbeispiel 7 synthetisierte lebende
Styrol-Butadien-Styrol-Blockcopolymere wurde mit gereinigtem
und getrocknetem Cyclohexan verdünnt, so daß eine
Cyclohexanlösung erhalten wurde, die das Polymere in einer
Konzentration von 10 Gew.-% enthielt. 1000-g-Anteile
der lebenden Polymerlösung (Polymergehalt 100 g) wurden
in einen getrockneten Autoklaven mit einem Fassungsvermögen
von 2 l gegeben und nach dem Verdrängen der Atmosphäre
des Autoklaven mit trockenem Wasserstoffgas wurde die
Polymerlösung bei 40°C gehalten.
Dann wurden Toluol-Lösungen der verschiedenen in Tabelle 3
angegebenen Titanverbindungen als Hydrierungskatalysatoren
in solchen Mengen zugesetzt, daß ein Anteil von 0,50 mMol
Hydrierungskatalysator pro 100 g des lebenden Polymeren
(lebend-Li/Ti-Molverhältnis =3,3) erreicht wurde, und
trockenes Wasserstoffgas wurde unter einem Druck von 5 bar
zugeleitet. Die Polymeren wurden 1 Stunde unter Rühren
bei 40°C hydriert.
Nach der Hydrierung wurden die hydrierten Polymeren
nach der in Beispiel 1 beschriebenen Verfahrensweisen aufbereitet
und im Hinblick auf ihre Eigenschaften geprüft.
Zu Vergleichszwecken wurde der vorstehend beschriebene
Hydrierungsversuch wiederholt, wobei andere Titanverbindungen
verwendet wurden, die verschieden von Di-(cyclopentadienyl)-
titanverbindungen waren. Die dabei erhaltenen
Ergebnisse sind ebenfalls in Tabelle 3 gezeigt.
Beispiele 27 bis 31
Anwendung variierender Mengen des Katalysators
Das in Herstellungsbeispiel 5 synthetisierte lebende
Styrol-Butadien-Styrol-Blockcopolymere wurde mit trockenem
Cyclohexan verdünnt, so daß eine Cyclohexanlösung erhalten
wurde, die das lebende Blockcopolymere in einer Konzentration
von 5 Gew.-% enthielt. Diese Polymerlösung wurde
in der in Beispiel 1 beschriebenen Verfahrensweise
hydriert.
Die eingesetzte Menge an Di-(cyclopentadienyl)-titandichlorid
wurde jedoch in der in Tabelle 4 angegebenen
Weise verändert. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 gezeigt.
Beispiele 32 bis 37
Hydrierung von lebenden Polymeren unter Abänderung der
Verfahrensbedingungen
Das in Herstellungsbeispiel 9 synthetisierte lebende
Butadien-Styrol-Butadien-Styrol-Blockcopolymere wurde
mit trockenem Cyclohexan unter Bildung einer Cyclohexanlösung,
die 10 Gew.-% des Polymeren enthielt, verdünnt.
1000-g-Anteile der Lösung (Polymergehalt 100 g) wurden
in einen getrockneten Autoklaven gegeben und unter den
in Tabelle 6 angegebenen variierenden Bedingungen der
Hydrierung gemäß der Verfahrensweise des Beispiels 1
unterworfen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 5 gezeigt.
Beispiel 38
Kontinuierliche Hydrierung
Ein lebendes Styrol-Butadien-Styrol-Blockcopolymeres
wurde durch genaues Nacharbeiten der Verfahrensweise
gemäß Herstellungsbeispiel 5 synthetisiert. Durch Entnahme
einer Probe dieses lebenden Polymeren aus dem
Autoklaven und nachfolgende Analyse wurde festgestellt,
daß es einen Gehalt an gebundenem Styrol von 30%, einen
Blockstyrolgehalt von 29%, einen Gehalt an 1,2-Vinylbindungen
von 13% in den Butadieneinheiten und ein
Molekulargewichts-Zahlenmittel von etwa 60 000 hatte.
In den vorstehend beschriebenen Autoklaven wurde das
unmittelbar aus der Polymerisationsstufe erhaltene lebende
Polymere gegeben und bei 60°C gerührt. In den Autoklaven
wurden dann 40 ml einer Lösung in Toluol, die Di-(cyclopentadienyl)-
titandichlorid als Hydrierungskatalysator
in einer Konzentration von 1,0 mMol/100 ml enthielt
(lebend-Li/Ti-Molverhältnis = 4,1) gegeben und trockener
gasförmiger Wasserstoff wurde sofort unter einem Druck von
5,0 bar zugeleitet und die Hydrierung 2 Stunden lang unter
Rühren bei 60°C durchgeführt. Die Absorption von gasförmigem
Wasserstoff durch das Polymere war im wesentlichen
in etwa 15 Minuten beendet. Die so erhaltene Reaktionslösung
war eine leicht grau-schwarz gefärbte homogene
Lösung mit niederer Viskosität. Diese Reaktionslösung
wurde nach der Verfahrensweise des Beispiels 1 aufbereitet.
Dabei wurde ein weißes, steifes thermoplastisches
elastomeres Polymeres erhalten. Durch Analyse des Polymeren
wurde festgestellt, daß in dem hydrierten Polymeren die
Butadieneinheiten zu 99% und die Styroleinheiten zu weniger
als 1% hydriert waren und daß das Polymere ein
Molekulargewicht von etwa 60 000 hatte. Obwohl die Hydrierung
des Polymeren kontinuierlich unmittelbar nach der
vorhergehenden Polymerisationsstufe durchgeführt wurde,
waren sowohl die Hydrierungsaktivität als auch die
Selektivität für die Hydrierung der Butadieneinheiten unverändert
ausgezeichnet.
Beispiel 39
Hydrierung durch partielle Inaktivierung von aktivem
(lebendem) Lithium
Ein lebendes Styrol-Butadien-Styrol-Blockcopolymeres,
hergestellt gemäß Herstellungsbeispiel 5, wurde mit trockenem
Cyclohexan verdünnt, so daß eine Lösung in Cyclohexan
mit einer Polymerkonzentration von 5 Gew.-% erhalten wurde.
Ein 1000-g-Anteil dieser Lösung (Polymergehalt 50 g)
wurde in einen trockenen Autoklaven mit einem Fassungsvermögen
von 2 l gebracht, dessen Atmosphäre durch trockenen
gasförmigen Wasserstoff ersetzt wurde.
In den Autoklaven wurden 12,5 ml einer Cyclohexanlösung
gegeben, die Benzylchlorid in einer Konzentration von
5,0 mMol/100 ml enthielt und das Gemisch wurde bei Raumtemperatur
etwa 10 Minuten lang gerührt. Auf diese Weise
wurde ein lebendes Polymeres erhalten, das 0,40 mMol
aktives (lebendes) Lithium pro 100 g des Polymeren enthielt.
Dieses lebende Polymere wurde dann durch genaues Nacharbeiten
der Verfahrensweise des Beispiels 36 hydriert. In diesem
Fall betrug das lebend-Li/Ti-Molverhältnis während der
Hydrierung etwa 4. Das hydrierte lebende Polymere wurde
nach der in Beispiel 1 beschriebenen Verfahrensweise
aufbereitet, wobei ein weißes Polymeres erhalten wurde.
Dieses Polymere besaß einen Hydrierungsgrad von Butadieneinheiten
von 98% und einen Hydrierungsgrad der Styroleinheiten
von weniger als 1%, was anzeigte, daß die
Hydrierung trotz der teilweisen Inaktivierung des aktiven
Lithiums wirksam durchgeführt werden konnte. Der hier erreichte
Hydrierungsgrad der Butadieneinheiten war höher
als in Beispiel 28, woraus ersichtlich ist, daß das
Molverhältnis lebend-Li/Ti während der Hydrierung
die Aktivität beeinflußt.
Vergleichsbeispiel 3
Hydrierung eines inaktivierten lebenden Polymeren
mit (C₅H₅)₂TiCl₂
Das in Herstellungsbeispiel 7 erhaltene lebende Styrol-
Butadien-Styrol-Blockcopolymere wurde mit trockenem
Cyclohexan unter Bildung einer Cyclohexanlösung, die
das Polymere in einer Konzentration von 10% enthielt,
verdünnt. Ein 1000-g-Anteil dieser lebenden
Polymerlösung (Polymergehalt 100 g) wurde in einen
trockenen Autoklaven mit einem Fassungsvermögen von
2 l gegeben, während die Innenatmosphäre des Autoklaven
durch trockenes Wasserstoffgas ersetzt wurde.
In den Autoklaven wurden 50 ml einer Cyclohexanlösung
gegeben, die Benzylchlorid in einer Konzentration von
5,0 mMol/100 ml enthielt, und der Inhalt wurde bei
Raumtemperatur etwa 10 min lang gerührt. Die gelblich-
rote Färbung der lebenden Polymerlösung verschwand
sofort. Die Lösung nahm eine durchsichtige,
leicht gelbe Färbung an. Durch Analyse wurde festgestellt,
daß das aktive Lithium dieser ursprünglich
lebenden Polymerlösung bereits vollständig inaktiviert
war.
Das Polymere wurde dann durch genaues Nacharbeiten
der Verfahrensweise gemäß Beispiel 23 hydriert und
das gebildete hydrierte Polymere wurde durch genaues
Nacharbeiten der Verfahrensweise des Beispiels 1
gewonnen. Seine Butadieneinheiten waren zu weniger
als 1% und die Styroleinheiten zu weniger als 1%
hydriert, woraus ersichtlich ist, daß ein Polymeres,
das kein aktives Lithium mehr enthält, mit Hilfe
der erfindungsgemäßen Titanverbindung nicht hydriert
werden konnte.