DE2415980C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf Amidderivate von Vinblastin,
Verfahren zu deren Herstellung sowie
pharmazeutische Zubereitungen, die diese Derivate als Wirkstoff
enthalten.
Gegenstand der Erfindung sind die
im Anspruch 1 angegebenen 4-Desacetylvinblastin-Amidderivate, das
im Anspruch 4 angegebene
Verfahren zu ihrer Herstellung
sowie die in Anspruch 10
angegebene pharmazeutische
Zubereitung.
Mehrere natürlich vorkommende Alkaloide, die sich aus
Vinca rosea erhalten lassen, erwiesen sich als wirksam zur
Behandlung experimenteller Malignitäten bei Säugetieren. Hierzu
gehören Leurosin (US-PS 33 70 057), Vincaleukoblastin
(Vinblastin) (US-PS 30 97 137), Leurosidin (Vinrosidin)
und Leurocristin (Vincristin) (siehe für beide US-PS 32 05 220).
Zwei dieser Alkaloide, nämlich Vinblastin und Leurocristin,
befinden sich als Heilmittel zur Behandlung von Malignitäten,
insbesondere von Leukämie und damit verwandten Erkrankungen
beim Menschen, jetzt auf dem Markt. Eine dieser Verbindungen,
nämlich Leurocristin, ist ein äußerst wirksames und interessantes
Mittel zur Behandlung von Leukämie, es stellt jedoch
die am wenigsten häufig vorkommende Verbindung der antineoplastischen
Alkaloide von Vinca rosea dar.
Eine chemische Modifikation der Vinca-Alkaloide war bisher
ziemlich begrenzt. Hierzu ist als erstes zu sagen, daß die
diesbezüglichen Molekularstrukturen äußerst komplex sind
und sich chemische Reaktionen, die eine spezifische Funktion
des Moleküls beeinflussen, nur schwer entwickeln lassen.
Zweitens ist zu erwähnen, daß aus Vinca-rosea-Fraktionen
Alkaloide isoliert wurden, die keine ausreichenden chemotherapeutischen
Eigenschaften besitzen, und eine Strukturbestimmung
dieser Verbindungen zu dem Schluß führte, daß
sie mit den wirksamen Alkaloiden nahe verwandt sind. Eine
antineoplastische Wirksamkeit scheint daher auf sehr
spezifische Strukturen beschränkt zu sein, und die Chancen,
durch Modifikation dieser Strukturen zu wirksameren Heilmitteln
zu gelangen, erscheinen entsprechend gering. Zu
den erfolgreichen Modifikationen physiologisch aktiver
Alkaloide gehört die Herstellung von Dihydrovinblastin
(US-PS 33 52 868) und der Ersatz der Acetylgruppe am
C-4 (Kohlenstoff Nr. 4 des Vinblastinringsystems, siehe
Formel I) durch eine höhere Alkanoylgruppe oder durch eine
damit nicht verwandte Acylgruppe (siehe US-PS 33 92 173).
Mehrere dieser Derivate verlängern das Leben von Mäusen,
die mit P1534 Leukämie beimpft wurden. Eines dieser Derivate,
bei dem die am C-4 befindliche Acetylgruppe von Vinblastin
durch eine Chloracetylgruppe ersetzt wurde, ist ferner ein
interessantes Zwischenprodukt zur Herstellung strukturell
modifizierter Vinblastinverbindungen, bei denen die am
C-4-Atom befindliche Acetylgruppe von Vinblastin durch
eine N,N-Dialkylglycylgruppe ersetzt ist (US-PS 33 87 001).
Während der chemischen Umsetzung zu diesen letztgenannten
Derivaten entstand auch ein anderes Zwischenprodukt, nämlich
das 4-Desacetylvinblastin. Dieses Zwischenprodukt, das
über keine Acylgruppe in Stellung C-4 verfügt, jedoch stattdessen
über eine nichtveresterte Hydroxygruppe, wurde als
toxisches Material beschrieben, das in vivo gegen P1534/Leukämie
bei der Maus nur schwach chemotherapeutisch wirkt
(Hargrove, Lloydia, 27, 340 [1964]).
Zu nichttoxischen Säuren, die sich zur Bildung pharmazeutisch
unbedenklicher Säureadditionssalze der Aminbasen eignen, gehören
Salze anorganischer Säuren, wie Chlorwasserstoffsäure,
Salpetersäure, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Bromwasserstoffsäure,
Jodwasserstoffsäure, salpetrige Säure, phosphorige
Säure und dergleichen sowie Salze nichttoxischer
organischer Säuren unter Einschluß aliphatischer Mono- oder
Dicarboxylate, phenylsubstituierter Alkanoate, Hydroxyalkanoate
und Alkandioate aromatischer Säuren, aliphatischer
oder aromatischer Sulfonsäuren und dergleichen. Zu solchen
pharmazeutisch unbedenklichen Salzen gehören die Sulfate,
Pyrosulfate, Bisulfate, Sulfite, Bisulfite, Nitrate, Phosphate,
Monohydrogenphosphate, Dihydrogenphosphate, Metaphosphate,
Pyrophosphate, Chloride, Bromide, Jodide, Acetate,
Propionate, Decanoate, Caprylate, Acrylate, Formiate,
Isobutyrate, Caprate, Heptanoate, Propionate, Oxalate, Malonate,
Succinate, Suberate, Sebacate, Fumarate, Maleate,
Butin-1,4-dioate, Hexin-1,6-dioate, Benzoate, Chlorbenzoate,
Methylbenzoate, Dinitrobenzoate, Hydroxybenzoate, Methoxybenzoate,
Phthalate, Terephthalate, Benzolsulfonate, Toluolsulfonate,
Chlorbenzolsulfonate, Xylolsulfonate, Phenylacetate,
Phenylpropionate, Phenylbutyrate, Citrate, Lactate, 2-Hydroxybutyrate,
Glycollate, Malate, Tartrate, Methansulfonate,
Propansulfonate, Naphthalin-1-sulfonate, Naphthalin-2-sulfonate
und dergleichen.
Die durch die Formel I exemplifizierten Derivate sind solche,
bei denen die Carboxymethylgruppe am C-3 von 4-Desacetylvinblastin
in eine Carboxyhydrazidgruppe,
eine Carboxazidgruppe, eine Carboxamidgruppe oder das N-Methylderivat
hiervon transformiert ist.
Die Verbindungen,
bei denen R in obiger Formel I für NH₂, NH-NH₂ oder
NH-CH₃ steht, werden wie folgt hergestellt: Man behandelt
4-Desacetylvinblastin
mit Ammoniak bzw. Methylamin bzw. Hydrazin,
wodurch man das entsprechende Amid, N-Methylamid bzw.
Hydrazid erhält.
Diejenige erfindungsgemäße Verbindung, bei der der
Substituent R für N₃ steht,
wird nach folgendem Verfahren hergestellt: Ein
durch Umsetzen der C-3 Carbomethoxyverbindung mit wasserfreiem
Hydrazin hergestelltes Hydrazid der Formel I, worin
R für NH-NH₂ steht, wird
in bekannter Weise mit
einem Nitrosiermittel behandelt, wie salpetriger Säure,
Nitrosylchlorid, Stickstofftetroxid, Amylnitrit oder
einem ähnlichen Mittel.
Verbindungen der Formel I, worin R NH₂ oder NH-CH₃ bedeutet, lassen
sich, außer wie oben erwähnt, durch direktes Umsetzen von 4-Desacetylvinblastin,
mit Ammoniak oder Methylamin
auch über das Hydrazid herstellen, worauf man
dieses zum Azid umwandelt und das erhaltene Azid mit Ammoniak oder
Methylamin umsetzt, wodurch man die Amide der Formel I erhält.
Ein anderes Verfahren zur Herstellung des primären Amids
(R=NH₂) aus dem Hydrazid (R=NH-NH₂) ist in US-PS
27 56 235 beschrieben, nach welchem das Hydrazid einer
Hydrogenolyse mit Raney-Nickel unterworfen wird.
Die Derivate der Formel I werden nur unter Bezugnahme auf
die neue Gruppe bezeichnet, die an einem gegebenen Kohlenstoffatom
gebildet wird. Die durch Ersatz der Methylesterfunktion
beim 4-Desacetylvinblastin am C-3 durch eine Amidfunktion
entstandene Verbindung wird daher beispielsweise einfach als
4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxamid bezeichnet und nicht als
4-Desacetylvinblastin-C-3-descarbomethoxy-C-3-carboxamid.
Die Verbindungen der Formel I sind in Form ihrer freien
Basen
weiße oder lohfarbene amorphe Feststoffe.
Wenn möglich werden die Amide jedoch in Form ihrer anionischen
Salze mit nichttoxischen Säuren isoliert und kristallisiert.
Diese Salze stellen hochschmelzende, weiße, kristalline oder
amorphe wasserlösliche Feststoffe dar.
Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele näher
erläutert.
21 g Methylamin werden in 100 ml wasserfreiem Methanol bei
-78°C gelöst. Die so erhaltene Lösung versetzt man mit
etwa 3,5 g 4-Desacetylvinblastin. Das Reaktionsgefäß wird verschlossen
und 8 Tage in ein Bad konstanter Temperatur von 50°C
gegeben. Hierauf wird das Reaktionsgefäß geöffnet, und
man verdampft die flüchtigen Bestandteile im Vakuum. Die
NMR- und Infrarotspektren des Rückstandes zeigen, daß es
sich dabei um ein Gemisch aus 4-Desacetylvinblastin-C-3-N-methylcarboxamid
und 4-Desacetylvinblastin handelt.
Der
Rückstand wird
über Silicagel chromatographiert, wobei man zum Eluieren ein Lösungsmittelgemisch
aus Benzolchloroform-Triäthylamin
(100 : 50 : 7,5)
verwendet. Diejenigen Fraktionen, die
einer dünnschichtchromatographischen Analyse zufolge
4-Desacetylvinblastin-C-3-N-methylcarboxamid enthalten,
werden vereinigt, und durch Abziehen des Lösungsmittels
im Vakuum erhält man das N-Methylcarboxamid als amorphen
Feststoff. Ein Infrarotspektrum der Verbindung zeigt
eine Bande bei 1672 cm-1, was für eine Amidgruppe charakteristisch
ist. Die Abwesenheit der 4-Acetylgruppe ergibt
sich durch das Fehlen einer Resonanz für diese Funktion
bei 2,1 ppm im NMR (wobei diese Funktion im NMR-Spektrum
von Vinblastin vorhanden ist). Das Molekulargewicht wird
massenspektrometrisch auf 767 bestimmt, was mit dem theoretisch
für C₄₄H₅₇N₅O₇ berechneten Wert übereinstimmt.
Zur Herstellung des Sulfatsalzes löst man 4-Desacetylvinblastin-C-3-N-methylcarboxamid
in wäßrigem Methanol und stellt den pH-Wert mit
1prozentiger Schwefelsäure auf 2,9 ein. Durch Verdampfen
des erhaltenen Gemisches im Vakuum erhält man
einen amorphen wasserlöslichen
Feststoff.
Etwa 10 g 4-Desacetylvinblastinsulfat werden nach üblichen Verfahren
in die freie Base von 4-Desacetylvinblastin umgewandelt. Die nach
Eindampfen des getrockneten Ätherlösungsmittels erhaltene
freie Base löst man in etwa 200 ml wasserfreiem Methanol.
Die Lösung wird mit wasserfreiem flüssigem Ammoniak (300 ml)
versetzt, worauf man das Reaktionsgemisch verschließt und
60 Stunden auf etwa 100°C hält. Das Reaktionsgefäß wird
dann geöffnet, worauf man den Inhalt einnimmt und zur
Trockne im Vakuum eindampft. Der erhaltene Rückstand wird
rechromatographiert, wobei man diejenigen Fraktionen, die
dünnschichtchromatographischer Analyse zufolge 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxamid
enthalten, vereinigt und das Lösungsmittel
dann im Vakuum abzieht, wodurch man einen Rückstand
der gereinigten freien Base von 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxamid
erhält. Die NMR- und IR-Spektren der festen
freien Base bestätigen die angenommene Struktur. Die freie
Base zeigt eine Bande im Infrarot bei 1687 cm-1, was für
die Amidfunktion charakteristisch ist. Das Molekulargewicht
der freien Base wird massenspektrometrisch auf 753 bestimmt,
was mit dem theoretisch für C₄₃H₅₅N₅O₇ berechneten Wert
übereinstimmt.
600 mg des obigen Rückstands werden nach der in Beispiel 1
beschriebenen Arbeitsweise in das Sulfatsalz überführt. Durch
Eindampfen des Reaktionsgemisches zur Trockne erhält man
4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxamidsulfat, das aus einem
Lösungsmittelgemisch aus Äthanol und Isopropanol kristallisiert
und bei über 250°C unter Zersetzung schmilzt. Das
Salz ist frei löslich in Wasser.
Nach der in Beispiel 1 beschriebenen Arbeitsweise erhitzt
man 4-Desacetylvinblastin in wasserfreiem Äthanol mit einem
Überschuß an wasserfreiem Hydrazin in einem verschlossenen
Reaktionsgefäß etwa 18 Stunden auf etwa 60°C. Das Reaktionsgefäß
wird dann abgekühlt und geöffnet, worauf man seinen
Inhalt entfernt und die flüchtigen Bestandteile im Vakuum
abzieht. Das erhaltene Gemisch, das das 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxyhydrazidin
enthält, wird in Methylenchlorid
aufgenommen, worauf man die Methylenchloridlösung
in Wasser wäscht, abtrennt und trocknet und das Methylenchlorid
im Vakuum verdampft. Der erhaltene Rückstand wird
in einem Lösungsmittelgemisch aus Chloroform und Benzol
(1 : 1) gelöst und über Silicagel chromatographiert. Zum
Entwickeln des Chromatogramms verwendet man das in Beispiel 1
erwähnte Eluiermittel aus Benzol-Chloroform-Triäthylamin.
Die anfänglichen chromatographischen Fraktionen
enthalten nichtumgesetztes 4-Desacetylvinblastin.
Die nachfolgenden Fraktionen enthalten 4-Desacetyl-18′-
descarbomethoxyvinblastin-C-3-carboxhydrazin, wie dies von
Neuss et al in Tetrahedron Letters, 1968, 783, beschrieben
wurde. Die nächsten Fraktionen, die dünnschichtchromatographischer
Analyse zufolge 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxhydrazin
enthalten, werden vereinigt und im Vakuum
von den Lösungsmitteln befreit. Der erhaltene Feststoff
schmilzt bei etwa 210-220°C unter Zersetzung. Das auf
diese Weise hergestellte 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxhydrazid
hat eine Carbomethoxy-Absorptionsbande im IR bei
1725-1735 cm-1, wodurch es sich von der oben erwähnten
18′-Descarbomethoxyverbindung von Neuss et al unterscheidet,
und im IR ferner eine Bande bei 1690 cm-1, die der Hydrazidfunktion
zuzuordnen ist. Das massenspektrometrisch bestimmte
Molekulargewicht von 768 stimmt mit dem für C₄₃H₅₆N₆O₇
berechneten theoretischen Werten überein. Das NMR-Spektrum
enthält die hervorstehende Resonanz bei 3,6 ppm, die
die Methylgruppe der C-18′-Carbomethoxyfunktion zeigt.
Eine Lösung von 678 mg 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxhydrazid
(aus Beispiel 3) wird in 15 ml wasserfreiem Methanol
hergestellt. Diese Lösung versetzt man mit etwa 50 ml
1 n wäßriger Salzsäure, und die erhaltene Lösung wird
auf etwa 0°C gekühlt. Sodann werden etwa 140 mg Natriumnitrit
zugegeben, und das erhaltene Reaktionsgemisch rührt
man 10 Minuten, wobei die Temperatur auf etwa 0°C gehalten
wird. Nach Zusatz des Natriumnitrits wird die Lösung dunkelrotbraun.
Das Reaktionsgemisch stellt man dann durch Zugabe
eines Überschußes von kaltem 5prozentigem wäßrigem Natriumbicarbonat
basisch. Die wäßrige Lösung wird dreimal mit
Methylendichlorid extrahiert. Das bei obiger Umsetzung gebildete
4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxazid geht in das
Methylendichlorid.
Die Methylendichloridlösung von 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxazid
wird normalerweise zwar ohne weitere Reinigung
verwendet, eine Teilmenge hiervon behandelt man zur Charakterisierung
der Säure jedoch wie folgt: Das Methylendichlorid
wird eingedampft, wodurch das Azid in amorpher Form zurückbleibt.
Der Azidrückstand wird mit Äther gewaschen, und die
erhaltene Suspension filtriert man. Das zurückbleibende
lohfarbene Pulver hat folgende physikalische Unterscheidungsmerkmale:
Ultraviolettspektrum Lamda max =269 mµ.
(Epsilon=16 700); Schulter bei etwa 290 mµ; 309 mµ.
(Epsilon=7100), das Infrarotabsorptionsmaximum bei 1690 cm-1
(Carboxhydrazid) fehlt, das Maximum bei 1730 cm-1 ist jedoch
nicht beeinträchtigt. Ferner läßt sich bei 2135 cm-1 ein
scharf begrenztes Maximum feststellen, das für die Carboxazidfunktion
charakteristisch ist. Das Massenspektrum zeigt
ein Molekularion von m/e=708, was einen Verlust von
71 Masseneinheiten (H, CON₃) gegenüber dem für C₄₃H₅₃N₇O₇
berechneten Molekulargewicht bedeutet.
Andere Salze, zu denen auch Salze anorganischer Anionen gehören,
wie die Chloride, Bromide, Phosphate, Nitrate und dergleichen,
sowie die Salze organischer Anionen, wie die Acetate,
Chloracetate, Trichloracetate, Benzoate, Alkyl- oder Arylsulfonate
und dergleichen, können aus den Amidbasen nach
einer analogen Arbeitsweise hergestellt werden, wie sie
oben in Beispiel 1 für die Herstellung der Sulfate beschrieben
wurde, indem man anstelle der 1prozentigen wäßrigen
Schwefelsäure dieses Beispiels jeweils die entsprechende
Säure in einem geeigneten Lösungsmittel anwendet.
Selbstverständlich erfordert die Gegenwart der
Amidgruppen in den Indoldihydroindolkomponenten eine
besondere Sorgfalt bei der Herstellung von Salzen, um eine
Hydrolyse, Veresterung oder sonstige Reaktionen zu vermeiden,
zu denen es bei hohen Temperaturen und extrem sauren pH-Werten
und dergleichen kommt.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen erwiesen sich
in vivo gegenüber transplantierten Mäusetumoren wirksam.
Eine derartige Wirksamkeit entwickelten beispielsweise 4-Des
acetylvinblastin-C-3-carboxamidsulfat, 4-Desacetylvinblastin-
C-3-N-methylcarboxamidsulfat,
und 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxhydrazid.
Von besonderem Interesse ist jedoch die
Wirksamkeit der erfindungsgemäßen Verbindungen, insbesondere
des 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxamidsulfats und dessen
N-Methylderivat, gegen Ridgeway
Osteogensarcoma (ROS) und Gardner Lymphosarcoma (GLS).
Die Wirksamkeit der erfindungsgemäßen Verbindungen gegenüber
diesen Tumoren wurde anhand eines Verfahrens ermittelt,
nach welchem man das Heilmittel normalerweise intraperitoneal
in einer vorgegebenen Dosis 7 bis 10 Tage nach Inoculation
des Tumors verabreichte.
Die folgende Tabelle I gibt die Ergebnisse mehrerer Versuche
wieder, bei denen Mäuse, die transplantierte Tumore aufwiesen,
mit Erfolg mit einer Verbindung der Formel I behandelt
wurden. In dieser Tabelle sind in Spalte 1 die Namen der
jeweiligen Verbindung, in Spalte 2 der transplantierte Tumor,
in Spalte 3 die Dosis oder der Dosierungsbereich sowie
die Anzahl der Tage, über die die Dosis verabreicht
wurde, und in Spalte 4 die prozentuale Hemmung des Tumorwachstums
angegeben. (ROS ist dabei eine Abkürzung für
Ridgeway Osteogensarcoma; GLS für Gardner dymphosarcoma,
und CA 755 ist ein Adenocarcinom.)
Die Verbindungen der Formel I sind wie Leurocristin
und Vinblastin gegenüber Mäusen in Dosen toxisch, die
über denjenigen liegen, die eine 100prozentige
Inhibierung des transplantierten Tumors ergeben. Aus
Gründen, die nicht recht verstanden werden, zeigen alle
Heilmittel bei einem vorgegebenen Test unter Einschluß
der zum Vergleich herangezogenen Heilmittel, wie Vinblastin,
eine Toxizität bei Dosierungen, bei denen sie
normalerweise ohne Toxizität eine Tumorinhibierung ergeben.
Die in der Tabelle I angeführten Ergebnisse stammen
daher von typischen Versuchen, bei denen die Vergleichsheilmittel
zu den erwarteten Ergebnissen führen und stellen somit
keine Mittelwerte aller Versuche dar.
Aus der folgenden Tabelle II geht ein Vergleich der Wirksamkeit
der Verbindungen gemäß Formel I und der von Vincristin (VCR),
Vinblastin (VLB) und Deacetylvinblastin hervor.
Die Verbindungen der Formel I sind ferner wirksam gegenüber
anderen transplantierten Tumoren. Bei Studien gegenüber CA 755
Adenocarcinoma erhielt man mit 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxamidsulfat
beispielsweise eine 67prozentige Inhibierung
des Tumorwachstums und mit 4-Desacetylvinblastin-C-3-N-methylcarboxamidsulfat
eine 61prozentige Hemmung. In einem ähnlichen
Versuch führte Vinblastin zu einer 31prozentigen Hemmung,
während man mit Leurocristin eine 79prozentige Inhibierung
erhielt, und zwar nach einem hervorragend wirksamen
Auswertungssystem.
Die Amide und Hydrazide lassen sich als antineoplastische
Mittel entweder parenteral oder oral verabreichen. Für eine
orale Verabreichung vermischt man eine geeignete Menge eines
pharmazeutisch unbedenklichen Salzes einer Base der
Formel I, mit Ausnahme derjenigen Verbindungen, bei denen
der Substituent R für NH-NH₂ oder N₃ steht, mit einer nichttoxischen
Säure mit Stärke oder einem sonstigen Excipiens
und bringt das Gemisch in teleskopartige Gelatinekapseln,
die jeweils 7,5 bis 50 mg Wirkstoff enthalten. In ähnlicher
Weise kann man das antineoplastische Salz mit Stärke, einem
Bindemittel und einem Schmiermittel vermischen und das
Gemisch zu Tabletten verpressen, die jeweils 7,5 bis 50 mg
Wirkstoff enthalten. Die Tabletten können gekerbt sein, wenn
man kleinere oder geteilte Dosen verwenden möchte. Bei einer
parenteralen Verabreichung wird der intravenöse Weg bevorzugt.
Hierzu werden isotone Lösungen verwendet, die 1 bis 10 mg/ml
eines Salzes eines Indoldihydroindolamids der Formel I enthalten,
mit Ausnahme der Hydrazide und Azide. Die Verbindungen
werden in Mengen von 0,1 bis 1 mg/kg Säugetierkörpergewicht
einmal wöchentlich verabreicht, was sowohl von der Wirksamkeit
als auch der Toxizität des Heilmittels abhängt. Freie
Basen von Verbindungen der Formel I, bei denen der Substituent
R für NH-NH₂ oder N₃ steht, werden in ähnlicher Weise und in
ähnlicher Dosierung zu lagerfähigen Dosierungsformen verarbeitet.
Die meisten Verbindungen eignen sich zwar als antineoplastische
Heilmittel, zwei Arten von Derivaten,
nämlich die Hydrazide und Azide (Verbindungen der Formel
I, worin R für NH-NH₂ oder N₃ steht), lassen sich, wie oben
erwähnt, auch als Zwischenprodukte verwenden, da man die
Hydrazide durch Umsetzung mit einem Nitrosiermittel in die
Azide oder durch Hydrogenolyse in die einfachen Amide umwandeln
kann. Das Azid selbst kann man wiederum mit primären
oder sekundären Aminen umsetzen, wodurch man zu den
erfindungsgemäßen Amiden gelangt.
Claims (10)
1. Amidderivate von 4-Desacetylvinblastin der Formel I
worin R für NH₂, NH-NH₂, NH-CH₃ oder N₃ steht.
2. Pharmazeutisch unbedenkliches Salz einer Verbindung
der Formel I aus Anspruch 1, worin R NH₂ oder NH-CH₃ bedeutet.
3. Sulfat der Verbindung der Formel I nach Anspruch 1, worin R
für NH₂ steht.
4. Verfahren zur Herstellung von Amidderivaten von 4-Desacetylvinblastin
der in Anspruch 1 genannten Formel I, dadurch gekennzeichnet,
daß man eine Verbindung der Formel I, worin R für
O-CH₃ (4-Desacetylvinblastin) steht, mit Ammoniak bzw.
Methylamin bzw. Hydrazin umsetzt oder eine Verbindung der
Formel I, worin R für NH-NH₂ steht, mit einem
Nitrosiermittel umsetzt und gegebenenfalls das erhaltene
Azid, worin R für N₃ steht, (a) mit Ammoniak bzw.
Methylamin umsetzt oder (b) mit Raney-Nickel in einem
inerten Lösungsmittel hydrogenolysiert.
5. Verfahren gemäß Anspruch 4 zur Herstellung von 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxhydrazid,
dadurch gekennzeichnet, daß man
4-Desacetylvinblastin mit wasserfreiem Hydrazin in Gegenwart
von wasserfreiem Ethanol bei erhöhter Temperatur umsetzt.
6. Verfahren gemäß Anspruch 4 zur Herstellung von 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxazid,
dadurch gekennzeichnet, daß man
4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxyhydrazid mit Natriumnitrit in
Gegenwart von Methanol und Chlorwasserstoffsäure umsetzt.
7. Verfahren zur Herstellung von 4-Desacetylvinblastin-C-3-N-methylcarboxamid,
dadurch gekennzeichnet, daß man Vinblastin
mit Methylamin in Gegenwart von Methanol bei erniedrigter
Temperatur umsetzt und aus dem erhaltenen Gemisch aus 4-Des
acetylvinblastin-C-3-N-methylcarboxamid und 4-Desacetylvinblastin
das 4-Desacetylvinblastin-C-3-N-methylcarboxamid
gewinnt.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß man
4-Desacetylvinblastin-C-3-N-methylcarboxamid ferner mit Schwefelsäure
zu 4-Desacetylvinblastin-C-3-N-methylcarboxamidsulfat
umsetzt.
9. Verfahren zur Herstellung von 4-Desacetylvinblastin-C-3-carboxamid,
dadurch gekennzeichnet, daß man Vinblastin mit
Ammoniak in Gegenwart eines inerten Lösungsmittels bei erhöhter
Temperatur umsetzt.
10. Pharmazeutische Zubereitung, dadurch gekennzeichnet, daß
sie ein Salz gemäß Anspruch 2 sowie ein pharmazeutisches
Verdünnungsmittel enthält.
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