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Verfahren zur Herstellung von 35 mm breitem Bildfilm Es sind erhebliche
Anstrengungen gemacht worden, die Wiedergabe des normalen Bildfilms zu verbessern,
bei dem bisher bekanntlich das Negativ-Positiv-Verfahren verwendet wird. Bei diesem
Verfahren müssen zur Filmherstellung Emulsionen mit einer hohen Lichtempfindlichkeit
benutzt werden, um schnelle Bewegungsvorgänge als Momentaufnahmen durchführen zu
können. Es ist bekannt, daß hochempfindliche Negativ-Emulsionen den Nachteil haben,
in der photographischen Entwicklung ein grobes Silberkorn bzw. eine entsprechende
statistische Verteilung dieser Silberkörner zu erzeugen.. Diese Silherkornverteilung
wird beim Kopieren des Filmnegativs auf das an sich wesentlich feinkörnigere und
damit unempfindlichere Positivmaterial übertragen. Bei der Projektion dieses Positivs
macht sich das mitkopierte Negativkorn dann als Kornkribbeln, in der Tonspur als
Kornrauschen störend bemerkbar. In diesem Zusammenhang muß auch erwähnt werden,
daß die Grenze der De:tailauflösungsfähigkeit einer Filmemulsion direkt durch die
Größe des Silberkorns und seine statistische Verteilung (Körnigkeit) beeinflußt
wird. Diese Körnigkeit macht sich besonders bei der mehr und mehr zur Anwendung
kommenden Breitwand-Projektion störend bemerkbar.
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In der heutigen Negativ-Positiv-Technik sind die Mittel zur Verkleinerung
des Negativ-Silberkorns bei Erhaltung seiner Lichtempfindlichkeit erschöpft.
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Da die technologischen Möglichkeiten der Verkleinerung des Silberkorns
im Bildinhalt keine Verbesserungen mehr zuließen, beschritt man den Weg, die relative
Größe des Silberkorns bzw. seine Körnigkeit im Bildinhalt zu verändern. Wenn derselbe
Bildinhalt beispielsweise auf die vierfache Negativ-Bildgröße aufgenommen wird,
geht die relative Größe des Korns auf ein Viertel zurück. Von dieser Möglichkeit
wurde beispielsweise bei den Verfahren Todd-A-0, Vista-Vision und Cinemascope 55
mm Gebrauch gemacht. Diese Verfahren sind aber sehr umständlich und kostspielig,
weil sie für die Aufnahme, Bearbeitung und Wiedergabe jeweils spezielle Geräte benötigen.
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Zur Vermeidung dieser Nachteile des Negativ-Positiv-Verfahrens wird
zur Herstellung eines mindestens 35 mm breiten vorführfertigen Bildfilms mit besonders
hoher Feinkörnigkeit, erfindungsgemäß nicht nur für die Aufnahme, sondern auch für
Zwischen- und Theaterkopien ausschließlich Umkehrfilm verwendet, und die verwendeten
Filme werden dem Umkehrentwicklungsverfahren unterzogen.
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Die Verwendung eines Umkehrfilrns und die Anwendung des Umkehrverfahrens
für die Aufnahme von Bildfilmen mit einer Breite von 35 mm und darüber hat vor allen
Dingen den Vorteil, daß das die Empfindlichkeit der Emulsion bestimmende grobe Silberkorn
im Umkehrbad der photographischen Behandlung herausgelöst und für den Aufbau des
Positiv-Bildes nur das zurückbleibende wesentlich feinkörnigere Restsilber benutzt
wird. Umkehremulsionen ergeben in der Körnigkeit eine Verbesserung von mehr als
1 : 4 im Vergleich zu Negativ-Emulsionen gleicher Empfindlichkeit.
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Die .höhere Feinkörnigkeit der Umkehr-Emulsionen ist von den Fachleuten
schon sehr frühzeitig erkannt worden. Die Möglichkeit, unter Ausnutzung dieser physikalisch-chemischen
Tatsache zu Bildfilmen besonders hoher Feinkörnigkeit zu gelangest, war aber nicht
erkannt und auch nicht angewendet worden. Es handelte sich bei dem bekannten Verfahren
um ein Verfahren, nach dem sich Amateur-Tonfilme herstellen ließen, die für den
Amateur erschwinglich waren. Die Verwendung von Umkehrfilmmaterial ermöglichte es,
Bild- und Tonaufzeichnung gleichzeitig auf denselben Bildträger aufzunehmen.
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Der Umkehrfilm wurde bisher nur in der Schmalfilmtechnik, also ausschließlich
für Amateurzwecke, verwendet, um dem Filmamateur die Hälfte der Kosten von zwei
Filmen, d. h. eines Negativ- und eines Positiv-Films, zu ersparen. Die Bearbeitungsverfahren
des Amateur-Umkehrfilms waren auf diesen Zweck zugeschnitten und ergaben eine Bildqualität,
die für kommerzielle Zwecke nicht ausreichte.
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Von der Möglichkeit der Verbesserung der Bildqualität beim Kopierverfahren
wurde in der Amateurtechnik kein Gebrauch gemacht. Bei dem neuen Verfahren, das
auch das Kopieren von Umkehr-Unikaten wiederum auf Umkehrfilme für Bearbeitungs-
und Vorführzwecke vorsieht, wird nun davon Gebrauch gemacht, hierbei durch Veränderung
des Kopierlichts und gegebenenfalls auch der Kopierlichtfarbe die Qualität der Kopie
zu beeinflussen.
Man kann dadurch Unter- und Überbelichtungen ausgleichen
und dem kopierten Film eine dem Bild: inhalt entsprechende Gradation geben. Die
Durchführung solcher Kopiereffekte war bei der kommerziellen Filmherstellung bisher
an das aufwendige Negativ-Positiv-Verfahren mit all seinen vorstehend beschriebenen
Nachteilen gebunden. Durch die Verwendung von Umkehrfilm als Aufnahme- und Kopiermaterial
wird von vornherein die Entstehung der störenden Körnigkeit mit ihren Nachteilen
auf die Auflösung bzw. die Bildschärfe und auf die Bildprojektion unterbunden.
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Der außerordentlich große technische Aufwand., der bisher bei den
Verfahren getrieben wird, die zur Unterdrückung des störenden Silberkorns eine größere
Bildfläche verwenden, entfällt bei der Anwendung von Umkehrfilm, da die angestrebte
Verkleinerung des Silberkorns und die damit verbundene Verbesserung des Auflösungsvermögens
eine bekannte Eigenschaft des Umkehrfilms ist, die jedoch bisher nicht zu diesem
Zwecke ausgenutzt wurde.
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Dieser Vorteil des Umkehrfilms macht sich besonders bei der Herstellung
von Filmtricks bemerkbar. Hierbei sind oft Mehrfachkopierungen notwendig, die bisher
zu einer Addition des groben Negativ-Filmkorns führten. Natürlich ist die Herstellung
der Filmtricks auf das Umkehrverfahren zu adaptieren.
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Wegen seiner hervorragenden Feinkörnigkeit wird in weiterer Ausgestaltung
der Erfindung der Umkehrfilm auch zur Aufzeichnung des Lichttones verwendet.
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Das neue Verfahren läßt sich vorteilhaft für alle kommerziellen Filme,
beispielsweise für Kinofilme und Fernsehfilme, verwenden, vor allem, wenn besonders
große Projektionsbilder oder besonders große Auflösung gewünscht wird. Besondere
Vorteile ergeben sich bei der Herstellung und Projektion -von Cinemascope-Filmen,
die, ohne Vergrößerung des Negativ-Filmbildchens, in der Breitwandprojektion eine
hervorragende Bildgüte ergeben. Die Anwendung des 35-mm-Umkehrfilms gestattet die
weitere Verwendung aller bisher üblichen technischen Geräte, wie Filmkameras, Entwicklungs-
und Kopiermaschinen, Filmschneidetische; Projektoren und Hilfseinrichtungen.
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Die Anwendung des Umkehrentwicklungsverfahrens, die durch die vorliegende
Erfindung bei Originalaufnahmen, Arbeitskopien und Spielkopien eingeführt wird,
stellt an die Bearbeitung keine er höhten Anforderungen, die der Einführung des
Verfahrens hinderlich sein können. Das Umkehrentwicklungsverfahren ist heute technisch
so weit durchgebildet, daß es als eine Modifikation des normalen Entwicklungsverfahrens
bezeichnet werden kann und weder zeitlich noch im technischen Aufwand eine Mehrbelastung
bringt.