-
EINFÜHRUNG
-
Technisches
Gebiet
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Herstellung eines Virus
für die
Impfstoffproduktion in einer Zellkultur.
-
Hintergrund
-
Eine
wirksame Kontrolle einer Influenza-Pandemie hängt von einer frühzeitigen
Impfung mit dem inaktivierten, aus neu identifizierten Influenzastämmen gebildeten
Virus ab. Allerdings sind für eine
wirksamere pandemische Kontrolle Verbesserungen bei der Herstellung
und dem Testen des Impfstoffs notwendig. Influenza-Viren sind sehr
häufigen Mutationen
der Oberflächenantigene
ausgesetzt. Demgemäß können Impfstoffhersteller
nicht Millionen von Dosen für
eine Verwendung bei einer Epidemie lagern. Gegenwärtige Influenzakontrollverfahren erfordern
eine konstante internationale Überwachung
und Identifikation von allen neu auftauchenden Stämmen zusammen
mit der Impfstoffherstellung, die für die neu identifizierten Stämme spezifisch ist.
Die gegenwärtige
Influenzaimpfstoffherstellung, die die Verwendung von embryonalen
Eiern für
die Virusinokulation und Inkubation erfordert, ist mühsam und
teuer. Sie kann bei der Bereitstellung von geeigneten Qualitätseiern
auch aufgrund jahreszeitlicher Schwankungen begrenzt sein. Daher
wäre es
für die Herstellung
von Massendosen eines monovalenten Impfstoffs innerhalb kurzer Zeit
vorteilhaft, eine wechselnde, von Eiern unabhängige Herstellungstechnik zu
entwickeln. In dieser Hinsicht kann die Herstellung eines Influenza-Impfstoffs
auf einer stabilen Zelllinie viele Probleme der Massenproduktion
lösen.
Allerdings ist die Ausbeute von menschlichen Influenza-Viren auf
Gewebekulturen enttäuschenderweise
viel niedriger als in angebrüteten
Eiern (Tannock u.a., Vaccine, 1985, 3: 333–339). Um diese Einschränkungen
zu überwinden
und die Qualität
der Impfstoffe zu verbessern, wäre
es vorteilhaft, Zellkulturlinien zu entwickeln, die gegenüber den
gegenwärtig
zur Verfügung
stehenden eine erhöhte
Virusausbeute vorzusehen.
-
Bei
der Verwendung von Säugetier-Zelllinien für die Impfstoffherstellung
mittels ganzer Virionen besteht ein übliches Problem für die Impfstoffhersteller
darin, dass Säugetierzellen
intrinsische antivirale Eigenschaften, insbesondere das Interferon(IFN)-System,
aufweisen, das die Virusreplikation stört. IFN können auf der Grundlage ihrer
primären Sequenz
in zwei Hauptgruppen unterteilt werden. Interferone vom Typ I, IFN-α und IFN-β, werden
durch eine Superfamilie von intronlosen Genen kodiert, die aus der
IFN-α-Genfamilie
und einem einzelnen IFN-β-Gen bestehen. Interferon
vom Typ II oder IFN-γ besteht
nur aus einem einzelnen Typ und beschränkt sich auf Lymphocyten (T-Zellen
und natürliche
Killerzellen). Interferone vom Typ I vermitteln verschiedene biologische
Vorgänge,
einschließlich
die Induktion von antiviralen Aktivitäten, die Regulation des Zellwachstums
und die Differenzierung sowie die Modulation von Immunfunktionen
(Sen, G. C. & Lengyel,
P., (1992), J. Biol. Chem. 267, 5017–5020, Pestka, S. & Langer, J. A.,
(1987), Ann. Rev. Biochem. 56, 727–777). Die induzierte Expression
von IFN des Typs I, die die IFN-α- und IFN-β-Genfamilie
umfassen, wird typischerweise nach einer viralen Infektion festgestellt.
In vielen Studien wurden Promotorelemente und Transkriptionsfaktoren
identifiziert, die an der Regulation der Expression von IFN des
Typs I beteiligt sind (Du, W., Thanos, D. & Maniatis, T., (1993), Cell 74, 887–898; Matsuyama,
T., Kimura, T., Kitagawa, M., Pfeffer, K., Kawakami, T., Watanabe,
N., Kundig, T. M., Amakawa, R., Kishihara, K., Wakeham, A., Potter,
J., Furlonger, C. L., Narendran, A., Suzuki, H., Ohashi, P. S.,
Paige, C. J., Taniguchi, T. & Mak,
T. W., (1993), Cell 75, 83–97;
Tanaka, N. & Taniguchi,
T., (1992), Adv. Immunol. 52, 263–81). Allerdings bleibt unklar,
was die besonderen biochemischen Hinweise sind, die virale Infektionen
der Zelle und die signalisierenden, damit verbundenen Mechanismen
kennzeichnen (für
einen neueren Überblick
des Interferonsystems siehe Jaramillo u.a. Cancer Investigation,
1995, 13: 327–337).
-
IFN
gehören
zu einer Klasse von negativen Wachstumsfaktoren mit der Fähigkeit,
das Wachstum einer großen
Zahl von Zellen sowohl mit normalen als auch transformierten Phänotypen
zu hemmen. Wie gezeigt wurde, ist eine IFN-Therapie bei der Behandlung
von menschlichen bösartigen
Tumoren, wie beispielsweise dem Kaposi-Sarkom, der chronischen myelogenen
Leukämie,
dem Non-Hodgkin-Lymphom und
der Haarzellenleukämie,
sowie bei der Behandlung von infektiösen Erkrankungen, wie beispielsweise
dem Papillomavirus (Genitalwarzen) und der Hepatitis B und C (von
Gutterman, Proc. Natl Acad Sci. 91: 1198–1205, 1994 besprochen) hilfreich.
Kürzlich wurde
gentechnisch verändertes,
mit Bakterien erzeugtes IFN-β zur
Behandlung von Multipler Sklerose zugelassen, einer relativ häufigen neurologischen Erkrankung,
die allein in den USA mindestens 250.000 Patienten betrifft.
-
IFN
zeigen ihre biologischen Aktivitäten durch
Binden an ihre verwandten Rezeptoren und anschließende Signalweitergabe,
was zur Induktion von mit IFN stimulierten Genen, ISG, führt. Während eine
Zahl von ISG identifiziert wurde, sind nur einige von ihnen beschrieben
und ihre biologischen Aktivitäten
untersucht worden. Die am besten untersuchten Beispiele für ISG umfassen
eine von doppelsträngiger
RNA (dsRNA) abhängigen
Kinase (PKR, früher als
p68 Kinase bekannt), 2'-5'-verknüpfte Oligoadenylat(2-5A)-Synthetase
und Mx Proteine (Taylor JL, Grossberg SE, Virus Research, 1990,
15: 1–26;
Williams BRG, Eur. J. Biochem. 1991 200: 1–11). Menschliches Mx-A Protein
ist ein 76 kD-Protein, das die Vermehrung von Influenza-Viren und
vesikulären Stomatitis-Viren
(Pavlovic u.a. (1990), J. Viol. 64, 3370–3375) hemmt.
-
2'-5'-Oligoadenylat-Synthetase
(2-5A-Synthetase) verwendet ATP, um kurze Oligomere von bis zu 12
Adenylatresten zu synthetisieren, die über 2'-5'-Phosphodiesterbindungen
verknüpft
sind. Die sich ergebenden Oligoadenylatmoleküle aktivieren allosterisch
eine latente Ribonuklease, RNase L, die virale und zelluläre RNA abbaut.
Der 2-5A-Synthetaseweg scheint für
die reduzierte Synthese von viralen Proteinen in zellfreien Proteinsynthetisierungssystemen,
die aus mit IFN behandelten Zellen isoliert wurden, und vermutlich
für eine
Resistenz gegen eine virale Infektion in vivo, zumindest für einige
Virusklassen, wichtig zu sein.
-
PKR
(Abkürzung
für Proteinkinase-RNA-abhängig) ist
das einzige identifizierte dsRNA-bindende Protein, das bekanntermaßen eine
Kinaseaktivität aufweist.
PKR ist eine Serin/Threonin-Kinase, deren enzymatische Aktivierung
eine dsRNA-Bindung und konsequente Autophosphorylierung erfordert
(Galabru, J. & Hovanessian,
A. (1987), J. Biol. Chem. 262, 15538–15544; Meurs, E., Chong, K.,
Galabru, J., Thomas, N. S., Kerr, I. M., Williams, B. R. G. & Hovanessian,
A. G. (1990), Cell 62, 379–390).
Es ist auf PKR in der Literatur auch als dsRNA-aktivierte Proteinkinase,
P1/e1F2-Kinase,
DAI oder dsI für
dsRNA-aktivierten Inhibitor und p68 (menschlich) oder p65 (Mäuse-)Kinase
Bezug genommen worden. Analoge Enzyme sind in Kaninchenretikulozyten, verschiedenen
Mäusegeweben
und menschlichen peripheren mononukleären Blutzellen beschrieben worden
(Farrel u.a. (1977), Cell 11, 187–200; Levin u.a. (1978), Proc.
Natl. Acad. Sci., USA 75, 1121–1125;
Hovanessian (1980), Biochimie 62, 775–778; Krust u.a. (1982), Virology
120, 240–246; Buffet-Janvresse
u.a. (1986), J. Interferon Res. 6, 85–96). Das am besten beschriebene
In-vivo-Substrat von PKR ist die alpha-Untereinheit des eukaryontischen
Initiationsfaktors-2 (e1F-2a), der, sobald er einmal phosphoryliert
wurde, letztlich zur Inhibition der zellulären und viralen Proteinsynthese
führt (Hershey,
J. W. B. (1991), Ann. Rev. Biochem. 60, 717–755). PCK kann den Initiationsfaktor
e1F-2α in vitro
phosphorylieren, wenn er durch doppelsträngige RNA aktiviert wurde (Chong
u.a. (1992), EMBO J. 11, 1553–1562).
Es ist nahe gelegt worden, dass diese besondere Funktion von PKR
einer der Mechanismen ist, die für
die Vermittlung der antiviralen und antiproliferativen Aktivitäten von
IFN-α und
IFN-β verantwortlich
ist. Eine zusätzliche
biologische Funktion für
PKR ist seine vermeintliche Rolle als Signalumwandler. Kumar u.a.
haben gezeigt, dass PKR IxBα phosphorylieren
kann, was zur Freisetzung und Aktivierung des nukleären Faktors
xB (NF-xB) führt
(Kumar, A., Haque, J., Lacoste, J., Hiscott, J. & Williams, B. R. G. (1994), Proc.
Natl. Acad. Sci., USA 91, 6288–6292).
Angesichts der gut beschriebenen NF-xB-Stelle im IFN-β-Promotor
kann dies einen Mechanismus darstellen, durch den PKR die dsRNA-Aktivierung
der IFN-β-Transkription
vermittelt (Visvanathan, K. V. & Goodbourne,
S. (1989), EMBO J. 8, 1129–1138).
-
Die
katalytische Kinase-Subdomäne
von PKR (d. h. von (menschlicher) p68-Kinase und (Maus)-p65-Kinase)
hat eine starke Sequenzidentität (38%)
mit der Hefe-GCN2-Kinase
(Choug u.a. (1992), EMBO J. 11, 1553–1562; Fen u.a. (1992), Proc.
Natl. Acad. Sci., USA 89, 5447–5451).
Die rekombinante p68-Kinase, die in der Hefe Saccharomyces cerevisiae
exprimiert ist, zeigt einen das Wachstum unterdrückenden Phänotyp. Dies wird der Aktivierung
der p68-Kinase und der nachfolgenden Phosphorylierung des Hefeäquivalents
von Säuretier-e1F2α zugeschrieben
(Chong u.a.; Cigan u.a. (1982) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86, 2784–2788).
-
Der
vorliegende Erfinder hat überraschenderweise
entdeckt, dass das Manipulieren der Expression von bestimmten ISG
nützliche
Verwendungen aufweisen kann. Er hat festgestellt, dass die Unterdrückung der
Expression des PKR-Proteins oder des 2-5A-Synthetaseproteins oder von beidem
zu einer im Wesentlichen höheren
viralen Ausbeute von mit Viren infizierten Zellen führt, was
für die
Erhöhung der
Produktion von Impfstoffen in Tierzellkulturen nützlich ist.
-
Wichtige Literatur
-
Ein üblicher
Ansatz, um die biologische Rolle von PKR zu untersuchen, beinhaltet
die Erzeugung von Mutanten, die einen Mangel an Kinaseaktivitäten aufweisen.
Da das PKR eine regulatorische Stelle für die dsRNA-Bindung und eine
katalytische Stelle für die
Kinaseaktivität
besitzt, haben Forscher eine Blockdeletion oder ortsgerichtete Mutagenese
verwendet, um an der regulatorischen oder katalytischen Stelle Mutanten
zu bilden. Eine dominante, negative PKR-Mutante, [Arg296]PKR,
die eine einzelne Aminosäuresubstitution
von Arginin für
das unveränderliche
Lysin in der katalytischen Domäne
II in der Position 296 enthält,
ist beschrieben worden (Visvanathan, K. V. & Goodbourne, S., (1989), EMBO J.
8, 1129–1138;
D'Addario, M., Roulston,
A., Wainberg, M. A. & Hiscott,
J. (1990), J. Virol. 64, 6080–6089). Dieses
Mutantenprotein [Arg296]PKR kann spezifisch die
Aktivität
der endogenen Wildtyp-PKR
in vivo unterdrücken.
Zusätzliche
Mutanten sind durch Ändern der
dsRNA-Bindungsmotive
gebildet worden. Zum Beispiel haben Feng u.a. (Proc. Natl. Acad.
Sci., USA, 1992, 89: 5447–5451)
die dsRNA-Bindungsfähigkeit
von PKR durch Deletionsanalyse abgeschafft, um Mutanten mit Deletionen
zwischen den Aminosäureresten
39–50
oder 58–69
zu erhalten. In ähnlicher
Weise haben andere Forscher Aminosäurereste im N-terminalen Bereich
mutiert, um die dsRNA-Bindungsfähigkeit
zu unterdrücken,
was zu einem Verlust an enzymatischen PKR-Aktivitäten führt (Green SR, Mathews MB,
Genes & Development
1992, 6: 2478–2490;
McCormack, SJ, Ortega LG, Doohan JP, Samuels CE, Virology 1994,
198: 92–99).
In einem neueren Artikel wurden weiter zwei Aminosäurereste identifiziert,
die für
eine dsRNA-Bindung absolut notwendig sind, nämlich Glycin 57 und Lysin 60
(McMillan NAJ, Carpick BW, Hollis B, Toone WM, Zamanian-Daryoush
und Williams BRG, J. Biol. Chem. 1995, 270: 2601–2606). Es wurde gezeigt, dass
Mutanten in diesen Positionen nicht in der Lage sind, dsRNA in vitro
zu binden und keine antiproliferative Wirkung in vivo besaßen, wenn
sie in Maus-Makrophagenzellen exprimiert wurden.
-
Die
physiologische Wichtigkeit des Verlusts der PKR-Aktivität in vivo
ist bei Tieren untersucht worden. Die katalytisch inaktiven PKR-Mutanten (einschließlich [Arg296]PKR) bewirkten, wenn sie in NIH 3T3 (Mausfibroblast)
Zellen transfiziert wurden, eine Unterdrückung der PKR-Aktivität in den
Transfektanten. Bei Verabreichung an Nacktmäuse bewirkten diese transfizierten
Zellen eine Tumorbildung, was eine Tumorsuppressoraktivität für PKR nahe
legt (Koromilas, A. E., Roy, S., Barber, G. N., Katze, M. G. & Sonenberg, N.
(1992) Science 257, 1685–1689; Meurs,
E. F., Galabru, J., Barber, G. N., Katze, M. G. & Hovanessian, A. G. (1993), Proc.
Natl. Acad. Sci., USA 90, 232–236).
Meurs u.a. (J. Virol. 1992, 66: 5805) erzeugten stabile Transfektanten
von NIH 3T3 Zellen entweder mit einem Wildtyp (wt) PKR-Gen oder
einer dominanten negativen Mutante unter der Kontrolle eines CMV-Promotors
und zeigten, dass nur Transfektanten, die den wt-Klon erhielten,
teilweise gegenüber
einer Infektion mit dem Encephalomyocarditis-Virus (EMCV) resistent
waren. Lee u.a. (Virol. 1993, 193: 1037) bildeten einen rekombinanten Vaccinia-Virusvektor,
der das PKR-Gen unter der Kontrolle eines induzierbaren Promotors
hielt, und zeigten, dass HeLa-Zellen, die mit dem rekombinanten
Virus infiziert und induziert waren, zu einer Inhibierung des Vaccinia-Virus-Proteins
und einem Gesamtabfall der Virusausbeute führten. Henry u.a. (J. Biol.
Regulators and Homeostatic Agents, 1994, 8: 15) zeigte, dass reovirale
mRNA, die eine PKR-Aktivatorsequenz
enthielten, im Vergleich zu anderen reoviralen mRNA schlecht exprimiert
sind, aber dass das Hinzufügen
von 2-Aminopurin, einem PKR-Inhibitor, oder eine Transfektion mit
einer dominanten negativen PKR-Mutante die Expression von die Aktivatorsequenz
enthaltender mRNA speziell erhöhte.
Maran u.a. (Science 1994, 265: 789) zeigten, dass HeLa-Zellen, die
für PKR
mRNA durch Behandeln mit PKR-Antisenseoligos, welche mit 2'-5'-oligoA verknüpft waren,
selektiv deletiert wurden, nicht auf die Aktivierung von nukleärem Faktor-xB
durch die RNA poly(I):poly(c) ansprachen.
-
Es
sind mehrere Strategien in der Bemühung verwendet worden, die
Ausbeute des von der Zellkultur erhaltenen Virus für die Impfstoffproduktion
zu verbessern. Unterschiedliche Zelltypen sind getestet worden,
um die beste Zelllinie für
ein optimales Wachstum von speziellen Viren zu erhalten. Die diploiden
menschlichen embryonalen Lungenzelllinien, MRC-5 und WI-38, sind
speziell für
die Impfstoffherstellung entwickelt worden (siehe Pearson. Devel.
Biol. Standard, 1992 76: 13–17;
MacDonald, C., Critical Reviews Biotech., 1990, 10: 155–178; Wood
u.a. Biologicals 1990, 18: 143–146).
Andere Versuche, die Impfstoffherstellung aus der Zellkultur zu
verbessern, umfassen die Verwendung eines Serumersatzfaktors mit
niedrigem Protein (Candal u.a., Biologicals, 1991, 19: 213–218) und
die Behandlung der Zellkultur mit proteolytischen Enzymen (US-Patent
Nr. RE 33,164).
-
ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
-
Die
Erfindung stellt ein Verfahren zur Herstellung eines viralen Impfstoffs
für ein
Tier-Virus zur Verfügung, umfassend:
- (a) Infizieren einer Zelle mit einem Donor-Virus, wobei
die Zelle eine angezielte Deletion in einem Doppelstrang RNA abhängigen Protein-Kinase (PKR)
Gen, einem 2'-5'-Oligoadenylat-Synthetase
(2-5A Synthetase) Gen oder einem MxA Gen aufweist, wobei die Deletion
in der Zelle einen Mangel an Aktivität des Genprodukts des PKR-Gens,
des 2-5A Synthetase Gens oder des MxA Gens erzeugt;
- (b) Züchten
der infizierten Zelle unter Bedingungen, die geeignet sind, ein
effizientes Genwachstum zu ergeben, und
- (c) Ernten des gebildeten Virus.
-
KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
-
1. PKR-Aktivität und Proteinniveaus in von
U937 stammenden stabilen Transfektanten-Zelllinien. (A) Funktionale
PKR-Aktivität
wurde unter Verwendung eines Poly(I):Poly(C)-Celluloseassays für die PKR-Autophosphorylierung
bestimmt. Zellextrakte wurden aus den unterschiedlichen U937 Transfektanten-Zelllinien
nach Inkubation mit (+) oder ohne (–) rekombinantes menschliches
IFN-α2 (200
u/ml), wie angegeben, hergestellt, während L929 Zellen mit Maus-IFN-α/β in ähnlicher
Weise behandelt wurden. Spur 1, HeLa; Spuren 2 und 3, U937-neo;
Spur 4: U937-AS1; Spur 5: U937-AS3; Spur 6: U937-M13; Spur 7: U937-M22;
Spur 8: L929. Die Positionen der menschlichen (68 kDa) und Maus
(65 kDa) PKR-Proteine und die molekularen Größenstandards (80 und 50 kDa)
werden angegeben. (B) Zellextrakte wurden wie oben nach Induktion
mit IFN-α oder
-γ hergestellt, und
PKR-Proteinniveaus
wurden durch Western-Blot-Analyse bestimmt.
-
2. Die Kinetik der EMCV-Replikation wird
in Zellen mit einem Mangel an PKR erhöht. Die unterschiedlichen U937-Zelllinien
wurden mit EMCV bei 0,1 (A) oder 0,001 (B) TCID50/Zelle
angeregt. Die Proben wurden zu den angegebenen Zeiten geerntet und
virale Ausbeuten wurden im Hinblick auf TCID50 gemessen.
-
BESCHREIBUNG
VON SPEZIELLEN AUSFÜHRUNGSFORMEN
-
Der
vorliegende Erfinder hat überraschend festgestellt,
dass Tierzellen, die einen Mangel an Interferon-vermittelten antiviralen
Reaktionen aufweisen, insbesondere Zellen, die einen Mangel an dsRNA-abhängiger Kinase,
2'-5'-Oligoadenylatsynthetase oder beidem
aufweisen, eine höhere
Virus-Ausbeute erzielen, wenn sie mit einem Tier-Virus infiziert sind,
als Zellen mit normalen Niveaus an diesen Proteinen. Eine Steigerung
der Virus-Ausbeute um so viel wie 103 oder
104 oder mehr kann unter Verwendung des
Verfahrens der vorliegenden Erfindung erhalten werden. Die Fähigkeit,
hohe Ausbeuten an Virus in einer Zellkultur mit einem Mangel an
PKR oder 2-5A-Synthetase zu erhalten, macht es möglich, große Virusmengen innerhalb kurzer
Zeit zu erzeugen. Dies ist besonders wichtig für die Herstellung von viralen
Impfstoffen, insbesondere für
RNA-Virus, einschließlich
Influenza-Virus.
-
Das
geerntete Virus, das durch das Verfahren der Erfindung erzeugt wird,
kann zusätzlich
für die
Impfstoff-Verwendung durch Reinigung hergestellt werden, zum Beispiel
durch Sterilfiltration, Ultrafiltration und/oder Konzentration durch
Säulenchromatographie
oder andere Verfahren. Das geerntete Virus kann wahlweise behandelt
werden, um für
die Herstellung von abgetöteten
viralen Impfstoffen das Virus zu inaktivieren.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
weist die Zelle eine angezielte Deletion im PKR Gen auf. Unter PKR
versteht man menschliche p68-Kinase oder jedes Analog oder Homolog
der menschlichen p68-Kinase. Unter Analog der menschlichen p68-Kinase versteht man
jede doppelsträngige
RNA-abhängige
Kinase, die die ds-RNA-Aktivierung
der Interterontranskription vermittelt. Typischerweise sind solche
ds-RNA-abhängigen Kinasen
p68-Kinase-Äquivalente,
die in anderen Arten, wie beispielsweise Kaninchen oder Mäusen, und
in unterschiedlichen Geweben unter den verschiedenen Arten vorliegen.
Zum Beispiel ist eine Maus-p65-Kinase ein Analog der menschlichen
p68-Kinase. Ein anderes Beispiel für ein Analog der p68-Kinase ist in menschlichen
peripheren mononukleären
Blutzellen beschrieben worden (Farrel u.a.). Unter Homolog versteht
man ein Protein, das homolog zu mindestens einer Domäne der menschlichen
p68-Kinase, wie beispielsweise der dsRNA-Bindungsdomäne oder der
Kinasedomäne,
ist. Ein solches funktionales Kinasehomolog ist Hefe-GCN2-Kinase.
-
Verfahren
für die
angezielte Gendeletion („Gen-Knock-out") werden zum Beispiel
in Camper SA u.a., Biology of Reproduction, 1995, 52: 246–257 und
Aguzzi A., Brandner S., Sure, U. u.a., Brain Pathology, 1994, 4:
3–20 beschrieben.
-
Die
PKR-Aktivität
kann durch eine Anzahl von Verfahren bestimmt werden, die auf dem
Fachgebiet bekannt sind. Die Aktivität von PKR kann direkt zum Beispiel
durch einen Autophosphorylierungsassay bestimmt werden, wie beispielsweise
dem in Maran u.a. (Science, 265: 789–792, 1994) oder Silverman
u.a. (Silverman, R. H. und Krause, D. (1986) in Interferons: A practical
approach, Morris, A. G. und Clemens, M. J. Hrsg., Seite 71–74 IRL
Press, Oxford-Washington, DC) beschriebenen. Typischerweise wird
ein Autophosphorylierungsassay für
die PKR-Aktivität
wie folgt durchgeführt:
Extrakte aus Zellen, die auf PKR-Aktivität untersucht werden sollen
und etwa 100 μg
Protein enthalten, werden mit 20 μl
Poly(I):Poly(c)-Cellulosekügelchen
60 min auf Eis inkubiert. Die Kinase wird immobilisiert und auf
den Kügelchen
aktiviert. Nach dem Waschen der Polynukleotid-Cellulose-gebundenen
Kinasefraktionen wird eine Autophosphorylierungsreaktion bei 30°C 30 min in
einer Assaylösung
durchgeführt.
Die Assaylösung enthält 1 μCl [γ32P]ATP,
1,5 mM Magnesiumacetat, 10 μM
ATP, pH 7,5, 0,5% NP 40 und 100 μg/ml
Leupeptin. Die Proben werden bei 90°C 3 min in Gelprobenpuffer,
enthaltend Natriumdodecylsulfat (SDS), erwärmt und die Proteine werden
mittels 10% SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese
analysiert. Die Gele werden getrocknet und Autoradiographen werden
unter Verwendung von XAR-5 Röntgenfilm
(KodaK) hergestellt.
-
Die
PKR-Aktivität
kann indirekt durch Analyseverfahren bestimmt werden, die das Vorhandensein
von mRNA oder cDNA (z.B. Northern oder Southern Blots) oder das
Vorhandensein des Proteins (z.B. Western Blot) ermitteln.
-
In
einer anderen Ausführungsform
stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines
viralen Impfstoffs in einer Zelle zur Verfügung, das eine angezielte Deletion
in dem 2'-5'-Oligoadenylatgen
aufweist. Die 2-5A-Synthetaseaktivität kann durch Verfahren bestimmt
werden, die ähnlich
den zur Bestimmung der PKR-Aktivität verwendeten sind, d.h. Western
Blots unter Verwendung von 2-5A-Synthetasespezifischen Antikörpern, Northern
Blots unter Verwendung von Oligonukleotid- oder cDNA-Sonden, die
für 2-5A-Synthetase-
oder Enzymaktivitätsassays
spezifisch sind (siehe Read u.a. J, Infect. Dis., 1985, 152: 466–472; Hassel
und Ts'o J. Virol. Methods,
1994, 50: 323–334).
Typischerweise wird eine 2-5A-Synthetaseaktivität wie folgt bestimmt. Zu untersuchende
Zellen werden mit IFN-α2 (100 U/1 ml in RPMI plus 10% fötalem Rinderserum)
behandelt. In Kürze
werden die Zellkulturen 18 h bei 37°C inkubiert, gewaschen und die
Zellpellets werden mit Zelllysepuffer 10 min bei 4°C behandelt.
Aliquote des Zellextrakts werden mit Poly(I):Poly(C)-Agarosekügelchen
30 min bei 30°C
inkubiert, um die Bindung sowie die Aktivierung des 2-5A-Synthetaseenzyms zu
ermöglichen.
Die Kügelchen
werden gewaschen und dann in einer Assaylösung mit 3 mM ATP, 4 μCi 3H-ATP pro Assayprobe und 20 mM Hepespuffer,
pH 7,5 20 h bei 30°C
inkubiert. Nach der Inkubation werden die Proben bei 90°C erwärmt, um
das Enzym zu inaktivieren und anschließend mit bakterieller alkalischer
Phosphatase (BAP) behandelt. Das synthetisierte 2-5-OligoA ist gegenüber BAP
resistent. Die Menge an 2-5-OligoA wird durch Platzieren einer Probe
auf Filterpapier, Waschen und Zählen
der 3H-Radioaktivität mittels eines Szintillationszählers bestimmt.
Die Menge an erzeugtem OligoA-Produkt wird mit der Enzymaktivität durch
herkömmliche
Verfahren korreliert. Alternativ kann die 2-5A-Synthetase durch ein Radioimmun- und
Radiobindungsverfahren untersucht werden (Knight M, u.a. Radioimmune,
radiobinding and HPLC analysis of 2-5A and related oligonucleotides
from intact cells, Nature, 1980 288: 189–192).
-
Es
ist offensichtlich, dass sowohl Zellkulturen mit einem Mangel an
PKR-Aktivität
als auch 2-5A-Synthetaseaktivität
durch eine Kombination der oben beschriebenen Verfahren hergestellt
werden können.
Die Zellkulturen mit doppeltem Mangel können entweder sequentiell (d.h.
durch erstes Auswählen
der Kulturen mit einem Mangel in einer Aktivität und dann Verwenden dieser
Zellkultur als Ausgangsmaterial zur Herstellung der zweiten Kultur
mit Mangel) oder gleichzeitig (Auswahl beider Mängel auf einmal) hergestellt
werden.
-
In
einer anderen Ausführungsform
stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines
viralen Impfstoffs in einer Zelle zur Verfügung, die eine angezielte Deletion
im menschlichen MxA-Gen aufweist. Die MxA-Aktivität kann durch Verfahren ähnlich denen
zum Bestimmen der restlichen PKR-Aktivität bestimmt werden, d.h. Western Blots
mit spezifischen MxA-Antikörpern,
Northern Blots mit Oligonukleotid- oder cDNA-Sonden, die für MxA- oder
Enzymaktivitätsassays
spezifisch sind (Garber u.a. (1991), Virology 180, 754–762; Zürcher u.a.
(1992), Journal of Virology 66, 5059–5066). Typischerweise wird
die MxA-Aktivität
wie in Zürcher
u.a. beschrieben bestimmt.
-
In
der vorliegenden Erfindung können
die Zellen in Gegenwart eines Inhibitors eines Interferonrezeptors
gezüchtet
werden. Alternativ können
die Zellen manipuliert werden, um bei Fehlen eines normalen Interferonrezeptors
einen Mutanteninterferonrezeptor zu exprimieren, der nicht auf Interferon
anspricht.
-
In
der vorliegenden Erfindung kann die Zellkultur einen Mangel an Interferonspezifischen
Transkriptionsregulatoren aufweisen. Ein solcher Interferon-spezifischer
Transkriptionsregulator ist IRF1. Zellen, die einen stabilen Mangel
an Interferonspezifischen Transkriptionsregulatoren aufweisen, können durch
jedes aus einer Anzahl Verfahren erhalten werden, die im Stand der
Technik bekannt sind, wie beispielsweise zufällige oder ortsgerichtete Mutagenese,
angezielte Gendeletion oder Transfektion mit Antisensevektoren.
Zellen mit einem transienten Mangel können durch Züchten von
Zellen in Gegenwart von Antisenseoligonukleotiden oder bestimmten
Inhibitoren der Interferontranskription erhalten werden.
-
Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung kann mit einer Vielzahl von
Tierzellkulturen durchgeführt
werden, einschließlich
primären
Zellkulturen, diploiden Zellkulturen und kontinuierlichen Zellkulturen.
Besonders nützlich
sind Zellkulturen, die gegenwärtig
für die
Herstellung von Impfstoff verwendet werden, ganz besonders die Zellkulturen,
die für
die Impfstoffherstellung durch das USFDA und/oder die WHO zugelassen
wurden, zum Beispiel MRC-5, eine menschliche diploide Zelllinie
aus fötalem
Lungengewebe (Nature Lond., 1970, 227: 168–170) und WI-38, eine menschliche
diploide Zelllinie, die aus embryonalem Lungengewebe stammt (Am.
J. Hyg., 1962, 75: 240; First International Conference on Vaccines Against
Viral and Rickettsial Diseases of Man, Pan American Health Organization,
Veröffentlichungsnummer
147: 581, Mai 1981). Auch nützlich
sind Chang Leberzellen (Chang, RS, Proc. Soc. Exp. Biol. Med., 1954,
87: 440), 0937 menschliche Promonocytenzellen (Sundstrom u.a., Int.
J. Cancer, 1976, 17: 565–577),
Vero Zellen, MRC-9-Zellen, IMR-90 Zellen, IMR-91 Zellen und Lederle
130 Zellen (Biologicals 18: 143–146,
1991). U937 Zellen sind besonders nützlich für Viren, die CD4 exprimierende
Immunzellen infizieren, zum Beispiel HIV. Für einen allgemeinen Überblick über Zellkulturen,
die bei der Herstellung von Impfstoffen verwendet werden, siehe
Grachev, V. P. in Viral Vaccines, Mizrahi, A., Hrsg., Seite 37–67, 1990,
Wiley-Liss. Die besondere, ausgewählte Zellkultur hängt von
dem Virus ab, der erzeugt werden soll; im Allgemeinen wird die Zellkultur
von der Art abgeleitet, die der natürliche Wirt für den Virus
ist, obwohl dies für
die Praxis der vorliegenden Erfindung nicht wichtig ist (zum Beispiel
kann ein menschlicher Virus auf einer Kaninchen-Nierenzelllinie
(MDCK Zellen) oder einer grünen
Affen-Nierenzellline (Vero Zellen; Swanson u.a., J. Biol. Stand.,
1988, 16: 311) gezüchtet
werden). Für
Influenza-Virus- und Hepatitis-A-Virus-Impfstoffe sind bevorzugte
Wirtszellen Derivate von MRC-5. Für die HIV-Impfstoffherstellung
sind bevorzugte Wirtszellen Derivate von U937-, H9-, CEM- oder CD4-exprimierenden
HUT78 Zellen. Zelllinien, die für
die Herstellung von Impfstoffen verwendet werden, sind bekannt und
ohne weiteres von kommerziellen Lieferern, zum Beispiel der American Type
Culture Collection, verfügbar.
-
Die
Infektion der durch Interferon vermittelten antiviralen Zellen mit
mangelnder Reaktion und Donor-Virus gemäß der vorliegenden Erfindung
wird mit herkömmlichen
Verfahren durchgeführt
(siehe zum Beispiel Peetermans, J., Vaccine, 1992, 10 Erg. 1: S99–101; Shevitz
u.a. in Viral Vaccines, Mizrahi, A. Hrsg., Seite 1–35, 1990,
Wiley-Liss). Typischerweise wird das Virus der Zellkultur bei 0,001
bis 0,5 TCID50 pro Zelle, vorzugsweise bei
0,01 bis 0,10 TCID50 pro Zelle, zugeführt, aber
sie variiert, wie für
den besonderen Virus und den verwendeten Zellwirt geeignet. Wie
dem Durchschnittsfachmann ohne weiteres offensichtlich ist, braucht
für eine
wirksame Virusproduktion nicht jede Zelle der Zellkultur am Anfang
infiziert zu werden. Die infizierten Zellen werden unter Bedingungen
gezüchtet,
die für
die bestimmten Zellen geeignet sind, und die Virusproduktion wird
zu unterschiedlichen Zeiten nach der Infektion überwacht. Die Virusproduktion
kann mit einem aus einer Anzahl von Standardverfahren, einschließlich Plaque-bildenden
Einheitsassays, TCID50 Assays oder Hämagglutinierungsinhibitionsassays
(Robertson u.a., J. Gen. Virol., 1991, 72: 2671–2677), überwacht werden. Die infizierten
Zellen werden unter Bedingungen gezüchtet, die ausreichen, um ein
effizientes Viruswachstum zu erreichen. Die Zellen können gezüchtet werden, bis
eine maximale Virusproduktion erzielt wird, wie durch ein Einpendeln
der Virusausbeute angegeben. Der Virus wird mittels Standardverfahren
geerntet und im Wesentlichen von anderen Zellkomponenten gereinigt
(siehe zum Beispiel, Peetermans, 1992). Der geerntete Virus kann
als lebender viraler Impfstoff, der entweder vollständig virulent
oder abgeschwächt
ist, verwendet werden oder kann vor seiner Verwendung durch Verfahren
inaktiviert werden, die auf dem Fachgebiet bekannt sind, zum Beispiel durch
Behandeln mit Formaldehyd (Peetermans, J, Vaccine, 1992, 10 Erg.,
1: S99–101;
US-Patent Nr. RE 33 164).
-
Der
Impfstoff kann in trockener Form verfügbar sein, um mit einem Verdünnungsmittel
gemischt zu werden, oder er kann in flüssiger Form vorliegen, vorzugsweise
in flüssiger
Lösung,
entweder konzentriert oder gebrauchsfertig. Der Impfstoff wird allein oder
in Kombination mit pharmazeutisch annehmbaren Trägern, Hilfsstoffen, Konservierungsstoffen, Verdünnungsmitteln
oder anderen Zusätzen
verabreicht, die für
eine Erhöhung
der Immunogenität
oder als Verabreichungs- oder Lagerungshilfe nützlich sind, wie auf dem Fachgebiet
bekannt ist. Geeignete Hilfsstoffe umfassen Aluminumhydroxid, Alaun,
Aluminiumphosphat, Freunds oder die im US-Patent Nr. 3 790 665 und
3 919 411 beschriebenen. Andere geeignete Zusätze umfassen Saccharose, Dextrose, Laktose
und andere nicht toxische Substanzen. Die Impfstoffe werden auf
verschiedenen Wegen, einschließlich
intramuskulär,
intravenös,
subkutan, intratracheal, intranasal oder durch Aerosolspray an Tiere verabreicht,
und die Impfstoffe werden für
die vorteilhafte Verwendung bei einer Vielzahl von Tieren, einschließlich Mensch,
Pferd, Vogel, Katze, Kaninchen und Rind, in Erwägung gezogen.
-
Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung kann mit einer Anzahl von Donor-Tierviren
durchgeführt
werden. Unter Donor-Viren versteht man den besonderen Virusstamm,
der zur Herstellung des Impfstoffs in vivo repliziert wird. Das
besondere verwendete Donor-Tiervirus hängt von dem gewünschten
viralen Impfstoff ab. Donor-Viren, die gegenwärtig für die Impfstoffherstellung
verwendet werden, sind auf dem Fachgebiet bekannt, und das Verfahren
der vorliegenden Erfindung kann ohne weiteres an jedes neu identifizierte
Donor-Virus angepasst werden. Bevorzugte Donor-Viren umfassen menschliche
Influenzviren, insbesondere Influenza A (H3N2) und Influenza A (h1N1)
(siehe USPN 4 552 758; ATCC Nr. VR-2072, VR-2073, VR-897); Influenza
A, das in USPN 3 953 592 beschrieben ist; Influenza B (USPN 3 962
423; ATCC Nr. VR-786, VR-791); und Parainfluenza 1 (Sendai Virus)
(Cantell u.a., Meth. Enzymol., 78A: 299–301, 1980; ATCC Nr. VR-907).
Das Donor-Virus kann mit dem Viruserreger identisch sein oder kann
eine natürlich
auftretende abgeschwächte
Form, eine abgeschwächte
Form, die durch Serienpassagierung durch die Zellkultur gebildet
wird, oder eine rekombinante oder reassortante Form sein. Jeder
virale Stamm kann als Donor-Virus verwendet werden, vorausgesetzt,
dass er die erforderliche Antigenität beibehält, um einen Schutz gegen den
Viruserreger zu ermöglichen.
Das Verfahren der vorliegenden Erfindung ist besonders mit abgeschwächten oder
schlecht replizierenden Donor-Viren nützlich.
-
Einige
Impfstoffe, die durch die Verfahren der vorliegenden Erfindung zur
Verfügung
gestellt werden können,
umfassen menschliche Impfstoffe für Poliovirus, Masern, Mumps,
Röteln,
Hepatitis A, Influenza, Parainfluenza, japanische Encephalitis,
Cytomegalovirus, HIV, Dengue-Fieber-Virus, Tollwut und Varicella-Zoster-Virus
sowie viele nicht menschliche Tier-Impfstoffe, wie beispielsweise
Impfstoffe für den
Katzenleukämievirus,
Rinder-Rhinotracheitisvirus (Rote-Nasen-Virus), Kuhpocken- Virus, Kaninchen-Hepatitis-Virus,
Kaninchen-Staupe-Virus, Pferde-Rhinovirus, Pferde-Influenazvirus,
Pferde-Pneumonie-Virus, Pferde-Infektiöse-Anämie-Virus, Pferde-Enzcephalitis-Virus,
Schaf-Encephalitis-Virus, Schaf-Blauzungen-Virus, Tollwutvirus,
Schwein-Influenza-Virus und Affen-Immunschwäche-Virus, sind aber nicht
darauf beschränkt.
Wie aus dem Vorstehenden ersichtlich ist, ist das Verfahren der
vorliegenden Erfindung nicht auf die Impfstoffherstellung für menschliche
Viren beschränkt,
sondern ist gleichermaßen
für die
Herstellung von nicht menschlichen Tiervirusimpfstoffen geeignet.
-
Spezielle
Beispiele der oben beschriebenen Schritte werden in den nachfolgenden
Beispielen erläutert.
Es ist aber für
den Durchschnittsfachmann nachvollziehbar, dass viele Modifikationen
möglich sind
und dass die Beispiele nur zur Veranschaulichung vorgesehen sind
und die Erfindung nicht einschränken,
soweit nicht anders angegeben.
-
BEISPIELE
-
Beispiel 1: Herstellung
von Plasmiden
-
Die
cDNA-Inserts entsprechend dem menschlichen Wildtyp-PKR-Gen bzw.
dem dominanten negativen [Arg296]-PKR-Mutantengen
von den Plasmiden pBS-8,6R bzw. yex6M (Meurs E, Chong K, Galabru
J. u.a., Cell, 1990, 62: 379–90;
Chong u.a. EMBO, J., 11: 1553–1562,
1992) wurden durch HindIII-Verdau freigesetzt und in pRC-CMV (Invitrogen) subkloniert,
wobei ein konstitutives eukaryontisches Expressionsplasmid einen
G418-Resistenzmarker enthielt. Die Ausrichtung der Inserts in ausgewählten Klonen
wurde durch Restriktionsverdauanalyse bestimmt und durch Sequenzierung
bestätigt
(Sequenase 2,0, USB). Dieses Verfahren führte zur Isolierung der verwendeten
Expressionsplasmide, pPKR-AS (enthaltend die PKR cDNA in einer Antisense-Ausrichtung
unter der Kontrolle des CMV-Promotors im Vektor) und p[ARG296]PKR (enthaltend die Arg296PKR
cDNA unter der Kontrolle des CMV-Promotors im Vektor).
-
Beispiel 2: Isolierung
der stabilen Transfektanten mit einem Mangel an PKR
-
Stabile
Transfektanten wurden durch Elektroporation von 5 × 106 exponentiell wachsenden U937 Zellen mit
jeweils 10 mg Plasmid in serumfreiem RPMI-1640, enthaltend DEAE
Dextran (50 mg/ml), mit einer Gene Pulser Vorrichtung (BioRad), erhalten,
die auf 500 μF,
250 V eingestellt war. Bulk-Populationen von stabilen Transfektanten
wurden durch Auswahl mit 400 μg/ml
Geneticin (GIBCO-BRL) über
3 Wochen erhalten. Klonale Linien wurden anschließend durch
begrenzende Verdünnungsklonierung
erhalten. Zelllinien wurden in RPMI-1640 mit 10% fötalem Kälberserum
(vollständige Medien)
und Geneticin gezüchtet.
-
Fünf repräsentative
Zelllinien wurden für eine
anfängliche
Charakterisierung ausgewählt: „U937-neo" (auch U9K-C genannt)
war die Kontrollzelllinie, die mit dem parentalen Vektor pRC-CMV transfiziert
war; „U937-AS1" (auch U9K-A1 genannt) und „U937-AS3" (auch U9K-A3 genannt)
waren unabhängige
Klone, die mit pPKR-AS
transfiziert waren; „U937-M13" (auch U9K-M13 genannt)
und „U937-M22" (auch U9K-M22 genannt)
waren unabhängige
Klone, die mit p[Arg296]PKR transfiziert
waren.
-
Beispiel 3: Charakterisierung
von Transfektanten mit einem Mangel an PKR
-
Die
PKR-Kinaseaktivität
wurde in einem Autophosphorylierungsassay gemessen, der Poly(I):Poly(C)-Cellulose
zum Binden und zur Aktivierung von PKR-Enzymen verwendet. Der PKR-Autophosphorylierungsassay
wurde im Wesentlichen wie von Maran u.a. beschrieben mit den folgenden
Modifikationen durchgeführt.
Zellextrakte (100 μg
Protein pro Assay) wurden mit Poly(I):Poly(C)-Cellulose 1 Stunde
lang auf Eis inkubiert, dreimal gewaschen und 30 Minuten bei 30°C in 50 μl eines Reaktionspuffers
(20 mM HEPES (pH 7,5), 50 mM KCl, 5 mM 2-Mercaptoethanol, 1,5 mM
Magnesiumacetat, 1,5 mM MnCl2) mit 1 μCi [γ-32P]ATP inkubiert. Proteine wurden auf einem
10% SDS-Polyacrylamidgel aufgetrennt und durch Autoradiographie
analysiert.
-
Zellextrakte
von mit IFN behandelten HeLa und Maus L929 Zellen wurden als positive
Kontrollen verwendet, da die PKR-Aktivität in diesen Zellen zuvor dargestellt
wurde (Meurs u.a.) (1A, Spur 1 und 8). U937-neo
Zellen enthielten niedrige basale Niveaus an PKR-Aktivität, die die
nachfolgende Behandlung mit IFN-α erhöhte (1A,
Spur 2 und 3). Die PKR-Aktivität
in den parentalen, nicht transfizierten U937 Zellen war ähnlich den
U937-neo Zellen. Allerdings wurde die PKR-Aktivität in keiner
der vier Zelllinien, die mit pPKR-AS oder p[Arg296]PKR-Plasmiden transfiziert
waren, festgestellt. Weiterhin stellte die Behandlung dieser Zellen
mit IFN-α nicht
die PKR-Aktivität
wieder her (1A, Spuren 4–7), noch erfolgte dies durch
eine Behandlung mit IFN-γ.
-
Beispiel 4: Western Analyse
von Transfektanten mit einem Mangel an PKR
-
Um
weiter die Inhibierung der PKR-Expression in den mit pPKR-AS transfizierten
Zelllinien zu bestätigen,
wurde eine Western Blot Analyse mit einem monoklonalen Antikörper durchgeführt, der
für menschliches
PKR spezifisch war. Zellextrakte (100 μg) wurden auf einem 10% SDS-Polyacrylamidgel aufgetrennt
und auf eine Nitrocellulosemembran elektrotransferiert. Die Membranen
wurden mit anti-PKR-monoklonalem
Antikörper
(Meurs u.a., Cell, 1990) bei 1:100 in BLOTTO inkubiert (5 nicht
fette Trockenmilch, 0,05% Twen-20 in Tris-gepufferter Kochsalzlösung). Eine
abschließende
Erfassung von PKR wurde durch Erfassen mittels einer Sonde mit einem
sekundären
Meerrettich Peroxidase-konjugierten Ziegen anti-Maus-Antikörper (Santa
Cruz Biotech) und mit einem Chemilumineszenzverfahren (Amersham
ECL) erleichtert.
-
Ein
basales Niveau an PKR Protein war in U937-neo Zellen feststellbar
(1B, Spur 1) und erhöhte die nachfolgende Behandlung
mit IFN-α oder IFN-γ (1B,
Spur 2 und 3). Im Gegensatz dazu wurde die PKR-Expression signifikant
sowohl in U937-AS1 als auch U937-AS3 Zellen verringert (1B,
Spur 4 und 6) und erhöhte
nicht die nachfolgende Behandlung mit IFN-α (1B, Spur
5 und 7). Während
das PKR-Protein in U937-M13 und U937-M22 Zellen feststellbar war,
war das mutante [Arg296]PKR Protein mittels
einer Western Blot Analyse von dem Wildtyp PKR nicht unterscheidbar.
-
Beispiel 5: Erhöhte EMCV-Replikation
bei Zellen mit einem Mangel an PKR
-
Da
das IFN-System eine wichtige Rolle bei den antiviralen Reaktionen
spielt, haben wir untersucht, ob der Verlust der PKR-Funktion die
Replikationsrate des Enzephalomyocarditis-Virus (EMCV) beeinflusst.
Bestände
an EMCV (ATCC Nr. VR-1314) wurden
durch Passagieren in L929 Zellen hergestellt. Zur Bestimmung der
EMCV-Replikation wurden von U937 stammende Transfektanten in kompletten
Medien mit oder ohne IFN (rekombinantes menschliches IFN-α2, Schering;
rekombinantes menschliches IFN-γ,
Amgen) 18 Stunden lang gezüchtet.
Nach zweimaligem Waschen mit PBS wurden die Zellen mit EMCV in serumfreien
Medien 2 Stunden lang inkubiert. Die Zellen wurden erneut zweimal
gewaschen und mit Medien, die 1% FCS enthielten, ergänzt. Die
Proben wurden zu den erforderlichen Zeitpunkten gesammelt und in
drei Frier-Tau-Runden lysiert. Vierfache serielle Verdünnungen
der Proben wurden auf die L929 Monoschichten gegeben und 48 Stunden
lang inkubiert und anschließend
mit 0,05% Kristallviolett gefärbt,
um die cytopathischen Wirkungen und die mittlere Gewebekultur infektiöse Dosis (TCID50) zu bestimmen.
-
Bei
der U937-neo Kontroll-Zelllinie nach einem Anregen mit EMCV bei
0,1 TCID50/Zelle hatten virale Titer bei
etwa 104 TCID50/ml
nach 48 Stunden eine Spitze erreicht und stiegen nach 72 Stunden nicht
weiter an (2A). Allerdings war eine EMCV-Replikation
in U937-AS1 und U937-M22 Zellen im Wesentlichen höher und
erreichte Titer von 104 bis 105 TCID50/ml nach nur 24 Stunden und 108 TCID50/ml bis 48 Stunden, was einen Anstieg von
103 bis 104 der
viralen Ausbeute gegenüber
der in den Konztrollzellen erhaltenen darstellt. In getrennten Experimenten
mit einem niedrigeren Virus-Impfstoff von 0,001 TCID50/Zelle
wurden dramatischere Unterschiede bezüglich der EMCV-Empfindlichkeit
zwischen der Kontrolle und den Zellen mit einem Mangel an PKR beobachtet
(2B). Unter diesen Bedingungen war die EMCV-Replikation
in U937-neo Zellen minimal und überschritt
selbst nach 72 Stunden 102 TCID50/ml
nicht, während
hohe virale Titer von 108 TCID50/ml
nach 48 Stunden sowohl in U937-AS1 als auch U937-M22 Zellen erzielt
wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass durch eine Unterdrückung der PKR-Aktivität in vivo
die Zellen gegenüber
einer viralen Replikation sehr tolerant werden und es zeigt sich eine
tausendfache Steigerung gegenüber
Kontrollzellen.