DE3325131C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein neuartiges Interferon-Präparat,
das als Interferon-ε bzw. IFN-E
bezeichnet ist und sich beispielsweise in der Humanmedizin
sowie bei Zellkulturen menschlicher Epithelzellen
als antiviral wirksames Mittel vorteilhaft anwenden
läßt, ferner ein Verfahren zur Herstellung dieses Interferon-Präparats
und eine pharmazeutische
Zusammensetzung, die dieses Interferon-ε
als Wirkstoff enthält, diese Zusammensetzung wird
insbesondere zur Behandlung menschlicher Epithelzellen
zur Abwehr von Virusinfektionen eingesetzt (vgl. in
diesem Zusammenhang die Ansprüche 1, 2
und 6).
Inerferone sind Stoffe mit antiviralen Eigenschaften.
Sie werden durch bestimmte Typen von Zellen erzeugt,
die durch Exposition gegenüber einem Virus, bestimmten
Nucleinsäuren oder Antigen/Mitogen-Komplexen stimuliert
wurden. Interferone stellen dabei extrem wirksame Arzneimittel
dar, die als klinische antivirale und Antitumor-Mittel
als außerordentlich erfolgversprechend angesehen
werden.
Gegenwärtig sind drei Typen menschlicher Interferone
bekannt: Das Interferon-a (IFN-α), das von menschlichen
Leukocyten oder Lymphoblastoidzellen erzeugt wird, das
Interferon-β (IFN-β), das von Fibroblasten erzeugt wird,
sowie das Interferon-q (IFN-γ), das von menschlichen
T-Lymphocyten erzeugt wird. Alle drei oben genannten
Interferone werden durch die betreffenden Zellen ausgeschieden,
nachdem diese durch ein Virus oder analoge Stimulation
stimuliert wurden.
Eine herkömmliche antivirale Einheit Interferon entspricht derjenigen
Konzentration, die 50% der Zellen in einer Kultur
menschlicher Fibroblasten vor einem Befall mit VSV (Vesicular
Stomatitis-Virus) bei einer Standardkonzentration
(1 PFU/Zelle) schützt.
Antivirale Wirksamkeit wurde auch in anderen
Zellen menschlichen und tierischen Ursprungs festgestellt.
Eine Beeinträchtigung der Vermehrung von Influenza-Virus
wurde zuerst von Issacs und Lindenmann 1957 in
Kulturen von Chorioallantoidalmembranen von Hühnern festgestellt.
Ein weiteres Beispiel ist die Hela-Zellinie,
bei der transformierte Krebszellen epithelialen bzw.
cervicalen Ursprungs vorliegen (vgl. G. Gey et al.,
Cancer Research, 12 (1952) 264-265).
Ferner können verschiedene transformierte oder
neoplastische Zellinien, die sich ursprünglich
von menschlichem Epithelialgewebe ableiteten (vgl.
Production of Interferon by Human Tumor Cell Lines,
Jameson et al., Archives of Virology 62 (1979) 209-219), verwendet werden.
Bei herkömmlichen Humaninterferon-Präparaten wurde festgestellt,
daß sie gegenüber Humanzellkulturen antivirale
Wirksamkeit besitzen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein neuartiges,
antiviral wirksames Interferon-Präparat und Verfahren
zu seiner Herstellung anzugeben, das sich beispielsweise
zum Schutz von menschlichen Zellen gegenüber Virusinfektionen
eignet, ferner seine pharmazeutische Anwendung
in entsprechenden pharmazeutischen Mitteln.
Das Interferon-Präparat soll dabei auf einem Interferon
beruhen, das normalem, gesundem menschlichem Epithelialgewebe
eigen ist, wobei das Interferon-Präparat gegenüber
menschlichen Epithelialzellen wirksamer sein soll als
gegenüber anderen Arten menschlicher Zellen, beispielsweise
menschlichen Fibroblastzellen. Mit dem Interferon-Präparat
soll ferner eine Behandlung von Virusinfektionen
oder Tumorwachstum in bestimmten Geweben durch Inkontaktbringen
mit einem aus dem gleichen Gewebetyp abgeleiteten
Interferon möglich sein.
Die Aufgabe wird gemäß den Ansprüchen 1, 2 und 6 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen des Verfahrens nach Anspruch 2 sind Gegenstand der Unteransprüche 3 bis 5.
Das erfindungsgemäße Interferon-Präparat, das als
Interferon-ε bezeichnet wird, scheint wie die anderen
Interferone aus mindestens zwei funktionell miteinander
in Beziehung stehenden Proteinen zu bestehen.
IFN-ε wird also durch Glimulation primärer
diploider Epithelzellen menschlichen Ursprungs erzeugt.
Unter primären, diploiden menschlichen Epithelzellen
bzw. Zellkulturen wird hierbei Zellmaterial
verstanden, das aus gesundem menschlichem Gewebe oder
aus Kulturen solcher Zellen entnommen ist, beispielsweise
nach dem Verfahren der US-PS 40 16 036, auf das hiermit
Bezug genommen wird. Diese Arten von Zellkulturen sind
von nicht-humanen Zellen, Humanzellen anderen als epithelialen
Ursprungs sowie transformierten oder neoplastischen
Epithelzellen zu unterscheiden.
Nach einem erfindungsgemäß bevorzugten Induktionsverfahren
wird Newcastle Disease-Virus (insbesondere der
Bankowski-Stamm) doer Sendai-Virus verwendet, wobei
100 bis 500 Epithelzellen zur Produktion einer Einheit
IFN-e erforderlich sind.
Das erfindungsgemäße Interferon-Präparat kann selbstverständlich
auch in natürlich oder künstlich transformierten
eukaryotischen Zellen produziert werden, die den Teil
der menschlichen Epithelialnucleinsäure enthalten, der
für die Produktion von IFN-ε verantwortlich ist, ferner auch
in Zellen, die durch DNA-Rekombinationsverfahren modifiziert
wurden.
Im Rahmen der Erfindung wurde ferner festgestellt,
daß das erfindungsgemäß produzierte Interferon eine
größere antivirale Wirksamkeit gegenüber diesem speziellen
Zelltyp aufweist als gegenüber anderen Arten von
Humanzellen. Das erfindungsgemäße Interferon-ε besitzt
dementsprechend höhere antivirale und Antitumorwirksamkeit
bei der Behandlung von mit einem Tumor oder einer
Virusinfektion befallenem Epithelgewebe im Vergleich zur
Wirksamkeit gegenüber anderen Arten von Humanzellen.
Zur Produktion von IFN-ε können normale menschliche
Epithelzellen in vitro (beispielsweise gemäß dem Verfahren
von Green et al.)
kultiviert werden. Die Zellen werden dann einem IFN-Induktionsschritt
unterworfen, in dem sie bestimmten Viren
oder Nucleinsäuren ausgesetzt werden. So kann beispielsweise
das Wachstumsmedium durch ein Medium ersetzt werden,
das einen bekannten IFN-Inducer vom Virus- oder Nucleinsäuretyp
enthält. Nach kurzer Inkubation, typischerweise
in der Größenordnung von einer Stunde, wird der Inducer
wieder abgetrennt, und die Zellen werden in normales,
frisches Wachstums- oder Aufbewahrungsmedium verbracht
und beispielsweise 24 h inkubiert. Durch die Exposition
der Zellen gegenüber dem Inducer wird die Expression des genetischen
Codes der Zellen zur Produktion von Interferon-ε
ausgelöst. Während der anschließenden Inkubation synthetisieren
die Zellen IFN-e und scheiden es aus. An diesem
Punkt wird das Medium gewonnen; im Test, der beispielsweise
nach dem Verfahren von Ho und Enders (Proceedings
of the National Academy of Science, 45 (1959) 385-389)
durchgeführt wird, wird festgestellt, daß es IFN-ε mit
antiviraler Wirksamkeit enthält.
Das aus diesem Verfahren resultierende Produkt zeigt
keine signifikante Kreuzreaktivität gegenüber Antikörpern
gegen IFN-α, IFN-β oder IFN-γ in Neutralisationsversuchen.
Es ist ferner bei pH 2 stabil und besitzt Proteincharakter.
Aus Immunabsorptionsversuchen geht hervor, daß
Anti-IFN-β-Antiseren mit einem Teil des erfindungsgemäß hergestellten Interferon-Produkts
der induzierten Epithelzellen reagiert. Das erfindungsgemäße
Interferon weist ferner ein Wirksamkeitprofil bei
Säugerzellen auf, das von bekannten Interferontypen
verschieden ist. Aufgrund dieser chemischen Eigenschaften
stellt IFN-ε eine neuartige Substanz mit einzigartigen
Eigenschaften dar.
IFN-ε kann aus normalen Epithelzellen
gewonnen werden, die von der menschlichen Epidermis,
Conjunctiva, Vagina und Oesophagus abgeleitet sind,
wobei 'normale Induktion' (vgl. Field et al., Proceedings
of the National Academy of Sciences, 58 (1967) 1004-1009)
und 'Superinduktion' (vgl. Havell und Vilcek, Antimicrobial
Agents in Chemotherapy, Vol. 2 (1972) 476-484) mit Nucleinsäure,
Poly-I · C, Newcastle Disease
Virus (Baron und Issacs, British Medical Journal, 56 (1962)
18-20) und Sendai-Virus (Parainfluenza-1, vgl. Gresser
Proceedings of the Society of Experimental and Biological
Medicine, Vol. 108 (1961) 303-307) durchgeführt wurden.
Die Versuchsergebnisse zeigen, daß jedes der Induktionsverfahren
und jeder der verschiedenen Typen der getesteten
Zellkulturen zur Produktion von IFN-ε führen,
sofern die Zellen zumindest einen Teil des
DNA-Codes menschlicher Epithelzellen
enthalten.
Das Produktionsniveau hängt von der Art des angewandten
Inducers und den verschiedenen Modifizierungen der
angewandten Induktionsverfahren ab. Im Rahmen der Erfindung
wurde festgestellt, daß mit Newcastle Disease-Virus
gute Ergebnisse erzielbar sind. Es können jedoch auch
andere Viren erfolgreich herangezogen werden, wie aus
der nachstehenden Tabelle 1 hervorgeht.
IFN-ε ist am wirksamsten, wenn es
zur Behandlung von Epithelzellen verwendet wird, und besitzt
eine niedrigere Wirksamkeit bei der Behandlung anderer
menschlicher Zellarten.
Demgemäß kann zum Schutz eines gegebenen Zelltyps
oder Gewebetyps vor Virusinfektionen, zum Stoppen der
Vermehrung eines Virus, der einen gegebenen Zelltyp oder
Gewebetyp befallen hat, oder zur Unterdrückung des Wachstums
eines Tumors in einem gegebenen Gewebe folgende Verfahrensweise
angewandt werden:
Zunächst wird eine Kultur von Zellen des betreffenden Typs nach üblichen Verfahren wie etwa (im Fall von Epithelzellen) dem oben erwähnten Green-Verfahren wachsen gelassen. In den Zellen der Kultur wird dann die Exprimierung des Gens, das für die Produktion von Interferon-ε verantwortlich ist, durch geeignete Behandlung induziert. Dies kann beispielsweise durch IFN-Induktionsverfahren erfolgen. Das Produkt wird dann gewonnen, typischerweise aus dem Medium nach Inkubation. Das Produkt kann als wirksamer antiviraler oder Antitumorwirkstoff zur Behandlung von Zellen oder Gewebe des betreffenden Typs verwendet werden. In vitro werden Kulturen durch Zusatz von 2 bis 5 Einheiten Interferon-ε/ml gegen Virusbefall geschützt. Diese Konzentration ist zum Schutz von Epithelzellen einer Zelldichte von 0,5 · 10⁵ bis 2,5 · 10⁵ Zellen/cm² wirksam.
Zunächst wird eine Kultur von Zellen des betreffenden Typs nach üblichen Verfahren wie etwa (im Fall von Epithelzellen) dem oben erwähnten Green-Verfahren wachsen gelassen. In den Zellen der Kultur wird dann die Exprimierung des Gens, das für die Produktion von Interferon-ε verantwortlich ist, durch geeignete Behandlung induziert. Dies kann beispielsweise durch IFN-Induktionsverfahren erfolgen. Das Produkt wird dann gewonnen, typischerweise aus dem Medium nach Inkubation. Das Produkt kann als wirksamer antiviraler oder Antitumorwirkstoff zur Behandlung von Zellen oder Gewebe des betreffenden Typs verwendet werden. In vitro werden Kulturen durch Zusatz von 2 bis 5 Einheiten Interferon-ε/ml gegen Virusbefall geschützt. Diese Konzentration ist zum Schutz von Epithelzellen einer Zelldichte von 0,5 · 10⁵ bis 2,5 · 10⁵ Zellen/cm² wirksam.
Signifikante Mengen des erfindungsgemäßen Interferon-Präparats
können ferner auch durch zwei an sich bekannte
zelluläre Verfahren erzeugt werden. Beim ersten Verfahren
werden chemisch, durch Viren oder spontan transformierte Epithelzellen
verwendet. Beim zweiten Verfahren
werden übliche DNA-Rekombinationstechniken angewandt,
wie sie üblicherweise zur Herstellung von IFN-α und IFN-β
Verwendung finden.
Beim ersten Verfahren können zur Produktion von IFN-ε
befähigte transformierte Zellen durch Anwendung eines von
zwei Verfahren erhalten werden: In vivo oder in vitro.
Das erste Verfahren, das in vivo vorgenommen wird, umfaßt
die direkte Isolierung aus frischem Gewebe transformierter
Epithelzellen; das zweite, in vitro vorgenommene Verfahren umfaßt
eine Selektion, bei der ein Stamm normaler menschlicher diploider
Epithelzellen entweder einer Langzeitkultivierung unterzogen
wird, bis eine kleine, aber erkennbare Anzahl der Zellen der Population
einer spontanen Transformation unterliegt, oder der
ursprüngliche Stamm eine kurze Zeit mit einem Virus oder
einem bekannten Mutagen wie EMS, MMS oder MNNG behandelt
wird, um die Transformationshäufigkeit zu erhöhen. Einige der
nach einer der beiden in vitro Verfahrensweisen transformierten
Zellen enthalten transskriptionsmäßig kompetente Gene, deren
Codierung für die Produktion von IFN-ε verantwortlich
ist.
Bei den so transformierten Kulturen kann durch Anwendung
üblicher Induktionsverfahren, wie sie bereits für normale
menschliche diploide Epithelzellen beschrieben sind,
die Produktion von IFN-ε induziert werden.
Beim zweiten Verfahren wird die aufgrund der IFN-Induktion
in den Epithelzellen synthetisierte Messenger-RNA
(mRNA) aus den Zellen extrahiert und ggf. durch Ultrazentrifugieren
oder dgl. gereinigt, um eine mRNA-Fraktion höherer
Spezifität zu erhalten, und der Extrakt als Nährboden
für die Synthese der komplementären DNA (cDNA) verwendet.
Die cDNA kann unter Verwendung des Enzyms
Myoblastose-Reverstranscriptase aus Vögeln erzeugt werden.
Das resultierende Endprodukt dieses Verfahrens,
die doppelsträngige komplementäre DNA (dscDNA), die die
Sequenz enthält, welche die Synthese von IFN-ε codiert,
und ein bakterieller oder eukaryotischer Vektor werden
anschließend mit einem Restriktionsenzym behandelt, das
die DNA spaltet und Bindungsstellen erzeugt, durch die die
dscDNA und der Vektor gebunden werden können. Der Vektor
und die DNA werden dann zusammengemischt, vereinigt und
mit einer Ligase kovalent gebunden. An diesem Punkt des
Verfahrens wird die Rekombinantvektor-Präparation zur
Transformation einer bakteriellen oder eukaryotischen
Zelle verwendet. Die transformierten Zellen enthalten so
die DNA, die zu der gesamten RNA oder einem Teil davon
komplementär ist, die ursprünglich in den Epithelzellen
während ihrer IFN-ε-Produktionsstufe enthalten war.
Diese Rekombinantvektoren werden dann mit einem geeigneten
Zelltyp inkubiert, bei dem der Vektor wirksam
werden kann. Dies führt zu einer Zellpopulation, die einzelne
Zellen enthält, die zur Synthese und Sekretion von
IFN-ε in der Lage sind. Die Zellpopulation wird dann einem
Screening-Schritt zur Erfassung einer Subpopulation von
Zellen unterzogen, die IFN-ε erzeugen; diese Subpopulation
wird dann zur Erzielung einer Zellinie kultiviert, die
zur Produktion relativ hoher Mengen IFN-ε befähigt ist.
Weitere Einzelheiten des DNA-Rekombinationsverfahrens
können beispielsweise den nachstehenden Druckschriften
entnommen werden, auf die hier Bezug genommen wird:
- 1. US-PS 42 37 224 - Verfahren zur Herstellung biologisch funktioneller molekularer Chimären;
- 2. Scheller, R. et al., Clones of Individual Repetitive Sequences from Sea Urchins DNA Constructed with Synthetic Eco R₁ Sites, Science, 196 (1977) 197-200;
- 3. Blattner, F. et al., Charon Phages: Safer Derivatives of Bacteriophage Lambda for DNA Cloning, Science, 196 (1977) 161-169;
- 4. Broach, J. R., und Hicks, J. B., Replication and Recombination Functions Associated with Yeast Plasmid, 2 Micron Circle, Cell, 21 (1980) 501-508; und
- 5. Hamer, D., Synthesis, Processing and Secretion of Eukaryotic Proteins in the SV 40 - Monkey Cell System, Recombinant DNA Abstracts, 1 (1981) 4.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von Beispielen
näher erläutert, deren Angaben nicht einschränkend sind.
Eine Epithelzellenkultur von Epidermiszellen
wurde in einem MEM-Medium zu einer
Zelldichte von
1 bis 2 · 10⁵ Zellen pro cm² kultiviert und
zur Produktion von IFN-ε nach dem Induktionsverfahren
mit Newcastle Disease-Virus (NDV) (vgl. oben Baron und
Issacs) herangezogen. Als Virus wurde der Bankowski-Stamm
von NDV verwendet.
Vier 1-ml-Proben von MEM-Medium
mit 2% HIFCS und ausreichend NDV für eine Endkonzentration
von 0, 100 bis 200, 25 bis 50 und 1 bis 16
Virus-PFU/Zelle in den Testproben wurden hergestellt.
0,2 ml der jeweiligen 1-ml-Viruspräparationen (Virus-Inducer)
wurden dann zu den Zellkulturen zugesetzt,
die in 5-min-Intervallen 30 min bei 37°C geschüttelt
wurden. Die restlichen 0,8-ml-Mengen der NDV-Präparationen
wurden dann zugesetzt, worauf die Kulturen nochmals
30 min inkubiert wurden. Anschließend wurden die Zellkulturen
zweimal mit normalem Medium gewaschen, worauf
1 ml frisches Medium zu jeder Kultur zugesetzt wurde,
wonach die Kulturen 24 h inkubiert wurden.
Danach wurde das Medium gewonnen, mit 0,1 N HCl
auf pH 2 angesäuert und 5 bis 6 d bei 4°C gelagert,
um das NDV zu inaktivieren. Danach wurde das gewonnene
Medium mit 0,1 N NaOH neutralisiert und auf IFN-ε geprüft.
Bei der kein NDV enthaltenden Probe (Kontrollprobe) war
keine antivirale Wirksamkeit feststellbar. Die mit 100
bis 200 NDV-Viruspartikeln/Zelle induzierte Probe enthielt
etwa 500 bis 1000 IFN-ε/ml. Die mit der 25 bis 50
Viruspartikel/Zelle enthaltenden NDV-Präparation induzierte
Kultur enthielt zwischen 170 und 330 Einheiten
IFN-e/ml. Die mit der 1 bis 16 Viruspartikel/Zelle enthaltenden
NDV-Präparation induzierte Kultur enthielt
schließlich 50 bis 170 Einheiten IFN-ε/ml.
Aus diesen Versuchen geht hervor, daß eine Zellkultur
mit 1 bis 2 · 10⁵ Zellen/ml etwa 500 bis 1000 Einheiten
IFN-ε/ml produzieren kann. Diese Ausbeute entspricht
größenordnungsmäßig etwa 1 Einheit IFN-ε, die von 100 bis
500 Zellen in der Kultur produziert wird.
Das Beispiel bezieht sich auf die Ermittlung der
Stabilität von IFN-ε bei sauren pH-Werten.
IFN-ε wurde durch Induktion menschlicher Epidermiszellen
mit NDV gemäß Beispiel 1 hergestellt. Das gewonnene
Medium wurde in drei Teilmengen aufgeteilt. Das Virus wurde
in der ersten Teilmenge wie in Beispiel 1 inaktiviert, indem
mit HCl auf pH 2 angesäuert wurde. Die zweite Teilmenge
wurde nach 5 Tagen durch ein Virusfilter (Millipore-Filter 01310,
Ausschlußgrenze der Molekülmasse 100 000) filtriert, um das Virus abzutrennen.
Die dritte Teilmenge wurde durch ein Millipore-Filter
PTMK 01310 filtriert (Ausschlußgrenze der Molekülmasse 100 000),
das zuvor 4 Stunden in einer 1%igen BSA-Lösung eingeweicht
worden war.
In allen Fällen wurde das resultierende Medium auf
IFN sowie das Vorliegen von restlichen Virus geprüft.
Keine der Proben zeigte irgendeine Virusaktivität,
wobei jede Probe die gleiche IFN-ε-Aktivität enthielt.
Daraus geht hervor, daß die IFN-ε-Aktivität bei sauren
pH-Werten stabil ist.
Durch Induktion menschlicher Epidermiszellen mit NDV
hergestelltes IFN-ε kann durch Affinitätschromatographie
an einer Reihe immobilisierter Liganden gereinigt
und aufkonzentriert werden. Hierzu gehören Reaktivrot-Agarose,
Phenylsepharose,
Procion Red Agarose, Phenyl-Agarose,
Glycogel-B, N-(3-Carboxypropionyl)-aminodecan
(CPAD)-Agarose und N-Pyromellitylaminodecan
(PMAD)-Agarose.
Unfraktioniertes IFN-ε wurde zunächst bei einer relativen Zentrifugalbeschleunigung von 300
20 min zentrifugiert. Der Überstand wurde
mit Porenglas kontrollierter Porengröße
bei 4°C gemischt, wobei 0,28 g Porenglas auf 30 ml des
Kultur-Überstands eingesetzt wurden. Nach 3 h wurde der
Überstand abgetrennt; die Porenglaskugeln wurden in eine
Säule (2,5 × 3,1 cm) gepackt. Die so erhaltene Säule
wurde zuerst mit dem vierfachen Säulenvolumen PBS und
anschließend mit dem vierfachen Säulenvolumen 1 M NaCl-20 mM
Phosphatpuffer, pH 7,4 gewaschen. Das IFN-ε wurde dann
mit dem vierfachen Säulenvolumen an 50 Vol.-% Ethylenglycol -
1 M NaCl-20 mM Phosphatpuffer, pH 7,4 gewaschen und
in einem gleichen Volumen 1 M NaCl-20 mM Phosphatpuffer
gesammelt, wobei eine Endkonzentration an Ethylenglycol
von 25% erhalten wurde. Die IFN-ε enthaltende Fraktion
wurde durch Ultrafiltration auf 1,0 bis 1,6 ml aufkonzentriert
und auf eine Polyacrylamid-Agarose-Säule
(Ultragel AcA 54, 1,6 · 85 cm) aufgegeben, die mit 25 Vol.-%
Ethylenglycol - 1 M NaCl-20 mM Phosphatpuffer, 7,4 äquilibriert
worden war. Das IFN-ε wurde anschließend mit dem
Äquilibrierungspuffer bei einem Durchsatz von 6,0 ml/h
eluiert. Dabei wurden 2,0-ml-Fraktionen gesammelt und auf
ihren IFN- und Proteingehalt getestet (Loury-Test).
Claims (6)
1. Interferon-Präparat mit antiviraler Wirksamkeit, erhältlich
durch
- (A) Erzeugung einer Kultur lebender Zellen, die zumindest einen Teil des DNA-Codes menschlicher Epithelzellen enthalten,
- (B) Inkubation der Zellen in einem Medium unter Bedingungen, unter denen die Synthese von Interferon gefördert wird, und
- (C) Gewinnung einer interferonreichen Fraktion aus diesen Zellen.
2. Verfahren zur Herstellung des Interferon-Präparats
nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
- (A) Erzeugung einer Kultur lebender Zellen, die zumindest einen Teil des DNA-Codes menschlicher Epithelzellen enthalten,
- (B) Inkubation der Zellen in einem Medium unter Bedingungen, unter denen die Synthese von Interferon gefördert wird, und
- (C) Gewinnung einer interferonreichen Fraktion aus diesen Zellen.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß in Schritt (A) als Zellkultur eine Kultur menschlicher
Epithelzellen verwendet wird und in Schritt (B) ein
Virus zur Induktion der Interferonproduktion in den Zellen
herangezogen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet,
daß als Virus Newcastle Disease-Virus oder Sendai-Virus
verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Bankowski-Stamm des Newcastle Disease-Virus
verwendet wird.
6. Pharmazeutische Zusammensetzungen,
gekennzeichnet durch ein Interferon-Präparat nach
Anspruch 1 als Wirkstoff.
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