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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft beschichtete Tamsulosin Pellets sowie
daraus hergestellte Einzeldarreichungsformen.
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Tamsulosin
ist die allgemeine Bezeichnung für
5-[2-[[2-(2-Ethoxyphenoxy)ethyl]amino]propyl]-2-Methoxy-Benzolsulfonamid
der Formel (1).
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Es
ist in der
EP 34432 und
der
US 4731478 als pharmazeutischer
Wirkstoff mit Alpharezeptorenblockierender Wirksamkeit, die bei
der Behandlung von Herzinsuffizienz und benigner Prostatahyperplasie
nützlich
ist, offenbart.
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(R)-Tamsulosin-Hydrochlorid
wird unter verschiedenen Handelsnamen, einschließlich FLOMAX® (Boehringer
Ingelheim) in den USA, HARNAL® (Yamanouchi) in Japan
und OMNIC® (Yamanouchi)
in Europa, für die
Behandlung von Symptomen benigner Prostatahyperplasie (auch als
BPH bekannt) wie Problemen mit dem Harnvolumen und der Häufigkeit
des Wasserlassens vermarktet. Das zugelassene Arzneimittel ist eine Darreichungsform
in Form einer Kapsel zur oralen Verabreichung, umfassend 0,4 mg
Tamsulosin-Hydrochlorid. Die Kapsel sorgt als täglich einmalige Darreichungsform
für eine
kontrollierte Freisetzung des Tamsulosins, wobei bei Bedarf auch
zwei Kapseln eingenommen werden können, d.h. eine maximale einzelne
Verabreichung von 0,8 mg pro Tag. U.S. 4,772,475 ist im Approved
Drug Products with Therapeutic Eguivalence Evaluations (Zugelassene
Arzneimittel mit therapeutischer Äquivalenzevaluierung), dem
sogenannten "Orange Book" der US-amerikanischen
Behörde
zur Überwachung
von Nahrungs- und Arzneimitteln als zu FLOMAX® korrespondierend
gelistet.
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Die
US 4,772,475 (
EP 194838 ,
EP 533297 ) offenbart pharmazeutische
Darreichungsformen mit kontrollierter Freisetzung, umfassend mehrere
tamsulosinhaltige Granulateinheiten, mikrokristalline Cellulose
und ein die Freisetzung kontrollierendes Mittel. Das Granulat setzt
Tamsulosin schrittweise aus der Granulatmatrix frei. In dem Patent
wird nahegelegt, dass eine darmlösliche
Beschichtung nicht notwendig ist.
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Das
offenbarte Verfahren zur Herstellung der Granulateinheiten umfasst
Granulieren einer Tamsulosinmischung, eines einheitbildenden inerten
Materials wie mikrokristalline Cellulose und eines Mittels zur Kontrolle
der Freisetzung, welches Wasser und/oder eine wässrige Emulsion, Suspension
oder Gel einer wasserunlöslischen,
makromolekularen Substanz oder eine Lösung aus dieser makromolekularen
Substanz in einem wässrigen
organischen Lösungsmittel
umfasst. Die makromolekulare Substanz ist vorzugsweise ausgewählt aus
einer Reihe von Acrylpolymeren, die unter dem Markennamen Eudragit® verkauft
werden. Das die Freisetzung kontrollierende Mittel dient im wesentlichen
auch als Bindemittel bei der Granulation. Das entstehende Granulat
kann eingesetzt werden zur Herstellung der endgültigen Darreichungsformen,
Kapseln als auch Tabletten.
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Beispiel
1 der
US 4,772,475 erläutert das
Verfahren. Nach ausreichendem Mischen von 5 g Tamsulosin HCl und
470 g mikrokristalliner Cellulose wurde eine Mischung aus 83,3 g
(25 g als feste Komponente) Eudragit L 30 D-55 und 500 g Wasser
zugegeben und das entstandene Gemisch mittels Hochleistungsmischer granuliert.
Die erhaltenen Körnchen
wiesen die Form von Kugeln mit einer Teilchengröße von 0,1 bis 1,5 mm, hauptsächlich 0,2
bis 1,0 mm, auf.
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In
US 4,772,475 wird ebenfalls
offenbart, dass Pellets verschiedener Zusammensetzungen hergestellt und
auf ihre Freisetzungscharakteristika gemäß standardisierten Arzneibuchverfahren
(Paddle, 150 UpM) geprüft
wurden. Die mitgeteilten Ergebnisse zeigen, dass bei einer Stunde
in simulierter Magenflüssigkeit
die Wirkstofffreisetzung zwischen 16,2 und 60,4% lag. Mit einigen
aus den hergestellten Pellets gefertigten Tabletten mit einer Freisetzung
von 50,3 bzw. 57,6% wurden an freiwilligen Personen Tests im Vergleich
zu konventionellen Tabletten durchgeführt und die Konzentration des
Wirkstoffs im Blutplasma gemessen. Die höchsten Plasmapegel wurden 3
Stunden nach der Einnahme erreicht (im Vergleich zu 2 Stunden bei
konventionellen Tabletten), wobei der Gesamtgehalt an Tamsulosin
im Plasma bei etwa 75% dessen der konventionellen Tablette betrug.
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Jedoch
ist diese Freisetzungsrate für
eine Darreichungsform mit verlängerter
Freisetzung im allgemeinen nicht ausreichend. Es wäre wünschenswert,
ein alternatives beschichtetes Tamsulosin-Pellet mit guten Freisetzungseigenschaften
zur Verfügung
zu stellen.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine pharmazeutische Pellet-Zusammensetzung,
die Tamsulosin als Wirkstoff umfasst und eine im Hinblick auf die
Erzielung eines verlänger ten
Freisetzungsprofils vorteilhafte Beschichtung aufweist. Daher betrifft
eine erste Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung eine pharmazeutische Darreichungsform,
die eine Vielzahl von Pellets enthält. Jedes Pellet umfasst einen
Pelletkern mit einem Durchmesser im Bereich von 0,3-0,9 mm und Tamsulosin-Hydrochlorid,
mikrokristalline Cellulose, ein pharmazeutisch unbedenkliches, wasserdurchlässiges Acrylpolymer
und Wasser. Jeder Pelletkern wird von einer äußeren Beschichtung umgeben,
welche ein pharmazeutisch unbedenkliches, säureresistentes Acrylpolymer
in einer Menge, berechnet auf Basis eines trockenen Pelletkerns,
in einem Bereich von 2,5-15% umfasst. Die Vielzahl der Pellets weist
ein Auflösungs-Freisetzungsprofil
in künstlicher
Magenflüssigkeit
unter Einsatz des Ph.Eur.-Basket-Verfahrens bei 100 UpM auf, welches
die Freisetzung von weniger als 10% des Tamsulosins innerhalb der
ersten zwei Stunden beinhaltet. Vorzugsweise enthält der Pelletkern
2-10% Wasser, weiter bevorzugt 2,5-5%, berechnet auf Basis eines
trockenen Pelletkerns, wobei die Masse der äußeren Beschichtung vorzugsweise
im Bereich von 8-12%, berechnet auf Basis eines trockenen Pelletkerns,
liegt.
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Eine
weitere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren, umfassend Granulieren
einer Mischung aus Tamsulosin-Hydrochlorid, mikrokristalliner Cellulose,
Acrylpolymer, Wasser und gegebenenfalls zusätzlichen Bestandteilen zur
Herstellung von nassen Pelletkernen, Trocknen der nassen Pelletkerne
auf einen Restwassergehalt von 2-10%, Sieben der trockenen Pelletkerne,
um eine Fraktion im Größenbereich
von 0,3-0,9 mm zu erhalten, Beschichten der gesiebten, getrockneten
Pelletkerne mit einer Beschichtungszusammensetzung, die ein säureresistentes,
wasserlösliches
Acrylpolymer umfasst und Trocknen der beschichteten Kerne, wobei
der Beschichtungsschritt ausreicht, trockene beschichtete Pellets
mit 2,5-15 Masse-% der Beschichtungszusammensetzung, berechnet auf
Basis des trockenen Pelletkerns, zur Verfügung zu stellen.
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Eine
weitere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren, umfassend Granulieren
einer Mischung aus Tamsulosin-Hydrochlorid, mikrokristalliner Cellulose,
Acrylpolymer, Wasser und gegebenenfalls zusätzlichen Bestandteilen zur
Herstellung von nassen Pelletkernen, Trocknen der nassen Pelletkerne
auf einen Restwassergehalt von 2-10%, Sieben der trockenen Pelletkerne,
um eine Fraktion im Größenbereich
von 0,3-0,9 mm zu erhalten, Beschichten der gesiebten, getrockneten
Pelletkerne mit einer Beschichtungszusammensetzung, die umfasst
ein säureresistentes,
wasserlösliches
Acrylpolymer und Trocknen der beschichteten Kerne, Prüfen einer
Probe der getrockneten, beschichteten Pellets in Bezug auf die Auflösungsrate
in einer künstlichen
Magenflüssigkeit
und Wiederholen des Beschichtungsverfahrens bei den verbliebenen,
getrockneten, beschichteten Pellets, bis eine gewünschte Freisetzungsmenge
im Testschritt erreicht ist.
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Dadurch
kann auf einfache Weise eine geeignete Menge an äußerer Beschichtung für eine gegebene Zusammensetzung
des Pelletkerns, Größe des Pelletkerns
sowie Zusammensetzung der äußeren Beschichtung
bestimmt werden.
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EINGEHENDE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Es
wurde gefunden, dass eine wirkungsvolle beschichtete Zusammensetzung
der Tamsulosin Pellets mit modifizierter Freisetzung hergestellt
werden kann, welche ein Auflösungs-Freisetzungsprofll,
wenn sie als eine Vielzahl an Pellets gemessen wird, aufweist, bei
dem weniger als 10% des Tamsulosins während der ersten zwei Stunden
in simulierter Magenflüssigkeit
in einer Basket-Apparatur bei 100 UpM, freigesetzt wird, unter anderem,
indem die Menge der Beschichtung auf dem Pellet kontrolliert wird.
Dementsprechend wird nach Einnahme die erfindungsgemäßen beschichteten
Pellets Tamsulosin im Körper
in einer Geschwindigkeit freigesetzt, die dadurch gekennzeichnet
ist, dass die Freisetzung während
der Verweilzeit der Pellets in der Magenumgebung minimiert wird.
Noch vorteilhafter ist es, wenn die Kerngröße und Zusammensetzung des
Pellets sowie das Material und die Menge der Beschichtung so gewählt werden,
dass die entstehende beschichtete Auswahl an Pellets wenigstens
eine der folgenden Freisetzungsraten in simulierter Darmflüssigkeit
(hierin auch als Phosphatpuffer von pH 6,8 bezeichnet), unter Verwendung
des Ph.Eur. Basket-Verfahrens bei 100 UpM aufweist: 15-45% des Tamsulosins
wird in 30 Minuten freigesetzt, 30-65% des Tamsulosins wird in einer Stunde
freigesetzt und mehr als 80% des Tamsulosins wird in fünf Stunden
freigesetzt. Weiter bevorzugt erfüllen die Pellets alle drei
Freisetzungsraten.
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Zur
Klarstellung werden die Zusammensetzungen der simulierten Magenflüssigkeit
(simulated gastric fluid SGF) und simulierten Darmflüssigkeit
(simulated intestinal fluid SIF) im folgenden dargelegt, obwohl
diese als Standardlösungen
im Stand der Technik gut bekannt sind:
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SGF
(USP simulierte Magenflüssigkeit
ohne Pepsin) Zusammensetzung:
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SIF
(USP simulierte Darmflüssigkeit
ohne Pankreatin) Zusammensetzung:
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Die
erfindungsgemäßen Pellets
weisen einen Pelletkern mit einem Durchmesser im Bereich von 0,3-0,9
mm auf, welcher Tamsulosin-Hydrochlorid, mikrokristalline Cellulose,
pharmazeutisch unbedenkliches wasserdurchlässiges Acrylpolymer und Wasser
umfasst.
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Der
Begriff "Acrylpolymer", wie er in der vorliegenden
Erfindung benutzt wird, bezeichnet ein pharmazeutisch unbedenkliches
Copolymer der Methacrylsäure
und einem Acryl- oder Methacrylsäureester,
wie sie unter dem Handelsnamen Eudragit verkauft werden. Solche
Verbindungen sind z.B. im "Handbook
of Pharmaceutical excipients" (Handbuch
der pharmazeutischen Hilfsstoffe), Herausgeber A.H.Kibbe, Pharmaceutical Press
London, 3. Auflage (2000) definiert. Die Freisetzung von Wirkstoff
aus einem Gemisch mit solchen Acrylpolymeren kann abhängig und
unabhängig
vom umgebenden pH sein.
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Die
mikrokristalline Cellulose dient als geeignetes inertes Trägermaterial
in der Zusammensetzung des Pelletkerns. Das Acrylpolymer im Kern
dient als Bindemittel und die Freisetzung regulierendes Mittel.
Vorzugsweise ist das Polymer eine säurebeständiges Acrylpolymer, das Tamsulosin
pH-abhängig
freisetzt. Solche Polymere schließen Eudragit L-Produkte, insbesondere
Eudragit L 30 D, ein. Eudragit L 30 D-55 ist als eine 30%ige (m/V)
wässrige
Dispersion des Acrylatpolymeren, ebenfalls enthaltend Polysorbat
80 und Natriumlaurylsulphat als Emulgiermittel, erhältlich.
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Alternativ
können
auch zwei Arten von Mitteln zur Kontrolle der Freisetzung miteinander
kombiniert werden, um sowohl eine zeitabhängige als auch eine pH-abhängige Freisetzungskontrolle
des Tamsulosins zu erzeugen. Der Einsatz von Mitteln, die den Wirkstoff
unabhängig
vom umgebenden pH-Wert freisetzen, verhindert eine Dosisfreisetzung,
nachdem die Oberfläche
des Pelletkerns mit der Körperflüssigkeit
in Kontakt kommt, wohingegen Mittel, die den Wirkstoff pH-Wert-abhängig freisetzen,
die Freisetzung eines großen
Teils des Wirkstoffs gezielt im gewünschten Bereich des Gastrointestinaltraktes
ermöglichen.
Ein Beispiel eines Polymeren, das Substanzen unabhängig vom
pH-Wert freisetzt, ist Hydroxypropylmethylcellulose.
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Typischerweise
enthält
der Pelletkern 0,05-5,0% Masse an Tamsulosin-Hydrochlorid, 50-95% Masse an mikrokristalliner
Cellulose, 2,5-25%, vorzugsweise 2,5-10%, weiter bevorzugt 5% Masse
an Acrylpolymer, 2-10%, vorzugsweise 2,5-5% Masse an Wasser und
0- 25%, vorzugsweise
0,5-25% Masse an anderen pharmazeutisch unbedenklichen Hilfsstoffen,
berechnet auf die Gesamtmasse des getrockneten Kerns. Der Begriff "getrockneter bzw.
trockener Kern",
wie er in der vorliegenden Erfindung benutzt wird, bezeichnet einen
Kern, der im wesentlichen getrocknet wurde und einen Restlösungsmittelgehalt
aus dessen Herstellung von 15% oder weniger, weiter bevorzugt von
10% oder weniger, aufweist. Wasser ist das am meisten geeignete
Lösungsmittel
bei dem Verfahren zur Pelletbildung, es wird danach jedoch nahezu
vollständig
entfernt. Die Anwesenheit von Wasser in der getrockneten Zusammensetzung
des Kernes ist jedoch wichtig, da es – manchmal sogar erheblich – die Diffusionsgeschwindigkeit
beeinflusst, sobald die Beschichtung in der Darmflüssigkeit
aufgelöst
wurde. Daher muss für
die Pelletkerne die oben angeführte
Menge an Wasser in den getrockneten Kernen verbleiben.
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Die "anderen" pharmazeutisch unbedenklichen
Hilfsstoffe, sofern sie überhaupt
anwesend sind, werden im Allgemeinen eingesetzt, um passende Eigenschaften
der Zusammensetzung beim Pelletiervorgang bereitzustellen, und schließen u.a.
Weichmacher (z.B. Triethylcitrat) oder Antihaftmittel (z.B. Talk)
ein.
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Die
erfindungsgemäßen Pellets
umfassen ferner eine den Pelletkern umgebende äußere Beschichtung, umfassend
ein pharmazeutisch unbedenkliches säureresistentes Acrylpolymer,
wobei die Masse der äußeren Beschichtung,
berechnet auf Basis eines trockenen Pelletkerns, in einem Bereich
von 2,5-15% liegt. Die Menge der magensaft-resistenten Beschichtung,
bezogen auf säureresistente
Acrylpolymere, hängt
von der Größe des zu
beschichtenden Pelletkerns ab. Je geringer die Größe der Pellets,
desto mehr Beschichtung ist nötig.
Darüber
hinaus ist es jedoch bei geringerer Pelletgröße schwieriger, eine gleichmäßige Beschichtung
in der Produktionscharge aufrechtzuerhalten. Die erfindungsgemäße Größe des Pelletkerns
von 0,3 bis 0,9 mm ist vorteilhaft im Hinblick auf die Erzielung
des gewünschten
Freisetzungsprofils, die Homogenität der Beschichtung und das
Befüllen
einer finalen Darreichungsform (Kapsel) mit gewünschter Homogenität des Inhaltes.
Für eine
solche Pelletkerngröße wurde
festgelegt, dass die Menge an äußerer Beschichtung
sich im weiter oben angegebenen Bereich bewegen sollte. Vorzugsweise
liegt die Menage an aufgebrachter Beschichtungszusammensetzung,
berechnet auf Trockenbasis, zwischen 8-12% (g/g) des Gewichts des
getrockneten Pelletkerns.
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Das "säureresistente Acrylpolymer" ist eine besondere
Art des obigen Acrylpolymeren mit freien Carboxylgruppen. Solche
Polymere sind in einem sauren, wässrigen
Medium nicht löslich,
wohingegen sie in neutralem oder basischem wässrigen Medium löslich sind.
Bevorzugte säureresistente
Acrylpolymere schließen die
Eudragit-Serie wie Eudragit L 30 D- 55 ein. Dieses Acrylpolymer ist erhältlich in
einer wässrigen
Suspension, welche auch eine geringe Menge an Emulgiermitteln umfasst,
und kann direkt für
die Beschichtung in einer geeigneten Beschichtungsanlage eingesetzt
werden. Gemäß einer
besonderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist das für die Herstellung der Pelletkerne
eingesetzte "Acrylpolymer" vorteilhafterweise identisch
mit dem "säureresistenten
Acrylpolymer" beim
Beschichten der Pellets. Die äußere Schicht
kann zusätzlich
andere säureresistente
Polymere wie Celluloseacetatphthalat, Hydroxypropylmethylcellulosephthalat usw.
sowie andere pharmazeutisch unbedenkliche Hilfsstoffe enthalten.
Der Beschichtungszusammensetzung können z.B. Antihaftmittel wie
Talk zugesetzt werden, um eine Klebrigkeit der beschichteten Körnchen während des
Verfahrens zu vermeiden. In ähnlicher
Weise können
Weichmacher wie Triethylcitrat die Eigenschaften der letzten Filmschicht
verbessern.
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Die
Menge an säureresistentem
Acrylpolymer liegt vorzugsweise im Bereich von 25-95 Masse-%, weiter
bevorzugt 30 bis 75% und typischerweise 50 bis 75%, berechnet auf
der Trockenbasis der Beschichtung. Im Allgemeinen ist das Acrylpolymer
das einzige säureresistente
Polymer in der äußeren Schicht.
Der Rest der äußeren Schicht
besteht aus pharmazeutisch unbedenklichen Hilfsstoffen und/oder
anderen säureresistenten Polymer(en)
wie weiter oben beschrieben.
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Die
erfindungsgemäßen Pelletkerne
können
mittels verschiedener bekannter Technologien hergestellt werden.
Dabei sind die hauptsächlichen
Technologien z.B. Pelletisierung unter hoher Scherkraft, Fließbettpelletisierung,
Spheronisation (spheronization) mittels Heißschmelz- und Extrusionsverfahren.
Geeignete Ausrüstungen
für die
Herstellung von Pelletkernen für
das erfindungsgemäße Produkt
umfassen Mischer/Granulatoren mit hoher Scherkraft wie Vorrichtungen,
die von der Firma Bohle unter dem Markenamen "Vagumator" (VMA) vertrieben werden. Der VMA ist
ein Eingefäß-System,
welches Mischen, Naßgranulieren/Pelletieren und
anschließendes
Trocknen der festen Produkte in einer Vorrichtung kombiniert. Vermengen
und Mischen wird durch die Anwesenheit von Mischvorrichtungen mit
hoher Scherkraft (Schnellrührer
und Hacker) und das Trocknen durch die Anwesenheit von Mikrowellen,
Stickstofftrocknen, Vakuumtrocknen und beheizbaren Wänden des
Verfahrens-Gefäßes vereinfacht.
Alternative Pelletisierungsverfahren, wie sie aus dem Stand der Technik
bekannt sind, sind jedoch ebenfalls geeignet:
Ein Granulierverfahren
zur Herstellung der Pellets umfasst:
- a. Granulieren
einer Mischung aus Tamsulosin-Hydrochlorid, mikrokristalliner Cellulose,
Acrylpolymer, Wasser und gegebenenfalls zusätzlichen Bestandteilen zur
Herstellung von nassen Pelletkernen;
- b. Trocknen der nassen Pelletkerne auf einen Restwassergehalt
von 2-10%; c. Sieben der trockenen Pelletkerne, um eine Fraktion
in einem Größenbereich
von 0,3-0,9 mm zu erhalten;
- d. Beschichten der gesiebten, getrockneten Pelletkerne mit einer
Beschichtungszusammensetzung, die ein säureresistentes, wasserlösliches
Acrylpolymer umfasst;
- e. Trocknen des beschichteten Kerns;
wobei der Beschichtungsschritt
(d) ausreicht, trockene beschichtete Pellets mit 2,5-15 Masse-%
der Beschichtungszusammensetzung, berechnet auf Basis des trockenen
Pelletkerns, zur Verfügung
zu stellen. Die zusätzlichen
Bestandteile, welche pharmazeutisch unbedenkliche Hilfsstoffe darstellen,
sind typischerweise ein Gleitmittel oder Weichmacher, sie sind jedoch
nicht auf diese beschränkt.
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Ein
bevorzugtes Granulierungsverfahren schließt Mischen des Tamsulosin-Hydrochlorids
mit mikrokristalliner Cellulose und einem Antihaftmittel zur Herstellung
einer Pulvermischung, Hinzufügen
einer Suspension aus Acrylpolymer und Weichmacher in Wasser zu der
Pulvermischung, Granulieren der Mischung, Trocknen der erhaltenen
Körnchen,
wobei die Restwassermenge kontrolliert wird, und Sieben der Körnchen in
adäquate
Größenfraktionen
ein. Die Trocknung kann in dem Granulator oder außerhalb
in einem geeigneten Trockner erfolgen. Die Kontrolle des Restwassergehaltes
in den hergestellten Pellets kann z.B. durch Entnahme von Pelletproben
und deren Tempern in einem Ofen bei 105°C und Messung des Gewichtsverlustes
erfolgen.
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Das
Beschichtungsverfahren kann in jeder geeigneten Vorrichtung erfolgen,
z.B. direkt in dem Mischer/Granulator mit hoher Scherkraft, einem
Fließbettbeschichter
oder vorzugsweise in einem Dragierkessel. Die Ergebnisse der Beschichtung
können
routinemäßig durch
Entnahme von Pelletproben und Bestimmung der Freisetzungsrate von
Tamsulosin in simulierter Magenflüssigkeit, wie weiter oben beschrieben,
geprüft
werden. Wenn jedoch die gewünschte
Freisetzungsmenge nicht erreicht wurde, kann die Beschichtung der verbleibenden
beschichteten Pellets solange wiederholt werden, bis das gewünschte Ergebnis
erzielt wird. Es ist auch möglich,
verschiedene Fertigungslose an beschichteten Pellets mit unterschiedlichen
Freisetzungsraten zu mischen, um eine finale Charge mit der gewünschten
Rate zu erhalten. Zeigt ein Fertigungslos nicht die gewünschte Größenverteilung
der Pellets, können
die negativen Auswirkungen durch andere Fertigungslose wettgemacht
werden.
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Sobald
die beschichteten Pellets hergestellt wurden, können sie zu individuellen Darreichungsformen zur
Verabreichung von Tamsulosin für
therapeutische und/oder prophylaktische Zwecke formuliert werden
z.B. zu Kapseln oder Portionen. Dementsprechend können die
die Pellets enthaltenden Einzeldarreichungsformen zwischen 0,01
bis 10 mg an Tamsulosin-Hydrochlorid pro Einheit, vorzugsweise von
0,1 bis 1 mg Tamsulosin-Hydrochlorid
pro Einheit, weiter bevorzugt 0,2, 0,4 oder 0,8 Tamsulosin-Hydrochlorid
pro Einheit enthalten. Solch eine Einzeldosis wird normalerweise
zwischen einem und dreimal pro Tag eingekommen, vorzugsweise einmal
am Tag. In der Praxis bestimmt der Arzt die für den einzelnen Patienten angemessenste
tatsächliche Dosis
und Verabreichungsform.
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Die
geeignete Einzel-Darreichungsform kann pharmazeutisch unbedenkliche
Kapseln einer geeigneten Größe (z.B.
Größe Nr. 2),
z.B. hergestellt aus Hartgelatine oder Hydroxypropylmethylcellulose,
umfassen. Die beschichteten Pellets zeigen eine ausgezeichnete Fließfähigkeit
und Gleichmäßigkeit
des Inhaltes.
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Kapseln
mit erfindungsgemäßen beschichteten
Pellets, die eine Einzeldosismenge an Tamsulosin umfassen, können zur
sofortigen Anwendung in einer geeigneten Packung, vorteilhafterweise
umfassend zwischen 5 bis 100 Tabletten, geliefert werden. Eine solche
Verpackung kann eine Blisterverpackung, die vorteilhafterweise 10,
14, 20, 28 oder 30 Tabletten umfasst, oder ein Kunststoff- oder
Glasgefäß/-flasche,
die die gleiche Kapselmenge enthalten, umfassen. Für die Herstellung
der Verpackungseinheit kann jedes pharmazeutisch unbedenkliche Verpackungsmaterial
eingesetzt werden Erfindungsgemäße beschichtete
Pellets zur oralen Verabreichung von Tamsulosin können bspw.
bei der funktionellen Behandlung symptomatischer benigner Prostatahypertrophie
bzw. -hyperplasie (BPH) oder anderen mit Tamsulosin behandelbarer
Funktionsstörungen
(zusammen Funktionsstörungen
genannt) eingesetzt werden.
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Die
magensaftresistente Beschichtung sowie die verlängerte Freisetzung von Tamsulosin
aus dem Pelletkern stellt sicher, dass die therapeutische Konzentration
des Tamsulosins im Blut für
eine ausreichend lange Zeit aufrechterhalten wird, ohne dass es
zu einer anfänglichen
Ausschüttung
im Magen kommt.
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Entsprechend
stellt die vorliegende Erfindung weiter ein Verfahren zur Behandlung
und/oder Vorbeugung einer oder mehrerer der Funktionsstörungen zur
Verfügung,
umfassend die orale Verabreichung einer wirksamen und/oder prophylaktischen
Menge an eine Person, welche diese benötigt, an Tamsulosin oder seiner
pharmazeutisch unbedenklichen Säureadditionssalze,
insbesondere Tamsulosin-Hydrochlorid, welches zu einem beschichteten
Pellet, umfassend die zuvor beschriebene Zusammensetzung, formuliert
wird. Vorzugsweise werden die erfindungsgemäßen Pellets einmal am Tag verabreicht,
weiter bevorzugt nach der Mahlzeit. Die Verabreichung nach der Nahrungsmittelaufnahme
ist wegen der besseren Dispersion der Pellets in der Umgebung und
der geringeren Gewebeschäden
des Gastrointestinaltraktes vorteilhaft.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ferner die Anwendung des Tamsulosin-Pellets,
umfassend die weiter oben beschriebene Zusammensetzung, sowie die
Verwendung des oben beschriebenen Verfahrens zur Herstellung der
Tamsulosin-Pellet-Zusammensetzung selbst, für die Herstellung eines Arzneimittels
zur Behandlung und/oder Vorbeugung einer oder mehrerer der Funktionsstörungen zur
Verfügung.
Die beschichteten Pellets können
bei medizinischen Anwendungen auch in Kombination mit anderen Mitteln
eingesetzt werden. Die Kombination kann dabei in Form eines einzelnen
Kombinationspräparates
oder durch separate Verabreichung von Arzneimitteln, enthaltend
die oben genannten Mittel, umgesetzt werden.
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Die
Erfindung wird durch die folgenden Beispiele näher erläutert.
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Beispiel
1 Darmflüssigkeitsresistente
Pellets Tamsulosin-Hydrochlorid 0,4 mg Verwendete
Formel:
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Herstellungsverfahren:
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Es
wurde der Mischer/Granulator mit hoher Scherkraft VMA 10 verwendet.
- – Tamsulosin-Hydrochlorid
wurde mit Talk und mikrokristalliner Cellulose zu einer homogenen
Pulvermischung gemischt
- – Es
wurde eine Suspension aus Eudragit, Triethylcitrat und Wasser in
einem separaten Gefäß vorbereitet
- – Die
Suspension wurde der Pulvermischung zugefügt und die Mischung granuliert.
- – Das
hergestellte Granulat wurde unter Vakuum, Stickstoff und Mikrowelle
getrocknet bis der Feuchtegehalt der Pellets 2,7% betrug.
- – Das
getrocknete Granulat wurde gesiebt und Fraktionen zwischen 0,3 und
0,85 mm wurden gesammelt.
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Größenverteilung
der Pellets:
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Pellet-Beschichtungsverfahren:
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1000
g Pellets der geeigneten Größe wurden
in den VMA 10 zurückgeführt. Die
Beschichtung wurde bei einer Geschwindigkeit von ± 8 ml/min
auf gebracht. Die Beschichtung wurde in 60 Minuten aufgebracht. Nach
dem Trocknen über
1,5 Stunden wurde die Charge ausgetragen und Proben für die Prüfung entnommen.
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Ergebnisse der Pellet-Beschichtung:
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Der
Restwassergehalt der beschichteten Pellets, gemessen mittels Feuchte-Analysengerät, betrug 2,8%.
Gewichtszunahme nach der Beschichtung: 6,5%. Auflösungsprofil
in simulierter Magenflüssigkeit:
weniger als 5% in 2 Stunden. Auflösungsprofil in pH-Puffer 6,8
(SIF): 20% in 30 Minuten, 35% in 1 Stunde, 90% in 5 Stunden.
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Beispiel
2 Verwendete
Formel:
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Der
Feststoffgehalt dieser Beschichtungssuspension beträgt 20,2%
(einschließlich
Triethylcitrat, obwohl dies eine Flüssigkeit ist, verdampft sie
nicht während
des Beschichtens)
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Herstellungsverfahren:
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Wie
in Beispiel 1 wurde der Mischer/Granulator mit hoher Scherkraft
VMA 70 verwendet.
- Ergebnisse: Ausbeute an Pellets geeigneter
Größe: 13823
g = 84,7%
Der Restwassergehalt der Pellets betrug 3,4%
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Pelletgröße vor der
Beschichtung:
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Pellet-Beschichtung:
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Die
Beschichtung der Pellets erfolgte mit einer 25-I Dragierkessel.
Während
der Herstellung wurden Proben bei 8, 9, 10, 11 & 12 %-Beschichtung entnommen, um
das Auflösungsprofil
in SGF zu bestimmen.
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Ergebnisse: Größenverteilung
der Pellets nach der Beschichtung:
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Ergebnisse der Auflösung:
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Die
Auflösungsprofile
in SGF, Basket, 100 UpM, ergaben die folgenden Ergebnisse: wenigstens
10% der Beschichtung sollte auf den Pellets aufgebracht sein, um
dem erforderlichen Auflösungsprofil
in SGF zu entsprechen.
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Das
Auflösungsprofil
der hergestellten beschichteten Pellets in Phosphatpuffer (Basket-Verfahren, 100 UpM,
pH=6,8): 41 % in 30 Minuten, 59% in 1 Stunde, 99% in 300 Minuten.