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Pharmazeutische Zubereitungen mit gesteuerter
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Arzneistoff-Freisetzung Die Erfindung betrifft pharmazeutische Zubereitungen
mit gesteuerter Arzneistoff-Freisetzung.
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Die spezielle Indikation zahlreicher Arzneistoffe macht es notwendig,
den applizierten pharmazeutischen Wirkstoff unter speziellen Bedingungen in einem
vorbestimmten Körperorgan freizusetzen oder für eine Liberation einer geringen Dosis
des Wirkstoffs über längere Zeit Sorge zu tragen. Dies wird einerseits dadurch bedingt,
daß hochwirksame Arzneistoffe unter bestimmten physiologischen Bedingungen, z.B.
im Magen, nicht stabil sind und zum Teil unwirksam werden oder spezielle Applikationsformen
eine Wirkstoffliberation erst unter bestimmten Bedingungen erfordern; andererseits
ermöglicht eine gesteuerte Wirkstoff-Freisetzung am Liberationsort eine Aufrechterhaltung
einer für die Wirksamkeit des Arzneimittels ausreichenden Konzentration bei gleichzeitiger
Reduzierung der Einnahmedosis.
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Verfahren zur Herstellung von sogenannten Retard-Formen bestimmter
Arzneimittel sind seit langer Zeit bekannt. So können den
Wirkstoff
enthaltende Granulate oder Pulver mit Polymeren, z.B. Methylmethacrylat-Methacrylsäure-CopolZ-meren,
überzogen werden, wie es in der JA-A 53 081 613 beschrieben wird.
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GB-PS 2 009 698, DE-AS 19 17 930 sowie US-PS 3 576 759 offenbaren
die Einbettung pharmazeutisch wirksamer Stoffe in Polymerlösungen und anschließende
Entfernung des Lösungsmittels. Bei dieser Verfahrensweise werden Mikrokapseln erhalten,
deren Wände aus drei alternierenden Schichten hydrophiler bzw. hydrophober Materialien
bestehen.
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Arzneimittel lassen sich z.B. vor der Einwirkung von Magensäure auch
dadurch schützen, daß sie an geeignete Austauscherharze gebunden werden. Dies ermöglicht
auch eine Abgabe der pharmazeutisch wirksamen Substanz an den Organismus mit niedriger
und gleichförmiger Geschwindigkeit. Eine Beschreibung findet sich z.B. in der US-PS
4 205 060.
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Das Verpressen von Wirkstoff und geeigneten Polymeren zu einer pharmazeutisch
applizierbaren Matrix wird in der DE-OS 26 51 441 offenbart. In der DE-OS 22 64
074, der DE-OS 22 60 740 sowie der DE-OS 28 34 373 wird die Koazervation von Wirkstoff-Hilfsstofflösungen
durch gezieltes Überschreiten der Löslichkeit beansprucht.
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Es lassen sich auf diesem Wege selbst hochempfindliche Arzneistoffe,
beispielsweise enzymhaltige Arzneimittelv applizieren und am gewünschten Wirkungsort
in kleinen Dosen freisetzen.
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Eine kontinuierliche Freisetzung kleinerer Wirkstoffmengen über einen
längeren Zeitraum hinweg ist eben-
falls mit neueren Systemen wie
z.B. OROS (Osmotical Regulated Oral System) möglich, wie sie z.B. in P.H.
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List, Arzneiformenlehre, Wissenschaftl.Verlagsgesellschaft Stuttgart,
3. Aufl. und H. Sucker, P. Fuchs und P. Speiser, Pharm. Technologie, G.Thieme-Verlag
Stuttgart 1978 beschrieben sind. Durch eine kleine Öffnung in der Kapselwand wird
kontinuierlich die pharmazeutisch wirksame Substanz an die Umgebung abgegeben, wodurch
eine hinreichende Konzentration des Wirkstoffs über einen längeren Zeitraum hinweg
aufrecht erhalten werden kann.
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Verfahren zur Herstellung von Arzneiformen mit verzögerter Wirkstoff-Freisetzung
oder von Arzneimitteln, die ihren Wirkstoff nicht unmittelbar am Applikationsort,
sondern erst nach Durchlaufen einer Reihe von Organen freisetzen, sind jedoch in
der Regel sehr aufwendig. Bei speziellen Arzneiformen ist die Verzögerung der Wirkstoffliberation
nur schwer oder gar nicht zu realisieren. Zudem treten in vivo bei der Applikation
einiger Retard-Arzneimittel erhebliche Probleme auf; so werden z.B. Matrix-Tabletten
sowie das Applikationssystem OROS häufig im Zusammenhang mit Darmperforationen genannt.
Neben physiologischen Verträglichkeitsproblemen ist vor allem häufig eine physikalisch-chemische
Inkompatibilität zu beobachten, zu deren Vermeidung ein hoher technischer Aufwand
betrieben werden muß.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, Arzneiformet mit gesteuerter
Wirkstoff-Freisetzung zu entwikkeln, die nicht nur den physiologischen Verhältnissen
angepaßt sind, sondern auch einen Wirkstoff der Zielvorgabe entsprechend freisetzen,
ohne daß dabei eine zu hohe lokale Wirkstoff-Konzentration auftritt. Zudem sollte
ein System gefunden werden, das technisch leicht realisierbar ist und eine Vielzahl
von Wirk-
stoffen mehreren möglichen Applikationsformen zugänglich
machen könnte, wobei eine mechanische Reizung in der Umgebung des Liberationsortes,
z.B.des Magen-Darm-Trakts, durch scharfe Kanten oder Ecken sorgfältig zu vermeiden
war. Je nach Konsistenz bzw. Formgebung der Zubereitung sollte eine Verabreichung
sowohl oral über den Gastrointestinaltrakt als auch rektal oder vaginal möglich
sein. Außerdem sollte versucht werden, die Kinetik der Freisetzung der Wirkstoffe
durch vorgegebene Parameter zu beeinflussen.
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Gegenstand der Erfindung sind pharmazeutische Zubereitungen mit gesteuerter
Arzneistoff-Freisetzung, die ein oder mehrere natürliche und/oder partialsynthetische
und/oder vollsynthetische physiologisch verträgliche Polymere, ein oder mehrere
zum Lösen und/oder Quellen der Polymeren geeignete, physiologisch verträgliche lipophile
und/oder hydrophile Lösungs- und/ oder Quellmittel, einen oder mehrere therapeutisch
wirksame Arzneistoffe sowie gegebenenfalls physiologisch verträgliche Träger- und/
oder Hilfsstoffe enthalten.
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Als Polymere können sowohl natürliche Polymere als auch partialsynthetische
oder synthetische oder Mischungen verschiedener Polymerer aus den genannten Gruppen
eingesetzt werden. Dabei werden unter Polymeren in erster Linie Polysaccharide,
Proteine, Polyolefine, Polyvinylverbindungen oder deren Derivate verstanden.
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Polymere natürlichen Ursprungs im Sinne der vorliegenden Erfindung
sind beispielsweise natürliche Polymere wie Cellulose, Stärke, Glykogen, Gummi arabicum,
Galactomannan, Guar-Gummi, Pectin, Tragant, Alginat oder Gelatine. Auch Derivate
der genannten Biopoly-
mere, wie z.B. Ethylcellulose, Hydroxypropylcellulose
oder Hydroxypropylmethylcellulose, eignen sich als Polymere.
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Als partialsynthetische Polymere werden beispielsweise Dextrane, Cellulose
und deren Derivate, Stärke und deren Derivate, Gelatine und deren Derivate, oder
Casein und dessen Derivate verwendet, beispielsweise Natrium-Carboxymethylcellulose,
Celluloseacetat-Phthalat oder Hydroxypropylmethylcellulosephthalat.
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Es sind jedoch auch vollsynthetische Polymere einsetzbar; pharmazeutische
Zubereitungen der vorliegenden Erfindung enthalten beispielsweise Polyethylen, Polystyrol,
Polyvinylchlorid, Polyacrylsäure, Polymethacrylsäure, Polyvinylpyrrolidon oder deren
Derivate.
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Im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden partialsynthetische oder
vollsynthetische Polymere den natürlichen Polymeren vorgezogen. Dies ist insbesondere
dadurch bedingt, daß Polymere natürlichen Ursprungs unter physiologischen Bedingungen
u.U. abgebaut werden und dadurch die Kinetik der Freisetzung von Wirkstoffen aus
den pharmazeutischen Zubereitungen in nicht immer vollständig kontrollierbarer Weise
verändern.
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Die Molekulargewichte bzw. Polymerisationsgrade der genannten Polymeren
können in weiten Grenzen schwanken. Grundsätzlich sind Polymere niederer oder hoher
Polymerisationsgrade gleich gut verwendbar, so lange sie sich in einem gewünschten
und physiologisch verträglichen Lösungs- und/oder Quellmittel-System lösen und/oder
quellen lassen. Überraschenderweise lassen sich durch die Wahl von Polymeren bestimmter
Polymerisationsgrade nicht nur die Konsistenz der pharmazeutischen Zubereitungen
und damit auch
ihre Applikationsform, sondern auch die Kinetik
der Freisetzung des Wirkstoffs in gewünschter Weise steuern. So führt beispielsweise
eine Erhöhung des Molekulargewichts des verwendeten Polymeren, bei ansonsten gleichbleibenden
Parametern, zu einer Erniedrigung der Liberationsgeschwindigkeit des formulierten
Arzneistoffes.
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Pharmazeutische Zubereitungen gemäß der vorliegenden Erfindung enthalten
die genannten Polymeren in einer Menge von 0,1 bis 40 Gew.-%. Insbesondere sind
die bevorzugten partialsynthetischen oder auch vollsynthetischen Polymeren in Konzentrationen
von 0,1 bis 25 Gew.-% enthalten. Eine Erhöhung der Polymerenkonzentration hat eine
Erniedrigung der Freisetzungsgeschwindigkeit des Wirkstoffs zur Folge, so daß auch
über diesen Parameter eine Steuerung der Liberation möglich ist.
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Von den genannten Polymeren sind für pharmazeutische Zubereitungen
gemäß der vorliegenden Erfindung insbesondere Polyacrylatderivate, wie sie z.B.
unter dem Namen Eudragit oder Eudispert im Handel erhältlich sind, bzw. Cellulosederivate,
wie Hydroxypropylcellulose oder Hydroxypropylmethylcellulose, wie sie z.R.
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unter dem Namen Klucel R oder Methocel R erhältlich sind, geeignet.
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Eines oder auch mehrere der genannten Polymere werden zur Herstellung
pharmazeutischer Zubereitungen gemäß der nrorliegenden Erfindung in einem geeigneten
Lösungsmittel gelöst bzw. in einem Quellmittel gequollen. Es sind dafür beliebige
lipophile und/oder hydrophile Lösungs- und/oder Quellmittel geeignet, sofern sie
physiologisch verträglich sind und eine Auflösung bzw.
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Quellung des verwendeten Polymeren bewirken.
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Als lipophile Lösungs- und/oder Quellmittel werden flüssige oder feste
Paraffine, Wachse, Öle oder Fette oder auch Mischungen der genannten Substanzen
in beliebigem Verhältnis verwendet. Geeignete hydrophile Lösungs- und/oder Quellmittel
sind Wasser, ein- oder mehrwertige Alkohole, Glykole, Carbonsäuren mit 1 bis 6 C-Atomen
oder Mischungen der genannten hydrophilen Lösungs- und Quellmittel in beliebigem
Verhältnis.
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Für pharmazeutische Zubereitungen gemäß der vorliegenden Erfindung
werden bevorzugt hydrophile Lösungs-und/oder Quellmittel verwendet. Von diesen sind
insbesondere Ethanol, Glycerin, Ethylenglykol, Propylenglykol oder Polyethylenglykole
unterschiedlichen Molekulargewichts, oder auch Mischungen der genannten Lösungsmittel
geeignet. Die mittleren Molekulargewichte der Polyethylenglykole liegen dabei bevorzugt
zwischen 300 und 6 000.
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Pharmazeutische Zubereitungen gemäß der Erfindung enthalten die genannten
Lösungs- und/oder Quellmittel in Konzentrationen von 25 bis 98 Gew.-%, bevorzugt
in Konzentrationen von 65 bis 95 Gew.-%.
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Die Wahl des Lösungs- und/oder Quellmittels unterliegt dabei keinerlei
Beschränkungen, solange es physiologisch verträglich und zur Bildung von Lösungen
oder Quellungen der genannten Polymeren geeignet ist. Vielmehr läßt sich durch die
Wahl des Lösungs- und/oder Quellmittels oder auch seiner Konzentration die Kinetikrder
Freisetzung der in den pharmazeutischen Zubereitungen enthaltenen Wirkstoffe steuern
sowie auch die Applikationsform der Zubereitung in weiten Grenzen beeinflussen.
So werden Wirkstoffe, die in einem hydrophilen Lösungsmittel suspendiert oder emulgiert
sind, mit geringerer Geschwindigkeit freigesetzt als
wenn sie in
einem Lösungsmittel gelöst wären. Andererseits können die pharmazeutischen Zubereitungen
gemäß der Erfindung, je nach eingesetzten Polymeren und Lösungs- und/oder Quellmitteln,
als feste, halbfeste oder flüssige Zubereitungen hergestellt werden. Feste Systeme
sind z.B. Tabletten, Dragees, Kapseln oder Pulver, die durch Pressen, Gießen, Granulieren
oder Füllen in Gelatinelcapseln hergestellt werden, sowie auch Gele.
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Halbfeste Systeme sind beispielsweise Zäpfchen, Pasten oder ähnliches,
die durch Schmelzen und Erstarren in Formen, Strangpressen oder einfaches Vermischen
mit geeigneten Träger- und Hilfsstoffen hergestellt werden können. Ebenfalls können
halbfeste Massen als Füllungen für Weichgelatine-Kapseln eingesetzt werden.
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Flüssige Zubereitungen sind beispielsweise Emulsionen, Lösungen, Suspensionen
oder Aerosole, die gegebenenfalls auch weitere Träger- und Hilfsstoffe enthalten.
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Pharmazeutische Zubereitungen gemäß der vorliegenden Erfindung können
eine große Vielzahl therapeutisch wirksamer Arzneistoffe enthalten. Insbesondere
sind Antirheumatica, Antiphlogistica, Antiepileptica, Antitussiva, Antihypertonica,
Antihistaminica, Anticoagulantien, Darmtherapeutica, Cytostatica und Cardiaca für
eine Verabreichung mit erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zubereitungen geeignet,
da eine verzögerte Wirkstoff-Freisetzung mit konstanter Konzentration übev einen
längeren Zeitraum erwünscht ist und gegebenenfalls einzelne Wirkstoffe, z.B. während
der Passage durch den Magen, vor dem Abbau geschützt werden.
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Andererseits kann aber auch ein inniger Kontakt zur Darmschleimhaut
sichergestellt werden, wenn dies bei
bestimmten Inhaltsstoffen,
wie z.B. bei Proteinen und Protein-ähnlichen Substanzen zur Schleimhautapplikation,
erforderlich ist.
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Erfindungsgemäße pharmazeutische Zubereitungen können gegebenenfalls
zusätzlich Träger- und Hilfsstoffe enthalten, die für die Aufrechterhaltung bestimmter
galenischer Eigenschaften oder die Wahl einer bestimmten Applikationsform notwendig
sind. Es können dafür beispielsweise kolloidale Kieselsäure, Bentonit, Veegum, R
Erdnußöl, Rizinusöl, Neutralöl (Miglyol ), feste oder flüssige Paraffine oder andere
Substanzen verwendet werden. Dabei enthalten die Zubereitungen kolloidale Kieselsäure
in Konzentrationen von 05, bis 20 Gew.-%, Bentonit in Konzentrationen von 1 bis
15 Gew.-%, Veegum in Konzentrationen von 1 bis 15 Gew.-%, und/oder Erdnußöl, Rizinusöl,
Neutralöl, Sesamöl und flüssige und feste Paraffine in Konzentrationen von 5 bis
75 Gew.-%.
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Die pharmazeutischen Zubereitungen gemäß der vorliegenden Erfindung
weisen gegenüber Retard-Arzneimitteln aus dem Stand der Technik zahlreiche Vorteile
auf. So wird erreicht, daß die Freisetzung der pharmazeutisch wirksamen Stoffe von
äußeren Einflüssen (z.B. Temperatur, pH-Wert) am Applikationsort nahezu unabhängig
ist, sondern nur durch die Natur des Polymeren, den Charakter des Lösungs- und/oder
Quellmittels und deren Konzentrationen gesteuert wird. So führen eine Erhöhung des
Molekulargewichts und/oder der Konzentration desvPolymeren in den erfindungsgemäßen
Zubereitungen zu einer Verringerung der Liberationsgeschwindigkeit der Wirkstoffe.
Je langsamer die Zubereitungen erodiert werden, desto geringer ist die Freisetzungsgeschwindigkeit.
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Die genannten Polymeren wie auch Lösungs- und Quellmittel sind nach
dem derzeitigen Stand des Wissens absolut unbedenklich. Es kann außerdem in Abhängigkeit
vom Wirkstoff, dem Molekulargewicht des Polymeren und der Natur des Lösungs- und
Quellmittels diejenige Applikationsform ausgewählt werden, mit der der Wirkstoff
dem Körper optimal zugeführt werden kann. Je ausgeprägter dabei die physikalische
und/oder chemische Sorption des pharmazeutischen Wirkstoffs an das Polymere ist,
desto geringer ist die Freisetzungsgeschwindigkeit.
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Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zubereitungen
ist die Tatsache, daß ihre Herstellung technisch wenig aufwendig realisiert werden
kann. Das gewünschte Polymer wird in einem physiologisch verträglichen und mit dem
Wirkstoff kompatiblen Lösungs- und/oder Quellmittel gelöst bzw. gequollen.
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Sofern die pharmazeutisch aktive Substanz temperaturunempfindlich
ist, kann dies bei erhöhter Temperatur geschehen. Im Anschluß daran wird der Wirkstoff
nach an sich bekannten Verfahren eingearbeitet; dies kann durch Einrühren, Einkneten,
Einmengen oder ähnliche Verfahren geschehen. Sofern der Wirkstoff nicht temperaturempfindlich
ist, kann auch die Einarbeitung des Arzneistoffs bei erhöhter Temperatur geschehen,
weil dadurch die Aufnahmegeschwindigkeit erhöht wird.
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Die resultierende Lösung bzw. Mischung wird nachfolgend in die geeignete
Applikationsform gebracht. So können Tabletten gepreßt oder gegossen oder durch
Granutation eines Pulvers hergestellt und gegebenenfalls anschließend mit einer
geeigneten Dragee-Schicht überzogen werden. Auch die Abfüllung in Hart- oder Weichgelatinekapseln
ist möglich. Bei erhöhter Temperatur flüssige Zubereitungen werden entweder zu Zäpfchen
gegossen oder zu geeigneten Formlingen durch Strangpressen oder ähnliche Verfahren
verarbeitet.
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Die resultierenden Mischungen können ebenfalls zu streichbaren, gießbaren
oder verpreßbaren Massen verarbeitet werden.
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Emulsionen, Suspensionen, Gele, Lösungen oder Aerosole werden ebenfalls
in geeignet applizierbare Form gebracht.
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Die Erfindung wird durch die nachstehenden Beispiele näher erläutert.
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Die Freisetzungsgeschwindigkeit der verschiedenen Wirkstoffe aus unterschiedlichen
Zubereitungen gemäß der Erfindung wurde nach der "Half Change"- Methode im rotierenden
Körbchen (USP XX) bestimmt. Es konnten so in vitro die unterschiedlichen Verhältnisse
einer Magen-Darm-Passage simuliert werden.
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Es resultierte aus den Untersuchungen eine Freisetzungskinetik praktisch
Oter Ordnung. Je nach Formulierung waren nach 5 bis 6 h 70 bis 90 % des eingesetzten
Wirkstoffes freigesetzt. Durch Variation der Formulierung ließen sich auch erheblich
längere Freisetzungszeiten erzielen. Sehr hohe Liberationsgeschwindigkeiten zu Beginn
oder stark schwankende Liberationsgeschwindigkeiten im weiteren Verlauf der Untersuchungen,
wie sie bei zahlreichen bisher bekannten Retardformulierungen zu beobachten sind,
traten nicht auf.
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Beispiel 1 Man rührte 100 g Eudispert hv in 650 g Glycerin (80 -90"C)
ein und stellte eine homogene Lösung her. 100 g Indometacin wurden in 200 g Glycerin
gelöst, in die Polymerlösung eingearbeitet und in Formlinge zu 0,5 g oder in Kapseln
gebracht.
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Beispiel 2 100 g Klucel MFR wurden unter Erwärmen in 900 g PEG 1.000
(Polyethylenglykol, mittleres MG: 1.000 D) gelöst. In 900 g dieser Mischung wurden
100 g Diclofenac-Na durch Rühren eingearbeitet und in Formen oder Kapseln zu 500
mg gebracht.
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Beispiel 3 Unter Erwärmen wurden 50 g Methocel in 550 g PEG 2.000
(Polyethylenglykol, mittleres MG: 2.000 D) gelöst. In diese Mischung wurden 200
g Flufenaminsäure durch Kneten eingearbeitet.
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Die Einzeldosis entspricht 0,1 g/0,4 g Zubereitung.
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Die Masse kann flüssig in Formen oder Kapseln gegossen werden oder
erstarrt in Formen gepreßt werden.
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Beispiel 4 PMR 0,1 g Eudragit RL PM wurden in 0,375 g PEG 1 000 (Polyethylenglykol,
mittleres MG: 1 000 D) bei etwa 150 bis 2000C gelöst. In die erstarrende Mischung
wurden 25 mg Chlordiazepoxid durch Kneten eingearbeitet und die Mischung in Kapseln
zu 500 mg abgefüllt.
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Beispiel 5 Es wurde bei 1500C eine 8%ige Lösung von Polyethylen (mittleres
MG: ca. 30.000 D) in flüssigem Paraffin hergestellt. In 0,51 kg dieser Zubereitung
wurden 0,24 kg Tylose CR und 0,24 kg Pectin suspendiert. In die kalte Mischung wurden
0,1 kg Indometacin durch Kneten eingearbeitet. Die plastische Masse wurde in Hartgelatinekapseln
gepreßt. 0,5 g entsprachen 50 mg Wirkstoff.
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Beispiel 6 120 g Klucel LFR wurden bei 180 bis 210°C in 880 g PEG
600 gequollen. In 250 g dieser Mischung wurden 250 g Mefenaminsäure eingerührt und
die erstarrende Masse in Formen zu 0,5 g ausgegossen.
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Beispiel 7 0,1 g Eudragit RSR wurden in 0,375 g PEG 1500 bei etwa
1800C gelöst. In die Mischung wurde 25 mg Chlordiazepoxid eingearbeitet und in Formen
zu 500 mg mit Hilfe einer Suppositorienpresse gepreßt.
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Beispiel 8 Bei 100 bis 1200C wurden 10 g Eudispert hvR in 90 g PEG
600 gelöst. Zu 0,3 g dieser Mischung wurden 200 mg Flufenaminsäure gegeben und die
Masse in Formen zu 0,5 g gebracht.
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Beispiel 9 Unter Erwärmen auf etwa 1000C wurde eine 10%ige Lösung
aus aus Eudispert hv in Glycerin hergestellt. Zu 50 mg dieser Mischung wurden 50
mg Ketoprofen gegeben und in Kapseln abgefüllt zu 100 mg.
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Beispiel 10 In einer Schmelze aus 9 Teilen PEG 2000 und 1 Teil PEG
4000 wurden 15% Eudragit 5R gelöst. Zu 0,4 g dieser Mischung wurden 0,1 g Indometacin
gegeben und Formlinge zu 0,5 g hergestellt.
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Beispiel 11 Bei etwa 170 bis 2000C wurden 8 % Klucel MFR in PEG 1000/Glycerin
(im Gewichtsverhältnis 7 : 3) gequollen. Zu 500 g dieser Mischung wurden 500 g Ketoprofen
gegeben. Die hieraus gefertigten Hartgelatinekapseln hatten ein Füllgewicht von
100 mg.
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Beispiel 12 10% Methocel HGR wurden unter Erwärmen (150 - 2000C) in
PEG 600 gequollen. Diese Mischung wurde mit gleichen Gewichtsteilen flüssigem Paraffin
homogenisiert.
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Zu 500 mg dieser Mischung wurden 300 mg Aminophyllin gegeben entsprechend
einer Kapselfüllung von 800 mg pro Einzeldosis.
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Beispiel 13 10 g Eudragit RSR und 0,2 g Carbopol 934R wurden bei etwa
1800C in 100 g PEG 1500 gequollen. Zu 500 mg dieser Mischung wurden 300 mg Aminophyllin
gegeben und in Kapseln zu 0,8 g abgefüllt. Ebenfalls wurden Formlinge gleichen Gewichts
angefertigt.
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Beispiel 14 Unter Erwärmen auf etwa 1000C wurde eine 5wiege Eudis-R
pert hv Lösung hergestellt. Unter Zusatz von Tween 80 (10%) wurde die Polymerlösung
mit dem gleichen TeiX flüssigem Paraffin homogenisiert. Zu 0,5 g Zubereitung wurden
0,5 g Griseofulvin gegeben und in Kapseln zu 1,0 g gefüllt.