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Verfahren zum Gerben tierischer Häute. Eswurde gefunden, daß man wertvollesLeder
erhält, wenn man auf Häute unter gemäßigten Reaktionsbedingungen entstehende, in
Wasser mehr oder weniger leicht lösliche Kondensationsprodukte von. Oxaldehyden
oder Oxyketonen,und mehrwertigen aromatischen Oxyverbindungen, welche keine-Sulfogruppen
enthalten, einwirken läßt. Die in Wasser verhältnißmäßig schwer löslichen Kondensationsprodukte
können z.. B. in Lösungen von Salzen einfacher organischer Sulfosäuren wie Tuluolsulfosäuren
u. -a. gelöst' und so verwendet werden. -Es ist bekannt, daß ma*n. gerbend wirkende
Kondensationsprodukte erhält, indem man Gemische von Phenolen öder Phenolsulfosauren
-und Traubenzucker- oder anderen Zuckerarten mit Schwefelsäure behandelt (vgl. die
österreichischen Patentschriften 69375. 69376 69377) Dabei entstehen jedoch stets
sulfonierte Produkte, wogegen die bei vorliegendem Verfahren verwendeten gerbenden
Verbindungen keine Sulfogruppe im Molekül enthalten. - Nur bei Verwendung von Sulfitcelluloseablauge
sind möglicherweise Sulfogruppen vorhanden,. indessen handelt es sich dabei um ein
ganz eigenartiges Produkt, dessen Natur bisher durchaus unaufgeklärt ist. -Beispiel
i.
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iio Teile Resorcin (i Mol.) werden in ioo Teilen Wasser gelöst, 66
Teile Aldol (3/q Mol.) in ioo Teilen - Wasser und i@ Gewichtsteil n-Schwefelsäure
zugefügt; die Lösung Wird 2 Stunden am Rückflußkühler gekocht. Mä.n erhält- eine
klare Lösung, die beim Verdünnen mit Wasser klar bleibt und Leim- oder Gelatinelösung
fällt. Sie ist ohne weiteres zum Gerben verwendbar und verwandelt tierische' Haut
in ein fast farbloses, volles weiches Leder.
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Beispiele. iio Teile Resorcin (i Mol.) werden in ioo Teilen Wasser,
gelöst, 88 Teile Aldol (i Mol.) in roo Teilen Wasser und i Gewichtsteil n-Schwefelsäure
- zugefügt; die Lösung wird il/, Stunden am Rückflußkühler gekocht. Man erhält eine
klare Flüssigkeit, die beim Verdünnen mit Wasser sich trübt; die Trübung verschwindet
auf Zusatz einer. Lösung einer einfachen aromatischen Sulfosäure oder deren Salz,
wie z. B. von toluolsulfosaurem Natrium; die trübe oder durch toluolsulfosaures
Natrium klar gemachte Lösung kann zum Gerben verwendet werden.
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Man erhält auch hier ein fast farbloses, weiches, volles Leder. -'
Beispiel 3.
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126 Teile Pyrogallol (i Mol.) werden in ioö Teilen Wasser gelöst,
88 Teile Aldol (i Mol.) gelöst in ioo Teilen Wasser und r Teil n-Schwefel"säure
zugefügt. Man erhitzt il/, Stunden am Rückflußkühler und läßt erkalten. Die Lösung
ist nach entsprechender Verdünnung ohne : weiteres zum - Gerben v er-' wendbär.
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Beispiel 4.
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iio Teile Resorcin (i Mol.) werden in ioo Teilen Wasser gelöst, i5o
Teile Traubenzucker (6/B Mol.), gelöst in 5o Teilen Wasser, zugefügt; das Ganze
wird unter Zusatz von 5 Teilen konzentrierter Salzsäure so lange auf etwa ioo° erwärmt,
bis eine Probe der Masse anfängt beim Abkühlen dick zu werden. Das Reaktionsprodukt
stellt einen dicken, braunen Sirup dar, der in Wasser löslich ist und, wenn nötig
nach Abstumpfen der Säure, zum Gerben verwendet werden kann.
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Beispiel 5.
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iio Gewichtsteile Resorcin (i Mol.) werden in 4oo Teilen Wasser gelöst,
61 Teile Salicylaldehyd (1/z Mol.) und 6 Volumteile n-Natronlauge zugefügt und 2o
Stunden bei Wasserbadtemperatur unter Rühren erwärmt.
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Man erhält eine klare, neutral reagierende, gelbrote Lösung, die Leimlösung
sehr stark fällt, beim Verdünnen mit Wasser klar bleibt und unmittelbar zum Gerben
verwendet werden kann. Sie verwandelt tierische Haut in ein schön hellgelbes, weiches
Leder von großer Fülle und Geschmeidigkeit.
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Statt der genannten Oxyaldehyde können auch Oxyketone, z. B. Fruchtzucker
u. a., verwendet werden, auch lassen sich andere Kondensationsmittel benutzen.
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Beispiel 6.
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66 Gewichtsteile Resorcin werden mit 54 Gewichtsteilen Lävulose, io8
Volumteilen Natronlauge von 40° B6 und 42 Volumteilen Wasser 12 Stunden auf dem
Wasserbade erwärmt. Man verdünnt mit der i12 fachen Menge Wasser, neutralisiert
mit Schwefelsäure, und erhält eine klare Lösung, die Leim- und Gelatinelösung stark
fällt. Die Lösung wird durch Mineralsäuren, nicht durch Essigsäure gefällt; sie
verwandelt tierische Haut in ein hervorragend schönes. volles griffiges Leder, ähnlich
wie Quebrachoextrakt.
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Analog verfährt man bei Verwendung von Kondensationsprodukten aus
anderen Oxyaldehyden und Oxyketonen sowie anderen mehrwertigen aromatischen Oxyverbindungen,
z. B. solchen der Naphthalinreihe. Statt von fertigen Oxyaldehyden oder Oxyketonen
auszugehen, kann man auch Stoffe verwenden, welche leicht in Oxyaldehyde und Oxyketone
überführbar sind, wie Stärke, Dextrin, Cellulose u. a. So erhält man z. B. vorzügliche
Gerbstoffe, wenn man Stärkelösung mit verdünnten Säuren und Resorcin erhitzt. Auch
kann man Stärke, Cellulose usw. zuerst verzuckern und dann die erhaltenen Zuckerlösungen
in angegebener Weise mit mehrwertigen aromatischen Oxyverbindungen zu Gerbstoffen
kondensieren. Ferner kann man Gemische verwenden, in denen Oxyaldehyde oder Oxyketone
enthalten sind, z. B. gewöhnliche zuckerhaltige Sulfitcelluloseablaugen.
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Beispiel 7.
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55 Teile Resorcin werden in Zoo Teilen Wasser gelöst, worauf die Lösung
mit 300 Teilen eingedicktem Sulfitcelluloseextrakt und 11,5 Teilen konzentrierter
Salzsäure versetzt und 6 Stunden gekocht wird. Die erkaltete Lösung ist unmittelbar
zum Gerben verwendbar und liefert ein fast farbloses, griffiges Leder. Auch in Kombination
mit anderen Gerbstoffen, wie z. B. Eichenholzextrakt, kann dieser Gerbstoff mit
VorteilVerwendung finden.
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Zur Herstellung des Gerbstoffes können auch ganz oder teilweise entzuckerte
Sulfitcelluloseextrakte benutzt werden, in obigen Beispielen können Zeit, Mengenverhältnisse
und Temperaturen in weiten Grenzen verändert werden.
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Beispiel B.
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Zoo Gewichtsteile entzuckerter Sulfitcelluloseextrakt (iin wesentlichen
'Ligninsulfosäure enthaltend) von 27,6 Prozent Trockengehalt werden mit 15 Gewichtsteilen
Resorcin, 281 Gewichtsteilen Wasser und 9,4 Volumteilen konzentrierter Salzsäure
6 Stunden gekocht. Man läßt erkalten, stumpft die Säure, wenn nötig, ab und verwendet
die Lösung zum Gerben; man erhält ein volles Leder, welches dem mit Sulfitcelluloseextrakt
hergestellten überlegen ist.
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Statt des Resorcins kann man in den Beispielen 7 und 8 auch andere
mehrwertige Phenole oder Naphthole mit Sulfitcelluloseextrakt kombinieren. So erhält
man z. B. brauchbare Ergebnisse, wenn man 2,7-Dioxynaphthalin bei Gegenwart von
Alkali auf Sulfitcelluloseextrakt einwirken läßt und die alkalische Lösung des Kondensationsproduktes
ansäuert.