DE2817358C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine neue therapeutische Anwendung
von d,l-Carnitinderivaten der Formel
worin R ein Acetyl- oder Proipionylrest bedeutet, oder
eines pharmakologisch verträglichen Salzes davon zur
Behandlung von myocardialer Anoxie, Ischaemie,
Arrhythmiesyndromen, Herzschwäche und -versagen.
Es ist bekannt, daß d,l-Carnitin besonders in der
Paediatrie zur Behandlung von Lipidstoffwechselstörungen
und von Muskelerkrankungen dystrophischen Typs geeignet
ist. Bekannt ist auch die cardiotrope Wirkung von
d,l-Carnitin. Die Verwendung von d,l-Carnitin bei der
Behandlung von Herzversagen ist aus den US-PSen 38 30 931
und 39 68 241 bekannt.
Aus der DE-OS 23 60 332 ist die Verwendung von
l-Carnitinderivaten der Formel
in welcher R ein Wasserstoffatom oder einen Fettsäurerest
mit 4-24 Kohlenstoffatomen bedeutet, zur Behandlung von
Lungenerkrankungen bekannt. Weiterhin ist aus CA Vol. 85
(1976) Nr. 186 608 n bekannt, daß l-Acetylcarnitin keine
cholinergische Aktivität bei gesunden Mäusen oder am
isolierten Froschherz zeigt.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine neue Verwendung für
d,l-Carnitinderivate der Formel
worin R einen Acetyl- oder Propionylrest bedeutet, zu
zeigen. Die Erfindung betrifft eine neue therapeutische
Anwendung von d,l-Carnitinderivaten der Formel
worin R einen Acetyl- oder Propionylrest bedeutet, oder
eines pharmakologisch verträglichen Salzes davon zur
Behandlung von myocardialer Anoxie, Ischaemie,
Arrhythmiesyndromen, Herzschwäche und -versagen.
Das Herstellungsverfahren für Acetyl-d,l-carnitin wurde be
reits ausführlich von Erich Strack et al. in Chem. Ber. 86,
525-9 (1953) beschrieben. Für Acylderivate des d,l-Carni
tin wurden von verschiedenen Forschern Verfahren zur Ver
esterung der Hydroxylgruppe der γ-Trimethylamino-β-hydro
xybuttersäure (Carnitin) mit Fettsäuren mit mehr oder we
niger langen linearen Ketten entwickelt. Vgl. z. B.
G. Fraenkel and S. Friedman, Vitamins Hormones 15 (1957)
491; J. Bremer, J. Biol. Chem. 273 (1962) 2228; und
I. B. Fritz et al., J. Lipid Res. 4 (1963) 279. Wie bereits
erwähnt, sind die d,l-Carnitinderivate Ester der γ-Trimethyl
amino-β-hydroxybuttersäure, wobei die Ester durch Acylie
rung der β-Hydroxygruppe gebildet werden. Diese Derivate
werden therapeutisch in der d,l-Form ohne Auftrennung in
die d- und l-Formen der optischen Isomere verwendet. Die
Verwendung in der aufgetrennten Form wird jedoch in Betracht
gezogen, wobei der l-Form des Isomeren der Vorzug gegeben
werden würde.
Die Verbesserung der therapeutischen Wirkung dieser Ester
derivate des d,l-Carnitin ist sowohl bei Tieren als auch
bei Menschen bemerkenswert. Klinische Studien bestätigen
die Anzeigen einer erstaunlich größeren Wirkung, wie sie
in den unten zusammengefaßten Daten aus Tierversuchen be
schrieben werden.
Die d,l-Carnitinderivate der Formel (I) und ihre Salze
werden intraperitoneal, intravenös, oral, intramuskulär,
mittels Inhalation oder Suppositorien verabreicht.
Geeignete Darreichungsformen, wie Tabletten, Kapseln,
Lösungen und Suspensionen können verwendet werden.
Nachfolgend sind Teile und Prozentzahlen, wenn nichts
anderes angegeben, auf das Gewicht bezogen, und die
Temperatur ist in °C angegeben. Wenn nichts anderes
angegeben, bedeutet das Verhältnis von Gewichtsanteilen zu
Volumenanteilen g/ml.
Therapeutische Anwendungsformen von Acyl-d,l-carnitin
derivaten.
Die Verträglichkeit von d,l-carnitinderivaten
der Formel I sowie ihrer Salze
wurde untersucht, indem man die bei intravenöser Verabrei
chung der Verbindung an Mäuse erhaltene LD₅₀ mit der LD₅₀
verglich, die man bei intravenöser Injektion von d,l-Carnitin
unter den gleichen experimentellen Bedingungen erhielt. Wie
aus den in Tabelle II aufgeführten LD₅₀ Werten ersichtlich,
zeigt Acetyl-d,l-carnitin eine bessere Verträglichkeit als
d,l-Carnitin. Auch das Propionylderivat des d,l-Carni
tins der Formel I besitzt eine ausgezeichnete Verträglichkeit.
Der cardiokinetische Effekt am isolierten Herzen wurde wie
folgt untersucht: Entsprechend der Langendorff-Methode iso
lierte Kaninchenherzen wurden bei 38,2°C mit mit Sauerstoff
angereicherter Ringerlösung perfundiert. Die isometrischen
Kontraktionen, das Elektrocardiogramm und der koronare Fluß
wurden mit einem Polygraphen aufgezeich
net. Durch Entfernen des Sauerstoffs aus der Perfusionsflüs
sigkeit wurde im Herzmuskel ein Stoffwechselschaden hervor
gerufen, und zwar mit einer bis zu 80%igen Verringerung der
Herzkontraktionskraft.
Unter diesen Bedingungen verlängerter Anoxie wird die
aerobe Glycolyse des Myocards verlangsamt, unter gleichzei
tiger Speicherung saurer Catabolite auf Grund von Kumula
tion von Brenztraubensäure und ihrer Umwandlung zu Milch
säure. Wegen der Depression von Pyridinienzymen, wie z. B.
LDH (Lactodehydrogenase) kann diese nämlich nicht verwen
det werden. Dies hat Rückwirkungen auf die anaerobe Glyco
lyse und eine stetig zunehmende Zahl von Enzymen wird da
von betroffen, begleitet von progressiver und zunehmend
kritischer Erschöpfung des Myocards. Auf diese Weise ent
stehen mehrere Stufen der Muskelerschöpfung, die mit Hilfe
der untersuchten Parameter, nämlich der Kontraktionskraft,
dem koronaren Fluß, der Schlagfrequenz und dem Herzrhytmus
beobachtet werden können. Sobald die Kontraktionskraft um
80% verringert war, wurde die Perfusionsflüssigkeit erneut
oxygeniert, und zwar entweder ohne Zusatz anderer Verbindun
gen (Kontrollen), oder unter Zusatz der zu untersuchenden
Verbindungen.
In Tabelle III werden die Prozentwerte der Herzkontraktions
kraft angegeben; es zeigt sich ein positiv inotroper Effekt,
berechnet 10 Minuten nach der Unterbrechung der Anoxieperio
de (myocardiale Erholung).
Die mit Hilfe des T-Tests nach Student ausgewerteten Er
gebnisse zeigen, daß bei gleichen Konzentrationen in der
Perfusionsflüssigkeit Acetyl-d,l-carnitin und Propionyl-d,l-
carnitin
eine größere positiv ino
trope Wirkung haben als d,l-Carnitin und andere untersuchte
Verbindungen. Die Unterschiede zu den Kontrollen sind sta
tistisch signifikant.
Es wurde auch der koronare vasodilatatorische Effekt mit den
unten beschriebenen Ergebnissen untersucht. Tabelle IV ent
hält die Prozentwerte für den koronaren Fluß. Alle untersuch
ten Verbindungen der Formel I erzeugen, im Vergleich zu den
Kontrollen, eine kleine, statistisch nicht signifikante Er
höhung des koronaren Flußes.
Die chronotrope Wirkung wude untersucht; dabei wurde durch
die untersuchten Verbindungen der Formel I gegenüber den
Kontrollen keine signifikante Änderung der Herzfrequenz er
zeugt.
Bei der Untersuchung der antiarrhythmischen Wirkung wurde
gefunden, daß bei Verwendung der von M. Libonati und
G. Segre beschriebenen Methode des isolierten Rattenatri
ums von den untersuchten Verbindungen der Formel I
Acetly-d,l-carnitin
besonders brauchbar ist, da es die
eindeutigsten antiarrhythmischen Eigenschaften besitzen.
Diese Ergebnisse finden sich in Tabelle V.
Die Antierschöpfungswirkung wurde mit den folgenden Ergeb
nissen untersucht. Weiblichen Ratten wurden erfindungsgemäß
die Verbindungen der Formel I intraperitoneal in Salzlö
sung verabreicht, während auf die gleiche Weise den Kontrol
len nur Salzlösung gegeben wurde. Alle 15 Minuten (Perioden)
nach der Behandlung wurden die Tiere auf einen Zylinder mit
6 cm Durchmesser, der sich mit 16 U/min drehte, gesetzt.
Es wurde der Prozentsatz der Tiere festgestellt, die sich
länger als 180 Sekunden auf dem Drehzylinder halten konnten.
Tabelle VI zeigt die Prozentzahlen für die einzelnen Perio
den. Die mit dem χ²-Test bestimmten Werte zeigen, daß
Acetyl-d,l-carnitin eine signifikant größere Antierschöp
fungswirkung besitzt, als die anderen untersuchten Verbin
dungen.
Auch der Antagonismus gegen toxische Adrenalinwirkung wurde
untersucht, und zwar mit den folgenden Ergebnissen. Gruppen
von jeweils 10 männlichen Schweizer Albinomäusen wurde
Adrenalin (Tartrat) intraperitoneal in logarithmisch an
steigenden Dosen injiziert. Weitere ähnliche Tiergruppen
erhielten auf die gleiche Weise 250 mg/kg der zu untersu
chenden Verbindungen, und zwar 30 Minuten vor der Adrenalin
verabreichung. Die Sterblichkeit wurde mit dem Litchfield
und Wilcoxon-Verfahren 36 Stunden nach der Adrenalingabe
beurteilt. Die Ergebnisse zeigten, daß Acetyl-d,l-carni
tin und Propionyl-d,l-carnitin
einen
größeren Antagonismus gegen toxische Adrenalinwirkung haben
als d,l-Carnitin; die Unterschiede sind statistisch signi
fikant. Diese Ergebnisse sind in Tabelle VII zusammenge
stellt.
Aus diesen experimentellen Daten ist eindeutig ersichtlich,
das Acetyl-d,l-carnitin und Propionyl-d,l-carnitin,
im Vergleich zu d,l-Carnitin
in Bezug auf das Herz eine
bessere Verträglichkeit und eine größere pharmakologische
Wirksamkeit besitzen.
Deshalb sind Acetyl-d,l-carnitin und
Propionyl-d,l-carnitin,
sowie ihre
pharmazeutisch verträglichen Salze in der Thera
pie von Herzerkrankungen wie Anoxie, Ischaemie, Arrhythmien
und Cardiotoxien, sowie in allen Fällen, in denen der
Energiebedarf des Herzens auf Grund von Erschöpfung erhöht
ist, geeignet.
Lösung oder sterile wäßrige Suspension, die Acetyl-d,l-
carnitin oder Propionyl-d,l-carnitin in
Konzentration von 50 bis 500 mg/ml enthält.
- a) Der Träger für Injektionsampullen und Einmal-Spritzen
wird beispielsweise wie folgt zubereitet:
Natriumcarboxymethylcellulose (mit geringer Viskosität) 10 mg/ml Mischung aus Polyoxyethylen und Sorbitmonooleat 4 mg/ml Propylparaben 0,4 mg/ml - b) Der Träger für intravenöse Instillationen mit Behältern
von 50 ml, 100 ml, 250 ml, 500 ml oder 1000 ml wird bei
spielsweise wie folgt zubereitet:
NaCl|0,6 g/l KCl 0,3 g/l CaCl₂ 0,33 g/l - c) Der Träger für Flaschen zur oralen Verabreichung mit
5 bis 100 ml wird beispielsweise wie folgt zubereitet:
Mannit 11 mg/ml Sorbit 600 mg/ml Natriumbenzoat 3 mg/ml Orangenextrakt 200 mg/ml Vitamin B₁₂ 30 µg/ml
Tabletten, die 20 bis 500 mg Acetyl-d,l-carnitin enthalten,
können in üblicher Weise mit üblichen Trägern, wie Stärke
und/oder Talk, hergestellt werden.
Kapseln, die 20 bis 500 mg Acetyl-d,l-carnitin enthalten,
können ohne jeden weiteren Trägerstoff in üblicher Weise
hergestellt werden.
Aerosol- und Sprayzubereitung mit 50 mg bis 10 g
Acetyl-d,l-carnitin.
Der Träger wird beispielsweise wie folgt zubereitet:
Ethanol|30% | |
Gereinigtes Wasser | 30% |
Treibmittel Ausreichende Menge |
Angenäherte LD₅₀ mg/kg intravenös bei Mäusen | |
d,l-Carnitin | |
610 | |
Acetyl-d,l-carnitin | 770 |
Propionyl-d,l-carnitin | 761 |
Die Verbindung wurden als Hydrochloride verwendet.
Claims (1)
- Verwendung eines d,l-Carnitinderivats der Formel worin R einen Acetyl- oder Propionylrest bedeutet, oder eines pharmakologisch verträglichen Salzes davon zur Behandlung von myocardialer Anoxie, Ischaemie, Arrhythmiesyndromen, Herzschwäche und -versagen.
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