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Gewebe, insbesondere für Teppiche oder Möbelstoffe.
Die bekannten Kettenflorgewebe, z. B. Teppiche, welche eine mehrfarbig Musterung besitzen, werden im allgemeinen auf Jacquardmaschinen hergestellt, u. zw. derart, dass man in die die Noppen oder den Flor bildende Polkette an jeder Stelle der Gewebebreite, an welcher beim Einweben einer Nadel die Bildung einer Noppe erfolgen soll, ein ganzes Bündel (Kettkurs) von Polfäden anordnet, in welchen jede der das Muster bildenden Farben durch einen Faden vertreten ist. Von diesem Fadenbündel wird nach Massgabe des Musters mittels des Jacquardgetriebes für jedes Nadelfach derjenige Faden ausgehoben, dessen Farbe an dieser Stelle gerade erforderlich ist, während die übrigen Fäden im Grundgewebe ausgestreckt verbleiben, also an der Muster-und Noppenbildung nicht teilnehmen.
Diese Ausbildung des Gewebes hat verschiedene Nachteile. Infolge des Duchlaufens der Kettfäden verschiedener Farben durch die ganze Länge des Gewebes geht viel Material verloren, da die nicht auf der Oberfläche erscheinenden musterbildenden Fäden im Grundgewebe nutzlos weiterlaufen. Tritt eine Farbe nur in geringem Ausmasse auf, so wird hiefür unverhältnismässig viel Fadenmaterial verbraucht.
Ausserdem ist aber für die Durchführung der Musterung die Verwendung einer Jacquardkarte erforderlich, deren Herstellung einen grossen Aufwand an Mühe und Kosten nötig macht, der insbesondere bei den gegenwärtigen modernen Mustern, welche sich durch Unregelmässigkeit auszeichnen, die Wirtschaftlichkeit der Erzeugung in ungünstiger Weise beeinflusst.
Man hat bereits versucht, diesem Übelstande dadurch abzuhelfen, dass man an Stelle der vorerwähnten Fadenbündel oder Kettkurse Einzelfäden verschiedener, streckenweise Färbung als Kettfäden aufgereiht hat, um dadurch eine der Jacquardmusterung ähnliche Musterung zu erzielen. Bei Geweben dieser Art erübrigt sich ein Jacquardgetriebe. Sie werden als Schaftware erzeugt, es ist aber die Reihenfolge der Fadenanordnung leicht erkennbar ; auch fehlt das dem Jacquardgewebe ähnliche Durcheinanderliegen verschiedener Farben.
Den gleichen Übelstand weisen auch die Gewebe auf, bei welchen die Polfäden aus zwei oder mehr Fäden verschiedener Farbe gebildet werden. Durch Polfäden dieser Art ist es nur möglich, ein Zickzackmuster, keinesfalls aber ein dem Jacquardgewebe ähnliches unregelmässiges Muster zu erzeugen.
Den Gegenstand der Erfindung bildet nun ein Gewebe für Teppiche u. dgl., das ohne Jacquardgetriebe, also als Schaftware erzeugt werden kann, welches aber bei grosser Ausnutzung des verwendeten Materials, nicht nur ein dem Jacquardgewebe sehr ähnliches Aussehen, sondern auch eine ihm ähnliche Beschaffenheit hat. Es kennzeichnet sieh dadurch, dass die bei ihm verwendeten Polfäden aus mindestens zwei gezwirnten Fäden verschiedener streckenweise Färbung bestehen. Die Zwirnung darf, um den sogenannten chorigen"Effekt des Jacquardgewebes zu erhalten, nur lose sein. Ein besonders günstige Wirkung ergibt sich bei einer Anzahl von 10-28 Windungen auf den Meter.
Durch Veränderung der Zahl der Windungen auf den Meter und Verschiebung der streckenweise gefärbten, miteinander verzwirnten Fäden gegeneinander, wie auch gegebenenfalls durch Veränderung der Anzahl der in einem Polfaden verzwirnten Fäden, sowie Wahl verschiedener Anfärbestrecken dieser Fäden kann die Musterung in weiten Grenzen beeinflusst werden.
Auf der Zeichnung ist eine beispielsweise Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes durch die Darstellung einer Bindung für Velour-Teppiche veranschaulicht. Es zeigen Fig. 1 einen Schnitt durch ein mit Zweischussbildung hergestelltes Gewebe, an dessen linken Seite die Noppen geschnitten sind,
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Fig. 2 die Draufsicht auf einen Teil eines solchen Gewebes und des Grundgewebes, Fig. 3, 4 und 5 im Strang (Strähne) liegende Fäden mit streckenweise, u. zw. vier Viertel Färbung, wobei jeweils das erste und dritte und zweite und vierte Viertel die gleichen Farben haben.
Gemäss dem Ausführungsbeispiel sind dreierlei Fadensträhne mit je zwei voneinander verschiedenen Anfärbungen (Flammés) angenommen, u. zw. ist der Strang in Fig. 3 im ferneren mit a bezeichnet, gelb (punktiert) und grün (schraffiert), der Strang in Fig. 4 im ferneren mit b bezeichnet, braun (querschraffiert) und weiss (blank) und der Strang in 5, im ferneren mit c bezeichnet, rot (punktiert und schraffiert) und weiss. Fig. 6 stellt einen aus den Fäden a und b gezwirnten oder zusammengedrehten Polfaden dar.
Diese Fäden werden in folgender Weise gezwirnt : a und b zu Polkettenfaden L, & und e zu Polkettfaden Bund a und c zu Polkettfaden C, wie dies für den Kettfaden A aus Fig. 6 ersichtlich ist. Die Zwirnung ist hiebei eine lose, so dass die Windungen der Fäden a und b lang sind, d. h. grosse Steigung haben, und die Farbenstrecken sich über grosse Länge des Polkettfadens hinziehen.
Die so gebildeten Polkettfäden ab, ac und be, werden nun in der für einfache Polfäden bekanten und aus den Fig. 1 und 2 ersichtlichen Weise mit einer Grundkette g und einer Füllkette f durch die Schussfäden s in der aus Fig. 2 ersichtlichen oder einer andern Reihenfolge miteinander verwebt, wodurch die einzelnen Farbstrecken des einfachen Fadens nicht mehr, wie es bisher der Fall war, in derselben Ebene der Kettenbahn hintereinander, sondern in nebeneinanderliegende Ebenen zu liegen kommen oder sich überkreuzen. Auf diese Weise wird es möglich, bei gleichmässiger Färbung, d. h. Färbung gleich langer Strecken der Einzelfäden a, bund c doch verschiedene lauge Strecken der betreffenden Farbe im Gewebe zu erhalten. So wird z.
B., wie die äusserste linke, bereits aufgeschnittene Noppe der Fig. 1 zeigt, der grüne Teil al des Fadens a neben dem weissen Teil bl des Fadens b und dieser wieder neben den grünen al des Fadens a zu liegen kommen : Bei der nächstfolgenden Noppe wird der gelbe Teil a2 des Fadens a neben dem braunen Teil b2 des Fadens b liegen usw. Durch Wahl der Längen der Farbstrecken und durch die Wahl der Zwirnung kann ohne Schwierigkeit diese Musterung geändert werden.
Der durch Zwirnen der Fäden erzielte Erfolg könnte auch durch eine andere Art der Vereinigung der Einzelfäden beispielsweise durch Umwickeln oder Verflechten erzielt werden.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Gewebe, insbesondere für Teppiche oder Möbelstoffe, dadurch gekennzeichnet, dass die Polkettfäden aus mindestens zwei miteinander, z. B. durch Zwirnen verbundenen, streckenweise gefärbten Einzelfäden bestehen.