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Chenillegewebe und Verfahren zur Herstellung desselben.
Die Erfindung betrifft Chenilleteppiche, Chenillemöbelstoffe und derartige Chenillegewebe und ein Verfahren zur Herstellung derselben.
Bei der Herstellung von Chenilleteppichen wurde bisher wie folgt verfahren : Man webt im Vorwebstuhl zuerst ein Vorprodukt, das aus Bündeln dünner Kettenfäden und wollenen oder anderen Schussfäden besteht. Die Länge eines jeden Bündels von Kettenfäden entspricht der Summe der Längen aller benötigten Schussfäden für das Fertigprodukt, während die Breite gewöhnlich wenigstens achtzig Bündel von Kettenfäden enthält, was von der Breite des Webstuhles abhängt. Die wollenen oder anderen Schussfäden haben aufeinanderfolgende Farben entsprechend der Reihenfolge der Farben im Einschuss des Fertigproduktes. Die Regelung der Schützen mit verschieden gefärbter Wolle erfolgt durch den Weber, zu welchem Zweck gefärbte Musterstreifen im Vorstuhl aufgehängt sind.
Das in dieser Weise erzeugte Gewebe wird in der Kettenrichtung, u. zw. zwischen jedem Bündelpaar von Kettenfäden zu Streifen geschnitten, welche also die Breite des gewünschten Chenillefadens und die Länge der Summe sämtlicher im Fertigprodukt vorhandenen Schussfäden besitzen. Der sehr lange Chenillefaden weist also in der Längsrichtung sämtliche im Muster vorhandenen Farben auf, welche entsprechend der Wiederholung dieses Musters sich mehrfach wiederholen.
Zwecks Herstellung des Fertigproduktes-des eigentlichen Chenilleteppichs--wird jeder Chenillefaden auf Kopse aufgespult, derselbe im Teppich-oder Endstuhl zuerst von links und dann von rechts usw. durch das Fach geschossen, u. zw. in Abwechslung mit gewöhnlichen Schussfäden aus Jute oder anderem geeigneten Material, bis das Fertigprodukt hergestellt und infolgedessen der Chenillefaden verbraucht ist.
Man ist also gezwungen, z. B. achtzig oder mehrere Teppiche gleichzeitig herzustellen, u. zw. alle mit genau der gleichen Farbenstellung, was eine beträchtliche Kapitalsanlage durch grosse Lagerbestände erfordert, um so mehr, weil für jedes andere Muster, sowie für jede andere Farbenstellung zuerst wieder neue Chenille für eine gleiche Anzahl von Teppichen, z, B. achtzig, hergestellt werden muss.
Ein anderer grosser Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, dass jedesmal, nachdem der Chenillefaden durch das Fach geschossen ist, der Weber an Hand der im Teppichstuhl aufgehängten, farbigen Streifen des gezeichneten Musters den Faden mit der Hand zu der dafür bestimmten Stelle schieben muss, damit das verlangte Muster erhalten wird. Diese farbigen Streifen müssen von der Papierzeichnung abgeschnitten und in Reihenfolge aneinander geklebt sein und haben eine sehr beträchtliche Länge, für einen Teppich von z. B. 5 X 6 m2 6000 m.
Es ist auch klar, dass. die Länge des einen einzigen Teppich bildenden Chenillefadens dann
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so dass unterhalb und oberhalb der Grundkette das gleiche Muster in der gleichen Farbenstellung gebildet wird. Einen derartigen Teppich nennt man einen doppelseitigen Chenilleteppich, wobei die Chenillefäden auf der einen Seite liegen und die Plüsche oder Wollenden mit dem Kamm
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zur anderen Seite durchgeholt sind. Ein Weber kann bei Anwendung dieses Verfahrens nur einen einzigen Stuhl bedienen-für breite Teppiche braucht man immer zwei, öfters sogar drei Weber-, so dass die Herstellung des Fertigproduktes sehr zeitraubend ist.
Nach der Erfindung werden die obenerwähnten Nachteile behoben und weiter noch viele Vorteile erzielt, wenn die Chenillefäden je in einer einzigen der Farben des Musters als Vorprodukt hergestellt werden und diese Fäden-jede Farbe im betreffenden Schützen- als Schlussfäden derart durch die Kettenfächer geschossen werden, dass ein mehrfarbiges gemustertes Chenillegewebe gebildet wird, wobei die Chenilleeinschussfäden abwechselnd über und unter Kettenfäden zu liegen kommen.
Man webt also ein Vorprodukt, das aus Bündeln dünner, z. B. neutral gefärbter Kettenfäden und Schussfäden einer beliebig zu bestimmenden Farbe besteht.
Die einfarbigen Vorprodukte werden zu Chenillefäden geschnitten, welche auf Kopse aufgespult und mit dem Schützen ohne weiteres im Teppichstuhl abwechselnd über und unter bestimmten Fäden der Grundkette durch die Fächer geschossen werden, so dass vollkommen mechanisch und auch selbsttätig ein tatsächlich zweiseitiger Chenilleteppich erzielt wird, der beiderseitig das gleiche Muster, jedoch in einer anderen Farbenstellung aufweist. Das umständliche Farbenlesen und das zu diesem Zweck jedesmalige Stillsetzen des Webstuhles kommen also ganz in Wegfall.
Zum Festbinden der Chenillefäden kann eine dünne Bindekette dienen.
Ein z. B. grüner Chenillefaden kommt also an der einen Stelle ganz oberhalb und an einer anderen Stelle ganz unterhalb der Grundkette zu liegen, u. zw. in der gleichen Schusshöhe.
Wenn nun z. B. ein Teppich in sechs Farben auf einer Jacquardmaschine gewoben wird, werden sechs verschiedene Schützen in den Schützenkasten je mit einer der auszuwählenden Chenillekopse versehen. Das Muster wird nun so in die Jacquardkarten geschlagen, dass Schützenwechsel und Karten derart zusammenarbeiten, dass die Farben in der gewünschten Reihenfolge eingetragen werden und die Grundkettenfäden durch den Jacquardmechanismus an derjenigen Stelle gehoben oder gesenkt werden, wo die betreffenden Farben bzw. die Plüschenden oberhalb bzw. unterhalb der teilweise gehobenen bzw. teilweise gesenkten Grundkettenfäden zu liegen kommen müssen, d. h. auf der oberen oder der unteren Seite sichtbar sein müssen.
Die dünneren Bildkettenfäden, welche durch eine entsprechende Rieteinstellung die Plüschenden des über der Breite des Gewebes liegenden Chenillefadens nach oben und nach unten durchlassen bzw. darin verschwinden und unsichtbar sind, binden die Chenillefaden oberhalb bzw. unterhalb der Grundkette fest.
Dadurch, dass noch eine zweite Grundkette eingewebt wird, ergibt sich ein zweiseitiges Chenillevelourgewebe mit glatter Rückseite. Das Anweben des Rückens oder Bodens kann in beliebiger Weise erfolgen.
Durch Anwendung der Erfindung braucht man in erster Linie nicht ein so grosses Kapital im Lager mehrfarbiger Chenille festzulegen, und kann man die verfügbare einfarbige Chenille nach jedem gewünschten Muster sowie in jeder Farbenstellung im Webstuhl verarbeiten. Ein einziger Weber kann dabei mehrere Stühle bedienen und auf jedem Stuhl in der gleichen Zeit die Produktion beträchtlich steigern, so dass die Qualität sowie die Quantität gesteigert werden, während eine Zeit-und Kostenersparnis erreicht wird. Die Ersparung von Arbeitslohn kann etwa 660/0 betragen und in derjenigen Zeit, in der zwei Weber bisher zusammen 36 m2 herstellten, stellt jetzt ein einziger Weber 72 m'-her.
Man kann also durch Anwendung der Erfindung billigere und doch bessere technisch vollendet gemusterte Teppiche erhalten. Letzteres war bei dem alten Verfahren nur in beschränktem Masse und dann noch nur mit gut geschulten Arbeitskräften möglich. Die Ersparung von Arbeitskosten in bezug auf das alte Verfahren beläuft sich auf etwa 3000/0, indem die Leistungerhöhung etwa 150% beträgt.
An Hand der Zeichnung soll nun die Erfindung in einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden : Fig. 1 ist eine Draufsicht eines Teiles eines Vorproduktes gemäss der Erfindung und zeigt gesondert einen abgeschnittenen Chenillefaden. Fig. 2,3 und 4 sind verschiedene Querschnitte an verschiedenen Einschussstellen eines Fertigproduktes nach der Erfindung, d. h. eines zweiseitigen Chenillevelourgewebes, wobei die entsprechenden Fachstellungen nebenstehend veranschaulicht sind. Fig. 5 ist ein Längsschnitt eines Chenilleteppiches nach der Erfindung, der mit einem glatten Grunde versehen ist.
In Fig. 1 sind 1 die Bündelchen von Kettenfäden des Vorproduktes, durch welche vollautomatisch wollene oder andere einfarbige Schussfäden 2 geschossen sind. Das in dieser Weise erhaltene einfarbige Vorprodukt wird parallel zu den Kettenfäden zerschnitten, so dass einfarbige Chenillefäden 3 gebildet werden. Die Länge der Kettenfäden und die Anzahl der nebeneinander liegenden Bundelehen spielt keine Rolle. Diese Chenillefäden werden rundgedreht und auf Kopse
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gespult, welche aufbewahrt werden können, bis sie nötig sind. In gleicher Weise wird mit Vorprodukten anderer Farbe vorgegangen, so dass man über verschiedene Chenillekopse je einer einzigen Farbe verfügt.
Wünscht man nun als Fertigprodukt ein, z. B. grün und rot gefärbtes zweiseitiges Chenillevelourgewebe auf einer Jacquardmaschine mit zweiseitigem mechanischem Schützenwechsel herzustellen, so schiebt man die Schützen in der in Fig. 2,3 und 4 dargestellten Weise ein, je nach der Art des Musters. In Fig. 2 ist das Fach geöffnet und befindet sich darin ein roter Chenillefaden 4, in Fig. 3 ist das Fach ebenfalls geöffnet und befindet sich darin ein grüner Chenillefaden 5. Nach Fig. 4 ist das Fach geschlossen und sind die beiden Chenillefäden angeschlagen, so dass die Farbe oben grün-unten rot, oben rot-unten grün ist. Die Grundkette ist mit 6, die Bindkette mit 7 angedeutet ; letztere kommt im Teppich eingebettet zu liegen und ist hiedurch gegen Abnutzung gesichert.
In Fig. 5 ist dargestellt, wie an einem zweiseitigen Gewebe nach der Erfindung ein Rücken oder Boden gewebt ist, wozu eine Kette 8 vorhanden ist, an der die Schussfäden 9. aus Jute mittels eines Bindfadens 10 festgebunden sind.
Es ist zu erkennen, dass nach der Erfindung mit einfachen Mitteln, Teppiche, Decken, Möbelstoffe und andere Chenillegewebe in verschiedenen Mustern, Farbenstellungen und Anzahl hergestellt werden können, ohne dass man, wie beim bekannten Verfahren, von dem Vorprodukt mit seinem Muster und seiner Farbenstellung, von der Geschicklichkeit und Leistungsfähigkeit des Webers abhängig ist.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung von mehrfarbigen Chenillegeweben, wie Teppichen, Decken, Möbelstoffen usw., dadurch gekennzeichnet, dass die Chenillefäden je in einer einzigen der Farben des Musters als Vorprodukt hergestellt werden und diese Fäden-jede Farbe im
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dass ein mehrfarbiges gemustertes Chenillegewebe erzielt wird, bei dem die Chenilleschussfäden abwechselnd oberhalb und unterhalb der Kettenfäden zu liegen kommen.