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Verfahren zur Herstellung von gemusterten jacquard-Doppelplüschgeweben
Es ist bekannt, daß bei der Herstellung von gemusterten jacquard-Doppelplüschen
sowohl die Oberware als auch die Unterware (außer Bindefäden und Füllfäden) je einen
vollen Satz florbildender Farbenchore enthält. So werden beispielsweise bei vierchorigen
Waren vier Farbenchore (blau, gelb, rot, grün) für die Oberware und gleichzeitig
dieselben vier Farbenchore (blau, gelb, rot, grün) für die Unterware verwendet.
Dazu sind 2 X 4 - 8 Platinenreihen der jacquardmaschine und dementsprechend 2 X
4=8 Harnischreihen nötig. In einem Riet des Webblattes müssen sich daher auch 2
X 4 #- 8 Farbenchore vereinigen.
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Es ist ferner bekannt, zur Herstellung eines vierchorigen Warenbildes
an Stelle, von 2 X 4 Farbenchoren nur 2 X 2 Farbenchore zu verwenden, von denen
zweiFarbenchore in der Oberware und zwei andere Farbenchore in der Unterware enthalten
sind, z. B. blau und gelb in der Oberware, rot und grün in derUnterware. Bei diesem
Verfahren machen sich nur vier Platinenreihen und vier Harnischreihen erforderlich,
und in einem Riet sind nur vier Florkettenfäd@en enthalten.
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Durch entsprechendeAnordnung undSteuerung der die Florkettenfäden
führenden Platinen in der jacquardmaschine ergänzen sich bei der Florbildung die
Farbenchore aus der Oberware mit den Farbenchoren aus der Unterware zu dem gewünschten
vierchorigen Warenbild. Die Farbenchore der Oberware werden dabei von den Platinen
für Oberware und die Farbenchore der Unterware von den Platinen fürUnterware geführt
(vgl. diePatentschriften 9042o, 910o3 und94057). Nach alten Regeln der Weberei ist
das Wort »Chor« gleichbedeutend mit Farbenchor, d. h. man teilt z. B. bei vierchorigen
Waren das Gewebebild in diejenigen vierFarbengruppen ein, die dazu dienen, sich
zu dem durch die - Jacquardkarte vorgeschriebenen bunten Muster zu ergänzen. Würden
z. B. vier Farbenchore in einem Muster enthalten sein, so wäre das erste Chor blau,
das zweite Chor gelb, das dritte Chor rot und das vierte Chor grün. In solch einem
Falle der Doppelplüschweberei würden Chor i und 2 in die Oberware, Chor 3 und 4
in die Unterware führen. Der aus dieser Chorverteilung fertiggewebte Plüsch beider
Waren würde das gleiche Bild ergeben; niemals aber werden die Rückseiten beiderWaren
das gleicheAussehen bekommen können, was besonders dann störend ist, wenn man den
Rückseiten derOber- und derUnterware auch das gleiche Gewebebild geben will, wie
dies beispielsweise bei handgeknüpften Teppichen und ähnlichen Geweben der Fall
ist.
Es ist einleuchtend, daß ein Gewebe, das nur blaue und gelbe Fäden in sich birgt
und und dessen andere zurErgänzung desMusters nötigen Fäden (Farben) aus einer anderen
Ware stammen, ein anderes Rückenbild geben muß, als es die Ware hat, die nur rote
und grüne Farben enthält. Dabei ändert sich das Bindungsbild derjenigen der beiden
Waren am meisten, die zur Erzeugung des vorgeschriebenen Musters die meisten Fäden
(Farben) an die andere Ware abzugeben hat. Es wird beispielsweise ein Muster mit
vorherrschend roten Bildflächen (rotem Fond) gewebt. Die Farbe Rot liegt in der
Unterware; die Umrisse des Musters sind gelb. Diese kommen nur wenig in Anwendung
und entstammen der Oberware. Blau und Grün dienen nur als Beifarben bei der Musterbildung.
In diesem Falle muß die Rückseite der Oberware naturgemäß ein ganz anderes Bild
erhalten als die der Unterware; in vielen Fällen muß die Oberware dann sogar in
der Beschaffenheit anders, so auch schwerer im Gewicht ausfallen als die Unterware.
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Um diesen besonders bei Teppichen mit durchgewebtem Muster störenden
Fehler zu vermeiden, werden die Florkettenfäden eines jeden Farbenchores für Ober-
undUnterware erfindungsgemäß so auf je zwei Rohre des Webblattes verteilt, daß sie
in ihrer Reihenfolge abwechselnd je zur Hälfte in der Oberware und in der Unterware
enthalten sind und beim Weben des Musters sowohl von den Jacquardmaschinen-Platinen
für Oberware als auch von denen für Unterware gehoben und gesenkt werden, zum Zweck,
Florgarn zu sparen und vor allem eine gleichmäßige Ware sowie ein gleichmäßiges
Bild der Rückseiten von Ober- und Unterware nach Art der handgeknüpften Teppiche
zu erzielen.
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Die Zeichnungen erläutern in den Abb. i bis q. das Verfahren gemäß
der Erfindung, und zwar zeigen: Abb. i eine schematische Darstellung der Jacquardmaschine
in Ruhestellung und gleichzeitig den Einzug aller Farbenchore in die Helfen des
Harnischs, Abb. 2 a bis d den Einzug der Florkettenfäden der Farbenchore aus der
Ober- und Unterware in das Webblatt, Abb. 3 in vergrößerter Darstellung ein Beispiel
des Bindungsverlaufes der gleichfarbigen Florkettenfäden in Ober- und Unterware,
Abb. q. ein Beispiel des Bindungsverlaufes der Bindekettenfäden sowohl für Ober-
wie auch für Unterware.
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Zu Abb. 3 ist zu bemerken, daß die alsRot, die als Blau, die als Gelb
und die als Grün bezeichnete Farbe nur aus einem Farbenchor stammen soll und nur
der besseren Übersicht wegen in zwei Farben gezeichnet ist. Der als Blau bezeichnete
Florkettenfaden kommt aus der Unterware und der als Rot bezeichnete aus der Oberware.
Die Fäden sind auch nicht in einem Rohr, sondern in zwei nebeneinanderliegenden
Rohren enthalten, der als Blau bezeichnete also in Rohr i und der als Rot bezeichnete
in Rohr a. Bei Schuß i zu Schuß z gehen diese beiden Fäden in den nebeneinander
liegenden Rohren parallel zueinander, kreuzen sich also nicht. Bei den Schüssen
3, 5, 7, 9 und i i geht der als Rot bezeichnete Faden in seine Ursprungsware zurück,
desgleichen der als Blau bezeichnete Faden bei Schuß q., 6, io und 12. Von Schuß
i i bzw. 12 ab ändern sich die Farbenchore. Während bei Schuß i und 7 als Rot bezeichnete
und bei Schuß z und 8 als Blau bezeichnete Fäden zur Bildung des Flörs herangezogen
waren, werden von Schuß 13 ab als Gelb bezeichnete aus der Oberware und als Grün
bezeichnete aus der Unterware zur Florbildung herangezogen.
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Aus diesem Beispiel ist auch ersichtlich, daß die florbildenden Fäden
eines Farbenchores nacheinander gehoben bzw. gesenkt werden. Beim Übergang von Schuß
6 zu Schuß 7 geht z. B. der florbildende Faden allein aus der Unterware in dieOberware,
wird also gehoben, und beimÜbergang vonSchuß7 zu Schuß 8 geht derselbe Faden aus
dem gleichen Farbenchor (nur im danebenliegenden Rohr) der Oberware nach derUnterware,
wird also gesenkt. Gleichzeitig geht der nach Schuß 6 gehobene florbildende Faden
aus der Oberware wieder in seineUrsprungsware zurück, um den Florbüschel fertigzugestalten.
Beide florbildenden Teile der Oberware sowie der Unterware gehen in ihre Ursprungsware
zurück, sobald sie zur Florbildung nicht mehr benötigt werden.
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Durch diesen Vorgang müssen die Rückengewebe (Grundgewebe) beider
Waren immer die gleichen Farben und immer die gleichen Mengen an Material enthalten.
Daß man sich dabei ganz nach der Art und der beabsichtigten Wirkung und Bindung
der Ware bzw. des Musters, besonders aber nach dem gewünschten Aussehen der Rückseiten
der Ware einrichtet, ist selbstverständlich.
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Während der Ruhestellung der Jacquardmaschinen-Platinen (vgl. Patentschrift
90q.20, Abb. i) ändert sich bei dem vorliegendenVerfahren das Bild (Abb. i). Es
werden also von den Platinen für Oberware nicht nur Fäden der Oberware und umgekehrt,
sondern beide Platinenarten führen Florkettenfäden für beide Waren. Dabei ist von
wesentlichem Vorteil, daß nicht wie nach dem bekannten Verfahren zur Herstellung
von Jacquard-Doppelplüschgeweben jedes Rohr im Wehblatt einen vollständigen Satz
Florkettenfäden
für Oberware und einen vollständigen Satz Florkettenfäden
für die Unterware enthalten muß, sondern daß die Florkettenfäden jedes einzelnen
Farbenchores abwechselnd in einem Rohr für Oberware und in einem Rohr für Unterware
enthalten sind. Wie Abb. 2a, b, c und d zeigen, sind bei dem Verfahren gemäß der
Erfindung die Rohre r, 3, 5 und 7 usw. die Rohre der Oberware und die Rohre a, q.,
6, 8 usw. die Rohre der Unterware.