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Verfahren zur Erzeugung von umfangreichen Mustern auf Webstühlen Die
Erfindung betrifft ein neues Webverfahren, durch welches es möglich wird, Muster
von unendlicher großer Mannigfaltigkeit auf einfachen Schaftmaschinen mit nur verhältnismäßig
wenig Schäften zu weben, welche bisher nur auf Jacquardmaschinen gewebt werden konnten.
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Bei den bekannten Webverfahren unter Verwendung von Schaftmaschinen
werden die Kettenfäden durch die Litzenaugen der aufeinanderfolgenden Schäfte geradedurch,
spitz oder nach einem anderen beliebigen Einzug eingezogen, wie in der Abb. i der
beiliegenden Zeichnung schematisch dargestellt ist, bei der die waagerechten Linien
i, 2, 3, 4 vier Schäfte und die senkrechten Linien u, b, c, d
die durch die
Litzenaugen dieser Schäfte gezogenen Kettenfäden darstellen.' Der linke Teil der
Abbildung zeigt einen Einzug geradedurch und der rechte Teil einen Spitzeinzug.
Durch Vereinigung aller gemeinsam gleichartig fachbildenden Fäden in einem Schaft
war die Möglichkeit gegeben, Schäfte zu sparen und demnach verhältnismäßig große
Muster herzustelllen. Bei den so., nannten teiligen Einzügen kann man die Gesamtzahl
der Schäfte - das Geschirr -in zwei oder mehrere Teile -Gruppen oder Chöre - einteilen,
in welche die Kettenfäden gruppenweise geradedurch oder spitz eingezogen werden.
Derartige Einzüge fanden bisher im allgemeinen bei der Herstellung von Geweben aus
mehreren Ketten und Schußsystemen Verwendung, indem z. B. bei der Anfertigung von
Winterpaletotstoffen und dreiteiliger Anordnung der Schäfte in die erste Gruppe
die Bindkettenfäden, in die ,Mittelgruppe die Oberkettenfäden, in die letzte Gruppe
die Unterkettenfäden eingezogen werden. Diese Gruppierung muß aber durch das ganze
Gewebe beibehalten bleiben.
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Auch bei der Schaftanordnung gemäß der Erfindung werden die Schäfte
ersetzt durch Schaftgruppen, Abschnitte genannt, von denen jeder Abschnitt in der
Regel eine verschiedene und veränderliche Anzahl von Schäften aufweist. Die einzelnen
Schaftgruppen steuern jedoch nicht ständig Kettenfäden ein und desselben Systems,
sondern es tritt bei jedem Trittwechsel eine Neugruppierung ein insofern, als ein
Schaftabschnitt, der eben Fäden für den Gewebegrund steuerte, bei dein folgenden
Anheben Kettenfäden für das Muster beeinflußt.
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Jeder der aufeinanderfolgenden Kettenfäden wird in einem der Schäfte
eines dieser Abschnitte eingezogen. Die Ordnung, in der die Abschnitte selbst und
die Schäfte innerhalb eines Abschnittes aufeinanderfolgen, nennt man die allgemeine
Ordnung der Abschnitte und der Schäfte. Diese Ordnung soll
weiter
unten beschrieben werden. Der Einzug der Kettenfäden in die Schäfte wird durch das
Einzugschema, d. h. durch eine in bezug auf Form und Aussehen beliebig zu wählende
gerade oder gebrochene-Linie, dargestellt.
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Um den Grund des Gewebes herzustellen, werden bestimmte Abschnitte
allein oder mehrere gleichzeitig gehoben. Um das Muster zu weben, welches sich-von
dem Grunde abheben muß, werden gleichzeitig ein oder mehrere Schäfte derjenigen
Abschnitte, die nicht den Grund weben, gemäß einer Trittfolge gehoben, die man graphisch
durch eine Linie veränderlicher Form darstellt.
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Ein Ausführungsbeispiel soll in folgendem an Hand der beiliegenden
Abb.2 bis 4 beschrieben werden. Es veranschaulicht Abb. 2 die Unterteilung der Schäfte
in Abschnitte. Die Abb. 3 und 3a bis c zeigen das Einzugs-und Trittschema in schematischer
(Abb.3) und ausführlicher Darstellung (Abb.3a bis c). Letztere sind, um die vollständige
Zeichnung zu erhalten, längs der Linien x-x und y-y zusammengesetzt zu denken.
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Abb. 4. zeigt verschiedene Ordnungen der Abschnitte und Schäfte.
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In Abb. 2 ist angenommen, daß die Schäfte in drei Abschnitte geteilt
sind, von denen Abschnitt A vier, Abschnitt B sechs und Abschnitt C vier Schäfte
umfaßt.
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Anstatt die aufeinanderfolgenden Kettenfäden in einen Schaft nach
dem andern einzuziehen, wie in Abb. i, zieht man sie in einen Abschnitt nach dem
andern und in jedem Abschnitt durch einen bestimmten Schaft, wie dies im linken
Teil der Abb.2 veranschaulicht .ist, indem man beispielsweise einen Spitzeinzug
für die Abschnitte verwendet. Man könnte auch einen Einzug geradedurch in den Abschnitten
nehmen, wie dies in Abb. 2 rechts dargestellt ist. Um den jeweils anzuwendenden
Einzug der Kettenfäden in die Schäfte zu bestimmen, verwendet man eine graphische
Methode, die in folgendem beschrieben und in Abb. 3 veranschaulicht wird und die
das sogenannte Einzugschema darstellt.
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Die senkrechte Ziffernreihe im Einzugschema (Abb. 3c links) für die
Schäfte stellt die allgemeine Ordnung der Abschnitte und der Schäfte in dem betrachteten
Beispiel dar. Die Schäfte jeder der drei Abschnitte werden durch ihre Ordnungsnummer
in einer senkrechten Reihe angezeigt. Die Nummern der ersten Reihe stellen also
die Schäfte Nr. i, Nr. 2, Nr. 3 ... des Abschnittes C dar. Die Zahlen der
zweiten Reihe stellen ebenso die Schäfte Nr. I, Nr. 2, Nr. 3 . .. des Abschnittes
B .dar usw. Zur Vereinfachung sollen diese Schäfte folgendermaßen bezeichnet werden:
C, C@, C.. usw., B1, B=, B, usw. Wie erkennbar, wiederholen sich die Schäfte in
jedem Abschnitt in der Aufeinanderfolge: I-2-3-4, I-2-3-4-5-6 usw. Man kann also
sagen, die Ordnung der Schäfte ist geradedurch (vgl. auch Abb. 4, I). Folgen sich
die Abschnitte dagegen regelmäßig mit Umkehr ihrer Ordnung, nämlich erst Abschnitt
A, dann B,
dann C und nun B und dann A, B, C, B, A
usw.,
so nennt man die Ordnung der Abschnitte spitz (vgl. Abb. 4, 1I und III).
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Die gebrochene Linie a-b-c-d-e-f usw. in Abb. 3 und 3a und b stellt
das Schafteinzugschema dar, d. h. den Einzug der Kettenfäden, die in der Zeichnung
durch senkrechte Pfeile f, angedeutet sind. Diese Linie kann in ihrer Form beliebig,
d. h. geradlinig oder, wie dargestellt, beliebig gebrochen, genvählt werden.
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In diesem Schema werden durch das Zeichen »+« die Kettenfäden dargestellt,
welche in die Schäfte des Abschnittes C eingezogen sind. Durch das Zeichen »O« sind
die Kettenfäden dargestellt, welche in die Schäfte B, und durch das Zeichen »X«
die Kettenfäden, welche in die Schäfte des Abschnittes A eingezogen sind.
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Vergleicht man die Lage der einzelnen Punkte des Schafteinzugschemas
mit den Zahlen der allgemeinen Ordnung der Schäfte, welche rechts neben ihnen angegeben
sind, so ergibt sich, daß Kettenfäden Nr. I in den Schaft 4 des Abschnittes C, Nr.
2 in den Schaft 3 des Abschnittes B, Nr. 3 in den Schaft 4 des Abschnittes A und
Nr. 4 in den Schaft 2 des Abschnittes B eingezogen sind usw. Der erste Faden liegt
in Abb. 3b rechts beim Buchstaben a.
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Es ist verständlich, daß jede andere Linie des Einzugschemas an Stelle
der Linie a-b-c-d-e-f usw. gewählt werden könnte, die auf dem oberen Teile der Abb.
3 dargestellt ist. Für eine gegebene Ordnung der Abschnitte und der Schäfte kann
man eine unendlich große Anzahl von Einzugschemen erzielen, welche mit geeigneten
Trittfolgen verschiedene Musterfamilien ergeben würden, wobei unter Musterfamilie
die Gesamtheit derjenigen Muster zu verstehen ist, die sich bei gleichem Ketteneinzug
durch verschiedene Trittweisen ergeben.
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In der Ordnung der Abschnitte und der Schäfte wird als Kombination
die Aufeinanderfolge der Schäfte in einer vollständigen Reihe aller vorhandenen
aufeinanderfolgenden Abschnitte bezeichnet. So besteht in dem in Abb. 3c dargestellten
Beispiel bei Anordnung der Abschnitte in »spitz« die Ordnung der Abschnitte und
der Schäfte aus den Kombinationen A,-B,-Cl, C,.-B"-A", A.-B.-C" usw.
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Betrachtet man aus den dargestellten Kombinationen die Kombination
Aj- B"-C" so
sieht man, daß man bis zur Kombination A.>-B,-C# nach
oben und bis zur Kombination A4 B3-C4 nach unten gehen muß, um eine Kombination
zu finden, die einen gemeinsamen Schaft B3 mit der betrachteten Kombination hat.
Dieser Abstand, der durch die Anzahl der Schäfte gemessen wird, welche die beiden
aufeinanderfolgenden Wiederholungen von B.. trennt, wird die absolute. Feinheit
genannt. Diese ist hier gleich 12. Um reine, scharfe Musterlinien zu erzielen, ist
es erforderlich, daß in jeder Ordnung von Abschnitten und Schäften eine jede Kombination
wenigstens mit der folgenden Kombination keinen Schaft gemeinsam hat.
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Der Linienzug m-n-o-p-q-r im rechten Teil der Abb. 3 und im gekürzten
Maße in Abb. 3c, untere Hälfte, zeigt die Trittfolge, in welcher die Schäfte der
Abschnitte gehoben werden müssen, um das gewünschte Muster zu erzielen. Pfeil f2
zeigt die Richtung der Schußfäden an. -Die waagerechte Ziffernreihe oberhalb der
Trittfolge zeigt, wie vorher, die Ordnung der Abschnitte und Schäfte, jedoch in
waagerechter Anordnung statt in senkrechter.
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Die senkrechte Ordnung des Schafteinzuges und die waagerechte Ordnung
der Trittfolge sind derart angeordnet, daß die beispielsweise durch den Schaft A1
des Schafteinzuges gehende waagerechte Linie und die durch A1 der Trittfolge gehende
senkrechte Linie sich auf einer q.5° geneigten Linie schneiden.
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Aus der Linie für die Trittfolge folgt, daß das i. Fach der Kette
für den i. Schuß - + bei Buchstaben nz - bewirkt, daß der Schaft C4 hochgeht, das
2. Fach der Kette für den 2. Schuß bewirkt, daß der Schaft B3 Hochgeht, das 3. Fach
der Kette für den 3. Schuß bewirkt ein Heben des SchaftesA4, das q.. Fach der Kette
für den q.. Schuß bewirkt ein Heben des Schaftes B., üsf.
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Aber zu gleicher Zeit wie das Muster muß der Gewebegrund erzeugt werden,
und dieser muß so gewählt werden, daß zu große Schuß-und Kettenflottierungen vermieden
werden, oder es müssen wenigstens nur solche flottliegenden Fäden gewählt werden,
die nicht größer sind, als man für zulässig erachtet.
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Wenn in dem betrachteten Falle, d. h. in dem Falle der drei Abschnitte
A, B, C, man die drei Abschnitte A, B, C nacheinander in spitzer Ordnung
hebt -nämlich in der Ordnung, in der die Kettenfäden einer nach dem anderen in diese
drei Abschnitte eingezogen sind -, so erhält man einen Dreischaftspitzköper. Wenn
dagegen abwechselnd die Schäfte der Abschnitte A und C gegen die Schäfte des Abschnittes
B allein gehoben werden, so erhält man Leinewandgrund. In dem dargestellten Beispiel
ist Leinewandgrund gewählt. Zu diesem Zwecke sind abwechselnd die beiden Abschnitte
A und C, in deren Schäfte alle ungeraden Kettenfäden eingezogen sind, und der Abschnitt
B allein, in dessen Schäfte alle geraden Kettenfäden eingezogen sind, zu heben.
Der Schaft C4, der, wie bereits vorher erläutert, mit den das Muster bildenden Kettenfäden
hochgeht, um Fach für den i. Schuß zu bilden, würde ebenfalls zusammen mit den Abschnitten
A und C für den Grund hochgehen, so daß also kein Muster in diesem Teil des Gewebes
erscheint. Beim 2. Schuß würde zur Bildung des Musters Schaft B3 gehoben werden.
Wenn aber gleichzeitig alle Schäfte des Abschnittes B für den Grund hochgehen, so
wird auch hier keine Musterbildung stattfinden. Um diese Fehler zu beseitigen, ist
es daher erforderlich, die Abschnitte oder mehrere Abschnitte zusammen so zwecks
Hebens für die Bildung des Grundes zu vereinigen, daß das Muster nicht gestört oder
geschädigt wird. Zu diesem Zwecke dürfen die für die Musterbildung tätigen Schäfte
niemals die gleichen sein wie diejenigen, welche zur Herstellung des Grundes oder
der Grundbindung dienen.
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In dem betrachteten Falle wäre also folgendermaßen zu verfahren: Mit
dem Musterschaft C4 wird der Abschnitt B für die Grundbindung gehoben, für den Musterschaft
B3 werden Abschnitte A und C für die Grundbindung gehoben, für den Musterschaft
A4 wird Abschnitt B für die Bindung gehoben, für den Musterschaft B., werden Abschnitte
A und C für die Grundbindung gehoben usw. für die folgenden Schüsse.
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Auf diese Weise erhält man einen Leinewandgrund, auf dem sich das
Muster sehr scharf abhebt und der nicht nur nicht das Muster stört, sondern es noch
verstärkt, indem er die Musterlinie verdreifacht, wie dies aus dem unteren Teil
der Abb. 3b hervorgeht. Man sieht z. B. beim zweiten und den folgenden Schüssen,
daß dem Faden des Musters B3 sich durch das Grundgewebe die beiden Kettenfäden A4
und C4 usw. derart zugesellen, daß die Musterlinie, deren Kettenfäden mit X, O oder
-[- bezeichnet sind, je nachdem, ob sie durch einen Schaft der Abschnitte
A, B oder C gehoben sind, durch die beiderseits danebenliegenden angehobenen
und als solche mit einem »#« gekennzeichneten Grundkettenfäden verdreifacht wird.
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Die Schäfte C4, B$, A4 usw. ergeben durch ihr aufeinanderfolgendes
Heben das Hauptmuster, das in der Zeichnung durch eine fortlaufende dicke schwarze
Linie umrandet ist.
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Neben diesem Hauptmuster entsteht noch ein sekundäres, weniger scharf
hervortretendes
Muster, welches durch das Heben der Kettenfäden
entsteht, die zu anderen Teilen der Linie a-b-c-d usw. des Schafteinzugs als zu
dem Teil gehören, der dem betrachteten Teile der Linie ifz-ia-o-p usw. der Trittfolge
entspricht. Um eine klare Trennung des Hauptmusters von den Nebenmustern zu erreichen,
müssen die Schäfte in jedem Abschnitt so geordnet werden, daß eine bestimmte Kombination
soweit als möglich von den Kombinationen entfernt ist, die einen oder mehrere Schäfte
mit ihr gemeinsam haben. Maßgebend für eine klare Trennung des Hauptmusters von
den Nebenmustern ist die Größe der absoluten Freiheit.
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In Abb. 4. sind als weitere Beispiele, von denen es unendlich viele
gibt, drei andere Ordnungen dargestellt: eine Ordnung geradedurch über vier Schaftabschnitte
und geradedurch in der Ordnung der Schäfte in jedem Abschnitt, ferner eine spitze
Ordnung über drei Abschnitte und geradedurch in der Ordnung der Schäfte in jedem
Abschnitt und schließlich eine spitze Ordnung über drei Schaftabschnitte und spitz
in der Ordnung der Schäfte in jedem Abschnitt.
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Wie oben angegeben, versteht man unter Kombination eine Folge von
Schäften, bei der jeder Schaft zu einem anderen darauffolgenden Abschnitt gehört.
Beispiel Abb. q. unter I: Für die zusammenhängende Ordnung in den Abschnitten
A, B, C, D und den Schäften 4/61q./6 sind die einander folgenden Kombinationen:
A,-B,-C,-D" A2-B.-C,-D. usw.
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Die Anfangskombination A,- B,- C.- D. erscheint hierin nach i2 Kombinationen
von neuem oder nach I2-4==48 Schäften. 48 bezeichnet man als relative Freiheit.
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Die absolute Freiheit wird, wie oben angegeben, durch die Anzahl der
Schäfte bestimmt, die zwei aufeinanderfölgende Wiederholungen von dem gleichen Schaft
in dem kürzesten Abschnitt trennt. Für die Anordnung nach Abb. 4., 1 würde sich
hierfür der Wert 16 ergeben, da von A1 der Kombination A,- B,- C,- Dl bis A1 der
Kombination Al-B5-C1-D5 ein Abstand von 16 Schäften vorhanden ist. 16 ist also das
Maß der absoluten Freiheit für diese Ordnung.