DE64828C - Verfahren zum Weben vonWaaren von der doppelten Breite des Webstuhles - Google Patents
Verfahren zum Weben vonWaaren von der doppelten Breite des WebstuhlesInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
KLASSE 86: Weberei.
Das Verfahren ist eine innerhalb des unter Patent No. 60312 Geschützten fallende Neuerung,
welche die Verwendung desselben zu einem neuen Zweck ermöglicht.
Während das geschützte Verfahren lediglich die Erzeugung doppeltbreiter Waare oder Säcke
und Taschen im Auge hat, verfolgt dieses Verfahren den Zweck, mit der Erzeugung der
Waare auch die eines neuen eigenartigen Musters zu verbinden und ein Gewebe mit verschiedenem Grund- und Figurschufs herzustellen.
Für das Hauptverfahren war die Art des Ueberganges der Schützen aus einer in die
andere Kette gleichgültig.
Der Erfinder hat nun aber entdeckt, dafs man durch eigenthümliche Anordnungen dieses
Ueberganges, welche sich sowohl in dem Verfahren, als auch den Mechanismen dazu ausprägen,
eine eigenthümliche Fadenlage sowohl an der Uebergangslinie der Schützen in der Zeugmitte herstellen, als auch eine eigenartige
Bindung des ganzen Gewebes und ein eigenartiges neues Gesammtmuster hervorbringen
kann.
So lange man Kettenfäden von einer Art und einer Farbe verwendete, war eine Benutzung
der durch das neue Verfahren gegebenen Mannigfaltigkeit der zwischen Kette und den bei den Einträgen möglichen Lagen
nicht auszunutzen. Man konnte nur durch die Wahl verschiedener Fäden für die zwei
Einträge bei derselben Webweise ein besonderes Muster erreichen. Setzt man aber die
Kette aus Sätzen von drei oder mehr verschiedenartigen Fäden zusammen, so ändern
sich diese Verhältnisse wesentlich.
Der praktische Effect, der nun erzielt werden kann, ist der, dafs man den einen Schufsfaden
immer auf der Gesichts- oder Aufsenseite hat und den anderen immer auf der Rückseite,
dafs man dies Verhältnifs nach einer bestimmten Schufszahl umkehren kann, und dafs
man es für die zwei Hälften des Zeuges verschieden machen kann.
Die beiden Schützen sind nach vier Fachbildungen wieder in ihre Anfangsstellung zurückgekehrt,
wie Fig. ι bis 4 zeigen; bei dreierlei Kettenfäden ist die Anfangslage derselben
aber erst nach sechs Fachbildungen wieder erreicht; mithin sind zwölf Fachbildungen
nöthig, um die Schützen in dieselbe Stellung zu den Kettenfäden zurückzubringen (Fig. ι bis 12). Die zwölf Fächer müssen gebildet
werden, wenn man den einen Schufsfaden, den Grundschufs, immer auf der Rückseite und den anderen, den Figur- oder
Futterschufs, immer auf der Aufsenseite haben will. Die Vertauschung der zwei Schützenkästen
mufs demnach immer durch eine derartige Drehung erfolgen, dafs der Grundschufs an die Mittellinie, nicht an die Aufsenseite tritt
und Flecken bildet. Das neue Product ist also eine Waare mit verschiedenem Grund- und
Figurschufs und mit nach zwölf Fäden sich wiederholender Musterung. Die Specificirung,
welche das patentirte Verfahren hierbei erlitten hat, besteht bei der Anwendung von drei oder
mehr verschiedenen Kettenfäden in der Führung der Schützen bei der Vertauschung ihrer
Stellung und in der entsprechenden Fachbildung, welche eben zur Erzielung des gekennzeichneten
Products in Verbindung damit nöthig ist.
Durch die Figuren der Zeichnungen ist das gekennzeichnete Verfahren verdeutlicht. Von
denselben zeigen die Fig. ι bis 12 einen Seitenaufrifs
des in Betracht kommenden Webstuhltheiles, sie lassen die verschiedenen Lagen der
Kettenfäden in den auf einander folgenden Fachbildungen, ferner die Schäfte und Litzen,
sowie deren Stellungen erkennen, wie letztere zur doppelten Fachbildung der beiden Ketten
nöthig sind; ferner veranschaulichen diese Figuren die einzelnen Stellungen der beiden
Schützen, welche zum gleichzeitigen Eintragen der beiden Schüsse in das Doppelfach dienen.
Die Fig. 25, 27, 29, 31, 33, 35, 37, 39, 41,
43, 45 und 47 correspondiren bezüglich mit den Fig. 1 bis 12 und stellen in vergröfserten
Seitenansichten die Fädenlagen auf derjenigen Seite des Doppelfaches dar, auf welcher das
Gewebemittel entsteht.
Die Fig. 26, 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 46 und 48 entsprechen ebenfalls den
bisher angeführten und sind vergröfserte Querschnitte durch die verschiedenen Doppelfache,
genommen zwischen dem Rietblatt 13 und dem fertigen Gewebe (s. die Fig. 1 bis 12).
Die Fig. 13, 14, 15, 16, 17 und 18 zeigen
Querschnitte durch die Kettenfäden in den Stellungen, welche dieselben in den Fig. 2, 4,
6, 8, 10 und 12, und zwar nunmehr nach Anschlagen der Schüsse einnehmen, mit anderen
Worten, in denjenigen Stellungen, welche die Ketten- und Schulsfäden nach Vollendung des
Durchganges beider Schüsse von einer Leiste zur anderen, d. h. nach Vollendung jedes
zweiten Schützenschlages erlangen.
Die Fig. 19, 20, 21, 22, 23 und 24 stellen
die Ketten- und Schufsfäden in denjenigen Lagen dar, in welchen dieselben nach flacher
Ausbreitung des in den Fig. 13 bis 18 veranschaulichten
Gewebes, also nach Vollendung je zweier Schützenschläge, erscheinen.
Fig. 54 zeigt die in Fig. 29 dargestellte Fachbildung im flach aus einander gebreiteten Zustande
und läfst die Lagen der Schüsse nach Anschlagen derselben erkennen.
Entsprechend zeigt Fig. 55 die Lagen, welche
die Fäden nach Anschlagen bei der in Fig. 28 verdeutlichten Fachbildung einnehmen; es entspricht
diese Fädenlage der in Fig. 13 nach Art der Entstehung zusammengelegten und der
in Fig. 19 im aus einander gebreiteten Zustande dargestellten.
Fig. 56 zeigt die Fäden der in Fig. 30 dargestellten Lage nach dem Anschlagen und
Fig. 57 die von den Fäden beim nächsten Schützenschlag eingenommene Stellung; dieselbe
entspricht der in Fig. 14 im zusammengelegten und der in Fig. 20 im flach aus einander
gebreiteten Zustande dargestellten Fädenlage.
Durch die Fig. 54 bis 57 soll die Lage der Schufsfäden 4 und 5 in der Mitte (der Ueberführungsstelle)
des Gewebes, wenn dasselbe ausgebreitet ist, gezeigt werden; es soll daraus
ersichtlich werden, dafs in der Mitte des Gewebes ein Ueberführen der Schüsse ohne
gegenseitige Ueberkreuzung derselben vorgenommen ist.
Fig. 49 ist eine Ansicht der Grundseite des Gewebes, d. h. derjenigen Seite, welche durch
den Schufs 5 und die Kettenfäden gebildet wird.
Fig. 50 zeigt eine entsprechende Ansicht der Futtertheile des Gewebes, welche mittelst
des Schufsfadens 4 und der Kettenfäden entsteht. Wie man ersieht, sind beide Gewebehälften
einander gleich, d. h. die Schufs- und Kettenfäden finden sich in derselben Anordnung
auf beiden Seiten; das Gewebe stellt einen sogenannten dreibindigen oder dreischäftigen
Körper dar.
Die Fig. 51 , 52 und 53 sind Querschnitte durch das Gewebe, in der Richtung der Ketten
genommen, und zeigen den Verlauf, welchen die drei Kettenfäden bei ihrem Durchgang durch
das Gewebe nehmen.
Hiernach befindet sich je ejn Kettenfaden zuerst auf einer der Gewebeaufsenseiten, dann
in der Mitte zwischen beiden Schüssen und schliefslich auf der anderen Gewebeaufsenseite.
Die Fig. 51 bis 53 lassen erkennen, dafs die
Kettenfäden in gleicher Weise zwischen den Schufsfäden hin durch das Gewebe laufen und
so eine dichte Waare bilden, welche auf beiden Seiten gleichartig ist. Wären sämmtliche Fäden
von derselben Farbe, so würden beide Gewebeseiten gar keinen Unterschied in Bezug
auf Aussehen erkennen lassen.
Von den Fig. 1 bis 12 zeigen diejenigen
mit ungeraden Zahlen Fachbildungen, in welchen die Schufsfäden von der Leisten- zu der
Vorderseite des Webstuhles laufen, d. h. zu derjenigen Seite, auf welcher die Gewebemitte
entsteht oder die Vereinigungsstelle der beiden Fache liegt. Dagegen zeigen von den Fig. 1
bis 12 diejenigen mit geraden Zahlen Fachbildungen , bei welchen die Schufsfäden von
der Webstuhlseite, auf welcher die Gewebemitte entsteht, nach dem Hintertheil des Webstuhles,
wo sich die beiden Leisten bilden, eingetragen werden.
Zu allen Zeiten bildet die eine Hälfte der Kettenfäden Fach für den einen Schufsfaden
und die andere Hälfte für den zweiten Eintrag. Immer wird der eine Schufsfaden zwischen den
Ketten auf der einen Gewebeseite und der anderen zwischen den Ketten auf der zweiten
Gewebeseite erhalten.
Der Satz von drei Kettenfäden ist der kleinste, welcher zur Bildung eines Doppelgewebes
in Anwendung kommen kann; von diesen liegen immer zwei' auf den Aufsenseiten des Gewebes und einer in der Mitte desselben.
Durch regelrechte Fachbildung mittelst dieser drei Kettenfäden entsteht ein dreischäftiger
Körper, wie ihn die Fig. 49 und 50 erkennen lassen.
Die Schufsfäden werden bei jeder zweiten Fachbildung aus der einen in die andere Gewebehälfte
am vorderen Webstuhl übergeführt und also nach Vollendung ihres Durchganges durch das vierte Doppelfach wiederum in ihre
Anfangsstellung zurückgekehrt sein (s. Fig. 4), in welcher die Schufsfäden die in Fig. 1 veranschaulichte
Stellung haben.
Die Folge der verschiedenen Kettenfädenstellungen ist nach der sechsten doppelten
Fachbildung vollendet (s. Fig. 6), jedoch sind in diesem Punkt die Stellungen der Schufsfäden
und diejenigen der Kettenfäden nicht im Einklang wie in Fig. 1; während in letzterer
der schraffirte Eintrag sich in der unteren Gewebehälfte befindet, ist er in Fig. 6 in der
oberen.
Sind die Schufsfäden, welche den »Grund« und das »Futter« des Gewebes bilden, von
derselben Farbe und Textur, so würden diese sechs Fachbildungen, Fig. 1 bis 6, genügen,
d. h. dieselben könnten wiederholt werden. Die Folge eines derartigen Verfahren wäre,
dafs die Seiten des Gewebes, welche durch je einen Schufsfäden gebildet werden, nach je
sechs Doppelfachbildungen vertauscht würden. Soll jedoch derselbe Schufs auf einer und derselben
Gewebeseite für den ganzen Verlauf des Gewebes bleiben, etwa weil die beiden Schufsfäden von verschiedener Farbe und
Textur . sind, so sind aufser den erwähnten sechs noch weitere sechs neue Fachbildungen
nothwendig, also im ganzen zwölf.
Diese weiteren Fachbildungen sind in den Fig. 7 bis 12 dargestellt, und zwar treten sie
in gewissermafsen versetzter Reihenfolge ein; denn die in den Fig. 7 bis 12 gerade numerirten
Fache entsprechen den Fadenstellungen, wie sie bei den ungerade numerirten Fachen
der Fig. 1 bis 6 dargestellt sind. Umgekehrt correspondiren die ungerade numerirten neuen
Fache mit den gerade numerirten der ersten sechs.
Die Nothwendigkeit einer derartigen Bildung der letzten Hälfte der Fache im Gegensatz zu
der ersten Hälfte derselben wird klar, wenn man beachtet, dafs die Schufsfäden ihre Stellungen
in Folgen von vier wiederholen und die Kettenfäden in Folgen von sechs wiederum
correspondirende Lagen einnehmen, dafs also beide, Schufs und Kette, wiederum im Einklang,
d. h. in ihrer Ausgangsstellung sein werden bei dem kleinsten Vielfachen ihrer Wiederholungszahlen, in welchem Vielfachen
die beiden letzteren, nämlich 4 und 6, gleichzeitig aufgehen; das trifft bei der Zahl zwölf zu.
Ferner mufs beachtet werden, dafs die Reihenfolge der Fachbildungen mit Rücksicht
auf den Grund- und Futterschufs, ob derselbe in der oberen oder unteren Gewebehälfte ist,
erfolgen mufs. Auch wird eingesehen werden, dafs die Fachbildungen in einander entsprechenden
Paaren erfolgen müssen, denn dem ersten Fach für den schraffirten (Grund-) Eintrag in
der oberen Gewebehälfte mufs das zweite Fach in der unteren Gewebehälfte für den
schraffirten Schufs entsprechen, damit das flach aus einander geklappte Gewebe einen gleichartigen
Verlauf der Fäden in beiden unter einander entstandenen Hälften zeigt; je zwei auf
einander folgende Fache der beiden Hälften sind also Gegenstücke oder Fortsätze von einander.
Bei dem ersten Schützenschlag erfolgt Fachbildung für den schraffirten (Grund-) Schufs
in der unteren, für den unschraffirten (Futter-) Schufs in der oberen Gewebehälfte; die zweite
Fachbildung hat den Grundschufs oben, den Futterschufs unten. Bei der dritten Fachbildung
ist das obere Fach für den Grund-, das untere für den Futterschufs und bei der vierten Fachbildung schliefslich kehren die
Schüsse zu ihrem Ausgang zurück, nämlich oben der Futterschufs und unten der Grundschufs.
So erfolgen die Fachbildungen immer für jeden Faden in derselben Gewebehälfte zweimal hinter einander. Bei dem fünften
Schützenschlag (s. Fig. 5) ist das untere Fach für den Grund -, das obere für den Futterschufs;
bei dem sechsten das obere für den Grund-, das untere für den Futterschufs. Hiermit
ist die Folge der verschiedenen Stellungen der Kettenfäden vollendet, da jeder Kettenfaden
auf beiden Seiten des Gewebes über dem Schufs gewesen ist.
Die Reihenfolge der Fachbildungen geht also z. B. für die obere Gewebehälfte (die untere
hat nur jedesmal den anderen Schufs) folgendermafsen vor sich:
erste Fachbildung .
zweite Fachbildung
dritte Fachbildung .
vierte Fachbildung .
fünfte Fachbildung .
sechste Fachbildung
zweite Fachbildung
dritte Fachbildung .
vierte Fachbildung .
fünfte Fachbildung .
sechste Fachbildung
. Futterschufs,
. Grundschufs
. Grundschufs
. Futterschufs
. Futterschufs
. Grundschufs.
. Grundschufs
. Grundschufs
. Futterschufs
. Futterschufs
. Grundschufs.
Würde man jetzt eine Verstellung der Schäfte in der schon beschriebenen Weise bewirken,
so müfste für die dadurch erfolgende Fachbildung ein Futterschufs in die obere Gewebehälfte
kommen und das wäre falsch, da der Grundschufs soeben oben von der Ueberführungsstelle
beider Hälften nach dem Leisten-
ende hin eingetragen ist. Die siebente Fachbildung mufs also notwendigerweise oben für
den schraffirten (Grund-) Schufs erfolgen, d. h. die Fäden müssen die in den Fig. ι und 2
dargestellte Lage haben, es gleicht infolge dessen das siebente Fach dem zweiten, entsprechend
das achte dem ersten. Die Stellungen der Ketten sind also in den Fachen sieben bis zwölf dieselben wie in den Fachen
eins bis sechs, nur in versetzter Reihenfolge.
Nach dem zwölften Fach wiederholt sich das Ganze, d. h. es wird wiederum mit Fach 1
begonnen. Wie bereits erwähnt wurde, ist die Aufeinanderfolge dieser zwölf Fache nothwendig,
wenn es sich darum handelt, den Schufs von einer Farbe und Beschaffenheit auf derselben Gewebeseite festzuhalten.
Wendet man continuirlich in der Wiederholung nur immer die ersten sechs Fachbildungen
an, so gehen die Schufsfäden nach je sechs Schützenschlä'gen, d. h. nach je dreimaligem
Durchlaufen des ganzen Gewebes aus der einen Gewebeseite (z. B. der Grundseite) in die andere (z. B. die Futterseite) über, bleiben
hier für drei Durchgänge durch das ganze Gewebe, um hierauf wiederum zu ihrer Ausgangsseite
(z. B. der Grundseite) zurückzukehren; das Product ist also ein gestreiftes Gewebe.
Es ist also nach Vorstehendem klar, dafs zur Bildung doppeltschwerer Waaren bei gleichzeitigem
Eintragen eines Grund- und eines Futterschusses in die Ketten, und wenn man ferner den Grundschufs auf einer und derselben
Seite des Gewebes (der Grundseite) haben will, dann je zwölf sich wiederholende Fachbildungen nothwendig sind, dafs dagegen,
wenn ein Uebergehen des Schusses aus einer Gewebeseite in die andere erlaubt ist, sechs
verschiedene sich wiederholende Fachbildungen genügen. Werden dabei zwei verschiedenfarbige
Schüsse und nur immer sechs verschiedene Fache angewendet, so ist das Resultat gestreifte Waare, deren Streifen drei Fäden
breit sind.
Im Vorstehenden ist das vorliegende Verfahren für eine Kette in Sätzen von drei Fäden
geschildert, d. h. für die kleinste Anzahl Kettenfäden, mittelst deren doppelte Waare gebildet
werden kann.
Erfinder beschränkt sich nicht auf diese Herstellungsart, sondern wendet eine beliebige Anzahl
Ketten an, von denen er je eine für jede Aufsenseite des Gewebes Fach bilden läfst und
die übrigen in die Gewebemitte, d. h. zwischen die beiden Schüsse bringt.
Die Art der Drehung der beiden Schützenkasten behufs Ueberführung der Schüsse aus
der einen in die andere Gewebehälfte ist für die geschilderte Herstellung des vorliegenden
Gewebes nicht der Wahl überlassen, sondern bestimmt vorgeschrieben und mufs in der
Weise bewirkt werden, dafs der Grundschufs auf der Ueberführungsstelle (Gewebemitte) auf
der Grundseite des Gewebes bleibt. Mit Rücksicht hierauf müssen' demnach die Schützenkasten
behufs Ueberführung der Schüsse immer so gedreht werden, dafs sich der mit dem
Grundschufs versehene Schützenkasten immer bei der Drehung nach dem fertigen Gewebe
hin bewegt, dafs dagegen der den Futterschufs bergende immer von dem fertigen Gewebe
hinweggedreht wird.
(Das Gesagte wird bei Betrachtung der Fig. 1 bis 12 klar.)
Der obige Satz gilt immer, gleichgültig, ob die Ueberführung von der oberen zur unteren
oder von der unteren zur oberen Gewebehälfte erfolgt.
Eine andere Art der Drehung der Schützenkästen würde den Futterschufsfaden in der Gewebemitte
über den Grundschufsfaden bringen und damit an dieser Stelle einen andersfarbigen
Fleck erzeugen. Dies unterscheidet vorliegendes Verfahren von dem sonst gleichartigen zur
Herstellung einfacher doppelt breiter Gewebe. Bei diesem letzteren Verfahren, welches Erfinder
an anderer Stelle beschrieben, hat, besteht jeder ganze Schufs, d. h. der die ganze
Gewebebreite durchlaufende, also durch zwei. Schützenschläge gebildete, aus zwei Schufsfäden,
von denen jeder eine Hälfte des ganzen Schusses ausmacht. Es sind hierbei viele Arten der Drehung der Schützenkasten möglich,
ohne dafs dadurch etwas anderes als nur die Art der Ueberkreuzung der Schufsfäden in
der Gewebemitte geändert würde. Bei vorliegendem Verfahren dagegen müssen die Schüsse nothwendig der oben angegebenen
Regel folgen.
Wie auch immer der Sinn der vorhergegangenen Schützenkästendrehung war, immer
mufs der Schützenkasten des Grundschufsfadens bei dessen Uebergang aus der oberen
oder aus der unteren Gewebehälfte in die andere einen Drehsinn nach dem fertigen Gewebe
hin bekommen.
Fig. 58 zeigt die Seitenansicht einer Fachbildung, wie sie zum Zweck der Herstellung
figurirter Doppelgewebe nach vorliegendem Verfahren in Anwendung kommt.
Für diesen Fall sind die Ketten wiederum wie bei der vorstehend geschilderten Gewebeart
in zwei Lagen ausgespannt, nur wird nunmehr anstatt der Schäfte eine Jacquard-Maschine
angewendet.
Eine Hälfte der Litzen dient dann zur Fachbildung für die obere Gewebehälfte, die anderen
Litzen dienen zur Bildung der Fache der unteren.
Bei einer solchen Anordnung der Jacquard-Maschine kann eine Musterkarte für die volle
Breite der beiden Gewebehälften angewendet
werden, so dafs sich das Muster durch die volle Breite des Gewebes verändert fortsetzt.
Ferner können auch die beiden Gewebehälften mit denselben nach entgegengesetzten Richtungen
verlaufenden Figuren versehen werden.
Will man für die beiden Gewebehälften dieselbe Musterkarte anwenden, so kann man
die Anordnung, wie sie die Fig. 59 darstellt, treffen, nämlich eine halb so grofse Anzahl
Litzen (als wie in Fig. 58) anwenden, welche dann mit je zwei Augen für die entsprechenden
gleichartig zu bewegenden Ketten versehen sind.
Bei der Anwendung einer dieser Methoden bildet die eine Hälfte der Kettenfäden immer
Fach für den Grundschufs, die andere Hälfte für den Figurschufs bei einer Fachbildung,
während bei der nächsten umgekehrt der Theil, welcher für. den Figurschufs Fach bildete,
es nunmehr für den Grundschufs bewirkt, und umgekehrt.
Im Folgenden sollen eingehend die verschiedenen Fachbildungen und die dabei von den
Ketten- und Schufsfäden in gegenseitiger Abhängigkeit eingenommenen Lagen bei Bildung
des figurirten Gewebes geschildert werden.
Es mufs jedoch noch vorher bemerkt werden, dafs jedes beliebige Muster hervorgebracht
werden kann und dafs das im Folgenden beschriebene nur als Beispiel und als Veranschaulichung
der Art des Durchganges der Schüsse durch das Gewebe dienen soll, ohne Bildung einer bestimmten Figur oder Zeichnung.
Die Fig. 61, 63, 65, 67, 73, 75, 77 und 79
zeigen die acht Fache, welche nöthig sind, um den Figur- und den Grundschufs von ihren
Ausgangspunkten an den Leisten des Gewebes aus- und wiederum zu denselben ganz zurücklaufen
zu lassen.
Die Fig. 60, 62, 64, 66, 72, 74, 76 und 78 sind Seitenansichten der Aufsenseite des Gewebes
und zeigen in dem Theil, wo die Gewebemitte entsteht, die Lage der einzelnen
Fäden, sowie die Art ihrer Ueberführung von einer Gewebehälfte zur anderen.
Fig. .61 stellt die erste Doppelfachbildung dar; beide Kettenhälften haben Fach gebildet,
■und zwar die obere für den schraffirten oder Figurfaden, die untere für den Grundfaden.
Die Schufsfäden werden von den beiden Leisten aus nach den versetzbaren Schützenkästen hineingetragen
und nehmen, nachdem sie angeschlagen sind, die in der Fig. 68 dargestellte
Lage relativ zu den Ketten ein.
Fig. 63 zeigt .die zweite Fachbildung, welche den Grundschufs im oberen, den Figurschufs
im unteren Fach aufweist.
Fig. 69 zeigt die angeschlagenen Fäden. Jetzt sind die Schüsse durch das ganze Gewebe,
nämlich von der einen zur anderen Leiste gelaufen.
Bei der dritten Fachbildung, welche in Fig. 65 dargestellt ist, nimmt das obere Fach
den Grund-, das untere den Figurschufs auf; nach Anschlagen zeigen die Fäden die in
Fig. 70 dargestellte gegenseitige Lage.
Bei der vierten Fachbildung (Fig. 67). wird in das obere Fach der Figurschufs, in das
untere der Grundschufs eingetragen, so dafs die Fäden nach Anschlagen die in Fig. 71 veranschaulichte
Lage aufweisen.
Jetzt sind beide Schufsfäden in ihre Anfangsstellungen zurückgekehrt; jedoch ist nur einer
der Kettenfäden jeder Hälfte über jedem der Schufsfäden gewesen, nämlich Figurkette 1 ist
auf der Aufsenseite des Figurschusses 6 und Grundkette 2 über Grundschufs 5 gewesen.
In den nächsten vier Fachbildungen werden auch die anderen Kettenfäden über die Schufsfäden
kommen und damit die Folge der verschiedenen Kettenfädenstellungen vollenden.
Fig. 73 zeigt also die fünfte Fachbildung, bei welcher das obere Fach den Figur-, das
untere den Grundschufs aufnimmt. Angeschlagen zeigen die Fäden die in Fig. 80 dargestellte
Lage.
Die sechste doppelte Fachbildung zeigt Fig. 75, und zwar ist das Oberfach für den
Grundschufs, das untere Fach für den Figurschufs gebildet, nach deren Eintragen und Anschlagen
die Fäden die in Fig. 81 verdeutlichte Lage innehaben.
Fig. yj zeigt die siebente Doppelfachbildung,
das obere Fach nimmt den Grund-, das untere den Figurschufs auf; die Lage der Fäden nach
Anschlagen zeigt Fig. 82.
Schliefslich stellt Fig. 79 die achte doppelte Fachbildung dar. Das obere Fach nimmt den
Figur-, das untere den Grundschufs auf, nach deren Anschlagen die Fäden die in Fig. 83
verdeutlichte Lage aufweisen. Jetzt sind die Schufsfäden zum zweiten Male in ihren Ausgangsstellungen,
aber auch die Kettenfäden haben alle möglichen Stellungen auf der Aufsenun d Innenseite durchlaufen.
Fig. 84 zeigt in einer Draufsicht und Fig. 85 in einem Schnitt die Fäden in flach aus einander geklapptem Zustande und in ihrer Lage
nach dem ersten Durchgang der Schüsse durch je eine Gewebehälfte, wie es die Fig. 61 und 68
darstellen. Die Fig. 86 und 87 sind den Fig. 63 und 69 entsprechende Ansichten der
Fäden in ausgebreitetem Zustande nach dem zweiten Schützenschlag. Weiter entsprechen
in gleicher Weise die Fig. 88 und 89 dem dritten Schützenschlag, d. h. den Fig. 65
und 70; die Fig. 90 und 91 dem vierten Durchgang der Schüsse, wie die Fig. 67 und 71;
die Fig. 92 und 93 dem fünften Durchgang, wie die Fig. 73 und 80; die Fig. 94 und 95
dem sechsten Schützenschlag, wie die Fig. 75
und 81 ; die Fig. 96 und 97 dem siebenten Durchgang, wie die Fig. j-j und 82; schliefslich
die Fig. 98 und 99 dem achten Durchgang, wie ihn die Fig. 79 und 83 darstellen.
Was die Drehung der Schützenkasten behufs Ueberführung der Schufsfäden aus einer Gewebehälfte
in die andere anbetrifft, so kann die Reihenfolge derselben aus folgenden Figuren
ersehen werden:
In Fig. 60 geht der schraffirte (Figur-) Faden aus der oberen in die untere Gewebehälfte
über, und zwar dabei nach dem fertigen Gewebe zu gelegen; bei der nächsten Ueberführung
(s. Fig. 64) geht der Figurfaden aus der unteren in die obere Hälfte über und wiederum am fertigen Gewebe hin, so dafs der
Figurfaden an dieser Stelle auf die Aufsenseite, die Figurseite des Gewebes, kommt.
Der Figurfaden wird so lange mit seinem Schützenkasten beim Ueberführen nach dem
fertigen Gewebe hin gedreht, als er auf der Aufsenseite, der Figurseite, des Gewebes auf
der Ueberführungsstelle erscheinen soll; soll hier dagegen der Grundfaden (der nicht schraffirte)
sichtbar werden, so mufs die Ueberführung in der in den Fig. 72 und 76 dargestellten
Weise vorgenommen werden; in Fig. 76 wird der Grundschufs von der oberen
Gewebehälfte nach dem fertigen Gewebe hin nach der unteren Gewebehälfte gedreht und
in Fig. 72 erfolgt die Ueberführung in derselben Weise von unten nach oben am fertigen
Gewebe hin.
Aus dem Vorstehenden erhellt folgende Regel:
Derjenige Schufsfäden, welcher auf der
Ueberführungsstelle (der Gewebemitte) sichtbar werden soll, mufs beim Ueberführen dem
fertigen Gewebe zugedreht werden, gleichgültig, ob das Ueberführen. aus der oberen in
die untere oder aus der unteren in die obere Gewebehälfte vor sich geht.
Claims (2)
1. An dem durch Patent No. 60312, Anspruch
1., geschützten Verfahren die Abänderung der Fachbildung in der Weise,
dafs entweder der eine der das zweifache Gewebe bildenden Schufsfäden in beiden Gewebehälften immer auf der Gesichtsseite,
der andere immer auf der Rückseite des Gewebes bleibt, oder dafs die beiden zusammengehörigen,
also über einander liegenden Schufsfäden nach bestimmten Mustern aus der Gesichts- in die Rückseite und
umgekehrt übergehen und somit ein gemustertes Gewebe von doppelter Breite bilden.
2. Das nach dem in Anspruch 1. gekennzeichneten Verfahren hergestellte Doppelgewebe.
.
Hierzu 3 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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DE64828C true DE64828C (de) |
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DE (1) | DE64828C (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE1056066B (de) * | 1954-09-02 | 1959-04-23 | Duerkoppwerke Ag | Mit Schusseintragnadeln arbeitende Webmaschine |
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0
- DE DENDAT64828D patent/DE64828C/de not_active Expired - Lifetime
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE1056066B (de) * | 1954-09-02 | 1959-04-23 | Duerkoppwerke Ag | Mit Schusseintragnadeln arbeitende Webmaschine |
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