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Weichverfahren für rohe tierische Felle und Häute Gegenstand des Patents
972 832 ist ein Weichverfahren für auf Pelze zuzurichtende Felle mit eiweißspaltenden
Enzymen der Bauchspeicheldrüse, Pilz- oder Bakterienproteasen in Gegenwart von Ammoniumsalzen
und reduzierenden Verbindungen bei PH unter 7. Die Verwendung von Hefepilzkulturen
bzw. selbstverdauter Hefe in Gegenwart von Netzmitteln ist aus der deutschen Patentschrift
710 798 zum Weichen von Fellen und Häuten bekannt. Bei diesem Verfahren erfolgt
jedoch rasch Haarlockerung, was für ein Weichverfahren nicht erwünscht ist. Trotz
dieser bereits intensiven Wirkung auf das Haarkleid ist die aufweichende Wirkung
auf die Haut nicht ausreichend, denn nach dem in der deutschen Patentschrift 721
885 beschriebenen Verfahren sollen den Behandlungsbädern außer Netzmitteln
noch Aktivatoren, beispielsweise Natriumbisulfit, zur Steigerung des Wachstums der
Hefepilzkulturen oder zur Erhöhung der Enzymwirkung zugesetzt werden. Ein Nachteil
dieser bekannten Weichverfahren liegt auch darin, daß bei der Anwendung von lebensfähigen
Kulturen ein exaktes Arbeiten wegen der Unmöglichkeit einer genauen Dosierung der
enzymatischen
Wirkung nicht möglich ist. Der österreichischen Patentschrift
155 132 ist ein Verfahren zum Enthaaren von Fellen mit Schimmelpilztryptaselö#sung
unter Zusatz von Aktivatoren, - -z,ege benenfalls in Anwesenheit von Netzmitteln,
zu entnehmen, wobei die Felle zuvor mit einer reduzierenden Schwefelverhindung,
wie Nalriumsulfit, eventuell unter Zusatz vGn Scda, geweicht werden. Auch die französische
Zusatzpatentschrift 49 233
beschreibt ein ausgesprGehenes Enthaarungsverfahren
von Häuten und Fellen mit Schimmelpilztryptase und reduzierenden Schwefelverhindtingen.
Der enzymatischen Behandlung können die trokkenen Häute und Felle ohne vorausgegangene
Weiche unterworfen werden.
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Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß man in sehr kurzer
Zeit ohne irgendwelche Schädigung der Hautsubstanz zu einer ausgezeichneten Weichwirkung
bei voller Erhaltung des Haarkleides kommt, wenn man mit eiweißspaltenden Enzymen
in Gegenwart von Ammoniumsalzen und reduzierend wirkenden sauerstoffhaltigen Schwefelverbindungen
in schwachsaurem PH-Bereich unter Zusatz von Carbohydrasen zu dem Behandlungsbad
arbeitet. Für dieses Verfahren eignen sich auf verschiedene Weise gewonnene Carbohydrasenpräparate,
vor allem solche aus Mikroorganismen., insbesondere aus Bakterien. Als proteolytische
Enzyme haben sich nicht nur Schimmelpilztryptase, sondern auch Bakterienprotease
als sehr brauchbar erwiesen. Aber auch Pankreastryptase ist geeignet. Derartige
eiweißspaltende Enzyme können auch miteinander kombiniert verwendet werden. Die
proteolytischen Enzyme und die Carbohydrasen kann man gemeinsam, was besonders günstig
ist, oder nacheinander in verschiedener Reihenfolge zur Einwirkung bringen.
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Unter »Carbohydrasen« sind nach »Gerbereichemie und Gerbereitechnologie«
von F. S t a t h e r, Akademieverlag Berlin, 1948, 1. Auflage,
S. 175, solche Enzyme zu verstehen, die glykosidische Bindungen zu spalten
vermögen, im Gegensatz zu protec,lytischen Enzymen, die Eiweißkörper an den Peptidbindungen
angreifen. Bakterienamylase, die neben Amylase auch noch andere gerbereitechnisch
wirksame Carbohydrasen enthält, kann beispielsweise hergestellt werden nach Ind.
End. Cheni., ind. Edit. 37. 692 bis 696, Juli 1945. Lincoln, Nebr.,
Univ. of Nebraska. Ein Referat dieser Arbeit von L. D. Beckord, Eric Kneen
und K. H. Lewis findet sich in C 1947. 1., S. 207 (Ostausgabe).
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Zusammen mit den angeführten proteolytischen und kohlehydratspaltenden
Enzymen kann man auch mit diesen verträgliche Netzmittel verwenden. Es besteht aber,
auch die Möglichkeit, solcheNetzmittel vor der Anwendung der Enzyme auf die Felle
zur Einwirkung zu bringen. Als Netzmittel für die Vorbehandlung kommen z. B. Fettalkoholsulfonate,
FettsäurekGndensationspro#dukte und Alkylarylsulfonate in Betracht, nichtionogene
Produkte, wie z. B. Polyglykoläther oder kationaktive Produkte, wie z. B. quartäre
Ammoniumsalze. Für die gleichzeitige Verwendung zusammen mit dem Enzym kommen vor
allem nichtionogene Netzmittel, wie Polyglykoläther, oder andere damit verträgliche,
wie N-substituierte Aminocarbonsäuren in Frage.
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Die Kombination mit Netzmitteln unterstützt die Enzymwirkung und wirkt
zudem günstig auf die Emulgierung von Naturfett.
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Der Weichbrühe mit eiweißspaltenden Enzymen und Carbohydrasen in Gegenwart
von Ammoniumsalzen und reduzierend wirkenden sauerstoffhaltigen Schwefelverbindungen
im schw;ichsauren pH-Bereich können auch konservierend wirkende Verbindungen zugesetzt
werden, was besonders beim Weichen in der wärmeren Jahreszeit ratsam ist. Solche
Konservierungsmittel kann man aber auch vor oder nach diesem Weichverfahren anwenden.
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Die gemäß der Erfindung geweichten Felle und Häute können auf jede
gewünschte Art weiterbehandelt werden. Beispiele i. Trockene Ziegenfelle werden
in der Grube mit iooo,1/o Wasser und i '/ü, Oleylalkoholsulfonat 24 Stunden vcrbehandelt.
Anschließend wird im Faß mit 6o % Wasser, o,5 II/e Schimmelpilztry tase
, p mit einer enzymatischen Wirksamkeit entsprechend 5ooo Enzymeinheiten
nach Löhlein-Volhard, o,5 1/o Caibohydrasenpräparaten aus Bakterien mit i5oo Amylaseeinheiten
nach Willstätter, P. R o n a » Praktikum der physiologischen Chemie«, 2.
Auflage, IWI, S. 202, pro i kg Enzympräparat, o,5 % Natriumbisulfit,
o,.q 1/o Ammoniumsulfat 2 Stunden bei pH 5,o gewalkt. Über Nacht wird mit gewöhnlichem
Wasser nachbehandelt.
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:2. Trockene südafrikanische Rindshäute werden in der Grube mit ioool/o
Wasser, 211/a Bakterienprotease mit einer enzymatischen Wirksamkeit entsprechend
3000 Enzymeinheiten nach Löhlein-Volhard, 0,5'10 Carbohydrasenpräparat aus
Bakterien mit 3ooo Amylaseeinheiten nach W i 11 s t ä t -t
c r pro i kg Enzympräparat, i,o % Natriumbisulfat, i,o1/9 Animoniumchlorid
unter Zusatz von Konservierungsmitteln bei pl, 6,o geweicht.
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3. Trockene Lammfelle werden im Faß mit 500'/o Wasser, 0,511/o
Bakterienprotease, 0,25,1/0 Schimmelpilztryptase, jeweils mit einer enzymatischen
Wirksamkeit entsprechend 4ooo Enzymeinheiten nach Löhlein-Volhard, 0,25'/o Carbohydrasenpräparat
aus Bakterien mit iooo Amylaseeinheiten nach Willstätter pro i kg Enzympräparat,
0,5 % Natriumsufit, i,o 1/o Ammoniumsulfat bei pH 5,5 ge-,veicht.
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4. Gesalzene Kalbfelle werden ausgewaschen und dann im Faß mit
300 0/0 Wasser, 0,5 0/0 Pankreastryptas-e mit einer enzyrnatischen
Wirksamkeit entsprechend 4000 Enzymeinheiten nach Löhlein-Volhard, 0,250/0 Carbohydrasenpräparat
aus Bakterien mit ioooAniylaseeinheitel-1 nach Willstätter pro i kg Enzympräparat,
0,30/0 NatriumbistIlfit, 0,31/o Ammoniumsulfat bei PH 6,o über Nacht geweicht.
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5. Trockene Schaffelle werden im Haspel mit 500"/o Wasser,
0,504 Bakterienprotease, 0,50/0
Schimmelpilztryptase jeweils mit einer
enzymatischen
Wirksamkeit entsprechend 3000 Enzymeinheiten
nach Löhlein-Volhard, o,51/o Carbehydrasenpräparat aus Bakterien mit 2ooo Amylaseeinheiten
nach W i 11 s t ä t t e r pro i kg Enzympräpara,t, i 1/o ',Zatriumbisulfit,
i % Ammoniumsulfat bei PH 5,5 einen Tag geweicht.
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6. Trockene Ziegenfelle werden in der Grube mit i00011/0 Wasser,
i 1/o Laurvlalkoholsulfonat 24 Stunden vGrbehandelt. Anschiießend wird im Faß mit
6o#% Wasser, 0,5/o Schimmelpilztryptase mit einer enzymatischen Wirksamkeit entsprechend
5ooo Enzymeinheiten nach Löhlein-Volhard, o,51/o Carbohydrasenpräparat aus Bakterien
mit 25oo Amylaseeinheiten nach Willstätter pro i kg Enzympräparat, o,5 %
Natriumbisulfit, 0,5 0/0
Ammoniumsulfat bei PH 510 :2
Stunden gewalkt. über Nacht wird mit gewöhnlichem Wasser nachbehandelt und anschließend
auf Pelzfelle weitergearbeitet.
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7. Trockene südafrikanische Lammfelle werden in der Grube mit
iooo % Wasser, 1,5 1/o Bakterienprotease mit einer enzymatischen Wirksamkeit entsprechend
3ooo Enzymeinheiten nach Löhlein-V o 1 h a r d, o,5 1/o Ca#bohvdrasenpräparat
aus Bakterien mit iooo Amylaseeinheiten nach Willstätter pro i kg Enzympräpo-rat,
ill/o Natriumbisulfit, i% Ammoniumehlorid bei pl, 6,o :2 bis 3 Tage geweicht.
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8. Trockene Schaffelle werden mit iooo#% Wasser, 0,5 % Bakterienprotease,
0,25 ()/o Schimmelpilztryptase jeweils mit einer enzymatischen Wirksamkeit
entsprechend 3000 Enzymeinheiten nach Löhlein-Volhard, o,:25% Carbohydrasepräparat
aus Bakterien mit 3ooo Amylaseeinheiten nach W i 11 s t ä t t e r
pro i kg Enzympräparat, o,5 %. Natriumbisulfit, i,oll/o Ammoniumsulfat bei
pH 6,5
geweicht.
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g. Gesalzene Kalbfelle werden in der Grube mit 5ool)/o Wasser, o,SO/o
Pankreastryptase mit einer enzymatischen Wirksamkeit entsprechend 4ooo Enzymeinheiten
nach Löhlein-Volhard, o,:25% Carbohydrasenpräparat aus Bakterien mit i5oo AmylaseeinheitennachWillstätterproikgEnzympräparat,
0,3'/o Natriumbisulfit, 0,3 1/9 Ammoniumsulfat bei pH 6,o über Nacht geweicht.