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Verfahren zum Enthaaren von Häuten und Fellen. Die Enthaarung von
Häuten und Fellen wurde bisher ziemlich allgemein durch die haarlockernde Wirkung
des Äschers hervorgerufen, und zwar bediente man sich Bierfür (des Kalkes und (res
im Äscher gebildeten Anmmoniaks. Man hat auch zur Beschletunigtung der Haarlockerung
andere Mittel, wie Schwefelnatrium oder ähnliche Schtwefelverbindungen, vorgeschlagen.
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Gegenstand der Erfindung ist ein neues Verfahren zum Enthaaren von
Häuten und Fellen.
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und zwar in der Weise, daß dlie eigentliche Haarlockerung durch die
von Bakterien und Pilzen in den Näthrfliüssigzkeiten gebildeten besonderen Umsatzstoffe
bewirkt wird. Man hat bereits mittels des sogenannten Schwitzverfahrens versucht,
Bakterien zur Enthaarung heranzuziehen, doch ist man von diesem Verfahren wieder
abgekommen, weil man hierfür großer Räume und einer sehr langen Zeit, etwa 5 bis
6 Tage bedarf, ehe eine Haarlockerung eingetreten ist. Außerdem ist es notwendig,
den Verlauf des Verfahrens sorgsam zu überwachen, weil das Schlitzen nicht selten
zu weit seht, wobei nicht nur die Haarwurzeln zerstört werden, sondern auch die
Hautsubstanz selbst aingcgriffen wira. heim Schwitzverfahren ist man vom Zufall
abhängig, weil man nicht weiß, welche Art von Bakterien entsteht.
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Man hat auch versucht, Fäiulnisbtakterien zumlull Enthaaren 7zu verwenden.
Hierbei lmüssen dlie helle längere Zeit in ('er Weiche liegen, damit die Bakterien
zur Entwicklung kommen und eine Fäulnis emntreten kann. Hierbei tritt aber meistens
nicht nur eine Haarlockerung, sondern auch eine Vornichtung der Haut als ßegleiterscheinung
des Verwesungsprozesses auf. Derselbe Übelstand zeigt sich bei der Verwendung beliebiger,
auf einem Nährboden von Abfallstoffen (Runkelrüben, Rübe nschnltzel, Kartoffeln)
geztücllteter Bakterien, die naturgemäß ganz verschieden auf die Lederhaut einwirken.
Hier wird die Haarlockerung nicht systematisch herbeigeführt. sondern ist in Wirklichkeit
nur eine Folge der durch alle Bakterienarten bewirkten Fäulnis, wobei deren Umfang
dem Zufall überlassen bleibt Im Gegensatz hierzu soll gemäß der Erfindung die Enthaarung
von Häuten und Fellen (furch die von Bakterien und Pilzen gebildeten Umsatzstoffe
c rfolgen. Nach 3 bis 4 Tage langem Weichen der Felle mit Alkalien und Säuren, was
an sich bekannt ist, werden die Felle in einer entsprechend verdünnten Enzynmlösung
eingetragen. Die völlige Enthaarung ist alsdann in 2 bis 4 Tagen je nach der Stärke
der Enzymlösung durchgerührt.
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Man hat auch vorgeschlagen, fettspaltende Fermente (res Pflanzen-
und Tierreichs zur Haarlockerung zu verwenden. Das vorliegende Verfahren untersclheidet
sich hiervon dadurch, dap es sich auf der Wirkung von Umsatzstoffen aufbaut, die
von Bakterien und Pilzen gebildet ein (d. Hiervon sind dlie gleichfa lls als Enthaarungsmitte
t verwendeten organischen Fermente oder Drüsen flüssigkeiten dres tierischen Körpers
streng ztu unterscheiden, die dlas Produkt chemischer Prozesse innerhalb des Tierkörpers
iatrstellen.
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Als Autsgangsstoffe füir die Gewinnung der Umsatzstoffe dieser Bakterien
und Pilze, die (wtwr@mu@ iur @T,(tttin@ li,lctel"illtlt @tn@@coirl(w
teunescens,
Megatherium und mesentericus, anderseits zur Gattung der Schimmelpilze, und zwar
der Mucor- und Aspergillusarten gehören, dienen von Ausgangsstoffen tierischen Ursprungs
Fleischwasser, hergestellt aus Rindfleisch und Pferdefleisch, Eiern und Milchzucker,
von Ausgangsstoffen pflanzlichen Ursprungs, Hefe, Traubenzucker, Harz, Asparagin
und Agar-Agar, von solchen beider Reiche, Glycerin und Pepton.
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Nachstehend soll die Bildung der Umsatzstoffe von Bakterien und Pilzen
für das vorliegende Verfahren beschrieben werden.
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Die hierfür in Betracht kommenden Bakterien- bzw. Pilzarten werden
auf entsprechenden Nährböden mit Agar Agarzusatz aufgestrichen und im Brutschrank
zum Wachstum gebracht. Nachdem ein dichter Bakterienrasen, was durch entsprechende
Versuche nachgeprüft wird. sich gebildet hat, wird die Bakterienmasse mit der Agarmasse
zusammen in große, mit entsprechender Nährflüssigkeit gefüllte Kolben übertragen,
wobei die Agarmasse weiterhin gleichzeitig als Wachstumspender dient. In dieser
Nährflüssigkeit erfolgt nun die Bildung der für die vorliegenden Zwecke in Betracht
kommenden Enzyme, deren Bildung in entsprechender Menge etwa 8 bis I2 Wochen dauert.
lach dieser Zeit ist eine genügende Menge Enzyme abgesondert bzw. von den zerfallenden
Bakterien ausgeschieden worden.
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Durch darauffolgendes Zerschütteln der Bakterien im Schüttelapparat
und Zerreibung der vorher abgesetzten Bakterienleiber wird noch eine weitere Vervielfältigung
der brauchbaren Enzyme herbeigeführt.
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Durch Tastversuche wird festgestellt, ob die Enzyme die für den genannten
Zweck brauchbare Stärke erreicht haben, andernfalls muß die Wirkung der Enzyme noch
durch weiteres Belassen im Brutschrank gesteigert werden.
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Das Enthaarungsverfahren wird in der Technik so ausgeübt, daß man
die Felle oder Häute wie gewöhnlich in kaltem Wasser einweicht. Am darauffolgenden
oder übernächsten Tage wird frisches Wasser eingelassen, welchem man vorher pro
Kukibmeter Wasser bis zu 3 kg Ätznatron zugefügt hat. Dieser Zusatz von Ätznatron
hat einerseits den Zweck, das vorhandene und bei der Gerbung hinderliche Fett zu
verseifen und anderseits die Hautsubstanz durch die eintretende Schwellung gründlich
zu lockern, um ein geschmeidiges und griffiges Leder zu erzielen. Am nächsten Tage
werden die Felle wie gewöhnlich gestreckt, und wenn der Zusatz von Ätznatron sehr
stark war, wird mit Salzsäure neutralisiert, indem man sie einfach in mit Wasser
verdünnte Salzsäure hineinwirft. Schließlich werden die Felle in auf 25 bis 3o angewärmtes
Wasser eingebracht, damit die Felle in schon vorgewärmtem Zustande der Bakterienenzymflüssigkeit
ausgesetzt werden. Dies geschieht am darauffolgenden Tage, und zwar werden zu dem
Wasser für je Ioo kg Blößengewicht etwa 30o bis 5o0 ccm des eben beschriebenen Enthaarungsmittels
gegeben, wobei man die Temperatur zwischen 2a und 25 ° G hält. Die Blößen sind in
der Regel nach 24 bis 48 Stunden enthaart. Sollten die Haare nach dieser Zeit noch
nicht genügend gelockert sein, so müssen die Felle noch weiter in der Flüssigkeit
belassen werden. Nach weiteren 24 bis 48 Stunden können die Felle leicht und vollständig
enthaart werden. Nach dem Enthaaren werden sie beschnitten, entfleischt und kurze
Zeit im Walkfaß mit fließendem Wasser gespült, um alsdann zur Gerbung gebracht zu
werden.
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Will man die Bakterienmasse in trockner Form verwenden, was für Handelszwecke
vorteilhaft ist, so kann die Enzymflüssigkeit zuvor im Vakuum zu Pulverform eingeengt
werden.
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Der Hauptvorteil dieses Verfahrens besteht in der bedeutenden Ersparnis
an Zeit und Material, in dem sicheren und einfachen Erfolg wobei überdies die Hautsubstanz
und die Haare bzw. die Wolle unbeschädigt gewonnen werden. Da keine Fäulnisbakterien
Verwendung finden, wird der Zusatz von antiseptischen Mitteln entbehrlich, deren
Anwesenheit stets die-Güte der Felle beeinträchtigt. Hierzu kommt noch, daß durch
das vorliegende Verfahren die für Gerbereien so wichtige Abwässerfrage in einfachster
Weise restlos gelöst wird. Durch die Ausschaltung von Chemikalien und aller die
Fäulnis bedingender Stoffe fällt das Vorhandensein sogenannter Industriewässer fort.
Das Weichwasser läuft klar und unverdorben ab, womit eine Verunreinigung des y orfluters
ausgeschlossen ist. Die Arbeiter haben nicht mehr mit fäulniserregenden Stoffen
umzugehen, was vom hygienischen und sozialen Gesichtspunkte aus von hoher Bedeutung
ist,