-
Verfahren zum Enthaaren von Fellen Im Patent 708 86o ist ein Verfahren
unter Schutz gestellt, bei dem man auf die Fleischseite von Fellen eine wasserhaltige
.Paste aufträgt und die Häute anschließend mit einem Schwödebrei bekannter Zusammensetzung
anschwödet.
-
Es wurde nun gefunden, daß. man besonders hochwertige Wolle bzw. Haare
sowie Leder erhalten kann, wenn man die durch Auftragen der Paste geweichten Häute
statt nach chemischen, nach biologischen. Enthaarungsverfahren behandelt. Als solche
können beliebige enzymatische wie bakterielle Verfahren zur Anwendung kommen, sofern
es möglich ist, die enthaarenden Mittel von der Fleischseite aus einwirken zu lassen,
ohne daß die Haare bzw.- Wolle befeuchtet werden.
-
Es ist zwar schon verschiedentlich vorgeschlagen worden, zur Enthaarung
von Häuten und Fellen biologische Verfahren mittels Enzymen oder Bakterien anzuwenden.
Bei diesen Verfahren ist es aber notwendig, die Felle vor der Enthaarung, sei es
bei der Weiche, bei der Vorbehandlung oder während. der Haarlockerung selbst der
längeren Einwirkung von alkalischen, sauren, neutrale Puffersalze, Netzmittel u.
dgl. enthaltenden Bädern oder auch reinem Wasser auszusetzen. In jedem Falle, auch
bei der bloßen Weiche mit reinem Wasser, werden aber Haare und Wolle angegriffen
und gegenüber ihrer ursprünglichen Beschaffenheit verändert. Insbesondere wird bei
der Enthaarung von Schaffellen nach den genannten Verfahren der Wollschweiß, der
die Wolle vor chemischen Einflüssen schützt und ein Aneinanderhaften der einzelnen
Haare begünstigt, herausgewaschen, so daß, abgesehen vom Verlust des Wollschweißes,
die Wolle bei der Enthaarung nicht wie Schuttvolle im zusammenhängenden Vlies erhalten
werden kann. Die Gewinnung der Gerbenwolle im Vlies wäre aber für die Wollindustrie
von größter Nichtigkeit, da dann eine sachgemäße Sortierung wie bei der Schurwolle
vorgenommen werden-könnte.
-
Um diese Mängel auszuschalten, -ist auch
schon vorgeschlagen
worden, grüne, frische Felle ohne vorherige Weiche mit biologischen Enthaarungsmitteln
von der Fleischseite her zu behandeln.- Dieses Verfahren hat aber insofern untergeordnete
Bedeutung, als es nur dort Verwendung finden kann, wo die Felle sofort nach der
Schlachtung der Tiere verarbeitet werden können.
-
Nach dem Verfahren der vorliegenden Erfindung können nun auch getrocknete
oder konservierte Häute und Felle, die in der Praxis in überwiegendem Maße verwendet
werden, enthaart werden, ohne daß dabei Wolle oder Haar während des Arbeitsprozesses
mit Wasser oder irgendwelchen schädigenden Flüssigkeiten in Berührung kommt. Zu
diesem Zweck werden die Felle gemäß dem im Hauptpatent beschriebenen Verfahren mittels
einer Weichpaste von der Fleischseite bestrichen. Nach gründlichem Durchweichen
der Häute wird die Paste entfernt und hierauf die biologischen Enthaarungsmittel
auf die Fleischseite aufgebracht, indem beispielsweise Enzymlösungen bzw. Aufschwemmungen
von die Haarlockerung bewirkenden Bakterienkulturen aufgespritzt oder aufgepinselt
oder nach Zusatz eines Verdickungsmittels nach Art einer Schwöde aufgetragen werden.
Nach längerer öder kürzerer, von der Wirksamkeit der angewandten Bakterienkultur
oder Enzymlösung abhängigen Einwirkungsdauer lassen sich die Häute mühelos enthaaren
und bei Schaffellen die Wolle in zusammenhängendem Vlies gewinnen.
-
Es ist ferner auch möglich, das Enthaarungsmittel gleich der Weichpaste
einzuverleiben, wodurch Weiche und Enthaarung in einem Arbeitsgang vereinigt werden.
In diesen Falle muß naturgemäß die Weichpaste auf ein für die Wirksamkeit der Bakterien
oder Enzyme günstiges pH eingestellt werden.
-
Die nach dem Verfahren des Hauptpatents gewonnene Wolle ist der Schurwolle
schon außerordentlich ähnlich; jedoch werden bei diesem Verfahren die Wurzeln bzw.
unteren Teile der Haare durch Schwefelnatrium oder die sonst zur Anwendung gelangenden
chemischen Schwödemittel zerstört. Die nach dem Verfahren der vorliegenden Erfindung
erhaltene Wolle ist dagegen vollkommen unbeschädigt, wodurch eine bessere Wollausbeute
als bei dem Verfahren des Hauptpatents erzielt wird; sie ist der Schurwolle vollkommen
gleichwertig und übertrifft sie sogar noch in der Länge der Wollhaare.
-
Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens sei in folgenden
Beispielen erläutert Ausführungsbeispiel 1 Trockene Schaffelle werden auf der Fleischseite
mit einer Weichpaste bestrichen, die beispielsweise aus 5 % vorher durch Erhitzen
verkleisterter Stärke, 2% Triäthanolamin und 93 0!0 Wasser besteht. Die Felle werden
Fleisch auf Fleisch zusammengelegt und mit feuchten Tüchern belegt, um ein Austrocknen
an den Seiten zu verhindern. Je nach der Dicke und Art der Felle bleiben sie 2 bis
3 'Page liegen, bis sie gut durchgeweicht sind. Darauf wird die Weichpaste entfernt
und auf die Fleischseite eine io%ige Papainlösung aufgetragen, die mit 1/700o g
Blausäure pro 1 g Papain aktiviert wird. Die Felle werden im Stapel zusammengelegt
und bei Zimmertemperatur gelagert. Nach 48 Stunden läßt sich die Wolle mühelos entfernen
und im zusammenhängenden Vlies gewinnen. Sie enthält, da sie nicht mit Wasser oder
sonst einer Behandlungsflüssigkeit in Berührung gekommen ist, den gesamten 'Wollschweiß
und entspricht in ihrer Qualität vollkommen der Schurwolle. Die Blößen sind von
einwandfreier Beschaffenheit.
-
Ausführungsbeispiel 2 Gesalzene, trockene Schaffelle werden nach oberflächlicher
Entfernung des Salzes durch Klopfen oder Abwaschen von der Fleischseite mit einem
mit Wasser angeteigten Kaolinbrei bestrichen und so gestapelt, daß Fleischseite
auf Fleischseite liegt. Dem Wasser, das zum Anfeuchten des Kaolinbreies dient, werden
noch 2% eines Fettalkoholsulfonats oder eines anderen bekannten Netzmittels zugesetzt.
Nachdem die Felle gut durchweicht sind, wird das Weichmittel entfernt und die Häute
von der Fleischseite beispielsweise mit einer Aufschlämmung einer enthaarend wirkenden
Bakterienkultur bestrichen, Fleisch auf Fleisch z Stunden zusammengelegt, damit
die Bakterien in das Innere der Haut eindringen können, und alsdann in einer feuchtwarmen
(25 bis 30°) Schwitzkammer einzeln aufgehängt. Nach 2q. Stunden lassen sich die
Häute enthaaren. Wolle und Blößen werden in gleicher Qualität und Dicke erhalten
wie nach Beispiel i.