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Verfahren zum Enthaaren von Häuten und Fellen
Es ist bekannt, gesalzene, getrocknete und grüne Felle und Häute nach dem erforderlichen Weich- prozess mit kalk- und sulfidhaitigen Brùhen zu schwöden und zu äschern. Getrocknete Häute kann man nach der deutschen Patentschrift Nr. 288095 mit einer wässerigen Lösung eiweissspaltender Enzyme der
Bauchspeicheldrüse weichen. Grüne und gesalzene Felle erfordern im allgemeinen keinen Zusatz an enzy- maischen Weichmitteln.
Weiterhin ist es bekannt, geweichte Felle und Häute mit proteolytischen Enzymen zu enthaaren.
Gemäss der deutschen Patentschrift Nr. 1 023183 wird der Enthaarungsprozess in der Flotte mit Schimmelpilztryptase und Carbohydrase durchgeführt. Nach der deutschen Patentschrift Nr. 1 026038 werden die Enzymprodukte für die enzymatische Enthaarung in Pulverform zur Einwirkung gebracht. Bei beiden Ver- fahren ist es erforderlich, nach der Enthaarung in einem alkalisch schwellenden Äscher nachzubehandeln.
In der gleichen Weise wird auch nach der österr. Patentschrift Nr. 195562 gearbeitet, wobei jedoch im Anschluss an den alkalischen Nachäscher nicht wie üblich im alkalischen Medium, sondern bei PH 3, 0 bis 5, 0 gebeizt wird.
Bei den geschilderten Verfahren sind grosse Enzymmengen erforderlich.
Es wurde nun gefunden, dass man den Verlauf des Äscherns mit Kalk und Sulfiden und die Qualität des Leders, insbesondere hinsichtlich der Bildung eines feinen, zarten, flachen und festen Narbens, günstig beeinflussen kann, wenn man die in beliebiger Weise geweichten Felle und Häute nach abgeschlossene Weichprozess, der auch mit enzymatischen Weichmitteln durchgeführt werden kann, mit einer bevorzugt neutralen Lösung proteolytischer Enzyme aus Schimmelpilzen oder Bakterien behandelt, bis die kollagene Faserstruktur noch weiter aufgelockert ist, die Haare jedoch noch nicht entfernt werden können und anschliessend sulfid-oder kalksulfidhaltige Schwöde-und Äscherbrühen zur Einwirkung bringt. Erst durch den letzten Arbeitsgang werden die Haare gelockert und können entfernt werden.
Bei dem erfindungsgemässen Vorgehen wird nur etwa 1/3 der Enzymmenge benötigt, die für eine rein enzymatische Enthaarung erforderlich ist. Die für ein enzymatisches Weichverfahren allein notwendige Enzymmenge würde dagegen bei weitem nicht ausreichen für die nach dem vorliegenden Verfahren erforderliche Auflockerung der kollagenen Faserstruktur.
Die Erzielung des beschriebenen Effektes ist überraschend, da man nicht erwarten konnte, dass die proteolytischen Enzyme auf die kollagene Faserstruktur der noch nicht alkalisch geschwellten Haut einzuwirken vermögen. Zur Erzielung bestimmter Effekte kann man die angeführten Enzyme auch in beliebiger Weise kombinieren. Auch Pankreastryptase kann allein oder zusammen mit den Proteasen von Mikroorganismen verwendet werden. Nach der Enzymbehandlung kann man die Felle auswaschen ; einfacher und zugleich zu einem besseren Effekt führend ist es jedoch, sie ohne Spülen unmittelbar mit sulfid-, gegebenenfalls auch kalkhaltigen Brühen zu behandeln.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass, wie bereits erwähnt, die Einwirkung der Enzyme und der sulfidhaitigen Äscherbrühe nicht in getrennten Bädern erfolgt, sondern dass die Äscherbrühen nach entsprechender Einwirkungsdauer der proteolytischen Enzyme unmittelbar zur enzymhaltige Flotte gegeben werden.
Die angeführten proteolytischen Enzyme können entweder allein oder zusammen mit andern Stoffen, wie Salzen, z. B. Ammoniumsalzen, Natriumsulfit oder Natrium-Nitrit, oder mit Netzmitteln oder Emulgatoren, z. B. Äthylenoxydkondensationsprodukten, angewendet werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, diese enzymatische Behandlung vor dem Äscher in neutraler, alkalischer oder saurer Lösung durchzuführen. Zweckmässig ist das Arbeiten in neutraler Lösung, da dadurch die Alkalität im nachfolgenden Äscher nicht beeinträchtigt wird, jedoch kann man auch schwach alkalisch arbeiten. Bei der Anwendung
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schwach saurer Lösungen muss dies bei der Einstellung des nachfolgenden alkalischen Äschers berücksichtigt werden.
Eine weitere Möglichkeit zur Unterstützung der Wirkung dieser Vorbehandlung mit proteolytischen Enzymen besteht in der Mitverwendung von Carbohydrasen, insbesondere solchen aus Mikroorganismen.
Besonders vorteilhaft ist es, die Proteasen im Anschluss an die Carbohydrasen zur Einwirkung zu bringen.
Die enzymatische Vorbehandlung der Häute und Felle führt im Gegensatz zu einem Äscher, der ausschliesslich mit sulfid- oder kalksulfidhaltigen Schwöde- oder Äscherbrühen durchgeführt wird, zu einem Leder mit glattem, nicht gezogenem Narben, an dem die Mastfalten praktisch nicht in Erscheinung treten.
Beispiele :
1. GesalzeneKalbfelle werden wie üblich geweicht und nach beendeter Weiche noch 24 Stunden bei PH 7-7, 5 nachbehandelt mit
EMI2.1
<tb>
<tb> 500 <SEP> % <SEP> Wasser <SEP> vom <SEP> Salzgewicht
<tb> 1, <SEP> 5% <SEP> Schimmelpilztryptase <SEP> aus <SEP> Aspergillus <SEP> parasiticus
<tb> 0, <SEP> 4% <SEP> Natriumsulfit <SEP> calc.
<tb>
0, <SEP> 4% <SEP> Ammoniumsulfat.
<tb>
Aus dieser Brühe heraus werden die Felle nicht mehr ausgewaschen, sondern kommen unmittelbar zum Schwöden oder zum wäschern.
2. Trockene Ziegenfelle werden wie üblich geweicht, nach beendeter Weiche wie üblich ausgewaschen, dann 24 Stunden bei pH 6-6, 5 nachbehandelt mit
EMI2.2
<tb>
<tb> 500 <SEP> 10 <SEP> Wasser <SEP> vom <SEP> Weichgewicht
<tb> 2 <SEP> % <SEP> Bakterienprotease <SEP> aus <SEP> Bacillus <SEP> subtilis
<tb> 0, <SEP> 5 <SEP> % <SEP> eines <SEP> aus <SEP> Bakterien <SEP> hergestellten <SEP> Carbohydrasenpräparates,
<tb> gemäss <SEP> Ind. <SEP> Eng. <SEP> Chem., <SEP> 37 <SEP> [1945], <SEP> S. <SEP> 692 <SEP> - <SEP> 696 <SEP>
<tb> 1 <SEP> % <SEP> Natriumbisulfit
<tb> 1 <SEP> 10 <SEP> Ammoniumsulfat.
<tb>
Die Behandlung mit Carbohydrasen kann der mit Proteasen vorgeschaltet werden. Nach dem Auswaschen wird mit Kalk und Schwefelnatrium geäschert.
3. Rindshäute werden wie üblich geweicht, nach beendeter Weiche wie üblich ausgewaschen, anschliessend 24 Stunden bei PH 7 nachbehandelt mit
EMI2.3
<tb>
<tb> 500 <SEP> eo <SEP> Wasser <SEP> vom <SEP> Weichgewicht
<tb> 2 <SEP> % <SEP> Bakterienprotease <SEP> und <SEP> einem <SEP> geeigneten <SEP> Konservierungsmittel,
<tb> wie <SEP> Na-o-phenyl-phenolat,
<tb>
dann ohne Auswaschen geschwödet oder geäschert.
Wenn die Bakterienprotease bei erhöhter Temperatur zur Einwirkung gebracht wird, dann braucht man weniger und kann zudem in kürzerer Zeit zu der erforderlichen Auflockerung der kollagenen Faserstruktur kommen. Man kommt z. B. mit 0, 6% Bakterienprotease bei einer dreistündigen Einwirkungsdauer aus, wenn man bei 28 - 300C arbeitet.
4. Lammfelle werden wie üblich geweicht, gründlich ausgewaschen und anschliessend 24 Stunden bei PH 8 nachbehandelt mit
EMI2.4
<tb>
<tb> 500 <SEP> % <SEP> Wasser <SEP> vom <SEP> Weichgewicht
<tb> 4 <SEP> % <SEP> Pankreastryptase.
<tb>
Anschliessend wird ohne Spülen geschwödet oder geäschert.
Die in den Beispielen 1 - 4 verwendeten Tryptasen- bzw. Proteasenpräparate weisen einen Enzymwert von 5000 nach dem Gerbereichemischen Taschenbuch von A. Küntzel, Verlag Theodor Steinkopff, Dresden und Leipzig JT. 955J, S. 86, auf.
Ver gleichsversuche ;
Ein Viertel eines trockenen indischen Ziegenfelles wurde entsprechend den Angaben in der deutschen Patentschrift Nr. 288095
EMI2.5
<tb>
<tb> 2 <SEP> Tage <SEP> mit <SEP> Pankreastryptase <SEP> geweicht <SEP> unter <SEP> Verwendung <SEP> von
<tb> 1000 <SEP> % <SEP> Wasser
<tb> 0.4% <SEP> Pankreastryptase <SEP> mit <SEP> einem <SEP> Enzymwert <SEP> von <SEP> 5000 <SEP> nach <SEP> dem <SEP> "Gerbereichemischen <SEP>
<tb> Taschenbuch" <SEP> von <SEP> A. <SEP> Küntzel, <SEP> Verlag <SEP> Theodor <SEP> Steinkopff, <SEP> Dresden <SEP> und <SEP> Leipzig
<tb> 1. <SEP> 1955], <SEP> S. <SEP> 86. <SEP>
<tb>
Nach beendeter Weiche wurde 10 Minuten mit fliessendem Wasser ausgewaschen und nun 24 Stunden mit
EMI2.6
<tb>
<tb> 500 <SEP> Ill'a <SEP> Wasser
<tb> 4 <SEP> % <SEP> Schwefelnatrium <SEP> konz.
<SEP> geäschert.
<tb>
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Nach 24StundenÄscherdauer war die Entfernung der Haupthaare zwar 100loig, es blieben jedoch sehr viele Grundhaare zurück, ausserdem sass der Grund noch fest im Narben. Das gleiche Bild ergab sich nach 48 Stunden Äscherdauer.
Im Vergleich dazu wurde nach der Erfindung ein Viertel eines Ziegenfelles lediglich
2 Tage mit Wasser geweicht, dann 10 Minuten ausgewaschen und nun erfindungsgemäss 24 Stunden bei 200C behandelt mit
EMI3.1
<tb>
<tb> 500 <SEP> Ufo <SEP> Wasser <SEP> vom <SEP> Weichgewicht
<tb> 1, <SEP> 6 <SEP> Ufo <SEP> Bakterienprotease <SEP> aus <SEP> Bacillus <SEP> subtilis <SEP> mit <SEP> einem <SEP> Enzymwert <SEP> von <SEP> 5000
<tb> 1, <SEP> 0 <SEP> % <SEP> Natriumbisulfit <SEP> cale. <SEP>
<tb>
1, <SEP> 0% <SEP> Ammoniumsulfat.
<tb>
EMI3.2
EMI3.3
<tb>
<tb> 2 <SEP> Tagen <SEP> Wasserweiche <SEP> und <SEP> nach <SEP> dem <SEP> Auswaschen
<tb> 2 <SEP> 1/2 <SEP> Tage <SEP> behandelt <SEP> mit
<tb> 500 <SEP> Ufo <SEP> Wasser <SEP> vom <SEP> Weichgewicht
<tb> 4, <SEP> 5 <SEP> lo <SEP> Schimrnelpilzprotease <SEP> aus <SEP> Aspergillus <SEP> parasiticus <SEP> mit <SEP> einem <SEP> Enzymwert <SEP> von <SEP> 5000
<tb> 0, <SEP> 5 <SEP> lu <SEP> Natriumnitrit
<tb> 0, <SEP> 5 <SEP> lo <SEP> Ammoniumsulfat.
<tb>
Wenn man nach der Enthaarung noch 24 Stunden mit
EMI3.4
<tb>
<tb> 500 <SEP> % <SEP> Wasser <SEP> und
<tb> 4 <SEP> o <SEP> Schwefelnatrium <SEP> konz. <SEP> nachäschert,
<tb>
kommt man zu einer Blösse, die bezüglich Narbenglätte und Entfernung des Grundes sich so verhält, wie die aus dem obigen Versuch nach dem erfindungsgemässen Verfahren.
Als weiterer Vergleichsversuch wurde ein Viertel eines Ziegenfelles
2 Tage mit Wasser geweicht, dann 10 Minuten mit fliessendem Wasser ausgewaschen und nun 1 Stunde gewalkt mit
EMI3.5
<tb>
<tb> 1 <SEP> % <SEP> Schimmelpilzprotease <SEP> aus <SEP> Aspergillus <SEP> parasiticus <SEP> mit <SEP> einem <SEP> Enzymwert <SEP> von <SEP> 5000
<tb> 1 <SEP> % <SEP> Natriumnitrit
<tb> 100 <SEP> info <SEP> Wasser <SEP> von <SEP> 30 C,
<tb>
nach 24 Stunden wurden
EMI3.6
<tb>
<tb> 300 <SEP> % <SEP> Wasser <SEP> von <SEP> 300C
<tb> 6 <SEP> % <SEP> Soda <SEP> calc.
<tb>
zugesetzt. Nach weiteren 24 Stunden wurde enthaart.
Nach dieser Zeit liessen sich zwar die Haupthaare 100%ig entfernen, die Grundhaare blieben jedoch zurück, ausserdem war der Narben noch sehr grundig.
Auf das Weichgewicht bezogen kam zwar weniger Enzym zur Anwendung als bei dem erfindungsgemässenVerfahren, die Konzentration war aber während der ersten 24stUndigen Einwirkung fünfmal so hoch, ausserdem war noch eine zweitägige Nachbehandlung mit einer 2% eigen Sodalösung erforderlich. Man hätte wahrscheinlich eine grundhaarfreie Enthaarung erreicht, wenn ein Mehrfaches an Enzym, auf das Weichgewicht bezogen, zur Anwendung gekommen wäre.
Diese Versuche zeigen also recht deutlich einerseits die Überlegenheit des erfindungsgemässen Verfahrens gegenüber einer reinen enzymatischen Weiche und anderseits die Vorteile des erfindungsgemässen
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Verfahrens gegenüber einer reinen enzymatischen Enthaarung, die zur Erzielung grundhaarfreier Blössen nicht nur mehr Enzym erfordert, sondern zugleich auch eine wesentlich längere Einwirkungsdauer beansprucht.