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Verfahren zum Enthaaren und gleichzeitigen Beizen von geweichten,
alkalisch oder nicht alkalisch vorbehandelten Häuten und Fellen mit Schimmelpilztryptase
In der Patentschrift 888 740 ist ein Verfahren zum Enthaaren und Beizen von Häuten
und Fellen unter Anwendung von Pilztryptasen, insbesondere aus Aspergillusarten
gezüchteten Tryptasen, in schwach alkalischer bis schwach saurer Lösung, gegebenenfalls
bei erhöhter Temperatur, beschrieben, wobei den Pilztryptaselösungen als die Enzymwirkung
fördernde Verbindungen chlor- und chromfreie Oxydationsmittel, wie z. B. Alkalinitrit
oder Alkalinitrat, zugesetzt werden. Außerdem ist in diesem Patent angegeben, daß
man u. a. auch eine günstige Wirkung erzielt, wenn man die Felle zunächst mit Natriumbisulfit,
Natriumsulfit, Natriumthiosulfat oder ähnlichen schwefelhaltigen Verbindungen, gegebenenfalls
unter Zusatz von alkalisch reagierenden Salzen, vorbehandelt und dann erst der Einwirkung
der Pilztryptaselösung unter Zusatz von Natriumnitrit, Natriumnitrat u. dgl. unterwirft.
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Es wurde nun gefunden, daß die Wirkung der Pilztryptaselösung mit
Alkalinitrit, Alkalinitrat oder anderen geeigneten Oxydationsmitteln, wie Wasserstoffsuperoxyd
oder Natriumperborat, bei im übrigen gleichen Bedingungen weiter verbessert werden
kann,
wenn man Natriumbisülfit, Natriumsülfit, Natriumthiosulfat oder ähnliche schwefelhaltige
Verbindungen dieser Art der Pilztryptaselösung selbst zugibt. Diese günstige Wirkung
war -um so- überraschender, als man annehmen mußte, daß von einer gleichzeitigen
Verwendung von Oxydations- und Reduktionsmitteln irgendwelche Vorteile nicht zu
erwarten seien.
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Die Häute können,- nach normaler Wasserweiche mit einer Lösung von
Pilztryptase, Natriumsulfit und Natriumnitrit im Faß i Stunde gewalkt und nach wenigen
Tagen enthaart werden. Um die Lösung alkalisch einzustellen, kann man schwache Alkalien,
wie Alkalikarbonat, Alkalibikarbonat, Borax oder Natriumphosphat, mitverwenden:
Da bei diesem Verfahren die Hautsubstanz weitgehend geschont. wird, ist es besonders
wichtig für solche Lederarten, die nach Gewicht verkauft werden.
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In entsprechender Weise kann man Felle oder Häute auch in der Grube
äschern.
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Für Schaffelle ist besonders das Schwödeverfahren vorzuziehen, um
eine der Schurwolle gleichwertige Wollqualität zu erhalten. Die Schaffelle- werden
also mit einer Lösung von Pilztryptase, Natriumsulfit und Natriumnitrit oder Natriumnitrat,
evtl. unter Zusatz von Soda, auf der Fleischseite angeschwödet und nach i bis 2
Tagen entwollt. Nach dem Entwollen kann man noch mit einer schwachen Sodalösung
nachbehandeln. Es hat sich gezeigt, daß man bei diesem Verfahren eine höhere Wollausbeute
und eine wertvollere Wolle erhält, als z. B. nach dem Schwödeverfa,hren mit Kalk
und Schwefelnatrium oder ähnlichen sulfidhaltigen Produkten.
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Für die Verarbeitung von Ziegenfellen auf Handschuhleder hat sich
ein Setzascher bewährt, bei welchem die Felle mit der Pilztryptaselösung unter Zusatz
von Natriumsulfit oder einer ähnlichen schwefelhaltigen Verbindung und Natriumnitrit
oder einem anderen geeigneten Oxydationsmittel, evtl. unter Zusatz von Soda, angeschwödet
und nach q. Stunden Lager in der Grube mit Wasser übergossen werden. Nach 3 bis
q. Tagen kann enthaart und evtl: nochmals einige Tage mit .einer-schwachen .Sodalösung
nachbehandelt werden.. _.
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Man kann aber auch die Felle und Häute mit Netzmitteln vorbehandeln
und dann erst die Behandlung mit Pilztryptaselösung und den obererwähnten Zusätzen
folgen lassen. Es besteht ferner die Möglichkeit, geeignete Netzmittel dieser Lösung
selbst zuzusetzen.
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Ferner kann man z. B. der Pilztryptaselösung mit Natriumnitrit, Natriumnitrat
oder ähnlichen Oxydationsmitteln sowie Natriumsulfit oder ähnlichen schwefelhaltigen
Verbindungen noch hydroxylgruppenhältige Verbindungen zugeben, wie Alkohole, aliphatische
Oxysäuren, Kohlehydrate, Phenole, Naphthole. Für bestimmte Felle und Häute und für
bestimmte Lederarten kann man die Felle oder Häute einer schwellenden oder. nichtschwellenden
alkalischen Vor- oder Nachbehandlung unterwerfen. Zum Neutral- oder Sauerstellen
der Pilztryptaselösung kann man schwache Säuren oder saure Salze verwenden, wie
z. B. Borsäure oder Natriumbisulfit. Zum Abschwellen der geschwellten Felle oder
Häute ist auch ein Zusatz- -von Ammoniumsalzen geeignet.
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Es wurde bereits vorgeschlagen, pflanzliche oder tierische Proteasen
durch Thiosäuren oder deren Salze oder auch durch andere-sauerstoffhaltige Verbindungen,
welche Schwefel in zwei- oder vierwertiger Form enthalten, zu aktivieren und die
Enzymlösungen zum Enthaaren und Beizen von Kalbfellen zu verwenden unter Bezugnahme
auf Papain als Enzym. Ferner wurde schon empfohlen, Papain in Mischung mit Pilztryptase
zum Enthaaren und Beizen zu verwenden. Papain hat sich aber als ungeeignet für die
Enthaarung erwiesen, da es die Hautsubstanz meist stark angreift. Dies kommt sogar
noch zur Wirkung, wenn man Papain zum Teil durch Pilztryptase ersetzt. So wurde
z. B. ein Zickelfell beim Enthaaren mit 1/3 Pilztryptase und 2I3 Papain in Gegenwart
von Natriumhydrosulfit als Aktivator stark angegriffen, während sich ein Fell mit
Pilztryptase allein unter Zusatz von Natriumsulfit und Natriumnitrit als Aktivator
einwandfrei enthaaren ließ ohne irgendwelche Schädigung der Hautsubstanz. In beiden
Fällen wurde mit gleichen Enzymmengen und gleichen pH-Werten von 7,5 gearbeitet.
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Schließlich ist ein Verfahren bekannt, wonach das Enthaaren und Beizen
unter Verwendung von Bakterienproteasen erfolgen soll, wobei Natriumbisulfit als
Entkälkungs- bzw. Neutralisierungsmittel angegeben ist. Bei dem noch verhältnismäßig
ungeklärten Stande der Enzymchemie konnte aus diesen Vorschlägen nicht geschlossen
werden, daß die in dem Patent beanspruchten Zusätze einen günstigen Einfluß gerade
auf das Arbeiten mit Pilztryptase haben. Auch war den Vorschlägen nicht zu entnehmen,
daß ohne Verwendung anderer Enzyme mit Pilztryptasen in Kombination mit den beanspruchten
Zusätzen besondere Vorteile beirr Enthaaren und Beizen erzielt werden. Die Möglichkeit,
mit Pilztryptase als einzigem Enzym zu arbeiten, ist auch deswegen vorteilhaft,
weil dieses Enzym in jeder Menge leicht herzustellen und in der Wirkungsweise jeweils
leicht zu kontrollieren ist. Beispiele i. ioo kg- wie üblich geweichte Rindshäute
werden im Faß mit einer Lösung aus 1,5 kg Pilztryptase aus Aspergillus flavus, 0,5
kg Natriumnitrit, 0,5 kg Natriuriisulflt, 6 kg Soda calc., Zoo 1 Wasser i Stunde
gewalkt. Nach insgesamt 2 Tagen werden die Häute enthaart, dann ohne nachfolgende
Beize weiterbearbeitet, d. h. entfleischt bzw. geschoren, gestrichen oder geglättet,
ausgewaschen und in die Gerbung gebracht. Die Einwirkung der Pilztryptaselösung
erfolgt bei p.u g bis io.
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2. Gesalzene oder getrocknete Schaffelle werden wie üblich geweicht.
Nach beendigter Weiche läßt man die Felle i Stunde abtropfen und schwödet sie auf
der Fleischseite an mit einer Lösung aus 3 Teilen Pilztryptase aus Aspergillus flavus,
0,4 Teilen Natriumsulfit, 0,4 Teilen Natriumnitrit, io Teilen Wasser und läßt sie
zusammengeschlagen i bis 2 Tage liegen. Nach dieser Zeit werden die Felle entwollt
und dann je ioo kg Blößengewicht 2 Tage nachbehandelt mit einer Lösung aus 3o01
Wasser, 6 kg Soda calc., dann entfleischt, beschnitten, geglättet, ausgewaschen
und ohne
nachfolgende Beize gepickelt oder gegerbt. Die Einwirkung
der Pilztryptaselösung erfolgt bei Pu 7.
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3. Es wird ebenso gearbeitet wie im Beispiel z. Bei der Schwödelösung
werden jedoch noch o,2 kg Soda calc. verwendet. Die Einwirkung der Pilztryptaselösung
erfolgt bei pH g.
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4. Es wird ebenso gearbeitet wie im Beispiel z. Bei der Schwödelösung
werden jedoch noch o,2 Teile Soda calc., + o,2 Teile Traubenzucker mitverwendet.
Die Einwirkung der Pilztryptaselösung erfolgt bei pH g.
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5. Ziegenfelle werden je ioo kg Trockengewicht geweicht mit 5oo 1
Wasser, 0,3 kg Laurylalkoholsulfonat. Nach beendigter Weiche läßt man die Felle
i Stunde abtropfen und schwödet sie auf der Fleischseite an mit einer Lösung aus
3 Teilen Pilztryptase aus Aspergillus flavus, i Teil Natriumsulfit, i Teil Natriumnitrit,
o,2 Teilen Soda, o,2 Teilen Phenol. Die angeschwödeten Felle werden 4 Stunden sitzengelassen
und dann in der Grube mit so viel Wasser versetzt, daß die Felle ganz bedeckt sind.
Nach 5 Tagen wird enthaart und dann je ioo kg Blößengewicht 3 Tage nachbehandelt
mit 4001 Wasser, 6 kg Soda calc. Aus dieser Lösung heraus werden die Felle entfleischt,
ausgewaschen, geglättet, gespült und ohne nachfolgende Beize gepickelt oder gegerbt.
Die Einwirkung der Pilztryptaselösung erfolgt bei pH g. 6. Es wird ebenso gearbeitet
wie in Beispiel 5. An Stelle von Natriumsulfit wird aber die gleiche Menge Natriumthiosulfat
verwendet.