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Verfahren zur Herstellung von Blößen unter Anwendung von Pilztryptasen
Es wurde bereits vorgeschlagen, das Enthaaren und Beizen von Häuten und Fellen unter
Anwendung von Pilztryptasen, insbesondere aus Aspergillusarten, in alkalischer,
neutraler und schwach saurer Lösung bei 25 bis 3o° unter Zusatz von Natriumbisulfit
oder ähnlichen schwefelhaltigen Verbindungen dieser Art, wie z. B. Natriumsulfit
oder Natriumthiosulfat, durchzuführen. Die Wirkung dieser Lösungen kann außerdem
durch den Zusatz von Ammoniumsalzen und bei Verwendung von Natriumsulfit oder Natriumthiosulfat
durch den Zusatz von alkalisch reagierenden Salzen gesteigert werden. Die alkalische
oder ammoniakalische Behandlung kann von der Behandlung mit Pilztryptase getrennt
werden, indem man sie vorangehen oder folgen läßt. Man kann dabei mit oder ohne
Schwellung arbeiten.
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Es hat sich nun überraschenderweise gezeigt, daß man die nach den
erwähnten Verfahren als Zusatz zu der Pilztryptase empfohlenen Chemikalien Natriumbisulfit,
Natriumsulfit, Natriumthiosulfat und ähnliche schwefelhaltige Verbindungen dieser
Art mit gutem Erfolg ganz oder teilweise durch
aliphatische O-xvsäuren
oder ihre Salze als reaktionsfärdernde Stoffe ersetzen kann. Als alipliatische Otvsäuren
kommen in Betracht Milchsäure, Glylkolsätire, Äpfelsäure, Weinsäure. Zitronensäure
usw. 'Man kann diese Chemikalien der Pilztryptaselösung entweder allein zusetzen
oder auch zusammen mit N atriumbisulfit. -N atriumsulfit, \ atriumthiosulfat oder
ähnlichen schwefelhaltigen Verbindungen dieser Art. Ein Zusatz von Ammoniumsalzen
oder NTatriumbiearbonat hat sich ebenfalls als lehrvorteilhaft erwiesen.
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Man kann auf die Felle und Häute sofort nach der üblichen Weiche die
Pilztrcptase mit den genannten Zusätzen bei 25 bis 30= zur Einwirkung
bringen. nach entsprechender Einwirkungsdauer enthaaren und nach den nötigen Reinmacharbeiten
sofort gerben. oder aber man kann vor oder nach dem Enthaaren mit Alkali nachbehandeln.
Ferner kann man der Pilztrvptaseeimvirkung eine alkalische Behandlung vorangehen
oder folgen lassen. Te nach dem vorliegenden Fell- oder Häutematerial ist es zweckmäßig,
bei dieser allkalischen Vor- oder Nachbehandlung mit oder ohne Schwellung zu arbeiten.
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Zur alkalischen Vor- oder Nachbehandlung kann man verschiedene Alkalien
verwenden. ,wie z. B. Ätznatron oder gegebenenfalls auch Kall:, ferner alkalisch
reagierende Salze. wie z. B. Natriumcarbonat, Bora, NTatriumphosph ate.
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Die Pilztryptaseeinwirkung kann in schwach saurer. neutraler oder
schwach alkalischer Lösung erfolgen. Zur teilweisen oder wollständigen Neutralisierung
oder zur Sauerstellung der alkalisch vorbehandelten oder unmittelbar nach der Weiche
anzuschwödenden Felle kann man :Milchsäure oder .\ atriumbisulfit verwenden.
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Es wurde ferner beobachtet. daß die an sich bekannte Art des Durchziehen--;
der Felle und Häute durch die Schwödelösung als Ersatz des Anschwödens auch bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren mit Vorteil anwendbar ist. Das Verfahren wird dadurch
vereinfacht. die Einwirkung der Schwödelösung sowie die Enthaarung verlaufen gleichmäßiger.
-Mit Vorteil ist an Stelle des Durchziehens durch die Schwödelösung auch das Walken
der Häute und Felle mit Schwödelösung anwendbar. wenn es sich um Häute oder Felle
mit kurzen Haaren oder kurzer Wolle handelt: bei längeren Haaren oder längerer Wolle
würde bei dem Walken eine Verfilzung der Haare oder Wolle eintreten.
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Die Wirkung der erfindungsgemäßen Arbeitsmethoden hängt auch von der
Art der verwendeten Pilztryptasen ab, da nicht alle Aspergillusarten gleich intensiv
wirken.
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Aus der britischen Patentschrift 346 83(i ist es bereits bekannt.
Häute und Felle zwecks Enthaarens und gleichzeitigem Beizen mit gegebenenfalls aktiviertem
Papain i Enzym der Carica papaya), gegebenenfalls auch in Gegenwart von stark puffernden
oder ionisierten Salzen. zu behandeln. Als Aktivatoren «-erden hierbei genannt:
Blausäure. Schwefelwasserstoff, Sulfide, Hvdrosulfit ulw. Als puffernde Salze werden
z. B. Atntnoniumsalze. .Nitrate usw. erwähnt. Auch die Vorbehandlung der Häute mit
gewissen Salzen wurde in Verbindung mit den vorstehenden Angaben vorgeschlagen,
z. B. solche mit alkalischen Salzen. wie Nitraten. Ammoniumsalzen usw. Hilfsweise
hat matt auch daran gedacht, das zu verwendende handelsübliche Papaiti zusammen
mit bis zu 5o01o seines Gewichts an anderen proteolytischen Enzymen, darunter auch
Aspergillusprotease, zu verwenden, woraus sich ein Gemisch von Papain und Aspergillusprotease
im Verhältnis 2 : 1 ergibt, ohne dah hierbei Aktivatoren oder andere Zusatzstoffe
unter besonderer Beziehung auf beide oder eines der Enzyme vorgeschlagen wurden.
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N acharbeitungen der vorstehend erwähnten Vorschläge der Patentschrift
Haben gezeigt, daß es nicht möglich ist, unter Verwendung von Papain oder papainhaltigen
Enzvingemischen Häute oder Felle einwandfrei zu enthaaren und zu beizen, ohne daß
das zu verarbeitende Material. insbesondere der Narben, in empfindlicher Weise geschädigt
wird. Demgegenüber kann nach dem erfindungsgemäßen Verfahren Enthaarung und bzw.
oder Beizung in vollkommen einwandfreier Weise durchgeführt werden und Leder erhalten
werden, das sich durch einen hervorragend gut erhaltenen Narben auszeichnet.
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In den folgenden Beispielen sind die mannigfachen Arbeitsmethoden
näher beschrieben: i. ioo kg wie üblich geweichte Rindshäute werden finit einer
Lösung aus i kg Pilztryptase aus Aspergillus flavus. 1 kgNatriumlaktat iooo,'oig.
io 1 Wasser auf der Fleischseite angeschwödet und 2.4 Stunden liegengelassen. Dann
werden die Häute in eine Brühe aus 6oo 1 Wasser und io kg Soda calc. eingebracht.
Nach z Tagen kann grundhaarfrei enthaart -werden.
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Zur Vereinfachung und Erzielung einer deichmäßigeren Wirkung kann
man die Häute durch die Lösung von Pilztrcptase und N atriumlaktat durchziehen und
dann ?d. Stunden lagern.
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z. roo kg wie üblich geweichte Rindshäute werden mit einer Lösung
aus 1,; kg 1'ilztryptase aus Aspergillus ventii. i kg g Kaliuni-Natritim-Tartrat,
io 1 Wasser angeschwödet oder durch diese Lösung durchgezogen und
nach
24 Stunden Lagern in einen Äscher aus 6oo 1 Wasser, 6 kg Kalkhydrat, o,.6 kg Ammonsulfat
eingebracht. Nach 2 Tagen kann grundhaarfrei enthaart werden.
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3. Man kann wie in Beispielen i und 2 arbeiten, aber zusammen mit
der Pilztryptase Ammoniumsulfat anwenden.
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4. ioo kg .wie üblich geweichte Lammfelle werden auf der Fleischseite
angeschwödet mit einer Lösung aus o,6 kg Pilztryptase aus Aspergillus parasiticus,
I kg Natriumlaktat 6ao/oig, io 1 Wasser.
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Nach 24 Stunden Lagern werden die Felle 2 Tage nachbehandelt mit einer
Lösung aus 5oo 1 Wasser, io kg Soda calc.
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Aus dieser Lösung heraus kann grundhaarfrei entwollt werden. An Stelle
von Soda kann man auch die gleiche Menge Kalkhydrat verwenden.
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5. iookg wie üblich geweichte Ziegenfelle werden mit einer Lösung
aus i kg Pilztryptase flavus, i kg Di-Natriumcitrat, o,5 kg Natriumsulfit, io 1
Wasser auf der Fleischseite angeschwödet oder durch diese Lösung durchgezogen und
24 Stunden gelagert. Nach dieser Zeit wird wie in den anderen Beispielen mit Sodalösung
oder Kalkbrühe nachbehandelt und dann enthaart.
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6. ioo kg wie üblich geweichte. Rindshäute werden auf der Fleischseite
angeschwödrt mit i kg Pilztryptase aus Aspergillus flavus, o,5 kg Natriumbisulfit,
o,5 kg Kalium-Natrium-Tartrat, io 1 Wasser.
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Anstatt anzuschwöden, kann man die Felle auch durch die Schwödelösung
durchziehen oder damit walken. Nach 24 Stunden Lagern kann grundhaarfrei enthaart
werden. An Stelle von Natriumbisulfit kann auch Natriumsulfit verwendet werden.