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Verfahren zum Beizen von enthaarten Häuten und Fellen mittels proteolytischer
Enzyme Das im Patent 749 830 beschriebene Beizverfabre.n bezieht sich auf
die gemeinsame Verwendung von Rinderpankreastryptase und Pilztryptase. Dieses Kombinationsbeizverfahren
ermöglicht die Herstellung eines besonders hochwertigen Leders, da sich diese beiden
Tryptasearten in ausgezeichneter Weise ergänzen.
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Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß man die im Patent 749
830 geschilderten Vorteile an der Blöße und am fertigen Leder nicht nur erzielt,
wenn man die beiden Tryptasearten gleichzeitig in ein und -derselben Lösung verwendet,
sondern nacheinander. Die günstige Wirkung dieser Beizart erreicht man z. B., wenn
die Beize mit der erforderlichen Menge Rinderpankreastryptase vorgeschaltet und
nach bestimmter Einwirkungsdauer der gleichen Bei.zflüssigkeit die notwendige Menge
Pilztryptase zugesetzt -wird, wobei gleichzeitig die erforderliche Menge E.ntkälkungsmittel
zugegeben wird. Zu einer ähnlichen Wirkung führt das Beizverfahren auch, wenn man
umgekehrt verfährt, d. h. von :der Pilztryptase ausgeht und erst später das Beizmittel
auf Basis Rinderpanlcreastryptase zusetzt.
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EineweitereÄnderungsmöglichkeit besteht darin, daß man zuerst in getrenntem
Bad mit Rinderpankreastryptase und Entkälkungsmittel beizt und im frischen Bad die
Beize mit Pilztryptase zu Ende
führt. In manchen Fällen kann man
auch hier wieder zunächst die Beize mit Pilztryptase vornehmen und anschließend
mit Rinderpankreastryptase nach,beizen.
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Das neue Beizverfahren läßt sich aber auch insofern mit dem im Hauptpatent
geschilderten kombinieren, als man die Blößen zuerst in eine Beizbrühe auf Basis
Rinderpankreastryptase einbringt und dann ein kombiniertes Beizmittel aus Rinderpankreastryptase
und Pilztryptase zugibt. Die Beize mit der Kombination aus Rinderpankreastryptase
und Pilztryptase kann aber auch in getrenntem Bad angeschlossen werden; aber auch
diese Kombination kann wiederum in umgekehrter Reihenfolge durchgeführt werden.
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Wie bereits im Hauptpatent zum Ausdruck gebracht worden ist, ergänzen
sich die Wirkungen der beiden Tryptasearten in 'besonders günstiger Weise, so daß
es nicht möglich ist, bei Verwendung einer einzigen der beiden genannten Enzymarten
etwa durch Herabsetzung oder Erhöhung ihrer Mengen .die diesen einzelnen Enzymen
innewohnenden Nachteile zu beseitigen, .da jede Tryptaseart für sieh eine spezifische
Wirkung entfaltet.
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Die beiden Enzymarten können in verschiedenen Verhältnissen angewendet
werden, je nach der Blößenart und der Art der daraus herzustellenden Leder.
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Beim Beizen von Kalbsblößen für Boxkalf hat sich ein Verhältnis von
etwa 75% Pilztryptase und 25 % Pankreastryptase als besonders günstig erwiesen,
da diese Kombination festnarbige und volle Leder ergab bei ausreichender Entfernung
des Grundes und genügender Durchbeizung, während im Vergleich dazu bei Verwendung
von roio % Pankreasenzym die Leder in der Farbe wohl sehr rein, im Narben aber etwas
flüssiger und im Griff etwas flacher waren.
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Bei der Herstellung von Chevreaux wird durchweg eine sehr starke enzymatische
Wirksamkeit verlangt, um den für Chev reaux typischen feinen Narben zu erhalten.
Bei bestimmten weichnaturigen Provenienzen, wie z. B. deutschen oder spanischen
Zickelfellen, geht dadurch häufig zu viel Substanz verloren, d. h. :die Leder werden
etwas zu flach. In diesem Fall wird daher die Mitverwendung eines mäßigen Anteils
einer etwas weniger aggressiven Tryptase günstig sein, d. h. also eine Kombination
aus etwa 25 % Pilztryptase und 75010 Pankreastryptase.
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Bei der Verarbeitung von, Lammblößen auf Chromhandschuhleder hat sich
eine Kombination von etwa 5o % Pankreastryptase und 500/0 Pilztryptase als zweckdienlich
erwiesen. Die hierdurch erhaltenen Ergebnisse sind auffallend besser als bei der
Anwendung von Pilztryptase oder Pankreastryptase allein. Während z. B. die mit iloo
% Pankreastryptase gebeizte Vergleichspartie im Narben etwas flüssig, in den lockeren
Teilen, der Hautetwas ausgezehrt erschien und im ganzen etwas flacher war, ist die
mit 5oi% Pankreastryptase und 50% Pilztryptase gebeizte Partie .durch besondere
Fülle, ohne Neigung zum flüssigen Narben, aufgefallen. Daraus geht hervor, daß hei
dieser Partie die Hautsubstanz weitgehend erhalten blieb, ohne daß eine Unterbeizung'zu
beobachten war.
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Die angegebenen Verhältnisse der beiden Tryptasen zueinander können
natürlich fürbesondere Fälle in weiten Grenzen geändert werden; so kann man die
Tryptasen, allgemein gesprochen, etwa in den Verhältnissen 1o : z bis r : zo anwenden.
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Vorstehende Hinweise auf praktische Ergebnisse zeigen, daß es bei
der erfindungsgemäß kombinierten Verwendung verschiedenarfi;ger Tryptasen möglich
ist, sich besser als bei der Verwendung einer einzigen Enzymart an .die verschiedenen
Fell-und Häutearten einerseits bzw. an die Anforderungen an die Qualität der verschiedenen
Lederarten andererseits anzupassen. Auch eine weitgehende Anpassung an den vorverwendeten
Äscher ist hierdurch möglich.
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Im allgemeinen wird bei pH, 8 bis 9 gebeizt. In manchen Fällen hat
sich auch das Arbeiten bei n.ie-@drigeren oder höheren pH-Werten als günstig erwiesen.
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Als Entkalkungsmittel können im Falle .der Anwendung der erfindungsgemäßen
Kombination z. B. .die Ammoniumsal.ie von Salzsäure, Schwefelsäure, Amneisensäure,
Essigsäure, Buttersäure, Valeriansäure, Capronsäure usw., saure Salze, wie z. B.
Natriumbisulfit, Säuren, wie z. B. Salzsäure, Ameisensäure, Milchsäure, Essigsäure,
Buftersäure, Glykolsäure, aliphatische Äthercarbonsäuren, wie z. B. Butyloxyessigsäure,
verwendet werden. Auch die bei der Paraffinoxydation anfallenden Vorlauffettsäuren
sowie die mit der Restluft entweichenden und in einer Vorlage kondensierten säurehaltigen
wä@ßri@gen Lösungen können bei dieser Kombination als Entkalkungsmittel dienen.
Auch andere Entkälkungsmittel, wie z. B. Kohlenhydrate, kommen in Betracht. Beispiele
r. Mit Kalk-S.chwefelnatrium und Arsenik geä-scherte Lammfelle, die auf Chromhandschuhleder
verarbeitet werden, beizt man mit 3000/0 Wasser von S0°, 0,31/o Ammoniumsulfat und
o,2,% Pilztryptase aus Aspergillus parasiticus. Nach zweistündiger Beindauer werden
0,3 % Ammoniumsulfat und @o,2% Rinderpankreastryptase zugesetzt. Die Beize wird
bei pH $ bis 9 durchgeführt.
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2.. Mit Kalk und Schwefelnatrium geäscherte Kalbfelle werden gebeizt
mit 300% Wasser vom Blößengewicht, 0;03 % Rinderpankreastryptase, 0,4% Ammoniumsulfat
und -oy3 % Milchsäure 43,5o/oig- Nach 30 Minuten Beiz-dauer werden o,o8%
Pilztryptase aus Aspergillus flavus zugesetzt. Die Beize wird bei pH 8 bis 9 durchgeführt.
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3. Mit Kalk-Schwefelnatrium und Arsenik geäscherte Ziegenfelle wenden
:2 Stunden vorgebeizt mit 300% Wasser vom Blößengewicht, o,2% Rin.derpankreastryptase
und o,2 % Ammoniumsulfat. Anschließend werden die Blößen herausgenommen und 2 bis
3 Stunden auf dem Boden gestapelt und dann in einer frischen Beize aus 300 0/0
Wasser
vom Blößengewicht, 0,4% Rinderpankreastryptase, o,2 "/ü, Pilztryptase aus Aspergillus
glaucus und a,3 % Ammoniumsulfat bei pH 8 bis 9 fertiggebeizt.