-
Verfahren zur Herstellung von Sämischleder Die Herstellung von Sämischleder
erfolgte bisher vorwiegend durch Einwalken von Tran in die Blöße, Oxydation des
Trans in Wärmekammern und nachfolgendes Auspressen und Auswaschen des überschüssigen
Trans. Hierfür mußte fast ausschließlich Dorschlebertran verwendet werden, da Robbentran
ein weniger griffiges Leder gibt und beispielsweise Hai- und Waltran überhaupt nicht
brauchbar sind, weil sie das Leder hart und brüchig machen. Durch Einführung der
sogenannten Neusämischgerbung hat man bereits versucht, den Tranverbrauch bei der
Herstellung des Sämischleders zu vermindern. Dieses Verfahren besteht darin, daß
die wie üblich vorbehandelten Felle zunächst einer Vorgerbung mit Formaldehyd unterworfen
werden und dann der Tran eingewalkt wird. Nach einer weiteren Ausführungsform der
Neusämischgerbung wird nach Vorgerbung mit Formaldehyd eine mittels Fettalkoholsulfonat
als Emulgator hergestellte Tranemulsion, gegebenenfalls unter Zusatz eines Trockenmittels,
wie Manganoxylinoleat, in die Felle eingewalkt. Auch bei diesem Verfahren ist jedoch
der Verbrauch an Tran als dem wesentlichen Gerbmittel entsprechend hoch. Das Fettalkoholsulfonat
dient bei diesem bekannten Verfahren nur als Emulgator für den Tran und wird mit
dem überschüssigen Tran nach erfolgter Gerbung wieder herausgepreßt bzw. bei der
nachfolgenden Behandlung mit alkalischen Lösungen herausgewaschen.
-
Es wurde nun gefunden, daß man ohne Verwendung von Tran ein dem Sämischleder
in jeder Beziehung gleichwertiges Leder herstellen kann, indem man in üblicher Weise
durch Weichen, Schwöden, Äschern, Abstoßen oder Abspalten des Narbens und Beizen
mit einer Enzymlösung vorbereitete Blößen einer Vorgerbung
mit.
Formaldehyd und einer Nachgerbung mit Aluminiumsalzen niederer aliphatischer Monocarbonsäuren
bei Gegenwart von Fettalkoholsulfonaten in saurer Lösung unterwirft. Die Aluminiumsalze
niederer aliphatischer Monocarbonsäuren können als solche zugesetzt oder in der
Gerbbrühe aus den Aluminiumsalzen anorganischer Säuren, z. B. Aluminiumsulfat oder
Alaun durch Umsetzung mit wasserlöslichen Salzen der niederen aliphatischen Monocarbonsäuren
erzeugt werden.
-
Obwohl bei sorgfältiger Durchführung der Vorgerbung mit Formaldehyd
eine Schwellung der Blößen nicht zu befürchten ist, kann es vorteilhaft sein, auf
die Blößen vor der Behandlung mit Formaldehyd ein Fettallkoholsulfonat, insbesondere
ein Gemisch der Fettalkoholsulfonate mit etwa 6 bis io Kohlenstoffatomen, einwirken
zu lassen. Die Blöße wird dadurch gegen das Eintreten. einer Schwellung auch bei
unsachgemäßer Durchführung der Formaldehydvorgerbung geschützt.
-
Das neue Verfahren ist, wie die bekannten Sämischgerbverfahren, auf
Reh-, Hirsch-, Renntier- und Gemsenfelle sowie auch auf Kalb-, . Schaf-, Ziegen-und
Kleintierfelle, wie z. B. Kanin, anwendbar.
-
Die folgenden Beispiele zeigen, wie das Verfahren zweckmäßig durchgeführt
werden kann: 1. 16o g Schafsblöße werden mit einer Flotte behandelt, die io °/o
Kochsalz und 3 % Formaldehydlösung, 38°/g, enthält, wobei der Formaldehydzusatz
in drei Anteilen langsam erfolgt und nach jeder Zugabe vorsichtig mit- Natriumcarbonatlösung
abgestumpft wird. Nach beendeter Zugabe hat die Flotte einen px-Wert von 8,1. Das
Leder läßt man etwa 12 Stunden in der Flotte liegen und dann abtropfen. Dann wird
das Leder mit 24 g der folgenden Mischung behandelt: 17,5 Teile Oleinallkoholsulfonat,
3o°/oig, 12,5 Teile Aluminiumsulfat, krist., 7o Teile Wasser.
-
Diese Mischung wird während i Stunde in das Leder eingewalkt und ist
dann gut aufgenommen. Man setzt 1,4 g Bariumacetat, in 150 ccm Wasser gelöst,
zu und walkt weitere 2 Stunden. Die Restbrühe ist klar und weist einen pjl-Wert
von 5,1 auf.
-
2. Zoo g wie üblich vorbehandelte Schafsblöße werden im langsam laufenden
Faß mit 1
0/, Fettalkoholsulfonat (Gemisch der gesättigten Fettalkoholsulfonate
mit 6 bis io Kohlenstoffatomen in Form ihrer Natriümsalze; Fettalkoholgehalt: 33
°/o) behandelt. Die Walkdauer beträgt i Stunde.
Vergerbung: Zoo "/o Wasser von 18 bis 20° vom |
io °/o Kochsalz Beiz- |
3 % Formaldehydlösung, ge- |
38°/jg wicht |
Die Formaldehydlösung wird in drei Anteilen im Abstand von j e i Stunde zugegeben.
Nach j eder Formaldehydzugabe wird mit 1/" "/, calcinierter Soda abgestumpft. Nach
Zugabe der gesamten Formaldehydmenge soll nach einer weiteren Stunde Laufzeit die
Brühe einen pu-Wert von etwa 8 haben.
-
Die mit Formaldehyd vorgegerbte Schafsblöße wird dann mit 3o g eines
Erzeugnisses behandelt, das wie folgt hergestellt wird: 2o Gewichtsteile Oleylalkohol,
JZ 7o, werden innerhalb 3 Stunden bei 4o bis 45° mit ii Gewichtsteilen Schwefelsäure,
g8°/oig, unter Rühren sulfoniert. Anschließend wird noch i Stunde nachgerührt. Dann
läßt man das saure Sulfonat noch warm in die Lösung von 2o Gewichtsteilen Alaun
in qo Gewichtsteilen Wasser fließen und neutralisiert das Gemisch mit etwa 16 kg
25°/oiger Ammoniaklösung so weit, bis Bromthymolblau gelbgrün gefärbt wird (pz etwa
6,5).
-
Die Walkdauer beträgt i Stunde, wobei das Erzeugnis vom Leder gut
aufgenommen wird. Dann wird eine Lösung von 1,7 g Bariumacetat in 16o ccm Wasser
hinzugegeben und weiter 2 Stunden gewalkt. Das pjl der Restbrühe ist 6,7. An Stelle
von Bariumacetat kann man äquivalente Mengen von Natriumacetat, Kaliumacetat, Alkaliformiaten
oder Erdalkaliformiaten sowie auch Propionaten oder Gemischen von Salzen der genannten
niedrigen aliphatischen Monocarbonsäuren verwenden. Anstatt ein Aluminiumsalz einer
Mineralsäure erst im Verlauf der Gerbung in das organische Aluminiumsalz umzuwandeln,
kann man auch direkt von einem solchen ausgehen und zur Nachgerbung eine Mischung
von Fettalkoholsulfonat und organischem Aluminiumsalz, beispielsweise Aluminiumacetat
oder Aluminiumformiat, bei saurer Reaktion verwenden.
-
Die Leder läßt man am besten einige Tage im getrockneten Zustand auf
Borke liegen, wie dies auch bei der Glacegerbung üblich ist. Erst nach einiger Zeit,
beispielsweise nach 8 bis 14 Tagen, werden sie eingespänt, gestollt, brochiert und
gefärbt. Es genügt jedoch auch, wenn die Leder i bis 2 Tage feucht über dem Bock
liegenbleiben. Sollen die Leder eine gute Netzfähigkeit aufweisen, wie es beispielsweise
bei Fensterputzleder und Filtrierleder erwünscht ist, so werden sie nach dem Lagern
mit Natriumcarbonat neutralisiert bzw. schwach alkalisch eingestellt. Wenn die Leder
dagegen als Bekleidungsleder, Bandagenleder dienen sollen, so wird diese Nachbehandlung
unterlassen, und die Leder weisen dann eine geringe Benetzbarkeit auf, wie es für
diese Zwecke erwünscht ist. Die Wäschbarkeit der Leder ist vorzüglich und entspricht
durchaus den Anforderungen, die an Sämischleder gestellt werden. Nach zehnmaligem
Waschen @ während je 3 Minuten mit einer ro°/oigen Seifenlösung bei 50° fühlen sich
die Leder nach dem Trocknen noch weich an und besitzen eine gute Filtrierfähigkeit.
-
Das neue Verfahren ermöglicht die Herstellung eines dem Sämischleder
vollkommen gleichwertigen Leders ohne Verwendung des zeitweise nicht oder nur in
ungenügender Menge erhältlichen Trans. Die hierbei eingesetzten Fettalkoholsulfonate
können gegenwärtig schon vollsynthetisch hergestellt werden und stehen daher jederzeit
in beliebigen Mengen zur Verfügung.