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Verfahren zum Gerben mit Formaldehyd Es wurde gefunden, daß man zur
Herstellung von Glace-, Chairleder sowie technischen Ledern und Rauchwaren vorteilhaft
eine kombinierte Gerbung mit Formaldehyd und einem Gemisch von Fettalkoholsulfonaten
und Aluminiumsalzen anorganischer oder organischer Säuren bei saurer Reaktion durchführen
kann. Die Vorbereitung der Häute und Felle zur Gerbung, d, h. das Weichen, Äschern,
Entkä.lken und Beizen, wird entsprechend der herzustellenden Lederart in an sich
bekannter Weise durchgeführt. Als Ausgangsstoffe für Glace-, Chairleder und ähnliche
weiche Lederarten kommen Lamm-, Zickel-, Schaf-, Gazellenfelle und sonstige geeignete
kleinere Felle in Betracht. Das Verfahren kann beispielsweise folgendermaßen durchgeführt
werden: i. Herstellung von Glace-, Chairleder und ähnlichen Lederarten Die in üblicher
Weise durch Weichen, Äschern, Beizen und Spülen vorbereiteten Blößen werden in 200%
Wasser von 18 bis z5°, io% Kochsalz und 3% Formaldehydlösung (38%ig) vorgegerbt.
Die Zugabe der Formaldehydlösung erfolgt zweckmäßig in 3 Anteilen im Abstand von
1/z bis i Stunde. Ungefähr io Minuten nach jeder Form, aldehydzugabe wird mit o,
i % Soda calc. abgestumpft.
Insgesamt rechnet man auf 3 Teile Formaldehydlösung
i Teil calc. Soda. Die restliche Sodamenge, und zwar etwa 0,7%, wird 11s bis i Stunde
nach der letzten Formaldehydzugabe zugefügt. Dann werden die Blößen noch etwa i
bis 2 Stunden gewalkt oder über -Nacht in der Flotte liegengelassen. Der pH-Wert
der Flotte nach der Formaldehydgerbung ist 8 bis 8.5. Die angegebene Formaldehydmenge
kann auch auf einmal der Flotte zugegeben werden. In diesem Fall erfolgt das Abstumpfen
mit Soda nach i bis 2 Stunden Laufzeit in 3 bis :I Anteilen.
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Dauer: 2 bis 3 Stunden. Die Zugabe der Formaldehydlösung in mehreren
Anteilen und das Abstumpfen nach jeder Zugabe hat aber den Vorteil, daß unter keinen
Umständen eine unerwünschte Schwellung der Blöße auftreten kann. Dadurch wird die
Betriebssicherheit erhöht, insbesondere in solchen Betrieben, wo noch keine Erfahrungen
mit Formaldehydgerbung vorliegen.
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Nach der Vorgerbung mit Formaldehyd kann nach einer der im folgenden
unter a) und b) angegebenen Vorschriften weitergegerbt werden.
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a) 7 bis 80/a Oleylalkoholsulfonat (330/0 Fettalkoholgehalt), .I bis
6% Alaun werden unter gutem Umrühren mit 2o % heißem Wasser gemischt. Die sämige
Masse läßt man dann auf 35° abkühlen, bevor man sie ins Faß gibt. Nach 2 bis 3 Stunden
ist die Gare aufgenommen. Die Leder bleiben dann 6 bis 8 Tage auf dem Bock liegen,
werden gespült und auf pH 5 bis 6 eingestellt. Das Färben und Zurichten erfolgt
wie üblich.
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b) 3 bis 51/o Oleylalkoholsulfonat (330/0
Fettalkoholgehalt),
3 bis 501o schwefelsaure Tonerde werden mit 20% heißem Wasser angeteigt und die
Masse auf etwa 35° abkühlen gelassen. Die Masse wird dann ins Faß gegeben und in
die Leder eingewalkt. Dauer etwa 3 Stunden. Die Leder bleiben 2 bis 3 Tage über
dem Bock liegen und werden dann mit i bis 1,5% Bariumacetat in 2o bis 2_3"/o Flotte
oder -2 bis 3% Ammonacetat oder Natriumacetat in 4o bis 5010 Flotte behandelt.
Anschließend bleiben die Leder 8 Tage über dem Bock liegen und werden dann gut gespült,
abgestumpft, wieder gespült und hierauf -wie üblich gefärbt und zugerichtet.
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Die Prozentangaben unter a) und b) beziehen sich auf das Beizgewicht.
2. Technische Leder und Spaltleder a) Die Felle und Häute werden in einem mit Schwefelnatrium
angeschärften Äscher behandelt: hierin verbleiben sie je nach dem Verwendungszweck
2 bis 5 Tage. Sollen die fertigen Leder einen guten Stand haben. so wird kurz geäschert,
sollen sie weicher und etwas zügiger sein, so wird länger geäschert. Spalte können
nach dem angeschärften Äscher noch 6 bis io Tage in einen Weißkalkäscher gebracht
werden, wodurch das Fasergefüge noch besser gelockert wird.
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ach dem Äschern wird gespült und dann mit i bis 3% einer technischen
Abfallsäure. enthaltend Ameisensäure, Essigsäure und Propionsäure (30% auf Essigsäure
berechnet) oder der äquivalenten Menge Ameisensäure 2 bis 3 Stunden bei 25 bis 30°
im Faß oder in der Haspel entkälkt. Die Entkälkung kann auch über Nacht durchgeführt
werden.
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Anschließend wird wie üblich gebeizt und dann im Faß gegickelt unter
Verwendung von ioo bis isoo/o Flotte mit 8% Kochsalz und 2% der obenerwähnten technischen
Abfallsäure oder der äquivalenten Menge Ameisensäure. Diese Prozentangaben beziehen
sich auf das Beizgewicht. Um einen besonders glatten Narben zu erzielen und die
Aufnahme des Gerbmittels bei der N achgerbung zu erleichtern, kann man vor dem Pickeln
mit 0,5 % Fettalkoholsulfonat, hergestellt aus dem Vorlauf der Kokosfettalkohole.
enthaltend Fettalkohole von 6 bis io Kohlenstoffatomen, behandeln.
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Es folgt die Nachgerbung mit 3 bis 30l0 Oleylalkoholsulfonat (33%
Fettalkoholgehalt, 6 bis 71/o Alaun und 20% `%'asser. Dieses Gemisch wird heiß angeteigt
und im Walkfaß in die Blößen eingewalkt, Walkdauer 3 bis 4. Stunden. Die Leder bleiben
dann 3 bis .4 Tage über dem Bock liegen, werden gründlich gespült und wie üblich
«-eiterbearbeitet.
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b) Bei der Herstellung von technischem Leder und Spaltleder mittels
Aluminiumacetat sind die Vorarbeiten mit Einschluß der Vorgerbung mit Formaldehyd
dieselben wie unter 2 a) angegeben. Es folgt dann die -i achgerbung mit 3 bis 50/a
Oleylalkoholsulfonat (33% Fettalkoholgehalt) und 3 bis 5% Aluminiumsulfat krist.,
die seit 20019 heißem Wasser zunächst zu einer sämigen Paste verrührt und im Walkfaß
eingewalkt werden. Dauer 3 bis d. Stunden. Die Leder bleiben dann 3 bis d. Tage
über dem Bock liegen und erhalten einen. Nachsatz von Bariumacetat bzw. Ammon- oder
Natriumacetat, wie im Ausführungsbeispiel i b) angegeben.
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Für sämtliche Gerbungen nach den verschiedenen kombinierten Verfahren
mit Formaldehyd einerseits und Fettalkoholsulfonat und Aluminiumsalzen andererseits
gilt allgemein folgendes: Wenn die Leder nach dem Gerben, Liegenlassen und Spülen
auf einen pH-Wert von 5 bis 6 eingestellt werden, so sind sie wenig wasseraufnahmefähig,
wie es beispielsweise für Handschuhleder und Bekleidungsleder
erwünscht
ist. Sollen die Leder saugfähig sein, so werden sie durch Neutralisieren auf einen
PH-Wert von 7 bis 7,5 gebracht.
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Das neue Verfahren hat den Vorteil, daß dabei nicht oder nur schwierig
beschaffbare Chemikalien bzw. Gerbmittel durch solche Mittel ersetzt werden, die
im Inland leicht und in beliebiger Menge beschaffbar sind. Die fertigen Leder stehen
den nach bekannten Verfahren hergestellten in keiner Weise nach und genügen allen
Anforderungen der Praxis.