-
Verfahren zum Schnellgerben mittelschwerer oder schwerer Häute Gegenstand
der Patentanmeldung F 34471 IVc/ 28 a (deutsche Auslegeschrift 1244 332) ist ein
Verfahren zum Schnellgerben mittelschwerer oder schwerer Leder, bei welchem die
in üblicher Weise in der Wasserwerkstatt vorbereiteten Häute mit Chromkomplexgerbstoffen,
die durch Mischen normaler oder basischer gerbender Chrom(III)-Salze mit solchen
synthetischen Gerbstoffen entstanden sind, die entweder aus Phenolen durch Kondensation
mit Sulfiten und bzw. oder Bisulfiten und Aldehyden oder aus Methylolverbindungen
der Phenole durch Kondensation mit Sulfiten und bzw. oder Bisulfiten gegebenenfalls
in Anwesenheit von Ketonen oder Aldehyden hergestellt worden waren, vorgegerbt und
dann im Faß mit pflanzlichen Gerbextrakten ausgegerbt werden. Dieses Verfahren ist
dadurch gekennzeichnet, daß die zur Ausgerbung dienenden pflanzlichen Gerbstoffe
in Form von Pulvern ohne Flotte angewandt werden. Es gelingt so, in überraschend
einfacher Weise und sehr kurzer Zeit Leder von hervorragender Beschaffenheit herzustellen.
-
Bei diesem Gerbverfahren findet also die Vorgerbung mit einem gelösten
Vorgerbstoff in herkömmlicher Weise entweder in Ruhe in Gruben oder in Bewegung
im Faß statt, worauf die eigentliche Ausgerbung im Faß mit pulverförmigen Gerbstoffen
ohne Flotte erfolgt.
-
Es wurde nun gefunden, daß sich das vorbeschriebene Verfahren weiter
vereinfachen und rationalisieren läßt, wenn auch die Vorgerbung mit pulverförmigen
chromhaltigen Gerbstoffen ohne Flotte im Faß stattfindet. Gegenstand der vorliegenden
Erfindung ist damit ein Verfahren zum Schnellgerben mittelschwerer oder schwerer
Häute, bei welchem die in üblicher Weise in der Wasserwerkstatt vorbereiteten Häute
mit Chromgerbstoffen, Chromkomplexgerbstoffen oder Mischungen von Chromgerbesalzen
mit synthetischen Gerbstoffen und/oder Naphthalinsulfonsäure und/oder Sulfitablaugen
und/ oder Kondensationsprodukten aus Naphthalinsulfonsäure und Formaldehyd vorgegerbt
und anschließend in üblicher Weise oder mit pulverförmigen synthetischen und/oder
pflanzlichen Gerbextrakten ohne Flotte ausgegerbt werden, dadurch gekennzeichnet,
daß die zur Vorgerbung dienenden Gerbstoffe im Faß in Form von Pulvern ohne Flotte
angewandt werden.
-
Als geeignete Vorgerbstoffe für das neue erfindungsgemäße Verfahren
kommen vor allem folgende Gerbmittel in Frage: 1. Gerbfertige Chrom(III)-Sulfate,
die in Pulverform direkt in das Gerbfaß gegeben werden. In besonderem Maße eignen
sich die pulverförmigen Chromsulfatverbindungen, die in der belgischen Patentschrift
609 653 beschrieben sind.
-
2. Chromkomplexgerbstoffe, die durch Mischung von Chrom(III)-Salzen
mit solchen synthetischen Gerbstoffen erhalten worden sind, die durch Sulfomethylierung
von Phenolformaldehydkondensationsprodukten hergestellt worden sind. Nähere Angaben
über den Aufbau solcher Chromkomplexgerbstoffe sind z. B. in der deutschen Patentschrift
1153 857 zu finden.
-
3. Mischungen von Chrom(III)-Salzen mit synthetischen Gerbstoffen
oder mit Naphthalinsulfonsäure oder mit Kondensationsprodukten aus Naphthalinsulfonsäure
und Formaldehyd oder mit Sulfitablaugen.
-
4. Mischungen der chromhaltigen Vorgerbmittel, die unter 1. bis 3.
beschrieben sind, untereinander.
-
Die Vorgerbstoffe werden bevorzugt in einer Menge angewandt, die einem
Chromgehalt des fertig vegetabilisch ausgegerbten Leders von weniger als etwa 0,6
% Chromoxyd entspricht. Die Vorgerbstoffe durchdringen die entkälkte Blöße überraschenderweise
sehr schnell und erteilen ihr im gesamten Querschnitt eine saure Reaktion. Sie führen
zu einer ausgeprägten Narbenverfestigung und begünstigen das Eindringen und die
Fixierung des pulverförmigen Gerbstoffes bei der Schnellgerbung. Diese einfache
und wirksame Art der Vorgerbung bewährt sich nicht nur bei allen modernen Schnellgerbverfahren,
sondern kann auch mit gutem Erfolg bei den bisher üblichen Gerbmethoden nach dem
Gegenstromverfahren angewandt werden. Das neue Verfahren zeichnet sich durch eine
außerordentliche Einfachheit aus. Dadurch, daß man sich bei diesem Vorgerbverfahren
auch nicht mit chromhaltigen Abwässern
auseinandersetzen muß, ist
darüber hinaus das erfindungsgemäße Verfahren technisch wertvoll und fortschrittlich.
-
Im Gegensatz zu einer üblichen Chromvorgerbung mit einem Pickel und
gerbenden Chrom(III)-Salzen zeichnet sich das neue Verfahren aber nicht nur durch
seine überraschende Einfachheit aus. Die erfindungsgemäß vorbehandelten Leder weisen
darüber hinaus nur einen geringen Gehalt an Chromoxyd auf (unter etwa 0,6% Chromoxyd,
vorwiegend etwa 0,31/o), der in keiner Weise die Eigenschaften der Bodenleder nachteilig
beeinfiußt. Bekanntlich werden nämlich durch höhere Chromoxydmengen, wie sie bei
einer üblichen Vorgerbung mit Chromgerbstoffen vorliegen, und durch die im Pickel
eingeschleppten Salze die Eigenschaften der nach diesem Verfahren hergestellten
kombiniert gegerbten Bodenleder nachteilig beeinflußt.
-
Aus der USA.-Patentschrift 2 955 904 ist ein Verfahren zum Gerben
von Häuten bekannt, nach dem Häute zunächst vorgegerbt, dann durch Pressen mechanisch
von einem Teil der Flüssigkeit abgetrennt und schließlich ausgegerbt werden. Chromgerbstoffe
werden hierbei in der Vorgerbung in Flotte zur Anwendung gebracht. Im Gegensatz
dazu werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die zur Vorgerbung dienenden Gerbstoffe
im Faß in Form von Pulvern ohne Flotte angewendet. Der anwendungstechnische Vorteil
dieses Verfahrens liegt in der rationelleren Handhabung der Gerbung (keine Restflotte),
und im übrigen durchdringen die Chromgerbstoffe bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
die Blößen überraschend schneller, führen damit zu einer ausgeprägten Narbenverfestigung
und begünstigen das Eindringen und die Fixierung des pulverförmigen Gerbstoffes
bei der Schnellgerbung. Derartige Vorteile können mit dem Verfahren der USA.-Patentschrift
nicht erreicht werden.
-
In der deutschen Patentschrift 602 273 wird ein Gerbverfahren beschrieben,
bei dem Blößen mit Chromsalzen in trockener Form bestreut und dann aufeinandergeschichtet
werden. Durch Aufsaugen der Chromsalze erfolgt die Gerbung. In diesem Zusammenhang
wird herausgestellt, daß die Gerbung ohne Anwendung eines Walkfasses erfolgt. Da
eine gleichzeitige mechanische Behandlung der Gerbung vermieden werde, trete keine
Lockerung des Narbens oder der gesamten Blöße ein. Die Vorteile in den Ledereigenschaften
bei Anwendung des Verfahrens des deutschen Patentes 602 273 werden daher durch das
Vermeiden einer mechanischen Behandlung der Häute bei der Gerbung erreicht.
-
Während man demnach aus der deutschen Patentschrift 602 273 die Anweisung
entnimmt, eine Chromgerbung ohne mechanische Behandlung im Faß durchzuführen, bedient
sich das erfindungsgemäße Verfahren der entgegengesetzten Anweisung, die zur Vorgerbung
dienenden Gerbstoffe im Faß in Pulverform ohne Flotte anzuwenden. Das neue Verfahren
ist wesentlich rationeller und einfacher als das Verfahren der genannten deutschen
Patentschrift 602 273, bei der das Stapeln von Häuten und Einstreuen von Chromgerbsalzen
hinsichtlich seines Arbeitsaufwandes einen erheblichen technischen Nachteil darstellt.
Gerade bei Kenntnis der Empfehlung der deutschen Patentschrift 602 273 muß der Fachmann
von dem erfindungsgemäßen Verfahren, nämlich die mechanische Behandlung der Häute
ohne Flotte im Faß in Angriff zu nehmen, abgeleitet werden.
-
Des weiteren ist zu berücksichtigen, daß sich das erfindungsgemäße
Gerbverfahren auf die Herstellung von . Vegetabilledem aus mittelschweren und schweren
Häuten richtet. Die erfindungsgemäße Vorgerbung begünstigt das Eindringen und die
Fixierung der pulverförmigen Gerbstoffe bei der Schnellgerbung, und die Vorgerbung
stellt lediglich einen Teil des gesamten Verfahrens zur Herstellung von Vegetabilledern
dar. Demgegenüber befaßt sich das Verfahren der deutschen Patentschrift 602 273
allein mit der Chromgerbung an sich. Beispiel 1 1000 kg ungespaltene Rindcroupons
werden nach den für Bodenleder üblichen Wasserwerkstattsarbeiten im Faß mit 4% des
nachstehend beschriebenen pulverförmigen Chromkomplexgerbstoffes vorbehandelt.
-
225 Gewichtsteile des nach Angaben des Beispiels 1 der deutschen Patentschrift
1053 517 hergestellten Kondensationsproduktes werden mit einer Lösung von 225 Gewichtsteilen
gereinigter Sulfitablauge und einer Lösung von 300 Gewichtsteilen 0-basischem Chromsulfat
in 300 Gewichtsteilen heißem Wasser vermischt und im Sprühtrockenverfahren getrocknet.
-
Die Vorgerbdauer mit diesem Chromkomplexgerbstoff beträgt bei dickem
Material etwa 3 Stunden. Im Anschluß an die Vorgerbung erfolgt die Ausgerbung mit
einem pflanzlichen und synthetischen Gerbstoffgemisch. Diese Vorgerbung eignet sich
besonders für die Schnellgerbung im Faß mit pulverförmigen Extrakten ohne Flotte.
Die Gesamtgerbdauer beträgt auch bei einem sehr dicken Hautmaterial nicht mehr als
24 Stunden. Beispiel 2 500 kg gespaltene Vachettenblößen werden nach der üblichen
Vorbereitung in der Wasserwerkstatt im Faß mit 4% des nachstehenden pulverförmigen
Chromgemischgerbstoffes vorbehandelt.
-
200 Gewichtsteile eines gerbenden Chrom(III)-Salzes werden mit 150
Gewichtsteilen des Natriumsalzes der ß-Naphthalinsulfonsäure innig vermischt.
-
Die Dauer der Vorgerbung beträgt 11/z Stunden. Die Ausgerbung kann
in üblicher Weise mit pflanzlichen Gerbstoffen erfolgen. Die erfindungsgemäße Vorgerbung
eignet sich besonders für die Schnellgerbung im Faß mit pulverförmigen synthetischen
und/oder pflanzlichen Gerbstoffen im Faß ohne Flotte. Die Gesamtgerbdauer beträgt
etwa 6 bis 8 Stunden. Beispiel 3 1000 kg Spaltcroupons werden mit 3 % eines 4/12
basisch gestellten Chromgerbesalzes und mit 0,3% Ameisensäure im Faß ohne Flotte
3 Stunden lang gewalkt. Anschließend gerbt man mit einem pulverförmigen synthetischen
und pflanzlichen Gerbstoffgemisch aus. Gesamtgerbdauer etwa 18 Stunden. Die Spaltcroupons
werden im Anschluß an die Gerbung in üblicher Weise fertiggestellt.