-
Mittel zum Gerben von Häuten und Fellen Bei der Ilerstellung von Ledern
ist es seit altersher bekannt, die tierische Haut einem sogenannten Gerbprozeß zu
unterwerfen. Unter der Gerbung versteht man dabei generell eine Vernetzungsreaktion
der Eiweißketten des zu gerbenden Hautsubstrats. Dieser Gerbvorgang bewirkt die
Umwandlung der tierischen itaut in das, was man normalerweise hunter Leder versteht,
d.h. einen gegen Fäulnis, Temperatur, Chemikalien mehr oder weniger beständig-en
Körper.
-
Kennzeichen einer echten Gerbung ist dabei, daß diese Erhöhung der
Widerstandsfähigkeit des tierischen Materials in irreversibler Weise vor sich geht.
-
Es ist seit längerem bekannt, für diese Gerbung pflanzliche Gerbstoffe
der verschiedensten Art einzusetzen, auch hat sich speziell die Gerbung mit mehrwertigen
Metallsalzen, wie etwa Chrom oder Aluminium und Zirkonium eingeführt. Daneben kennt
man seit langem
eine Gerbung mit Formaldehyd, die Jedoch wohl nur
aus einer Eiweißdenaturierung besteht.
-
Seit 1957 ist aus der amerikanischen Fachliteratur ein Gerbverfahren
bekannt geworden, das auf einem anderen Prinzip beruht. Bei diesem Gerbverfahren,
der sogenannten Glutaraldehydgerbung, handelt es sich um Vernetzungsreaktionen des
Kollagens, bei denen als vernetzendes Agens nicht ein mehrwertiges Metallsalz, sondern
Glutardialdehyd verwendet wird.
-
In der Praxis hat es sich bei der Glutaraldehydgerbung als praktikabel
herausgestellt, nicht eine sogenannte Vollgerbung mit Glutaraldehyd durchzuführen,
sondern es wurde vielmehr praxisüblich, eine Glutaraldehydvorgerbung oder Glutaraldehydnachgerbung
vor bzw. nac einer konventionellen Gerbung mit Chrom oder anderer/-MetaLlgerbstoffeE
bzw. pflanzlichen Gerbstoffen auf Phenolbasis durchzuführen.
-
Als Vorteil der mit Glutaraldehyd vor- oder nachgegerbten Leder gegenüber
solchen, denen dieser Behandlungsschritt nicht zuteil wurde, hat sich dabei vor
allem eine wesentlich verbesserte Schweißechtheit des Leders herausgestellt. Diese
Schweißechtheit hat dem glutaraldehydgegerbten Leder neue Anwendungsmöglichkeiten
eröffnet. So ist es z.B. üblich geworden, chromgegerbtes Schuhoberleder, das zur
Verwendung z.B.
-
in Sportschuhen oder Militär- und Arbeitsstiefeln gedacht ist, zur
Erhöhung der Schweißechtheit einer Glutaraldehydnachgerbung zu unterziehen, womit
sich eine wesentliche Verbesserung der Anwende- und Trageigenschaften, sowie der
Lebensdauer des Schuhmaterlals ergeben hat.
-
Glutaraldehydgerbung bewirkt darüber hinaus im derartig bebehandelten
Leder einen weichen angenehmen Griff, der insbesonder bei der Verwendung zu Schuhmaterial
die Trageigenschaften
verbessert und susätzlicll wird dem glutaraldehydgegerbten
Leder Fülle verliehen, die sich praktisch nicht in einem Dicken-Zuwachs des Leders
auswirkt.
-
Ein dritter ositiver Effekt der Glutaraldehydgerbung ist die Verleihung
erhöhter Formbeständigkeit für das behandelte Leder, was sich insbesondere bei Waschledern,
d.h. Ledern, die hernach einer Wasserbehandlung zur Reinigung unterzogen werden,
angenehm bemerkbar macht.
-
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß 3-Methylglutardialdehyd
als Gerbstoff gegenüber der Verwendung von Glutardialdehyd weitere Vorteile erbringt.
Es konnte nicht nur eine weitere Verbesserung der allgemeinen Ledereigenschaften
erzielt werden, sondern insbesondere auch eine Erhöhung der Schrumpfungstemperatur.
Gleichzeitig wurde beobachtet,-daß man bei Einsatz von 3-Methylglutardialdehyd mit
geringeren Gerbstoffmengen auskommt.
-
Dieser Effekt ist um so überraschender, als durch die Methylsubstitution
die Molekülgröße des Gerbstoffs erhöht wird und es daher zu erwarten gewesen wäre,
daß 3-Methylglutardialdehyd weniger reaktiv und daher als Gerbmittel nicht geeignet
sei.
-
Aus der Fachliteratur ist es bekannt, daß ein mit Glutaraldehyd im
Alleinverfahren gegerbtes Leder eine Schrumpfungstemperatur von 850C besitzt, d.h.
gegenüber einer Schrumpfung in heißem Wasser nur bis zu 85 0C beständig ist. Eine
weitere Erhöhung der Schrumpfungstemperatur auf 90°C ist nur möglich, wenn zusätzlich
zur Glutaraldehydgerbung eine mineralische Gerbung durchgeführt wird. Bei Verwendung
von 3-Methylglutardialdehyd dagegen konnte bei um 10 % reduzierter Einsatzmenge
eine Schrumpfungstemperatur von mehr als 95° gemessen werden, d.h., das geprüfte
Leder wies auch in einem auf 97OC erhitztem Wasser noch keine merkliche Schrumpfung
auf. Die Schweißbeständigkeit des Leders erwies sich als höher, als die eines mit
Glutaraldehyd behandelten Leders. Zusätzlich wurde eine Weicht heit und Fülle des
behandelten Leders erreicht, die sich einer exakten Messung entzieht, jedoch vom
Fachmann bei einer gefühlsmäßigen Beurteilung des Leders deutlich empfunden wird.
-
Vorzugsweise wird zusätzlich zu einer Gerbung mit 3-Methyl glutardialdeliyd
eine-vor- bzw. nachgeschaltete Gerbung mit mineralischen oder vegetabilen Gerbstoffen
durchgeführt.
-
Die Gerbung mit 3-Methylglutardialdehyd wird mit einer wässrigen Lösung
des Gerbmittels bei pH-Werten von 3-9, vorzugsweise 3,5 - 8 durchgeführt. Bei kombinierten=Gerbungen
richtet sich der pH-Wert vorzugsweise nach den Bedingungen, die durch die mineralischen
oder vegetabilen Gerbstoffe diktiert werden.
-
Die Einsatzmenge an 3-Methylglutardialdehyd liegt im allgemeinen je
nach Bedingung bei 3 - 7 Gew.-Teile 25 obige wässrige Lösung auf 100 Gew.-Teile
Blößen, bei Bodenledern bei 8 - 12 Gew.-Teile Lösung. Der Gerbvorgang kann üblicherweise
bei Temperaturen von 20 - 400C vorgenommen werden. Die Einwirkungsdauer wird entsprechend
den gewünschten Effekten von 1 - 24 Stunden variiert, beträgt aber im allgemeinen
2 - 4 Stunden.
-
Beispiele: 1. Chromgegerbte Rinderhälse wurden anstelle eine-r sonst
üblichen vegetabilen Nachgerbung im Anschluß an die selbstabstumpfende Chromgerbung
in gleicher Flotte mit 3 % 3-Methylglutardialdehyd-Lösung (25 %ig) bei pil 4, 25
C, innerhalb von 2 Stunden nachgegerbt.
-
Das resultierende Leder war im Gegensatz zu üblichen Provenienzen
in den lose strukturierten Hautteilen weniger schwammig, im Griff jedoch angenehm
weich, der Narben lag fest an.
-
2. Lohgare Leder wurden vorgegerbt, mit 3 % Methylglutardialdehyd-Lösung
(25 ig) in Kombination mit einem Chromgerbstoff, dessen Menge 0,25 Cr203 entsprach.
Die Vorgerbung wurde bei pH 3.8 und 200C innerhalb von 3 Stunden bei einem Flottenverhältnis
von 100 % durchgeführt. Die Leder wurden vegetabil nachgegerbt.
-
Die Leder hatten die charakteristischen Eigenschaften vegetabiler
gegerbter iläute, wiesen aber infolge der 3--Nethylglutardiald ehyd-Einwirkung hohe
Schweißechtheiten auf. Der gesamte Gerbprozeß konnte durch 3-Methylglutardialdehyd-Vorgerbung
als Schnellgerbung durchgeführt werden.
-
3. Zur Schafpelzherstellung wurden gepickelte Schaffelle (33 1 Wasser
pro Fell) in der Pickelflotte bei p 3,5 mit 10 g 3-Methylglutardialdehyd-Lösung
(25 %ig) je Liter Flotte versetzt. Innerhalb von 2 Stunden wurde der pH-Wert auf
6.2 erhöht (Zugabe Bicarbonat, insgesamt 7.7 g/l Flotte). Nach weiteren 12 Stunden
bei ruhendem Faß wurden die Pelze entnommen, getrocknet und zugerichtet. Bei dieser
Gerbung färbt sich die Wolle mit einem matten Zitronengelb an, das Leder entspricht
in den Eigen-.
-
schaften einer Rauchwarenzurichtung.