AT236027B - Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen - Google Patents

Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen

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  Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen 
Die Entwicklung von Gerbverfahren mit synthetischen Gerbmittel führte zu den verschiedensten Ver- suchen, die Gerbwirkung dieser Stoffe zu verbessern. Um brauchbare Leder und Felle zu erhalten, ist es in jedem Fall erforderlich, dass die Gerbstoffe einmal das zu gerbende Gut möglichst gleichmässig durch- dringen und anderseits, dass diese in der Haut so fest eingelagert werden, dass sie aus dem fertigen Leder oder Fell nicht mehr herausgewaschen werden können. 



   Gerbereitechnisch brauchbare Kunstharze haben im allgemeinen die Neigung zu Polymerisations- oder Kondensationsreaktionen, wobei die Bildung höhermolekularer Produkte für eine gute Haftung im
Leder durchaus wertvoll bzw. notwendig ist. Wichtig ist dies vor allem bei der Herstellung von Lauf- und
Brandsohlenleder, das in dieser Hinsicht besonderen Belastungen ausgesetzt wird und eine hohe Schweiss- festigkeit aufweisen soll. 



   Man hat zu diesem Zweck bereits auf verschiedenen Wegen versucht, das Einbringen von höhermole- kularen Stoffen in die Haut zu erleichtern. Es ist bekannt, an-oder vorkondensierte Produkte, beispiels- weise aus Harnstoff und Formaldehyd, oder auch ein Gemisch der einzelnen Kondensationspartner in die
Häute einzubringen und die Kondensation bzw. Fertigkondensation innerhalb der Haut vorzunehmen. Bei gleichzeitiger Einbringung der Reaktionspartner besteht jedoch die Gefahr, dass die Kondensationsreaktion zu früh einsetzt,   d. h.   teilweise Kondensationsreaktionen zwischen den Partnern eintreten, bevor die Häute vollkommen mit der Lösung durchtränkt sind. 



   In neuerer Zeit wurde ein Verfahren bekannt, bei welchem die Haut zunächst mit einer wässerigen Lösung eines Ligninderivats, eines Aldehyds und eines Säurediamids getränkt wurde. Anschliessend wur den durch Erniedrigung des pH-Wertes die drei Kondensationspartner innerhalb des Gerbgutes zur Ausflockung gebracht. Dieses Verfahren verlangt jedoch eine genaue Einhaltung der pH-Werte, um eine vorzeitige Kondensationsreaktion ausserhalb des Gerbgutes zu verhindern. Ausserdem müssen die jeweils erforderlichen pH-Werte durch Vorversuche ermittelt werden. Bei den bekannten Verfahren können die in Frage kommenden drei Kondensationskomponenten in beliebiger Reihenfolge dem gegebenenfalls gepickelten Gerbgut einverleibt werden. Dieses Verfahren ist dennoch umständlich und erfordert genaue Überwachungsmassnahmen.

   Zudem waren die nach diesem Verfahren erhaltenen Leder relativ hart und spröde und neigten stark zu Verschrumpfungen, insbesondere bei erhöhten Temperaturen. 



   Die Erfindung betrifft nun ein Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen durch Tränken derselben'in wässerigen Lösungen von Ligninsulfonsäuren bzw. ihren Salzen, mit Formaldehyd kondensierbaren Aminoverbindungen wie Harnstoff, Dicyandiamid und/oder Melamin und Aldehyden sowie Bildung und Ausfällung des Kondensationsproduktes in situ durch Ansäuern des getränkten Gerbgutes.

   Das erfindungsgemässe Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass das Tränken des Gerbgutes mit den wässerigen Lösungen der kondensierbaren Komponenten stufenweise erfolgt, derart, dass während der Behandlung im sauren Pickelbad die Ligninsulfonsäuren bzw. ihre Salze in das Pickelbad eingebracht werden und damit eine Tränkung des Gerbgutes mit den Ligninsulfonsäuren bzw. ihren Salzen erfolgt, worauf nach Spülen des so behandelten Gerbgutes in einem zweiten Bad, welches die Aminoverbindungen gemeinsam mit Aldehyden enthält, die Tränkung mit diesen durchgeführt wird. 



   Auf diese Weise werden Leder und Felle mit überraschend guten Eigenschaften, besonders auch zur Verwendung als Lauf-, Futter- und Brandsohlenleder erhalten. 

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   Es hat sich nämlich gezeigt, dass es unbedingt erforderlich ist, die Häute oder Felle zuerst nur mit der Ligninsulfonsäure bzw. deren Salzen zu behandeln,   u. zw.   während des Pickeins, um ein vollständiges Eindringen des Gerbstoffes auch zwischen die Fasern in das Innere der Haut hinein zu gewährleisten. Die Ligninsulfonsäure kann sowohl als freie Säure als auch in Form ihrer Salze, wie das Aluminium-, Titan-, Zirkon-, Chromsalz, oder Gemische dieser Salze oder auch Mischungen der freien Säure mit Salzen verwendet werden. Besonders vorteilhafte Ergebnisse werden erzielt, wenn die Ligninsulfonsäure einen geringen Anteil an kationisch gebundenem Chrom enthält, wobei schon ein Gehalt von unter   Sqo   Chrom (be-   rechnet als Cr0) genügt. 



  Als Aminoverbindungen kommen für das erfindungsgemässe Verfahren Harnstoff, Thioharnstoff,   Methylendiharnstoff, Cyanamid, Guanidin, Alkylguanidine, Dicyandiamid, Dicyandiamidin sowie Triazinderivate, wie Ammelin, Ammelid, Guanamin und Melamin in Frage, vorzugsweise Harnstoff, Dicyandiamid und Melamin. Gewünschtenfalls können auch Mischungen der Aminoverbindungen, beispielsweise Dicyandiamid und Melamin, zur Anwendung gelangen. Es können jedoch auch analog gebaute Verbindungen, die wenigstens eine reaktionsfähige Aminogruppe enthalten, eingesetzt werden. 



   Als Aldehyde werden Formaldehyd und/oder Acetaldehyd bevorzugt. Es können aber auch andere gesättigte, aliphatische Aldehyde verwendet werden. 



   Die erforderliche Menge an Aldehyden beträgt   1-61o,   vorzugsweise nicht mehr als   30/0,   berechnet auf das Gewicht der Blösse. An Aminoverbindungen werden im allgemeinen Mengen von etwa 3 bis   10%,   vorzugsweise   4 - 60/0   benötigt. 



   Die nach dem erfindungsgemässen Verfahren hergestellten Leder zeichnen sich einerseits durch eine besondere Farbe und durch Lichtechtheit aus und sind anderseits auch besonders flexibel und weisen eine sehr hohe Abriebfestigkeit auf. Besonders hervorzuheben ist ferner ihr niedriges spezifisches Gewicht sowie die gute Beständigkeit bei höheren Temperaturen. 



   Neben den guten Eigenschaften der nach diesem Verfahren gewonnenen Leder oder Felle hat das erfindungsgemässe Gerbverfahren den grossen Vorteil, sehr schnell und trotzdem sehr wirksam durchgeführt werden zu können. 



   Der Verlauf des erfindungsgemässen Verfahrens wird nachstehend näher erläutert :
Die in üblicher Weise   vorbereiteten Blössen,   Spalte, beispielsweise von Bulle, Rind, Kalb, Ziege, Schaf, Lamm usw., und Felle von beispielsweise Fohlen, Lamm, Kaninchen, Rotwild sowie Edelfelle werden in einen üblichen Säurepickel gebracht und darin etwa   1 - 3,   vorzugsweise 2 h, unter ständiger 
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 dauernder Bewegung gehalten. Die Ligninsulfonsäure kann dadurch leicht in die Haut eindringen und wird dort zum Teil durch chemische Bindung festgehalten. Nach Abziehen der Pickelbrühe wird das Gerbgut gespült, das nunmehr für die Aufnahme der   beiden weiteren Kondensationspartner   geeignet ist.

   Die Zugabe der Aminoverbindungen und der Aldehyde erfolgt in verhältnismässig konzentrierter Lösung, etwa   20-100%,   vorzugsweise   30 - 400/0   der Flotte, so dass beide Chemikalien sehr rasch von der Haut aufgenommen werden. Hiebei hat sich als zweckmässig ergeben, die Temperatur der Flotten zwischen 20 und   60 C,   vorzugsweise zwischen 30 und 45 C, zu halten. Eine besonders bevorzugte Ausführungsform sieht vor, dass gleichzeitig noch Ligninsulfonsäure und/oder ihre Salze, hier vorzugsweise ihre Alkali- oder Erdalkalisalze, in einer Menge von 2 bis   10%,   vorzugsweise 4 bis   6%   (berechnet auf das Blössengewicht), mitverwendet werden.

   Nach etwa einer 1/2 - 2 h, vorzugsweise nach 1 h, wird die Flotte mittels Säure, vorzugsweise Salzsäure, auf einen pH-Wert unterhalb 7, vorzugsweise unterhalb 2, eingestellt und nochmals eine   1/2 - 2   h, vorzugsweise 1 h, gewalkt. Damit ist der Gerbvorgang abgeschlossen, der-wie die nachstehenden Beispiele zeigen-nur einige Stunden beansprucht. Anschliessend wird das Leder in üblicher Weise fertiggestellt. Zur Herstellung des bevorzugt zur Anwendung gelangenden Chrom-Ligninsulfosäure-Komplexes werden beispielswese 100 Gew.-Teile Ammonium-Lignin-Sulfonat-Pulver mit 10 Gew.Teilen   Chrom-III-Sulfat-Pulver   gemischt. Bei der Lösung im Wasser bildet sich der Chrom-Ligninsulfosäure-komplex. Die Herstellung von Aluminium-Lignin-Sulfonat kann gemäss der in der deutschen Patentschrift Nr. 802002 beschriebenen Weise erfolgen. 



   Eine besonders zweckmässige Ausführungsform des Herstellungsverfahrens sieht vor, dass die dem Pickel zugesetzte Ligninsulfonsäurekomponente   2 - 50/0,   vorzugsweise unter   3%,   Chrom (berechnet als   Cr. 0.) enthält.    



   Die nach diesem Verfahren erhältlichen Leder sind hellfarbig (praktisch weiss) und weisen keine oder nur Spuren von Chrom auf, sofern man Chromligninsulfonat bei der Herstellung verwendet hat. Da jedoch 

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AT558562A 1961-07-12 1962-07-11 Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen AT236027B (de)

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