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Verfahren zur Herstellung von Leder Die vorliegende Erfindung betrifft
ein Gerbverfahren mit Zink-C> salzen als gerbaktiven Stoffen.
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Man hat schon versucht, mit Hilfe von Zinksalzen Leder herzustellen.
So ist aus der französischen Patentschrift 587 203 ein Verfahren bekannt
geworden, bei dem man Leder und Häute mit Zinksalzen in neutraler, saurer oder basischer
Lösung behandelt und sie dann mit Wasser, das ein Oxydationsmittel enthalten kann,
und mit einem alkalisch reagierenden Salz als Abstumpfungsmittel nachbehandelt.
Dieses Verfahren hat sich aber nicht durchsetzen können, weil nur minderwertige
Leder mit einer Schrumpfungstemperatur von 62 0 0 erhalten werden können.
Die eingelagerten Zinksalze lassen sich vollständig wieder auswaschen. Das gewaschene
Leder trocknet blößig auf.
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In der Folgezeit hat sich dann allgemein die Ansicht durchgesetzt,
daß Zinksalze als gerbaktive Stoffe unbrauchbar sind (vgl. z. B. W. Grassmann, Handbuch
der Gerbereichemie und
LederfabrikatiOn, 1. Auflage,
1939, Band 11/2, Seite 329;
7 Li. Sykes JSLTC 3-7, 294 (1953);
F. Stather: Gerbereichemie un - d Gerbereitechnologie, 4. Auflage,
1967, Seite 471).
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Es wurde nun gefunden, daß es bei Einhaltung bestimmter Arbeitsbedingungen
gelingt, mit Hilfe von Zinksalzen volle und griffige Leder mit einer Schrumpfungstemperatur
zwischen 85 und 90 0 C zu erhalten, in denen die Zinksalze unauswaschbar
an die Hautsubstanz gebunden sind und die gewünschtenfalls eine rein weiße Parbe
haben.
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Demgemäß besteht das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von
Leder durch Behandeln von gerbbarem Material, wie vorgegerbtem Leder, Pelzfellen
oder insbesondere Blößen, mit Zinksalzen und Nachbehandeln mit Abstumpfungsmitteln
darin, daß man das gerbbare Material vor oder während der Behandlung mit den Zinksalzen
mit wasserlöslichen Sulfaten und mit Aldehyden oder Aldehyde abspaltenden Stoffen
behandelt.
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Als Zinksalze kommen für das erfindungsgemäße Verfahren beliebige
wasserlösliche Salze dieses Metalls in Betracht, beispielsweise mineralsaure Salze,
wie Zinkehlorid und Zinkaulfat, und organische Salze des Zinks, wie diejenigen von
Mono-, Di- und Polycarbonsäuren und von Hydroxycarbonsäuren. Als Beispiele
für organische Zinkealze seien genannt Zinkacetat, Zinkmalonat und Zinkzitrat.
Vorzugsweise
wendet man das Zinksulfat an. Es hat sich bewährt, die Zinksalze in einer Menge
von 2,0 bis 8 %, vorzugsweise 3,5
bis 4,5 %, berechnet als Zinkoxid
und bezogen auf das Gewicht des wasserhaltigen gerbbaren Materials, im Regelfall
also auf das Blößengewicht, auf dieses einwirken zu lassen und zwar in wässriger
Flotte, wobei das Zinksalz als Pulver zugegeben werden kann. Es hat sich bewährt,
die Flotte mit 50 bis 200 % Wasser, bezogen auf das gerbbare Material,
anzusetzen, doch können auch andere Wassermengen verwendet werden. Die Behandlung
mit den Zinksalzen ist im allgemeinen in 6 bis 8 Stunden beendet.
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Für das erfindungegemäße Verfahren können beliebige wasserlösliche
Sulfate verwendet werden, beispielsweise die Alkalisu'Lia4-,-e. Im einfachsten Fall
verwendet man Zinksulfat, weil man damit dem gerbbaren Material gleichzeitig Zink-
und Sulfationen anbieten kann. Es hat sich aber besonders bewährt, das gerbbare
Material mit einem Alkalisulfat und einem Aldehyd vorzubehandeln und es dann mit
Zinksulfat in Kontakt zu bringen. Die wasserlöslichen Sulfate werden zweckmäßigerweise
in einer Menge angewendet, daß unter Einbeziehung der gegebenenfalls aus Zinksulfat
stammenden Anionen etwa 8 bis 18 % Sulfationen, bezogen auf das Gewicht
des gerbbaren Materials, zur Verfügung stehen. Besonders bewährt haben sich Mengen,
die 10 bis 16 % Sulfationen entsprechen.
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Als Aldehyde seien besonders Formaldehyd, Acetaldehyd, Propionaldehyd,
Glyoxal und Glutaraldehyd erwähnt. Statt der Aldehyde
oder zusammen
mit ihnen kann man auch Stoffe verwenden, die unter den Bedingungen der Gerbung
Aldehyde abspalten. Dazu zählen hydroxymethansulfonsaures Natrium, Hexamethylentetramin,
Paraformaldehyd, Paraldehyd, Metaldehyd und insbesondere N-Methylolverbindungen,
z. B. diejenigen des Harnstoffs, der cyclischen liarnstoffderivate, des Melamins
und des Dicyandiamids. Es hat sich bewährt, die Aldehyde in Mengen von
0,5 bis 3 %, vorzugsweise 1 bis 1,5 %, bezogen auf das
Gewicht des gerbbaren Materials, einzusetzen. Aldehyde abspaltende Stoffe verwendet
man zweckmäßig in Mengen, die den genannten Aldehydmengen äquivalent sind bzw. die
aufgrund der Gleichgewichtslage in Lösung eine äquivalente Menge Aldehyd abspalten.
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Für die Nachbehandlung kann man sich der in der Gerberei üblichen
Abstumpfungsmittel bedienen. Als Bei'spiele seien genannt Alkalihydroxide wie Natrium-
und Kaliumhydroxid, Ammoniak, aliphatische und aromatische Amine, Alkalicarbonate,
Alkalibicarbonate, in saurem Medium lösliche Carbonate, wie Magnesiumcarbonat, Calciumcarbonat
und Dolomit und insbesondere Alkalisalze von Dicarbonsäuren, vornehmlich solcher,
die mehr als zwei Kohlenstoffatome in einer Kette tragen, beispielsweise derjenigen
der Bernsteinsäure. Durch Verwendung der zuletzt erwähnten Alkalisalze von Dicarbonsäuren
erzielt man besonders gute Lederqualitäten.
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Die.Menge an Abstumpfungsmitteln sollte möglichst eo bemessen
sein,
daß sich rechnerisch eine Basizität des Zinksalzes von 50 bis 80 %
ergibt; optimale Ergebnisse erzielt man, wenn man bei der Abstumpfung eine rechnerische
Basizität des Zinksalzes von ungefähr 75 % einstellt. Man kann die Abstumpfungsmittel
nach der Behandlung mit dem Zinksalz auf einmal in die Gerbflotte geben; mitunter
bewährt es sich aber besonders gut, sie in an sich bekannter Weise nach und nach
in mehreren Anteilen der Flotte zuzusetzen.
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Es ist ohne weiteres möglich und in manchen Fällen besonders vorteilhaft,
nach der Behandlung des gerbbaren Materials mit Zinksalzen und vor der Nachbehandlung
mit-Abstümpfungsmitteln eine Gerbung mit anderen Mineralgerbstoffen, insbesondere
mit Chrom-, Aluminium-, Zirkon- oder Titansalzen vorzunehmen. Dazu wendet man die
für diese Salze bekannten und üblichen Arbeitsbedingungen an. Auf diese Weise kann
man mit relativ sehr kleinen Anteilen solcher Mineralgerbstoffe (z. B. mit
0,8 bis 1 %
Cr 2 0 3 ) kochgare Leder erhalten.
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Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen Leder könner.
in herkömmlicher Weise nachbehandelt, beispielsweise gefärbt und gefettet werden
und sind nach den eine Gerbung üblicherweise abschließenden Maßnahmen gebrauchsfertig.
Es ist aber auch möglich und für manche Verwendungszwecke vorteilhaft, die erfindungegemäß
erhaltenen Zinkleder mit synthetischen oder vegetabilischen Gerbotoffen nachzubehandeln.
Die
in den Beispielen genannten Prozente sind Gewichtseinheiten. Mit Ausnahme von Basizitäts-
und Konzentrationsangaben beziehen sie sich-auf das Gewicht des zu gerbenden Materials.
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Beispiel 1
Entkälktes Blößenmaterial wird mit 10 % Natriumsulfat,
3 %
30 %igem Formaldehyd in 100 % Wasser 1 Stunde behandelt.
Man fügt 14 % Zinksulfat (ZnS0 4 * 7H2 0) der Flotte zu und läßt 4
bis 5 Stunden laufen. Danach stumpft man die Flotte in 4 Anteilen mit insgesamt
6,0 % Natriumbicarbonat oder mit 4 % Soda ab. Man läßt weitere 4 Stunden
laufen und beläßt das Leder über Nach auf Bock. Danach wird das Leder ohne Zwischenspülen
in üb-
licher Weise gefärbt, gefettet und fertig gestellt.
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Beispiel 2 Entkälktes Blößenmaterial wird wie im Beispiel
1 angegeben mit Natriumsulfat und Formaldehyd vorbehandelt, anschließend
mit 7 % Zinkchlorid gegerbt und nach 4 bis 5 Stunden Laufzeit mit
6,0 % Natriumsuccinat abgestumpft.
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Beispiel
3
Entkälktes Blößenmaterial wird mit
10 % Natriumsulfat
und
5 %
Dimethylolharnstoff in
100 % Wasser
1 Stunde behandelt.
Man fügt 14
% Zinkeulfat (ZnS0 4
* 7 H2
0) der Flotte zu und
läßt 4 bis
5
Stunden laufen. Danach stumpft man die Flotte in 4 Anteilen |
insgesamt 6 % Natriumbicarbonat oder 4 % Soda
ab. |
der Leder wie unter Beispiel 1 angegeben. |
Beispiel 4 |
Entkälktes Blößenmaterial wird 2 Stunden mit 10 % einer
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wässrigen Lösung von Glutaraldehyd und 10 % Natrilumsulfat
in |
100 % Wasser behandelt. Man fUgt 10 % Zinksulfat
(ZnS0 |
4 |
und 4 % eines pulverförmigen 33 % bas-Ischen
Chromsulfats |
(1 % Cr,0 3 ) der Flotte zu und läßt 4
bis 5 Stunden laufen. Da- |
nach stumpft man die Plot-te in A Anteilen mit insgesamt,
6 |
Natriumbicarbonat ab. Fertigstellen U"i2r ileder wii#, |
1 angegeben. |