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Gerbverfahren Es ist ein Gerbverfahren mit Chrom(III)-sulfatverbindungen
bekannt, bei welchem man diese Verbindungen in Form von Pulvern oder konzentrierten,
einen Mindestgehalt von 150/0 Chromoxyd aufweisenden wäßrigen Lösungen unmittelbar
anwendet, d. h. also, ohne daß man sie, wie bis dahin üblich, in Form von verdünnten
wäßrigen Lösungen, deren Gehalt an Chromoxyd unterhalb 150/, liegt, zunächst
altern läßt. Verwiesen sei z. B. auf den Aufsatz von S p a h r k ä s und S c h m
i d, »Bemerkungen zur Anwendung gerbfertiger Chromprodukte« in »Das Leder«, 10 (1959),
S. 145 bis 149.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung werden nun bei einem derartigen Gerbverfahren
solche Chrom(III)-sulfatverbindungen in Form von Pulvern oder konzentrierten, einen
Mindestgehalt von 1501, Chromoxyd aufweisenden wäßrigen Lösungen verwendet,
die koordinativ gebundene Acetatreste in einer Menge enthalten, welche eine starke
Maskierung bewirkt, jedoch höchstens 0,3 Mol pro Mol Chrom.
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Die erfindungsgemäß zu verwendenden Chromverbindungen sind dadurch
erhältlich, daß man in hier nicht beanspruchter Weise wäßrige Chrom(III)-sulfatlösungen,
die einen Mindestgehalt von 151)1, Chromoxyd aufweisen, mit Essigsäure bzw. ihren
Alkalisalzen auf höhere Temperaturen erhitzt und gewünschtenfalls die Reaktionsmischung
unter milden Bedingungen trocknet. Die für die Durchführung der vorliegenden Erfindung
geeigneten Mengen an Essigsäure bzw. ihren Alkalisalzen lassen sich durch Vorversuche
leicht ermitteln; im allgemeinen haben sich Mengen von etwa 0,2 Mol pro Mol Chrom
als zweckmäßig erwiesen.
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Erfindungsgemäß erhält man Chromleder, die hervorragende Eigenschaften
besitzen, insbesondere vollen, weichen Griff, ausgezeichnete Glätte, vorzügliche
Narbenbeschaffenheit und hohe Narbenfestigkeit. Von Vorteil gegenüber dem eingangs
angeführten bekannten Verfahren ist dabei, daß die mit den erfindungsgemäßen Chrom(III)-sulfatverbinr
dungen bereiteten Gerbflotten nunmehr völlig unempfindlich sind gegenüber den üblicherweise
zum Abstumpfen und Neutralisieren benutzten alkalischen Mitteln. Es ist .somit auch
möglich, die in Betracht kommenden alkalischen Mittel, wie z. B. Natriumcarbonat,
Natriumbicarbonat oder Natriumsulfit, den erfindungsgemäßen pulverförmigen Chrom(III)-sulfatverbindungen
beizumischen und auf diese Weise eine besondere Arbeitsstufe für das Abstumpfen
und das Neutralisieren bei der Lederherstellung einzusparen. Weiterhin ist es mit
Hilfe der vorliegenden Erfindung möglich, Leder von hervorragender Beschaffenheit
gewünschtenfalls auch ohne Pickeln, Abstumpfen und Neutralisieren herzustellen.
Erwähnt sei noch, daß die erfindungsgemäß verwendeten Chrom(III)-sulfatverbindungen
auf tierische Blößen auch ohne weiteren Zusatz von Wasser zur Einwirkung gelangen
können.
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Die mit der vorliegenden Erfindung verbundenen Vorteile sind darauf
zurückzuführen, daß die starke Maskierung, welche die erfindungsgemäß zu verwendenden.
Chrom(III)-sulfatverbindungen besitzen, zu Beginn des Gerbprozesses noch vorhanden
ist, jedoch dank der Begrenzung des Gehalts an koordinativ gebundenen Acetatresten
auf höchstens 0,3 Mol pro Mol Chrom nicht erhalten bleibt, sondern durch Einwirkung
des Wassers der tierischen Blößen bzw. der Gerbflotten im Verlauf des Gerbprozesses
stetig vermindert wird, bis sie aufgehoben ist.
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Es war nicht vorauszusehen, daß die bei den erfindungsgemäß verwendeten
Gerbstoffen vorliegende Kombination des Merkmals des Mindestgehalts von 15 °/o Chromoxyd
mit dem Merkmal, daß die Chrom(III)-sulfatverbindungen Acetatreste in einer Menge
enthalten, welche eine extrem starke Maskierung bewirkt, jedoch höchstens 0,3 Mol
pro Mol Chrom beträgt, von ausschlaggebender Bedeutung sein würde.
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Die vorliegende Erfindung ist auch nicht durch solche Chrom-Gerbverfahren
nahegelegt, bei denen maskierte Chrom(III)-sulfatverbindungen verwendet werden,
für deren Bereitung wäßrige Chrom(III)-sulfatlösungen gedient haben, die zwar mit
Essigsäure oder ihren Salzen versetzt waren, jedoch in Form von Lösungen mit einem
Gehalt unter 15 °/o Chromoxyd einer Alterung unterworfen waren. Denn in den Fällen,
in denen es sich um Acetatzusätze unterhalb 0,3 Mol pro Mol Chrom handelte, war
der Maskierungseffekt praktisch ohne Bedeutung, und in den Fällen, in denen es sich
um Acetatzusätze oberhalb
0,3 Mol pro Mol .Chrom handelte, blieb
die erzielte Maskierung in der Gerbflotte 'erhalten.,!* so daß leere, flache und
harte Leder anfielen.
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Die Verhältnisse, die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren und den
bekannten Verfahren hinsichtlich der Maskierung vorliegen, sind in dem beigefügten
Kurvenbild noch näher veranschaulicht, welches die Ausfällungspunkte in Prozent
Basizität wiedergibt, wie sie bei den verschiedenen Chrom(III)-sulfatlösungen nach
dem Verdünnen auf 2,6 °/o Chromoxyd bei 20°C durch Titration von 100 ml Lösung mit
3 n-Sodalösung im Verlauf von 6 Stunden ermittelt worden sind. Die Temperatur bei
der Titration betrug 30°C, die Titrationsgeschwindigkeit war 2 ml Zulauf in 15 Sekunden.
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In dem Kurvenbild bedeuten: Kurve I: Auf 18 °/o Cr203 eingedickte
Cbrom(IIl)-sulfatlösung von 33 °/a Basizität mit 0,2 Mol Natriumacetat.pro -Mol
Chrom versetzt und anschließend getrocknet.
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Kurve II: Auf 18 °/o Cr203 eingedickte Chrom(IlI)-sulfatlösupg-.von
330/, Basizität ohne Zusatz von Natriumacetat, anschließend getrocknet.
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Kurve IIIa: Chrom(III)-sulfatlösung mit einem Gehalt von 60/0 Cr203
und 33 °/o Basizität.
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Kurve III b Chiom(III)-sulfatlösung mit einem Gehalt von 60/, Crz03,
33 °/o Basizität und nach Zusatz von 0,2 Mol Natriumacetat pro Mol Chrom aufgekocht.
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Kurve III c Chrom(III)-sulfatlösüng mit einem Gehalt von 6 °/o Cr203,
33 °/a Basizität und nach Zusatz von 0,35 Mol Natriumacetat pro Mol Chrom aufgekocht.
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Ein Vergleich der Kurve I mit der Kurve II läßt erkennen, daß die
extrem starke Maskierung der Kurve 1 im Verlauf weniger Stunden praktisch aufgehoben
ist. Die Kurven IIIb und IIIc lassen erkenpen, daß der Zusatz von Natriumacetat
zu Chrom(III)-sulfatlösungen, die einen Gehalt von weniger als 15 °/o Chromoxyd
aufweisen, bedeutungslos bzw. nachteilig sind.
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Die in den nachfolgenden Beispielen angegebenen Teile sind Gewichtsteile.
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Beispiel 1 100 Teile Kalbsblöße werden nach den für Oberleder üblichen
Vorarbeiten (Äschern, Entkälken, Beizen) im Gerbfaß ohne Pickel mit 100 Teilen Wasser
und 12 Teilen des weiter unten beschriebenen Chromgerbstoffes 6 Stunden gewalkt.
Der Gerbstoff wird dabei der Gerbflotte ungelöst zugesetzt. Die Leder werden nach
der Gerbung auf dem Bock gelagert und ohne Abstumpfung und Neutralisation weiterverarbeitet.
Sie weisen dann eine hervorragende Beschaffenheit auf.
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Der verwendete Chromgerbstoff, für dessen Herstellung hier kein Schutz
begehrt wird, wird folgendermaßen hergestellt: 100 Teile einer auf 18 °/a Cr203
Gehalt eingedickten Chrom(III)-sulfatlösung von 330/, Basizität Schorlemmer
werden bei 80°C unter Rühren mit 4 Teilen wasserfreiem Natriumacetat versetzt. Die
Lösung wird noch mehrere Stunden gerührt und dann sprühgetrocknet.
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Beispiel 2 Man verfährt wie im Beispiel 1 beschrieben, jedoch mit
dem Unterschied, daß der im Beispiel 1 angeführte Chromgerbstoff nach dem Beimischen
mit wasserfreiem Natriumacetat in Form der konzentrierten wäßrigen Lösung und nicht
in sprühgetrockneter Form verwendet wird. Die hierbei erhaltenen Leder sind ebenfalls
von hervorragender Beschaffenheit.
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Beispiel 3 100 Teile Kalbsblöße werden nach den für Oberleder üblichen
Vorarbeiten (Äschern, Entkälken, Beizen, Pickeln) im Gerbfaß mit 100 Teilen Wasser
und 14 Teilen des nachstehend beschriebenen Chromkomplexgerbstoffes 6 Stunden gewalkt.
Der Gerbstoff wird dabei der Gerbflotte ungelöst zugesetzt. Die Leder- werden nach
der Gerbung auf dem Bock gelagert und ohne Abstumpfung und Neutralisation weiterverarbeitet.
Man erhält Leder von sehr guter Beschaffenheit.
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Der verwendete Gerbstoff wird dadurch hergestellt, daß der im Beispiel
1 sprühgetrocknete Gerbstoff noch mit 16 °/o kalziniertem Soda vermischt wird.