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Verfahren zur Fixierung des Gerbstoffes in vegetabilisch gegerbten
Ledern Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Fixierung des Gerbstoffes in vegetabilisch:
gegerbten Ledern, hat also den Zweck, im Leder, welches mit vegetabilischen Gerbstoffen
gegerbt oder nachbehandelt worden ist, den nicht an die _ Hautfaser fest gebundenen
Gerbstoff unauswaschbar zu machen. Zu diesem Zweck wird gemäß der Erfindung das
mit den vegetabilischen Gerbstoffen behandelte Leder vor dem Auswaschen des Gerbstoffes
mit stark verdünnten wäßrigen Lösungen von Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukten
behandelt. Wie sich gezeigt hat, besitzen diese Stoffe die Fähigkeit, sich mit vegetabilischem
Gerbstoff zu verbinden, wodurch das Gerbstoffmolekül so vergrößert wird, daß eine
wasserunlösliche Verbindung entsteht. Dabei liegt ein besonderer Vorteil des Verfahrens
auch darin, daß das Leder durch Einlegen in die wäßrige Lösung der Formaldchyd-Harnstoffverbindungen
vollkommen durchimprägniert und so der Gerbstoff gleichmäßig an allen Stellen des
Leders gebunden werden kann. Die so behandelten Leder erleiden keinen oder nur einen
sehr geringen Auswaschverlust an Gerbstoff, zeigen aber im übrigen die gleichen
Eigenschaften und die gleiche Beschaffenheit wie die unbehandelten und können in
üblicher Weise zugerichtet werden.
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Man hat zwar bereits vorgeschlagen, den vegetabilischen Gerbstoff
im Leder mittels Hexamethylentetramin bzw. dessen Salzen zu fällen und dadurch zu
fixieren. Es war hiernach aber keineswegs vorauszusehen, daß statt dessen die bekannten
waeserlöslichen Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukte würden _ benutzt werden
können. Beide Arten von Verbindungen gehören ganz verschiedenen Stoffklassen an.
Auch die Eigenschaften beider Arten von Verbindungen sind sehr verschieden. So wird
beli:anntlich das Hexamethylentetramin von Säuren unter Bildung von Formaldehyd
und Ammoniak gespalten und deswegen in der Lederindustrie auch als mildes Neutralisationsmittel
verwendet. Die Benutzung des Hexamethylentetramins zur Fixierung des vegetabilischen
Gerbstoffes im Leder bietet aus diesem Grunde aber auch die Gefahr, da:ß bei Gegenwart
freier Säure, die ja bekanntlich in den Ledern vielfach enthalten ist, die Fixierung
leicht wieder rückgängig gemacht wird, und daß solche Leder daher, namentlich nach
dem Lagern, wieder auswaschbaren Gerbstoff enthalten werden.
Einerseits
war @es hiernach keineswegs vorauszusehen, daß man auch bei Anwendung von Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukten
an Stelle des Hexamethylentetramins eine Fixierung des vegetabilischen Gerbstoffes
im Leder würde erzielen können, andererseits wird bei Anwendung dieser hondensationsprodukte
die oben besprochene Gefahr vermieden, ja es schreitet in diesem, Falle bei Gegenwart
von Säure die Kondensation noch fort, und es wird infolgedessen in diesem Falle
sogar allmählich eine zunehmend noch festere Bindung des Gerbstoffes eintreten.
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Es ist zwar auch schon vorgeschlagen worden, fertiges Leder bzw. daraus
hergestellte Produkte, wie Treibriemen o. dgl., einer Nachbehandlung mit einer konzentrierten
Lösung von Harnstoff-Aldehyd-Kondensationsprodukten zu unterwerfen. Dabei hat aber
diese Behandlung offensichtlich nur den Zweck, das Leder durch Einverleibung der
Harnstoff--Aldehyd-Kondensationsprodukte als solcher bzw. durch Bildung deiner Oberflächenschicht
aus diesen wasserdichter und widerstandsfähiger zu machen. Von einer Fixierung im
Leder etwa vorhandenen ungebundenen vegetabilischen Gerbstoffes ist dort keine Rede,
und eine solche könnte ja auch schon deswegen dort nicht in Frage kommen, weil es
:sich um eine Nachbehandlung bereits fertiger Ledermassen handelt. Auch bezieht.sich
das vorhekannte Verfahren überhaupt nicht speziell auf die Nachbehandlung von vegetabilischem
gegerbten Leder.
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Die Behandlung des Leders mit den Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukten
gemäß vorliegender Erfindung kann zweckmäßig mit einer Bleichung des Leders verbunden
werden, indem der Imprägnierlösung Schwefelsäure, Oxalsäur.e oder Ameisensäure zugesetzt
werden. Andererseits können dem Imprägnierbad auch Stoffe wie Glycerin, Zucker,
Salze, sulfonierte Öle u. dgl. zugesetzt werden.
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Statt der Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukte lassen sich
für den gleichen Zweck auch die Kondensationsprodukte von Derivaten des Harnstoffes
sowie diejenigen von Thiohärnstoff und seinen Derivaten. verwenden. Das Formaldehyd
kann durch andere : aliphatischeoder aromatische Aldehydd . bzw. durch Aldehyd abspaltende
Mittel ersetzt werden. Auch kann man ihn gegebenenfalls ganz oder teilweise durch
Ketone ersetzen. Für die Imprägnierungsbäder können statt der fertigen Kondensationsprodukte
auch Mischungen von Harnstäff, Thioharnstoff u. dgl. mit Aldehyden oder K etonen
in Gegenwart oder Abwesenheit von Kondensationsmitteln 'benutzt werden; indessen
verursachte die Anwendung dieser einzelnen Komponenten an Stelle der fertigen Verbindungen
Schwierigkeiten. Natürlich ist das Verfahren auch anwendbar auf kombiniert gegerbte
Leder, d. h. solche, die gleichzeitig :oder nacheinander mit vegetabilischen und
mineralischen Gerbstoffen behandelt worden sind.
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Vorzugsweise verwendet man für das Verfahren gemäß der Erfindung solche
Harnstoff-Aldehyd-Lösungen, . die nicht über -->o % Gehalt besitzen.
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Ausführungsbeispiele i. 3oo ccm einer technischen 3o%igen Formaldehydlösung
werden mit einer Lösung von 6o g Harnstoff in 6o ccm Wasser i Stunde unter Rückfluß.
gekocht. Nach Beendigung der Kondensation wird die nötigenfalls filtrierte Lösung
mit Wasser auf 1i/21 verdünnt. In diese Lösung wird ein Stück eines lohgaren nichtzugerichteten
Croupons eingelegt. Nach seiner halben Stunde wird das Leder herausgenommen, gewaschen
und wie üblich zugerichtet. Das Leder hat nur einen geringen Auswaschverlust.
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2. Ein lohgares Stück Vacheleder wird mit einer wie unter Beispiel
i hergestellten Imprägnierungsflüssigkeit gewalkt. Der Lösung werden aber 2 % Glycerin
und 2 oio Oxalsäure zugesetzt. Nach i/4 Stunde wird gewaschen und -alsdann getrocknet.
Das Leder hat eine schöne, helle Farbe und - weist in Wässer keinen Auswaschverlust
an Gerbstoff auf.
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3. Ein vegetabilisch gegerbtes Leder wird mit einer Lösung imprägniert,
die in gleicher Weise wie unter Beispiel i angegeben, aber unter Verwendung von
Thioharnstoff hergestellt wird. Das Leder wird nach der Behandlung mit Oxalsäure
gebleicht und anschließend mit Wasser gewaschen. Ein Gerb- -stoffverlust ist nicht
zu bemerken.
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q.. 20 g Harnstoff werden in 12ö g 38%iger Formaldehydlösung gelöst
und bei Gegenwart sehr geringer Mengen Salzsäure 2o Minuten lang gekocht. Das erhaltene
Kondensationsprodukt wird auf das 2ofache seines Volumens mit Wasser verdünnt und
damit ein Stück vegetabilisch gegerbtes Leder i Stunde gewalkt, wobei gleichzeitig
noch o,5 bis i g Magnesiumsulfat auf je i oö ccm Flüssigkeit zugesetzt werden.
Das erhaltene Leder hat ein gutes Aussehen und zeigt bei längerem Einlegen in Wasser
keinen Auswaschverlust an vegetabilischem Gerbstoff.