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Verfahren zum Gerben tierischer Häute Es ist bekannt, Häute und Felle
mit synthetischen Gerbstoffen zu gerben, deren Löslichkeit in Wasser auf der Anwesenheit
von Sulfogruppen beruht. Derartige Kondensationsprodukte reagieren sauer und gerben
auch nur in saurem Zustande. Stellt man sie neutral ein, dann verlieren sie ihre
Eigenschaft, die Haut in Leder überzuführen, d. h. sie werden von der Haut nicht
mehr oder nur sehr lose und in geringem Maße aufgenommen.
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Der Säuregehalt solcher synthetischen Gerbstoffe bringt immer eine
gewisse Gefahr für die Haut mit sich; die Anwendungsmöglichkeit dieser Gerbstoffe
ist daher eine beschränkte. Man hat deshalb den Säuregehalt dieser synthetischen
Gerbstoffe bereits durch Überführung der sauren Verbindungen in die Chrom-, Aluminium-
und Eisensalze unschädlich gemacht (vgl. z. B. die schweizerische Patentschrift
gz 878 und die britische Patentschrift 138 796) und dadurch auch bessere
Ergebnisse erzielt. Aber auch dieses Hilfsmittel ist nicht überall anwendbar. Die
salzartigen Verbindungen der genannten Metalle mit den synthetischen Gerbstoffen
sind oftmals unlöslich oder wenigstens schwerlöslich, so daß sie als Gerbstoffe
kaum in Betracht kommen. Die leichter löslichen Verbindungen gerben zwar gut, aber
man kann mit diesen Metallsalzen nur ganz bestimmte Ledersorten erzielen, welche
durch die einmal gegebene Zusammensetzung der fraglichen Metallverbindungen festgelegt
werden.
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Man kennt bereits einen synthetischen Gerbstoff, der seiner Zusammensetzung
nach das Chromsalz eines synthetischen Gerbstoffes mit einer Basizitätvon etwa 5bis
ro°/o (nach Schorrlemmer) darstellt. Behandelt man Blößen mit diesem Gerbstoff,
so erhält man Leder mit einem ganz bestimmten Chromgehalt, der durch die vorhandene
Basizität von 5 bis xo °/o ein für allemal festgelegt ist. Für manche Zwecke ist
es jedoch erwünscht, Leder mit einem höheren Chromgehalt zu erzeugen, was nur durch
Erhöhung der Basizität zu erreichen wäre. Das gelingt aber im vorliegenden Falle
und bei vielen anderen im Handel befindlichen synthetischen Gerbstoffen nicht, weil
mit steigender Basizität die Löslichkeit der Chromsalze dieser synthetischen Gerbstoffe
abnimmt und man zu unlöslichen Produkten gelangt; dadurch wird ihre Verwendung auf
eine bestimmte Basizität beschränkt.
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Dieser Übelstand wird nun dadurch behoben, daß man Chromsalz und synthetischen
Gerbstoff nicht gleichzeitig, sondern nacheinander auf die Blöße einwirken läßt.
Man ist dann in der Basizität des Chromsalzes ebensowenig beschränkt wie bei der
reinen Chromgerbung.
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Es hat sich nun überraschenderweise gezeigt, daß Blößen, die man mit
neutralen oder basisch gehaltenen Chrom-, Aluminium- oder Eisensalzen nach Art eines
Pickels vorbehandelt hat, nach dieser Vorbehandlung neutral eingestellte synthetische
Gerbstoffe rasch und leicht aufnehmen und von diesen in Leder übergeführt werden.
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Die Vorteile einer solchen Arbeitsweise sind in die Augen springend.
Man hat es ganz in
der Hand, den Chrom-, Aluminium- oder Eisengehalt
des Leders, das man erzeugen will, zu regeln, also z. B. ein Leder mit wenig oder
mit mehr Chromoxydgehalt herzustellen, je nach der Sorte und den Eigenschaften,
die das Leder haben soll. Ferner kann man dem Chromsalz eine bestimmte Basizität
erteilen oder man kann es neutral anwenden, wodurch wiederum die Aufnahme des synthetischen
Gerbstoffes und in zweiter Linie dadurch auch die Beschaffenheit des Leders beeinflußt
und zweckmäßig gestaltet werden kann.
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Ganz besondere Vorteile bietet aber die Anwendung der synthetischen
Gerbstoffe in neutraler Form, weil dadurch schon von vornherein eine Schädigung
der Lederfaser, .wie sie durch Säuren irgendwelcher Art so leicht eintreten kann,
ausgeschlossen ist. Auf diese Weise ist es auch möglich, nicht nur solche synthetischen
Gerbstoffe zu verwenden, welche leichtlösliche Metallsalze, sondern auch diejenigen,
welche schwer- bzw. unlösliche Metallsalze bilden. Die genannten synthetischen Gerbstoffe
können auch in Mischung mit Sulfitcelluloseablauge angewandt werden.
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Die Arbeitsweise zur Lederherstellung ist eine sehr einfache und unterscheidet
sich nicht von den bekannten und gewöhnlich angewandten Gerbmethoden. Es ist möglich,
mit den Chrom-(Aluminium- oder Eisen-) Salzen anzugerben und in demselben Bade durch
Zusatz der synthetischen Gerbstoffe weiter- und auszugerben, so daß also die gesamte
Gerbung in einem Arbeitsgang ausgeführt werden kann.
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Beispiele i. Vorbehandlung mit Chromalaun. Ausgerbung mit einem Kondensationsprodukt,
erhalten aus Kresolsulfosäuren und Formaldehyd (vgl. Patentschrift 262 558), neutral
eingestellt.
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Das Blößengewicht beträgt 27o g ioo °/o Wasser (vom Blößengewicht)
werden angewandt und darin 8 % (vom Blößengewicht) Chromalaun gelöst. Diese
Lösung wird in das Gerbgeschirr gegeben und alsdann die Blöße hinzugefügt und das
Gerbgeschirr in Drehung versetzt. Nach 2- bis 3 ständigem Laufen ist der Chromalaun
von der Blöße ziemlich aufgenommen. Es werden nun io °/o (vom Blößengewicht) des
oben genannten Kondensationsproduktes der Chromalaunbrühe zugefügt und i Stunde
weiter laufen gelassen. Nach dieser Zeit werden nochmals io °/o des Kondensationsproduktes
hinzugefügt und noch etwa 2 Stunden laufen gelassen.
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Nachdem der Gerbstoff gut aufgenommen ist, wird das gegerbte Leder
1/2 Stunde lang in kaltem Wasser ausgewaschen und hierauf mit 404 eines Gemisches
von sulfoniertem Tran und Mineralöl gefettet. Nachdem das Fett gut aufgenommen ist,
wird das Leder getrocknet und später gestollt und zugerichtet.
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2. Vorbehandlung mit Kalialaun und Kochsalz. Ausgerbung mit einem
Kondensationsprodukt, erhalten aus Kresolsulfosäuren und Formaldehyd, neutral eingestellt.
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Die nachfolgenden Prozentangaben beziehen sich alle auf das Blößengewicht.
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Zickelblöße, Gewicht q.5o g 8 °/o Kalialaun und 3°/a Kochsalz werden
in ioo°/o Wasser gelöst, diese Lösung in das Gerbgeschirr eingebracht und die Blöße
hinzugefügt. Das Gerbgeschirr wird nun in Drehung versetzt und etwa 2 Stunden laufen
gelassen, nach welcher Zeit der Alaun gut aufgenommen ist. Es werden nun io°/o des
oben genannten Kondensationsproduktes hinzugefügt und weiter laufen gelassen. Nach
etwa 2 Stunden werden nochmals io °/o des Kondensationsproduktes hinzugefügt und
bis zur vollständigen Aufnahme laufen gelassen. Nach weiteren 2 Stunden ist die
Gerbung beendet; das Leder wird hierauf kurz gewaschen und nachher mit 3 % eines
Fettgemisches gefettet, welches aus sulfoniertem Tran und Mineralöl besteht. Nachdem
das Fett gut aufgenommen ist, wird das Leder getrocknet und später gestollt und
zugerichtet.
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3. Vorbehandlung mit Eisenalaun. Ausgerbung mit einem Kondensationsprodukt,
erhalten aus Naphthahnsulfosäure und Formaldehyd (vgl. Patentschrift 2g2 53i), neutral
eingestellt.
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Die nachfolgenden Prozentangaben beziehen sich alle auf das Blößengewicht.
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Zickelblöße, Gewicht 35o g. io°/o Eisenalaun werden in ioo % Wasser
gelöst, diese Lösung in das Gerbgeschirr eingebracht und die Blöße hinzugefügt.
Das Gerbgeschirr wird in Drehung versetzt und etwa 2 Stunden laufen gelassen, nach
welcher Zeit der Alaun gut aufgenommen ist. Es werden nun 350/, des oben
genannten Kondensationsproduktes der Eisenalaunlösung hinzugefügt und 2 Stunden
lang laufen gelassen. Nach dieser Zeit werden nochmals 35 °/o des Kondensationsproduktes
zugebessert und bis zum Abend weiter laufen gelassen. Über Nacht bleibt die Blöße
in der Brühe liegen und wird am nächsten Tage nochmals in der Brühe bewegt. Nach
i Stunde Laufen werden zum Schluß noch 5 % Eisenalaun in Wasser gelöst hinzugesetzt
und bis gegen Mittag laufen gelassen.
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Nachdem die Gerbung beendet ist, wird das gegerbte Leder dreimal j
e io Minuten lang ausgewaschen und alsdann mit 8 °/o eines Fettgemisches, bestehend
aus sulfoniertem Tran und Mineralöl, gefettet. Nachdem das Fett gut aufgenommen
ist, wird das Leder getrocknet und später gestollt und zugerichtet.
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q.. Vorbehandlung mit Chromalaun und Kalialaun. Ausgerbung mit einem
Kondensationsprodukt, erhalten aus Kresolsulfosäuren und Formaldehyd, neutral eingestellt.
Die
nachfolgenden Prozentangaben beziehen sich alle auf das Blößengewicht.
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Zickelblöße, Gewicht 420 g. zo °/o Chromalaun, 3°/o Kalialaun werden
in 7o 0/, Wasser gelöst, diese Lösung in das Gerbgeschirr eingebracht und
die Blöße hinzugefügt. Das Gerbgeschirr wird nun in Drehung versetzt und 1/2 Stunde
lang laufen gelassen. Nach dieser Zeit werden 5 °/o Natriumthiosulfat hinzugefügt
und 1/, Stunde lang weiter laufen gelassen. Hierauf werden zo °/o des Kondensationsproduktes
der Lösung beigegeben und nach einer weiteren 1/4 Stunde wiederum 20/, Natriumthiosulfat
hinzugesetzt. Man läßt wieder % Stunde laufen und bessert alsdann nochmals 5 °/o
des Kondensationsproduktes zu. Das Fell läuft bis zum Abend in der Gerbbrühe, wird
dann herausgenommen und über Nacht auf dem Block gelagert.
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Am nächsten Tage wird es zweimal je 1/4 Stunde lang ausgewaschen und
hierauf mit einem Gemisch aus 211/, Carbidöl und 2°/0 Eigelb gefettet. Das Carbidöl
ist in der Hauptsache ein Gemisch aus sulfoniertem Tran und Mineralöl. Nachdem das
Fett gut aufgenommen ist, wird das Leder getrocknet und später gestollt und zugerichtet.
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5. Vorbehandlung mit Chromalaun. Ausgerbung mit einem Kondensationsprodukt,
erhalten aus Kresolsulfosäuren und Formaldehyd, neutral eingestellt, sowie mit Sulfitcelluloseablauge
von 2o° B6. Die nachfolgenden Prozentangaben beziehen sich alle auf das Blößengewicht.
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Zickelblöße, Gewicht 300 g. Die Vorbehandlung mit Chromalaun
geschieht genau wie im Beispiel z angegeben. Nach etwa 3 Stunden Vorbehandlungwerden
zo°/o des oben genannten Kondensationsproduktes der Chromalaunbrühe zugefügt und
x Stunde weiter laufen gelassen. Nach dieser Zeit werden :2o0/, Sulfitcelluloseablauge
von 2o° B6 der Gerblösung hinzugefügt und noch etwa 2 Stunden laufen gelassen.
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Nachdem das Gemisch der Gerbstoffe gut aufgenommen ist, wird das gegerbte
Leder 1/2 Stunde lang in kaltem Wasser ausgewaschen und hierauf mit 40/, eines Gemisches
von sulfoniertem Tran und Mineralöl gefettet. Nachdem das Fett gut aufgenommen ist,
wird das Leder getrocknet und später gestollt und zugerichtet.