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Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen. Es ist bekannt, Häute
und Felle mit Hilfe von Alaun und pyrophosphorsaurem Natrium zu gerben und die Stärke
der Gerblösung nach der Beschaffenheit der Haut, nach der Art des gewünschten Leders
und-nach der Schnelligkeit des Gerbvorganges zu wählen. Für dünne Häute wurden höhere
Konzentrationen angewandt wie für stärkere Häute, weil bei diesen die Gefahr der
Totgerbung größer ist wie bei jenen.
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Die Gerbung unter Anwendung von Alaun und pyrophosphorsaurem Xatrium
beruht darauf, daß sich das wasserunlösliche Aluminium= pyrophosphat bildet und
dadurch die Haut in Leder umwandelt. Es ist sehr wichtig, daß die richtigen Mengenverhältnisse
zwischen den zu wählenden Ausgangsstoffen angewandt werden, damit das Gerbsalz auch
tatsächlich bis in das Innere der Haut vordringt und nicht nur die äußeren Teile
bearbeitet werden. Die Gerbung hängt ausschließlich von der Menge des niedergeschlagenen
Aluminiumpyrophosphats ab und diese wiederum wird nicht nur von der Menge der angewandten
Ausgangsstoffe, sondern auch von ihrer Konzentration bestimmt.
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Es wurde nun gefunden, daß es für die Erzielung günstiger Ergebnisse
ausschlaggebend darauf ankommt, nicht nur eine bestimmte Konzentration der Salze
anzuwenden, sondern auch das Lösungsmittel in ein bestimmtes Verhältnis zu der zu
bearbeitenden Rohhaut zu bringen. Dabei muß man im Gegensatz zu den allgemein üblichen
Anschauungen die Salze, Pyrophosphat und Alaun, nicht in solchen Mengen anwenden,
wie es ihrem gegenseitigen stöchiometrischen Verhältnis entspricht, wobei ungefähr
ein Teil Natriumpyrophosphat auf 3,5 Teile kristallisierten Alaun käme, sondern
es muß ein erheblicher Überschuß von Alaun benutzt werden, so daß auf den einen
Teil Pyrophosphat mindestes 5 Teile Alaun vorhanden sind.
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Aber auch zwischen dem Alaun und der Haut muß ein bestimmtes Mengenverhältnis
eingehalten werden, -und zwar soll die Alaunmenge annähernd ein Zehntel des Gewichtes
der zu behandelnden Häute ausmachen. Außerdem kommt auch das Gewicht des als Lösungsmittel
vorhandenen Wassers wesentlich in Betracht und soll zwischen 2o und 4o Prozent der
zu behandelnden Haut schwanken. Über .4o Prozent Wasser darf nicht angewendet werden.
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Es ist demnach für das vorliegende Verfahren von ausschlaggebender
Bedeutung, daß die Mengenverhältnisse aller notwendigen Ausgangsstoffe, also des
Alauns, Pyrophosphats, der Soda und des Kochsalzes sowie des Wassers auf die Hauteinheit
bezogen werden. Geschieht dies und verwendet man die Mengen, die hier angegeben
werden, so erzielt man einen sehr wesentlichen Fortschritt in der Gerberei, da man
es dann in der Hand hat, den Gerbvorgang vollständig willkürlich zu leiten und für
jede Haut eine Badzusammensetzung anzugeben,
durch die unbedingt
aus der betreffenden Haut ein hochwertiges Leder erzielt werden kann.
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Bei den nachstehenden Beispielen sind alle Verhältniszahlen auf Hundertteile
des Gewichtes der zu behandelnden' Haut bezogen. Die Zahlenangaben für das Natriumpyrophosphat
betreffen das wasserfreie-Salz, die für das Alaun das kristallisierte Salz mit 24
Molekülen Kristallwasser.
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Es ist festgestellt, daß von Alaun 5- bis höchstens 7mal soviel angewendet
werden darf wie von dem Pyrophosphat, und daß das Wasser 2o bis 4:o Prozent des
Gewichtes der zu behandelnden Häute betragen muß. Sehr günstig ist eine Konzentration
von 27 Prozent, die eine schnelle und weitgehende Gerbwirkung liefert. Eine noch
höhere Konzentration ist nicht wünschenswert, da die Gefahr der Kristallbildung
besteht.
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Ein Bad ist demnach beispielsweise wie folgt zusammengesetzt: zo Prozent
Ammoniumalaun, 1,66 Prozent pyrophosphorsaures Natrium, 27 Prozent @Vasser
und 5 Prozent Kochsalz, berechnet auf das Blößengewicht. _ Die Häute werden in der
üblichen, Weise durch Einweichen und Kälken vorbereitet und durch Borsäure in bekannter
`',`eise entkalkt. Dann werden sie innerhalb einer Trommel bei einer Anfangstemperatur
von 32 bis 38' C mit einer wäßrigen Lösung von Borax oder Borsäure behandelt.
Die Lösung wird abgezogen und die Behandlung wiederholt. Nach so Minuten Einwirkung
wird die Lösung wiederum abgelassen und die Häute werden schließlich in der Trommel
mit warmem Wasser von 27 bis 32' C gewaschen.
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Sie werden dann der Einwirkung eines Gerbbades der oben erwähnten
Zusammensetzung bei 27 bis 3-a -' C so lange unterworfen, bis sie von der Lösung
vollständig durchtränkt sind. Das Bad wird zweckmäßig so zubereitet, daß Alaun und
Kochsalz in der nötigen Menge von heißem Wasser gelöst, das pvrophosphorsaure Natrium
für sich in heißem Wasser gelöst und beide Lösungen miteinander gemischt werden.
Man kann aber auch die Salze im trockenen Zustande mischen und in der nötigen Menge
von heißem Wasser auf einmal auflösen.
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Das auf die eine oder andere Weise hergestellte Gerbbad wird mit den
Häuten in die Trommel gebracht und diese 45 Minuten lang bewegt. Man kann das Gerbbad
auch allmählich zugeben. Nach der Behandlung in der Trommel wird die Lösung in einen
anderen Behälter abgelassen und die Häute eingelegt. _ Die Gerbung ist dann in drei
bis vier Stunden vollendet. Es ist natürlich auch möglich, diese Fertiggerbung in
der Trommel selbst zu vollenden. Bei der Behandlung sehr schwerer Häute kann die
Bewegung in der Trommel mit der ruhigen Einwirkung abwechseln, damit der Vorgang
beschleunigt wird.
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-Für bestimmte Ledersorten, z. B. für Sohlleder und für sehr schwere
Häute, hat sich das folgende Verfahren bewährt. Die Häute werden aus dem Gerbbad
genommen und in ein Ergänzungsbad gebracht, welches in zwei Stufen zugegeben wird.
Das Ergänzungsbad besteht aus 5 Prozent Alaun und den gleichen Mengen der übrigen
Bestandteile, die bereits angegeben sind. Mit dieser Lösung werden die Häute 4.5
Minuten in der Trommel behandelt, nachdem sie das oben beschriebene Verfahren bereits
durchgemacht haben. In der zweiten Stufe wird noch eine möglichst konzentrierte
Lösung von Alaun der Trommel zugesetzt, und zwar benutzt man wiederum 5 Prozent
Alaun und läßt zwei Stunden mit der Trommel bewegen und das ganze r2 bis 14 Stunden
stehen. Es ist Sorge dafür zu tragen, daß die Häute innerhalb der Trommel nicht
geknifft werden können. Die Häute werden weiterhin durch Zugeben einer Farbflotte,
die gewöhnlich aus Garnbier und nuebracho besteht, gefärbt. Die behandelten Häute
werden dann 12 bis 14 Stunden lang ausgespannt und in einem Bade abgespült, welches
nur aus Wasser oder aus einer I/.prozentigen Boraxlösung besteht. Nach dem Trocknen
werden die Häute nach einem bekannten Verfahren fertig bearbeitet. An Stelle des
Ammoniumalauns kann auch ein anderes lösliches Aluminiumsalz verwendet werden, und
zwar in solchen Mengen, daß der Anteil des Aluminiums der gleiche bleibt.