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Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen mit Hilfe von Eisenverbindungen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen unter Verwendung
oder Mitverwendung komplexer Verbindungen des Eisens mit organischen Säuren, die
mehr als ein Kohlenstoffatom enthalten. Bei diesen komplexen Eisenverbindungen liegt
das Eisen in einer mehr oder weniger stark maskierten Form vor, und die Hydrolyse
erscheint vermindert. Beim Gerben mit derartigen komplexen Verbindungen des Eisens
gelingt die Durchführung der Eisengerbung unter Erzielung besonderer Erfolge, wobei
die den bisher vorgeschlagenen Eisengerbverfahren anhaftenden Nachteile vermieden
werden.
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Die nach der Erfindung als Gerbmittel zu verwendenden komplexen Verbindungen
des Eisens mit organischen Säuren werden nach den üblichen Herstellungsarten für
die Eisensalze der organischen Säuren hergestellt. Man kann z. B. durch Einwirken
von Metallsalzen der genannten organischen Säuren auf Ferrisalze, z. B: Ferrichlorid,
Ferrisulfat u. dgl., gegebenenfalls auch auf basische Eisensalze oder auf Ferrosalze
bei Gegenwart oder nachträglicher Einwirkung von Oxydationsmitteln zu den gemäß
der Erfindung zum Gerben zu verwendenden komplexen Verbindungen des Eisens mit organischen
Säuren gelangen. Hierbei können auch andere Stoffe, insbesondere auch gerbend wirkende
Stoffe oder im Gerbereibetrieb übliche Zusatzstoffe, Elektrolyte oder Nichtelektrolyte,
zugx#gen sein.
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Die Bildung der komplexen Verbindungen des Eisens mit organischen
Säuren tritt in der Regel bereits beim Zusammenbringen der Reaktionskomponenten
durch starke Farbvertiefung in Erscheinung. Durch Erhitzen kann diese Bildung noch
begünstigt werden. Im übrigen ist die Anwesenheit der gebildeten Komplexverbindungen
an der verhältnismäßig geringen Hydrolyse, welche sich u. a. in der geringen Azidität
der wässerigen Lösungen äußert sowie durch vollständige oder teilweise Verhinderung
bzw. Verzögerung der üblichen Eisenreaktion, z. B. mit Ferrozyankali, Rhodankali,
zu erkennen.
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In Ausübung der Erfindung kann man z. B. derart verfahren, daß die
benötigten Eisenverbindungen durch Zusammenbringen ihrer Bildungskomponenten in
wässeriger, vorteilhaft konzentrierter Lösung erzeugt werden und diese die gebildeten
Komplexverbindungen enthaltenden Stammlösungen dann zum Ansatz der Gerbbrühen verwendet
werden. Statt dessen kann man z. B. auch derart verfahren, daß man die Bildungskomponenten
der Komplexverbindungen direkt in die Gerbbrühe einträgt und die Komplexverbindungen
in dieser bzw. in der Hautsubstanz sich bilden
läßt. In gegebenen
Fällen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die Bildungskomponenten der Komplexverbindungen
aufeinanderfolgend zur Einwirkung auf die zu gerbenden Häute oder Felle zu bringen,
z. B. derart, daß die Blöße zunächst mit einer nur eine Komponente enthaltenden
Flüssigkeit, also z. B. mit einer Eisenchlorid- oder -sulfatlösung behandelt und
dann erst die zweite Komponente, z. B. Alkaliacetat o. dgl., zugegeben wird. Die
aufeinanderfolgende Behandlung kann auch in getrennten Bädern vorgenommen werden.
In gegebenen Fällen kann man z. B. auch derart vorgehen, daß man der Haut zunächst
Ferrosalze der organischen Säuren einverleibt und diese dann durch Behandlung mit
geeigneten Oxydationsmitteln in Ferrisalze überführt. Ferner kann man bei der Herstellung
der organischen Eisensalze andere organische Komponenten, z. B. Glukose, Melasse,
zugegen sein lassen, wodurch außerordentlich beständige Gerbbrühen erhalten werden.
Die Verwendung von solche organische Komponenten enthaltende Komplexverbindungen
des Eisens hat sich als besonders vorteilhaft für gewisse Kombinationsgerbungen
erwiesen. Sie können z. B. mit ausgezeichnetem Erfolg in Kombination mit vegetabilischen
Gerbstoffen verwendet werden, wobei mit Vorteil der Brühe auch noch synthetische
Gerbstoffe zugesetzt werden können.
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Die Durchführung des Gerbvorganges kann unter Anwendung der für Metallverbindungen,
insbesondere für Eisengerbung, üblichen Methoden vorgenommen werden. Die nach der
Erfindung durchzuführende Eisengerbung kann mit anderen Gerbmefhoden kombiniert
werden, z. B. derart, daß der Gerbbrühe noch andere gerbend wirkende Stoffe oder
im Gerbereibetrieb übliche Zusatzstoffe zugesetzt werden oder neben der Eisengerbung
eine Vor- oder Nachbehandlung mit derartigen Stoffen vorgesehen wird. Durch Kombination
mit anderen, gerbend wirkenden Stoffen, z. B. pflanzlichen, mineralischen oder künstlichen
Gerbstoffen oder Füllstoffen oder sonstigen im Gerbereibetrieb üblichen Hilfsstoffen,
wie z. B. Sulfitcelluloseextrakten usw., können die verschiedensten Kombinationswirkungen
erzielt werden. Zur Durchführung der Gerbung können in üblicher Weise vorbehandelte,
gepickelte und ungepickelte, geschwellte oder ungeschwellte Blößen verwendet werden.
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Als komplexe Eisensalze, die gemäß der Erfindung Anwendung finden
können, eignen sich die Salze des Eisens mit Essigsäure, Milchsäure, Oxalsäure,
Weinsäure, Malonsäure, Buttersäure, Zitronensäure, Salicylsäure u. dgl. Auch Sulfosäuren
von aromatischen Kohlenwasserstoffen oder Derivaten derselben sind hierzu geeignet.
In einfacher und billiger Weise kann man zu. Komplexverbindungen, die gemäß, der
Erfindung Anwendung finden, gelangen, wenn man Gärflüssigkeiten, welche organische
Säuren der in Betracht kommenden Art enthalten, wie z. B. Kleienbeizbrühen, zur
Herstellung der gewünschten Komplexverbindungen verwendet. Beispiele i. 7,5 kg Ferrichlorid
werden in 2o 1 Wasser gelöst, diese Lösung mit .3;9 kg Natriumcarbonat abgestumpft
und dann mit T i,2 kg Natriumlaktat gelöst in --o l Wasser versetzt. Die Flotte
wird auf etwa Zoo bis 300 1 verdünnt und die Blößen so lange darin bewegt, bis sie
von der Gerbbrühe gleichmäßig und genügend satt durchdrungen sind.
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2. 7,5 kg Ferrichlorid werden in 8o 1 Wasser gelöst und die Brühe
mit 43 1-,g Natriumcarbonat abgestumpft. Zu dieser Lösung werden q. kg Natriumacetat
zugesetzt und das Ganze auf i 5o 1 Flotte gebracht. In dieser Flotte werden iookg
Blöße gegerbt.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, Eisenformiate zum Gerben von
Häuten und Fellen zu verwenden. Da bekanntlich die Ameisensäure stets eine Sonderstellung
einnimmt, war nicht vorauszusehen, daß sich Komplexverbindungen des Eisens mit anderen
organischen Säuren unter Erzielung besonderer Erfolge zur Durchführung der Eisengerbung
sowie von Kombinationsgerbungen verwenden lassen.