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Verfahren zum Behandeln von Häuten Die Behandlung von Häuten mit Bädern,
welche schweflige Säure enthalten, ist an sich bekannt. Die schweflige Säure wird
in den verschiedensten Stadien der Ledergerbung mit Erfolg verwendet. So kann man
beispielsweise das Bleichen der frischen Häute, das Desinfizieren, das Entkälken
und das Vorgerben in Bädern durchführen, die schweflige Säure in Lösung enthalten.
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Ebenso wirkt ein Zusatz von schwefliger Säure zu den Gerbbädern sehr
günstig. Er reinigt die Gerbbrühe und hellt das zu gerbende Leder auf.
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Wie eine längere praktische Erfahrung gezeigt hat, haften diesen bekannten
Verfahren noch einige Übelstände an. - Die Qualität und die Gleichmäßigkeit des
auf diese Weise gegerbten Leders hängen nämlich, wie gefunden wurde, in starkem
Maße von der jeweils vorliegenden Säurekonzentration ab.
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Es hat sich nämlich ergeben,- daß selbst Bäder, welche dem Geruch
nach annähernd gleiche Säurekonzentration aufweisen, doch in ihrer Wirkung auf die
zu gerbenden Häute sich ganz verschieden verhalten. Die Ursache hierfür liegt nicht
in geringen, etwa bisher nicht beachteten Schwankungen der schwefligsauren Konzentration,
sondern in dem Gehalt an Schwefelsäureanhydrid, der, je nach der Herkunft der verwendeten
schwefligen Säure, in starkem Maße schwankt.
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Wie festgestellt wurde, können bei der Darstellung von schwefliger
Säure durch Verbrennen von Schwefel bis zu 2,80,16 S03 (Schwefelsäureanhydrid) entstehen.
BeimAbbrennen von Pyriten zur Gewinnung der schwefligen Säure kann diese sogar bis
zu i 3, i c;/o S O3 enthalten.
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Es gelingt nun verhältnismäßig leicht, die Konzentration der schwefligen
Säure in dem Behandlungsbad annähernd konstant zu halten, da einer bestimmten Temperatur
und Dichtigkeit des Behandlungsbades stets eine bestimmte Löslichkeit der schwefligen
Säure entspricht, während der überschuß gasförmig entweicht. Dies ist jedoch beim
Schwefelsäureanhydrid nicht der Fall. Dieses verbindet sich vielmehr mit dem Wasser
-des Behandlungsbades zu Schwefelsäure, an welcher sich also das Bad bei wiederholtem
oder fortgesetztem Einleiten von schwefliger Säure in unerwünschter Weise anreichert..
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Es besteht ja an sich die Möglichkeit; die schweflige Säure von Schwefelsäureanhydrid
zu befreien. - Die restlose Beseitigung des S03 käme aber für den vorliegenden Fall
wegen der damit verbundenen technischen Schwierigkeiten nicht in Frage. Im übrigen
ist im Laufe der Zeit in dem Lederbehandlungsbad selbst dann Schwefelsäure nachzuweisen,
wenn lediglich reine schweflige Säure eingeleitet wird, da auch ein Teil der schwefligen
Säure von selbst allmählich zu Schwefelsäure oxydiert wird.
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Die in den Bädern auftretende Schwefelsäure wird nun erfindungsgemäß
dadurch unschädlich gemacht, daß man den bekannten schwefligsäurehaltigen Bädern
Salze der
schwefligen Säure als Puffersubstanz zusetzt. In erster.
' Linie kommen' 'hierfür Sulfite, Bisulfite oder Pyrosulfite in Frage.
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Durch deren Zusatz wird die in dem Bad vorhandene Schwefelsäure, ebenso
wie übrigens jede andere etwa vorhandene Säure, die stärker ist als die schweflige
Säure, gebunden und auf diese Weise unschädlich gemacht. So gelingt es, die Azidität
der Behandlungsbäder stets vollständig gleichmäßig zu erhalten. Hierdurch ist eine
weitgehende Gleichmäßigkeit des nach dem neuen Verfahren vorbehandelten und gegerbten
Leders gesichert.
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Gleichzeitig wird durch die Umsetzung der Sulfite -mit der Schwefelsäure
schweflige Säure in statu nascendi erhalten, welche die bekannten günstigen Wirkungen
der schwefligsauren Bäder auf die frischen Blößen oder die zu gerbenden Häute in
besonders starkem Maße zeigt.
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Statt schwefligsaures Salz zu verwenden, kann es unter Umständen auch
vorteilhaft sein, nur die Oxyde oder Carbonate bzw. Bicarbonate der Alkalien, Erdalkalien
oder Erdmetalle zur Abstumpfung der im Behandlungsbad vorhandenen starken Säure
zu verwenden. Insbesondere sind Salze, wie Magnesiumoxyd oder Magnesiumcarbonat,
geeignet.
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Durch dieses Vorgehen wird die erwünschte Wirkung der schwefligen
Säure gleichmäßig und zugleich verstärkt, währenddem die unerwünschte Wirkung vorhandener
Schwefelsäure aufgehoben wird.
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Mit Hilfe des neuen Verfahrens gelingt es, die Azidität des Behandlungsbades
je nach der Dichte der Gerbbrühe und nach der Temperatur des Bades auf einen bestimmten
Grad einzustellen. , Diese neue Anwendung der schwefligsauren Salze hat offensichtlich
nichts mit der an sich bekannten Verwendung dieser Verbindungen zum Bleichen, Weichen,
Sterilisieren usw. von Häuten und Blößen zu tun.
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Damit eine hinreichende Pufferung der Azidität in Erscheinung tritt,
genügen beispielsweise diejenigen Mengen von Sulfiten nicht, _wie sie in
den handelsüblichen Extrakten vorkommen und wie sie nach bekanntem Verfahren verwendet
werden zwecks Erreichung eines bestimmten Gerbeffektes und unter Einleitung von
schwefliger Säure.
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Werden andererseits hochsulfitierte Extrakte angewendet, so kann zwar
genügende Pufferung erreicht werden, jedoch auf Kosten der Wirtschaftlichkeit und
unter Beeinträchtigung des Gerbeffektes.
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Beispiele i. Zu einer Gerbbrühe werden für je i oo kg flüssigen Gerbextrakt
o, 5 kg Natriumbisulfit in Lösung von 38'B6 zugesetzt, währenddem schweflige Säure
in das Bad eingeleitet wird. Im Laufe des Gerbprozesses kann der Zusatz nach Bedarf
wiederholt werden.
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2. Es wird nach' Beispiel i verfahren; indessen werden auf je ioo
kg Gerbextrakt o, i kg Magnesiumoxyd oder Magnesiumcarbonat angewandt, währenddem
schweflige Säure in das Bad eingeleitet wird.
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3. Es wird nach Beispiel i verfahren; indessen wird auf je ioo kg
flüssigen Gerbextrakt statt o,5 kg Natriumbisulfit die äquivalente Menge einer stark
sulfitierten Lauge oder eines stark sulfitierten vegetabilischen Extraktes oder
einer anderen Schwefligsäureverbindung zugesetzt, währenddem schweflige Säure in
das Bad eingeleitet wird.
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4. Die Hautblößen werden beispielsweise in ein Vorgerbebad eingehängt,
in welchem alte Brühen aus dem Gerbprozeß ausgenutzt werden und welches sich vorteilhafter-weise
in Bewegung befindet. Man - gibt dem Bade pro ioo kg Blößengewicht 3 kg Natriumbisulfit
von 28'136 hinzu und leitet gleichzeitig schweflige Säure ein.