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Verfahren zur Vorbehandlung gerbfertiger tierischer Hautblößen für
die Gerbung Es ist bereits vorgeschlagen worden, Chlori:erüngspnodukte der .Sulfitoelluloseablauge
gegebenenfalls in oxydiertem Zustande zum Gerben zu verwenden, =d zwar soll dabei
der bei der chemischen Behandlung sich bildende hochchlorierte Niederschlag als
Mittel zum Durchgerben benutzt werden. Diese Verfahren befriedigen nur teilweise
und ergeben kein hochwertiges Leder.
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Demgegenüber betrifft vorliegende Erfin# dung sein Verfahren zur Vorb@ehandlung
gerbfertiger- tierischer Hautblößen für die- Gerbung, bei dem eine Lösung verwendet
wird, die man durch Einwirkung von Wasserstoffsuperoxyd oder entsprechenden Lösungen
von Sauerstoff abspaltenden Verbindungen (Perborate, P@ersulfate o. dgl.) auf .Sulfitcelluloseablauge
und darauffolgende Behandlung mit Chlor oder Brom (oder beiden Halogenen.) gewonnen.
hat. Hier erfolgt also im Gegensatz zum Bekannten erst die SaFUlerStoffbeliandlung
und dann die Chlorierung.
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Mit besonderem Vorteil werden dabei Chlorierungsprodukte mit höchstens
15 % Chlor verwendet.
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Werden die erwähnten Reaktionsprodukte mit Wasser verdünnt und mit
den erhaltenen. Brühen. tierische Blößen, Häute oder Felle gegerbt, so erzielt man
jeine ganz neuartige, bisher noch nicht gekannte Wirkung von hervorragender technischer
Bedeutung.
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Die so vorbehandelten Blößen usw. lassen sich nämlich in kürzerer
Zeit zueinem Leder verarbeiten, das die Vorzüge eitles monatelang in der Grube gegerbten
Leders aufweist, wenn man sie nachträglich noch mit den bekennten Gerbbrühen aus
natürlichen Gerbstoffen oder aber mit natürlichen- Gerbstoffbrühen und Chromverbindungen
in bekannter Weise ausgerbt.
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Diese Abkürzung der Gerbdauer auf Tage und Wochen nach vorliegendem
Verfahren ist von größter wirtschaftlicher Bedeutung, da ,ein Qualitätsleder erzeugt
wird, das dem lohgaren Grubenleder gleichkommt.
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Außerdem erhält man bei einer kombinierten' Ausgerbung mit vegetabilischen
Gerbstoffen und Chromverbindungen eine ganz neuartige, verbesserte Chromfaser.
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Nach dem bisherigen Stande der Gerberei.-technik ist es üblich, die
Blößen nach dem Entkalken oder Pickeln zunächst mit dünnen. Gerbbrühen anzugerben
rund sie dann langsam durch Einbringen in stärkere Brühen auszugerben. Wollte man,
um die Gerbdauer abzukürzen, zum Angerbern starke Brühen. verwenden, so liegt die
Gefahr nahe, daß die Blößen totgegerbt werden, oder aber, daß, besonders bei der
Herstellung von Oberleder, die ausgegerbten Lund nachher aufgearbeiteten Leder brechen.
Auch Narbenziehen. sowie Brüchigkeit des Narbens würden sich leicht einstellen,
wollte man die Blößen gleich in konzentrierte Brühen. bringen.
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Durch vorliegendes Verfahren werden aber diese Mängel auf einfache
Weise beseitigt. Während man beispielsweise durch einfache Vorgerbung mit Sulfitcellulos,eabläuge
bisher
durchaus keinen technischen Fortschritt in dieser Richtung
erreichen konnte, ist dieses aber der Fall, sobald man die Sulfitcelluloseablauge
nach vorliegendem Verfahren einer chemischen Einwirkung unterwirft.
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Die chemisch vorbehandelte Sttlfiteelltd.oseablauge übt eine besondere
Wirkung auf das Hautprotein aus. Sie verändert dasselbe derart, daß ein Totgerben,
Brüchigwerden des Leders u. dgl. nicht mehr eintreten kann, wenn man zum Angerben
hochkonzentrierte Gerbstoffe verwendet, die allein imstande sind, das Leder in kürzester
Zeit fertigzustellen.- Auch die Einwirkung von Chromsalzen verläuft bei Benutzung
der Erfindung in anderer Weise. Es ist bekannt, daß Chromsalze sonst eine eigenartige,
gewissermaßen gequollene, sogenannte Chromfaser bewirken. Die teilweise Vorgerbung
mit vegetabilischen Gerbstoffen, die bei der Herstellung von Serni-Chromleder vielfach
ausgeführt wird, wurde bisher in der Weise durchgeführt, daß die Blößen zunächst
nur teilweise, nicht bis zur völligen Gare, finit diesen Gerbstoffen ausgegerbt
wurden, und daß dann erst, die Ausgerbung mit Chromsalzen erfolgte. Hierdurch erhält
man vegetabilisch gegerbte und charakteristisch chromgare Fasern nebeneinander.
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Wendet man aber -eine Vorgerbung nach vorliegendem Verfahren an, so
verläuft die Einwirkung von Chromsalzen in ganz anderer Weise. Es erfolgt eine Chromdurchgerbung,
die große Vorzüge gegenüber den nach den bisherigen Verfahren ausgeführten Chromgerbungen
aufweist, weil u. a. eine längere, nicht so gequollene Faser resultiert.
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Beispiel i 5o kg eingedickte Sulfitcelluloseablauge oder Ligninsulfosäure
werden mit etwa zolz:g Wasserstoffsuperoxyd (30 %) oder auch mit entsprechenden
Lösungen von Sauerstoff abspaltenden Verbindungen, z. B. Perboraten, Persulfat.en
u. dgl., versetzt. Zu dieser Mischung wird hierauf Chlor, Brom oder beide Halogene
zugeleitet. Man gibt von diesen Stoffen je nach Belieben so viel zu, daß das Reaktionsprodukt
etwa 6 bis io °!o aufgenommen hat. Die Mengenverhältnisse des Chlors oder Broms
können jedoch, je nachdem man eine schwache oder starke Wirkung erzielen will, beliebig
gewählt werden.
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6o kg des so hergestellten Reaktionsproduktes werden mit :etwa i oo
1 Wasser verdünnt -und sind dann zum Vorgerben der Blößen, Häute oder Felle verwendbar.
Dies geschieht in folgender Weise: Es wird zunächst der pH-Wert der Blöße festgestellt
und sodann die Vorgerbbrühe dieser pH-Zahl angepaßt in der Weise, daß der pH-Wert
der Brühe et-%vas höher liegt als der der Blößen. Die Einstellung der Gerbbrühe
auf den richtigen pH-Wert bietet keine Schwierigkeiten und erfolgt in bekannter
Weise durch Zufügung von geeigneten Puffersalzen, wie sie heute schon in der Gerberei
häufig verwendet werden. Es kommen hierbei die Salze der Phosphorsäure, Essigsäure
u. d-1. in Betracht.
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Nachdem die Häute genügend durchgezogen sind, werden sie etwa i Stunde
gewässert und mit vegetabilischen Gerbbrühen ausgegerbt. Will man Chromleder herstellen,
so gerbt man mit basischen Chromsalzen aus. Bei der Herstellung von Semi-Chromleder
werden die mit vegetabilischen Gerbstoffen halb angegerbten Blößen mit basischen
Chrombrühen bis zur völligen Gare durchgegerbt.