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Verfahren zum Enthaaren und Äschern von Häuten und Fellen Nach den
bisherigen -Ascherverfahren,- die in der Hauptsache in der Anwendung von Kalk und
Schwefelnatrium bestehen, wurde das Haar oder die Wolle stark beschädigt. Die Führung
des. ganzen Äscherverfährens begegnet außerdem Schwierigkeiten, die darauf beruhen,
daß einerseits die Verwendung von Kalk wegen seiner geringen Löslichkeit zu diesem
Zweck unvorteilhaft und mit üblen Nebenerscheinungen, wie besonders Bildung von
unlöslichem Calciumcarbonat, verbunden ist, und daß andererseits das Schwefelnatrium
als starkes -Alkali sprunghafte Änderungen im Schwellzustand der tierischen Haut
hervorruft, wodurch der Ausfall der Fertigleder nachteilig beeinflußt wird.
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Es ist bereits ein Verfahren zum Enthaaren von Häuten bekannt, wonach
man an an sich noch nicht enthaarend wirkenden Sulfidlösungen schwach reduzierende
Stoffe zusetzt und den pH-Wert des Enthaarungsbades durch Zusetzen alkalischer Stoffe-
zwischen i i und i z hält. Hierbei handelt es sich also um ein richtiges Ascherverfahren,
und es wird mit so starken Bädern gearbeitet, daß die Haare zerstört werden.
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Die Erfindung hat demgegenüber, den Zweck, unter Vervollkommnung des
Äscherverfahrens die . Gewinnung von ganz oder nahezu unbeschädigten Haaren zu gewährleisten.
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Nach der Erfindung wird nämlich vor dem Äschern die Haut mit Lösungen
von wasserlöslichen, alkalisch- -reagierenden und puffernden Alkaliphosphaten oder
diese enthaltenden Salzgemischen bei Abwesenheit von Kalk und unter Zusatz von höchstens
etwa o,6% eines üblichen Enthaarungsmittels, wie z. B. Schwefelnatrium oder Arsenik,
unter Innehältung des optimalen pH-Bereich es von 10,7 bis etwa 11,5 im Anfangsstadium,
vorbehandelt. Darauf wird in üblicher Weise enthaart, .entfleischt und schließlich
geäschert. Vorzugsweise erfolgt erst nach einiger Einwirkungsdauer der alkalisch
reagierenden Puffersalzlösung der Zusatz des Enthaarungsmittels.
Ammoniumsalze
können zugegen sein. Die verwendeten Lösungen sollen nach Zusatz der die Enthaarung
fördernden Sulfide p,1-Werte von höchstens 11,5 oder weniger besitzen. Es ist bezeichnend
für das Verfahren, daß die alkalischen Puffersalzlösungen auch in Gegenwart der
Sulfide unabhängig vom Anfangs-PH beim Behandeln des Hautmaterials sehr schnell
pH-Werte liefern, die höchstens bei 11, 5, meist aber tiefer, liegen.
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Nach dieser Vorbehandlung werden die Häute enthaart, entfleischt und
schließlich geäschert.
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Die genannten Salze, die nach der Hofmeisterschen Reihe das Kollagen
am wenigsten peptisieren, also Sulfate. Phosphate usw., sind zum Enthaaren besonders
geeignet, weil sie einer übermäßigen Hydratisierung sowie einem Abbau der Haut entgegenwirken
Die Lockerung und Zurückgewinnung der Haare im unversehrten Zustand geschieht derart,
daß man die gut geweichte Haut zunächst mit Hilfe der obenerwähnten Puffersalze
und einer geringen Menge, z. B. 0,3 bis o,6%:- vom Weichgewicht eines üblichen Enthaarungsmittels,
wie Sulfid, vorzugsweise Schwefelnatrium oder rotes Arsenik, in dem optimalen PH-Bereich
von 10,7 bis 11,5 vorbehandelt. Hierdurch tritt die Haarlockerung in 3 bis 15 Stunden
bei leicht zu enthaarenden Häuten ein und in entsprechend längerer Zeit bei schwerem
oder hartstrukturigem Gut. Die Haare werden jetzt entfernt, die Haut entfleischt,
und es folgt anschließend das eigentliche Äschern.
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Das Äschern kann auf jede bekannte Weise vorgenommen werden. Vorzugsweise
w=ird jedoch die enthaarte und entfleischte Blöße in demselben Bad, in welchem die
Vorbehandlung stattgefunden hat, unter Zusatz einer bestimmten Menge von Schwefelnatrium
oder Natronlauge auf einen p11-Wert gebracht, welcher für die vorliegende Rohhaut
und zur Erlangung der eben erforderlichen Schwellung der günstigste ist. Das Äschern
erfolgt also ohne Kalk, im wesentlichen gemäß Patent 714867. Als Äschermittel dienen
hiernach leicht in Wasser lösliche, alkalisch reagierende Puffergemische, deren
Alkalität genau einstellbar ist und die somit auch die Schwellung der Haut einer
einfachen Kontrolle zugänglich machen.
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Das Wesentliche an der Erfindung ist die Enthaarung in .einem gepufferten,
alkalisch reagierenden Bad mit begrenzten Mengen von 1?nthaarungsmitteln (etwa o,3
bis o,6% vom Weichgewicht) in einem begrenzten ptt-Bercich (vorzugsweise 10,7 bis
etwa 11,5) und anschließend, nämlich nach der bevorzugten Arbeitsweise, das eigentliche
Äschern in demselben gepuffer ten Bad unter Zusatz von genlau bemessenen Mengen
von Alkali im begrenzten PH-Bereich von etwa 11,8 bis 12,6, zur Erzielung der jeweils
erforderlichen Schwellung. Die Vorteile dieses Verfahrens sind: der Anfall von unbeschädigten
Haaren, eine wesentlich -vereinfachte Arbeitsweise durch die Nichtverwendung von
Kalk und eine bis jetzt nicht gekannte Möglichkeit der Regulierbark .eit und der
Kontrolle des Schwellzustandes der Haut. Ausführungsbeispiele 1. Gut geweichte Ziegenfelle
werden im Faß mit 3ooo,'o Wasser, 3,5ojo Trinatriumphosphat calc. und o.501o Atznatron,
bezogen auf das Weichgewicht, bei 35 bis 36° mehrere Stunden behandelt, wobei das
pH der alkalischen Puffersalzlösung sich bereits nach 3 Stunden auf etwa 11.3 eingestellt
hat. Man setzt am nächsten Tage o,6% konz. Schwefelnatrium zu und behandelt nun
unter gelegentlichem Drehen des Fasses bis zur Haarlässigkeit, die in der Regel
in 24 bis -3o Stunden, bei Benutzung gebrauchter Brühen auch früher, erreicht ist.
Der pH-Wert sinkt hierbei bis etwa 9,3 ab. Die Felle werden dann enthaart und entfleischt,
-vorauf die Blößen in die 'mit 1, 5 bis 20,'o Schwefelnatrium verstärkte Äscherbr
ühe zurückkommen. Die völlig geschonten Haare werden neutralisiert und gewaschen.
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2. Lammfelle werden gründlich geweicht und, bezogen auf das Weichgewicht,
mit 35o bis 4ooo/o Wasser, 3% Dinatriumphosphat calc. und 20,lo Trinatriumphosphat
calc. bei 35 bis 36° behandelt. Der anfangs bei 11 liegende pH-Wert der Puffersalzlösung
sinkt schon nach 12stündiger Bewegung der Felle im Haspel auf etwa 1o,2 bzcv. nach
3stündiger Bewegung auf etwa 9;5 ab. je nach Fellgüte werden 0,4 bis o,6% konz.
Schwefelnatrium sofort bei Beginn der Behandlung oder erst nach einiger Einwirkungsdauer
der Puffersalzlösung zugesetzt. Der pH-Wert wird durch den Sulfidzusatz nur unwesentlich
um o,1 bis o,2 Einheiten erhöht. In der Regel kann bereits 24 Stunden nach erfolgtem
Schwefelnatriumzusatz die endgültige Entwollung erfolgen.
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Da der pnt-Wert der Voräscherbrühe fast auf den Neutralpunkt abgesunken
ist, genügt es, die erhaltene Wolle zu -waschen. Die Blößen -erden in der verstärkten
Voräscherbrühe oder in einem frischen Äscher nachgeäschert.
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3. Gut geweichte Kalbfelle werden im Faß mit 300N gebrauchter Äscherbrühe
gewalkt. der o, 5 0;'o Soda calc., 2% Dinatriumphosphat calc. und 2, 5 0;'o Trinatriumphosphat
calc. zugesetzt sind. Temperatur 32 bis 34°, Dauer
3 Stunden. Nun
setzt man 0,5010 Schwefelnatrium konz. zu und läßt dieses Bad auf die Felle
bei gewöhnlicher Temperatur einwirken, wobei durch Zusatz von Trinatriumphosphat
oder Ätznatron der PH-Wert der Brühe auf i i bis i i,5 gehalten wird. Das Faß wird
jede halbe Stunde einigemal in Umdrehung versetzt. Nach erreichter Haarlässigkeit
werden die Felle enthaart und entfleischt. Die so gewonnenen Blößen kommen in das
Faß mit dem gleichen Bad zurück, welchem man nur noch i,¢% Schwefelnatrium zusetzt.
Man äschert 2¢ Stunden lang weiter, indem man das Faß halbstündlich @einigemal umdreht.
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Die so gewonnenen Haare sind unversehrt, sie werden mit einer Säure
neutralisiert und gewaschen. Die Blöße wird auf pH 8 neutralisiert, gebeizt und
wie üblich weiterbehandelt.