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Verfahren zur Herstellung von Leder aus. Fischhäuten Die vorliegende
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Leder aus Fischhäuten von sogenannten
Konsumfischen, wie Lengfisch, Kabeljau, Seelachs, Katfisch, Rochen usw., durch Gerben
mit pflanzlichen Gerbstoffen. Das Gerben von Fischhäuten bringt gewisse Schwierigkeiten
mit sich und kann mit der Gerbung der Häute von Warmblütern nicht ohne weiteres
verglichen werden. Der Grund hierfür ist in der besonderen Struktur der Fischhaut
zu suchen, die von dem Aufbau einer gewöhnlichen Tierhaut völlig abweicht. Im Gegensatz
zur Tierhaut besteht die Fischhaut aus zwei Schichten, nämlich der Epidermis und
der Lederhaut. Diese andersartige Struktur erfordert auch eine andere Behandlung.
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Das Gerben von Fischhäuten mit pflanzlichen Gerbstoffen ist bereits
in der Literatur wiederholt erwähnt. Nennenswerte Erfahrungen auf diesem Gebiet
sind jedoch offensichtlich bisher nicht gesammelt worden, da nähere Angaben, insbesondere
über Gerbung der Häute von Konsumfischen, fehlen.
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Das Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, aus Fischhäuten in kürzestem
Zeitraum ein einwandfreies, den Bedürfnissen der Feinlederindustrie in jeder Hinsicht
entsprechendes Leder zu schaffen. Hierzu ist, wie Versuche ergeben haben, der Teegerbstoff
in besonderer Weise geeignet.
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Die Verwendung von Teegerbstoff ist an sich bereits bekannt; seine
Verwendung zum Gerben von Fischhäuten ist aber noch nicht vorgeschlagen worden.
Der Gehalt des Teestrauches an Teegerbsäure und Teegerbstoff schwankt je nach der
betreffenden Teeart zwischen io bis 25°/o. Zur Gewinnung des Gerbstoffes kommt vor
allen Dingen nicht fermentierter, also frisch getrockneter Tee in Betracht. Zur
Gewinnung des Gerbstoffes kann der ganze Teestrauch verwendet werden. Den größten
Anteil an Gerbstoff bzw. Gerbsäure weisen die Blätter und Stengel auf,
sie
kommen daher in erster Linie für die Gerbstoffgewinnung in Betracht. Die Teeblätter,
Stengel usw. werden beispielsweise in einer Glocken- oder Schleudermühle, wie sie
in der Gerberei üblich sind, vermahlen. Das feingemahlene Produkt, zu dem auch der
bei der Fermentation abfallende Teestaub gehört, kann ausgekocht oder stufenweise,
z. B. in Extrakteuren, mit heißem Wasser ausgelaugt werden.
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Der Teegerbstoff gerbt die Fischhaut sehr schnell durch, ohne sie
zu schädigen. Er gibt dem Leder eine weitgehende Reißfestigkeit und macht es außerordentlich
geschmeidig und weich. Auch lassen sich kombinierte Gerbungeh, beispielsweise die
Anwendung einer Teebrühe nach vorausgegangener Chromgerbung, mit besonderem Erfolg
durchführen. Auch können der Teebrühe synthetische oder pflanzliche Gerbstoffe beigefügt
werden. Zur Herstellung heller Leder kann der Teeextrakt entfärbt werden.
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Bei der Vorbehandlung der Fischhaut kann ein tagelanges Äschern, wie
es bei Warmblüterhäuten geschieht, oft fortfallen. Statt dessen können die Fischhäute
in einer o,2- bis o,5%igen Kalium- oder Natriumhydroxydlösung etwa io bis 30 Minuten
lang behandelt werden. Die Häute können jetzt, wenn es erwünscht ist, ohne Beschädigung
der Oberhaut entschuppt werden, indessen können die Schuppen auch, wenn eine besondere
Schmuckwirkung erzielt werden soll, erhalten bleiben. Im Anschluß an die Alkalibehändlung
sollen die Häute sogleich in einem etwa 5 0%igen Natriumbisulfitbad neutralisiert
werden, statt dessen kann man auch organische Säuren, wie Milchsäure u. dgl., verwenden.
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Zum Angerben verwendet man eine leichte Teebrühe, der man vorteilhaft
etwa 1% Natriumbisulfit zusetzt. Der Zusatz von #\atriumbisulfit zu Gerbstoffen
ist an sich bereits bekannt. Durch Einwirkung von Bisulfit unter Wärme und Druck
soll eine Klärung der Farbe und eine bessere Lösbarkeit der Gerbstoffe erzielt werden;
ein Verfahren, das übrigens nur für Extrakte angewendet wird. Bei dem vorliegenden
Verfahren soll die Anwendung von Natriumbisulfit jedoch lediglich das Durchdringen
der Haut mit Gerbstoff beschleunigen. Die Bisulfitlösung hat also eine Pickelwirkung.
Ein Sulfitieren des Teegerbstoffes ist nicht erforderlich und oft nicht einmal erwünscht,
da die hierin enthaltenen Farbstoffe bei der Gerbung auf naturfarbiges Leder besonders
vorteilhaft sind.
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Die zum Angerben benutzte Brühe kann bei dem Verfahren gemäß der Erfindung
laufend bis zur endgültigen Ausgerbung verstärkt werden. Zum Angerben kann die Teebrühe
auch durch Formaldehyd ersetzt werden, dessen Gehalt aber 1,5°1o nicht übersteigen
soll. Diese Brühe wird nicht verstärkt, sondern man arbeitet in diesem Fall mit
Brühenwechsel. Zweckmäßig folgt dann eine Teebrühe von 2,5° Be.
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Einige Beispiele mögen das Verfahren gemäß der Erfindung erläutern:
Seelachs- und Katfischhäute wurden etwa 2 Tage mit etwa 15 0% Kalk geäschert und
dann mit 0,q.0/0 einer bekannten Enzymbeize entkälkt. Die Häute wurden dann mit
einer leichten Teebrühe angegerbt, die etwa 5 % Teeextrakt mit einem annähernden
Gerbstoffgehalt von 2o bis 22 % enthielt (das entspricht auf Zoo kg Hautgewicht
einer Menge von 5 kg Teeextrakt von 25° Be). Der Brühe wurde 10/0 Natriumbisulfit
zugefügt. Nach 6stündiger Laufzeit wurde der Flotte noch einmal die gleiche Menge
Teeextrakt zugesetzt. Mit dieser Besetzung lief das Faß weitere 6 Stunden. Anschließend
wurde der Flotte bei den Seelachshäuten 2o0/0 Ouebrachoextrakt, bei den Katfischhäuten
10°/o Quebrachoextrakt und 5 % eines künstlichen Gerbstoffes in 3 Teilen innerhalb
von 11/Q Tagen zugesetzt. Bei den Katfischhäuten wurde eine noch hellere Naturfarbe
als bei den Seelachshäuten erzielt. Die Katfischhaut zeichnet sich auch durch einen
ganz besonders weichen Griff aus. Nach beendeter Gerbung wurden die Häute gespült,
genagelt und an der Luft getrocknet. Sie können alsdann noch mit einem Decklack
versehen werden. Es ist besonders beachtenswert, daß trotz der Verwendung dieser
konzentrierten Gerbbrühen, die eine Schnellgerbung der Fischhäute ermöglichen, kein
schädlicher Angriff auf die Blößen erfolgt. Ein Verleimen der Fischhäute findet
auf keinen Fall statt.
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Ein weiteres Arbeitsbeispiel ist folgendes Die mit Alkali vorbehandelte
neutralisierte Fischhaut wird ungespült in eine Gerbbrühe gegeben, die aus einer
Teebrühe von 11/Q° Be unter Zusatz von 1% Natriumbisulfit besteht. Hiermit läuft
das Faß 2 Stunden. Dann wird die Gerbbrühe durch Zusatz von i° Be Teeextrakt weiter
verstärkt. Nach einer weiteren Stunde erfolgt eine weitere Erhöhung des Gehalts
der Gerbbrühe an Teeextrakt um 1 ° Be. Gleichzeitig wird ein synthetischer Gerbstoff
mit guter Bleichwirkung zugesetzt. Hiermit läuft das Faß weitere 2 bis 3 Stunden.
Die weitere Anreicherung der Gerbbriihe erfolgt mit Sumach, der ein besonders helles
Leder liefert. Innerhalb von 3 Stunden wird die Gerbbrühe durch Zusatz von Sumach
in 3 Anteilen um 11/Q° Be verstärkt. Nach Ablauf dieser Zeit kann das Faß, mit kurzen
Umlagerungen, 2 Stunden ruhen. Dann wird die Brühe dreimal im Abstand von je i Stunde
jedesmal um i° Be, im ganzen also um 3°,
verstärkt. Mit dieser Besetzung
läuft das Faß etwa 24. bis 30 Stunden bis zur völligen Ausgerbung. Nach beendeter
Gerbung werden die Häute gespült, bis das Wasser klar bleibt. Anschließend werden
sie gefettet, gefärbt und gegebenenfalls wie üblich nachbehandelt.
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Es sei besonders darauf hingewiesen, daß der Bisulfitzusatz zur Erzielung
des Erfolges nicht notwendig ist. Er hat in der Hauptsache lediglich den Zweck,
das Durchbeißen des Teegerbstoffes zu erleichtern. Wird das Bisulfit fortgelassen,
so ist nur mit einer Verlängerung der Angerbung um etwa ein Drittel der Zeit zu
rechnen. Die Gerbung geht aber in gleicher Weise und mit dem gleichen Ergebnis vor
sich. Es empfiehlt sich, in diesem Fall die Gerbbrühe um etwa 5o °/o an Teegerbstoff
stärker zu halten.