-
Verfahren zum Imprägnieren von Häuten, Fellen und Leder Es ist bekannt,
daß die schwächeren Teile der zur Ledergewinnung verwendeten Häute oder auch die
ganzen, mageren, durch Krankheit oder andere Gründe nicht entwickelten oder auch
degenerierten Häute oder Felle und die daraus hergestellten Leder minderen Wertes
sind, wobei die Wertminderung so weit gehen kann, daß die zur Gerbung nötigen Aufwendungen
kaum noch zu rechtfertigen sind.
-
Die vorliegende Erfindung lehrt einen Weg, derartige' Hautteile oder
derartige Häute und Felle ohne nennenswerte Unkosten zu hochwertigem Leder umzuwandeln,
indem ihnen die fehlende Eiweißsubstanz zugeführt wird.
-
Zur Gewinnung der Eiweißsubstanz in der hierzu erforderlichen Form
werden Hautteile oder Abfall gereinigt - durch Waschen, Enthaaren, Entkalken oder
sonst erforderliche Arbeitsgänge - und die gereinigten und getrockneten Teile dann
einer durchgreifenden Säurehydrolyse unterworfen, welche bis zu den Aminosäuren
führt. Die Lösung der erhaltenen Aminosäuren wird in geeigneter Verteilung auf die
Haut aufgetragen, d. h. sind Stellen besonderer Minderwertigkeit vorhanden, so wird
die Lösung dort eingebürstet, sind die ganzen Felle minderwertig, so werden sie
in die Lösung getan und erforderlichenfalls auch im Walkfaß behandelt. Nachdem die
Lösung bzw. die in ihr enthaltenen Aminosäuren aufgenommen sind, werden die Häute,
wie üblich, gegerbt. Man kann auch so verfahren, daß man die Häute zunächst gerbt,
dann die Arninosäuren zugibt und nachgerbt, und man kann auch an sich gesunde Häute
durch Zugabe der Aminosäuren in vorheriger oder nachfolgender Gerbung dichter machen.
-
Es ist bekannt, daß Leim oder andere Abbauprodukte der Haut zum Beschweren
von Leder verwendet werden. Diese Verfahren unterscheiden sich von dem der vorliegenden
Erfindung technisch grundsätzlich dadurch, daß die Viscosität der bei diesen Verfahren
angewendeten Lösungen eine erheblich höhere ist, so daß es überhaupt fraglich erscheint,
ob sie irgendwie nennenswert in die Haut eindringen, vielmehr wahrscheinlich ist,
daß lediglich eine Fixierung in den äußeren Schichten erfolgt und daher auch die
so gewonnenen Leder eine so starke Brüchigkeit aufweisen, daß praktisch die Anwendung
der Verfahren kaum erfolgt. Wissenschaftlich unterscheiden sich die Verfahren insofern,
als Leim und Glutin höher polymerisierte Körper sind, so daß sie deutlich von den
nach dem vorliegenden Verfahren hergestellten Aminosäuren unterschieden werden.
Bei dem in der österreichischen Patentschrift 43.o87 beschriebenen Verfahren werden
Leim und Gelatine ausdrücklich als solche genannt. Es ist ferner in der amerikanischen
Patentschrift z 586 964 ein Verfahren beschrieben worden, bei welchem jedoch ausdrücklich
darauf hingewiesen wurde, daß der Abbau nicht bis zu den Aminosäuren
geleitet
werden soll. Auch aus der britischen Patentschrift 320 053 ist ein Verfahren
bekannt geworden, bei welchem Gelatine durch schwefelalkalische Hydrolyse hergestellt
und verwendet wird. Um einen Zweifel an der Verschiedenheit der gemäß der amerikanischen
und der britischen Patentschrift hergestellten Körper von dem nach der vorliegenden
Erfindung gewonnenen vollkommen auszuschließen, wurden die betreffenden Körper hergestellt
und in Übereinstimmung mit dem Schrifttum, aus welchem bekannt ist, daß durch Wasserspaltung
unter Druck ein Abbau zu Aminosäuren nicht erfolgt, und mit den Angaben der Beschreibung
_ vergeblich versucht, kristallisierbäre Derivate aus ihnen herzustellen, während
die nach der Erfindung hergestellte Substanz mühelos z. B. in kristallisierte Bromadditionsprodukte
übergeführt werden konnte. (Dieselben zeigen charakteristischen Schmelzpunkt und
sind aus verdünntem Alkohol leicht umkristallisierbar). Auch bei dem in der Patentschrift
265 913 beschriebenen Verfahren ist keine Kollision mit dem vorliegenden
Verfahren zu erblicken; denn eine Kennzeichnung des Stickstoffgehalts ist nicht
vorgenommen und eine Darstellung der verwendeten Körper ebenfalls nicht beschrieben;
die namentliche Kennzeichnung von Albumosen, Peptonen, Globulinen, Fibrinen usw.
erhellt deutlich die Unterscheidung der erfindungsgemäß hergestellten und verwendeten
Aminosäuren, die noch schärfer dadurch zum Ausdruck gebracht wird, daß in der vorliegenden
Erfindung leichtlösliche Körper gewonnen und verwendet werden, während dies nach
dem aus der Patentschrift a65 913 bekannten Verfahren durch die ausdrückliche Betonung
von geeigneten Lösungen oder feinen Suspensionen nicht der Fall ist. Endlich sind
die nach dem Verfahren der Patentschrift 486 977 durch Fermentation gewonnenen Körper
deutlich gekennzeichnet, indem bei diesem Verfahren nicht mehr als io0% des Gesamtstickstoffs
in formoltitrierbare Form übergeführt werden soll, während von dem in den Aminosäuren
des vorliegenden Verfahrens enthaltenen Stickstoff 330% formoltitrierbar sind.
-
Ist hierdurch die Ergänzung und Unterscheidung gegenüber den bisher
geübten und bekannten Verfahren gegeben, so bedeutet das neue Verfahren auch einen
wesentlichen technischen Fortschritt gegenüber dem bisherigen Stand der Technik,
wie die umfangreich ' angestellten Vergleichsversuche ergeben haben. Bei den gemäß
der vorliegenden Erfindung gemachten Versuchen wurden folgende- Vorteile festgestellt:
i. Die mit höherem Stickstoffgehalt verwendeten Eimeißabbaustoffe besitzen ein wesentlich
leichteres, tieferes und erfolgreicheres Eindringungsvermögen, als dies nach den
bisher bekannten Verfahren der Fall ist.
-
2. Durch diese eben geschilderte Eigenschaft des neuen Verfahrens
wird der Fabrikationsgang als solcher erleichtert und verbessert; denn die . bisherigen
Verfahren inachen es notwendig, daß man die Leder bz-%v. Häute zur Aufnahme der
Eiweißstoffe im Walkfaß bewegen muß. Infolge des leichteren Eindringungsvermögens
der nach dem neuen Verfahren dargestellten leichtlöslichen Aminosäuren wird dieses
Walken nicht nur wesentlich abgekürzt, sondern insbesondere auch eine Beschädigung
der NTarbenschichten, wie es durch das lange Walken bisher nur zu leicht geschah,
ausgeschlossen und gleicherweise eine saubere Fleischseite erzielt, die das öftere
Umarbeiten (Auswaschen) der Leder bei den schlecht eindringenden Eiweißabbaustoffen
entbehrlich macht.
-
Damit werden also bei verbessertem Produktionsgang die unangenehmen
Schwierigkeiten und Gefahrenmomente als Begleiterscheinungen des bisherigen Fabrikationsprozesses
behoben.
-
3. Der technische Fortschritt liegt auch in der Oualität des Erzeugnisses.
Das mit dem neuen Verfahren gewonnene Produkt zeichnet sich aus durch ein mit den
bisherigen Mitteln nicht erreichtes schönes Aussehen und eine vom normalen Leder
nicht abweichende chemische Zusammensetzung.
-
Erst durch dieses bisher nicht erzielte Zusammentreffen der den Verfahrensgang
und das Produkt betreffenden Eigenschaften wird der Zweck eines Lederimprägnierungsmittels
erfüllt und der technische und gewerbliche Fortschritt hiermit erreicht.
-
Man arbeitet folgendermaßen: Um ein möglichst reines Endprodukt zu
erhalten, wird z. B. Leimleder erst mit etwa i %iger Salzsäure unter dauerndem Zufluß
von frischem Wasser entkalkt. Hierauf wird 5 bis 6 Stunden mit Schwefelsäure unter
Rückflußkühlung hydrolisiert, von zurückbleibendem Fett abfiltriert, die Schwefelsäure
restlos entfernt und die zurückbleibenden freien Aminosäuren im Vakuum eingedickt
bis auf etwa 25° Be. Man erhält so eine dickflüssige braune Masse von I60% Stickstoff,
die bei noch stärkerem Einmengen fest wird.
-
Die Ausbeute- an Trockensubstanz beträgt I20%, bezogen auf die ursprünglich
angewandte gekalkte Leimledermenge. Bei der Veraschung hinterbleibt kein Rückstand.
Ausbeute an Fett rund 30a. Diese freien Aminosäuren werden entweder der geschorenen
Haut
vor der Gerbung oder dem fertig gegerbten Leder hinzugefügt. Man gibt z. B. auf
r So kg Preßgewicht fertig gegerbten Leders rund 12 1 von 25° Be (- 51j2 kg Trokkensubstanz)
der in kaltem Wasser aufgelösten Aminosäuren und läßt dieses Gemisch im Walkfaß
etwa to Minuten lang bei gewöhnlicher Temperatur laufen. Nach dieser Zeit ist die
Lösung restlos vom Leder aufgenommen, wie die trockene Narben- und Fleischseite
-neigt; oder man preßt die Blößen nach dem Scheren kurz aus und läßt im gleichen
Verhältnis, wie eben erwähnt, diese Eiweißabbaustoffe %.Stunde lang im Walkfaß laufen.
-
Die so vorbereiteten Leder bzw. Häute werden jetzt in üblicher Weise
fertig zugerichtet bzw. gegerbt.