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Verfahren zum Gerben von tierischen Häuten. Es ist bekannt, daß Haut
von Formaldehyd gegerbt wird, und daß solches Formaldehydleder in seinen Eigenschaften
wesentlich verbessert «-erden kann, wenn es durch ein zweites Bad gezogen wird,
welches solche aromatischen Verbindungen enthält, die mit Formaldehyd Kondensationsprodukte
liefern. Dazu haben sich als besonders geeignet aromatische Basen, wie Naphthylamin,
und dessen Derivate, wie Sulfo:säuren, sowie auch Phenole erwiesen.
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Es ist andererseits bekannt, fertiges vegetabilisch gegerbtes Leder
mit Leim, Albumin, Blutserum oder nicht kcagulierbaren Eiweißstoffen bzw. mit deren
Abbauprodukten, wie Albumosen, Peptonen oder Acidalbumin, zu füllen oder zu färben
oder zu appretieren. Gerbende Eigenschaften irgendwelcher Art besitzert=derLeimoder
dieEiweißstofte unddere:i Abbauprodukte indessen nicht und dienen lediglich als
Füll- und Appretiermittel, die nicht fragulierbaren Eiweißstoffe und deren Abbauprodukte
außerdem auch zur Fixierung des Gerbstoffes in vegetabilisch gegerbtem Leder. -Es
wurde nun gefunden, daß die Lösungen von lobgaren Lederabfällen in Alkalien, alkalischen
Salzen, basischen und sauren Seifen, welche mit kleinen Mengen Formaldehyd aus ihren
wässerigen, etwa 25prozentigen Lösungen von selbst zu Gerbleimgallerten bis zu unlöslichen
Verbindungen erstarren, als auch die durch Einwirkung von Wasser und Salzlösung
auf die Abfälle entstehenden sauren Lösungen zum Gerben von tierischen Häuten sowie
zum Nachgerben und Füllen von FormaldehydIeder geeignet sind.
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Beim Lösen von Chromleder abfällen in Alkalien erhält man unter Ausscheidung
von Chromoxydhydrat nicht koagulierende Klebstoffe, die keinerlei gerbende Eigenschaften
besitzen. Dagegen bestehen die lobgaren Lederalkalilösungen und Lederseifen aus
homogenen Körpern, die Gerbstoff und Leim, Gerbleim, chemisch gebunden enthalten
und weder chemisch noch elektrolytisch in Leim und Gerbstoff zu trennen sind. Das
gleiche trifft auch für die wässerigen, sauren Lösungen von lobgaren Lederabfällen
zu. Diese alkalischen oder wässerigen Lösungen von lobgaren Lederabfällen besitzen
noch volle, echte Gerbfähigkeit, weil sie ungesättigte Gruppen der frischen Haut
an noch freie eigene Doppelbindungen anzulagern vermögen und ebensolche an ungesättigte
Gruppen von Pseudoleder, wie Formaldehydleder, so daß hier eine kombinierte Gerbung
stattfindet.
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Mit den wässerigen, sauren Lösungen von lehgaren Lederabfällen erhält
man, nachdem die Gerbharze abgeschieden oder mit geringen Mengen Ammoniak löslich
gemacht worden sind, beim Einbringen von Haut in kurzer "Zeit vollständige Durchgerbungen.
Aber auch die vollständigen Lederlösungen i@n
Alkalien, alkalischen
Salzen und basischen und sauren Seifen (Türkischrotöl) vermögen eingebrachte Haut
in 8 bis r2 Tagen durchzugerben. Es hat sich jedoch gezeigt, daß sowohl die alkalischen
als 'auch die sauren, wässerigen Lederlösungen beim Einbringen von Haut nach einiger
Zeit einen üblen Geruch annehmen, der auf Zersetzungen der Haut hindeutet, während
die Lederlösungen selbst. haltbar sind. Die Beschaffenheit des auf diese Weise erhaltenen
Leders ist also wenig befriedigend.
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Wird dagegen Formaldehydlederr in die Lösung der lohgaren Lederabfälle
gebracht, so erhält man qualitativ gute Gerbungen, die sich auch im Rendement vorteilhaft
stellen, da erhebliche Mengen Leder aus den Lederlösungen zwischen den durch Formaldehyd
fixierten Hautfibrillen eingelagert werden. Die Lederlösungen entwickeln hierbei
keinen üblen Geruch mehr, da die Hautsubstanz durch die Formaldehydbehandlung schon
lederartig fixiert ist und selbst nicht mehr fault.
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Man kann in die alkalischen oder sauren, wässerigen Lederlösungen.
auch noch andere Stoffe einbringen oder in den Lösungen auflösen, um die Haltbarkeit
zu erhöhen, wie z. B. kleine Mengen Phenole oder Anilinöl. Die Ausführung des Verfahrens
erfolgt vorteilhaft so, daß die Häute zunächst in Bäder von 1/2prozentigem Formaldehyd
vorgegerbt werden und dann eine Nachgerbung in Bädern. ven in Alkali gelöstem lohgaren
Leder erfolgt. Man kann auch in die Lederlösungen unmittelbar geringe Mengen. Formaldehyd
einbringen und die Gerbung in einem Bade vollziehen, wobei jedoch die Konzentration
der Lederlösungen so dünn gehalten werden muß, daß Gerbleimgallerten noch nicht
entstehen. Beispiele. i. Lohgare Lederabfälle werden unter Zusatz von etwa 5 Prozent
vom Ledergewicht alkalischer Stoffe, wie Ätznatron, Ammoniak, Soda, Natriumbisulfit
oder Borax, in Wasser gelöst, filtriert und die braune Lösung auf 5 bis i o Prozent
Trockensubstanz verdünnt. Dann fügt man der Lösung % Prozent Fc-maldehyd zu und
bringt die zu gerbenden ,Häute ein, die nach 5 bis io Tagen durchgegerbt sind.
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2. Hautblöße wird in 0,5- bis iprozentiger Formaldehydlösung
2 Tage vorgegerbt und dann 3 Tage in Lösung von lobgaren Lederabfällen gebracht,
die auf 5 bis io Prozent Trockensubstanz eingestellt ist.
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3. Haut wird in eine auf 5 bis io Prozent Trockensubstanz eingestellte
Lösung von lohgaren Lederabfällen gebracht, in der 2 Prozent Anilinöl gelöst sind,
und die Haut bis 3 Tage in der Lösung belassen. Die Nachgerbung geschieht mit Bädern
von o,5-bis i prozentigem Formaldehyd in 2 bis 3 Tagen.
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4. Haut wird i bis 3 Tage in eine 2prozentige Lösung von in Wasser
gelöstem Anilinöl gebracht und danach i bis 3 Tage in eine o,5- bis iprozentige
Lösung von wässerigem Formaldehyd. Das erhaltene schneeweiße, ohne Fettung ziemlich
leer zusammentrocknende Leder wird 2 bis 5 Tage in eine Lösung lohgarer Lederabfälle
von io Prozent Trockensubstanz gebracht. Nach dieser Zeit ist das Leder durch und
durch braun gefärbt und von der Lederlösung kombiniert durchgegerbt und so weit
mit Leder gefüllt, daß es nach dem Trocknen ohne jede Fettung voll und porös bleibt
und in bezug auf Stand und Festigkeit die Eigenschaften von lohgarem Leder angenommen
hat, während Formaldehydleder an sich mehr die elastischen Eigenschaften von Chromleder
besitzt.