DE193842C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
- M 193842 KLASSE 2Ba. GRUPPE
nicht wirkenden Reduktionsmittel.
Über die bei der Mineralgerberei, d. h. beim Gerben von Häuten mittels mineralischer Gerbmaterialien
sich abspielenden chemischen Vorgänge hat man zur Zeit keine sichere Vorstellung
und man nimmt an, daß die zu diesem Zweck benutzten niederen Oxyde der Metalle, insbesondere des Chroms in der Chromgerberei,
sich mit der Gelatine bzw. den eiweißartigen Körpern in den Fasern der Häute verbinden
ίο und die ersteren dadurch unlöslich machen.
Sämtliche Mineralgerbverfahren bestehen daher darin, in den Fasern der Häute ein Metalloxyd,
gewöhnlich Chromoxyd, niederzuschlagen.
Mit Hilfe der bekannten Mineralgerbverfahren und insbesondere mittels der vor allen
den Vorzug verdienenden Chromgerberei werden wohl leichte oder dünne Häute für gewisse Verwendungszwecke
ziemlich gut gegerbt, aber dicke Häute, die zu Sohlenleder, Riemen, Pferdegeschirren
u. dgl. verarbeitet werden sollen, werden mittels dieser Verfahren nur ungenügend
gegerbt, weil z. B. bei dem Einbadverfahren das Oxyd bzw. Oxychlorid bei Berührung mit der
Haut die Gelatine bzw. die eiweißartigen Körper der äußeren Fasern sofort zum Gerinnen
bringt, das Gerinnsel die Poren verstopft und das Gerbmittel daher nicht oder doch nicht
genügend in die inneren Fasern eindringen kann, so daß diese Fasern nicht vollkommen gegerbt
werden. Infolgedessen ziehen sich in dem Bad die gegerbten äußeren Fasern stärker zusammen
als die inneren, so daß der natürliche Zusammenhalt derselben bedeutend geschwächt und gelockert
wird. Endlich ist stets die Gefahr vorhanden, daß das saure Bad beim längeren Einweichen
zerstörend oder zumindest schwächend auf die Fasern wirkt.. Auch das Zweibadverfahren,
bei welchem bekanntlich die Häute zunächst mit der Chromsäurelösung imprägniert und dann in einem zweiten Bade der Reduktion
unterworfen werden, weist dieselben Mängel auf, da auch hier das sich zuerst in den äußeren
Schichten der Häute bildende Gerbmittel durch seine Gerbwirkung die Poren der Häute verstopft
und das Eindringen des Reduktionsmittels in die inneren Hautfasern und somit eine gleichmäßige Durchgerbung derselben
unmöglich macht. Schwere oder dicke Häute können deshalb weder auf die eine noch
auf die andere Art vollkommen durchgegerbt werden.
,Das vorliegende Verfahren besteht nun darin, daß die Häute zwar ebenfalls zunächst in einem
die Chromsäure und hierauf in einem das Reduktionsmittel enthaltenden Bade durchtränkt
werden; ein wesentlicher Unterschied dabei ist aber der, daß die Reduktion der Chromsäure
nicht schon in dem zweiten Bade, d. h. während sich die Häute noch darin befinden,
sondern erst dann erfolgt, nachdem die mit den beiden Stoffen imprägnierten Häute das Bad
verlassen und zum Zweck der Herbeiführung der Reduktion erwärmt worden sind.
In nachstehendem sei ein praktisches Beispiel für die Durchführung dieses Verfahrens
gegeben, und zwar bei seiner Anwendung auf die Chromgerbung. Zu diesem Zweck worden
die Häute zunächst mit einer Lösung durch-
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tränkt, die auf ioo 1 Wasser etwa folgende Bestandteile enthält:
Doppeltchromsaures Natron 1200 g
Alaun 800 g
Kochsalz 800 bis 1200 g
Schwefelsäure 150 g
Salzsäure ....- 250 g.
In diesem Bad bleiben die Häute, je nach ihrem Gewicht und ihrer Dicke, 12 bis 18 Stunden
lang, um dann herausgenommen, geglättet und so lange aufgehängt zu werden, bis etwa
drei Viertel der darin enthaltenen Feuchtigkeit verdunstet ist.
X5 Hierauf werden die Häute mit einem die
Chromsäure reduzierenden Mittel, zweckmäßig Glukose, behandelt, indem man die Häute ausbreitet
und sie auf beiden Seiten mit einer 15 bis 50 prozentigen Lösung von Glukose in
Wasser gleichmäßig bestreicht. Darauf werden die Häute in Stapel gesetzt, um der Glukose
3 bis 6 Stunden lang Zeit zu geben, in die Häute einzudringen. Das Bestreichen der
Häute mit der Glukoselösung ist einem Bad in dieser Lösung vorzuziehen, da dabei ein
Auswaschen der Chromsäure vermieden wird. Die auf diesem Wege von der Haut aufgenommene
Glukose findet in den Fasern Chromsäure ebenfalls in gleichmäßiger Verteilung vor, so daß,
sobald durch Erwärmen die Vorbedingungen für die Reduktion geschaffen werden, diese gleichzeitig
und gleichmäßig innerhalb der ganzen Hautfasern erfolgt und sich demnach Chrömoxyd
unmittelbar und gleichmäßig in jeder der Poren bzw. Fasern ablagern muß.
Diese Reaktion tritt aber, wie gesagt, erst ein, wenn die Häute höheren Wärmegraden ausgesetzt
werden, was in verschiedener Weise geschehen kann. So kann man z. B. zu diesem
Zweck auf die in vorstehend geschilderter Weise vorbehandelten Häute, welche dazu in einem
geschlossenen Raum aufgehängt werden, Dampf einwirken lassen, und zwar möglichst langsam
und ohne Druck, so daß eine allmähliche und gleichförmige Erwärmung der Häute auf die
Höhe, bei der die Chromsäure reduziert wird, stattfindet. Die Temperatur wird auf dieser
Höhe so lange gehalten, bis die Bildung von Chromoxyd in der ganzen Dicke der Häute
vollendet ist, was bei dünnen Häuten in etwa 30 Minuten und bei dickeren in entsprechend
längerer Zeit der Fall ist. Das Chromoxyd verbindet sich dann unmittelbar gleichförmig und
praktisch gleichzeitig mit der Gelatine der Fasern, so daß ein gleichförmiges Durchgerben
der Häute erzielt und ungleichmäßiges Zusammenziehen der Fasern vermieden wird. Die
Feuchtigkeit des Dampfes bewirkt außerdem, daß die Häute während des Reduktionsvorganges
weich und geschmeidig bleiben.
Das Produkt eignet sich vorzüglich für Sohlen- und Riemenleder, sowie für Polsterarbeit- und
Glanzleder.
Der Reduktionsprozeß kann durch einen kleinen Überschuß von Schwefel- und Salzsäure
beschleunigt werden, und zwar um so mehr, je größer der Überschuß, namentlich an Schwefelsäure,
genommen wird. Es ist dabei jedoch Bedacht darauf zu nehmen, daß der Überschuß an
Säure nicht so groß wird, daß die Reduktion schon eintritt, ehe sich die Glukose gleichmäßig
in den Häuten verteilt hat, oder daß die Fasern der Häute durch die Säure angegriffen werden.
Anstatt der Glukose kann auch eine Glyzerinlösung oder irgend ein anderer Stoff verwendet
werden, sofern derselbe Chromsäure in der Wärme, nicht dagegen in der Kälte reduziert.
Geeignet sind hierzu nicht nur die meisten organischen, sondern auch viele anorganische
Körper.
An Stelle der Erwärmung im Dampfraum kann diese auch in einem heißen Bade, z. B.
einem Fettbade, erfolgen, dessen Zusammensetzung sich nach der Art der Verwendung des
gegerbten Leders richtet.
Eine andere Art der Reduktion der Chromsäure, die bei der Verwendung von Glyzerin als
Reduktionsmittel in Anwendung kommt, besteht darin, daß man die Häute flach übereinander
aufstapelt und in dem Stapel — je nach der Dicke der Häute — 12 bis 48 Stunden
sich erwärmen läßt. Dabei findet eine vollständige Reduktion der Chromsäure statt.
Diese Methode hat den Vorteil, daß die Häute flach liegen und keine Falten bilden können.
Claims (2)
1. Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen mit Chromsäure und einem in
der Kälte nicht wirkenden Reduktionsmittel, dadurch gekennzeichnet, daß die in üblicher Weise vorbereiteten Häute bei
gewöhnlicher Temperatur mit Chromsäure und einem geeigneten Reduktionsmittel, wie z. B. Glukose, Glyzerin o. dgl. m.,
nacheinander durchtränkt und dann auf höhere Temperatur erwärmt werden, zum Zwecke, eine gleichmäßige Reduktion der
Chromsäure in der Hautfaser herbeizuführen.
2. Eine Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Erwärmung der mit Chromsäure und dem Reduktionsmittel durchtränkten Häute. entweder in einer Dampfkammer
oder einem heißen Fettbade oder durch Lagern der Häute in Haufen bewirkt.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE193842C true DE193842C (de) |
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE746458C (de) * | 1939-07-08 | 1944-08-05 | Ig Farbenindustrie Ag | Zweibadchromgerbung |
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