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Verfahren zur Herstellung von Leder Die Erfindung bezieht sich auf
die Umwandlung von Fellen und Häuten in Leder von hoher Qualität durch Imprägnieren
von ungegerbten Fellen oder Häuten mit einer wässerigen Dispersion eines wasserlöslichen
Methylolmelamins. Gemäß einem weiteren :Merkmal der Erfindung können die mit einem
Methylolmelamin gänzlich oder zum Teil gegerbten Felle oder Häute auch mit einem
anderen Gerbmittel behandelt werden.
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Das Verfahren nach der Erfindung kann zur Umwandlung aller Arten von
ungegerbten, mit Pankreasenzymen oder Kleie gebeizten oder gepickelten Häuten oder
Fellen von Fischen, Vögeln, Reptilien oder sonstigen Tieren in Leder verwendet werden.
Der Kürze halber werden solche Häute und Felle hier allgemein mit Häuten bezeichnet.
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Die im erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Methylolmelamine sind
bekannte chemische Verbindungen, welche durch Reaktion von z Mol Melamin mit 2 bis
6 Mol Formaldehyd hergestellt werden. Das Reaktionsprodukt soll wasserlöslich sein,
und demgemäß soll jedes Melaminmolekül mit wenigstens zwei, vorzugsweise mit drei
oder mehr Formaldehydmolekülen verbunden sein. Während seiner Zubereitung soll die
Erhitzung dieses Produktes nicht übermäßig lange erfolgen, da die Verbindung leicht
polymerisiert und die höher polymerisierten Methylolmelamine wasserunlöslich sind.
Da
die Häute gewöhnlich auch in den vorangehenden Stufen des Gerbverfahrens mit großen
Mengen von Salz behandelt werden, ist es wünschenswert, daß das Methylolmelamin
in Gegenwart von Salz wasserlöslich ist. Da wässerige Dispersionen der höheren Polymeren
des Methylolmelamins durch Salz ausgefällt werden, sollen die im vorliegenden Verfahren
verwendeten Methylolmelamine durch Methoden erzeugt werden, welche eine übermäßige
und länger dauernde Erwärmung während dieser Erzeugung vermeiden.
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Die Herstellung eines zur Verwendung im vorliegenden Verfahren geeigneten
Methylolmelamins kann dadurch erfolgen, daß man i Mol Melamin mit ungefähr 3,5 Mol
wässerigem 30 gewichtsprozentigem Formaldehyd mit einem PH-Wert von 9,o etwa
2o Minuten kocht, hernach kühlt und die sich ergebenden Kristalle abscheidet und
trocknet. Diese Methylolmelaminkristalle können leicht in heißem Wasser dispergiert
werden. Wenn gewünscht, kann man eine direkt als Gerbflüssigkeit verwendbare Methylolmelaminlösung
durch Erhitzen von Melamin und Formaldehyd zubereiten und das Abscheiden des Produktes
aus der Mutterlauge unterlassen.
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Die Verfahrensmaßnahmen zur Umwandlung ungegerbter Häute in Leder
durch alleinige Verwendung eines Methylolmelamins sind einfach und bestehen hauptsächlich
im Imprägnieren der ungegerbten Häute mit einer wässerigen Dispersion eines Methylolmelamins.
Das Verfahren kann durch bloßes, entsprechend langes Eintauchen der ungegerbten
Häute in die Methylolmelamindispersion oder durch Behandeln mit der Dispersion im
Gerbfaß oder in sonstigen, in der Gerberei üblichen Behältern durchgeführt werden.
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Die zum guten Gerben notwendige Menge an Methylolmelamin hängt ab
vom Zustand der Haut, von dem geforderten Maß der Gerbung und auch vom Verwendungszweck,
dem das Leder dienen soll. Gewöhnlich werden 3 bis io Gewichtsprozent trockenes
Methylolmelamin, bezogen auf das Pickelgewicht der Häute, für die meisten Gerbzwecke
ausreichen. Jedoch kann es bei gemeinsamer Verwendung mit anderen Gerbmitteln notwendig
sein, nur i oder 2 Gewichtsprozent Methylolmelamin zu benutzen. Um besondere Wirkungen
zu erzeugen, kann man bis zu 20 Gewichtsprozent Methylolmelamin verwenden.
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Die zu einer guten Durchgerbung der Häute erforderliche Zeit ist je
nach Umständen verschieden; sie ist aber viel kürzer als bei der Verwendung von
vegetabilischen Gerbextrakten. In manchen Fällen ist die Gerbwirkung von Methylolmelamin
schon nach einstündiger Behandlung der Häute merklich. Die Dicke der Haut ist für
die Zeit, welche das gründliche Eindringen des Methylolmelamins in das Hautinnere
erfordert, mit verantwortlich. Da die Dicke der einzelnen Hautgattungen voneinander
beträchtlich verschieden ist, kann eine bestimmte Zeitdauer, innerhalb welcher die
Haut in Kontakt finit der Gerbflüssigkeit bleiben muß, nicht angegeben werden. Gewöhnlich
wird eine gute Gerbung der meisten Häute in 24 Stunden erzielt. Die Gerbung kann
vom Gerher leicht nach empirischen Methoden verfolgt werden.
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Bei Behandlung gepickelter Häute ist der PH-Wert der Flüssigkeit für
die Ge rhung meistens ohne weitere Einstellung geeignet: in anderen Fällen jedoch.
insbesondere bei der Behandlung gebeizter Häute, wird es notwendig sein, den pH-Wert
der Flüssigkeit mittels Schwefel-, Salz-, Essig- oder anderen geeigneten Säuren,
zumindest während der letzten Stufen des Gerbvorganges, zwischen 3,0 und
5.o einzustellen, damit sich das Methylolmelamin in einem seine Polvmerisation begünstigenden
Medium befindet.
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Wenn die Häute bis zum gewünschten Zustand gegerbt sind, werden sie
aus der Gerbbrühe herausgenommen und in üblicher Weise gewaschen, neutralisiert
und gefettet. Nach dieser Behandlung sind die Häute rein weiß, voll und gut gegerbt.
Das Leder eignet sich besonders gut für weiße Schuhoberteile, Handtaschen und für
die Herstellung von Artikeln, die ein gleichmäßig rein weißes, weiches, volles Velours-
oder Narbenleder erfordern. Das so hergestellte Leder ist gegen die vergilbende
Wirkung des Sonnenlichtes außerordentlich widerstandsfähig und bleibt weiß unter
Bedingungen, bei denen Leder, nach anderen Verfahren erzeugt, die unerwünschte gelbliche
Färbung annehmen.
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Wie bereits erwähnt. können gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung
die mit Methylolmelaminen gänzlich oder teilweise gegerbten Häute mit besonderem
Vorteil auch noch mit anderen Gerbmitteln behandelt werden. Dabei lassen sich Ergebnisse
erreichen, die durch Kombination üblicher Gerbmittel oder durch ein besonderes Gerbmittel
allein bisher nicht erzielt wurden.
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So hat es sich beispielsweise gezeigt, daß einer Vorbehandlung einer
ungegerbten Haut mit Methylolmelamin eine Behandlung mit üblichen vegetabilischen
Gerbextrakten, wie sulfitiertem Quebrachoextrakt, folgen kann und die vollständige
Gerbung alsdann eine Angelegenheit eher von Stunden denn von Tagen ist, im Vergleich
zur Verwendung des vegetabilischen Gerbextraktes allein. Aus noch nicht festgestellten
Gründen ermöglichen die mit Methylolmelamin vorbehandelten Häute eine raschere und
trotzdem gründliche Durchdringung mit Gerbextrakten. Der Gerbstoffgehalt der Gerbflüssigkeiten
ist in wenigen Stunden verbraucht. Man erhält ein gut und vollständig durchgegerbtes
Leder. Die gegerbten Häute sind voll und haben einen feinen, festen Narben. Sie
besitzen eine ungewöhnlich große Widerstandsfähigkeit gegen hohe Temperaturen. Wenn
das Leder der Länge nach gerissen wird, sind vorwiegend lange Fasern sichtbar.
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Wird die JlethN-lolmelaminl)eliandlung unter Mitverwendung üblicher
'\lineralgerbstoffe durchgeführt, so werden eine Reihe von unerwarteten und ungewöhnlichen
Ergebnissen erzielt. Beispi;lsweise ist es in Fachkreisen allgemein bekannt, daß
Alaungerbungen in der Regel geringwertig sind und ein Leder liefern, das gegen Wärme
und Wasser wenig widerstandsfähig ist. Der Alaun scheint nur
schwach
im Leder zu haften, hydrolysiert und läßt sich leicht auswaschen, wodurch die Gerbwirkung
aufgehoben wird. Es hat sich gezeigt, daß eine Vorhehandlung der ungegerbten Häute
mit wasserlöslichem Methylolmelamin es ermöglicht, mit den üblichen Gerhmitteln
vom Alauntypus ein sattes weißes Leder von hoher Widerstandsfähigkeit gegen Wärme
und Wasser zu erhalten. Die gegerbten Häute sind voll, und der Alaun scheint im
Leder dauerhafter fixiert zu sein.
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Es hat sich auch gezeigt, daß eine Vorbehandlung der ungegerbten Häute
mit wasserlöslichem Methylolmelamin eine sehr gute Gerbung mit Eisensalzen ermöglicht.
Bekanntlich ergeben Eisengerbungen flache, leere und harte Leder, die gegen Wasser
wenig widerstandsfähig und schwierig zu fetten sind. Dagegen ermöglicht das erfindungsgemäße
Verfahren die Verwendung von Eisensalzen zur Herstellung von vollen Ledern mit gleichmäßiger
Hellgelber Farbe und außerordentlich guter Hitzebeständigkeit.
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Wie im Falle des vegetabilischen Gerbens kann auch hier nicht bestimmt
festgestellt werden, warum die Vorbehandlung mit Methylolmelamin eine zufriedenstellende
Gerbung mit verschiedenen Mineralgerbstoffen ergibt. Methylolmelamin kann durch
eine Reihe hypothetisch möglicher chemischer Reaktionen mit dem Leder oder dessen
Hydrolysierungsprodukten reagieren oder einfach in einer polymerisierten Form anwesend
sein. Jedoch ist anzunehmen, daß es die Metallsalze im Leder bindet und so deren
Hydrolyse und Auswaschung verhindert. Einer der Hauptvorzüge der Erfindung besteht
deshalb darin, daß die erfolgreiche Verwendung von Mineralgerbstoffen ermöglicht
wird, welche bisher wegen der leichten Auswaschbarkeit der Mineralgerbstoffe als
wenig geeignet erachtet wurde.
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Die verbesserte Gerbmethode ist besonders vorteilhaft bei Mitverwendung
von solchen bekannten Gerbmitteln, welche, wie z. B. Chromsalze, auch allein gut
gegerbte, hitzebeständige Leder geben. Die Vorbehandlung der ungegerbten Häute mit
Methylolmelamin gestattet die Verwendung einer erheblich kleineren Menge an Chromgerbmitteln
und ergibt ein Leder mit besseren Eigenschaften. Solche Leder sind vor .allem viel
weißer und voller als jene, welche mit Chromgerbmitteln allein hergestellt sind,
und besitzen in der Regel ausgezeichnete Lichtechtheit.
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Zur Durchführung dieser verbesserten Kombinationsgerbungen werden
die Häute mit einer wässerigen Dispersion eines Met1-wlolmelamins und mit einem
anderen Gerbmittel behandelt, z. B. mit vegetabilischen Gerbmitteln, wie Kastanie,
Quebracho oder Schierling oder Hemlocktanne, oder mit @@asserlüslicheu \lineralgerbstoffen,
wie Eisen-. Chrom- oder Aluminiumsulfat. Gewöhnlich werden die Häute zuerst mit
der Methylolmelamindispersion imprägniert, und dann wird das vegetabilische oder
mineralische kerbmittel angewandt; in einigen Fällen, insbesondere bei Verwendung
von basischem Chromsulfat, kann das Methvlolmelamin auch gleichzeitig mit dem anderen
Gerbmittel zur Anwendung gelangen. Auch in diesem Fall ist es wahrscheinlich, daß
wenigstens ein beträchtlicher Teil des Methylolmelamins vor den anderen Gerbmitteln
von der Haut aufgenommen wird. Selbstverständlich soll aber die vorliegende Erfindung
nicht auf eine solche genau bestimmte Anwendungsvorschrift eingeschränkt sein.
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Vorzugsweise werden die ungegerbten Häute mit einer wässerigen Dispersion,
welche, bezogen auf das Beiz- oder Pickelgewicht der Haut, i bis io,'/o Methylolmelamin
enthält, wenigstens teilweise gegerbt, bevor das zweite Gerbmittel zugegeben wird.
Da das Methylolmelamin rasch auf die Häute wirkt, wird die Gerbwirkung schon innerhalb
der ersten Stunde der Behandlung feststellbar sein.
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Sobald die Häute im gewünschten Ausmaß von dem Methylolmelamin durchdrungen
sind, was je nach der Beschaffenheit der Häute bis zu etwa 24 Stunden dauern kann,
wird das zweite Gerbmittel entweder auf einmal oder in mehreren Anteilen zugegeben.
Dann wird die Gerbung in üblicher Weise beendet. Die Dauer der Gerbung und die Auswahl
und Menge der erforderlichen Gerbmittel hängen von der Dicke der Häute und der zu
erzielenden Lederart ah. In allen Fällen ermöglicht die Vorbehandlung mit Methylolmelamin,
mit wesentlich geringeren Mengen an Gerbmitteln auszukommen.
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Die nachfolgenden Beispiele, von denen i bis 4 die Behandlung mit
Methylolmelamin allein und 5 bis 9 diejenige mit Methylolmelamin zusammen mit anderen
Gerbmitteln betreffen, sollen den Gegenstand der vorliegenden Erfindung näher erläutern.
Die darin angeführten Teile bedeuten Gewichtsteile und beziehen sich, sofern nichts
anderes angegeben wird, auf das Pickelgewicht der Häute. Beispiel i Vier Hälften
gepickelter Kalbshäute mit einem Gewicht von 3550 g wurden 15 Minuten in
3550 g einer 5%igen Kochsalzlösung aufgewalkt, dann wurden 225 g einer 33%igen
wässerigen Trimethylolmelaminlösung zugesetzt, worauf das Walken 30 Minuten
fortgesetzt wurde. Nach dieser Zeit zeigte die Flüssigkeit einen PH-Wert von 3,7.
Nach Zufügen von weiteren 225 g einer 330/0igen Lösung von Trimethylolmelamin wurde
weitere 30 Minuten gewalkt, wonach der PH-Wert der Flüssigkeit 4,1 betrug.
Nach nochmaligem Zusatz von 225 g der 331/eigen Trimethylolmelaminlösung und weiterem
30minutigem Walken besaß die Lösung einen pH-Wert von 4,5, und das Leder war leicht
gegerbt. Schließlich wurden weitere 112 g der Trimethylolmelaminlösung zugefügt,
und das Walken wurde noch 2 Stunden lang fortgesetzt. Dann wurden zwei Hälften aus
dem Gerbfaß herausgenommen und aufgehängt, während die anderen beiden Hälften über
Nacht im Gefäß belassen wurden. Danach wurden die Häute bei 35° io Minuten gewaschen
und bei 45° 30 Minuten lang mit 6% eines sulfonierten vegetabilischen Öls gefettet.
Die Häute wurden
dann ausgereckt und über Nacht getrocknet. Es wurde
ein weiches, volles und gut gegerbtes Leder erhalten.
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Beispiel e ioo Gewichtsteile gepickelter Kalbshäute wurden mit 6o
Gewichtsteilen Wasser und io Gewichtsteilen Salz bei 21° 15 Minuten gewalkt. Hierauf
wurden io Gewichtsteile Trimethylolmelamin, in 4o Gewichtsteilen Wasser gelöst,
in fünf Anteilen im Abstand von 15 Minuten zugegeben. Nach dem letzten Zusatz des
Trimethylolmelamins wurde i Stunde gewalkt, wonach der PH-Wert der Lösung ungefähr
4,o betrug. Danach wurde die Lösung durch Zugabe von o,i% Schwefelsäure auf einen
pH-Wert von 3,3 bis 3,7 gebracht. In diesem Zeitpunkt fühlten sich die Häute leicht
gegerbt an. Dann wurde noch 24 Stunden weitergewalkt, das Gut herausgenommen und,
wie oben beschrieben, abtropfen gelassen, gewaschen und gefettet. Die Häute waren
gleichmäßig weiß, weich und satt und zeigten einen gleichmäßig feinen Narben. Beispiel
3 Eine geäscherte Seite wurde auf 4,8 mm gespalten, in zwei Teile geteilt, io Minuten
bei 21° gewaschen, abtropfen gelassen und bei etwa 32° gewaschen. Dann wurden die
Häute mit i % eines im Handel erhältlichen, Enzym enthaltenden Beizmittels gebeizt,
30 Minuten gewalkt, 15 Minuten bei 21' gewaschen und abtropfen gelassen.
Ein Teil der Haut wurde im geheizten Zustand belassen, während der andere Teil eine
Stunde mit 200% Wasser, io% Kochsalz und 2010 Schwefelsäure auf einen PH-Wert von
annähernd 1,9 gepickelt wurde.
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Die gepickelte Haut, die nach dem Äschern 2950 g wog, wurde in einem
Faß mit 75% ihres Gewichtes Wasser und 5% Kochsalz 15 Minuten gewalkt. Hierauf wurden
5% (bezogen auf das Aschergewicht der Haut) Trimethylolmelamin in 250/0 Wasser
zugesetzt und die Haut 18 Stunden gewalkt, wonach die Flüssigkeit einen PH-Wert
von 3,7 zeigte. Nach Zugabe von 29,5 g Dinatriumphosphat wurde die Haut noch
i Stunde gewalkt und dann 15 Minuten mit kaltem Wasser gewaschen. Nach dem Waschen
hatten die Häute eine durchschnittliche Schrumpfungstemperatur von 64°, auf der
Narbenseite einen pH-Wert von 4,7 und auf der Innenseite einen pH-Wert von 4,o.
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Die nur gebeizte Haut, welche nach dem Äschern ebenfalls 295o g wog,
wurde in einem Faß mit 70% Wasser und 5% Salz während 15 Minuten gewalkt. Hierauf
wurden 5% Trimethylolmelamin, in 25% Wasser gelöst, auf einmal zugegeben, und die
Haut wurde 45 Minuten gewalkt, worauf die Flotte einen pH-Wert von 8,2 hatte. Nun
wurden 0,5% verdünnter Schwefelsäure zugesetzt und die Behandlung eine weitere Stunde
fortgesetzt, wonach der pH-Wert der Lösung 5,2 betrug. Es wurde weiter verdünnte
Schwefelsäure zugegeben, um den PH-Wert auf 3,9 zu reduzieren; das Walken wurde
ungefähr 18 Stunden fortgesetzt, wonach die Flotte einen pH-N\'ert vori 4.o hatte
und die Haut eine Schrumpfungstemperatur von 74° aufwies. Nach Zusatz von i % Dinatriumphosphat
wurde noch eine Stunde gewalkt und hierauf 15 Minuten in kaltem Wasser gewaschen.
Es wurde ein gleichmäßig weißes, volles, gut gegerbtes Leder erhalten. Beispiel
4 Ein halbes Dutzend Schaffelle im Gewicht von 2950 g wurden mit 7,5 1 einer wässerigen
io%igen Kochsalzlösung 15 Minuten gewalkt, worauf 2% (bezogen auf das Pickelgewicht)
Trimethylolmelamin in Form einer 33%igen wässerigen Lösung zugesetzt und die Häute
30 Minuten gewalkt wurden. Die Flüssigkeit besaß dann einen pH-Wert von 3,5.
Nach Zugabe von 8% Tritnethylolmelamin in drei Anteilen in .Abständen von
30 Minuten hatte die Flotte einen pH-Wert von 5,o, und die Felle waren schon
etwas gegerbt. Es wurden weitere 5% Trimethylolmelamin zugegeben, und die Behandlung
wurde 11/2 Stunden fortgesetzt, worauf die Felle gut und voll gegerbt waren und
eine Schrumpfungstemperatur von 68° erreicht hatten. Nach nochmaligem Zusatz von
5% Trimethylolmelamin und '/2stündigem Walken waren die Felle sehr weiß, voll und
vollständig durchgegerbt. Nach einer weiteren Stunde der Behandlung hatten die Häute
einen durchschnittlichen pH-Wert von 5,5 und eine Schrumpfungstemperatur von 76°.
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Dann wurde die Flotte abgelassen, und die Leder wurden 15 Minuten
bei allmählich bis zu 51,7'
ansteigender Temperatur gewaschen und dann in
frischer Flotte mit 7% sulfoniertem vegetabilischem 01 bei etwa 52° gefettet.
Nach 30 Minuten wurden 2% kolloidaler Ton, i % Lithopon und i % weißer Ton
zugesetzt und die Leder mit den Pigmenten noch io Minuten gewalkt. Hernach wurden
dieselben für Veloursleder zugerichtet. Die Leder waren voll, weiß, geschmeidig,
gut und vollkommen durchgegerbt. Beispiel 5 ioo Gewichtsteile gepickelter Kalbfelle
wurden 15 Minuten bei 21° mit 6o Teilen Wasser und io Teilen Salz ge-%valkt, worauf
in Abständen von 15 Minuten 5 Teile Trimethylolmelamin, gelöst in 4o Teilen Wasser,
in 5 Anteilen zugesetzt wurden. Nach Zusatz des letzten Anteils Trimethylolmelamin
wurde das Walken bei 37,7° nicht überschreitenden Temperaturen i Stunde fortgesetzt.
Dann wurde die Flotte mit Schwefelsäure auf einen PH-Wert zwischen 3,3 und 3,7 gestellt
und die Behandlung im Gerbfaß 30 Minuten weitergeführt, wonach die Flotte einen
PH-Wert von 3,5 zeigte und ein Muster der Felle der Einwirkung von Wasser bei 62,7°
leicht widerstand. Hierauf wurde eine 0,75 Teilen Chromoxyd (Cr, 0.3) äquivalente
Menge Chromsulfat mit einer Basizität von 33% Schorlemmer in drei Raten in Abständen
von io Minuten zugegeben, und nach dem letzten Zusatz wurde noch i Stunde weitergewalkt.
Die Flotte besaß dann einen pH-Wert zwischen 3,2 und 3,5, und die gegerbten
Felle
hatten eine Schrumpfungstemperatur von 88°. Hierauf wurde die Gerbung wie bei reinem
chromgegerbtem Leder durch Waschen, Neutralisieren, Färben und Fetten zu Ende geführt.
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Gleiche Ergebnisse können erzielt werden, wenn man die vom Methylolmelamin
durchdrungenen Felle zuerst in saurer Bichromatlösung mit ungefähr i % Chromsäure,
bezogen auf das Gewicht der Felle, walkt und hierauf in üblicher Weise mit Natriumthiosulfatlösung
reduziert. Beispiel 6 Ein gepickeltes Ziegenfell und ein gepickeltcs Kalbfell im
Gewicht von 2720 g wurden 15 Minuten in logo g einer i5%igen Kochsalzlösung
gewalkt, 163 g (Trockengewicht) Trimethylolmelamin, in 8i5 g Wasser gelöst, zugesetzt
und die Felle bei einem PH-Wert von 4,2 1 Stunde gewalkt. Nach Zusatz von 42,5g
einer 20%igen Schwefelsäurelösung wurde das Walken bei einem PH-Wert von 3,8 3 Stunden
fortgesetzt. Dann wurde eine 5o%ige basische (Schorlemmer) Aluminiumsulfatlösung,
hergestellt aus 272g Al. (S 04)g und 65g
N a. C 03, zugefügt und weitere 2
Stunden gewalkt. Die Felle wurden über Nacht im Faß belassen und am folgenden Tag
mit Hilfe von 81,5 g calcinierter Soda und 54,5 g Dinatriumphosphat auf einen PH-Wert
von 6,o gestellt. Sie hatten dann eine Schrumpftemperatur von 81'. Danach wurden
die Felle aus dem Faß genommen, aufgestapelt und über Nacht abtropfen gelassen.
Dann wurden sie 15 ?Minuten in kaltem, allmählich auf 51,7° erwärmtem Wasser gewaschen
und mit 6% sulfoniertem vegetabilischem 01 gefettet. Nach einer Stunde war
der Fettlicker gänzlich erschöpft; die Felle wurden zum Trocknen aufgehängt. Sowohl
das Ziegen- wie auch das Kalbfell waren voll, weiß und gut gegerbt.
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Das gemäß Beispiel 3 aus der gepickelten Haut mit Trimethylolmelamin
erzeugte Leder, das nach dem Waschen eine Schrumpfungstemperatur von 64v hatte,
wurde mit ioo% einer 3%igen Kochsalzlösung io Minuten gewalkt, worauf 7% (bezogen
auf das Äschergewicht der Haut) Tannin (sulfitierter Quebracho) zugesetzt und die
Haut i Stunde gewalkt wurde. Die Flotte war dann beinahe erschöpft. Die Behandlung
mit 7% Tannin und (las einstündige Walken wurden noch zweimal durchgeführt. Die
Haut war dann gänzlich durchgegerbt und wurde ausgestoßen, abgeölt und in einem
kühlen, dunklen Raum getrocknet.
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Auch das gemäß Beispiel 3 aus der gebeizten Haut mit Trimethylolmelamin
hergestellte Leder wurde, wie oben beschrieben, mit Quebrachoextrakt nachgegerbt
und fertiggemacht.
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Beide Leder waren voll, im Narben fest und gut gegerbt und zeigten
beim Zerreißen lange Fasern. Beispiel ? Eine gepickelte Seite (Narbenspalt) im Gewicht
von 2040 g wurde 15 Minuten mit 1455 g Wasser und 104 g Kochsalz behandelt, dann
wurden 104 g 7`rimethvlolmelamin, in 520g Wasser gelöst, auf einmal zugesetzt,
und die Haut wurde 16 Stunden gewalkt. Die Flotte zeigte dann einen PH-Wert von
3,8, und die Haut hatte eine Schrumpfungstemperatur von 63°. Eine aus 200g Fee (S
04)g in 200 cm3 Wasser unter Erwärmung hergestellte Lösung wurde mit einer Lösung
von 30 g Zitronensäure in ioo cmg Wasser gemischt und dann mit 20%iger NaOH
unter Verwendung von Phenolphthalein neutralisiert. Diese Lösung wurde nun in solchen
Mengen der Gerbflotte zugesetzt, daß io% Fee (S 04)g, bezogen auf das Pickelgewicht
der gepickelten Haut, vorhanden waren. Das Walken wurde i1/2 Stunden fortgesetzt;
die Flüssigkeit hatte dann einen PH-Wert von 2,6 und die Haut eine Schrumpfungstemperatur
von 75,5°. Hierauf wurden 36g N a H C 03 in vier Anteilen in Abständen von io Minuten
zugesetzt und das Walken noch für 30 Minuten fortgesetzt. Die Flotte zeigte
dann einen PH-Wert von 4,1 und die Haut eine Schrumpfungstemperatur von etwa 72°.
Die Haut hatte das Aussehen eines vegetabilisch gegerbten Leders und schien gut
gegerbt. Beispiel 8 Ein Dutzend gepickelte Schaffelle im Gewicht von 9 kg wurden
io Minuten mit 9 kg einer io%igen Kochsalzlösung gewalkt. Hierauf wurden i80 g Trimethylolmelamin
(2% bezogen auf das Pickelgewieht) in Form einer 25%igen Lösung zugesetzt. Nach
i5minutigem Walken zeigte die Flüssigkeit einen durchschnittlichen PH-Wert von 4,3,
und die Häute waren schon etwas angegerbt. Hierauf wurde nochmals mit 2% Trimethylolmelamin
15 Minuten gewalkt und das Walken nach einer dritten Zugabe von 2% Trimethylolmelamin
2 Stunden fortgesetzt. Die Flotte besaß dann einen durchschnittlichen PH-Wert von
5,1, und die Felle schienen gut gegerbt und hatten eine Schrumpfungstemperatur von
rund 63°. Hierauf wurden 6% eines handelsüblichen Gerbpräparates, enthaltend annähernd
50% Formaldehyd als Gerbmittel, der Gerbflotte zugefügt. Nach zweistündigem Walken
hatten die Felle eine Schrumpfungstemperatur von 77,7°. Nach Zusatz von 2% in warmem
Wasser gelöstem Borax wurden die Felle eine Stunde «-eiterbehandelt, dann herausgenommen
und über Nacht abtropfen gelassen.
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Am folgenden. Tag wurden die Felle io Minuten kalt, dann io Minuten
bei rund 52° gewaschen, zusammen mit einer annähernd gleichen Menge Wasser von 52°
in das Walkfäß eingebracht und mit 12% eines entfärbten Gemisches aus sulfoniertem
Walfisch- und Kokosnusöl gefettet. Nach 45minutigem Walken war der Fettlicker nicht
erschöpft, und es wurden 0,5% Essigsäure zugegeben. Nach weiteren 30 Minuten
Walkens war der Fettlicker noch nicht vollständig erschöpft. Es wurde i % Kaliumalaun
zugefügt. Nach 30 Minuten war das Fett aufgenommen, das Wasser wurde abgelassen,
Wasser von 52° und 2% eines sulfonierten höheren Alkohols zugegeben und 3oMinuten
gewalkt. Hierauf wurden die Felle herausgenommen und über Nacht aufgestapelt und
am
nächsten Tag getrocknet. Nach dieser Behandlung waren die Felle
sehr gut gegerbt, voll, weiß und schmiegsam.
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An Stelle von Methylolmelaminen können beim erfindungsgemäßen Verfahren
auch methylierte Methylolmelamine verwendet werden. Letztere können durch Behandlung
von Methylolmelaminen mit Methanol unter sauren Verfahrensbedingungen hergestellt
werden.