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Verfahren zum Äschern tierischer Häute im Faß Es ist bekannt, den
aus Kalk und Schwefelnatrium angesetzten Äscherbrühenzwecks Verhinderung der unerwünschten
OH-Schwellung Neutralisationsmittel, wie Chlorcalcium oder Chlormagnesium, zuzusetzen.
Nach dem Verfahren der amerikanischen Patentschrift 72i 553 wird die Haut zuerst
gekalkt, dann enthaart, dann mit Schwefelnatrium und hierauf erst in einem weiteren
Arbeitsgang mit Natriumthiosulfat behandelt. Nach dem Verfahren der britischen Patentschrift
19143 r wird mit 65 bis 70% Natriumbisulfid und nur 2 bis 3% Natriumhyposulfit und
Natriumsulfit ohne Kalk geäschert. Bei diesem Verfahren ist der Gehalt an freiem
Alkali außerordentlich hoch und daher äußerst bedenklich.
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Durch diese wie auch durch die bisher allgemein üblichen Äschermethoden
und durch die dadurch bedingte Behandlung der Häute vor dem eigentlichen Gerbprozeß
geht ein wesentlicher Prozentsatz an. Hautsubstanz verloren, was sich natürlich
auf die Qualität des zu erzielenden Leders sowie auch auf dessen Faserstruktur ungünstig
auswirkt.
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Auf Grund von eingehenden Versuchen hat sich nun gezeigt, daß die
Hautsubstanz in weitgehendem Maße bei der Behandlung der Häute vor dem Gerbprozeß
erhalten bleibt, wenn die Häute in der nachgenannten Weise im Faß .geäschert werden,
wodurch gleichzeitig auch. die Dauer der sonstigen Vorbehandlung, d. h. die Arbeit
in der Wasserwerkstatt, wie auch die Dauer des Äscherns selbst, ganz be= deutend
- abgekürzt wird. Erfindungsgemäß wird der Äscherbrühe, die normalerweise o, 5 %
Schwefelnatrium (32%ig) und i1/2% gelöschten Kalk enthält, noch eine Mischung zugesetzt,
zu der man Natronlauge von 45° B6, Natriumthiosulfat krist. und Schwefelnatrium
(32%ig) in einem bestimmten Verhältnis verwendet. Die Natronlauge bewirkt eine Verseifung
der Hautdrüsen und zugleich auch eine in günstigem Ausmaß bleibende Schwellung der
Hautfasern, während _das Natriumthiosulfat einen feinen Narbenerzeugt. Der Zusatz
an Natriumthiosulfat und Natronlauge zueinander in genannter Mischung richtet sich
ganz nach der Art und Provenienz der Haut und dem Schwellungserfordernis.
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Es ist auch sehr wesentlich, daß das Äscherfaß nicht mehr als etwa
sechs Umdrehungen in der Minute macht und daß die Temperatur der Äscherflüssigkeit
30° C nicht übersteigt, da sonst die Häute Narben ziehen.
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Die Äscherbrühe soll. nach dem vorliegenden Verfahren für normal enthalten:
1/2 0; o Schwefelnatrium (32%ig), i1/2% gelöschten Kalk sowie erfindungsgemäß. i1/2
% der nachstehend aufgeführten Mischung, welche besteht aus 5o Teilen Schwefelnatrium
(32%ig), 25 Teilen Natriumthiosulfat (krist.), 25 Teilen Natronlauge von 45°B6.
Der Prozentgehalt wird auf die Flüssigkeitsmenge berechnet. Durch Einlassen von
Dampf wird vollständiges
Lösen-des Schwefelnatriums urid Natriumthiosulfats
.der -Mischung -erreicht, soweit dies nicht schoü -durch- die -Natronlauge erfolgt
sein sollte. - - ------ -- .r ,:: Praktisches Äscher_beispiel für 25 Ochsen- oder
Kuhhäute'»'' In. das Äscherfaß, das q. cbm- Wasser von 18 "bis 2z° C enthält,
werden 6o kg gelöschter Kalk, sodann 2okg Schwefelnatrium (32%ig) gegeben; hierauf
setzt man in völlig gelöster Form zu: 3o kg Schwefelnatrium (32%ig), 15 kg
Natriümthiosulfat (krist.), 15 kg Natronlauge (45'B6).
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Die Zubesserung zur Äsche@brüh_e bei .der zweiten bis sechsten Partie
Häute beträgt -je-° weils 25 % an vorgenannter Mischung. ,- Nach der sechsten Partie
wird das Fäß' frisch - gestellt. Die Äscherdäuer beträgt etwa 5o bis 60 Minuten.
Salzhäute brauchen beim vorliegenden Ascherverfahren nichtgewässert zu_ werden;
es wird lediglich das Salz -abgekehrt, -und dann-werden die -Häute direkt geäscher
t -Trockene Häute müssen-vor-der Äscherungnormal gewässert werden.- - -Nachdem die
Häute geäschert sind, werden sie in einer Grube gut- abgespült und dann sofort enthaart:
Hierauf werden sie über Nacht in Wasser eingehängt, kommen am nächsten Tag auf .die.
.Schermaschine und werden dann -ungefähr -r Stunde in .einer Flüssigkeit gebeizt,
welche tunlichst Beizbakterien enthält. Alsdann sind die Häute für den fol-@enden
Gerbprozeß vorbereitet.
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r@t?ie angezebenen Bestandteile der Äscher-(9 lttTj': r-szgkeit
sind natürlich etwas variabel und rten sich ganz nach der Art und Provenienz °gr
' Haut- und den sonst üblichen Arbeits-bzw. Gerbbedingungen. Je nachdem die Haut
mehr oder weniger leicht schwellt, variiert auch innerhalb besagter Mischung, die
der normalen Ascherbrühe erfindungsgemäß zugesetzt wird, das Verhältnis an Natriumthio--sulfat
zur Natronlauge. Die Schwellwirkung wird erhöht, wenn man mehr Natriumthiosulfat
als Natronlauge nimmt.