-
Verfahren zur Herstellung gerbender Stoffe. Bei der Behandlung der
durch Einwirkung von Bisulfiten, z. B. Natriumbisulfit, auf aromatische Nitrokohlenwasserstoffe
erhältlichen wasserlöslichen Produkte mit aliphat:schen Aldehyden entstehen Verbindungen,
die an sich nur geringe gerbende Eigenschaften besitzen. Die gleichen Kondensationsprodukte
erhält man, wenn man einen Teil des Bisulf ts -durch neutrales Sulfit ersetzt. Es
wurde nun überraschenderweise gefunden, daß durch Umsetzung solcher Alkaliverbindungen
mit Aluminium- und Chromsalzen Produkte entstehen, welche stark leimfällende Eigenschaften
haben und die sich in hervorragendem Maße als Gerbstoffe eignen. Hierbei ist es
nicht erforderlich, die Einwirkung von Bisulfit und Aldehyd getrennt auszuführen,
vielmehr läßt sich die Reaktion auch in einer Operation durchführen. Als Nitrokohlenwasserstoffe
lassen sich z. B. Nitrobenzol., Nitrotoluol, Nitronaphthalin, Nitrophenanthren usw.
als aliphatische A'.dehyde Formaldehyd oder Acetaldehyd bzw. solche entwickelnde
Substanzen verwenden. Die Reaktion kann unter den verschiedens'en B--d:ngungen hinsichtlichTemperatur,
Konzentration, Reaktionsdauer und Druck vor sich gehen.
-
Es ist zwar schon ein Gerbmittel bekannt, das durch Kondensation von
a-Naphthol-6-su'fos.äure nebst 2-Naphthylamin-6 # 8-disulfosäure mit Formaldehyd
bei Gegenwart von Schwefelsäure erhalten wird, und dessen freie Schwefelsäure mindestens
teilweise mit dem Hydroxyd eines Metalles neutralisiert wird, dessen Salze selbst
gerbende Wirkung haben, z. B. das Hydroxyd- des Chroms, Aluminiums, Eisens usw.
Bei diesem Verfahren handelt es sich aber um ein Kondensationsprodukt, das an sich
schon einen hochwertigen Gerbstoff darstellt. Der Zusatz eines Hydroxydes des Chroms,
Aluminiums usw. dient lediglich zur Neutralisierung der freien Schwefelsäure und
ist hier offenbar in der angegebenen Weise gewählt, um nicht die hohe Gerbfähigkeit
des Kondensationsproduktes durch Zugabe von Ballaststoffen herabzusetzen.
-
Demgegenüber beruht die Überführung des nach dem neuen Verfahren erhältlichen,
viel einfacher und leichter zugänglichen Kondensationsproduktes in die Chrom- und
Aluminiumverbindungen auf der überraschenden Tatsache, daß ein vorher nur sehr geringe
Gerbeigenschäften zeigendes Produkt hierdurch eine außerordentliche Steigerung seines
Gerbvermögens erfährt. Die Analyse nach der Hautpulverfiltermethode ergibt im Durchschnitt
einen Gehalt von z z Prozent an gerbenden Stoffen. Eine Abspaltung von Schwefelsäure,
wie sie beim Lagern vieler mit künstlichen Gerbmitteln hergestellter Leder
beobachtet
worden ist, deren Gerbstoffe durch Sulfurierung hergestellt waren, ist hier völlig
ausgeschlossen.
-
Beispiel i.
-
8 Gewichtsteile Nitrobenzol, 2o9 Teile Natriumbisulfitlösung, i oprozentig,
und 21 Teile 3oprozentiger Formaldehyd werden mehrere Stunden lang im geschlossenen
Gefäß auf 13o bis i So" erhitz:. Die erhaltene Lösung enthält das Natriumsalz des
entstandenen Kondensationsproduktes, das in Alkohol, Äther, Benzol usw. fast unlöslich
ist. Durch Hinzugabe von 13 Teilen Aluminiumsulfat in gesättigter wäßriger Lösung
wird das Natriümsalz in das Aluminiumsalz umgesetzt, das in jedem Verhäanis in Wasser
löslich ist. Durch Alkohol wird es aus seiner wäßrigen Lösung ausgefällt, und man
erhält so ein sirupdickes, goldgelbes Produkt, das beim Trocknen ein amorphes, leicht
wasserlösliches Pulver bildet. Die aus dem Natriumsalz erhaltene Aluminiumsalzlösung
besitzt stark leimfällende Eigenschaften und ist nach Entfernung des darin enthaltenen
Natriumsulfats ohne weiteres zum Gerben tierischer Häute geeignet.
-
Beispiel 2. -8 Gewichtsteile technisches Nitroxylol, 55 Teile Natriumbisulfitlösung,
ioprozentig, 1¢o Teile neutrale Natriumsulfitlösung, ioprozentig, und 18 Teile 3oprozentiger
Formaldehyd werden, wie im Beispiel i angegeben,, erhitzt, und die erhaltene Lösung
mit i i Teile Aluminiumsulfat in gesättigter wäßriger Lösung in das Aluminiumsalz
des Kondensationsproduktes übergeführt. Auch dieses ist in jedem Verhältnis in Wasser
löslich und kann nach der Entfernung des Natriumsulfats als synthetischer Gerbstoff
Verwendung finden. Beispiel 3.
-
io Teile a-Nitronaphthalin, 6o Te=le Natriumbisulfitlösung, ioprozentig,
und 145 Teile neutrale Natriumsuifit:ösung, i oprozentig, werden in der oben angegebenen
Weise erhitzt. Zu dem so erhaltenen Reduktionsprodukt werden in der Kälte 17 Teile
3oprozentiger Formaldehyd gegeben und die Lösung so lange verschlossen stehgngelassen,
bis der Formaldehyd verbraucht ist. Dann werden 15 Teile Chromalaun in konz. wäßriger
Lösung zugesetzt und das gebildete Natriumsu;fat entfernt. Die Eigenschaften dieses
C hromsaAes sind dieselben wie die der in den Beispielen i und 2 beschriebenen Aluminiumsalze.
-
Beispiel ¢.
-
i o Teile a-Nitronaphthalin werden, wie in Beispiel 3 beschrieben,
mit 6o Teilen i oprozentiger Natriumbisulfitlösung und 145 Teilen i oprozentiger
neutraler Natriumsulfitlösung reduziert und das Reduktionsprodukt dann mit 13 Teilen
4oprozentigem Acetaldehyd mehrere Stunden auf i oo bis i i o° erhitzt. In dieses
Kondensationsprodukt werden i 2 Teile Aluminiumsulfat in konz. wäßriger Lösung gegeben
und das Ganze wie angegeben aufgearbeitet. Es resultiert eine dunkelrotbraune Lösung
von sehr stark gerbenden Eigenschaften.