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Verfahren und Einrichtung zum Empfang von Telegrafierzeichen und zur
Einstellung eines Typenrades Bei Fernschreibmaschinen und ähnlichen Einrichtungen
werden die Telegrafierzeichen mit Hilfe eines Empfangsmagneten empfangen, der ein
Empfangswählsystem steuert, welches eine dem Telegrafierzeichen entsprechende Einstellung
des Abdruckorgans bewirkt.
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Es ist bekannt, hierzu entweder ein sogenanntes Wählschwertsy stem
oder eine Wählanordnung nach dem Additionsprinzip zu verwenden. Beim Wählschwertsystem
werden eine Anzahl Wählschwerter, meist fünf, durch einen oder mehrere Anker unter
Mitwirkung einer Empfangssteuerbuchse eingestellt. Nachdem alle Wählschwerter eingestellt
sind, wird durch Lösen einer Verriegelung die gespeicherte Wählschwerteinstellung
unmittelbar oder über Zwischenglieder auf die Empfangswählschienen übertragen. Die
Empfangswählschienen nehmen dadurch eine dem Telegrafierzeichen entsprechende Stellung
ein, so daß in die Schlitze der Empfangswählschienen einer von den etwa 27 vorhandenen
Zugstäben einfallen kann. Bei Apparaten mit Typenkorb wird dann dieser eingefallene
Zugstab von einem Druckbügel erfaßt und bewegt, so daß der am Zugstab angebrachte
Typenhebel herausgeschwenkt und dadurch der Abdruck des Zeichens vorgenommen wird.
Bei Apparaten mit Typenrad, Iireistypenkorb oder einem ähnlichen Druckorgan sind
die Wählschienen kreisförmig ausgebildet, und der einfallende Zugstab dient als
Anschlag für das sich gleichförmig drehende, über eine Reibungskupplung angetriebene
Typenrad oder ähnliche Druckorgane. Während des Druckvorganges, im ersten Fall also
während des Auswählens des Zugstabes und Abdruckens des Zeichens durch den Typenhebel,
im zweiten Fall während des Einfallens des
Zugstabes, Drehens. des
Typenrades od. dgl. und Abdruckens, kann das Empfangswahlsystem bereits ein neues
Telegraflerzeichen empfangen.
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Bei dem Additionsprinzip werden durch die einzelnen Telegrafierzeichenimpulse
je nach dem verwendeten Telegrafenalphabet Kupplungen (meist fünf) betätigt, die
die Einstellung des Typenrades od. dgl. bewirken. Die erste Kupplung bewirkt dabei
beispielsweise eine Drehung des Typenrades um 1,/2 Umdrehung, die zweite um 1/4,
die dritte um 1/3, die vierte um 1/1s usf. Je nach der Wertigkeit der Telegrafierzeichenimpulse
werden beispielsweise addiert 1/2 -E- 1/32 - 17/32 oder 1/4 + '/ls = 1911 usw. Da
die Dreh-Bewegung bereits- beim ersten Kombinationsstromschritt des Telegrafierzeichens
beginnt und die letzte durch den letzten Kombinationsstromschritt bewirkte Drehung
erst im Stoppschritt beendet ist, wird zur Einstellung des Typenrades eine Zeit
benötigt, die fast der zeitlichen Länge des gesamten Telegrafierzeichens entspricht.
Der verbleibende Rest liegt bei dem allgemein üblichen Start-Stopp-Fünferalphabet
und einer Telegrafiergeschwindigkeit von 5o Baud etwa bei 30 ms. Da die Einstellung
des ausgewählten Zeichens bei diesem System nicht gespeichert wird, muß der Abdruck
also innerhalb von 3o ms erfolgen. Es ist äußerst schwierig, in dieser kurzen Zeit
den Abdruck vorzunehmen, und es sind daher bereits verschiedene Vorschläge bekanntgeworden,
um einigermaßen befriedigende Ergebnisse zu erzielen. Insbesondere sind für Blattschreiber,
bei denen man nicht die Druckunterlage wegen ihres großen Gewichtes gegen das Typenrad
drücken lassen kann, Typenradanordnungen bekanntgeworden, bei denen die einzelnen
Typen beweglich angebracht sind und mit einem hammerähnlich geformten Teil zum Abdruck
herausgeschlagen werden, Die bekannten Anordnungen haben den Nachteil, daß die zum
Abdruck zur Verfügung stehende Zeit äußerst kurz ist und der Abdruck der Schriftzeichen
bereits nach kurzer Betriebsdauer unsauber und unleserlich wird. In anderen Geräten,
bei denen diese Fehler nicht so in Erscheinung treten, ist die Lebensdauer der bewegten
Teile verhältnismäßig kurz, da sie übermäßig beansprucht werden.
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Bei weiterhin bekannten Anordnungen soll die Zeit vom Beginn des Empfanges
einer Impulskombination bis zu einem Zeitpunkt, an dem ein Teil der Impulskombinationen
empfangen ist, dazu verwendet werden, das Druckorgan in die Nullstellung rnit Sicherheit
zurückzubringen, d. h. das Druckorgan wird immer von derselben Nullstellung aus
zur Einstellung gebracht.
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Es sind weiterhin Ausführungen bekannt, bei welchen pro Zeichenelement
eine Welle vorgesehen ist; welche unter Einwirkung des empfangenen Zeichens das
Typenrad einstellt. Auch diesen bekannten Anordnungen haften die schon erwähnten
Nachteile an.
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Zur Vermeidung dieser Nachteile wird zum Einstellen des Typenrades
od. dgl. vorgeschlagen, die Telegrafierzeichenimpulse nacheinander in der Reihenfolge
ihres Eintreffens zu empfangen und dadurch Einstellglieder, beispielsweise fünf
oder mehr Wählschwerter; umzulegen und diese Wählschwerteinstellung durch eine Sperre
zu speichern und nach dem Eintreffen des letzten Kombinationsschrittes die Wählschwerteinstellung
auf eine Anzahl von beispielsweise fünf oder mehr Exzentern zugeordneten, auf einer
gemeinsamen Antriebswelle angebrachten Kupplungen zu übertragen, wobei die Kupplungen
alle gleichzeitig gestartet und alle gleichzeitig angehalten werden, so daß dadurch
das Drehen eines Typenrades oder ähnlichen Druckorgans erfolgt.
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Man erhält so eine Kombination der beiden bekannten Verfahren, bei
der die Vorteile beider Verfahren aufrechterhalten werden, ohne jedoch deren Nachteile
zu übernehmen.
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Die Einrichtung zur Durchführung des neuen Verfahrens arbeitet nun
folgendermaßen: Mit Hilfe eines normalen mit Wählschwertern ausgerüsteten Empfangswählsystems
werden die Telegrafierzeichen in bekannter Weise empfangen und die Wählschwerter
eingestellt. Die Wählschwerter wirken auf eine Anzahl Hebel, beispielsweise fünf,
ein, die fünf Kupplungen betätigen. Diese fünf Kupplungen steuern fünf Exzenter,
und über -ein Hebelsystem ähnlich der bekannten Art wird die Einstellung des Typenrades
oder eines ähnlichen Organs bewirkt. Der erste Exzenter bewirkt die Drehung des
Typenrades in bekannter Weise um % Umdrehung, der zweite um ?/4, der dritte um 1/$,
der vierte um 1/"a usf. Da alle fünf Kupplungen zur gleichen Zeit gestartet und
zur gleichen Zeit gestoppt werden, ist es nicht mehr erforderlich, fünf verschiedene
Achsen vorzusehen. Die Kupplungen befinden sich daher alle auf einer gemeinsamen
Achse und bewegen sich alle mit der gleichen Drehzahl. Das Hebelsystem ist dementsprechend
vereinfacht, die Hebel sind alle übereinandergeschachtelt und wirken alle in bekannter
Weise auf das Typenrad oder ein ähnliches Druckorgan ein.
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Dadurch ergeben sich folgende Vorteile: Die Ein- ; stellgeschwindigkeit
des Typenrades oder eines ähnlichen Druckorgans hat einen sinusförmigen Verlauf,
d. h. von der zuletzt eingenommenen Abdruckstellung ausgehend wird die Winkelgeschwindigkeit
allmählich gesteigert, um dann allmählich wieder zu Null zu werden. Dadurch werden
Prellungen vermieden, und die Beanspruchung der Teile ist auf das denkbar geringste
Maß reduziert. Der zurückzulegende Weg von einer Einstellung zur anderen ist außerdem,
weil sich das Typenrad in beiden Richtungen drehen kann, geringer als bei Verfahren,
bei denen sich das Typenrad nur in einer Richtung dreht. Ferner ist es von sehr
wesentlichem Vorteil, daß bei dem neuen Verfahren die einzelnen Telegrafierzeichenelemente
in der Reihenfolge ihres Eintreffens die Wählschwerter einstellen und nach Beendigung
des letzten Kombinationsstromschrittes die Wählschwerteinstellung auf die beispielsweise
fünf Exzenterkupplungen wirksam wird und dadurch die Einstellung des Typenrades
oder eilfies ähnlichen Druckorgans bewirkt. Nachdem nämlich die Exzenterkupplungen
betätigt worden sind, kann bereits das nächste Telegrafierzeichen empfangen werden,
ohne daß das Einstellen des Druckorgans und Abdrucken des Zeichens gestört wird.
Es ist in diesem Falle nicht mehr erforderlich, das Abdrucken des Zeichens in der
Zeit von etwa der
Mitte des Stoppschrittes des gerade empfangenen
Telegrafierzeichens bis zum Ende des Startschrittes des nachfolgenden Telegrafierzeichens,
üblicherweise also innerhalb von 3o ms, vorzunehmen, sondern es kann der Druckvorgang
in einer 4 '/'2fachen Zeit, d. h. etwa 130 ms, ausgeführt werden. Die Bauteile werden
dadurch wesentlich weniger beansprucht. Ferner ergibt sich insbesondere bei Blattschreibern
der Vorteil, daß das Einstellen des Typenrades oder eines ähnlichen Druckorgans
in der sehr zweckmäßigen und billigen Weise über eire drehbare profilierte Stange
mit längs verschiebbarer Buchse erfolgen kann, während die Einstellung von Sonderfunktionen,
z. B., Klingel, Wagenrückführung, Zeilenwechsel usw., oder das Einstellen von Stanzhebeln
zum gleichzeitigen Lochen der abzudruckenden Fernschrift auf einen Lochstreifen
unmittelbar von den T-Hebeln erfolgen kann. Außerdem ergibt sich der Vorteil, daß
als Empfangssystem das seit Jahrzehnten bewährte Empfangsmagnetsystem mit Wählschwertern,
die einen großen Empfangsspielraum haben, beibehalten werden kann.
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Wie schon oben erwähnt, kann das Hebelsystem zur Einstellung des Druckorgans
gegenüber bekannten Einrichtungen vereinfacht werden. Die fünf Exzenter zum Antrieb
des Hebelsystems können auf einer gemeinsamen Welle angebracht sein, so daß die
Übersetzungsräder und vier Wellen einschließlich ihrer Lagerstellen fortfallen können.
Ferner ist eine besondere Verriegelung der Exzenterauslösung zur Verhinderung der
gleichzeitigen Betätigung mehrerer Exzenter nicht mehr erforderlich, und die Hebel
können in raumsparender Weise unmittelbar übereinandergeschichtet werden. Dabei
greift jeder Hebel in seinen benachbarten Hebel mit einem Stift in eine hierfür
vorgesehene Bohrung ein.
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Die Abb. i zeigt ein Ausführungsbeispiel der neuen Einrichtung. Am
Empfangsmagneten i befindet sich der Anker 2, der einen Ankerfortsatz 3 trägt. In
der Nähe des Empfangsmagneten befindet sich die Empfangssteuerbuchse q., die in
bekannter, nicht dargestellter Weise beim Startschritt durch den Empfangsmagnetanker
für eine Umdrehung freigegeben wird. Die Empfangssteuerbuchse q. betätigt durch
ihre Nocken 5, von denen nur einer dargestellt ist, nacheinander die fünf übereinanderliegenden
Steuerhebel 6. Die Steuerhebel 6 ziehen die Wählschwerter 7, von denen ebenfalls
nur eines dargestellt ist, gegen den Ankerfortsatz 3, so daß die Wählschwerter 7
je nach Lage des Ankerfortsatzes 3 nach links oder rechts umgelegt werden. Nach
dem Abgleiten der Steuerhebel 6 von den Nocken 5 werden die Wählschwerter 7 unter
der Wirkung der Federn g und 1o mittels der Steuerhebel 6 in der Links- bzw. Rechtslage
gegen die T-Hebel ii g3drückt. Die T-Hebel ii sind jedoch in ihrer Lage durch den
Sperrbügel 12 verriegelt, der über die Zwischenhebel 13 die T-Hebel ii so lange
in ihrer Lage festhält, bis alle fünf Wählschwerter eingestellt sind. An jedem der
fünf Zwischenhebel 13 sind zwei Sperrklinken 14. und 15 angebracht, die auf die
Nasen 16 und 17 der fünf Kupplungsscheiben 18 einwirken. Mit den Kupplungsscheiben
18 sind fünf Exzenter ig fest verbunden. Nachdem alle fünf Wählschwerter eingestellt
sind, wird in bekannter, nicht dargestellter Weise der Sperrbügel 12 angehoben,
der die Zwischenhebel 13 und die T-Hebel ii freigibt. Hierdurch können die Zwischenhebel
13 ihre neue, durch die Wählschwqrter 7 ausgewählte Lage einnehmen. Diejenigen Zwischenhebel
13, die ihre Lage ändern, geben hierbei die Nasen 16 und 17 kurzzeitig frei, so
daß sich die Exzenter ig um 1/2 Umdrehung unter der Wirkung einer nicht dargestellten
Kupplung, beispielsweise einer Reibungskupplung, drehen. Diejenigen Exzenter ig,
deren Kupplungsscheibe 18 für 1/2 Umdrehung freigegeben wurde, ändern also ihre
Lage um 18o°. Dadurch nehmen auch die mit den Exzentern ig zusammenwirkenden Hebel
2o eine andere Lage ein und verstellen damit über ein Gestänge 22 und Zahnräder
23 die zur Einstellung des Typenrades dienende Welle 21.
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Da sich wegen der räumlichen Anordnung die Wirkung der Exzenter ig
und der Hebel 20 zeichnerisch schlecht darstellen läßt, ist die gleiche Anordnung
in Abb. 2 und 3 nochmals schematisch dargestellt. Abb. 2 zeigt einen Hebelübersetzer,
bei dem .die Hebel rechts von dem Exzenter angebracht sind und die Abb. 3 einen
Hebelübersetzer, bei dem aus Gründen der Raumersparnis ein Teil der Hebel und Festpunkte
links neben dem Exzenter liegen. Die fünf auf einer Achse befindlichen Exzenter
sind zwecks besserer Übersicht untereinander dargestellt und die Hebel durch senkrechte,
gestrichelte Zwischenglieder verbunden. Die senkrechten gestrichelten Verbindungsglieder
sind in Wirklichkeit gar nicht vorhanden und dienen nur zur Erläuterung der Funktionen.
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Wird beispielsweise der Exzenter 35 von der oberen in die untere Stellung
gedreht, so bewegt sich der Hebel 36 um den Drehpunkt 37 entgegen dem Uhrzeigersinn,
so daß das linke Ende des Hebels 38 um einen bestimmten Betrag nach unten verschoben
wird. Die am Hebel 38 angebrachte Zahnstange verschiebt sich dadurch in der gleichen
Richtung um einen Betrag, der die Drehung des Typenrades oder eines ähnlichen Organs
um '/,Umdrehung bewirkt. Dreht sich außer diesem Exzenter 35 auch noch der Exzenter
3q., so ändert der Punkt 37 ebenfalls seine Lage, so daß die Drehung der beiden
Exzenter 34 und 35 zusammen auf den Hebel 38 und die Zahnstange 39 eine Verstellung
des Typenrades um und um 1/4, also um insgesamt 3/4, ergibt. Durch geeignete Dimensionierung
der Hebellängen wird erreicht, daß der Exzenter 33 das Typenrad um 1/3, der Exzenter
32 um 1/1s und der Exzenter 31 um 1/32 seines Umfanges verdreht.
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Die neue Anordnung läßt sich selbstverständlich auch für andere Mehrfachalphabete
höherer Ordnung, z. B. Sechseralphabet, anwenden. Hierzu ist nur erforderlich, daß
die Anzahl der Einstellglieder, wie Wählschwerter, Exzenterkupplungen usw., dem
Alphabet angepaßt wird.