-
Verfahren zur Herstellung von -Dihydrofollikelhormon In dem Patent
698 796 ist die Reduktion des Follikelhormons der Formel C18H2202 durch die Einwirkung
von Wasserstoff bei Gegenwart bestimmter Katalysatoren beschrieben.
-
Wie gefunden wurde, läßt sich die Reduktion der CO-Gruppe zur sekundären
Alkoholgruppe auch nach den üblichen chemischen Methoden, beispielsweise also mit
atomarem bzw. nascierendem Wasserstoff, ausführen. So kann man beispielsweise das
Follikelhormon der gleichzeitigen Einwirkung von Säuren und Metallen unterwerfen
oder den Wasserstoff aus der Reaktion von Metallen mit Alkoholen oder aus der Reaktion
von Amalgam mit .Wasser oder Alkoholen entwickeln. Ferner hat es sich als möglich
erwiesen, die Ketogruppe durch Austausch der Hydrierungsstufe mit Alkoholaten in
die sekundäre Alkoholgruppe überzuführen.
-
Butenändt, Störmer und Westphal (Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd.
2o8, S. 170, 1932) haben zwar das Follikelhormon der Reduktion mit Säuren und amalgamiertem
Zink nach Vorschrift von Clemensen unterworfen, dabei aber ein Produkt bekommen,
in dem ein Sauerstoffatom aus dem Molekül entfernt ist, wie es nach den bisherigen
Erfahrungen mit dieser Methode erwartet 1vErden -mußte. Diese Methode führt also
zu einem ganz anderen Ergebnis als das vorliegende Verfahren.
-
Das nach unserem Verfahren erhältliche Dihydrofollikelhormon ist physiologisch
von außerordentlicher Bedeutung, da es sich fast 6mal so -wirksam erweist wie das
Ausgangsmaterial. Seine Auswertung ergibt nämlich etwa 30 Millionen ME. pro
Gramm, wenn es in wäßriger Suspension verabreicht wird, zum - Unterschied von normalem
Follikelhormon, das unter den gleichen Bedingungen eine Wirksamkeit von 4,5 bis
5 Millionen ME. pro Gramm ergibt. Das von. B u t e n a n d t, Störmer- und Westphal
beschriebene Desoxoföllikelhormon erweist sich bei der physiologischen Auswertung
als vollkommen unwirksam.
-
Die Umsetzungen nach vorliegendem Verfahren verlaufen nicht immer
absolut quantitativ. Die Aufarbeitung zur Isolierung des Dihydrofollikelhormons
ist aber. außerordentlich einfach, denn man kann es von nicht verändertem Ausgangsmaterial
leicht durch sein Verhalten gegenüber Ketonreagenzien befreien, indem man beispielsweise
die alkoholische Auflösung des rohen Reduktionsproduktes mit Semicarbazid behandelt.
Es kristallisiert das schon bekannte Semicarbazon
des Follikelhormons
aus, während :n der Lösung nur die Hydrierungsprodukte zurückbleiben.
-
Beispiel i Man erhitzt eine Auflösung von -i g Follikelhormon vom
Schmelzpunkt 2q.0° (es ist dies ein rohes Kristallisat, wie es direkt aus den rohen
braunen Hormonölen erhalten wird) in etwa der ioofachen Menge Ainylalkohol zum schwachen
Sieden und trägt nunmehr fein geschnittenes N atriummetall in einer Menge von i
g ein. Die anfangs gelblich gefärbte Lösung entfärbt sich im Laufe der Reaktion.
:Am Ende der Reaktion erstarrt die Reaktionsflüssigkeit nach dem Ab--
kühlen
zu einem von Kristallen durchsetzten 01. Nun wird Wasser zugesetzt, angesäuert
und dann mit Wasserdampf der Amylalkohol abgetrieben. Es bleibt ein krümeliges Harz
zurück, das mit Äther aufgenommen wird: Die ätherische Lösung wird mit Natronlauge
durchgeschüttelt und ergibt sodann beim Abdampfen ein bräunliches Harz. Aus der
alkalischen Lösung fällt mit Säure eine harzige Substanz, die sich nach und nach
verfestigt. Durch Sublimation im. Hochvakuum und Umkristallisieren läßt sich daraus
eine Substanz vom Schmelzpunkt 167 bis 17O° abscheiden, die in Schwefelsäure eine
gelbgrün gefärbte Lösung ergibt. Unter der Analysenquarzlampe zeigte diese Lösung
die charak= terisesche blaue Fluoreszenz des Dihydrofollikelhormöns.
-
Beispiel 2 t g Follikelhormon wird in Zoo ccm mit Wasser gesättigtem
Essigester gelöst und mit amalgamierter Aluminiumfolie geschüttelt. Nach Beendigung
der Reaktion wird die Ess'.gesterlösung verdampft und der zurückbleibende Rückstand
wie in Beispiel i gereinigt. Man erhält hier das gleiche Dihydrofollikelhormon wie
in Beispiel i.
-
Beispiel 3 i g Follikelhormon wird in ioo ccm Eisessig gelöst und
mit einer Spur Palladiumchlorid versetzt. Nunmehr wird guter Zinkstaub in etwa der
2ofachen berechneten Menge in ganz kleinen Anteilen im Laufe von -2 Stunden eingetragen
und dann so lange gekocht, bis der größte Teile des Zinkstaubs gelöst ist. Dann
wird nach Filtration der Lösung mit Wasser ausgefällt und das erhaltene harzige
Reaktionsprodukt in Alkohol gelöst. Nach Versetzen der alkoholischen Lösung mit
der Auflösung der gleichen Menge Semicarbazidchlorhydrat in Alkohol und der entsprechenden
Menge Kaliumacetat läßt man 48 Stunden stehen und filtriert sodann von dein ausgeschiedenen
schwer löslichen Follikelhormonsemicarbazon ab. Aus der Mutterlauge wird durch Ausfällung
mit Wasser das nunmehr gereinigte Reduktionsprodukt ausgefällt und durch Umkristallisieren
gereinigt. Beispiel Man löst 5 g eines in der üblichen Weise aus Harn von schwangeren
Stuten dargestellten Rohproduktes, welches in i g 3oo ooo ME. enthält, in der erforderlichen
Menge verdünnter Alkalilösung auf, filtriert von dem Ungelösten und trägt in kleinen
Portionen fein gepulvertes Aluminiummetall ein. Die Reaktion wird so lange fortgesetzt,
als noch die charakteristischen Reaktionen der Ketogruppen festgestellt werden können.
Dann wird von dem in geringer Menge ausgeschiedenen Ungelösten abfiltriert und die
Lösung in bekannter Weise durch Ansäuern und Extrahieren oder durch Isolierung des
Hormons in Form eines Esters oder einer Ketöverbindung aufgearbeitet.
-
Beispiel i g kristallisiertes Alphafollikelhormon wird in iooccm 5°/oiger
Natronlauge aufgelöst. Zu der Lösung werden nach und nach in kleinen Portionen und
ohne äußere Wärmezufuhr i o g Raney-Katalysator (Homer Adkins - »HydrogenationofDerivativesof
Pyridine«. Journal of Amer:can Chemical Society 1934, page 2425) zugefügt. Die Lösung,
die während des Eintragens dauernd sehr gut gerührt wird, erwärmt sich nach und
nach, und Wasserstoffentwicklung macht sich bemerkbar. Nachdem die Reduktion vollendet
ist, wird von dem ausgeschiedenen Nickel abfiltriert und aus der vollständig farblosen
Mutterlauge durch Ansäuern das Dihydrofollikelhormon ausgefällt. Die Ausbeute ist
fast quantitativ.