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Kettendruckverfahren zur Herstellung gemusterter Kettenflorteppiche
Der Teppichhersteller wird vor die Aufgabe gestellt, Teppiche herauszubringen, die
durch Verminderung der Gestehungskosten zu wesentlich niedrigeren Preisen in den
Handel gebracht werden können als die Kettenflorteppiche, deren Florketten vor -dem
Einweben nach dem trotz seiner Umständlichkeit und Kostspieligkeit- allgemein gebräuchlichen
Trommeldruckverfahren bedruckt werden, bei welchem jeder Kettfaden oder gleichartig
zu bedruckende Kettfäden eines Teppichmusters in einer für eine größere Auflage
von Teppichen genügenden Zahl, Faden neben Faden, auf eine im Umfang mindestens
der drei- bis vierfachen Länge, des Teppichs entsprechenden Trommel gewickelt und
auf derselben mit zur Trommelachse parallelen Farbstreifen versehen werden, die
in ihrer Breite und Verteilung der Musterpatrone entsprechen, nach welcher der Drucker
die Maschine bedient.
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Zum Zwecke .der Herabsetzung der Gestehungskosten wurde der an sich
besonders einfach und wirtschaftlich erscheinende Weg, das fertige Gewebe zu bedrucken
(Zeugdruck), versuchsweise beschritten. Einer der einschlägigen Versuche, Florgewebe
nach Art des Zeugdruckes zu bedrucken, besteht in einem sog. plastischen Druckverfahren,
bei welchem der Flor unter der Einwirkung von Wärme Fettfarben aufsaugt, die in
verhältnismäßig tief ausgeführten Gravierungen der in Anwendung kommenden Druckplatten
oder Druckwalzen gehalten werden. Dieses sog. plastische Zeugdruckverfahren eignet
sich schon wegen der Art der verwendeten, den Teppichen eine fettige Beschaffenheit
verleihenden Fettfarben und der Unmöglichkeit der Erzielung feiner Farbabstufungen
sowie einer tadellosen unverschmier ten Rückseite nicht zur Erzeugung von gemusterten
Teppichen; ferner ergeben sich bei dem erwähnten Verfahren auch viel zu hohe Gestehungskosten.
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Durch diesen und zahlreiche andere Versuche gelangte der Fachmann
zu der Erkenntnis, daß der Weg, das fertige Gewebe zu bedrucken (Zeugdruck), ohne
Einschränkung in der Farbenzahl und im Muster nur bei glatten Geweben, nicht aber
bei den hier in Frage stehenden Teppichflorgeweben gangbar ist, und da.ß eine einwandfreie
Musterung nur durch Kettendruck zu erzielen ist, so daß es also darauf ankommt,
den den wesentlichsten Faktor der bisherigen hohen Gestehungskosten bildenden Kettendruck
auf Trommeln durch ein anderes weniger kostspieliges Kettendruckverfahren zu ersetzen.
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Man hät bereits vorgeschlagen, an den zur Herstellung von gemustertem
Samt dienenden seidenen Florketten das Muster mittels Druckwalzen aufzudrucken,
und zwar in der Weise, daß das aufzudruckende Muster von der Druckwalze in Längs-
und Querrichtung des zu bedruckenden Gewebes um das Maß der Verkürzung, welche die
Polkette beim Einweben erfährt, vergrößert, also unverzerrt übertragen und die mit
diesem Muster unmittelbar zu bedruckende Polkette zuvor in einer ihrer Verkürzung
entsprechend größeren
Breite geschert wird. Zum Bedrucken von Florkctten
in solcher Weise mittels Druckwalzen wurden ferner Vorrichtungen vorgeschlagen,
bei welchen eine oder mehrere Walzen oder Zylinder vorgesehen sind, die zu einem
Muster zusammengesetzte Farbstoffblöcke tragen, gegen welche die über die '\Valzen
geführten, vorher angefeuchteten Ket-' ten mittels eines Lineals angedrückt werden.
Diese Art des Walzendruckes ermöglicht nur die Erzeugung sehr einfacher Muster.
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Es wurde .nun gefunden, daß das bekannte Bedrucken von Ketten mit
auseinandergezogenem Muster auch beim Bedrucken der dicken Bettfäden für die Herstellung
gemusterter Kettenflorteppiche brauchbar ist, wenn die bisher in der Hauptsache
nur für den Zeugdruck benutzten Rouleaux--- und g-eliefdruckmaschinen unter Verwendung
hohen Farbauftrages und gegebenenfalls zwischenden Druckwalzen wirkender Preßwalzen
zur Anwendung gelangen, und daß auch bei besonders großer Garnstärke dann gut durchgedruckte
Kettfäden zu erzielen sind. Die zur Ausführung des neuen Verfahrens Anwendung findenden
Rouleauxdruckmaschinen erhalten zur Erhöhung des Farbauftrages eine tiefere Gravur.
Die zwischen den Druckwalzen wirkenden Preßwalzen sind nicht graviert; sie können
mit dem sog. Tausendpunktmuster versehen sein. Bei den Reliefdruckmaschinen wird
zu demselben Zweck eine geeignete Gestaltung der Filzfarbwerke und insbesondere
eine geeignete Polsterung. des Druckzylinders vorgesehen, ebenso erfolgt eine dem
höheren Farbauftrag entsprechende Einstellung der Abstreichmesser (Rakeln). Es kommen
zur Ausführung des Verfahrens gemäß der Erfindung auch Walzendruckmaschinen mit
ebenen tischartigen Auflage- und Aufspannüächen für die zu bedruckenden Ketten in
Frage: Die Herstellung vollständig durchgedruckter, scharf gemusterter Druckketten
kann insbesondere dadurch erleichtert werden, daß man die Garne vor dem Druck mit
geeigneten Netzmitteln imprägniert und darauf in trockenem oder noch feuchtem Zustand
mit leicht in die Faser eindringenden Farben bedruckt, denen nach Bedarf noch Netzmittel
zugesetzt werden können. Damit die Kettfäden während des Druckvorganges ihre ursprüngliche
gegenseitige Lage behalten, werden sie vorher durch wenige Schußfäden zu einem nach
dem Bedrucken leicht wieder lösbaren, gewebeartigen Verband vereinigt.
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Bei dem Verfahren gemäß der Erfindung vollzieht sich das Drucken von
Kettfäden zur Herstellung gemusterter Kettenflorteppiche erheblich rascher als bei
dem üblichen Kettendruck auf Trommeln. Außerdem werden die beim Trommeldruck häufig
vorkommenden Druckfehler und die dadurch bedingten Verluste an Arbeit, Garn und
Farbe vermieden. Ferner erübrigen sich das langwierige Prüfen der gedruckten Stränge,
das Spulen der Stränge auf Setzspulen, das Aufsetzen der Spulen auf die sog. Setzwagen
und das Setzen, d. h. Richten der zusammengehörenden Florfäden auf dem Setzwagen.
Es werden also, abgesehen von dem eigentlichen umständlichen Kettendruck auf den
Trommeln, vier weitere Arbeitsvorgänge überflüssig, wogegen als , Mehrleistung nur
die Vereinigung der Ketten durch wenige Schußfäden zu einetn losen Gewebe und das
nachträgliche Entfernen der Schußfäden in Betracht kommt.